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ZEITSCHRIFT
ru FÜB
I O' VERGLEICHENDE
SPRACHFORSCHUNG
AUF DEM GEBIETE DES
DEUTSCHEN, GRIECHISCHEN UND
LATEINISCHEN
HERAUSGEGEBEN
Sr. ASAI.8BRT XVBir,
PROPB880R AM OÖLNISOHEN GYMNASIUM ZU BBBLIN.
NEUNTER BAND.
BERLIN
PEEID. DOMMLEB'S VEBLAGSBUCHHANDLUNO
1860.
/
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L^:.
4 *
Inhalt.
8«it«
Ueber die verbindang der stammen consonanten mit folgendem v and
die davon abhängigen erscheinongen, von Qrafsmann . . . . 1
Ueber den dativ ploralis des altgriechischen, von Q. Qerland ... 86
Wörterbuch der niederdeutschen spräche u. s. w. von Kosegarten,
angezeigt von Woeste 69
Bemerkang über das verfaältnifs des lateinischen aocentuationsgesetzee
zum griechischen, von Lottner 77
Accipiter ^ äfupatvan, von Th. Benfey 78
Ein abschnitt ans meiner Vorlesung über vergleichende grammatik der
indogermanischen sprachen, von Th. Benfey 81
Zum sabellischen dialekt, von W. Gorssen 188
Bfjtho-etymologica, von Pott 171
Der althochdeutsche diphthong AO, von E. FSrstemann .... 217
Die iguvinisdien tafbin u. s. w. von E. Huschke, angezeigt von W.
Gorssen 226
Lateinische etymologieen (vibrare; histrio; mentiri, mendax, mendum;
mentula, cunnus; inrio, inritare), von Th. Aufrecht .... 281
nAga, snake, von A. Weber 288
hliumunt, von 6. Btthler 286
Die lateinischen adverbia auf tim, von K. Walter 288
mxtavoqt von A. Kuhn 240
Die anomalieen der mehrstttmmigen comparation und tempusbildung, von
L. Tobler 241
Die Wurzel SBU in flufsnamen, von E. FSrstemann 276
Der kjrprische dialekt und Euklos der chresmologe, von Bf. Schmidt . 290
6. Qerland: der altgriechische dativ, zunttchst des Singular, angezeigt
von Legerlotz 808
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IV Inhalt.
Seite
Geppert: lieber die ausspräche des lateinischen im älteren Drama,
angezeigt von A. Knhn 312
Lud. Schwabei de deminutivis graecis et latinis Über, angez. von de ms. 314
Alb. Seh war tz: de praepositionibus graecis et latinis, angez. von de ms. 816
Rost: Schulgrammatik der griech. spräche, angez. von de ms. . . .317
äuge, von Lottner 319
Der griech. relativstamm, von de ms 320
Das dreisilbengesetz der griechischen und lateinischen betonung, von
G. Curtius . . . . , 821
Mjtho-etymologica, von Pott 339
Der kyprische dialekt und Euklos der chresmologe, von M. Schmidt
(schlufs) 361
Zur deklination der u-stämme im lateinischen, von Walter . . . .370
on B= eu im lateinischen, von A. Schleicher 872
Die homerischen formen des zeitworts f»>a«, von Leo Meyer . . . 878
Danneil: Wörterbuch der altmftrkisch- plattdeutschen mundart, angez.
von Diefenbach 890
van den Helm: Proeven van woordgronding, angezeigt von Müllen-
hoff . 894
otTv^ov, von M. Schmidt 899
Mytho-«tymologica, von Pott 401
Die homerischen formen des zeitworts c»i'a», von Leo Meyer (schluTs) 428
VS, fi^t von demfi 482
Zur vergleichenden metrik der indogermanischen Völker, von B. West-
phal . • 437
Sach- und Wortregister, von C.Arendt 459
Verbesserungen :
8. 55 z. 17 V. n. lies psychischere verstand statt physischere.
ib. z. 16 V. u. lies zwei bedeutungen gehören statt zwei gehören.
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V^y
Ueber die Verbindung der stummen konsonan-
. ten mit folgendem v und die davon abhängigen
erscheinungen.
Jjie Verbindung der konsonanten mit den darauffolgenden
,, halbvokalen j und v bedingt im indogermanischen eine reihe
js von lautwandlungen, welche oft den Ursprung der dadurch
) afficirten laute unkenntlich macht, und dazu auffordert, die
^* gesetze dieser Verwandlungen näher zu untersuchen. Ich
^ werde hier insbesondere die Verbindung der stummen con-
3' sonanten mit folgendem v ins äuge fassen, indem die um-
5* Wandlungsgesetze för diese gnippe von lautverbindungen
fast überall dieselben sind und sich daher naturgemäfs zu
einem ganzen zusammenschliefsen. Da die lippenbuchsta-
ben ihrer natur nach nicht mit v verbunden vorkommen
können, so bleiben mit übergehung zunächst der speciell
dem Sanskrit angehörenden buchstaben nur die kombina-
tionen: sv, dv, dhv, tv; kv, gv, ghv übrig.
Erste abhandlung:
üeber sv, dv, dhv, tv.
Zunächst stelle ich die allgemein als zusammengehörig
anerkannten Wörter zusammen, welche im sanskrit sv zei-
gen, indem ich dem sanskrit das griechische, diesem das
lateinische, diesem das gothische, oder in ermangelung des-
selben das altnordische (mit n. bezeichnet) folgen lasse:
IX. 1. 1
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2 Gralsmann
1. svkß'y jrog, acpog; suus; seins
8ve8
2. svdsar; „ soror; svistar (vokativ)
svasäram; „ sororem; svistar (akkusativ)
3. sväpimi; „ „ n. sofa, svaf
sopor.
Hierbei bemerke ich, dafs ich für das altnordische immer
den Infinitiv statt der crimen person des präsens anführen
werde.
4. sväpdyämi; „ söpio; n. svef-ja
5. svapnas; imvog; somnus; n. svefii
7. svädiis; j^v^vg; suavis; sutis, ags. svete
8. svid-yami; iS-io); süd-o; n. sveit-a
9. sved-as; iS-og; süd-or; n. sveit-i
Hierzu kommen noch
10. ^vapuras; jrixvgog; socer; svaihra
11. pva^rüs; jrixvgd; socrus; svaihro,
in denen das sanskrit, ojBFenbar aus einem gewissen strebeo
nach gleichklang, den anlaut der ersten silbe dem der
^weiten gleich gemacht hat, eine erscheinung, die sieh bei
dem ersteren worte auch in dem lit szeszuras wiederholt.
Die obige Zusammenstellung zeigt, dals das g^mani-
sche unter den 10 angeführten föllen 7mal den anlaut sv
bewahrt hat, während in den 3 übrigen fallen ein schwan-
ken stattfindet, dafs hingegen das lat^nische unter 11 fU-
len nur zweimal diesen anlaut zeigt, und zwar einmal (in
suavis) in unveränderter form, das fmdremal (in suus) mit
vokalisirtem v. Das griediische endlich zeigt nirgends
mehr spuren des anlautes Of, wie denn überhaupt von die-
ser lautkombination sich nur in dem yiayov = laov des
Hesychius eine überdies unsichere spur erhalten hat. Die
Umwandlungen, welche sv erfährt, sind nun folgende:
1) Der folgende vokal fällt weg, während das v sich
zu u vokalisirt. Diese Umwandlung zeigt das go. sutis und
das gr. imvog^ letzteres zugleich mit wegfall des s. Fer-
ner tritt dieselbe im sanskrit selbst vielfach hervor, und
besonders dann, wenn die silbe unbetont ist. So bildet sich
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über die Verbindung der stummen consonanten u. s. w. 3
▼on dem unter no. 3 angeftihrteii svap das part. supt^, die
3. pl. perf. aushupüs, 3. sg. praes. pass. supy4te, der aorist
des causativs äsOshupam. Vor r oder 1 mit fegendem coq-
sonanten, und vor unmittelbar antretendem participialen
-na und passivischem ya wird dann das u verlängert; so
entspringt, um ein zu dieser anlautsgruppe gehöriges bei-
spiel anzuftihren, aus der wurzel svar* (glänzen), die in
svar (der himmel, das licht) hervortritt, auf der einen seite
sura-s (gott), und auf der andern surya-s (sonne). In die-
sem letzteren falle der Verlängerung läfst sich jedoch häufig
nicht mit Sicherheit entscheiden, ob die Umwandlung zu
dieser oder der nächstfolgenden lautstufe gehört; und na-
mentlich ist sdrya^s seines accents wegen wohl eher zu der
folgenden lautabstufting zu stellen.
2) Das Y fällt weg, indem es dem folgenden vokale
eine eigenthümliche schattirung mittheilt, welche den rück-
schlufs auf einst vorhandenes v mit mehr oder minder Si-
cherheit gestattet. Im lateinischen verwandelt sich auf diese
weise sva in so, svä in so, svi in sü, und diese Umwand-
lungen sind in dem grade normal, dafs sie unter den 11
oben angeftihrten fällen 9mal eingetreten sind, und dafii
auch umgekehrt die mit so, so, sä anlautenden Wörter in
ihrer grofsen mehrzahl durch diese Umwandlungen entstan-^
den sind. Im altnordischen zeigt sich der entsprechende
Übergang, indem nach allen stummen konsonanten va in
o, vi in y übergehen kann (vergl. Grimm gramm. I, 311).
D^ erstere Übergang tritt im altnordischen infinitiv selbst
da ein, wo im gothbchen das a der wurzel in i überge-
gangen ist, z. b. koma = go. kviman, sofa = ags. svgfa,
während das präsens e zeigt: kem, sef, und das präteritum
das ▼ meist bewahrt : kvam neben kom , svaf ; plur. kvä-
mum, sväfiim. Den Übergang von vi in y zeigt z. b. sy-
stir = go. svistar, kykvendi = kvikvindi (thier). Im sans-
krit zeigt sich die entsprechende Umwandlung in anderer
form, indem nämlich v mit dem folgenden vokal zu ü zu-
siunmenfiiefst; so z. b. geht aus dem oben angeführten svar
hervor: süri-s (der priester), sura-s ?=« sdryas (die sonne).
1*
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4 GnUamaDn
Im griechischen ist der Übergang von /-t in I, den die
unter no. 8 und 9 angeführten beispiele zeig^i , der hier
besprochenen Umwandlung zuzuzählen.
3) Der wegfall des v ohne ersatz zeigt sich in d^n
gothischen possessivum seins; auch in den übrigen spra-
chen sehen wir in dem zu gleichem stamm gehörigen re-
flexivum das v meist schwinden, wie im prakrit.se, zead.
he (für se), lat. se.
4) Der wegfall des s ist im griechischen überall da
anzunehmen, wo statt des anlautenden sv sich anlautendes
digamma zeigt, also in den beispielen 6, 10, 11 und zum
theil in 1. Mit dem wegfall des digamma hat sich dann
in diesen fällen die gsaize lautkombination verflüchtigt.
5) Mehr isolirt steht die erhärtung des v zu gr. (Xqr,
wie er in acpog hervortritt. Die analoga dieser Verwand-
lung zeigen sich nur nach harten mutis, wo wir sie im
verlauf näher betrachten werden.
6) Noch habe ich eine hierher gehörige Umwandlung
zu erwähnen, für welche bei anlautendem s nur die letti-
sch^i und slavischen sprachen ein sicheres beispiel liefern;
dies ist die Umwandlung des v nach den stummen konso-
nanten in 1 oder r. Die erstere dieser Umwandlungen zeigt
das altsl. sladök, lit. saldüs (suis), welche unzweifelhaft dem
skr. svädus entsprechen, indem das lit. saldüs als transpo-
sition von sladus betrachtet werden mufs, wobei die kürze
des Vokals kein bedenken hat, da schon die wurzel svad,
sväd diesen Wechsel zeigt. Wenn man mit Bopp das goth.
slepan zu skr. svap stellt, was jedoch bedenklich ist, so
hätte man auch in dem zu gründe gelegten sprachkreise
ein beispiel dieser Verwandlung des v in 1 nach s. Nach
den übrigen stummen konsonanten wird sie uns mehrfach
entgegentreten.
Als sichere beispiele für dv, dhv, tv stelle ich fol-
gende auf:
12. dvau; Svoo; duo; tvai
13. dvi-; Si~; bi-; n. tvl-
14. vimpati; yrlxariy^eixoct^; vigiuti
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über die Verbindung der stummen konsonanten u. t. w. 5
15. dvis; Sig; bis; tvis-, n* tvl8-var
16. svädvf; f]SB7ai suävis;
17. nordvi; ßgaSsia; mollis.*
EKerzu fikge ich aus dem gebiete des lateinischen:
18. duellom neben bellum
19. duonos neben bonus.
Ferner ftr dhv:
20. dvär fores (pl.) daur
dvira-m; &uQai foras (acc. pl.) dauro.
Hier zeigt das sanskrit eine anomalie des anlautes.
Daftr, dafs auch im sanskrit der ursprüngliche anlaut dh
gewesen sei, sprechen einstimmig die drei anderen spra-
chen. E^ wird sich weiterhin zeigen, dafs diese anomalie
mit anderen durch den einflufs des folgenden v hervorge-
rufenen anomalien in Zusammenhang steht.
21. ürdhv4-s; ogäog; arduus,
wozu noch zend. eredhva- (fQr rdhva) zu stellen ist, wel-
ches genau der griechischen und lateinischen form ent-
spricht. Formell entspricht ihnen das skr. ürdhvärs nicht
genau; letzteres lehnt sich an die wurzel vrdh, während
erstere sich an die gleichbedeutende modifikation dieser
Wurzel, nämlich an rdh, anschliefsen.
22. tvä; riy ai^ kret rgi; te; l?u-k
23. tava; rio, aio; tui; ]>ei-na
24. tvax-ami; rsvxco; texo;
täxan; rexrwy
25. catvaras; rirtaQBg, rirogsgi quatuor; fidvor, alts.
fiwar
c&tnr; niavQsg.
Hierzu fftge ich noch einige formen des sanskrit, welche
zur wurzel tvar (eilen) gehören, indem sie den lautwech-
sd, welchen tv erfährt, übersichtlich darstellen:
26. tvär-e, tur-4yämi, tur-ye, tir-as, tar-ala,
wozu das zend. aiwithüra (sehr kräftig) gehört. Die skr.
wurzel tsar in ava-tsar-ämi (ich enteile, entfliehe) wage ich
nicht, diesen formen beizuf&gen.
In allen diesen fällen hat das lateinische, da es die
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6 GraTsmanii
Verbindung der konsonanten d und t mit v nicht kennt,
entweder das v zu u vokalisirt, wie in duo (duellum, dno-
nus), arduus, tui, quatnor, oder es hat eine weiter gebende
Umwandlung eintreten lassen. Auch im griechischen haben
sich nur in dem homerischen §fi]V, Sfeidta und seinen ver-
wandten, sowie m dem dorischen Sodv spuren dieser Ver-
bindungen erhalten; während im germanischen die entspre-
chenden lautgruppen vielfach unversehrt erhalten sind. Die
vorher angefiihrten Umwandlungen des sv treten in entspre-
chender weise auch hier hervor; nämlich:
1) Die vokalisation des v unter wegfall des folgeaden
Vokals zeigen im skr. c4tur (25), turayämi (26); dagegen
ist die form tür-ye des accents wegen besser zu der fol-
genden lautstufe zu stellen; femer im griechischen: övq^a
(20), TBvxo^ (24), dessen thema tvx ist, und niavQsg (25},
wofür auch unorganisch mavQsg und TtiaavQsg; endlich im
gothischen }uk (22). Zweifelhaft dagegen, ob zu dieser
oder zur folgenden lautstufe zu zählen, ist goth. daur, dauro;
da zwar au diejenige modifikation ist, in welche im gothi-
schen (wie auch im litauischen) a durch den einflufs eines
ursprünglich vorhergehenden v sich umwandelt, aber auf
der andern seite ur sich im gothischen stets in aur ver-
wandelt. Dagegen lä&t uns das althochdeutsche atifser
zweifei, indem das femininum turi, tura dieser, aber das
neutrum tor (= goth. daur) der folgenden lautstufe an-
gehört.
2) Wegfall des v zugleich mit der dem klänge des v
annähernden schattirung des folgenden vokals finden wrir
also in dem hochd. tor = goth. daur; femer im zend. aiwi-
thüras und wahrscheinlich im skr. turye (26), im zend.
tum SS skr. tvam, in dem dorischen riroQtg^ indem näm-
lich o die durch ursprünglich vorhandenes v im griechi-
schen hervorgebrachte schattirang des a und e ist, analog
dem lateinischen und germanischen (besonders dem altnoiv
dischen).
3) Wegfall des v ohne ersatz zeigen im sanskrit ta-
xan (24), taras, tarala (26), im griechischen Si- (13), 8ig
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aber die Verbindung der stummen konsonanten lu 8. w. 7
(15), cUe femininen auf &a der adjektiTen auf tv (16, 17),
fer&er o^d-og (21); im griechischen, lateinisch^i und deut-
schen die obliquen kasus des pronomens zweiter person im
aingolar (22, 23), so auch im sanskrit te (gen. dat.) neben
dem Tedischen tve. Auch hat das sanskrit neben der form
tTax-ämi die gebräuchlichere form taxämi, während die ab-
leitungffli tvixas, tvdshü* den vollständigen anlaut bewahrt
liaben.
4) Den wegfall des ersten dementes (d, dh, t) der
kombination ohne ersatz zeigt das 14. beispiel (vim9ati
u.&w.) und zwar übereinstimmend in den drei älter^i
sprachen, femer das lat. suävis für snädvis (16) und das
altsächsische fiwar.
5) Von der erhärtung des v zeigt sich hier nur ein,
oben nicht mit angeführtes beispiel; es soll dieselbe im
zusammenhange mit den verwandten erscheinungen unten
besprochen werden.
6) Umwandlung des v in die liquida r zeigt sich in
der kretischen form rge (22), sowie in dem kretischen Se-
ÖQoiXfog fbr ötdfoixwq.
2ä\k diesen Umwandlungen treten nun in den vorliegen-
den beispielen noch zwei neue hinzu, fQr welche die Ver-
bindung SV keine vollkommen sicheren beispiele liefert,
nämlich:
7) Das erste element der Verbindung (d, dh) fällt weg,
und zum ersatze dafür verwandelt sich das v in denjeni-
gen labial, welcher der lautstufe des wegfallenden demen-
tes entspricht, nämlich in b, bh, je nachdem das wegfal-
lende element d oder dh war. Für t zdgt sich kein bei-
spiel, indem in der Verbindung tv das t zu charakteristisch
erschien, als dafs auf diese weise tv durch p ersetzt wer-
den konnte. Beispiele für die Verwandlung von dv in b
liefern im latdnischen: bi- (13), bis (15), bellum (18), bo-
nns (19) und für die von dhv in bh (= lat. f): fores, fo-
ras (20), wo also der Wechsel der aspiraten durch den dn-
flu(s des V motivirt zu sein scheint.
8) Das V wird der vorhergehenden muta assimilirt,
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8 GfAmann
niras natürlich nur im inlaate möglich ist. Ein beisptel lie-
fert Tevtageg. In dem lat. mollis ist die erscheinung com-
plicirter, da dies ftir moldvis steht.
Ich stelle nun die sämmtlichen Umwandlungen nach
gewissen allgemeinen kategorien geordnet zusammen, wo-
bei ich, um die Übersicht zu vervollständigen, auch dicg^ii-
gen Umwandlungen hinzufüge, welche sich bei d^i betrach-
teten lautverbindungen aus mehr vereinzelten oder minder
sicheren beispielen mit einem überwiegenden grade der
Wahrscheinlichkeit ergeben. Ich betrachte zuerst die fidle,
in denen das erste element der kombination unverändert
bleibt, und nur das zweite element (v) sich umwandelt.
Diese Umwandlungen ordne ich nach dem grade, in wel-
chem sie die natur des v verändern. Die leiseste ände-
Fung ist die vokalisation des v zu u. Sie kann vor voka-
len nur im lateinischen (1, 12, 18, 19, 23, 25) und grie-
chischen (12) vorkommen; dagegen zeigt sie sich mit ^eich«-
zeitigem wegfall des folgenden vokals (a, i) in allen spra-
chen. Beispiele liefern no. 5, 6, 20, 22, 24, 25, 26. Hieran
schliefst sich zunächst eine Umwandlung, welche in den
oben angefahrten beispielen nicht hervortrat; nämlich die
Verwandlung des v in m, welche ja auch unabhängig von
vorhergehender muta vorkommt. Sie zeigt sich nach dh
in der skr. wurzel dhmä (blasen), wdcher die litauische
durch s erweiterte wurzel dväs entspricht (dvasö bauch,
athem; dves-ti athmen, ausathmen), und auf der andern
Seite das lat. fllä-re, das hochd. bläjan, bläsan, formen,
welche ihren einigungspunkt nur in einer mit dbv (lit. mit
dv) anlautenden wurzelform finden. Ebenso lassen die be-
nennungen der feige avxov^ ficus, slav. smokva, goth.
smakka sich nur vereinigen, wenn man eine form mit an-
lautendem SV annimmt. Ein sicheres beispiel liefert femer
die später anzuführende wurzel kmar (krumm sein). -^
EUeran schliefst sich die Verwandlung des v in 1 oder n
Beispiele liefern no. 7 im lettischen und slavischen, femer
das kretische rgi (22) und Sedgoixdg. Der Vorgang scheint,
wenigstens zum theil, der gewesen zu sein, dafs sich dem
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ttber die yerbrndung der stammen konsonanten u. 8. w. 9
▼ ein r beimischte und dann später das v verschwand;
hierauf deuten die wurzeln der indischen grammatiker:
dfavan, dhvran, dhran, welche als nebenformen von dhvau
(tdnen, summen) angeführt werden, welche die angedeutete
entwickelung in fortschreitender reihe zeigen. Auf ähn-
liche weise scheint die hin und wieder voricommende Ver-
wandlung des V nach einer tenuis in s gedeutet werden
zu müssen, von der uns tsar ein, freilich unsicheres, bei-
spiel lieferte. So führen uns die indischen grammatiker
die gleichbedeutenden wurzelformen: kvel, xvel, an, und
wie geringe man auch von solchen angaben der gramma-
tiker denken mag, so wird man sie doch nimmermehr fQr
bk>ise erfindungen halten, welche aller historischen basis
ermangelten. Ebenso scheinen die wurzeln xvid, xid, wel-
che in der bedeutung „tönen^ angefahrt werden, auf ^vid
(glänzen) zurückzufahren, da die bedeutungen tönen und
glänzen sich fast überall berühren. Endlich kann das v
inlautend der vorhergehenden muta assimilirt werden (25,
und in gewisser weise no. 17).
Ich gehe nun zu den föUen über, in welchen das erste
dement der kombination sich umwandelt, das zweite de-
ment entweder unverändert bleibt, oder eine von der um-
wandUing des ersteren abhängige Veränderung erleidet.
EUer zeigt sich zuerst im sanskrit durch den einfluls des
folgenden v eine lautverschiebung, welche genau in glei-
chem sinne wie im germanischen erfolgt, so dafs dann die
laiate im sanskrit und im gothischen vollständig überein-
stimmen. Sie zdgt sich besonders bei den gutturalen, von
denen später die rede sein wird; in dem hier zusammen-
gestellten material zeigt sie sich entschieden in dvär, dvära
s= goth. daur, dauro. Von weiterer erstreckung ist die
verwimdlung des ersten dementes in s. Hierbei bleibt das
folgende v unverändert, wenn das erste dement ursprüng-
lich weich war (d, dh, g, gh) ; hingegen wenn dies dement
hart war (t, k), so erhärtet im sanskrit und im griechi-
schen auch das folgende v in ph, ^, so dafs nun die com-
binationen sph, 6(p entstehen. Ersteres zeigt sich z. b. in
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10 Grafsmaim
dhvan ( tönen) im verbältniis zu dem gleichbedeutenden
svan, mit denen noch die letto-slavische wurzel zvan (tö-
nen) zu vergleichen ist. FOr das letztere weüs ich hier,
wo die gutturalen noch ausgeschlossen bleiben sollen, nur
das griech. acfw^ acpm^ sofern es aus dem singular (skr.
tvam) abzuleiten ist, anzufahren. Die gutturalen zeigen
für beide fälle reichliche beispiele, wie später gezeigt wer-
den soll. Endlich kann nach k das folgende v in denjeni-
gen labial, welcher der lautstufe des k entspricht, also in
p verwandelt und diesem das k assimilirt werdmi, eine Um-
wandlung, welche später zu besprechen ist.
Es mögen nun die falle folgen, in denen das erste de-
ment wegfallt. Dies geschieht entweder ohne ersatz, so
dafs blofses v übrig bleibt (1, 6, 10, 11, 14, 16, 25), oder
es wird zum ersatze das v in denjenigen labial, welcher
der lautstufe des weggefallenen elementes entspricht, ver-
wandelt d. h. in die labiale tenuis, media, aspirata, je nach-
dem die weggefallene muta eine tenuis, media oder aspi-
rata war (13, 15, 18, 19, 20). Hierbei wird s wie eine
aspirata behandelt (vergl. ficus).
Es bleiben noch die fälle Übrig, wo das zweite de-
ment V wegfallt, und zwar entweder ohne ersatz (1, 13, 15,
16, 17, 22, 24), oder indem der folgende vokal eine der
natur des wegfallenden v entsprechende Umwandlung erlei-
det. Diese Umwandlung besteht entweder darin, dafs das
V den folgenden vokal dem klänge des u um eine stufe
näher rückt, also a in o verwandelt (lat., griech., nord.,
bochd.) oder in goth. au, und im nordischen i in y; oder
dafs es mit demselben zu einem langen vokale verschmilzt,
indem nämlich im sanskrit va, vi zu ü, im lateinischen vi
zu ü, im griechischen vi zu I, seltner zu v verschmilzt.
Beispiele daf&r hat die obige vergleichung in reichlicher
fülle ergeben.
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ttber die verbindang der «tnnuneii konsommteo u. s. w. 11
Zweite abhandlung:
kv.
Die Verbindung der gntturaleQ mit folgendem y seist
der i^radhvergleichung eigenthümliobe Schwierigkeiten ent-
gegen. Diese Schwierigkeiten beruhen nicht blos in der
außerordentlichen mannigfaltigkeit der erscheinungen, wd*
che mit diesen lautcombinationen im Zusammenhang stehen,
sondern, wie sich unten zeigen wird, noch mehr in der
üuugeren verschmehsung, welche die gutturalen bei ihrer
Verbindung mit y in einer gewiss^i reihe von Wörtern ein-
geben, in d^ art, dafs in ihnen die combination beider
laute sich der natur eines einfachen consonanten nähert;
^e solche innigere Verschmelzung zeigt das lat. qu, das
goth. kv (geschrieben mit dem einfachen zeichen u), und
ich werde unten zeigen, dafs auch das c des sanskrit mei-
staitheils aus einer solchen Verschmelzung hervorging. Da-
gegen zeigt, was ich hier vorläufig erwähne, das goth. hv,
obgleich es auch mit einem einfachen zeichen (0) geschrie-
ben wird, diese Verschmelzung nicht. Zu diesen in der
natur der sache liegenden Schwierigkeiten kommt nun noch
der umstand, dafs die meisten und gerade die hervorra-
gendsten Sprachforscher diesen Verbindungen einen sekun-
dären Charakter beilegen; so Bopp in seiner sprachverglei-
chenden grammatik (389), und in seinem glossar, wo er
z. b. p. 62 sagt: gutturales enim et in lat. et in germ.
saepe sibi adjunxerunt semivocalem v, und dafbr als bei-
spiele vermis aus qvermis = skr. krmi-s, und vivus ss
goth. kviv-s =3B skr. jiva-s, goth. hva-s = skr. ka-s anführt
Ebenso behauptet Corssen in seinem trefflichen wei^e über
ausspräche, vokalismus und betonung der lateinischen sprä-
che, sowie auch in dieser Zeitschrift (Y, 449), dafs das lat.
qu überall erst auf lateinischem boden entstanden seL So
gewichtigen stimmen gegenüber sind daher für die entge-
genstehende ansieht die strengsten beweise erforderlich, die
überhaupt die Sprachwissenschaft bieten kann. Ich habe
daher die mühe nicht gescheut, aus den allgemein aner-
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12 ChraTsmann
kannten thatsachen die Wahrscheinlichkeit der beiden ent-
gegenstehenden hypothesen in ihrem Verhältnisse zu einan-
der streng mathematisch zu berechnen, und habe z. b. ge-
fanden, dafs die entstehung des qu in quatuor oder quin-
que aus ursprünglichem kv mindestens 200000 mal so wahr-
scheinlich ist als die entstehung aus ursprünglichem k.
Ich werde unten die thatsachen, auf welche diese und ähn-
liche berechnungen sich stützen, ausführlich darlegen und
die methode angeben, nach welcher aus jenen thatsachen
die Wahrscheinlichkeiten berechnet sind. Ehe ich jedoch
diesen rein objektiven beweis führe, werde ich versuchen,
ohne mathematische berechnungen von den thatsachen aus
begrifflich das sachverhältnifs zu ermitteln.
Nach der analogie der Umwandlungen, welche die kom-
binationen sv, dv, dhv, tv erleiden, hätten wir hier fol-
gende Umwandlungen des kv zu erwarten: ku mit oder
ohne Wegfall des folgenden vokals; — kr, kl, km, sph, kk,
pp; — k mit oder ohne umlautung des folgenden vokals,
— V, p. Es wird sich zeigen, dals alle diese umwandlnn-
g^i des kv vorkommen und zwar die meisten in reichlicher
anzahl; dafs aber zu ihnen noch eine hinzukommt, näm-
lich die Verwandlung in skr. c, griech. t. Ich werde, um
dies zu zeigen, zuerst auf diejenigen Wörter zurückgehen,
welche schon im sanskrit kv oder dessen Stellvertreter 9v
zeigen. Die kombination kv zeigt sich in dieser form nur
in drei wurzeln, von denen eine qvel sowie ihre Umwand-
lungen: kel, cel, xvel, pel, phel nur von grammatikem an«
geführt und durch cal und gam erklärt werden. Doch lie-
fern uns diese sechs von den grammatikem als gleichbe-
deutend aufgeführten wurzelformen wenigstens ein beispiel
der Umwandlung des kv, von denen besonders die in c von
Interesse ist. Die zweite wurzel kvath würde im lateini-
schen quat-, im gothischen hva]>- lauten. Doch lassen sich
die bedeutungen des skr. kvath-ami (koche), lat. quat-io
(erschüttern), goth. hval?-ja (schäume), wenn man nicht in
ein näheres detail mit anwendung der erst zu erweisenden
gesetze eingehen will, nicht mit hinreichender Sicherheit
vermitteln. Es bleibt also nur die dritte wurzel:
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über die verbioduDg der stmiiiiien consonanten u. s. w. 13
1. kv&n-ämi; xccv^d^ia^ xop-aßog; can-o
kan% kim% can*.
Hierbei ist zu bemerkeD, dafs die bedeutung des lat.
cano sich von denen der grieoh. und sanskritformen ziem-
lich weit entfernt. Die formen kan, kun, can werden zwar
nur von grammatikern angeführt, sind aber durch ihre ab-
leitungen gesichert; so die erste durch kankani = kankana
= kinkinl (gurt mit kleinen glöckchen), die zweite durch
kona (plectrum), die dritte, wie es scheint, durch cana,
welches als zweites glied der composita (z. b. in vidjäcana)
in der bedeutung „berühmt" vorkommt. Auch hier sehen
wir wieder die umwandelung von kv in c hervortreten.
Ferner erscheint kv im sanskrit in pv umgewandelt
und liefert in dieser form eine reihe sicher vergleichbarer
beispiele:
hunds (nom.)
(gen.)
2.
pva;
xviov;
canis;
^unäs;
xvpog;
»
3.
pvas;
9>
cras
4.
9vi;
XV' ;
cre-sco
9Qnä, 9Ü9uväs,
wo das part. praes. und perf. im sanskrit das i fortgewor-
fen und das v vokalisirt haben; wobei über die länge des
u in 9üna die erste abhandlung zu vergleichen ist. Hier-
her gehört ohne zweifei mit der normalen Umänderung des
pv in sph (siehe erste abhandl.) sphäy-e (schwellen), wo-
von sphitä (partic). Doch habe ich dies nicht mit in die
aufstellung aufiiehmen mögen.
5. 9vetä; „ creta; hveita (nom. gg. fem.),
wo ich das lat creta (kreide, als die weilse erde) mit Si-
cherheit glaube dem skr. ^vetä parallel stellen zu dürfen;
die Wurzel ist bekanntlich ^vit nebst seiner nebenform ^vid.
AuTser den hier angefahrten wurzeln mit anlautendem sv
kommt nur noch ^vas (athmen, seufzen) vor, was Bopp
und Pott wohl mit recht zu dem lat. queror stellen und
au&erdem die wurzel ^vaiik oder ^vanc mit den nebenfor-
men (rank (lank, alle diese jedoch nur von grammatikern
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14 Crrarsiiiann
und zwar in der unbestimmten bedeutung „gehen^ aufge-
führt. Inlautendes 9V giebt folgendes sichere beispiel:
6. a^va-s; 'mnoe^ Uxog; equus (Epona); aihva-.
EUidlich giebt es im sanskrit noch dne dritte form, in wel-
cher anlautendes kv erscheint, nämlich als hv. Die drei
mit hv anlautenden wurzeln des sanskrit sind: hval (vacil-
lare, titubare), hvr (curvum, flexuosum esse), und hve (vo-
care, advocare). Die erstere wird von den indischen gram-
matikem durch cal erklärt und kommt in Verbindung mit
dem präfix vi in der bedeutung „wanken" vor; beides lei-
tet auf die wurzel cal zurück; ihr anlaut c weiset, wie in
den oben angeführten formen cel neben kvel, welche gleich-
falls durch cal erklärt werden, und als nebenformen dieser
wurzel erscheinen, auf eine mit kv oder 9V anlautende Ur-
form zurück, deren reflex in hval erhalten ist, und welche
überdies durch die wurzel der grammatiker ^val (laufen)
einigermafsen bestätigt wird. Wahrscheinlich gehört hie-
her nach Bopp ahd. wallen. Ferner hvr (krumm sein),
woraus das gleichbedeutende hurcch, ferner hvaras (krüm-
mung, gewaltthat), huras (trug) in hura^-cit (dieb) und
wahrscheinlich mit Benfey (zeitschr. VIII, 7 u. 10) ghürnö
(sich herumdrehen, wanken) zeigt im sanskrit zwar vor-
herrschend h oder gh, aber das lat. cur-vus und das griech.
xvQ'tog sind schwerlich von hvr, d. h. hvar zu trennen,
wie denn auch mehrere germanische wurzeln mit anlauten-
dendem hv (wie no. hvel u. s. w.) wahrscheinlich damit zu-
sammenhängen. Dies alles führt uns auf den ursprüng-
lichen anlaut kv zurück. Aber auch im sanskrit ist die
form mit anlautendem k erhalten in kmar, was von den
grammatikern durch hurcch, also durch eine bildung aus
unserer wurzel erklärt wird, und in welchem die eiiialtung
des k der Verwandlung des v in m (s* die erste abhand-
lung) zu verdanken ist. Endlich hve (rufen, mit präfigir-
tem ä : auffordern, einladen zu kämpf oder spiel) findet sich
durch das mit t erweiterte lit. qvi^sti (einladen), dessen
thema kviet ist, repräsentirt. Das altnerd. hvi-a (wiehern),
und das weitergebildete hvl-na (sausen, heulen), hvei-ha
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über die Verbindung der stummen konsonanten n. 8. w. Ift
(tönen) flihren gleiehfalls auf den anlaut kv znröck. Mit
etwas veränderter bedeutung würde sich hieran formell ge-
nau das lat. qui- in inquiunt u. s» w. anschliefsen. Da dies
jedoch in der bedentung sich genauer dem skr. khyä (sa*
gen) ansohlieftt, und der Zusammenhang von khyi mit un^
serer worzel wenigstens noch zweifelhaft ist, so schlieise
ich das lat. inquam aus der vergleichung aus:
7. hv&r-ämi (hur-as, ghür-ne); xvQ'tog; curvus
8. hve (hüta, huya) n. hvi-a
9. hval, cal, pval* (kvel, kel, xvel, cel, pel, phel),
wobei ich unentschieden lasse, ob skr. kal nebst den zuge-
hörigen griech. x^^^ctf, lat. cello hiermit in Zusammenhang
steht
Die Verwandlungen in den angeführten beispielen stel-
len uns alle diejenigen formen vor äugen, welche die ana-
logie mit den in der ersten abhandlung nachgewiesenen
Verwandlungen erwarten liefs. Zu diesen tritt nur nocl
eine neue den gutturalen eigenthümliche Umwandlung hinzu^
nämlich die des kv in c, welcher, wie sich später zeigen
wird, die des gv in j, des ghv in jh entspricht. Auffal-
lend ist, dafs während im gothischen der laut hv als der
regelmäfsige Vertreter des kv erscheint, im lateinischen un-
ter sieben fällen nur einmal qu hervortritt, wobei die bei«
den wohl noch unsicheren beispiele, welche queror und in*
quam liefern, ausgelassen sind. Den grund dieser erschei-
nung werden wir später besprechen.
Wir haben bisher nur diejenigen Wörter betrachtet,
welche im sanskrit die Verbindung des k oder seiner Ver-
treter mit folgendem v zeigen. Es würde die vorliegende
frage keine erschöpfende beantwortung finden, wenn wir
hierbei stehen bleiben und ohne weiteres annehmen woll-
ten, dais, wo im sanskrit diese Verbindung nicht nachzu-
weisen sei, sie auch vor der Sprachtrennung gar nicht be-
standen habe. Im gegentheile hat sich gezeigt, dafs schon
bei den bisher angefahrten wurzeln und formen sieh auf
dem gebiete des sanskrit selbst fast alle jene Verwandlun-
gen vollzogen, welche bei den Verbindungen der stummen
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16 GraTsmann
buchstaben mit v überhaupt hervortreten; wir sahen das v
sich zu u vokalisiren, während der folgende vokal w^^l,
sahen das v mit oder ohne schattirung des folgenden vo-
kales schwinden; sahen das erste dement mit oder ohne
refiex am folgenden v weichen, sahen das der muta fol-
gende V in m, r oder 1 sich umsetzen, sahen das erste
dement unter erhärtung des zweiten in s sich verwandeln.
Ein wund^bares spiel des zufalls müfste geherrscht haben,
wenn die formen mit k (9, h) und folgendem v zwar im
Sanskrit in reichlicher fiklle formen zeugten, die diese kom-
bination nicht mehr enthalten, sich aber dennoch die ur-
sprünglichen formen, welche diese kombination enthielten,
ohne ausnähme in dem uns überlieferten zustande der sprä-
che sollten erhalten haben. Und dieses spiel des zufalls
müfste in der that an das mährchenhafte gränzen, wenn
selbst da, wo die sämmtlichen übrigen sprachen entweder
diese kombination selbst oder die ganze reihe der Umwand-
lungen vor äugen stellen, welche nur in der annähme eines
ursprünglichen kv ihren einigenden mittdpunkt jßnden, ja
wo selbst das sanskrit diese Umwandlungen zeigt, aber
nicht die form aufweisen kann, in welcher jene kombina-
tion selbst noch hervortritt, dennoch dieselbe vor der sprach-
trennung in keinem dieser fälle sollte bestanden haben. Je
gröfser aber das spiel des zufalls ist, was man annehmen
roufs, um eine hypothese zu stützen; desto unwahrschein-
licher ist sie, und desto verwerflicher auf dem gebiete ei-
ner Wissenschaft, welche es überall nur mit Wahrscheinlich-
keiten zu thun hat. Wenn man dies festhält, so wird die
entscheidung, auf welche die nun folgenden Zusammenstel-
lungen hinweisen, nicht schwierig sein. Ich führe zuerst
alle sicher vergleichbaren Wörter auf, welche im sanskrit
c zeigen, da sich dies schon, wenigstens in gewissen fäl-
len, als Umwandlung des kv ergeben hat:
10. -ca; -rc; -que, umbr. -pe, osk. -p; -uh
11. cid; Ti; quid, osk. pid,
wobei zu bemerken ist, dafs cid im zend und altpersischen
auch in der bedeutung des Interrogativs quid vorkommt.
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über die yerbindong der stmnmen konsonaiitai a. s. w. 17
12. -cana; -qnam; -hon,
wo das lat. -quam in quis-qnam u. s. w. in bedeutung und
gebrauch so genau wie möglich zu dem skr. -cana, goth.
-bun stimmt; der schlnfsvokal fiel ab wie im gothischen,
worauf das schliefsende n in m überging (wie in Septem,
novem u. s. w.).
13. catTäras; thraQBg, ne(WQBg; quatnor, osk.petiro-; fidvor
14. ci T4-,
worüber diese zeitschr. II, 387 zu vergleichen ist; das goth.
£ in fijands u. s. w. und das lat. qui- in queo, welche sich
Imutlich vollkommen an die wurzel ci anschlie&en , habe
ieh in der aufttellung fibergangen, da die abweichung der
bedeutung noch zweifei erweckt.
15. pdtican; n^vTe, nifini', quinqne; fimf
16. p&iicamas; Ti^^nTog; quin(c)tns, osk. pompt-is, hd. fimflo
17. 84<>e;
?ir-w;
seqn-or
18. a-yao-am;
i^t%UO¥\
Yocabam
Hcas;
J^Jfnoi;
19. v4c;
ßo\\>%
vox
yac&s;
J^0Ti6q\
vöcis
20. ric;
Xm)
liqa;
lif (themen)
rioicmi;
Ufinarta^
IiDqao
hd. bi.Kb^
21. liittc-ämi;
»
roDCO
rtnpj»,
w^ die mangelnde Verschiebung im gothischen durch den
ursprünglich vorhandenen nasal bedingt scheint; in der
that liefert fimf das einzige beispiel einer Verschiebung des
p nach einem nasal, während für die Verschiebung des k
nach einem solchen kein beispiel existirt:
22. pac-ami; nin-rw^ coqu-o, popina
23. küÄc-ami (kumpas); xctfiTt-rct)^
womit noch das lit. kümpas krumm und kampas der win-
kel zu vergleichen ist.
23^. canc-ämi, camp-e, kapala, vank-e ; vacillo; hd. wankon,
was wohl mit dem vorhergehenden zusammenhängt Ich
ftage hinzu aus dem gebiete des sanskrit:
24. c4t-ämi, kut-mala, kot-ipa, pät-Äyami ss c3t-&ySmi
(spalten) (calyz efflorescens) (pflagschar) (spalten)
Hierher gehören, wie mir scheint, ohne zweifei:
IX. 1. 2
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18 GraTsmaim
sphat-ika, sphut-ämi, spho^äyämi, pra-sphattäyami
(krystall) (zerplatzen, efflorescere) (zerspalten kaus.) (spalten)
mit sph för kv; doch habe ich diese formen nipht mit in
die berechnung gezogen, da ihre Zusammengehörigkeit mit
der obigen worzel noch nicht allgemein anerkannt ist. Auch
habe ich aus gleichem gründe cesht, wasBopp gewifs mit
recht znm lat. quaero, quaeso stellt, nicht mit au%efi&hrt.
Unter den wurzeln mit skr. c, welche einen gleichen
grad der Sicherheit bei der Sprachvergleichung gewähren
wie die aufgestellten, finde ich nur eine, welche nirgends
die verwandlungsformen des kv zeigt, und in welcher da-
her das c entschieden nicht aus kv entstanden ist, das ist
ruc (leuchten), nebst dem ihm verwandten loc, zu denen
griech. Ivx^vog^ Xavxogy lat. lux, goth. liuha]> gehört. Dafs
es aulserdem eine nicht geringe anzahl von Wörtern giebt,
in welchen das skr. c anderen Ursprungs ist, die aber der
vergleichung keine so sicheren anhaltspunkte gewähren,
versteht sich wohl von selbst, und es soll weiter unten die
entstehung des skr. c besonders in betrachtung gezogen
werden.
Ein rückblick auf die obige Zusammenstellung zeigt
uns im ganzen genommen dieselben lautabstufungen, wie
sie vorher skr. kv, 9V, hv darboten, aber gewissermaüsen
im umgekehrten Verhältnisse. Während dort das gothische
hv als regelmäfsiger repräsentant der betrachteten lautv^-
bindung erschien, und das lateinische qu nur einmal her-
vortrat, so zeigt sich hier qu als regelmäfsiger repräsen-
tant des sanskr. c, während gothisches hv nur einmal er-
scheint. Ebenso trat p als Vertreter der in rede stehenden
lautverbindung dort nur ganz vereinzelt (6, 9) und mehr in
dialectischen formen hervor, während es hier &st in jedem
der angefühirten beispiele sich z^igt, und in mehreren der-
selben mehrfach. Dagegen tritt die Verwandlung in kn»,
kr, kl hier ganz zurück. Bei genauerer betrachtung die-
ser Verhältnisse zeigt sich eine charakteristische Verschie-
denheit beider reihen, indem dort die beiden demente der
kombination eine schärfere sonderung erkennen lassen und
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über die Verbindung der stummen konsonanten u. s. w. 19
daher vorherrschend solche formen zeigen, in denen diese
sonderang deutlich ausgeprägt ist; hier dagegen beide ele-
mente inniger verschmolzen erscheinen und daher vorzugs-
weise formen mit einfachen konsonanten, oder solchen Ver-
bindungen, die sich der natur des ein&chen consonannten
nähern, aus sich entwickeln. Daher treten o (im ^nskrit),
T, p (goth. h), auch k, und im lateinischen vor allem qu,
hervor. Dies stimmt mit der ansieht Corssen^s in sofern
fiberein, als auch er in dem lat. qu eine innigere Ver-
schmelzung des gutturals mit dem labialen demente, was
durch u repräsentirt ist, annimmt; doch darf man freilich
einen laut, in welchem zwei verschiedene zeitlich auf ein-
ander folgende demente enthalten sind, nicht als einen dn-
fachen laut bezeichnen; vielmehr trägt qu, da auch das
zweite dement konsonantischer natur sein muis, nur das
gepräge eines doppdkonsonanten, in welchem jedoch beide
elemente noch enger mit einander verschmolzen sind, als
dies z. b. bei der Verbindung der muta mit folgender li-
quida der fall ist. Das goth. hv, da es der ersten reihe
angehört, offenbart dadurch die entschiedenere sonderung
seiner beiden elemente. Die nachgewiesene differenz bei-
der reihen, da sie sich durch alle sprachen hindurchzieht,
kann nicht als werk des zufalls betrachtet werden, sondern
mufs schon vor der spracbtrennung bestanden haben, wenn
gleich die volle Umwandlung in den einfachen konsonanten,
den das c des sanskrit darstellt, erst nach der trennnng
der meisten westlichen sprachen, und in ihrer beginnenden
entwickdung erst vor der ausscheidung der letzten dersel-
ben, nämlich der griechischen spräche, stattg^nden ha-
ben kann, was weiterhin näher nachgewiesen werden soll.
Ueberdies ist festzuhalten, dafs, wie schon oben sich mehr-
fach ergeben hat, zwischen beiden reihen die mannigfach-
sten Übergänge stattfinden, welche auf einen gemeinschaft-
lichen Ursprung beider hinweisen.
Es mögen nun die übrigen auf ursprüngliches kv hin-
weisenden Wörter aufgestellt werden: '
25. ka-s; xo-, tio-; qui (osk. f, n: pae, pod; hva-s
2*
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^0 Grafsmann
26. k-va,kü-ha; xoi;,;roi/; u-bi, cu-bi; hva-r
27. kü-tas; xod-tv, nod-ep; u-nde, cu-nde; hva-)>ro
Die sanskritfonnen in 26 und 27 enthalten den interroga-
tivstamm in der form ku, welche auch für sich schon in
der bedeutuDg »wo^ vorkommt; auch kva muis aus kd-va
gedeutet v^erden; denn wie sich kü-ha zu i-hä verhält, so
k-va für kü-va zu i-va; überdies tritt kva in den veden
als zweisilbig auf, und zwar mit dem accent auf dem v=u,
ist also nach den ind. grammatikem küva zu lesen. Merk-
würdig ist, dafs das altpreuTsische, obgleich es in Überein-
stimmung mit dem litauischen und sanskrit, die interroga-
tivform kas bildet, dennoch in den zu beispiel 26 und 27
gehörigen formen quei (wo) und quendau (woher), den voll-
ständigen anlaut bewahrt hat
28. 9aj-e (thema 91]
1; xst'fiai; qui-esco;
hvi-la
29. ap;
» aqua;
ahva
30. katu-s; patu-s
; „ catus;
hvatr
31. pancan;
nipTB; quinque;
fimf
32. p&c-ämi;
ninro); coquo;
Diese beiden Wörter sind hier nur des anlautes
wegen
aufgeführt.
33. kädamba;
xoXvfdßog ; columba, palumbes ;
»
34. vr ka-s;
Xvxog; lupus; vulfs
35. krmi-s;
UfÄiv-g; vermis; vaurms
36. lap-ämi;
Xaax-o); loquor;
37. trap-e(tarku-s); Tß4;r-ft); torqu-eo; angels. >rav-an,
hocbd. dreh-en
Man sieht auch hier überall die charakteristischen Um-
wandlungen des kv hervortreten und zwar so, dafs einige
der aufgeführten worte mehr der ersten reihe (1 — 9, an-
dere mehr der zweiten (10 — 24) sich anschliefsen, ohne
dafs man jedoch auch hier beide reihen scharf von einan-
der sondern könnte« Zuerst der interrogativstamm zeigt
im griechischen, in den italischen und germanischen spra-
chen die charakteristischen Umwandlungen des kv: ja die
form ku in küha, kütas zeigt auch im sanskrit eine dieser
Umwandlungen; da sich diese formen kaum anders als durch
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ttber die Verbindung der stammen konsonanten n. s. w, 21
Yocalisation des v, nach welchem der vocal weggefallen ist,
erklären lassen.
Hierzu kommt die Verwandtschaft mit dem zweiten in-
terrogativ ci in cid, welches sich schwerlich von kas, nen-
trum: kirn, zu dem es schon die indischen grammatiker ge-
stellt haben, trennen läfst, und welches die specifische Um-
wandlung des kv in c zeigt. Nach allem diesem mufs die
annähme einer ursprünglichen form mit kv för den inter-
rogativstamm zu den unbestreitbaren thatsachen gerechnet
werden; ebenso sicher steht das ursprüngliche Vorhanden-
sein des kv in dem anlaut von pancan (31) und pac (32),
wo das lateinische co in coquo, wenn man es mit dem sla-
vischen ky in kypeti zusammenstellt, besonders entscheidend
wird; denn das slavische ky erscheint als regelmäfsiger
reflex von anlautendem kva. Aehnlichen Grad der Sicher-
heit gewähren ap (29), trap (37), lap (36). Im kädamba
(35) ist das Zusammensein der beiden formen columba und
palumbes besonders entscheidend ; denn während in columba
das o die als ersatz des wegfallenden v hervortretende schat-
tirung des a ist, so hat palumbes, in welchem das v nicht
weggefallen ist, den a-laut bewahrt. Für vrkas, Xvxog etc.
(34) ist die wurzel mit in anschlag zu bringen, welche,
durch einen zwischentretenden zischlaut vermehrt, in dem
skr. vrapc (spalten, brechen, abhauen) erhalten ist; so wie
in dem damit verwandten lufic (ausraufen), welches fär
vlanc steht, indem das v weggefallen und dafür zum ersatz
das folgende a in u verwandelt ist, genau wie in Xvxog im
verhältnifs zu vrkas. Doch habe ich auch dies verhältnifs,
da es noch zweifelhaft erscheinen konnte, nicht mit in die
berechnung gezogen. Am wenigsten gesichert ist das ur-
sprüngliche Vorhandensein des kv (oder ^v) in 91 (28), da
die Umwandlung des kv oder pv in sanskr. 9 zu den sel-
tenen erscheinungen gehört. Dennoch ist die entstehung
des 9 aus ursprünglichem kv (oder pv) in dem vorliegen-
den Worte nahe dreimal so wahrscheinlich als die aus ur-
sprfinglich (d. h. vor der Sprachtrennung) vorhandenem k
(oder 9).
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22 Grafsmann
Ich habe nun noch über die methode solcher berech-
nongen rechenschaft zu geben, wobei ich mich natftrlich
aller mathematischen deductionen enthalten werde. Zunächst
das material, auf welches die berechnung gegründet ist,
liegt in den vorstehenden Zusammenstellungen noch nicht
vollständig vor. Es kommt vidm^r noch darauf an, zu
ermitteln, in wie viel, mit den oben aufgestellten gleich si-
cheren fällen die einzelnen lautformen, welche hier in ihrer
beziehung zu ursprünglichem kv (pv) betrachtet wurden,
aus ursprünglichem k (9) hervorgehen; namentlich wie oft
k, (, X, lat. c, goth. h hierauf zurückf&hren. Ich glaube,
mich hier einer Zusammenstellung dieser fälle enthalten zu
können. Da ich auch in der obigen Zusammenstellung nur
diejenigen worte gewählt habe, welche auch im sanskrit
ihre gesicherten Vertreter haben; so mu&te ich mich auch
hier darauf beschränken, die repräsentanten der sanskrit-
wörter, welche k oder 9 zeigen, in den andern drei spra-
chen aui&usuchen, und dann die beispiele nach denselben
kriterien der Sicherheit zusammenzustellen, in der obigen
tafeL Ich fand so für skr. k noch 5, für 9 noch 10, för
X noch 14, fbr lat. c noch 11, ftlr gotb. h noch 9 Wörter,
welche eine gleich allgemeine und gleich sichere verglei-
chung gestatten, wie die oben aufgestellten. Um der ent-
gegenstehenden ansieht möglichst viele concessionen zu ma-
chen, vermehrte ich jede dieser zahlen noch um ihre hälfte,
oder bei ungeraden zahlen um die auf ihre hälfte folgende
zahl und nahm an, dafs in allen diesen fällen die entste-
hung aus k (und nicht aus kv) absolut sicher stehe. So
erhielt ich für sanskr. k im ganzen 8,ftbr9l5, ftkrx21,
für lat. c 16, für h 14. Was den Wechsel von k und p
betrüBOb, so habe ich aufser den in der obigen Zusammen-
stellung aufgeführten beispiele nur folgende aufführen kön-
nen^ als
axa; oculus; oTt-Tco; augo.
Hier ist indessen das lat. oculus von keinem gewichte, da
qu vor u fast regelmäfsig in c übergebt. Ebenso erscheint
das skr. y nicht selten als Umbildung des kv, und auch im
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ttber die yerbindimg der stammen konflonanten u. s. w. 23'
u des gotfa. augo könnte man einen reflex des ursprüngli-
chen y suchen mit einer transposition wie in uh f&r bu
(10)*). Jedenfalls spricht die Zusammenstellung dieser for-
men eher für ursprüngliches kr, welches sich überdies im
auslaute leichter zu k verflüchtigen konnte, als f&r ursprüng-
liches k, und ist daher von mir der einfachheit wegen ganz
übergangen. Eine bemerkbare änderung der berechneten
wahrscheinlichk^ten würde Übrigens, wenn dieser und ähn-
liche falle mit in rechnung gezogen würdeii, durchaus nicht
henroi^ehen« Gar kein gewicht hat das von Corssen an-
geführte insece = ivme^ denn fügt man hier hinzu secuta
est =3 locuta est, so führt dies zurück auf eine form se-
quor mit der bedeutung „sagen^, und also auf den laut qu.
Y<m dea 17 fällen, in welchen nach Curtius (zeitschr. III,
401) 7t als Tcrlreter der gutturalen tenuis erscheint, gehö-
ren 13 entschieden zu den fällen, in denen wir oben das
ursprüngliche yorhandensein von kv oder seinen Vertretern
nachgewiesen haben. Auch das dort unter 13 angeführte
fjiaQTty ßqax führt schon Curtius auf die wurzel von vrka
(no. 34) zurück. Es bleiben nur die von Curtius untar
8, 14, 17 aufgeführten In-tofiat (nebst tifjy ?| u. s. w.), v^ag^
oTtog übrig, über welche, da ihre wurzeln entweder Über-
haupt unbekannt sind, oder doch keine sicheren Über das
gebiet der einzebprache hinausgehenden vergleichungen ge-
statten, sich nicht entscheiden läist, welches der ursprüng-
liche anslaut war. Endlich bemerke ich, dafs ich zu den
drei fallen, in denen goth. hu aus hva (kva) entstanden ist
(2, 12, und mit transposition 10), noch einen in berech-
nnng gezogen habe, in welchem hu aus ha (ka) eitstanden
sein mag (natürlich abgesehen von dem ablaut u bei der
conjugation). Die verschiedenen lautstufen, welche ich zu
gründe gelegt habe, sind 1) für das sanäkrit: kv, k, ku,
c, fv, ^u, fu, hv, hu oder hü, p, p, v; 2) für das grie-
chische: X, xo, 7CV mit folgendem vokal, xv mit folgendem
*) Erst nachdem diese abhandlnng vollendet war, kam mir das neuste
heft dieser Zeitschrift zu gesicht, in welchem £bel (p. 242) dieselbe ansieht
ttber ango und unter anAihrung derselben analogie aufstellt.
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24 Grafamann
konsonantep, ^x, nn, t, n und endlich vollständigen aurfail
der ganzen lautv erbindang; 3) für das lateinische: c, er,
qu, p, u, cu, coy y, wozu noch das oskische p kommt;
4) für das gothische h, hu, hv, f, v. Die formein, auf de-
nen die Berechnung beruht, sind folgende zwei:
i\ — l-Ha-hb^+...
^) "^ — i+a + bH-...'
wo a das verhältniis ist, in welchem die Wahrscheinlich-
keit, dals irgend eine der betrachtung unterworfene laut-
stufe aus kv entstanden sei, zu der Wahrscheinlichkeit steht,
dals dieselbe lautstufe aus k entstanden sei, und wo a, b,...
nach der reihe die Wahrscheinlichkeiten bedeuten, mit wel-
chen die einzelnen worte, in denen die betrachtete laut-
stufe sich vorfindet, ursprünglich k (und nicht kv) gehabt
haben, a', b', ... nach der reihe die Wahrscheinlichkeiten
bedeuten, dafe diese worte ursprünglich kv (und nicht k)
gehabt haben (so dals also a = l — a ist u. s.w.), und
wo, wie vorher, a die Wahrscheinlichkeit ist, dals irgend
ein der betrachtung unterworfenes wort ursprünglich den
laut k gehabt habe, und a^ß^... sich ebenso auf alle die-
jenigen lautstufen beziehen, welche in dem betrachteten
worte vorkommen, wie in der ersten formel a sich auf die
dort betrachtete lautstufe bezog. Es versteht sich von
selbst, dafs diese formein streng mathematisch aus den prin«*
cipien der Wahrscheinlichkeitsrechnung abgeleitet sind; die
berechnung aus diesen formein erfolgt, obgleich die werthe
a, b, ..., a, /?,••• alle zugleich unbekannt sind (also in
unserm falle 71 unbekannte vorkommen) dennoch ohne an-
wendung aller tiefer gehenden mathematischen kenntnisse;
und ich bin zu jeder auskunft darüber gerne bereit.
SchlieMich stelle ich die resultate dieser berechnung
für die 37 vorher aufgeführten worte zusammen, ordne sie
so, dafs diejenigen, bei denen die Wahrscheinlichkeit, ur-
sprünglich kv gehabt zu haben, gröfser ist als bei ande-
ren, diesen letzteren voranstehen, und fuge zu jedem in
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ttber die verbinduog der stummen konsonanten n. s. w. 25
tausendstein die Wahrscheinlichkeit hinzu, mit welcher ein
jedes ursprünglich k (und nicht kv) gehabt habe. Wenn
z. b. neben dem letzten worte 9I (liegen) die zahl 262 steht,
so bedeutet das, die Wahrscheinlichkeit, dafs dies wort ur-
sprfinglich k gehabt habe, sei jkkkj oder es verhalte sich
die Wahrscheinlichkeit, dafs es ursprünglich kv (pv) ge-
habt habe, zu der, dals es ursprünglich k (p) gehabt habe,
wie 738 zu 262. Zuerst stelle ich ohne beifügung einer
zahl diejenigen Wörter nach der oben angedeuteten reihen-
folge auf, bei denen die besprochene Wahrscheinlichkeit
kleiner als j^q^ ist: catur, pancan, pancama (beide in bezug
auf den inlaut, und dann in bezug auf den anlaut), der
interrogativstamm ka, ku; sac, apva, ca, canc (in bezug
auf den anlaut), ric, pac (in bezug auf den auslaut), cid,
hvr, pac (in bezug auf den anlaut). — Femer folgen: kunc
(in bezug auf den auslaut) &= 1, ap = 1, ^vi = 2, trap
s=2, cat = 3, hve = 4, hval = 5, ^veta = 5, cana
= 5, 9van = 10, ci = 20, vao und väc = 31, lap = 36,
^vas =s 38, katu = 47, lunc = 55, kadamba = 56,
krmi = 66, vrka = 153, 9I = 262. Man sieht, dafs es
unter den aufgestellten Wörtern nur zwei giebt, in denen
die Wahrscheinlichkeit, ursprünglich kr gehabt zu haben,
nicht mindestens lOmal so grofs ist, als die, ursprünglich
k gehabt zu haben. Und die Wahrscheinlichkeiten der ent-
stehung aus kr Verden noch sehr viel gröfser geworden
sein, wenn einestiieils der gegenüberstehenden ansieht nicht
bedeutende concessionien gemacht wären, und besonders,
wenn es erlaubt gewesen wäre, die analogie der in der
ersten abhandlung entwickelten lautverhältnisse , oder die
aus der natur der laute k und v sich ergebende organi-
sche entwickelung der verschiedenen lautstufen mit in die
berechnung zu ziehen. Ich glaube daher, dafs die behaup-
tete ansieht zu den begründetsten gehört, die die verglei-
chende Sprachwissenschaft kennt.
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26 Gratsmann
Dritte abhandluDg:
gv, ghv.
Da die Schwierigkeiten bei der behandlang der laut-
verbindungen gv, ghv dieselben sind, wie bei der lautver-
bindung kv, so habe ich auch hier die vollständige be-
rechnung der Wahrscheinlichkeiten ausgefUhrt. Ich stelle
hier sogleich die Wörter in der reihenfolge auf, in welcher
ihre Wahrscheinlichkeit, ursprünglich gv oder ghv gehabt
zu haben, nach und nach abnimmt, und fuge bei jeder
nummer die Wahrscheinlichkeit der entstehung aus g oder
gh (und nicht aus gv oder ghv) in tausendstein in paren-
these bei, so dals also z. b. wenn bei no. 12 (rajas) in pa-
renthese die zahl 7 beigefflgt ist, die Wahrscheinlichkeit,
dafs die ursprüngliche form ragas und nicht ragvas ge-
lautet habe, ^^^^ beträgt, oder dafs die urform ragvas nahe
142mal so wahrscheiulich ist, als die urform ragas:
1. (o)j4m-äiDi; ßatv~u^ ven-io, osk. ben-; kyima(kyamX n. koma^md)
g4ccha ßaifxi
Das n im griechischen und den italischen sprachen
macht Schwierigkeit; doch scheint die Zusammenstellung
sicher. Hiermit hängt zusammen und ist daher nicht ge-
sondert in rechnung gebracht:
2. jigämi; ßißw''
gä; ßf] (themen)
3. (o)gaus; ßovg; bos; ahd. chowoa, chuoa
gävas ßoeg boves chuoe
A.{l)zd.}enä8kc.gDÄ; yvvij^ßaväi „ n. kväna,kona
skr. jäni „ » g- kvens
5. 6. ( t ) jiV-ämi; (ßlog) viv-o (vixi), vigeo „
7. 8. jivas vivus kvius, n. kvik (plur.
kvikvir)
Die beigeftigte Wahrscheinlichkeit bezieht sich sowohl
auf den anlaut als auf den auslaut der wurzel (daher auch
die doppelte nummer), so dafs die ursprüngliche form als
eine reduplicirte betrachtet werden mufs, welche sich voll-
ständig in dem altnord. plur. kvikvir, sowie in kvikvendi
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ttber die Verbindung der stammen konsonanten u. t.w. 27
(thier) erbalten hat. Ueberdies ist der auslaut gy durch
das lateinische festgestellt, da vivo und vlxi nur zusammen
stimmen, wenn ersteres für vigvo steht ; denn hier oder in
nix, nivis einen unorganischen Wechsel zwischen c und v
aiizunehmen, ist im höchsten grade bedenklich. Die länge
des i im sanskrit und im lateinischen sowie auch im litaui-
schen gyvas (lit. y = i) ist durch auflösung des g (vor
dem v) bewirkt; daher hat das lat. vigeo kurzes i. Das
griech. ßiog entspricht den übrigen formen nicht genau, da
das i kurz, und kein digamma nachgewiesen ist. Es ge-
hört zu der nicht reduplicirten wurzel, welche sich in ih-
rer reinsten gestalt im altslavischen erhalten hat. Dort
linden wir den aorist zi-ch neben ziv-och, das part. zi-t
neben ziy-en, und das subst. verbale zitije gleichbedeutend
mit ziv-ot (das leben). Vgl. Mikl. formenl. des altsl. p. 117
(zweite aufl.). Im griechischen erscheint diese wurzel durch
vokale erweitert. Wie nämlich skr. c im griechischen in
T überging, so mufste, wenn die analoge erscheinung hier
eintreten sollte, skr. j in griech. 5 übergehen; dem skr. j
entspricht slav. z; so würde also dem slav. zi ein griech.
ft, und durch a erweitert Siacj* entsprechen; oder da d
mit folgendem j sich in ^ verwandelt, ^aco; dagegen ist
Siat'ta auf der Übergangsstufe stehen geblieben. Da je-
doch diese annahmen hypothetisch sind, so habe ich sie
nicht in die obige Zusammenstellung aufgenommen :
9. (1) snih; vigxo; ninguo
„ viipog; nivis; snaivis (genetive).
Es leuchtet aus den verschiedenen lautstufen der ursprüng-
liche auslaut ghv klar hervor, und zu ihm verhält sich das
griech. (p genau vne zu gv (oder d v) sich ß verhält ; über-
dies ist die aspirata in der skr. wurzel snih (feucht sein)
erhalten; und im lateinischen tritt die Verbindung gv (ftir
ghv) nicht nur in ninguo, ninguis, sondern auch in nix
hervor, da hier der nom. mit dem gen. nivis nur stimmt,
wenn gv als auslaut angenommen wird, wobei dann im
gen. das g ohne ersatz weggefallen ist. Der gutturale be-
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28 Grafsmaim
standtheil des auslautes wird überdies durch das lit. sxüg-ti
(schneien), sniegas (schnee) gesichert.
10. (2) jv41-ämi; „ „ — n. kola, ahd. quahn, suela.
Der Übergang von gv, was hier im sanskrit zu jv mo-
dificiert ist, in germ. sv ist ein sehr gewöhnlicher, wie die
weiterhin folgenden beispiele zeigen:
11. (2) gurü-s, comp, garl-yas, ßagv-g, C^QV-g*; grav-is;
sver-s, kaur-s.
Die beiden formen des sanskrit sind durch den accent be-
dingt, indem, wie in der ersten abhandlung gezeigt ist, die
Verwandlung der Verbindung va in u besonders in tonlosen
Silben eintritt; der comparativ dagegen hat den ursprüng-
lichen vokal a, da er betont ist, beibehalten, und dagegen
das V angegeben; ebenso das lat. gravis, welches aus
garv-is transponirt ist. Die form ^agv-g ist aufbewahrt
in dem dialektischen kTzi^agecD = kTußagico, Die Umwand-
lung des gv in ^ findet sich auch in dem dialektischen
^iXlcü = ßäXX<a, was mit skr. gal-ämi (herabfallen) sich
nur durch eine form mit gv vermitteln läfst, welche, wie
ich mit Bopp glaube, in dem mhd. quellen (thema quall)
enthalten ist, obwohl in veränderter bedeutung. Doch habe
ich diese letztere Zusammenstellung, da sie unsicher ist,
nicht aufgeführt. Die Umwandlung in ^ entspricht in die-
sen beispielen nicht genau der, welche wir oben in ^ofoi
wahrgenommen haben, weil hier ^ aus 8j erwachsen ist,
in welchem 8 der Umwandlung des gv in skr. j entspricht,
während in unsern beispielen ^ unmittelbar dafür eintritt. —
Das goth. kaurs entspricht, da u vor r und h in au über-
geht, genau dem skr. gurü-s^ nur dafs es statt der u-de-
klination die a-deklination angenommen hat; svers, welches
im gothischen, wie auch gurüs im sanskrit die übertragene
bedeutung „ geehrt ** zeigt, hat die ursprüngliche sinnliche
bedeutung im ahd. swäri, sowie im lit. sv^rti (wägen), svä-
ras (gewicht), svarbüs (schwer) bewahrt,
12. (7) rajas,- HQsßog] „ rikvis
13. (11) [hnu]; „ con-niveo (-nixi, -nipsi); hneiv-a,
hd. neig-a.
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über die Verbindung der stammen konsonanten u. s. w. 29
WO die saDskritwurzel bnu zwar in der form stimmt (denn
h steht, wie das gleichbedeutende xnu zeigt, för k, wie so
oft bei folgendem v, und auch bei n, r, r), aber in der
bedeutung abweicht und daher nicht mit in rechnung ge-
zogen ist.
14. (17) gharma-s; &eQfA,og; — formus, hd. warm.
Hierzu gehört wahrscheinlich skr. jhalä Sonnenlicht; indem
ghv sich in jh verwandelt hat; dieser Verwandlung ent-
spricht die in griech. &.
15. (28) jathararS; yaattJQ; venter; kvil?r-s
16. (43) jala-m; „ gelu; — g. kald-s, n. sval-r
(kvöld).
Das goth. kald-s, n. kald-r und sval-r bezeichnen den ad-
jektivbegriff gelidus, während das n. kvöld „abendkühle,
abend^ bedeutet.
17. (72) jaran =5 ;/^p(öy; — gränum; kaum, — kvaimus.
Diese worte sind hier als ableitungen derselben wurzel jf
(zerrieben werden), wovon auch jür-e (alt werden) aufge-
stellt.
18. (75)jyä; ßiog
19. (196) [tij]; ati^o) (ihem. atiy); -stingu-o.; stigkv-a.
Die Sanskritwurzel gehört vielleicht nicht hieher und ist
nicht mit in rechnung gezogen.
Der rückblick auf diese Zusammenstellungen zeigt uns,
dafs im sanskrit die vollständige Verbindung gv fast über-
all verschwunden und in j umgewandelt ist. Den Über-
gang dazu bildet die lautverbindung jv, welche in den wur-
zeln jval (no. lÖ) und jvar (krank sein), sowie auch impli-
cite in jür (no. 17), enthalten ist. Ebenso zeigt jhalä in
no. 14 die Umwandlung des ghv in jh. Die entsprechen-
den Verwandlungen in griech. 8 (wofär auch £) und &y
welche sich zu j und jh genau verhalten, wie t zu c, tre-
ten nur ganz vereinzelt hervor. Die analogie des gv mit
dem kv, des j mit c läfst uns vermuthen, dafs auch in
denjenigen Wörtern des sanskrit, welche in dem erhaltenen
zustande der spräche j zeigen, eine schon vor der sprach-
trennung vorhandene innigere Verschmelzung der beiden
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30 Grafsmann
elemente der ursprünglichen Verbindung gv stattfand; nun
finden wir dem j fast überall goth. kv parallel gehen, und
in den fallen, wo im sanskrit sich andere Umwandlungen
zeigen (3, 9, 11, 13), auch im germanischen das kv nicht
hervortreten. Es zeigt also das germanische kv oder qu
(goth. u) eine ähnliche Verschmelzung, wie sie uns das lat.
qu vor äugen stellte. — Im lateinischen hat sich gv nach
dem nasal erhalten in -stinguo (19), sowie die Verbindung
mit der aspirata in ninguo, ninguis (9). Dagegen hat sich
sonst überall in allen vier sprachen die Verbindung ghv
verflüchtigt.
Von den Umwandlungen treten, aufser den schon er-
wähnten in j, jh, 3j &, noch folgende hervor:
1) Wegfall des folgenden vokals und vokalisation des
V im griech. yvpi] (4), skr. gurü-s (11), goth. kaur-s (11).
2) "Wegfall des v mit schattirung des folgenden vo-
kals in den altnordischen formen koma (kommen), kom ne-
ben kvam (1) (kam), kona neben kväna (frau) (4), im hd.
kom = goth. kaum (17).
3) WegfaU des v ohne ersatz zeigt sich im sanskrit
bei gam (1), gä (2), gharma 14, im griechischen bei ya^
6TT^(} (15), yigatv (17), aTi^y- (19), im lateinischen bei grä-
num (17), gelu (16), gravis (11), vigeo (6).
4) Wegfall des g zeigt sich im lat. venio (1), venter
(15), und im auslaute der wurzel unter gleichzeitiger ver-
längemng des vorhergehenden vokals in lat. vivo (6), vivus
(8), sowie in skr.jiv-ami (6), jlvas (8). Den wegfall des
gh zeigt das germanische in allen drei fäUen (9, 14, 13),
das lateinische in nivis, und mit verlängemng des vorher-
gehenden vokals in conniveo.
5) Wegfall des g, und zum ersatze Verwandlung des
V in b ist im griechischen das gewöhnlichste: ßaivM^ /?cif-
(Txa (1), ßißrifii (2), ßovQ (3), ßavd = yvv^ (4), womit das
celtische bana stimmt, ßiog (5), ßccgvg (11), Hgsßog (12),
ßiog (18). Ebenso wegfall des gh und zum ersatze Ver-
wandlung des V in bh, tritt hervor im lat. formus (14), wo-
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aber die Verbindung der stammen konsonanten n. s. w. 31
mit noch furous, fomax zu vergleichen sind, in connipsi
und im griech. vicpva^ vi(p6<; (9).
In bezng auf die bestimmung der Wahrscheinlichkeit
habe ich noch zu bemerken, dafs ich die anzahl der bei-
spiele, welche gleich sicher und allgemein vergleichbar, wie
die vorsteh^iden, die entstehung ans ursprünglichen g zei-
gen, in folgender weise angenommen habe für skr. j und
filr skr. g und gh je 6; fQr griech. y tuid lat. g je 12, fi)r
goth. k 6; und ich glaube, dafs diese zahlen nicht zu ge-
ringe angenommen sein werden. Endlich habe ich noch
die organische deutnng zweier lautumwandlungen in be-
tracht zu ziehen, zu welcher erst jetzt alle demente vor-
liegen, das ist nämlich erstens die deutung der palatalen
laute des sanskrit und ihrer dentalen Vertreter im griechi-
schen, und zweitens die eigenthümlichc lautverschiebung,
welche sich häufig Vor v im sanskrit zeigt.
Man hat den Übergang der palatalen in die griechi-
schen dentalen, namentlich den von c zu r so gedeutet,
dais c als eine art doppelkonsonant aus den dementen t
und seh bestehe, und das letztere bei dem Übergange in
griech. r weggefallen sei. Diese ansieht steht mit den im
SMiskrit herrscdienden lautgesetzen im entschiedensten Wi-
derspruche. So giebt z. b., um nur eins zu erwähnen, die
prl^[)osition ut oder ud mit cal verbunden, bekanntlich uc-
cal; wäre nun c &% tsch, so würde ut vor dem tsch ge-
rade in der organgemäfsen form erscheinen, während die
Umwandlung in tschtsch, also in eine selbst dem slavischen
obre unerträgliche Verbindung, zu den sprachlichen un-
möglichkdten gehört. (Andere gründe siehe bei Lepsius
„das allgemeine linguistische alphabet^ p. 36). Die rdhe
der gutturalen, palatalen, lingualen, dentalen zeigt uns, wie
schon die indischen grammatiker erkannt haben, eine fort-
schreitende abstufung, indem bd den ersteren die hinter-
zunge an den hinteren theil des gaumens, bei den zweiten
die mittelzuDge an den mittleren theü des gaumens (das
talu der indischen grammatiker), hei den dritten die vor-
derzunge an den vcHrderen thdl des gaumens, bei den letz^
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32 Grafsmaim
tereu die äulserste Zungenspitze an die zahne gelegt wurde.
Jedenfalls sind c und t ihrer natur nach ebenso einfache
laute, wie k und t; die heutige ausspräche des c steht
ganz parallel der italiänischen des c, und die Umwandlung
der ausspräche dort und hier ist im wesentlichen dieselbe
gewesen. Wir können die wirkung des v auf die guttu-
ralen bei der Verwandlung des kv in skr. c , griech. r, des
gv in skr. j, griech. Sj des ghv in skr. jh, griech. & einfach
so ausdrücken, dafs dadurch der guttural in beiden spra-
chen dem Organe des v um eine stufe näher gerückt wurde«
Wahrscheinlich war der Vorgang der, dafs zunächst und
zwar schon vor der abzweigung der slavogermanischen und
der italischen sprachen, bei denjenigen Wörtern, die gegen-
wärtig im Sanskrit die palatale reihe zeigen, eine innigere
Verschmelzung des gutturals mit dem folgenden v eintrat,
in deren folge nach und nach das erste dement dem Or-
gane des V sich um eine stufe näherte. Auf diesem Sta-
dium sind die oben erwähnten wurzeln jval (10) und jvar
stehen geblieben, während jür (17), und cörna (staub), von
dem weiter unten, von dem früheren Vorhandensein einer
solchen lautstufe mittelbar zeugnifs ablegen. Demnächst
fiel das V in den meisten fällen weg, da es schon durch
den palatal hinlänglich vertreten schien. Diese Umwand-
lung, wenigstens in dem vorher erwähnten Stadium, mnCa
schon, wenn auch noch nicht durchgreifend, vor der Schei-
dung des griechischen von dem arischen stattgefunden ha-
ben, da die Umwandlung im griechischen ganz von der im
Sanskrit abhängig erscheint. Denn es tritt diese Umwand-
lung im griechischen, mit ausnähme der dialektischen for-
men kmCccgiiOj und ^iXko) (s. oben), nur in denjenigen wur-
zeln ein, welche im sanskrit die entsprechende Umwandlung
zeigen. Da das griechische die palatalreihe aufgab, so
wandelte es dieselbe, wo sie durch einwirkung des v schon
vor der ausscheidung des griechischen entstanden war, in
derselben richtung weiter um, also in die dentalreihe.
Im sanskrit ist das anlautende c für diese entstehungs-
weise in dem grade mafsgebend, dafs anlautendes c, wenn
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über die Verbindung der stummen konsonanten u. s. w. 33
man den fall ausschlie&t, wo es in der reduplikationssilbe
das k vertritt, Qberall als durch einwirkung eines folgen*
den Halbvokals (v oder j) erzeugt betrachtet werden muls.
Die beispiele, wo es diurch einwirkung des halbvokals j
hervorgeht, finden sich nur sparsam. £s gehören hierher
die wurzeln cyu, cyut, ^cyut (fallen, ausgieisen), welche
alle drei aus einer primären form ^yu herzuleiten sind.
Ihnen tritt zur seite jyut (glänzen), welches aus dyut und
dieses wieder aus div (part. dyüta) entstanden ist; ebenso
scheint jyu*, ju* (ire) aus dyu (aggredi) hervorgegangen
zu sein. Es zeigt sich hier ein dem oben besprochenen
ganz paralleler fibergang, aber in umgekehrter richtung.
Wie nämlich der labiale halbvokal v die kehlbuchstaben
dem lippenorgane um eine stufe näher rückt, so rückt der
palatale halbvokal j (denn als solcher ist er aufzu&ssen)
den Zahnbuchstaben d seinem organe näher, ja verwandelt
ihn ganz in sein organ, und so wird aus dy zunächst jy,
und mit Verlust des halbvokals, j. Es liegt nahe fftr pcyu*
eine ähnliche deutung zu suchen; dann würde man 9c als
Umwandlung des dentalen st oder des lingualen sht aufiso-
fassen haben; letzteres würde zu einer wurzel shtyu oder
mit aspiration, welche s und sh so gerne der folgenden te-
nuis ertheilen, shthyu, oder mit vokaüsirtem y, shthiv fäh-
ren, welche sieh abo zu ^cyu* genau verhalten, wie div
und dyu* zu jyu*. Diese wurzel shthiv oder shthyu (shthl-
vämi, part. shtbyüta) hat die veränderte bedeutung spuere,
welche mit der bedeutung effundere der wurzel ^cyut
u. s. w. in naher berührung steht. Ist diese ansieht rich-
tig, so haben wir hier ein drittes beispiel der durch den
halbvokal j bewirkten assimilation. Ein viertes liefert viel-
leicht die wurzel cyu (lachen), mit welcher nach Bopp das
irische tibhim (lachen) zusammenhängt.
Im auslaute scheint c bisweilen ebenso durch den ein-
fluis eines vorhengehenden u bedingt, wie in andern fallen
durch den eines lU'sprünglich folgenden v ; dieser fall scheint
z. b. in ruc (siehe 2. abh.) eingetreten zu sein. In ande-
ren, wie in prc (s. Benfey gloss. zu Samaveda) scheint das
IX. 1. 3
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34 Grafsmann
c nur bilduDgselement ähnlich dem ch, in andern fällen
wie in kac*, kanc*, wovon käca-s (glas), käncana-m (gold)
scheint es aus einer wurzel mit zwei gutturalen (vgL kä^,
glänzen) dadurch hervorgegangen, dafs der zweite, um den
gleichlaut zweier gutturalen zu vermeiden, in c verwandelt
wird, was sonst in der regel mit dem anlautenden guttu-
rale geschieht.
Was endlich die lautverschiebung im sanskrit vor fol-
gendem V betriffl, so habe ich nur die zerstreuten erschei-
nungen, die sich im laufe der Untersuchung ergaben, in
ein bild zusammenzufassen und nur hier und da zur er-
gänzung noch einzelnes hinzuzufügen. Wir sahen die as-
pirata in eine media sich umsetzen, also dh in d überge-
hen im 20. beisp. der 1 . abh., wo dvär, dvära wie das gr.
ßvga^ das lat. fores, foras, das goth. daur, dauro beweisen,
für ursprüngliches dhvär, dhvära stehen, also die lautver-
schiebung ganz der im gothisohen hervortretenden gleich
ist. Viel häufiger erschien die Verschiebung der tenuis in
die aspirata, wofür alle im sanskrit mit hv beginnenden
wurzeln zeugnifs ablegten, weshalb wiederum bei ihnen der
laut mit dem gothischen genau stimmt, vergl. skr. hve mit
n. hvi-a (II, 8), hvr (11, 7) mit n. hvel (kreis), und dem
erweiterten hvelfa (wölben), hval (11, 9) mit dem erweiter-
ten goth. hvairban, n. hverfa (hin und her wandern), was
sich in der bedeutung wie in der form enger an das mit
hval, cal verwandte car anschlielst. — Dafs das h im sans-
krit die stelle von gh vertritt, zeigte uns besonders die
aus hvr hervorgehende wurzel ghüm. Einen ähnlichen ein-
fluls, wie ihn folgendes v auf k übt, Übt folgendes n in
hnu (III, 13), r in hrd = xäap, xiaroq = cor, cord-is =
hairt-o, und vielleicht r in hri, hresh (s. Bopp gloss.). Es
bleibt noch die Verwandlung der media in die tenuis zu
besprechen; hier zeigt sich die erscheinung mehr verhüllt.
Sie tritt, wie ich glaube, in dem oben erwähnten cürna
(staub) und dem daraus gebildeten denomin. cürnayämi
(frangere, conterere) hervor. Vergleicht man cörna, was
doch wohl auf der letzten silbe zu betonen sein wird, mit
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über die Verbindung der stummen konsonanten u. s. w. 35
der form jörna dem particip von jör, was wir oben (in 17)
als nebenform von jf (zerrieben werden) auffllhrten, sowie
auf der andern seite clrna (scissus, divisus) mit dem par-
ticip jTrn4 der zuletzt angeßihrten wurzel, so vnrd es sehr
wahrscheinlich, dafs diese beiden bildungen auf die ge-
nannten wurzeln jür, jr zurückweisen. In diesen haben
wir oben den ursprünglichen anlaut gv kennen gelernt; es
läfst sich also der Vorgang kaum anders als so vorstellen,
dafs vne gv sich zuerst in jv umwandelte (was in jur,
jürna zu gründe liegt), und demnächst in j (was in jf,
jTrna hervortritt), so nun, indem das v seinen lautverschie-
benden einflufs auf die media übte, d. h. sie in die tenuis
yerwandelte, die entsprechenden Umwandlungen in cv (was
in cürna verhüllt liegt) und in c (wie es cirna zeigt) sich
vollzogen. Endlich glaube ich dieselbe Verschiebung noch
in einer andern wurzel zu erkennen. Schon Bopp hat im
gloss. das goth. kvi)>an (thema kva)>) mit der nahe gleich-
bedeutenden Sanskritwurzel kath zusammengestellt. Das
goth. kvat würde eine skr. würz, gvat oder gvath voraus-
setzen. Ninm&t man an, dafs derselbe lautverschiebende
einflufs, den wir oben nachgewiesen haben, auch hier ein-
trat, so würde man zu der form kvath gelangen, oder mit
der im sanskrit nach k häufig eintretenden ausstofsung des
V, da der anlaut kv wenig beliebt war, kath.
SchliefsHch bemerke ich, dafs es noch eine erhebliche
anzahl von wurzeln giebt, welche die kombination einer
muta mit folgendem v enthalten, und nach meiner meinung
eine gleich sichere und allgemeine vergleichung gestatten,
wie die hier aufgestellte, die aber zu ihrer vollständigen
darlegung schon der anerkennung der hier erst begründe-
ten ansichten bedürfen, so dafs es rathsam schien, sie hier
zu unterdrücken und sie vielleicht einer andern gelegenheit
vorzubehalten.
Grafsmann.
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36 Gerland
lieber den dativ pluralis des altgriechischen*).
Bopp erklärt vergl. gramm. 2. aufl. §. 250 — 254 alle
dative des griechischen plurals, sowohl die der konsonan-
tischen als der vocalischen declination, für locative und
ich glaube nicht, dafs über die ersteren irgend ein zweifei
geäufsert ist, wohl aber über die dative der vocalischen
declination auf oig(i) und aig(i) und zwar von so gewich-
tiger stimme, dafs dieser zweifei schon deshalb bedeutend
ist. Pott nämlich (etym. forsch. 2. aufl. I, 573) erklärt die
dative auf oig und aig als instrumentale und äXXoig gleich
skr. anjäis, welches letztere bekanntlich aus anjäbhis ent-
standen ist. Diese ansieht fahrt er näher aus et. forsch.
11, 639, wo er sagt: „andre male könnte man ihn (den dat.
plur.) för den instrumentalis halten; z. b. &eo7g vergl. mit
dSväis. Die Verwirrung ist im griechischen um so gröfser,
als wir formen auf -at (in declin. III die einzige) und -g
(in I. n. sowohl -ai als -g) ohne syntaktischen unterschied,
der mindestens jetzt schon am tage läge, gebraucht finden,
und sich keineswegs mit Sicherheit behaupten läfst, -a sei
stets die aus -ai apokopirte form. Müssiger weise ange-
treten ist das i natürlich nicht*. Jenes letztere ist gewifs
so wahr, dafs, liefse sich die ursprünglichkeit jenes t Oberall
nachweisen, wir hierin einen vollständigen beweis för die
ansieht Bopps sehen müfsten. Dieser beweis aber läfst
sich, wie ieh glaube, geben. Schon Thiersch (griech. gr.
3. ausg. §. 164, 5) erklärt die formen auf oig aig fast alle
für verkürzt — freilich ohne umfessenden nachweis, der
für sein buch auch zu weit geworden wäre, aber nöthig
ist, um die sache ein für allemal abzuthun: daher man
denn nachfolgende trockene aufzählung verzeihe. Zunächst
die Ilias.
In A sind 55 unverkürzte dative, wobei stellen, die
zwei hierher gehörige formen enthalten, wie 520 kv a&a-
*) Fortsetzung der abhandluDg über den altgriecliischen dativ zunächst
des singularis. Inauguraldissert. Marburg 1859.
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Aber den dat. plar. des altgriechischen. 37
voTOtai &6oZa$y nur einfach gerechnet sind; 17 verkürzte
und zwar von diesen wieder vor vocalen: 2 'Axctiolg aJiyea;
179 aoig irägoiaiv; 183 ifioZg irägoiaiv; 205 yg vtibQ'
onXbjaiv; 218 ß-aolg kmnsi&ijrai; 223 axaQxriQoig Inisaaiv;
246 XQ^<^^^oig tjloiai Ttsnagfiivov ; 307 olg irccQoiaiv; 342
Toig älkotg, tj ydg; 462 ^Ttl axiCflS o yiQCDV; 486 ifjafid"
&oig, vno; 519 oveidsloig ^Ttieaaiv; 595 roig ä}.Xoiai &eo2g
hvSi^ia^ also 14 stellen; vor consonanten verkürzt 3 stel-
len: 89 HoiXrig nctgä vyivgI] 179 oyg xal aoig iraQoiaiv;
238 iv TtaXdfjiffg (poQiovai; und eine am versende, 435 Ttgoi--
Qtcaav äQSTfiolg, wo der folgende vers vocalisch anfängt.
B. 53 volle formen, 17 vor vocalen abgekürzt: 49 eil-
loig ct&avdroiGiv \ (164) 189 aoTg dyavoig kTtesaaiv; 227
kvl xXiaitfg k^aigsroi; 249 äfi' lArQstSr/g VTtd "Ihov\ 277
ovsiSeioig ^Tzisaaiv; 312 Tterdkotg v7to7t67iTi]aiT6g; 338 vi]-
mdxoig,^Ig ovri; 341 pg h7tim&fjiBV\ 377 dvTißioig kniea-
aiv; 433 toig aga; 456 kv xoqvcpyg, ^xa&sv; 523 nrjyfjg
fcrt; 549 xdS 8* kv Id&T^vrjg elasv; 550 agveioig iXdovrar,
778 hv xhairfgi ol Si; 783 elv 'Agifioig, oß^i. 7 vor conso-
nanten: 137 hvl fisydgoig nortdiyfjievoi.; 180 aolg S' dya-
voig knieaaiv; 516. 524. 680. 733. 747 rotg 8hj am vers-
ende eine stelle: 363 (pvkoig; der folgende vers beginnt
vocalisch.
r. 46 volle formen, 8 vor vocalen verkürzt: 34 kv ßija-
arjg^ vno; 38 ccig^goig knhisatvi 137. 254 fuccxg^g kyx^irjai;
158 ä&avdTrjai^ ß^Byg Big wna; 286 !Agysioig ccTiOTivif^ev;
296 &eo2g aleiyBviryaiv; 331 dgyvgkoiöiv kma(pvgioig dga^
gvlag; 352 kfjiyg vno x^Q^^' Eine stelle vor einem con-
sonanten verkürzt: 109 olg S' 6 yigwv; am versschlufs zwei,
259 itaigoig (der folgende vers vocalisch) und 274 dglaxoig
(der folgende vers consonantisch anlautend).
J. 41 volle formen; 6 vor vocalen verkürzt: 6 xspro-
fAloig kniBoai; 159 yg knim&f^BV; 472 dlli^loig knogovaccv;
478 (flXoig dniScoxB'y 510 lAgy Bioig, knal; 524 (piXoig ixd-
Q0U5U 3 vor consonanten verkürzt: 3 XQ^^^^^S Sandacaiv;
153 Toig 8i ßccgv'y 253 hvi ngofidxoig, av'l BtxBkog.
E. 65 volle, 11 vor vocalen verkürzte formen: 130
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38 Gerland
a&avdtoiOi &tois ävtpcQv; 819 fiaxageaa &Boig ccvtixqv;
131.820 roig äXXoiß' aragi 137 kn elgonoxag 6uögiv%
150 tolq ovx kgxofiivoig 6 yiQü>v; 165 olg iTccgoiatv; 198
Sofioig ivv fioiijTolöiv; 419 xegrofiioig kTiieaai; 465 afi(pl
nvX^g simoirjTfJGii 552 'ArQttSrig !Ayanifivovi xal MeveXccip;
750 TTJg kniTiTQantaii 766 xaxyg öSvvyai; 791 xoiXyg iTil
vrivaL Zwei vor consonanten: 606 uriSh &soig fievsaivi-
fiBvi 641 oirjg avv vfjval; zwei am yersschlufs: 86 ij pttx
lAxctioig (vor consonantisch) und 465 hzov !Axciioig (vor
vocalisch anfangendem verse).
Z. 47 volle, 13 vor vocalen verkürzte formen: 114
ijfmiQyg akoxoiai; 141 fiaxaQsaai &6oig k&eX(o; 231 rev-
X^cc 3* dkkijloig kTiafiaixfJOfiBv; 240 &Boig evxBG&ai; 243
^earyg al&ovarjai rsTvyfiivov; 2A6 TtaQcc fAvrjaryg dkoxoiaiv;
250 nag* alSolyg dkoxoiaiv; 259 äkXoig d&avdro^tv^ 325
aiGXQoig kTiieaaiv; 337 fxaXaxoig knisaaiv; 424 aQyswyg
oieaaiv; 510 ;fa?ra^ (Sfjioig diaGowai; 52? inovQavioicv &eo2g
ahiyeviTTiaiv. Vor consonanten oder am versende in die-
sem buche immer die volle form.
H. 53 volle formen, 7 vor vocalen verkürzt: 5 «i^i-
artjg iXccTfjGiv; 324 roitg 6 yiQü>v; 361 Tgcieaai /wcö*' £;t-
TtoSdfAOig dyoQBvao); 373. 470 'ArQBtdrig 'AyaiiAfivovv xal
MBVsXdq); 389 xo/Ajyg ivl vtiualv; 474 (olvl^ovro) aU,ot> 8ä
^ivotg, aiXou Eine vor consonanten verkürzte stelle: 170
TOig ö* ctvng.
0. 43 volle, 5 vor vocalen verkürzte formen: 36 (467)
lägy Bioig v7to&i]a6fiB&a; 110 Tgcaalv hcp* InTioSdfwig l&v-
vofiBv; 394 rp^g hmrirganraii 480 ow;'^'^ ^Ynaglovog^ 525
T|pai€(r(r^ jucd*' innoSd^oig ayoQBvooa. Vor consonanten eine
verkürzt: 162 nX^loig SendBaaiv; am versende vor voca-
lisch anfangendem vers 487 ovraQ 'JxctMig.
/. 61 volle, 11 vor vocalen verkürzte formen: 93 toXg
6 yiQCüv; 217 xaXotg kv xavioiaiv; 382 öofioig kv; All totg
aXloiaiv ky(a\ 425 vijvalv im yXaq)VQyg, hnBi\ 485. 494
&Boig kniBlxBX* AxiXXbv; 499 BVx^^Xyg dyavyaiv; 542 airrolg
ävd-BOi fiTJXcDv; 670 jfpvcräotat xvnikloig vhg *Axaiäv\ 684
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über den dat. plur. des altgriechischen. 39
TOiQ äXkoMSiv i(prii vor consonanten und am versende in
diesem buch nur volle formen.
K. 52 volle, 9 vor vocalen verkürzte formen: 46'^xro-
gioig aga — Uqousiv\ 63 roig kniTBilco; IIA !Axctioig r^ii
250 üSoai, — Tavxa fAsr ^dgysioig äyogsvetg; 306 &oyg
^711 VYjfvaiv; 330 tdig innoiaiv; 420 äXlijloig. ärdgi 452
ififig imo x^Q^^\ ^93 VBxpoig ccfAßaivovrtg. Zwei vor con-
sonanten verkürzt: 196 roig 8' äfta; 241 totg 3*
A. 80 volle, 8 vor vocalen verkürzte formen: 18 ap-
yvgkoiGiv kniOffVQioig agagviag; 120 rolg oitig; 137 fisih-
Xloig kniBoai; 223 Sofioig iVi; 633 /pvcra/oi^ i^Xousi Ttenag-
fiivov; 707 &6oTg oi Si; 768 ^v fisydgoig tixovofiev; 775
iTt* al&ofiivoig iegoiaiv. Zwei vor einem consonanten ver-
kürzt: 132 Iv — Sofioig, xeifii]Xia xsirai und 779 ä ra ^sivoig
^ifiig harlv,
M.tß9 volle, 4 vor vocalen verkürzte formen: 90 xo/-
Xffg knl vtjvali 207 Ttvoitjg dvifioio; 267 ällov ftBikix^oigy
ä}.Xov CTegsoig ^Tiieaaiv; 382 ;^€/p€<y(r* dfifporigrig ix^u ^f^i
vor consonanten: 297 XQ^^^^V^ gdßSot^ai 8ii]V6xiaiv; 311
nleioig äe^dsaaiv; 372 roig 8' dfAu. Eine am versschlufs:
284 dxxalg (vor consonanten anfangs verkürzt).
N. 69 volle, 13 vor vocalen verkürzte formen: 102
(fvCccviXfjg kldfpotaiv; 107 xoiXyg inl v^vai; 145 nvxiv^g
ivixvgae (pdXay^w\ 188 xgoxdtpoig dgagvlav; 213 lijrgoig
imtBiXagi 339—340 iyx^iy6i.v Maxg^g, ag sixov; 466 36-
fAOig li/t; 489 olg irdgoiaiv; 549 qdkoig itdgoiaiv; 667 oig
iv fieydgoiaiv rolg kniTBlkto; 768 alöxgoig kniacöi^v; 818
akXoig dd-avdroiaiv. Vor consonanten nur volle, eine ver-
kürzte form am versende, vor vocalischem versanfang: 426
!dxcctoig.
X 44 volle, drei vor vocalen verkürzte formen: 67
olg inl nokX Ihia&ov; 181 &vadvoig dgagvtav; 397 hv
ßnaaygi otb; eine vor consonanten: 180 jf^vcre/j/ff 3* iva-
0. 87 volle, 8 vor vocalen verkürzte formen: 95 So-
fAOig Ihfi; 134 Tolg äXloiCi; 267 {dfi(pl 3b x^urm) wfÄOig
diaaovrai; 386 {fidxovvo) 'iyx^^i dfAtpiyvoig, avroöx^Sov;
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40 Gerlaad
393 loyoig, kni\ 501 oZg itägot^aip; 737 nohg nvQyoig
agagvla; 743 xoikyg knl vijvoL Sonst nur volle formeD.
n. 69 volle formen, 9 vor vocalen verkürzte: 132 äg-
yvgioiaiv hnus^vQioig aQctgviagi 154 'mTioig dd'ovccToiaiv;
171 TOig knsnoi&Bi; 248 ccyx^fjuixotg iragoiatv; 260 (<yqp»i-
xeaaiv) elvoSloig, ovg; 518 o^slyg 68vvi]aiv; 628 ovstSeiotg
yiisaaiv; 634 kv ßnaat/g, ^xa&Bv; 719 Qoyg Um. Eine vor
consonanten verkürzte: 766 kv ßijaatjg ßa&iriv.
P. 64 volle formen, 9 vor vocalen verkürzte: 249 ^rap*
'ATQttStfg 'Ayafiifivovv xai Mtvtld(p\ 251 kaoZg' kx 3i\ 301
—302 ovSi TOXBvaiv Ogintga tpiXoig dniSooxs; 384 roTg Si
navYiiiBQloig I^Qidog; 460 l'TtTiotg diaaa)v; 492 — 493 ßoiyg
ülvfiivca äfAOvg Avyai GregsTJai; 636 X^9f^^ (pUotg ivd"
QOiai ysvcifis&a; lOSreiQOfiivoig ivagoiaiv dftvvi/jiev; 740 —
741 Toig inncov — oQVfAaybov k^ijtav kQXOfJiivoiatv, Vor
consonanten verkürzt zwei: ^Qb aXXiqXoig xa&' 6fAiM)v\ 384
Totg 8L Eine am versschlufs, vor consonant. versanfang:
396 'Axaiolg.
2. 55 volle, 14 vor vocalen verkürzte formen: %Q fiBv'
a&avüryg aXlrjaiv; 102 — 103 ixaQoiciv Toig äkXotgy oi;
129 TSiQOfiivoig irdgoiaiv d(AVvifitv\ 204 (dfAq)i) äfioig Up&l-
fioiai ßdV a\yl8a\ 231 a^qpi c^iolg oxisaary 259 &oyg iTti
Vfjvalv; 273 kfiolg knieaai; 275 knl ryg dgagvlai^ 413 roig
knoveito; 419 ryg kv fiiv voog karl fisvd (pQsaiv; 435 xsi-
tat hl fisydgoig dgi^fAivoi; 459 kmcfpvgioig dgaQvidg; 504
i^i Ceatotai Xl&oig Uq^ ivl xvxkq>; 569 nlsxtoig hv raXd-
Qoi^ai; 611 xQordcpoig dgagviav. Vor consonanten nur die
volle form.
T. 38 volle, 6 vor vocalen verkürzte formen: 94 5o-
Xo(pQ06Vpyg andrijaev; 160 ^oyg sTtl vi]valv; 179 «vi xli-
alyg dQsada&co; 370 dgyvgioiaiv iTuacpvgloig dgagvlag;
394 (h) yccfjuprjlyg Hßakov; 424 kv ngodtoig Idxtov. Vor con-
sonanten nur die volle form.
Y. 33 volle, 8 vor vocalen verkürzte formen: 11 1«-
atyg al&ovatjaiv hcplCccvov; 55 h 8' avroig 'igi8a ^rjyvvvro',
104 &soZg aki^yavityaiv; 109 kevyaXioig knieaaiv; 143
rifAiTigrfg vno ;f€(><TiV; 369 ndvreaai rilog fAvd-oig mid"riaHi
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über den dat. plar. des altgriechischen. 41
394 tnnoi imaadtgoig Sariowa ; 405 Y^vvtai Si re roig
hvoaix^fav. Vor consoDanten: 290 d&ccvdroiai &eo2g /wera
fiv&ov hmsv.
0. 34-voUe, 4 vor vocalen verkürzte formen: 82 reyg
hv xsgaivi 278 Xaitpr^goig oUsad-ai-ßBUeaai^Vj 460 cvv —
cdSoirig aloxoiatv (480 oveiSeioig enieaaiv). Vor consonan-
ten die volle form.
X. 42 volle, 3 vor vocalen verkürzte: 650 6h)yg wio
XBQoiv; 115 xoilrjg evl vrjvaiv; 279 &60ig hmsixeV 'Axi^l-
Xbv. Eine am versschlufs, vor vocaliscbem versanfang: 51
ovx S)^x6iasat avroig.
W. 78 volle, 15 vor vocalen verkürzte formen: olg
iragousi fpikonrolifioiaii 8 avroig iTtTtoiai; 80 &60ig inv"
eixek' ^;^4H€t;; 142 To7g äXXoiciv; 194 Soioig rjQar avi-
fioiaiv; 207 a&avdroig, tva; 367 fierä nvoifig dvifÄOio;
371 — Z12xixXovTo dk olctv — "Innoig ol S' iTtirovroi 400
innoig '^xs fiivog; 491 — 492 ;^of Aa;roZ<r«i/ — eTtieaaiv — xa-
xotg, hnü; bQ\^ innoig (oxvnoäBcaiv; 535 li' 'Agy^ioig inBa\
675 i^fig vno ;^6p<y/; 792 i^;^ato75, bI (xri) 853 tfjaiid&otg^ ix.
Vor consonanten nur: 478 fiv&oig laßgevem. Am vers-
ende vor consonant. anfangendem vers: 649 Axcaoig.
Sl. 64 volle, 11 vor vocalen verkürzte formen: 256
iv\ fAsydQoig 6 yigwv; 252 roig 6 yigcDVi 254 &o^g inl vijvai;
342 äfia nvoifjg dvifioio; 426 d&avdtoig insi; 486 id'Bolg
inisixeX' AxMbv; 526 dxvvfiivoig' avrol; 626 xaXoig iv
xavioiaiv; 638 a^g imo xbqgiv; 720 TQtjroig kv XBxiBGCiv;
759 olg dyavolg. Vor consonanten 5: 25 äXkoig fiiv nä'
aiv; 442 innoiai xal ri^iovoig fiivog; 664 ivl uBydgoig
yodoifiBVj 759 olg cyavoig ßBkiBaaivi 796 noQcpvQkoig — ni-
nXoiai xaXvxpavtBg fialaxoioiv. Am versende vor konso-
nantischem anfang: 84 ivl fiiaarjg.
Das verhältnifs der vollen formen zu den verkürzten
stellt sich etwa wie 5:1, nimmt man aber die vor vo-
calen oder am versschlufs verkürzten noch zu den vollen,
wie 44 : 1: denn etwa 1312 volle, 232 vor vocalen und
am versende verkürzte formen finden sich, dagegen nur 35
vor consonanten verkürzte — welches Zahlenverhältnis mir
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42 Gerland
auffallend und beweisend genug scheint. Aber genauere
betrachtung lehrt noch mehr. Zunächst einmal sind viele
jener vor vocalen verkürzten stellen epische redensarten,
die, einmal gewagt, leicht wiederholt werden und ähnliches
zeugen konnten, z. b. draQTtiQOig oveiäeioig hnUaaiv A,
223. 519; J5, 164. 189. 277. 377; T, 33; z/, 6; M, 267; A,
137; iV, 761; 0,501; /Z, 628; a^i 'ArQBtSrig jiya^ifivovi
xal Mevskä(p J?, 552; -H, 373. 462; xoil^g im vtjvaiv und
ähnUches J?, 791 {nagd A, 99) H, 389^ K, 306; M, 90;
iV, 107; 0, 743; T, 160; -2*, 259; X, 115; ß, 254; hf^yg
vTto xegoiv T, 352; K, 452; Y, 143; *, 82. 104; X, 65;
^, 675; ß, 638. So wiederholen sich noch (um nicht zu
weitläufig zu werden) akloig aß-avaroiaiv, &eotg aisl yevi-
ryaiv, Sofxog ^i/i, rrig iTtiTirganTai; TQoisaai fAsd'* innoSd"
(jL0i>g dyoQBvaa), &eoig hmeixsl* A^M^v sTtiatpvQioig dga-
Qvla, xQ^<^^ioig rjloiai nBTtag^ivov^ «,aa Ttvoifjg dvi^oio und
ähnliches. — Ferner, worauf auch Ahrens I, 20. 5 in be-
ziehung auf die äolische mundart aufmerksam macht, viele
der verkürzten worter sind mit einem oder mehreren un-
verkürzten zu einem ausdruck verbunden, der dann als ein
ganzes die' volle form bewahrte: so sind von jenen 267
verstümmelten formen 132 mit einem vollen worte ver-
knüpft. Meist ist dies ein substantivum und steht nach —
an einigen stellen steht es vor: /i, 478; Ä, 361; 0, 110.
525; /,425; M, 382; iV,339; 0,386; P, 301.492; -2;
102, also elfmal. Seltener hat das adjectivum neben dem
verkürzten substantivum die volle form bewahrt, im gan-
zen 14mal und zwar siebenmal vor- und siebenmal nach-
stehend: A, 595; £",465; Z,527; 0, 154; -2; 204; Y, 104;
% 504 und Z, 141; /, 684; K, 250; A, 18; -2; 504; Y,
369. 292, welche stellen alle oben angefahrt sind. Dals
die zusammengehörigen Wörter getrennt sind, findet sich
öfters: meist aber nur durch eine präposition oder ein
kleines einschiebsei und Zwischenstücke wie bei J^ 478 sind
selten. Als diese freiheit zuerst aufkam, da mögen den
Griechen Wendungen wie aTccQVfjQoig inisaat^v geklungen
haben wie uns etwa Göthes „in der klein- und gro&en
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über den dat. plar. des altgriechischen. 43
weit; in der alt- und neuen zeit*^: beide sprechweisen ha-
ben etwas nah verwandtes. Aber auch der weg, den die
spräche zu dieser Schwächung einschlug, läfst sich zeigen:
die form tolg, die in der äolischen mundart als artikel
stets verkfirzt erscheint Ahrens a. a. o., diese form findet
sich auch bei Homer sehr oft: ^, 342; B, 433. 516. 524.
680. 733. 746; J, 153; JF, 820. 150. 131; H, 170. 324;
K, 63; ^, 120; iV, 753; 0, 134; 77, 171; -5',103. 413;
Vj 342; ß, 252 und sonst noch, sehr häufig: von jenen 35
vor consonanten verkürzten formen kommen auf roig und
ähnliche worte wie olg, aotg, yg^ kfifjg u. s. w. etwa 15, und
davon auf rolg allein gegen 10. Diese Wörter dürfen wir
als zuerst verkürzt durch ihren häufigen und öfters tonlo-
sen gebrauch ansehen und nach ihrem vorgange stumpften
sich die übrigen ab.
Betrachten wir nun die Odyssee:
a. 51 volle formen, 6 vor vocalen verkürzt: 98 äfia
nvoi^g avifioio; 218 xtsdrsaaiv ioig hii\ 211 xoiXyg hl
VTjvaiv'j 103 evl TtQO&vgoig 'Oöva^og; 237 fASva olg ira-
Qoiaiv; 371 &eotg hvaUyxioi, Eine vor consonanten ver-
kürzte form: 440 naga tgijTöig Xs^iBaaiv.
ß. 33 volle, 4 vor vocalen verkürzte formen: 18, 27
xoiXpg evl vijvaiv; 148 fisva m^oiyg ovifAOio; 432 ad'avd-
ro$ai ö-soig alaiyeviryaiv. Vor consonanten nur die volle
form.
y. 46 volle formen, 10 vor vocalen gekürzt: 68 rotg
äga; 133 !dQysioig, eTtel; 152 aXXijXoig eni; 213 hv fuyd"
QOig^ dixfjTi; 273 Ugotg hnl ßeofjtoig; 280 otg dyavolg ßs-
Ubcöiv; 323 aoig irccgousiv, 333 äkkoig d&avccTOiaivi 399
TQTlTdig iv lexiBoaiv; 459 knl gx^^V^ ^ yigoav. Vor conso-
nanten 5: 113 inl toig Jtd&ofABv; 280 olg dyavolg ßsliBa-
aiv; 390 roig S* 6 yigtov; 472 hl /^vato^g SsTtdeaaiv; 490
6 Si rotg ndg. Am versende: 273 ItQotg inl ßwfAOig, Vor
consonantischem versanfang.
d. 69 volle, 10 vor vocalen verkürzte formen: 127
JlyvnTif/g, 6&i; 127 Sofioig ev; 165 Iv fABydgoig, ^; 369
yvafdTiTOig dyxlöTQoujiv; 571 äfi dvti&ioig itdQotaiv;
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44 GerUnd
591—592 ß-uotciv *A&avaxotg kfii&Bv; 725, 815 navrolfiQ
aQiTpG$; 782 rgonoig hv äefff^xrlvoiaiv; 798 ^Pt^s Ihfi;
807 &Bo2g aXiTtjfÄSvogi 5 vor consonanten verkürzt: 239 ftv-
-d-oiQ rignead-e; 636 Toiig S' viog; 683 acplac S* ctvvoig Salta
nkvBi5&m\ 721 t^g ^ adivov yooataa; 75b &€ötg fiaxagBaci;
3 vor vocalisch anlautenden versen am versschlufs: 126 —
127 kvi erjßxig AlyvnTlrig\ 576 vtjvalv iiayg {'Av) ; 580 «Aa
Tvnvov kQtTfioig (^t//).
6. 40 volle formen, ^ vor vocalen gekürzt: 46 äfia
nvoiyg dvifwto; 119 -dsaig aydaa&e; 12 A olg ayavoig; 202
Toig apa; 471 &ccfAVoig kv nvxivolary eine vor einem con-
sonanten gekürzte: 124 dyavotg ßslisaaiv.
£. 35 volle formen, vor vocalen verstümmelt 2: 104
(oxslyg kXdcpoiocv; 189 ka&Xotg rjSk xaxoJaiv; vor consonan-
ten eine: 62 M (AByccgoig yBydaaiv\ eine am versende vor
vocalischem versanfang: 235 ä(ioig (E^bto).
7?. 31 volle formen, eine vor einem vocal gekürzt; 345
TQtiTdig hv XBxktaaiv^ 2 vor consonanten: 190 ^i^i fAsydgoig
^siviöaofjtev; 279 in^irg^g ngog fiaydXyai.
&. 58 volle, 7 vor vocalen verkürzte formen; 53 rpo-
Ttoig iv ÖBQfipcTlvoiaiv; 77 ixndyXoig kTiiBOaiv; 132 roig
äga; 131 xvfAaaiv kv TtoXkoig, kTiBi; 242 Götg kv fiBydgoi^
aiv; 336 kv SBOfiatg k&iXoig XQatBQoZarj 580 dv&QciTioigy
tvcc; vor consonanten nur volle formen, vor consonanti-
schem versanfang 131 — 132 di&Xoigj xoig aga.
i. 41 volle formen, 14 vor vocalen verkürzt: 4 &Botg
kvaXiyxiog; 82 oXooig dvi/AOi^iv; 92 — 93 irdgaiaiv oXb&qov
'HfABtigoigy dXXd; 173 kfiötg irdgaiöiv; 247 nXBxzoig kv
raXagotaiv; 260 Ttavroloig dvifioiaiv; 282 SoXioig kniBoaiv;
288 irdQoig knl\ 369 iiBxd olg irdQocctv; 248 ryg Unt;
454 aißv Xvygdig irdgaiai^vi 466 (piXoig ivdQoiaiv; 489 xni-
Tiffg iva; 493 fABiXixioig kniBaaiv; vor consonanten nur eine
verkürzte form: 86 &ofjg nagd vr^vaiv^ vor vocalischem
versanfang 4: 104, 564 kgBXfxoigi liv&Bv; 180, 473 kgatfioigy
dXXd.
X. 62 volle, 11 vor vocalen verstümmelte formen: 11
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über den dat. plnr. des altgriechischen. 45
nag alSolfjg aloxonsiv] 39 dv&Qoinoig, otswv; 128 ifioig
irdQOiotv; 129 xcinygy tva; 173, 442, 547 fAeihxioig kni-
€öai; 158 kfio7g ^Ttieadi; 352 &Q6voig ivi\ 422 fiaXaxotg
inieaaivi 426, 554 Ugoig kp Scifiaai; drei vor consonanten:
5 ivl fjLtyotQoig ysydaacv; 11 ^v TQijroig ksxieaoiv; 57 O'oyg
nagd VYivaiv.
A. 44 volle formen, 5 verkürzt vor vocalen: 79 (abt
kuolg ivccQOiOiVi H3 irdgoig avTog; 173, 199 olg dyavotg;
332 i^Bolg vfjiiv re; verkürzt vor consonaDten 4: 173, 199
dyavoig ßsXiefftnv; hv ngo^o^g norafiov ; 603 kv &ah^g xaL
fi, 40 volle, 9 vor vocalen gekürzte formen: IAO ird-
Qoig, avTog; 172 ^sarfjg äXdtTjaiVy 207,223 f4>€iXixioig, hfxoXg
iTiieaai; 258 ifiolg idov 6q)&aXftoiaiv; 337 ndweaac -d-eoigt
ot; 362 aldo^ivoig itQdiöiv\ 395 d^cp oßsloig^ ifABfAVXBi;
425 i^ofABvog d' knl totg (pegSfit^v öXooTg dvifioiaiv, welcher
vers anch die einzige stelle dieses buches enthält, wo das
i vor einem consonanten abföUt; am versschlufs, vor voca-
lisch anfangendem vers: 147 und 180 kQevfioJg,
V. 34 volle, 4 vor vocalen verkürzte formen : 89 &Botg
kvaXiyxia (xridB %oi/ra; dof^oig Hvt noir]froiaiv\ 355 vv(A(ptig
rjQi^oato\ 357 Bvx^^flS dyavrjaiv\ vor consonanten zwei:
304 kvl fAByccQoig ISbbiv (wenn man das j: hier berücksich-
tigen darf); 424 kv ^AtQBiSao Sofioig; am versende, vor
vocalischem versanfang: 22 hgBtfiolg.
^. 41 volle, 9 vor vocalen verkürzte formen: 23 apiqii
noSeatyi iotg agdgiaxB; 77 avvdig oßeXoTaiv; 88 roig OTuSog;
247, 385 6VP avTtS-koig iragoiaiv; 269, 413 kfiotg, olg ird-
goKSiv; 313 oXooig dvifAOiöiv; 446 &Bo7g alBiyBvirrjaiv; vor
consonanten 3: 326 fxsydgoig XBt^rjha\ 459 rdig 8* 'OSv-
GBvg*^ 628 tibqI anßagoig ßdlBT wfAoig^ wo der folgende
vers vocalisch beginnt.
o. 42 volle, 6 vor vocalen verkürzte formen: 53 fiv-
&oig dyavoiai; 324 Tolg dya&oiai; 354 olg kv fiBydgoiüiv;
411 olg äyavoZgi 450 kvl fisydgoig dritdlXto; 8 vor conso-
nanten gekürzt: 77, 94 kvl fiBydgoig tbtvxbiV] 188 toig ndg;
231 kvl fiBydgoig <Pvkdxoio; 304 toig S* VSvcBvg; 411
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46 Gerland
ayccvoiig ßsXieaaiv; 439 röig 8* aiug; 61 Ini arißagoig
ßälsT äfjLOig^ wo der folgende vers, ebenso wie 498 nach
ägsTfioig^ vocalisch anhebt.
;r. 46 volle formen, 8 vor vocalen verkürzt: 13 roig
knovBiTo; 94 ^i' fisyccQoig aixfirci 97, 115 xaaiyvTjvoig im-
fjiifiq)Ofiai; 279 fisihxioig) 286 f4>akaxoig äneeaaiv; 350 x«/-
voig ayyeilcDai; 354 olg iragoiaiv; vor consonanten eine:
33 kv fieyaQocg f^iijTfjQi vor vocalischem versanfange: 264
äXXoig,
Q. 56 volle, 3 vor vocalen verkürzte formen: 32 &g6'
totg Hvt datSalioiaiv; 253 iv fAeyägoig, rj vtio; 439 kfioig
iragoiaiv; vor consonanten 2: 221 6g nokXyg (pXiriai na^
gdarag; 391 iv fÄsyccgoig xai*^ am versende vor vocalischem
versanfang: 174 äi&loig.
a. 40 volle formen, 9 vor vocalen verstümmelte: 123
xaxoig 'ix^ai nol,itööiv\ 181 xoilyg kvl vrjvaiv; 277 alkij^
koig kgiawffiv; 283 f^eikixioig'j 326 dveiSsloi^g; 415 avrißioig
kTiieaai; 294 xXfjiGiv kvyvdfinroig ägagviai; 378 inl xqO"
tdcpoig ciQaQvia\ 420 hvl fisydgoig VSvo'^og; 2 vor conso-
nanten gekürzt: 51 rotg 8i; 60 rolg S* avrig.
T, 62 volle, 8 vor vocalen gekürzte formen: 5 fiaXa--
xoig knisaaiv; 6q>&aXiJL0ig wg; 196 dXkoig irdgoig, oi'; 216
dvn&ioig irdgoiaiV) 267 ß-BOlg kvakiyxiov; 401 q>iXoig knl
yovvaai; 540 iv fiBydgoig, 6; 584 Sofioig Üvc; vor conso-
nanten 4: 140 avToig fisrieinov; 196 roig tb; 295 iv fjteyd-^
goig xsifATjXia; 490 Iv fABydgoiGiv hfiotg XTBlvonfit,.
V. 42 volle, 9 vor vocalen verkürzte formen: 48 ^i'
ndvTBCai Ttovoig, kgiw; 7A xovgtjg ahTjaovacc; 117 hv fiByd--
goig VSvc^og; 150 &g6voig Bvnonqroiöii 200 xaxoig %€cr^
nokiBaaiv; 214 kpi fiBydgoig dUyovaiv; 255 xaXoig kv xa-
vioiaiv: 323 dvri^ßloig kniBcaii 367 rolg H^Bifii; vor conso-
nanten 2 formen: 65 kv Tigoxoijg 8b ; 374 im ^Bivoig yBXo--
(avTBg vor vocalischem versanfang: 213 aq>laiv avvoig.
(p. 37 volle, 4 vor vocalen verkürzte stellen: Akv fiB--
ydgoig VSva^og; 55 (fiXoig knl yoüvaai\ 100 hv fiBydgoig^
ini; 214 df^porigoig dXoxovgi 4 vor consonanten: 130,274
rolg Sil 137, 164 av^iaryg aavlSBöaiv.
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über den dat. plur. des altgriechischen. 47
X- 44 volle, eine vor vocalen verkürzte form : 102 kni
xQOTcctpoig ccQaQvlav'y 7 vor consonanten: 131, 247, 261
ToXg 8k\ 218 kv fisyccQOig <y(^; 288 ätfQadirjg f^iya; 370
ivl fÄsyccQOig ai; 417 ivl fjisydgoig xardke^ov; vor conso-
nantischem versanfang: 471 — 472 ccfi(pl äi ndaaig Jai^gyai.
xfß. 31 volle formen; verkürzt nur einmal am vers-
schlufs vor vocalischem versanfang wfioig^ welche stelle
aber unecht ist.
tt>. 39 volle formen, verkürzt vor vocalen 13: 36 Sisoig
inisixeX l^xMev; 47, 55 oifv d&avdvyg dXiij(5iv\ 84 roig,
ot; 180 älXoig iipm\ 187 hvL fisyccgoig VSvaijog; 204 5o'-
fAOigy imo; 240 xsQTOfxioig; 313 ^eihxiotg knieaciv; 371
a&avdroici d'soig kvaXiyxiov; 396 ipl fiEydgoig, Vfiiag; 419
&07ig im vrjvai; 526 TtQOfid^oig VSvGivgi vor consonanten
nur: 490 roig SL
Das zahlenverhältnifs stellt sich hier schon anders als
in der Ilias: denn es sind etwa 1064 volle, 170 vor voca-
len oder am verschlufs und 63 vor consonanten verkürzte
formen in der Odyssee, daher sich das verhältnifs der un-
versehrten zu den geschwächten wie 4:1 ergiebt; rechnet
man aber die vor vocalen gekürzten zu den vollen formen,
wie 19: 1. Was nun über die Wiederholung der verkürz-
ten formen, über die Zusammenstellung derselben mit einem
vollen Worte (meist auch hier nachstehendes subst.) gesagt
ist, gilt auch hier und braucht, da es bei der aufibhrung
der stellen ans der Odyssee berücksichtigt ist, nicht ins
einzelne ausgeführt zu werden. Vieles wiederholt sich auch
aus der Ilias und namentlich viel gleiches haben die vor
consonanten verstümmelten Wörter: rgi^roig X^x^^oaiv a 440,
X 11; dyavoig ßeUsaaiv ß 280, 6 124, 1 173. 199, o 410;
kvl fieyaQOig yBydaaiv ^ 62, x 5; vergl. ^190, | 326, n 133,
o 94. 77, X 218- 370. 417; »o^g nagd vtiVölv i 85, x
57 u. s. w. Auch hier ist roig die am häufigsten verkürzte
form: y 113.390.490, J 630,721, iu425, ^59, o 188. 303.
439, (T51.6Ö, r 196, y 130.274, x 131. 247. 261, «490,
und vor vocalen noch viel öfter. Durch die so häufige
Zusammenstellung einer verkürzten und einer ungeschwäch-
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48 Geriand
ten form fällt auch ein etwas anderes licht auf roigSeaai^
das sich in der Odyssee öfters, in der Ilias nur x 462
(siehe Fäsi zu d. st.) findet, rotg war in der kürzesten
form am gebräuchlichsten: nun wollte man aber im ge-
sammtausdruck die volle endung nicht aufgeben, und be-
wahrte man dadurch die declination des alten pronominal-
stammes, den wir in dem -Ja (Benfey, griech. wurzellex.
II, 231) haben; den gen. tcHvSscov schrieb Alcaeus, aber
wie die anecd. oxon. bei Ahrens I, 23, 9 sagen, nur in
nachahmung des homerischen ToigSsaaiv. Uebrigens hat
sich Toialäe erhalten bei den tragikern (Philoct 956 Schnei-
dewin) und bei Herodot. Auch die worte, die am vers-
ende stehen, haben etwas formelhaftes, herkömmliches: z.b.
iQBTfioig 3 580, 1 104. 180. 473. 564, fi 147. 180, v 22, o
497; de&loig & 131, q 174; äftocg f 235, | 528, xfJ 162.
Die hymnen bieten ähnliche Zahlenverhältnisse; die
vollen zu allen verkürzten formen stellen sich wie 4:1,
die vollen und vor vocalen verkürzten zu den vor conso-
nanten verstümmelten wie 10:1. Die batrachomyomachie
ist schon ganz willkürlich.
Wichtig ist aber, dafs auch bei den anderen ältesten
dichtem sich dasselbe gesetz nachweisen läfst, bei Hesiod,
den elegikern, Pindar; nur darf man freilich nicht die rein-
heit der homerischen formen erwarten, denn durch die zeit,
die fortbildung der spräche, die gröfsere oder mindere Sorg-
falt des dichters (was namentlich bei den sogenannten he-
siodeischen Schriften von Wichtigkeit ist) mufste hier mil-
che trübung entstehen. Aber man kann bis hierher erken-
nen, wie die neue fluth den alten dämm zuerst nur an-
schlägt, dann immer mehr aushöhlt und endlich ganz weg-
spült. Bei Hesiod verhalten sich die vollen formen zu
sämmtlichen verkürzten wie 2:1, die vollen mit den vor
vocalen geschwächten zu denen vor consonanten wie 5 : 1
(Theog. 114 volle, 22 vor vocalen, 20 vor consonanten,
5 vor vocalischem, 3 vor consonantischem versanfang ver-
kürzte formen; werke: 82 volle, 16 vor vocalen, 19 vor
consonanten, 6 vor vocalischem versanfang verkürzt; die
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über den dat. plur. des altgriecbischen. 49
kleineren Sachen im selben verbältnifs). Aucb hier ist die
form Toig die häufigere; die vor coosonanten verkürzten
formen finden sich am zahlreichsten in den minder volks-
thümlichen, wenigstens nicht so unmittelbar aus dem volke
hervorgegangenen werken und tagen. Bei den elegikern
ist unsere regel noch mehr verwischt, obwohl auch hier
die formen auf -^i im ganzen vorherrschen. Indefs die
Verkürzung findet sich auch oft vor consonanten, tritt aber
namentlich — sicherlich eine folge des Sprachgefühls —
gern in der cäsur des pentameter ein: so Tyrtaios (poet.
lyr. ed, Bergk.) II, 8; IV, 1; VII, 6. 26; VIII, 5. 35. 37.
Sol. III, 1. 22. 33; VI, 12. 16. 58. 74; XVI, 2 u. s, w., bei
weitem die mehrzahl der falle. Ebenso bei Theognis: 125
volle, 61 verkürzte, darunter 21 vor vocalen, 16 in der
cäsur des pentameters, 10 am versende. Ja auch bei Pin-
dar läfst sich dies gesetz nicht verkennen, auch bei ihm
wiegen die unverkürzten oder aus irgend einem grund (vor
vocalen, am versschlufs, mit einer vollen form verbunden)
verkürzten bildungen bei weitem über die vor consonanten
verkürzten vor: z. b. ol. I (Boeckh) volle form: 21. 39. 41.
50. 82. 87. 89. 91. 105. 106. 108. 113; II, 29. 74. 78.
85; III, 6. 13. 34. 36. 39. 43; IV, 22; V, 12. 15. 20.
21 u. s. w.; vor vocalen gekürzt: I, 19. 29. 86; 11, 10.
23. 25. 44. 75. 80. 98. 99; III, 22. 24. 27. 28- 39. 40.
44. 45; IV, 13. 14. 26; V, 5. 6. 16. 20 u. s. w.; am
versschlufs: I, 30. 41. 61. 90. 95. 105; H, 10. 13. 22.
44. 97; III, 38- 40; IV, 15; V, 6. 19. 20. 21 u. s. w.
vor consonanten: II, 29 xoQaici, — äliaig ßlorov; 44 iv
fidxcci^ T«; 53 aQBTaig deSaLÖalfiivog; 75 ßovXalg kv oQ&aig
PaSafiävd-vog; IH, 1 TvvSaQiäaig rs (pdo^eivoig ääeip;
18 av&Qtanoig aricpavov; 23 h ßdaaaig Kqoviov; 35 diSvfi-
voig Ttaiai; 36 roig yccQi IV, 15 ieviaig TtavSoxoig; V, 5
ioQtaig &e(Sv fisyiaraig u. s. w. Pindars Sprachgebrauch
näher zu untersuchen, würde hier zu weit führen, jedenfalls
aber eine anziehende und gewinnreiche arbeit sein: das
verhältnifs jener fünf ersten öden geht durch alle, und das
ist um so wichtiger, weil die gewöhnliche dorische spräche
IX. 1. 4
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60 Gerland
(Ahrens 11, §. 28 und 29) nur die verkürzten formen kennt;
aber eben der gebrauch Pindars, sowie die reste des Epi-
charm (21 verkürzte formen, davon 5 vor vocalen, 5 am
verssehluis, 7 formen des artikels, 3 rechtswidrig vor con-
sonanten und 8 volle formen) beweisen, dafs hier die ur-
sprüngliche form auch die längere war. Stammt doch die
älteste dorische inschrifl frühestens aus dem ende des Tten
Jahrhunderts. Die dichter aber brauchen die spräche in
ihrem höchsten schwung und so nahmen sie dieselbe auch
in ihrer höchsten, reinsten form. Wenn nun auch die bö-
otische mundart (Ahr. I, 204 j immer die kürzere form
und zwar vg für otg hat, so beweist das eben nur, wie sie
vom ursprünglichen griechisch sich entfernt hat, denn die
ionische und die äolische (Ahr. I, §. 20, 4) mundart haben
die längere form fast überall erhalten: das äolische kürzt
sich nur vor einem vocal oder am versende oder in Ver-
bindung mit einer vollen form und in den formen des arti-
kels, also ganz wie wir es im epos, der grundlage för das
altgriechische, und sonst sahen.
So haben wir die längere form auf oi(?i, atai, als die
ursprüngliche erkannt. Wer uns aber einwerfen wollte, man
könne hier doch den instrumentalis nur in unorganischer
Vermischung mit dem locativ sehen, den würden wir zu-
nächst auf den gebrauch hinweisen, der äufserst oft rein lo-
cativisch ist: z. b. J, 45 to^' w^toiatv %wi/; B^ 17. 58. 68.
73. 101 u. s. w. Toiai S* aviardf^avog neben 109 kv Java^
otaiv ayoQiveig; jB, 33. 70. 213. 242 a^mv %6 (pQsai; JE* 340
lX(OQ oUg TiBQ giu — &Boici\ 555 (11 ^ 357. 824) XiowB
ogsog xoQvq)7]aiv — hrgacpirriv ßa&eirjg rccQifsaiv vkijg; 0,
360 (pgeal fiaivsTac ovx dya&fjai; 411 ngcirT/aiv Si nvXrj^
Giv — x(niQVXB\ K, 350 TtaQkdga^ov dcpQaSitjiatvi ^,114
ov Qrjßriai — yaiä xaXv7tTU\ 0, 679 innoiat^ xsltirl^siv;
II , 669 Xovaov norafiolo ^o^<Jiv; 2, 563 iarrixBi 8h xu^
fia^i — äQyvQif/aiv; 413 roig iinovsiTo; Y, 11 ^sar^g ai-
&ovaf/aiv k(fi^avov; 411 vrjnUyGi ßxvB Std nQOficcxtov; X,
66 — 67 nvfiatov ^s xvveg ngcirtjac dvQyaiv — igiovaiv;
104 äl$aa kaov dvaG&aXlyaiv hfApaiv. Dies sind nur bei-
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ttber den dat plur. des altgriechischen. 51
spiele aus derllias, bei weitem nicht alle und ganz unbestreit-
bare« Zudem scheint es mir aller begriffs- und mithin aller
Sprachgeschichte zuwider, anzunehmen, der räumlich sinnliche
locativ habe sich aus dem Instrumentalis oder dativ entwik-
kelt — während der umgekehrte gang ein sehr natürlicher,
ja nothwendiger ist (vergl. die oben erwähnte abhandlung
über den altgriech. dativ s. 9£P.). Dazu kommt nun, dafs
das skr. in seinem gebrauche des locativs so merkwürdig
mit dem griechischen zusammenstimmt, dafs auch hieraus
sich die ursprüngliche locale bedeutung des dativs sing,
und plur. erweisen läfst, ein beweis, den ich, da er hier
nicht hergehört, anderwärts zu geben beabsichtige.
Betrachten wir jetzt die form dieser dative genauer.
Aufirecht hat in dieser Zeitschrift bd. I, 118 nachgewiesen,
da& das griechische in den formen auf aai, f&r Ofi die äl*
teste gestalt der endung, die sich im zend als sva findet,
bewahrt hat. 01 und skr. su ist erst aus vollerer form
geschwächt. Nur das ^ macht, wie auch Aufrecht be-
merkt, Schwierigkeit. Bopp will darin eine Schwächung
des a in sva sehen und vergleicht griech. atp^ und lat. sibi
fOr suibi — letzteres indefs ist, wenn man skr. tubyam
and Corssen über ausspräche, vocalismus und betonung der
lateinischen spräche I, 294 folg. vergleicht — u geht leicht,
namentlich vor den schwereren mit b anfangenden Suffixen
in i über — nicht ganz sicher. Doch wie dem auch sei,
gewifs ist die Schwächung des a zu i, und namentlich am
wortende, griech. sehr auffallend. Sollte nicht auf unser
sufßx das t des locativ singular mitgewirkt haben? Um
sicher zu gehen sei hier ein kleiner auslauf gestattet. Das
menschliche wesen, die auffassende seele, ist eine so strenge
vollkommene einheit, dafs alles, was sie anschaut und auf-
faist, wieder als vollkommene einheit angeschaut und auf-
gefafst werden mufs, zunächst freilich als einheit nicht im
klarsten scharfen bewufstsein, sondern mehr im gefiihl.
Nun lehrt aber die empfindung sehr bald, das ich als gleich-
bleibendes, abgeschlossenes, empfindendes dem mannichfal-
tigen nichtich entgegenzusetzen und dadurch, dafs der
4*
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52 Gerltt&d
nsensch diese auffassung seiner person sich zur anschauiiDg
bringt, entsteht das wort ich — der erste im strengen
wortsinn einheitliche begriff der seele — weiter liegt in
dem aham, ich, nichts, als der von allem äufserlichen freie
begriff der empfindenden, dem mannichfaltig andringenden
äufseren gegenüberstehenden inneren einheit. Hierbei ist nun
folgendes sehr merkwürdig. Die erste Vorstellung, die der
mensch von aulsen bekommt, ist der räum; fühlt er also
seine person als einheit, so mufs er sie räumlich abschei*
den von der umgebenden vielheit. Bekannt ist nun, dafs
die pronomina ursprünglich ein etwas in räumlicher bezie-
hung bezeichn^i; dafs femer in einigen sprachen das pro-
nomen der ersten und zweiten person wirklich durch räum-
liche begriffe bezeichnet wird. Ob das ursprünglich nicht
in allen sprachen so war? Denen, die W. v. Humboldt
aufführt, müssen auch die sanskritischen zugerechnet wer-
den nadi Benfeys (gr. wurzell. I, 152) und Bopps (vergl.
gramm. H, 102) höchst geistreicher erklärung des wprtes
aham kyd^ die es erwachsen glauben aus dem sfcamm ma
und dem pronomen ha, welches ein nahes beruhen im räume,
ein hiersein bezeichnet — ein zusatz, durch den also jener
begriff in räumlicher abgeschiedenheit, in einheitlicher be-
grenzung dargestellt wird. Diese empfindung, Vorstellung
der einheit bekommt die seele naturgemäfs sehr früh: und
daher wird auch die anschauung der entgegenstehenden ein-
heit ihr sid) leicht ergeben, natürlich nicht als philoso-
phisch klar gemachter begriff, sondern als durch die sinn-
liche anschauung gegebene, durch das eigene entsprechende
wesen zur auffassung gebrachte Vorstellung. Jedenfalls fafst
sie die mehrheit bedeutend später auf und zwar ausgehend
von der einheit, zunächst als unbestimmt sich wiederho-
lende gleichmäfsige einheit, welche neue anschauung dann
auch durch die spräche, die ja nach Steinthal nur an-
schauung des schon angeschauten ist, anschaulich gemacht
wird. Die zur anschauung erhobene zweiheit wird noch
später die innere und äufeere sprachform zeugen, denn
,,der bestimmten auffassung des quantitativen^, sagtWaitz
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ttber den dat plur. dM altgriechlschen. (3
(lehrb. der psycholc^e als naturwiss^iscliaft s« 600) ^»pflegt
eine ungenaue und ungefähre vorauszugehen^« Daher er-
klart sich, dals alle Völker (soweit ich urtheilen kann) einen
plural oder dem entsprechendes, verhältnilsmälsig so we-
nige einen dual haben; daher erklärt sich femer der ver-
schiedene plural z. b. im arabischen: der einheit gegenüber
stand zunächst die ungezählte, nur als wirre menge att%e-
ÜL&te Vielheit der einheit; als aber die seele diese zur an-
schauung erhoben und sprachlich wiedergegeben hatte, be-
mei^te sie auch gewisse falsbare Scheidungen in der menge,
und diese erkenntnifs schuf neue sprachformen; so auch
den dualis. Wie nun in der spräche das ursprünglichste
stets das einfachste ist, so hat der dual bei weitem schwe-
rere, schweUendere formen, als der plural und dieser als
der Singular. Doch kehren wir zum plural zurück. Nach
der Verschiedenheit der anschauenden wird die anschauung
verschieden sein können und mithin auch die durstellung
derselben. So findnn wir den plural rein äulserlich durch
znsatz, etwa eines „viel^ bezeichnenden wertes gebildet,
wie im mokobischen (W. v. Humboldt, über den dualis
S.17), oder aber rein symbolisch, etwa durch Verlänge-
rung, wie im mexicanischen ( W. v. Humboldt, ges. werke,
ni, 284); eine dritte art, die beide vereinigt, findet sich
im javanischen , welches den plural oft nur durch vardop-
pelnng des wertes oder durch Verdoppelung und eine gram-
matische silbe oder durch letztere und eine art reduplica-
tion bildet (W. v. Humboldt, kawisprache H, 69). Die
indogermanischen sprachen haben vielleicht nur die sym-
bolische bezeichnung, wie z. b. im nominativ (Bopp, vergl.
gramm. §. 226), im accusativ (a. a. o. § 236). Zu dieser
Symbolik gehören auch, wie ich glaube, die eben so interes-
santen als schwierigen einschiebsei consonantischer und vo-
calischer natur, deren erstere sich allerdings auch im sin-
gularis zeigen, aber nur im instrument. und dativ, zwei
fällen, die vielleicht späteren Ursprungs sind und in ganz
leicht erklärlichen formen, z. b. loc. värini, dätrni. Gleich-
falls aber zur symbolischen bezeichnung der mehrheit dient
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I
54 Oirlaiid
die gewi88ermal«en massmihaftere forai der suffixe bhis,
bhyam, bhyas, welche höchst merkwürdig sind und einge-
hendere betrachtung Terdienen. Dieselbe bewandtnifs hat
es auch mit -sva, in welchem Bopp den pronominalstamm
sva erkannt hat. Ich kann mir nicht anders helfen — ich
finde das schön und tief gedacht, obwohl ich recht gut
WQifs, wie sehr Pott gegen die herleitung solcher suffixe
yon förwörtern ist, und erkläre mir zunächst die wähl ge-
rade dieses f&rworts so: im singuIar locativ hatte man das
leichte spitze i; die schwierigere anschaunng der mehilieit
▼erlangte die schwerere form, um sich darzustellen und so
trat das pronomen ein, welches in schwererer form das
feste verweilen im räum an einem punkte ausdrückt — da-
her besonders geeignet, das beharren des snbjects bei sich
zu bezeichnen — dies trat an, und der begriff des plnrals
lag nun theils in dem schweren suffix, theils in dem zu S
verlängerten stammvocal der Wörter auf a (wohl der ur-
sprünglichsten) klar vor. Die Urbedeutung jenes f&rworts
so aufzustellen, scheint mir weder zu gewagt noch unlo-
gisch: woher soll die bedeutung der Wörter kommen als
aus der ursprünglichen Vorstellung, der sie dienen? Wie
will man letztere aber erkunden, ohne von ersterer auszu-
gehen? Wenigstens scheint mir dies der einzig mögliche
weg für die ergründnng der ursprünglichsten sinnlichen
bedeutung eines f&rworts und möchte ich mir keineswegs
den Vorwurf allzukühnen oder gar leichtfertigen Vorgehens
zuziehen. Pott vermifst bei der erklärung der casussuffixe
durch pronomina die bestimmte scharfe feststellung des be-
griffs, so wie die bezeichnung der Obliquität. Dafii man
zur erklärung der spräche die gesetze der menschlichen
seele, wie sie die psychologie lehrt, anwenden darf, ja um
auf den letzten noch erkennbaren grund zu konunen an-
wenden mu&, dieser satz bedarf wohl keiner begründung
mdu". Die feststellung der begriffe aber darf man zur zeit
der Sprachentstehung nicht in der höchsten logischen aus-
bildnng verlangen; gerade beim natürlichen menschen wirkt
das geftkhl in ungemein hohem grade, es ergänzt die ein-
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über den dat pUir. detf altgriechischen. M
zelnen anschauungen, es fOllt sie aus, verbindet sie — und
gerade daher ist die älteste sprachniedersetzung so oft nur
andeutend, symbolisch. Ja alle äufsere spräche ist nichts
als andeutung, symbol, nie vollkommene wiedergebung des
von der seele in ihrem eigenen inneren als anschauung er-
kannten. So auch aufser der declination. Wo ist z. b,
die scharfe begriffsstellung, wenn das perfectum, die Ver-
gangenheit durch reduplication ausgedrückt wird? Alle
formen der art bekommen ihre geltung ursprünglich durch
das gef&hl, der durch die sinneseindrücke zunächst her-
vorgerufenen lebensäufserung der seele; der sich naturge-
mäfs später entwickelnde verstand verwendet dann das (al-
lerdings unter seiner mitwirkung) vorgearbeitete material
in immer feinerer, logischerer weise, bis wir endlich auf
griechischer höhe ankommen. Diese allmählige entwicke-
lung zeigt sich in der geschichte aller sprachen unwider-
leglich. Auch ist die spräche schon viel zu sehr zugleich
physischen Ursprungs als dais das gef&hl, welches ja mit
dem leiblichen leben so nahe zusammenhängt, nicht unmit-
telbarer auf sie einwirken sollte als der ungleich, wenn
man so sagen darf, physischere verstand. Zugleich erklärt
sich hieraus die möglichkeit, dafs zu einer form zwei ge-
hören , wie z. b. im griech. dat. sing. , den ich ftir nichts
anders als ursprünglich reinen locativ betrachten kann«
Aber die Obliquität? soll diese nur dem geftlhl überlassen
werden, da ein vorherrschen einer der verschiedenen see-
lenthätigkeiten (gefühlt verstand) hier nicht denkbar ist?
Nein, denn wir haben sie klar ausgedrückt und müssen sie
klar ausgedrückt haben, da sie eben nur durch den ver-
stand aufgefafst werden kann. Die als casussufHxe antre-
tenden pronominalstämme bieten sie vollständig, da sie ur-
sprünglich nichts weiter bezeichnen als ein verschiedenes
verweilen, eine verschiedene richtung irgend eines dinges
im räume. Tritt nun ein solches an ein bestimmtes sto£P-
wort, so wird das pronomen dadurch eben zu etwas rein
formellem, weil der unbestimmte gegenständ, den jedes pro-
nomen bezeichnet, in jenem stoffwort seine bestimmung er-^
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5e Gtrland
liilt, also dieser tbeil des pronomens durch jenen stärke-
ren verschlackt wird: der übrige, rein formelle theil d^
bedeutung, bleibt dem snfi&z, und da dieser eben eine rieh-
tung oder ein befinden im räume war, so wird dadurch
auch jenes stofPwort in eine läge, eine riehtung gebracht,
und was ist die Obliquität ursprünglich anderes, als be-
zeichnung einer riehtung, läge im räume? Die älteste be-
deutung der fürwörter lernen wir freilich — das muGs wie-
derholt werden — nur aus ihrem späteren gebrauch, sei
es als färwörter oder als su£Sxe: ein schluis, der nur b^un
ersten hinblick im zirkel zu geschehen scheint. Dais auch
im nicht obliquen nominativ ein pronomen antritt, beweist
ebenso wenig dagegen, als der in vielen sprachen su£Sgirte
artikel.
So wäre also in formen wie ve^e-shu in den häusern
der plural nur ausgedrückt durch das schwerere suffix und
die Verlängerung des stammschluisvocals er, welche letztere
symbolisch sein kann, vielleicht aber eine rein äuüsere be-
Zeichnung des plurals enthält^). B(^p vergleicht mit ihr
die Verlängerung des o zu ot der o- stamme, z. b. i7t7ioi''Oi.
Indefs, da v ganz gewöhnlich eine abspiegelung in der vor-
hergehenden silbe bewirkt — üeiQi&oog, id-efieUia, (id^iav^
xQBiTTCDV, elvi, vtibIq siehe altgr. dat. s. 43 — ; da nament-
lich auch der dativ plur. der a- stamme dies a in m ver-
wandelt, so könnte man mit Aufrecht a. a. o. dies oi als
umlaut aus o, durch das i der endung bewirkt, ansehen.
Wenn wir aber bedenken, dals nicht ein dativ der o-de-
') Schleicher, der die einschiebungen vor den casosendungen bd. lY»
p. 66 ff. behandelt und in allen wohl mit recht pronomina sieht, will das
zwlschentretende i ans dem relativstamm ya erklären. Hier sehe ich keinen
Übergang der bedeutung und denke deshalb an den pronominalstamm i, der
ja auch vielleicht im nom. plur. in einigen formen auftritt. Dann würde
das pron. i rein äuTserlich den plural bezeichnen , z. b. iTtno-i »pferd (und)
dort eins"; dazu das -(f«, su, sva den locativ. Wenn femer Schleicher in
demselben aufsatz sich verwahrt gegen die ansieht, „als wären fertige prono-
mina zur Wortbildung verwandt worden **, so kann ich das nidit anders
verstehen, als dafs auch er die sufQxe aus den pronominalstämmen entstanden
glaubt. Denn was kann man sonst unter „unfertigen" pronominibus sich
denlten ?
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ttber den dat pkr. des altgriechischen. 57
clination eriialten ist ohne e; dafs dies i in die feminÜH
süLmme, wie Bopp will, sehr gut übergehen konnte aus
den masoulinis; dafs ferner sich manche form der a -stamme
ohne t erhalten hat — z. b. C. J. n. 71 z. 31 findet sich
neben T^a$ die form avrijai; n. 137 — 140 ist tafiiaa^ die
gewöhnlich attische form, weshalb Boeckh s. 180 jene in-
Schriften einer älteren zeit zuweist; die gesicherte form
wQaai fährt Battmann griech. gr. s. 352 an; die locative
*OKvfAniaav^ övQaaiV^ 'A&rjvtjaij die mit ihm und Krfiger
griech. gramm. 41, 12 a. 20 wohl niemand mehr als „ent^
standen aus dem dativ^ ansehen wird, entbehren nach be-
stimmter Überlieferung des t subscriptum — ; wenn wir alles
das überlegen und dazu die wunderbare Übereinstimmung des
skr., dem sich noch das zend gesellt: so werden wir kaum
anders können, als Bopp recht zu geben und das i im
griech. dat. plur. nicht als abspiegelung des folgenden t be-
trachten. Auch das lithauische unterstützt diese ansieht,
indem die lithauischen a- stamme vor der endung des loc.
plur. den stammauslaut a durch u erweitern, welchen zu-
eaiz Sc^eicher lit. gramm. §. 79 für pronominal erklärt
In diesem u das ▼ des ursprünglichen sufiSxes s-v-a, wel-
ches also umgestellt wäre, zu sehen, ist doch wohl unmög-
lich. Die feminina brauchten jene plnrale stammesierweite-
rung durch vocalischen zusatz nicht, oder nahmen ihn
doch nicht an wegen der länge ihres stammvocals. In den
homerischen gedichten findet sich nun zwar überall die
Schreibung mit t subscriptum, die aber wohl erst späta:,
vielleicht erst nach Peisistratos allgemeine geltung bekom-
men, schwerlich aber bei den stammen auf ^ irgend wel-
che bedeutung f&r die ausspräche gehabt hat. Sehr merk-
würdig sind die drei formen auf ai^ M284 — 285 axxalq
Kvfia; € 119 ot TB &eaig aydcca&e; ;|f 471 — 472 afAg)l di
ndaaig Jugrjau Tam den ältesten theilen der homerischen
gedichte gehören diese stellen nicht M 284 steht am ende
eines 9 verse langen gleichnisses, stammt also aus der zeit
der höchsten blüthe der epischen kunst; 6 119 gehört al-
lerdings (auch Kirchhoff die homerische Odyssee und ihre
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(^ Gerland
cntstehung s. 7 u. vorw. 3) dem ältesten ^kem** der Odys-
see an, dieses aber selbst ^ist nicht etwa ein episches Tolks^
lied im gewöhnlichen sinne des wertes, sondern gehört be-
reits in die periode der sich bildenden kunstepopoe^; Die
dritte stelle rechnet er (s. 117, vorw. 4) zur ersten Fort-
setzung des ältesten kemes, der „in späterer zeit, jedenfalls
aber vor anfang der olympiadenrecfajiung^ hinzugedichtet
ist. Sicher sind alle drei stellen — ElirchhofP versetzt die
beiden letzten nach Chios und Kolophon (Smyma); der
blühende bilderreiche styl des epos war hauptsächlich an
der Westküste Elleinasiens zu hause — sicher sind alle drei
stellen asiatischen Ursprungs und wie nah dem hauptsitz
des äolischen entstanden! Das äolische aber hat überall
im dat. plur. -aiai {-aig) — so dals wir vielleicht bei die-
sen formen an äolischen einfiufs denken dürfen. Dafs sie
aUe verkürzt sind, darf uns nicht stören, denn die Verkür-
zung ist gerechtfertigt. Jedenfalls sind sie in der homeri-
schen mundart durchaus vereinzelt, die ersten zaghaften
Vorläufer des später allgemeinen Sprachgebrauchs.
Die dative der consonantischen declination sind zwar
im allgemeinen durch Aufrechts aufsatz klar und mehreres
einzelne bringt Krüger bei griech. sprachl. 11, §. 7, 4: doch
wird hier genauere betrachtung noch genaueres lehren. Bei
Homer herrscht die ursprüngliche endung aat^ die wir bis-
her immer zu at geschwächt fanden, in der consonanti-
schen declination noch durchaus vor, der kämpf gegen sie
hat aber schon begonnen. Siegreich hat sie sich noch be-
hauptet an den mit lippenlauten endigenden stammen, wel-
che stets öffi vermittelst bindevocal anknüpfen: ^l&ioneaai
6, 287; yvTitaat Ay\&!t\ JoloTteaai^ J, 484; KvxXwneifai;
fjiBQOTtBcai jB, 285; gln^cai €, 256; axoloneaffcv. Auch bei
den gutturalstämmen ist sie meist erhalten: KMx60g$ Z^
397; xi]Qvx6aff$; oitjxBaaiv Si, 269; adgxeffffi 0, 380, iV,
852; axvldxsaaiv v, 14; aqrijxeaoi. 11^ 259; fpairjxiaaiv;
(pvXdxBaoi; ABlkyicav 0, 86; Ttregv/BOffi; rBtrlyBCaiv P,
486; 6vvx^(5(Sc. Hierher gehört auch atyBöiv K^ 486, welches
wort das eine a abgeworfen hat, wahrscheinlich des ver-
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über den dat. plur. des altgriechischen. 59
ses wegen. Denn da die endung angefang^i hatte schwan-
kend zu werden zwischen ai und (rot, zwischen annähme
und nichtannahme des bindevocals *) , so konnten die Sän-
ger je nach bedürfnifs zwischen den drei formen wählen.
Bei den formen jedoch, wo der bindevocal ausfiel, ist die
verkOrzung oft sprachlich, in dem streben nach quantitativer
ausgleichang des wortes zu suchen, sonst aber das yersbe-
dürfiiüs, aus dem man ganz gewifs möglichst wenig sprach-
erschdnungen erklären darf, der grund der Veränderung,
oder besser der wechselnden anwendung der bald vollen,
bald geschwächten formen. Und die dichter sind wahrlich
vorsichtig genug. Denn von den gntturalstämmen haben
die endung ai ohne den bindevocal nur: ywai^iv^ %,h^iv
M, 293; ^QiU ^,135; xd^ia^t -2,563; cigiy^v 2yb2%\
ifälay^iv Ny 145; und einmal neben dem häufigen 0mri'
Tceoaiv Oalr]^iv ??, 62. — Schon getrübter sind die lingual-
stämme; da fipden wir -eoai: Aldintaciv, äxovovreaaiv er,
352; yByavreaaiv 17, 59; x, 120; xXaovreaai /ti, 311; xrea-
T€(y<Tt; KqriTBaffi; KovqriTtGCv /, 551,* fufivovreaai B, 296;
neben dem änfserst häufigen Tiaat gleichfalls recht oft Tidv-
Tsaai; anevSovreaai^ P, 745; Xagireaat P, 51 neben Xdgiffi
C, 237, also -Büffi bei allen stammen mit r und vorherge-
hendem consonanten, denn auch von ava^ heifst der dativ
plur. avdxTBat o, 557; ausgenommen sind nur kiova$ X, 262;
Uiovöi 0, 592, H, 256; r^ovai J, 344, Z, 113, /, 70,-
oSovai £9 75; x^^^ovat 1,518 u. s.; liiäai, öfters, neben
ifjLovraaai^ 0, 544; beispiele, durch welche Krügers behaup-
tung, die participia auf wv hätten immer aaai^ (a. a. o.
anm. 6), widerlegt wird. Ein&ches r fällt meist aus:
rjfuxci. W, 891; eif^aai, P, 892; dr^aai. A, 438; diqiioGu ß,
291; ag^ttöii yovvaoi; ddfiaai; xTT^fiaai; xgaaiv ÜT, 152;
xvfiaai'l voTjfiaai f, 183, &, 548; oiiaai M, 442; miv /<,
200; o(AfAaav 6,492, if, 91; nügaci «,284; TtoixUfiaai Z^
*) Diese Zersetzung ging von der vocalischen declination ans, die nie
einen bindevocal, sehr bald (oder vielleicht mit ausfall des ^) stets nur ein
ff hatte; zunächst schwand in der consonantischen declination im allgemeinen
der bindevocal.
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00 Q«rland
294» o, 107; naifutat ß, 353; tdatrioi x, 12, /, 200; und nie
bewahrt sich an diesen stammen das doppelte aa. S be-
wahrt sich meist vor der vollen endung: ayTcakldeaat^ ^,
555» Xj, 503; hnnyxBviStGöi b, 253; xXijideoai /u, 215, neb^i
häufigerem xktjiai; h&ädecai |» 36, i//, 193; vupdStaai. jH
222; vexäSeaoiv JE, 886; noSacai (nur faxvnoSeaai,) neben
;ro(r(r/ nnd ;to(Ti, welche beiden letzteren häufiger sind; Tuxi'
äsaai ;", 381, €, 394, A,431 neben öfterem naiai; nganiSeaci;
öccvlSeaac q>, 137, 164; amkaÖBaci €,401; ebenso &: dQpi"
&B66L P, 757, x^ 303 neben ogvicv jHT, 59. 'Iqusai. -^, 27
nnd noeaL haben das d ihres Stammes vor der geschwäch-
ten endung zu a assimilirt (wofür man den ton von noaci
geltend machen könnte), oder, was wohl der überereinstim-
mung mit den anderen ^-stammen wegen besser ist, die
endung ö<si ohne bindevocal antreten lassen,. der dann der
Stammauslaut wich. Ausgefallen ist das d vor (später) ge-
schwächter endung in aiptci E, 487; äanusv F, 135, M, 62;
xoQ(avi<si\ xXrfi6h\ VBrjViGi e, 418. — Die liquidabtämme ha-
ben meist -6<T<Ti, so SovQ^eaai. (st. Jov^-), yovv-ea^t (st.
yoW') neben yovva^ai. {ei. yovvat") ; femer axr/i/ecrat A, 16,
Ky 547 neben axtXav «, 479, r, 441 ; aX^aai A, 123, t//, 270;
ävdgeaci und häufiger avögaai; äoQtrjQiaai ^,31: ägveaas
77,352; äai/wfioveaai^ ^>102; rjysfioveaaivi ijiovBGOv s, 156;
xvveaat (öfter xvai); Kixoveaaiv «,39,47; Ksipaklijvsaaiv
lö, 378: lifAivBoav yj, 745 (hfiiai r, 189, ikf, 284); MvQfu-
doveaai; TiXeoveaai (häufiger als nkeioat); üafplayoveaffi
iV, 661; neQixrtoveaai -2, 212, J, 104, 109; arafäveaai e,
252; &fiQeaai. t, 473, §21 i&vgalv «,292); &vyaTi^6aai
@y 197; fucxageiTOi; fivtjarijQsaaiv sehr oft neben noch häu-
figerem fivfjaTTJgaiv; ;|f6/p6<;(y« neben öfterem ;^6()<;/, während
sich ;^€i^€<r£ nur T, 468 findet; ägaaaiv J?, 486. Die stamme
auf V mit vorhergehendem langen vocal haben gern die
leichteste form der endung crt, so äxtlai; ig (Ate v &, 278;
XiTCjat 0, 31; rgiigaai^ E, 778; ebenso die stamme auf -ov:
a|o<yt n, 378; Saif^occ W, 595, Z, 115; Myoai B, 865; ^ißi-
06 u Doch freilich auch stets Ttoifiiai i^ 11; (pgealj und
neben hfiiveaa^ hfiiaiv; sodann nur äcTgaai; kafuiviJQai
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über den dat. plnr. des altgriechischen. 61
ff, 343; xQritrjQai a, 110, v, 253; Itjict^at n, 426, (i, 425;
QVTrJQav IT, 475 ; ^Ptigalv A, 268. Die elidierenden stamme
haben gleichfalls den bindevocal oft erhalten: d^nd^aGi {Sa--
nä[a]eööi% oft und daneben Sinacai/v o, 86. Curtius trennt
(griecfa. schulgramm. §. 169 D.) Sinaa-aij und ich glaube
mit recht, man könnte Sincc^aaiv aus Send^eaaiv entstand
den denken, doch widerspricht der ton, welcher beweist,
dais an den stamm dinag- ohne bindevocal die endung aci
antrat, die sich dann schwächte. Jana-aaiv konnte aber
nur aus dand^ecaiv entstehen. Ebenso xsQasaaiv land dop-
pelt erleichtert xigaatv; dagegen nur T€()€X€(T(rt; nur xgiaaiv.
Kmag hat im dat. plur. xmci^ y^ 38, t;, 142 den schlufscon*
sonanten des Stammes abgeworfen und a vor der erleich-
terten endung ci zu € geschwächt, so dafs es in die stamme
auf -aq überzugehen scheint; oder der plural ist wirklich
metaplastisch gebildet, wofQr der umstand spricht, dais vom
Singular eben nur die form xiaaq vorkommt. Die stamme
auf -€^ gehören gleichfalls hierher; bei ihnen zeigt sich die
grö&te mannigfaltigkeit. Nur die unverkürzte form zeigen:
itxitcov Ty 167; aQTt^iaaoi 1^,43; StoxqttfimGix svQag)hcm
/?. 354; evöTQBipiBaaiv t, 427; &vitC6i Z, 270, J, 499; x«r-
mQvxiaaai, $267; XBxtBaöi,v\ vetpieanv; oxisaaiv; dfifjysgi--
Effatv 0, 84; TBliecai^ A, 730, -2*, 298. Die unverkürzte
neben der verkürzten form haben: ßü^imciy ßk'kBG^Gi ^,41,
iV, 555 (so zu trennen aus den bei Sinaa-ßiv angeführten
gründen), und mit verlust auch des stammhaften a ßiXB-ai
?r,277, A, 657; SvgfiBvisa6i und jT, 51 dvgjUBvi-Gi} SitiVBxi-'
taffi und M, 297 di7]VBxiai; ^;ri6<;<;^ ungemein häufig, gleich-
iiüls nicht selten HnBa-ai und tlna-aii ^i^tpiaacv und ^icpBai^
etwa gleich oft; (ibXbböci v, 432 und häufiger fiilaaatv; pa-
xiBCCiv tr, 507; ^axiaaiv (T, 67, ;^, 488; <yax^€ö<y* ^,477; tfa-.
xBö-av Bf 354, n, 474 und adxB-ai P, 268, |, 479; anri^Baai
und cniaat (wovon nachher); raxiBacv, tixBaaiv; TBVxiBoai
neben tevx^aat, 5^, 131 und neben dem sehr häufigen tbv*
XBüiv. Nur verkürzt finden sich ayyB-ci. ß, 289, «, 248 und
ayyBaaiv; ßivd-B-aij ßiv&BO-ai; ^^BO-aiy ovQB^at {ov viel-
leicht quantitätsersatz); öTTJ&Ba-aif imi&e-ati äBixia-a^ B,
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62 Qerland
264; xaTantf^via-öii pijyBa-ci^ i;, 141; ntXdy^a^ci c, 335;
TBix^C'Gt H, 135; yjevSea-öiv; äv&e-ai; älya-^ai; aoXli^Gt
y, 165; avSQax&^-Gi x, 121; avaidi-at; hre-aii llyx^-ffi^z Ip-
xsai; qp, 238,384; ive-ai W, 191; 'ixvs-ai g^ 317; xtjSb'-gi
xigSe-av; xev&B-ai; XTjvB^ai d, 452; vtrjxi-av ü^ 484; tovvtj^
xB'Ci ;^, 443; oveids^ai 7^,438; rapye-cyt E, 555, 0, 606;
XcclxiJQB'd; ;^6/A€-(rt. Also auch hier hat die gröfsere
mehrzahl die volle endong bewahrt. Eigenthümlich ist
aniog^ dessen stamm önaBq- ist, daher der dativ öm^taat
entstanden dmrch zusammenziehang aus anB%{ayBa(Sv. ^ns-üai^
Terktirzte dann den stamm noch weiter, und setzte die en-
dung ohne bindevocal an; onta-ai zu trennen, schebt we-
gen der kürzung unthunlich. — Von den hierher gehöri-
gen Yocalischen stammen müssen zunächst die ursprünglich
auf/* auslautenden gesondert werden: ßof-saai' neben ßovai;
VTJ^'Scai neben v^vai; aQiaTrjjr-Baaii — doch ahev-ai «w,
419; ßaaikev-ai; a(i(f,i,(poQBV'ai\ ßoev-ai o, 291; InTiev^ai;
ovQSva$ /2, 716 toxevai mit geschwächter endung ohne bin-
devocal. Ferner Xä-saai (Benfey 11,8); raxi-eaai (vergl.
Pott, etym. forsch. 1. ausg. I, 125); 7t()vXi'Saarj ähnlich
noXieaat y, 252, w, 355. Bei vielen fällt der bindevocal
aus, so dafs die endung aav an den abgestumpften stamm
antritt: nsXixa-ffai /Z, 784, 0,711; noXi^aai, noch weiter
noXi'öi und daneben ziemlich oft die regelrechte form ^o-
Xi-eaffi; gleichfalls in schwächster form ^wW« 5,413; o^i-
aiv; knäX^a-fft X, 3. Die stamme auf v und i, die ja auch
sonst der consonantischen declination folgen, nehmen sehr
oft die volle endung mit dem bindevocal an: daraxtf-siTGi
1//, 598; vexv-aacL neben vaxv-aav A, 569, ;^, 401, ^,45;
iJ-6<T(yi; av-aaat und athai; andere lassen den bindevocal
weg: niTv-aaiv v, 186 (wie vaxinaai) und schwächen auch
noch die endung: ädxgv-ai; ögv-al; 'Egiyv-aiv v,78; Ix&v-öiv^
ocpQvatv; ebenso ccpi^aiv. Femer oi-aaai neben ol-aai, und
o-aoaij in welcher letzteren form der schlufsvocal dem bin-
devocal hat weichen müssen: oder steht o-acai fttr oinsai^
mit dissimilation des t zu a? Auch die stamme auf lo neh-
men gern den bindevocal: r^gd^aaci; SfAta^atsat viel zahlrei-
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aber den dat plor. des altgriechischen. 63
eher als SvfUMfi (>, 389; Tgto-Baai^ fast doppelt so oft als
Tgoh-aL — Die versebiedenen formen von viog bat am be-
sten Benfey ^riech. wnrzellex. I, 411) erörtert; bei Homer
findet sich vldci^ welche form die endung, freilich ge-
schwächt, mit der ältesten gestalt des bindevocals, a, die
wir auch bei avSg^d^atVj actg^d'Cv und in dorischen for-
men finden, an den kürzesten stamm vi- anknüpft.
So sahen wir bei Homer die formen -eocrt, -<y<yi noch
deutlich als die den anderen (eai ^ai) zu gründe liegenden,
als die ursprüngliche endung des locativs plur.; sahen wie
ausgebreitet noch bei Homer ihr gebrauch ist. Hiermit
stimmen die mundarten : das aeolische hat überall die volle
form auf s-aat mit einigen dichterischen ausnahmen (Ähr.
I, 21. 3); ebenso das böotische (44. 3), dessen ßovtGGi das
ß gegen ßo-eaai bewahrt hat. Auch das dorische hat in
der älteren zeit gleichfalls die volle endung mit dem binde-
vocal (U, 30. 3) und letzterer hat sieh in den formen der
herakleischen tafeln alterthümlich als a erbalten.
Daus aber in der vocalischen declination nirgends die
volle endung aav bewahrt ist! Aufrecht sieht darin die
folge der vorhergehenden stets langen, oft erst durch die
antretende endung lang werdenden silbe (iVr;ro-i-<;i), die
folge also des strebens nach gleichgewicht oder doch nicht
zu grofser belästung der Wörter, und wie recht er hat, se-
hen wir daraus, dafs auch in der consonantischen declina-
tion nach langem vocal nur die endung ai steht — wenn
nicht der bindevocal antritt, der der schweren endung stär-
keren halt giebt, z. b. äxtiaiv, atpiaiv, ähevai>v, yiQOVöiv^
SfiwaiVf igfiiai, ;^4TCü<rii/ u. b. w.
Da nun aber die dative plur. der consonantischen de-
clination alle, wie vrir sahen, locative sind: da sie den vo-
calischen dativen vollkommen gleich gebraucht werden,
bald locativisch, bald instrumental, bald dativisch; da ja
ursprünglich beide declinationen gleich sind: sollte dies
nicht ein neuer beweis sein für unseren satz, dafs alle plu-
ral-dative der vocalischen declination ursprünglich loca-
tive sind?
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64 Gerland
Aber Aufrecht will die griechische endung -^ai der
zendischen sva nicht ohne weiteres gleichstellen, weil ,,aus
sva nur aao {ao) oder aav (av) werden konnte''. Wir
kommen deshalb auf unsere obige frage zurück: sollte auf
die endung des pluralis nicht etwa die des singularis ein-
gewirkt haben? Das könnte man auf doppelte weise er-
klären: entweder das -suf&x des locat. sing, trat in späte-
rer zeit zur Verstärkung der bedeutung an den plural an:
oder wir haben in den c^v gleich einen locativ von sva,
der als ausgebildete casusform im plural antrat. Der plu-
ral, das sahen wir, entfaltet sich später in der spräche als
der Singular; wir sahen, dafs die plurale krafb nicht im sufOx
selber, sondern nur in dessen schwerer form und der er-
weiterung oder Verlängerung des Stammes liegt; wir finden
nun ferner, was sehr merkwürdig ist, diese endung ac auch
ganz singularisch gebraucht bei Buttmann ausf. gramm. II,
§.116. 6, der als beispiele anführt IIsQyaaijaiy 'OkvfiTtiaai,
&vQaai — letzteres beispiel nicht richtig, da man sich die
thüre wohl als etwas doppeltes oder alle thüren des hau-
ses dachte (lat. foris). Diese locativform hatte sich dann
natürlich erst in griechischer zeit gebildet.
Es ist noch übrig, die vereinzelten hierher gehörigen
formen der griechischen spräche zu betrachten. Da muTs
nun die plurale bedeutung und die form genau passen,
sonst werden wir das recht oder vielmehr die pflicht ha-
ben, die betrefPenden formen, auch wenn wir sie nicht er-
klären können, abzuweisen. Zunächst ixdg^ avexdg, ay^dg^
avdQaxdgy kyxdg^ die Ebel (diese zeitschr. IV, 207) als da-
tive plural. erklärt. Zuforderst aber ist der abfall des t
nach der kurzen silbe mindestens sehr auffallend: femer
wie pafst die bedeutung? Bei dyxdg allerdings auf den
ersten blick: z. b. £,371 17 8' dyxdg ikd^ero &vyariQa iqv
könnte gedeutet werden: sie umfafste sie mit den armen.
Allein der scholiast erklärt die stelle üg rag dyxdXag hkdfA-
ßaviv und ^'j 711 ityxdg S* dXhjkwv kaßeTtiV j^cpcri außa-^
Q^ab läfet sich wegen des dXh/jX(av weder adverbial noch
dativisch erklären, sondern nur als accusativ. Ebel ver-
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über den dat. plur. des altgriechiachen. 55
langt fär diesen die barytone form, aber warum? der no«
minatiy war ayxaL Stellen wie £, 371 sind dann entwe«
der präpositionell zu erklären, o.der, was richtiger ist, aus
der alten kraft und bedeutung des accusativs. Indefs schon
im alterthum war man zweifelhaft über die bedeutung, wie
Hesychs ayxäg* äyxdXag 7} äyxdXai^ darthut. Die form
dyxdai findet sich erst, ganz spät und gewifs nur „ad si-
militudinem homerici fyxccat juxta kyxdg effictum'^, wie es
im thesaur. von Steph. heifst. iyxdg in der tiefe, unten,
ixdg fern, entfernt, dvexdg in die höhe, nach oben, sind,
wozu auch der ton stimmt, der form und der bedeutung
nach ablative — ebenso die kyprische form xdg, s. Leger-
lotz, d. zeitschr. VII, 237. dvÖQccxdg viritim scheint der
form nach ganz gleich, kann aber der bedeutung nach
kaum ablativ und ganz unmöglich dativ (locativ) sein,
wenn auch der mehrheitsbegriff etwa pafste. Bei Nican-
der findet sich rj dpdgaxdg theil und Benfey wurzellex. II,
150 vergleicht dem griech. suff. -xag unser deutsches -heit.
Jedenfalls ist dvSgaxdg wohl ein Substantiv und ein neutn
singularis, auch die zahladverbia auf -xig scheinen ab*
stracte zahlsubstantiva ursprünglich zu sein, keine obliquen
formen.
Ebel fragt nun am schlufs jenes aufsatzes: ist fiBta^v
etwa ein locativ? Die bedeutung könnte passen, nament-
lich wenn jene deutung von fierd als partic. der wurzel m&
richtig ist (altgriech. dat. s. 48 flgde.) : fiera^v wäre dann
wörtlich „in den gemessenen** (dingen), d. h. zwischen.
Auch die form liegt nicht ab. -<rt; wäre das locativ-suffix
in seiner ältesten gestalt, ohne t, ganz entsprechend skr.
su: und das x wäre dasselbe suifix, welches wir in bildun-
gen wie fxiTaaaai die in mittlerer zeit geborenen lämmer,
in iniöocti (etym. mgn. aus Hecatäus), al k7ti.yiv6fievat> und
negiaaog übergrofs haben. Aber trotzdem, dafs diese er-
klärung verlockend ist, glaube ich doch der Potts, Ben-
feys, Curtius' (in den grundzügen der etymol.) folgen zu
müssen, welche fiBva^ als Zusammensetzung aus fAsrd und
^v — also zwischen -mit, inmitten, mit -unter — erklären.
IX. 1. 5
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IS6 Gerland
Denn immer sind bei etymologischen deutungen die einfa-
cheren, nahe liegenden den künstlicheren form- und be-
griffswandlungen vorzuziehen, die gewissermalsen erst al-
lerhand apparat brauchen, und wenn er wie hier auch noch
so gesichert, die deutung noch so klar ist. Wenn irgend
wo, so ist hier und namentlich noch jetzt vorsieht vcm nö-
then. — Auch iyyvg sieht Benfey (wurzellex. 11 , 18) als
dativ pluralis, verstümmelt aus iyyvai, an, gewüs mit un-
recht, da der plural zur bedeutung ganz und gar nicht
pafst: es ist sicher ein neutr. sing, (altgriech. dat. s. 26,
n. 3). Ebensowenig ist Benfeys „jwccy-iy-ytV för ^yvci mit-
ten in den bänden^ zu billigen. Bopp fafst das wort (akz.
syst. s. 192) als ablativ; richtiger gewifs Curtius (grundz.
n. 469) jifAsaatjyv {utaijyv^ fAsaaijyug, fieaijyvg) wohl mit ei-
nem zu y erweichtem x abgeleitet^ (von fiiaog). Das sufißx
scheint mir das taddhita-suf&x aka oder ka zu sein, welches
nach Bopp (kl. gramm. s. 318) „ohne wriddhi adjective und
Substantive verschiedener art zuweilen ohne Veränderung
der bedeutung des primitivst bildet und griechisch auch
sonst noch (akzent syst. s. 134 %de.) erhalten ist. Die
endung v, vg ist wie in iyyvg verstümmelt aus dem sufBz
vant, dessen anlautende spirans das x des vorhergehenden
ersten sufiSxes zu / milderte: und weil das letzte suffix
sich so sehr verkürzte, sogar den stammvocal aufgab, so
ward der quantitativen ausgleichung halber die vorherge-
hende silbe {fieatj-y-vg) verlängert. Das ganze istneutrnm;
als man später die form nicht mehr durchschaute, ward
das g beweglich.
Formen wie ctfAtpig, äxQig, f^^XQ^S (eine andere erklä-
rung altgriech. dat. s. 25) av'&ig {&ig vom stamme öa
a. a. o. s. 21 flgde.; Benfey wurzellex. I, 275 sieht darin
eine Umänderung des instrumental -suf&xes bhis, was laut-
lich unmöglich), UxQig, x^Q^S (Benfey II, 190), äv^ (Ben-
fey 11,50, wohl falsch) halte ich, weil plural -bedeutung
bei ihnen unzulässig, für ablativformen des Singulars mit
Übergang des t zu ^ und Schwächung des a zu i, worauf
die locative wie ov-iJ-t, x^Q'^f H^XQ'^f ^X9^ u. s. w. einfluis
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ttber den dat. plor« dM altgrieohkchen. 67
gehabt haben mögen. In solchen grammatischen silben
scheint sich a gern zu t zu schwächen, z. b. SiScofii neben
skr. dadami, ri&riiu dadhämi; die suffixe des präsens sing.
mi, si, ti (ei-^i, ia-ai^ ia-ri) neben den pronominal-stftm^*
men ma, twa, ta; die dritte person pluralis im präsens
skr. anti mit der des einförmigen augment präter. anta*).
Wegen der analogie mit diesen entsprechenden formen
halte ich auch nigvTig vorm jähre neben dem singular-lo-
cativ niQVTi (Ttigvoi) för einen ablativ singularis, wozu die
bedeutung weit besser pafst als zu dem allenfalls hier mög-
lichen dativ, d. h. locativ pluralis, ftkr den es Benfey (wur-
zellex. I, 312) ansieht.
Seltsam sind die formen, welche Ahrens (II, § 44. 7)
nachweist, die dorischen adyerbia auf -o^, z. b. in delphi-
schen inscbriften: anoxQixovaa olg &iXri — quo voluerit;
so ndig (Sophr. 91) u. a. noig aus no-OB mit Ahrens zu
erklären, ist indefs unmöglich, wegen des vi wir werden
hier wirkliche plural-locative, die zu singular- formen wie
not u. s. w. schön stimmen, vor uns haben, ohne zu ihrer
erklämng etwa an jenen singulären gebrauch des pluralen
locatiY-8u£Szes in UsQyaaijai^ XJXvuniaoi denken zu müs-
sen. Es sind ganz unbestimmte, allgemeine begriffe und
gerade dieser grofse umfang, diese menge der zulässigen
punkte wird sehr anschaulich durch den plural ausgedrückt.
olg &iXijj wohin, in welche gegenden auch immer. Ahrens
scheidet sie in der bedeutung von n^ und nrj so, dais diese
„nach welcher seite hin^ bezeichnen, jene dagegen „motum
notant, quo aliquid ad alium locum defertur^: eine bedeu-
tung, welche der locativ (altgriech. dat. s. 10) sowohl grie-
chisch als Sanskrit öfters hat — und Scheidungen wie zwi-
schen n^ und Tioig, also zwischen eigentlich gleichbedeu-
tenden formen hat jeder feiner ausgebildete Sprachge-
brauch. Wenn aber Ahrens die form äfAvgj die bei He-
sych. ohne angäbe der quelle steht, in auolg verbessern will,
*) Wenn die obige dentong des i im snffiz -ai nicht stich httlt, so bie-
tet sie ein ferneres, sehr auffallendes zengnifs.
5*
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68 Oerland, Über den dat. plmr. das altgriechitchen.
80 scheint mir das gewagt: -rg fbr -oig ist böotisch (Ahr.
I, 40. 4 ) und jenes af/vg also wohl böotische form. Eben-
sowenig überzeugend ist seine Verbesserung des hesychi-
schen vquiav ixü ßaSi^oi^ woflir er xrjpoig oder rijvoig ilfn
lesen will, ohne zu beachten, dafs dies wegen der reihen-
folge der Wörter unmöglich ist. vgBifii wird f&r olg ü^i
stehen und böotische form sein, mit verdorbener betonung
vielleicht. Freilich würde olg eine relative form sein: aber
die Übertragung der demonstrativen bedeutung auf diese
zeigt ja auch ixti. Wir sehen, wenn das gesagte richtig
ist, dann jene pluralen ortsadverbien noch weiter verbreitet.
Stellen wir schliefslich das gesammtergebniis unserer
Untersuchung hin: der griechische dativ pluralis ist in al-
len seinen formen ursprünglich nur locativ; die endung ver-
stümmelt sich nnr in der vocalischen dedination und zwar
zuerst (so meist noch bei Homer) durch apokope vor vo-
calen (auch vor vocalen verkürzte formen der consonanti-
schen declination sind nicht selten); die consonantische de-
dination bewahrt das i, welches in ihr bei Homer meist
noch durch das doppelte a des su£Szes gestützt wurde; die
vocalische declination erleichterte die endung wegen der
vorhergehenden langen silbe und liefs das i leichter fahren
einmal wegen des Verlustes des einen (T, dimn weil sie vor
der endung ein i angenommen hatte, sei es nun als zeichen
der mehrheit, sei es als lautliche durch das h des Suffixes
bewirkte Veränderung.
Cassel, Juli 1859. G. Gerland.
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Woeste, anzeige. M
Wörterbach der niederdeaUchen spräche älterer and neuerer zeit, von
J. G. L. Kosegarten. Ersten bandes zweite lieferung ai — amt.
Greifswald 1859.
Bei dem mangel eines reichhaltigen gesammtwörterbachs der
Dorddeotschen spräche war es bis in die neueste zeit mit vielen
ausgaben norddeutscher Schriftstücke, zumal der geschichtlichen
Urkunden und Chroniken, übel bestellt Mancher bogen liefse
sich füllen mit dem, was mangelhafte kenntnifs des niederdeut-
schen entweder falsches aus den Urschriften herausgelesen oder
in den Wörterverzeichnissen unrichtig gedeutet hat Freuen mufs
es daher, beides für die erforschung unserer geschichte im ma.
und für die Wissenschaft der deutschen spräche, dafs Eosegar-
toDS Wörterbuch endlich wieder flott geworden ist
Was seit dem erscheinen der ersten lieferung (1856) die
fortsetzung verzögerte, war eine umfangreiche geschichte der. Uni-
versität Greifswald, zu deren ausarbeitung der hr. verf. durch die
Jubelfeier der hochschule veranlafst ward. Schnellere aufeinan-
derfolge der hefte wird nunmehr versprochen.
Auch in der vorliegenden lieferung zeigt sich der verf. als
den bewährten kenner und ausleger nd. Schriften, der er ist; mit
ungleich gröfserer Sicherheit zwar für das mittelniederdeutsche,
als für das mundartliche neuniederdeutsch, wie dies auch nicht
anders sein kann. Mehrere bedeutende quellen, z. b. die mün-
sterschen Chroniken, die vier bücher der könige (Merzd.), die
Wörterbücher von Stürenburg und Schambach, welche bei her-
ausgäbe der 1 . lieferung entweder nicht beachtet oder noch nicht
zugänglich waren, finden sich in diesem hefte beimtzt
Wie schon der augenschein lehrt und das fortgehende an-
wachsen eines zugänglichen Stoffes erwarten läfst, mufs das werk
den umfang von 6 lieferungen bedeutend übersteigen. Das ist
gut: je reichhaltiger, desto besser. Um so wünschenswerther
aber ist kürze, die weder der brauchbarkeit noch der annehm-
lichkeit beim gebrauche eintrag thue. Viel räum liefse sich spa-
ren: wurde bei allen nicht schwierigen stellen statt der vollstän-
digen Übertragung nur für einzelne wichtigere Wörter das hoch-
deutsche in klammer beigefügt; — würden bei anführung oft
vorkommender bücher und gewährsmänner abkürzungen oder
zeichen angewendet; — würde statt mancher ausführlichen Wie-
derholung nur wort- und Seitenverweisung gegeben. Zu nutzlo-
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70 Woeste
Ben wiederholongen fuhrt; es auch, wenn der verf. zwei oder drei
Wörter, welche in den quellen eben so häufig getrennt als ver-
bunden stehen, wie ein zusammengesetztes behandelt So beim
ady. all (ganz). Das s. 191 gesagte, und was später doch an
alphabetischer stelle über den hauptbegrilF gesagt werden mnlB,
reichte aus für „al ungespart^ und ähnliche Zusammenstellungen.
Anders ist es, wenn derlei zusammengegriffene redestncke einen
eigenthümlich gefärbten sinn angenommen haben. Ferner sollte
ein mundartliches wort, zumal wenn es begrifflich nichts neues
bringt, immer gleich unter der ältesten oder reinsten form, wo-
fern dieselbe nachweisbar ist, weiter aber nicht, aufgeführt wer-
den. Das streng alphabetische register wird es dann schon auf-
finden lassen. Bei dieser verständigen räum sparung wäre dann
um so eher abzulassen von jener ubelangebrachten, welche ganz
verschiedene hauptstücke in 6inen absatz zusammenschichtet, vgL
8. 167 ajüs, s. 177 akkolascheren, s. 251 almosen.
Schliefslich empfange der verehrte hr. verf. meinen dank für
die vielfältige belehrung und das vergnügen, welches mir die
durchsieht dieser lieferung gewährte.
Der vorstehenden anzeige lasse ich einige ergänzende, be«
richtigende oder auch durch den Stoff der beispiele hervorgeru-^
fene bemerkungen folgen.
S. 162 a jäs, a jas a jas, a jässes sind ausrufe des ab-
scheus; a-jasses, m. hintere. Sie rühren nicht aus Jesus, wohl
aber: o j^ises, o j^ises ja. Wie fi, pfui natnrlaute des wegbla-
sens (vgl. (pvaav) sind, so mag in jas ein ähnliches stecken, wel-
dies bei jesan zur verbalen entwickelung gelangte. Oder aber,
die neigung unserer mundarten, ein r vor consonanten schwinden
za lassen, in anschlag gebracht, kann jas = jars, gars sein, vgL
mhd. garst, nhd. garstig, nd. gastrig.
S. 163 äikentelge. telgo, f. ist bei uns nicht, wie mwf.
telge, mnl. tellich, ein zweig, ast^ sondern bezeichnet den jungen
bäum, welchen ein rüstiger mann noch fortschleppen kann. Das
angelsächsische schlofs für telga diese bedeutung nicht aus, auch
das altw. scheint sie zu hegen, wenn Telgte (? altw. Tllig^thi)
einen mit zeigen bestandenen ort, gleichsam ein arbuscuMtom
linsdrnckte.
äiken, n. = i^kem (eichhom); demin. Mksken. Ags. ftcvem
ist ftc-cvem. Ans kwirn ward lautrecht kum und weiter hum,
)iorp, >jrie es im nhd. eichhorn vorliegt Al^d* eichom entbehrt
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aozeige. 7|
einer gattnral, wie das ags. wort — Der eigentliche sinn ergibt
sich ans goth. qiiirnas; alts. qu6rn (mühle); heut kirne; hd. quirl:
das eichhom uml&uft baumstämme und äste, um sich vor dem
beschauer zu verstecken. Oder will man eichmuller?
S. 164 ain (aber) scheint in der form en noch bei uns vor-
Eukommen: en doch (aber doch), en jS (aber ja) antworten auf
verneinende fragen oder behauptungen. Das wort wäre dann
auch westfälisch. Vgl. Theoph. (HoflFm.).
S. 165 äir, entstand im ma. aas erre = alts. im', mhd. irre;
vgl. to eyre (gar zornig), Kindl. Volm. I, 348 air = irascibilis
(Rheda). — Für ^irgese zu Eckenhagen: erkrin, irrkranicbe;
in hd. rede: irrgense d.i. unstäte krangänse.
S. 167 isop (kreisel) entstanden aus isdop (Hoerde). Man
läTst den dop (engl, top) am liebsten auf dem eise laufen.
vik, — fraglich, ob = made, wurm — , kann aus fit rub-
ren, wie fiksbonen aus fitsbonen, fixefaxen aus fitsefatsen. fit
ist westf., viet ostfr. (Stürenb.), vyt holl. urspr. = tumor, aus
fitan tumere. Bei uns und zu Rheda gilt wuarmt^iken und
middel von fingergescfawSren, welche den knochen angreifen.
Beachtenswerth ist t^iken, wie im osnabr. spint^iken für dieselbe
Sache, middel, n., weniger, wie das volk deutet, weil das mit-
telglied eines fingers krank ist, als weil das übel im Innern des
fingers wüthet Möglich ist es auch, dafe middel (dann = mi-
thil) geradezu made oder wurm ausdrückt Ein äufserliches, den
nagel umgebendes geschwür heifst uns n&gelring; jedes andere
ringförmige bautgeschwür ruenring (auch rneling) nach der
Volksmeinung die strafe für jenen humor, der den hund durch
vorgehaltene bissen lüstern macht, und ihn dann mit leerem
maule abziehen läfst wüarmken oder wiane, ags. venne,
heiCst ein kleines geschwür am äuge.
S. 168 zu ak (kahn) merke man ^kesbas, kahnherr, kahn-
schiffer (Mülh. a.Ruhr). Von öke (eiche, metonym. für kahn)
steht der pl. eken öfter in brem. chron. (Lappenb.)*
eckeren, eykeren, n. (Seib. quellen 1, 105) eichelmast,
ebenso ecker, n. (ib. I, 112 und öfter). Einmal (ib. I, 125)
wird mast (als bnchel- und andere waldmast) von eckeren unter-
schieden; sonst ist mast in westf. Urkunden auch und vorzugs-
weise eichelmast Die einzelne eichel heifst jetzt eaker, f. oder
aikelte, ^ikelte, f.
S. 169 akeldruft, vgl. s.127 zu Bochum: ^eldrucht; zu
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73 Woeste
Deilingh.: 4kel, f.; in berg. papieren (Velbert, a^ 1704): abdmcht
BS afdmcht (abzogsgraben). Schon das genas spricht gegen ent-
lehnung. Warum sollte nicht driuban, das antecedens von drt-
ban, den sinn des lat. ducere gehabt haben I Von driuban ver-
blieb unser druwe, drüfel, = was (den bohrer) treibt, in büar-
drüwe, buardrüfel. Druft (vgl. drift) kann sein: getriebenes und
rinne, in welcher eine flussigkeit fortgetrieben wird. — Beiläufig:
druwe (uva) ist anderer wurzel (dr-p), welche 1) sich bewegen;
2) sinken, fallen, to drop; 3) triefen ausdruckt Driupa wäre so-
nach genau = driust (sinkender, weil fruchtbeladener zweig). Eis
herrscht aber Unordnung bei den sprossen dieser wurzel. Vgl.
lat. drupus (für thrubus) = zum abfallen reif; ahd. trübo (für
trüfo); nhd. truba (für trupa); nd. trabbe (träber, sentina) von
gleichem grundmerkmale^ wie druas (drost) = salz, niederschlag
zu driusan.
S. 172. Ä.ker8, mhd. Akers, auch bei v. Steinen I, 246,
auch im munde des grafen Engelbert III., der mit seinem ge-
folge 1353 Ptolemais eingenommen zu haben scheint
S. 174. Streken. Striken ist uns: seicht (etwa in hal-
ber tiefe) pflügen, so dafs die stoppeln in die erde kommen.
Acker ist beiflurnamen öfter zu ak geworden: urk. rümes-
acker, kornacker zu rummelsack, karnack.
S.279. Snese. Zählung der aale nach sn. Auch EindL
M. B. n. 113 u. öfter. Snese, heute snaise, f. ist freilich zu-
nächst die Stange, woran geschnürt wird. Wie ags. snas gehört
es zu snithan. Der begriff Stange verdunkelte sich zuweilen so,
dafe uns eine simse (smiale), an welche beeren geschnürt wer-
den, snaise heifst Es drückt, je nach den angeschnürten gegen-
ständen, verschiedene zahlen aus. Unser Sprichwort: 7 es ne
snaise ful.
S. 193. Allen (obwohl) ist al-en, wie es getrennt oft (z.b.
im Herv. R. B.) vorkommt En ist umgedrehtes ne. Das zu«
sammenwachsen auch im heutigen nitten = nit-en, nicht Aehn-
lich noch heute etten (et-en) si dat Unsere urk. haben gewöhn*
lieh en.
S. 212. Aldeges. Dazu ein Deilingh. allerdeaglikes
■a sogar; vergL unsere dioge, diagel, didger, goth, digrs, mw.
deger.
S. 217. al eins (einerlei); mw. allejns (allejns ludende
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anzeige. 73
nottelii, urk. v. 1479) ward zum adj. im berg. elens (denase kl^
der), in ooserem glens (^lensse kl^ier).
S. 221. Allen (obwohl); ene, eyne, ein (ohneal)=ne:
alte schrae 125.145; neue schrae 35. Nycht-eyn, neyn-eyn fo
Syberger urk. p. 15. 30. En in allen ist entweder ein verbreiter-
tes en, oder ein umgesetztes ne (goth. ne). Alts, nen, hd. nein
scheinen mir ne-ne (nein-nicht),
S.226. Alf. Westf. anz. V, 1440: „ellinger (Pengerlioge)
in der volksspr. ailften^. Elfen, alwen heifsen mark, auch
die larven anderer käfer, namentlich des hirschkäfers.
S. 231. Alienhand. Auch bei uns al enhand = schon
jetzt, nunmehr. Enhand ist in (oder an) band. Wir haben
auch enhand ohne al =bald, mit der zeit; vergl. entwd = in
(an) tw^
S. 235. Alinge biär heifst ganze birn. Bear bime;
b^ir hier.
S. 237. A lkwin. Gehört dahin der mn. Aylkin? Aylkin
Sobbe, Syb. urk. p. 12.
S. 246. Almeide, hameide. Lud. v. S. (vdH. Germ. VI,
58) schreibt homeiden (6 = 4), vermuthlich synon. vom mw.
geplenkede (Mlhr. I, 129) und ml. plancae, welches auf wäl-
len und mauern angebracht ward. Altw. hämed, compos. aus
häm und ed, plankenzaun zum schütz. £d, zu idan (verbinden),
ist erweitert im alts. edor, ahd. etar. Das dd des mw. edder-
tün (zäun aus verbundenen planken) begreift sich aus e, wie
ledder — leiter, edder — eiter.
Altvil. Altwil ist reinste form. Ein altvil könnte doch
nur in alt-fil aufgelöst werden. Entweder ist v alterthümlich für
w, oder wahrscheinlicher verschobenes, verhärtetes w, seit das
wort seine durchsichtigkeit verloren hatte. Man zerlege in al-
twü. Twil, mark, twiöle, twialen, m. (für twille, twillen,
verderbt aus twil), bedeutet allerdings zweig. Aber wie entstand
twil? Die hergebrachte deutung der Wörter zweig (twik, twig),
twille aus dem zahlworte taugt nicht.
Hd. kiel (federkiel) lautet mark, kwiole, f. (zunächst
eskwille, engl, quill). Daneben aber giebt es ein kwidgel,
kwidgelte, f. (» kwiggel), kielfeder, welches für altw. kwithila
eingetreten sein mufs. Verwandt ist ags. wedel für cwedel (wie
viee für cvice). Die ähnlichkeit des wedeis mit der kielfeder
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74 Woette
liegt auf der hand. — Twiale, fSbrt durch twil auf altw. twL
thil, m. Da nun für twik (zweig) bei uns noch die wahrschein-
lich reinere form kwik im gebraoch ist, so behaopte ich, aach
twithil stand für kwithil. Zwischen kielfeder und zweig gab es
tertinm comparationis genug, um sie, bis auf das genus, gleich
zu benennen. Aber lassen wir die kielfeder, vergleichen wir ei-
nen bäum mit dem thierischen korper. Dürfen wir nicht die
zweige als membra genitalia, die blätter, blüthen und fruchte als
kinder betrachten I Kwithil ist membrum genitale. D&n. tyetulle
(=tvetville, tvetvil) ist zweiglied. Mark, tulle (:= twille t^la) in
specie: genitale muliebre, daher alle tulle wie kllekunte, per synecd.
altes weih. Al-twille, al-twil folglich all-glied, omnis gene-
ris, Zwitter. — Ahd, widillo ist deminut. für kwidillo := klein-
glied, wie das ja aaf zwittern pafst. Verwandte: goth. qil^us,
ags. cvib (uterus). Unser volk mag ahd. quedilla, ags. c Vi-
lbel e (pustula) erklären, wenn es von der mit einer tüchtigen
^pin-swear^ gesegneten nase sagt: dai nSse werd melk. — Was
bedeutet nun das hier zu gründe liegende kwithan (kwath)? —
pati, metuere? — neini
S. 254. Alraupe. Wir haben für llquappe das umge-
drehte kwap-ll.
Alre (geschwür), wohl 41re, hangt mit ags. sclan, entzün-
den, und d. eilen, schmerzen zusammen.
Alpelsdeillunge. N&her als pM (pfähl) — von pelz zu
geschweigen •— lag das mit plil verwandte pill, pell in durpill
— duropell — der lex salic, noch jetzt in Westfalen und Rhein-
land br&uchlich als düarpel, dörpel, m. thürsch welle. Pill, ei-
gentlich festliegendes, daher schwellenbalken. Der sinn der Wur-
zel tritt deutlich hervor im ostfries. pall, fest; päl; paul (alt
pual) fest, d. i. stillstehendes wasser, pfuhl; ags. pillsape ge-
stoUte oder geronnene flüssigkeit — AI aber ist verkürzt aus
alah oder alh, tempel; unser ganzes wort mithin = tempelschwel*
lentheilung, eine erbtheilung mit feierlicher berührung der kirch*
schwelle; vgl. RA. p. 176. Der Wegfall des ah oder h von alah
findet sich auch beim folgenden w.
S. 263. Alse (wermuth), zunächst aus ahd. alahsan, wel-
ches, verglichen mitholl. alsem^ m., aus alah-sämo, tempelsame,
tempelkraut verderbt sein mufs. „Wermuth ist bei den alten
köstlich gehalten, in gottesdiensten und trinmphen herrlich ge-
hraacht^, sagt das alte kräuterbuch. Unser volk glaubt: wer-
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anzeige. 75
muth, berupft yon einem, der dazu kein recht hat (? der nicht
prießter ißt), verdorret; und: wermoth leidet kein unrecht. Wer-
muth gehört bei unß zu den heiligen kräutern deß weihbnndeß.
Vgl. auch Montan, volkßfeßte ü, 141.
S. 266. Alleßinß. Genauer: nach jeder richtnng, nach al-
len ßeiten; ygl. holl. und mnl. alßinß.
S. 276. Alt, elt ßcheint = &lid, ^lid. ptc. v. aljan, ^Ijan
(agß. a^lan) und urßprunglich in ßpec. die ßchwiele zu bezeichnen,
welche vom öfteren angreifen heifser körper herrührt.
S. 283. Die form altohandes bei Scheller ist guteß nd.
Sie ßteht auch Syb. urk. p. ?•
S. 292. Alevare ißt durch rectura egregia trefflich gloßßiert
Ale ißt hier altß. ala (egr^e) in compoß., alßo hauptfuhre. Nadi
aelfohr mag ale ßchon im ma. ^e geßprochen ßein.
S. 295. Mekl. ^l'^, vlam. ael- in elweterich, aelwil-
tigh ßind = male-, ill-^ uni-. Sie entßtanden lautrecht auß agal,
agl (vgl. goth. aglß). So könnte der agalaßtara (elßter) das
böse wesen vorn, hinten der vogel ßitzen. Dafß ein agal, agl
auch sonßtwohl ein un- außdrückte, zeigt das durch inßt anter
balbwege übersetzte agleto (Elönes Hei. 6010). Agl-eto druckt
genau dpaidfog (unverßchSmt) aus, ßo dafß -aiÖmg wurzelhaft durch
<4to gedeckt wird. Bad agleto erinnert an Luc. XI, 10, wo dpoU-
dsia ebenso vom zudringlichen bitten gebraucht wird. Goth^ aglai-
tei n. ß. w. gehörte also auch unter aitei (beziehl. eitan) inß wör*
terbuch; eß ißt erßt avaidsia^ dann aaikyna,
S. 312. ünßer ^nefilt, agß. anfilt (ambofs) und ihre ver-:
wandten hangen allerdingß, wie M. und W. zu anfiltß angeben,
mit fillen zußammen. Anfilt und filt (filz) giengen auß filan (ßchla-
gen), nicht auß filtan hervor. Altß. fililjan, heute weßtf. fillen
(beide = schlagen), sind keine tropen, sondern hegen die grundi-
bedeutung. Zwischen pellere und pellis, filan und fiU schlfigt
schlachten begrifflich die brficke. Fillen (feil abziehen) wie fiU
(feil) lehnen sich synecdoehißch an die bedeutung ßchlagen, schlachr
ten. Man vergl. en swin slän, noch heute = ein schwein
schlachten.
Zu amboldt (ambofs) fSge man aus Herv. RB. p. 42 die
reinere form anebult. bult stammt wie bfile (biuli), beule, aps
bilan — biulan.
S. 314. Amborst. -Ich schreibe ämborst, weil am = kao^
Pa ein pectus ohne gehobenheit (gmndbegr. von borst) meb?
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76 Woeste, anzeige.
oder minder engbrüstig zu sein pflegt, so pafst ohnebrust für das
was es hier bezeichnen soll. Beiläufig: Sno entstand durch uano
ans wano. Ebenso schliefst sich äs (cadaver) darch uas an was
und das zeitwort wasen (auswittern, spüren); yergl. Soest Dan.
93 und 149.
S. 316. Arne. Schreibe äme. Es entstand^ wie äno aas
wano, aus wamme, alts. wamba.
S. 319. Amen. Schreibe amen. Wie oft hat hier die ac-
cusativform die nominativform verdrängt. Der unverstummelte
mnd. nominativ ist näme, swm. (ein accus, name steht MChr.
p. 317 und wohl sonst noch, falsch für namen; falsche dativ-
form siehe unten). Es bezeichnet wohl nur: vieh als beute; nä-
men nemen i=: vieh als beute wegfuhren. Rof kann vieh oder
auch andere beute sein. Zuweilen rof neben näme. Plunder-*
waare ist niemals viehbeute. „Den nämen stan läten^, aber „de
plunderware vorwerpen (wegwerfen)^ heifst es in Brem. Chron.
(Lappenb.). Man vergl. aufserdem noch Seib. westf. ark., Eindl.
MB. lY, 513 und folgendes aus urk. v. 1448 (Iserl. arch.): „over«
Valien myt rove, brande, name und gevangen, wSken (Ion«
ten) to lecgen in de stede% und ibid. „van gevangen, name,
dincktale (pecunia pro induciis sive securitatibns rerum et bono-
rum, Seib. n*. 912) off brantschatte^. Istnämo zugenommenes,
beute, warum auf vieh beschränkt? Sollte es orsprüngl. weide-
vieh (vgl. vs[iaiv und nimid, D. Myth. 614) sein und erst durch
anlehnung an näma, f. (nähme, wegnähme) den sinn von vieh-
beute erhalten haben?
S. 332. Unter ammethorich ist Snweldich durch ein-
gesessen übersetzt Aber ^nweldich ist einwaltig, d.h. wo nur
eins oder einer waltet; h. 1. = einherrig, einem herm angehö-
rend. Bei Seib. n*. 610 ist enweldich = einig, wo nur ein sinn
waltet Alts, enwald (einfach) ist anderer Wurzel als ^nfald.
S. 335. Amper (herbe) ist unser eamper; heute: 1) reiz-
bar, leicht böse werdend; 2) kleinlich, sonderbar. Zu Rheda ist
empen: 1) scharf auf dem zahn, von einem esser, der nichts
verkommen läfst; 2) schwer zu befriedigen, dem nichts gut ge-
nug ist Nahe liegen goth. abrs und heutiges schamper
(scharf).
Iserlohn. Fr. Woeste.
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Lottner, miscellen. 77
Bemerkung über das verhältnifs des lateinischen
accentuationsgesetzes zum griechischen.
Cnrtios ist geneigt oder vielmehr überzeugt, dafs in der frage
nach dem grade der Verwandtschaft der Hellenen und Italer ein
besonderes gewidit auf das accentsystem ihrer sprachen gelegt
werden müsse, und ist ferner der ansieht, dafs das sowohl vom
griechischen als lateinischen anerkannte gesetz, demzufolge der
hauptaccent nie über die drittletzte silbe zurückgeht, eine (ver-
hältnifsmäfsig) sehr enge Verwandtschaft beider sprachen bezeuge.
Dagegen seien die vielfachen Übereinstimmungen der griechischen
und sanskritischen accentuation nur unerhebliche einzelnheiten.
Ich kann dem nicht beistimmen. Ja, wenn das lateinische
mit dem griediischen auch in den übrigen abweichnngen von der
ursprünglichen und sanskritischen accentuation übereinstimmte,
wohin ich vornehmlich das gesetz rechne, demzufolge die länge
der endsilbe den ton auf die vorletzte zieht, dann möchte sol-
ches zusammenstimmen die beiden classischen sprachen enger
verknüpfen. So aber scheint mir, gelind gesagt, die mannich-
faltige begegmmg griechischer und sanskritischer accentuation
jenem gesetz der betonung nur der letzten drei silben minde-
stens die wage zu halten.
Indessen die entscheidung über das relative gewicht dieser
zwei entgegengesetzten verwandtschaftsansprüche in der griechi-
schen accentuation würde immer sache des subjectiven gntdün-
kens bleiben. Da ist es denn um so erfreulicher, dafs wir in
stand gesetzt sind, den einen dieser ansprüche ganz und gar
zu beseitigen, nämlich den lateinischen. Dies aus dem ein-
fachen gründe, weil wir alle Ursache haben zu vermuthen, dafs
das lateinische accentgesetz, wie wir es kennen, aufserordentlich
jung ist.
Es kann nämlich für die bekannten Schwächungen, denen
der vocal der lateinischen wurzeln bei composition und redupli-
cation unterworfen ist(cecidi, conficio gegen cado, facio), kaum
eine andere erklärung gefunden werden, als die von Dietrich,
dafs der hochton in allen diesen worten einst auf der ersten
silbe geruht habe, und dies ist, wenn ich nicht irre, einer gele-
gentlichen änfserung zufolge, obgleich ich die stelle im augen-
blick nicht finden kann, auch Corssens ansieht. Nun sind diese
Schwächungen aber dem lateinischen eigenthümlich, das oscische
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78 Benfey
und nmbrische kennen sie nicht, oder doch nur in schwachen
sparen. Vergl. ose. Anterstatai mit lat. Praestita, ose fefacid
mit lat conficio, umbr. Jupater mit lat. Jupiter etc. Es und
also diese schw&chongen des worzelvocals erst auf speciell la-
teinischem boden eingetreten, sind janger als die lostrennang des
lateinischen vom umbrisch-oscischen, reichen nicht dnmal in die
seit des oritalischen. Sind sie nan aber gleichwohl folge des
einst auf der anfangssilbe stehenden hochtones, so folgt weiter,
dafs in Wörtern, wie cecidissent, conficio und einer menge ähn-
licher noch nach der indiridaalisierung des lateinischen der hoch-
ton eine stelle eingenommen habe, die von der uns bekannten
lateinischen accentoationsweise nicht erlaubt wird, mithin, dafs
das gesets der betonong der drei letzten silben janger ist, als
die individuelle existenz des lateinischen, also nicht aritalisch,
noch viel weniger graeco- italisch.
Dafs gleichwohl die beiden sprachen (griechisch and latei-
nisch) wenigstens zum theil in dieser abweichung von der anti-
ken accentaation zusammentreffen, kann eben so wenig auffallen,
als etwa dafs das polnische mit dem welschen in der constanten
betonung der vorletzten silbe übereinstimmt, w&hrend ihre resp«
nächsten verwandten, das böhmische und irische, eben so coa-
stant beide den hochton auf die erste silbe des Wortes setzen.
London, 14. August 1859. C. Lottner.
Accipiter = skr. ä^^npatvan.
Pott hat schon et forsch. II, 54. 278 die vermuthung ausge-
sprochen, dafs acci in accipiter mit skr. ii(}u „schnell^ zu iden-
tificieren und piter von dem verbum abzuleiten sei, welches im
skr. pat (= griech. mr-Ofiaiy lat pet-ere u. s. w.) lautet und „flie-
gen^ bedeutet*). Diese vermuthung hat ihre vollständige bestär-
tiguDg durch den in der Überschrift gegebenen in den veden vor-
kommenden treuen reflex von accipiter erhalten. Er ist in der
that aus S9U „schnell^ und pat „fliegen^ durch das insbesondere
in der vedischen spräche häufige primär-suffix van gebildet, wel-
*) Später hat er auch ft9upatvan und accipiter in eine gewisse Verbin-
dung gebracht, s. zeitschr. VI. 267. d. red.
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misceUen. 79
ches die bedeutuDg eines nomen agentiB hat, heifst also ^der
Bcbnell fliegende^. Das wort kommt in dem ganzen bereich der
Sanskritsprache, so viel bis jetzt bekannt, nur einmal vor und
schon ans diesem gründe — zu dem jedoch noch ein anderer
kommen wird — verdient die stelle, in welcher es vorkommt,
mitgetheilt zu werden.
Sie findet sich Rigveda lY, 26, 4 und lautet folgendermafsen:
pr^ SU sha vibbyo Maruto vir astu
pra pyenah Qyenebhya*) ä^upatvä**)
acakrayä yki svadhayä suparno
havjam bhdran mänave dev^jushtam.
Slijana's auffassung giebt Wilson's Übersetzung so ziemlich
wieder, welche (vol. lU, 178) lautet: May this bird, Maruts,
be pre- eminent over (other) hawks, since with a wheelless car
the swiftwinged bore the Soma, accepted bythegods, io Manu.
Ich übersetze wörtlich: „8chön sei dieser vogel, o Marut's, voran
den vögeln, voran der habicht den habichten, der Schnellflieger,
wenn schöngeflügelt, er durch eigenen willen, den wagenlosen,
dem manne bringt das opfer, das göttergeliebte ^.
Die Marut's, die götter des wind es, werden hier, wo es sich
darum handelt, dafs der habicht dem menschen vom himmel her
das opfer so schnell als möglich bringe, deshalb angerufen, weil
der wind als das schnellste dement gefafst wird: sie sollen dem
vogel dessen Schnelligkeit verleihen. Dafs der habicht ohne alle
hnlfsmittel nur durch sich selbst, speciell ohne wagen das opfer
(vom himmel herab) den menschen bringe, ist eine von den in den
veden so häufigen naiven Wendungen, ähnlich der sich so oft wie-
derholenden Verwunderung, dafs die morgenröthe, ohne füfse zu
haben, allen mit füfsen versehenen voran sei (z. b. Rigv. 1, 152.
3; VI, 59, 6) und vieles andere der art Rigveda X, 27. 19 sieht
der nschi eine ganze fahrende schaar (väham^nam grä'mam), wel-
che sich aus der ferne her durch den wagenlosen eigenen willen
bewegt (ärä'd acakräyä svadhäyä vartamänam).
Beachtenswerth ist in dieser stelle, dafs der reflex von acci-
piter hier kein appellativ ist, nicht „habicht^ bedeutet, sondern
nur adjectiv, beisatz des ^yena. Wir können aus dieser einzigen
stelle nicht mit Sicherheit schliefsen, ob nicht dennoch auch im
Sanskrit schon a9upatvan neben seiner adjectivischen bedeutnng
♦) ^yenebhia. — ♦*) nominat. Bing, von "tvan.
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80 Benfey, misoellen.
die appelladve gehabt habe, also auch der habicht schon vor der
sprachtrennuDg einen so im usus fixirten namen gehabt, dafs er
sich auch im lateinischen erhielt; allein, wenn dies auch nicht
der fall war, so zwingt doch der umstand, dafs a^apätvan hier
beisate des „habicht^ ist und im latein. dessen appellativische be-
zeichnung ward, zu der annähme, dafs dieser beisatz schon vor
der sprachtrennug eine art solennität haben mufste, welche denn
nach derselben mit leichtigkeit dazu fuhren konnte, ihn in das
appellativ zu verwandeln. Dieser weitere schritt hat eine ge-
wisse ähnlichkeit mit der bedeutungsumwandlung, welche die re-
flexe von skr. mahi und urvi (s. wurzellex. I, 91. 80) im grie-
chischen annehmen. Beide eigentlich feminina von adjectiyen,
das erstere „die grofse**, das zweite „die breite^ haben schon
im Sanskrit die appellative bedeutung „erde^ angenommen, im
griechischen sind sie, in der gestalt Mata^ 'PeXa^ einen schritt
weiter geführt und zu personificationen der erde, nominibus pro-
priis, geworden.
Am wichtigsten ist die gleichung accipiter = ^^upätvan für
uns dadurch, dafs sie einen höchst entschiedenen beleg gewährt
far die berechtigung unserer gleichung von iter mit skr. itvan
(in dieser zeitschr. VIT, 120), so wie überhaupt für die an resul-
taten so überaus fruchtbare annähme des Übergangs von themen«
auslautendem n in r. Da wir wissen, dafs die themen auf n
fast ausnahmslos durch abstumpfung aus themen von nt entstan-
den sind, die auf organisches primäres a (lat o, u) aus densel-
ben durch einbufse von nt, so erklären sich dadurch Verhältnisse,
wie cav-er-na zu cavu-s (aus *cavar für cavant, vergl. griech.
HaXaq gen. xalarog und xaist-dsig und mit e für ce und einbusse
des für^ eingetretenen i *X8av in dem denominativ HBalvm for
xefaV'Jo)), lucer-na aus *lucen für lücent von dem primären ver-
bum vb. lue = skr. ruc, während lüc-eo denominativ von lue ist,
mit gunirung (iü zu n), welche den schein der dehnung an-
genommen hat (vergl. skr. rokä Rigveda Iü, 6. 7. rokä'Ji
„lichter**).
Th. Benfey.
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Benfey, ein abschnitt aus meiner Vorlesung über vgl. gnimmatik u. s. w. 81
Ein abschnitt
aas meiner vorlesang über ^vergleichende grammatik der indo-
germanischen sprachen **. •
«Sind wurzeln oder verba die gmndlage der indogermanisdben
sprachen?"
Vorbemerkung. Die vergleichende grammatik, de-
ren wesen und namen wir ihrem genialen schdpfer Bopp
verdanken, hat zwei Seiten: einmal vergleicht sie die in
den einzelsprachen, welche zu dem indogermanischen stamm
gehören, vorkommenden grammatischen erscheinungen mit
einander, zweitens sucht sie vermittelst dieser vergleichung
die entstehung und geschichte dieser erscheinungen zu er^
gründen. Obgleich beide zwecke an und für sich verschie-
den sind, so sind sie doch so innig mit einander verbun-
den, treten von selbst und nicht selten fast ohne alle mühe
in eine so enge beziehung zu einander, dafs es bei weitem
mehr gewalt bedürfen würde, sie von einander zu sondern,
als sie — fast möchte man sagen — ihre bahn gemein-
schaftlich durchlaufen zu lassen. Die durch richtige me-
thode in ihr wahres licht tretenden thatsachen, welche die
vei^leichnng liefert, erläutern nicht selten die entstehung
und geschichte derselben einfach durch die Stellung, wel-
che sie in der vergleichung gegen einander einnehmen, so
dafs diese ohne den kreis ihrer speciellen aufgäbe auch
nur einen augenblick zu überschreiten, die zweite «^ als
wäre sie nur ein ihr inhärentes moment — zugleich mit-
erfüllt.
In einer auf wenige stunden eines Semesters beschränk«
ten Vorlesung zwingt aber schon die kürze der zugemes-
senen zeit und die nöthigung sich dem bedür£aiis der Zu-
hörer anzuschmiegen, in der behandlung des unendlich rei-
chen sto£&, welchen die vergleichende grammatik darbietet,
sich bestimmte grenzen zu setzen, ein oder das andere mo-
ment derselben mehr in den Vordergrund, andre dagegen
in den hintergrund treten oder ganz unberührt zu lassen.
rX. 2.n.8. 6
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82 Benfey
Es ist diefs auf dem jetzigen Standpunkt der indoger-
manischen Sprachwissenschaft um so mehr zulässig, da wir
eine beträchtliche anzahl von vortreflflichen werken — vor
allem die vergleichende grammatik von Bopp — besitzen,
durcfi deren hülfe sich die weniger oder gar nicht berück-
sichtigten momente, verhältnifsmäfsig mit leichtigkeit, durch
Selbststudium ergänzen lassen.
Ich habe daher in meiner Vorlesung drei momente ins-
besondre schärfer hervortreten lassen, 1) die methode, 2) die
principiellen fragen, 3) endlich vor allem die entstehung
und geschichte der sprachlichen erscheinungen.
Insofern der dritte punkt — über sämmtliche erschei-
nungen ausgedehnt — uns die einsieht in dasjenige gebiet
gewährt, welches man den Organismus der spräche nennt,
habe ich meine Vorlesung auch als eine über den Organis-
mus des indogermanischen sprachstammes bezeichnet, na-
türlich damit mehr andeutend, was ich erstrebt und zu
erreichen versuche, als was ich mir schmeicheln darf, er-
reicht zu haben.
Das wort Organismus ist vorzugsweise in den natur-
wissenschaften heimisch; spricht man hier vom Organismus
der pflanze z. b., so versteht man darunter die entfaltung
des lebens derselben aus sich selbst, die metamorphosen
derselben, durch welche sie von ihrem keim an sich, we-
sentlich durch in ihr selbst liegende gesetze, ihrem ganzen
verlauf nach an-, durch- und auslebt, mit einem worte
darlebt. Ist die geschichte und entwickelung der sprachen
speciell des indogermanischen sprachstammes, einer analo-
gen auffassung fähig? Giebt es in ihnen etwas, dem keim
der pflanze vergleichbares? Ist dieses die grundlage der
ganzen Sprachentfaltung, wenn auch nicht streng in dem-
selben — naturnothwendigen — sinn, wie bei der pflanze,
doch in einem ähnlichen, durch die — innerhalb gewisser
gränzen anzuerkennende — freiheit des geistes, in dessen
boden die spräche wächst, erweiterten, gleichwie ja auch
die entfaltung der pflanze, neben ihrer innem naturnoth-
wendigkeit, durch boden, klima u.s.w., mit einem wort
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ein abschnitt aus meiner Vorlesung tiber vgl. gramm. der ind. sprachen. 83
durch die natur ihrer örtlichkeit bedingt oder wenigstens
beeinfloist wird?
In der that erkennen wir in der spräche bestimmte
keime, aus denen sie durch sich selbst, ohne irgend ein ihr
fremdes zuthun, im menschengeist erwächst und sich ein-
zig durch die stille Wirkung des gesammtgeistes eines na-
turgemäis zusammengehörigen menschencomplexes von selbst
entfaltet. Ob diese keime, entfaltung u. s. w. gerade ebenso
aufgefafst werden können, wie die keime und entfaltung
einer pflanze, kann uns gleichgültig sein: wir gewinnen
durch die gröfsere oder geringere ähnUchkeit der art, wie
sich Sprache und pflanze entfalten, nichts fllr die tiefere
erkenntnifs der Sprachentwicklung selbst. Für die berech-
tigung aber auch die entwicklung der spräche eine orga*
nische, die spräche selbst in ihrer ganzheit einen Organis-
mus zu nennen, spricht schon die ähnlichkeit beider im
allgemeinen und noch mehr speciell die art und weise, wie
sich die entwicklung der indogermanischen sprachen, bei
vergleichender durchforschung derselben, vor unsern äugen
darlegt. Diese zu erkennen und darzustellen, war die haupt-
anfgabe meiner Vorlesung.
Seit der zeit, dafs ich sie hielt, bin ich mehrfach um
abschrift derselben angegangen worden. Da ich sie aber
fast jedesmal stark umarbeitete, habe ich solchen wünschen
nicht entsprechen mögen. Jetzt sind umstände eingetre-
ten, welche mich bestimmen sie fürs erste auszusetzen und
vielleicht nie wieder zu halten. In folge davon mache ich
einen abschnitt durch den druck bekannt und werde, im
fall er sich einer günstigen aufnähme erfreut, deren noch
mehrere folgen lassen.
Die frage, welche ich hier behandle, ist „ob die ca-
tegorien der indogermanischen sprachen aus den ihnen zu
gründe liegenden, durch die analyse zu erforschenden, laut-
complexen coordinirt hervorgetreten sind — also diese laut-
complexe den namen wurzeln verdienen — oder ob sie
einander subordinirt sind und jene zu gründe liegenden
lautcomplexe schon selbst eine sprachliche categorie bil-
6*
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84 Benfey
den^. Meine ansieht über diese frage habe ich schon mehr-
fach öffentlich mehr oder weniger bestimmt angedeutet,
aber noch nie im Zusammenhang entwickelt. Es ist be-
kannt, dafs ich der ich auf diesem gebiete zuerst mit einem
Wurzellexikon aufgetreten bin — obgleich ich schon damals
diesen titel sehr ungern wählte und mich nur durch zure-
den von freunden dafQr bestimmen liefs — durch eine eigne
nemesis des Schicksals schon fast seit der Veröffentlichung
jenes werks daran arbeite, den ausdruck ^wurzel'^ aus den
Untersuchungen über den indogermanischen sprachstamm
zu entfernen und ihn durch ^primäre verba und deren re-
pr&sentanten^ zu ersetzen. Die gründe, welche mich dazu
bestimmen, darzulegen, ist die aufgäbe des hier mitgetheil-
ten abschnittes. Die frage, welche er bebandelt, würde
kurz so zu fassen sein:
„Sind wurzeln die grnndlage der unendlichen mehr-
zahl der sprachlichen erscheinuegen in dem indoger-
manischen sprachstamm, oder sind es primäre verba? ^
Ich habe hier die nähere bestimmnng der „unendlichen
mehrzahl^ in die frage mit aufgenommen, um dadurch so-
gleich die verhältnifsmälsig so überaus geringe minorität
derjenigen bildungen auszuschliefsen, welche auf inteijek-
tionen beruhen.
Nach dieser Vorbemerkung wende ich mich zu dem
abschnitt selbst, wobei ich nur noch — meiner früherea
Zuhörer wegen — erwähne, dafs, wie ich die Vorlesung
jedesmal, wenn ich sie hielt, umarbeitete, so natürlich das-
selbe auch jetzt geschieht, wo ich abschnitt^ derselben dem
druck übergebe.
Wenn man vermittelst der grammatischen analyse die
einzelnen zu dem indogermanischen stamm gehörigen spra-
chen zu den in ihnen speciell letzterreichbaren grundlagen
zurückfährt, so ist man genöthigt halt zu machen: bald
bei verben z. b. ata „stehen*, bald bei nominibus, sowohl
Substantiven vix-v „leiche", ßgicpog »kind«, als adjectiven
skr. agha „schlimm** subst „sDnde**, angha und anghas so-
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ein abschnitt ans meiner Vorlesung über ygl. granim. der ind. sprachen. 86
wie anhas „sünde^; griech. XoidoQo „scheltend^, bald bei
adverbien rjQifAa, i^gifiag »ruhig, gelassen u.8,w.", vaksfiig
»unablässig^, ^ia, peia »leicht", bei pronominibus to »der*,
bei Pronominaladverbien xiv »dubitative partikel", präpo-
sitionen kx e^ »aus" hv »in", endlich inteijektionen ccXakij
»kriegsruf".
Indem so in einer speciell betrachteten spräche Wörter
von allen categorien als letzterreichbare bildungen hervor-
treten, liegt der gedanke, dafs die nach abscheidung der
als derivative erkennbaren elemente übrig bleibenden laut-
complexe, wie vex nach abscheid ung des als nominalsuffix
nachweisbaren v u. s. w., eine bedeutung in sich bergen,
durch welche sie beföhigt sind, alle erwähnten sprachcate-
gorien unmittelbar aus sich hervortreten zu lassen. Diese
fähigkeit bildet einen solchen gegensatz zu den sprachca-
tegorlen, dafs, wenn man sie anerkennen muls, man auch
nicht umhin kann, den lautcomplexen dieser art einen be-
sonderen namen zu geben und der f&r die grundlagen der
sprachen bis jetzt gewöhnliche »wurzel" würde von diesem
Standpunkt aus ein wohlberechtigter sein..
Allein an der richtigkeit dieser folgerung mufste schon
der umstand bedenklich machen, dafs aus diesen grundfor-
men zunächst auch adverbia (wie in ^ia u. aa.) hervortre-
ten. Von diesen aber zeigt auch die oberflächlichste kennt-
niis der indogermanischen sprachen, dafs sie nicht gleich-
zeitig mit den übrigen categorien der spräche entstanden,
dais sie ihnen nicht coordinirt, sondern, aus nominibus ent-
standen, ihnen subordinirt sind. Am klarsten ergiebt sich
dies aus dem' sanskrit, doch läfst es sich auch aus den
übrigen verwandten sprachen, wenigstens den älteren, fast
mit derselben Sicherheit folgern.
Im sanskrit dient noch vorzugsweise der acc. sg. neut.
zur bezeichnung des adverbs, im griechischen und lateini-
schen regelmäßig im comparativ (facilius, magis für ma-
gins, minus fQr minius, &äaaov); im Superlativ erscheint
im griechischen der accusativ pluralis neutrius als adverb.
Im lateinischen ferner bildung durch ter, welches der sans«
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86 Benfey
kritischen endung tra entspricht, vergl. lateinisches aliter,
welches ganz identisch mit sanskritischem anyatra. Diese
endung bezeichnet den locativ und die bedeutung derarti-
ger adverbia entspricht also wesentlich der in unsrer sprä-
che so häufigen bezeichnung eines adverb durch „in**, z. b.
„im guten", „in der gute** = „gütlich**. Im sanskrit werden
neben jenem acc. sing, sporadisch auch andre casus ge-
braucht, um die ad^erbialbedeutung auszudrücken, ein ca-
tegorischer ausdruck aber tritt in ihm nicht hervor. Mehr-
fach insbesondre dient der ablatio singularis von themen
auf ä z. b. antikät „nahe**, ärät „fern**, säkshat „vor äu-
gen**, papcät „hinter**. Aus diesem, im sanskrit nicht mäch-
tiger als die adverbialbezeichnung durch andre casus her-
vortretenden gebrauch hat sich sowohl die im griechischen
als lateinischen umfassendste — wahrhaft categorische —
adverbialbildung entwickelt. Im griechischen ist das aus-
lautende r nach bekannten analogieen vorwaltend in a über-
gegangen ovT(aq aus ovtwt; theils eingebüfst ovtü). Durch
die überaus grofse anzahl von themen auf o (= skr. a)
mufste sich eine solche fülle normal gebildeter adverbia
dieser art ergeben, dafs schon dadurch die endung cog dem
sprachbewuistsein gegenüber den Charakter eines speciellen
adverbialsuffixes annehmen mufste. Dieser schein mulste
noch verstärkt werden, als im griechischen die ablativen-
dung, organisch (or von themen auf o, sowie die ablativ-
categorie überhaupt, als eine besondre Casusbildung, aus
dem declinationssystem verschwunden war. In folge davon
waren die formen auf wg aus ihrem normalen — sowohl
begrifflichen als lautlichen --^ bildungssystem herausgelöst
und mufsten nun um desto mehr noch einzig adverbial-
schöpfungcn zu sein scheinen. Dies bewirkte denn, dafs
(log auch an andre themen, als die auf o, trat z. b. raxicog
von ra^ und den charakter eines allgemeinen über die
ganze spräche ausdehnbaren adverbialsufßxes annahm.
Hier — wie auch fast in allen übrigen sprachlichen
erscheinungen — nimmt das latein eine mittelstellung zwi-
schen den spärlichen anfangen im sanshrit und der catego-
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ein abschnitt aus meiner Vorlesung über vgl. granun. der Ind. sprachen. 87
lisch umfassendsten entwicklung im griechischen ein und
erweist, dafs es einst in innigster Verbindung mit dem grie-
chischen allein eine periode der Sprachentwicklung durch-
machte — ein resultat, welches, obgleich mit der Überlie-
ferung in Übereinstimmung, doch mit so vielen andern
höchst bedeutenden momenten in solchem scheinbaren Wi-
derspruch steht — z. b. mit der grofsen differenz des laut-
systems — dais man, ohne derartige, beide innigst verketten-
den^ ringe, nicht wagen dürfte, sie in engere beziehung un-
ter einander als mit den übrigen indogermanischen spra-
chen zu setzen.
Im lateinischen ist das auslautende t wie auch in der
declination, aufser in spärlich erhaltenen resten des alter-
thnms (preivatod u. aa. auf der Col. Bostr.), eingebüfst
und ä ist vorwaltend 6 auch e geworden rarö läte (mit
bewahrtem d facilumed auf der Col. Kostr.). Der nach
einbuise des t im auslaut ungeschützt stehende vokal ist
femer verkürzt: cito, male, bene (aus bonu, die Verwand-
lung des o in e im stamm ist wohl nur folge von assimi-
lation an den auslaut, vgl. skr. gurii aus garü ßagv^ kuru-
th4 „ihr macht^ aus ^karuthä für ^karnuthä u. aa.).
Wird in dieser weise festgestellt, dafs die adverbia in
den indogermanischen sprachen wesentlich und fast aus-
nahmslos aus nominibus entstanden sind — und es giebt
mittel genug diese aufgäbe vollständig zu erfüllen — so
versteht es sich von selbst, dafs auch für diejenigen ad-
verbia, bei denen ihre nominale basis in dem uns bekann-
ten sprachzustand nicht mehr nachzuweisen ist, dieselbe
entstehung anzunehmen ist, mag man den mangel der basis
dadurch erklären, dafs sie eingebüfst sei, oder dafs sie über-
haupt nicht existirte, sondern die adverbialbildung nur nach
analogie der in der spräche existirenden an einem lautcom-
plex vollzogen sei, ohne dafs das nomen selbst, welches
aus ihm hätte hervortreten können, in Wirklichkeit daraus
gestaltet gewesen wäre.
So ist z. b. bei dem homerischen vcoUfA^g „unabläs-
sig" allen umständen gemäfs — zumal wenn man den ge-
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88 Benfey
ringen umfang der homerisclien liieratur berüeksichtigt —
die allerwahrscheinlichste annähme, dafs das adjectiv Vio-
JiBfiTjgj ig zu der homerischen zeit daneben existirt habe
und nur durch einen zufall einzig sein acc. sing. neut. in
adverbialbedeutung bewahrt sei.
Bei den adverbiis auf lateinisch tim dagegen, welche
Key in A Latin Grammar, London 1858 p. 141 mit recht
mit den griechischen auf dtjv zusammengestellt hat, neben
welchem, als andre casus des zu gründe liegenden nominal-
sufißxes doj noch dov und da erscheinen (vgl. praeser-tim,
ygdß'Srjv x^^Sov anoöTa^dd) ist es auf jeden fall sehr
zweifelhaft, meiner ansieht nach sogar höchst unwahrschein-
lich, dafs das nomen, auf welchem sie beruhen, im lateini-
schen und griechischen zur zeit — wenigstens der meisten
dieser adverbialbildungen — noch existirt habe.
Ich erkenne nämlich darin — um dies beiläufig zu
bemerken — casus desjenigen part. fut. passivi, welches in
der vedischen spräche tva als sufifix hat; im lateinischen
ist Y eingebfifst, gerade wie in te = skr. tyä, can-i ^ skr.
9van und a. a.; im griechischen ist tv zu 8 geworden, wie,
meiner annähme nach, die ich in d. zeitschr. II, 215 vei^L
insbesondere 218 zu erweisen gesucht habe, auch in dem
verwandten abstractsufiSx 8ov »3 skr. tvan; fOr diese an-
nähme gewährt das verhältnifs von tva zu t-im J-i?v nun
einen neuen und kraft seiner mittelstellung (lat. t = skr.
tv und zugleich griech. 8) entscheidenden grund *). Die
Verwandtschaft dieses part. Ait. pass. mit den abstracten
(skr. tvan, tvana, tva vgl. a. a. o.) mag das verständnüs der
begrifflichen entstehung von adverbien aus casus desselben
einigermafsen erleichtern. Von diesem part. fut. pass. zei-
gen nun weder griechisch noch lateinisch noch irgend eine
spur und ich glaube deshalb, dafs wenigstens die meisten
der darauf beruhenden adverbia nicht aus wirklich noch
existirenden participien dieser art entstanden sind, sondern
♦) denn nennen wir das ^ hier A, das lat. t B, und das skr. tv C, so
haben wir hier die formel A = B, B = C, folglich A = C, auf welcher die
ganze vergleichende grammatik beruht.
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ein abschnitt aus meiner Vorlesung ttber vgl. gramm. der ind. sprachen. 89
nach analogie von adverbien gebildet sind, welche aas der
zeit, in der diese sprachen dieses particip — vielleicht von
manchen ihrer verwandten sprachen noch angetrennt —
ebenfalls besessen hatten, überkommen waren, so dafs also
z, b. etwa yQaßSrjv xccvdov änoaxadd unmittelbar durch 5>yv,
Sov^ Sa aus ygcttp^ ;^ar, ara gebildet wurden, ohne dais ein
ygaßSo^x^vSo^atado, auf welchen sie beruhen, in der spräche
noch bestand, also diese mittelstufe gewisserma&en über-
sprangen war.
Ist aber die categorie der adverbia keine unmittelbar
ans den gmndlagen der spräche hervorgegangene, ist sie
eine subordinirte categorie, so kann man mit recht auch
über die coordination andrer categorien bedenklich wer-
den. Wem würde nicht vom jetzigen Standpunkt, insbe-
sondere der gebildeteren sprachen, jede spräche, die diese
categorie entbehrte, eine sehr mangelhafte zu sein schei-
nen? Dennoch sehen wir, dais das sanskrit, eine der reichst
entwickelten sprachen, sie wenigstens als grammatisch aus-
geprägte categorie noch gar nicht kennt und erst das grie-
chische sie zu einer fast allseitigen und einheitlichen ent-
faltet. Wir sehen aber auch zugleich, dais obgleich diese
categorie im sanskrit nicht grammatisch ausgeprägt ist,
das bedürfnifs, aus welchem sie hervortritt, dennoch voll-
ständig erfCXLt wird. Auf ähnliche weise, können wir schon
diesem nach ahnen, mögen in früheren sprachzuständen,
auch manche andre categorien , welche man jetzt für die
Vollziehung des begriffs der spräche ftir unumgänglich nö-
thig zu halten geneigt ist, als categorien noch völlig un-
bekannt gewesen sein, ohne d&ta dadurch die Unmöglich-
keit eingetreten wäre, das bedürfiiifs zu befriedigen, aus
welchem diese categorien hervorgingen. Und hier weisen
uns die indogermanischen sprachen — vorzugsweise durch
hülfe des sanskrits — den einstigen mangel einer ferneren
categorie nach, welche im weiteren verlauf der Sprachge-
schichte die mächtigste geworden ist und gerade diejenige,
aus welcher sie sich erst individualisirt hat, in die gröfste
derivative abhängigkeit von sich versetzt hat, nämlich den
der categorie der nomina substantiva.
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90 Benfey
Daraus nämlich, daf8 im sanskrit insbesondere — je-
doch auch in den übrigen verwandten sprachen — so viele
nomina existiren, welche sowohl adjectivische (oder, was ja
wesentlich identisch, participiale) als auch Substantive be«
deutuDg haben, von denen jene erstere sich augenschein-
lich als die basis dieser letzteren erweist — z. b. skr. aga
adj. „nicht gehend'*, subst. „bäum" u, aa,, lat. serpens part.
„kriechend'* masc. „schlänge" — dafs ferner dieselben laat-
complexe mehrere verschiedenartige Substantive bezeichnen,
an welchen die eigenschaft, die sie als adjectiv ausdrücken,
hervortritt, z. b. eben aga aufser „bäum" auch „berg,
schlänge" alle drei, weil der adjectivische begriff „nicht
gehend" an allen drei gegenständen unmittelbar in die äu-
gen springt — dafs weiter eine überaus grofse zahl von
nominibus, welche in einer der indogermanischen sprachen
als Substantive auftreten, in der andern diejenige adjectivi-
sche bedeutung hat, aus welcher jene substantivische au-
genscheinlich erst hervorgegangen ist, z. b. lat. mont msc.
„berg" = skr. mahant (geschwächt mahat jwiya, verstärkt
mahänt) adj. „grofs", eig. „mächtig", skr. anka m. „die bie-
gung zwischen arm und hüfte, seite" = lat. uncus, a, um
adj. „gebogen" — dafs endlich substantiva im sanskrit bei
gleicher oder innigst verwandter bedeutung in allen drei ge-
schlechtern erscheinen z.b.kankana m.n. *ni fem. „schmuck",
in zweien angula m. *li fem. „finger", kambu m. n. „mu-
schel", oder in ihrer bedeutung auf eine weise auseinander-
gehen, welche zeigt, dafs ihre differenz nur auf der ge-
schlechtlichen differenziirung und fixirung der ursprüng-
lichen adjectivbedeutung beruht z. b. acala adj. „unbeweg-
lich" subst. m. „berg f. erde" — aus allem diesen — zumal
wenn man sich eine umfassende entwicklung dieser gesichts-
punkte verstattet — geht hervor, dafs sich in den indo-
germanischen sprachen die categorie der substantiva erst
nach und nach aus der der adjectiva und participia her-
auslöste und zwar wesentlich dadurch, dafs für gegenstände,
an denen eine bestimmte eigenschaft die charakteristische
zu sein schien, das diese eigenschaft ausdrückende adjectiv
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ein abschnitt ans meiner Vorlesung über ygl. granun. der ind. sprachen. 91
oder particip nach und nach in substantivischem gebrauch
fixirt ward, ein prozefs, welcher eigentlich seine Vollendung
erst dann gefunden hatte, als das Substantiv in einer be-
stimmten bedeutung nur noch eines geschlechtes fähig war,
was fast ausnahmslos in den später als das sanskrit fixir-
ten sprachen des indogermanischen Stammes der fall ist.
Nachdem auf diesem wege die categorie der nomina
snbstantiva zum sprachlichen bewufstsein gebracht war und
sich, sei es nun wie im sanskrit, noch mit verschränkung
in seine basis, oder — wie in den übrigen sprachen — fast
ganz selbstständig hingestellt hatte, wurde sie umgekehrt
die basis der aUergröfsten anzahl der eigenschaflwörter, in-
dem fQr alle eigenschaften, merkmale, beziehungen, welche
an bestimmten gegenständen erscheinen, durch derivazionen
aus dem diese gegenstände bezeichnenden ausdrücken wor-
ter gebildet werden, welche das an diesen gegenständen
haftende, von ihnen ausgehende, in ihrer Sphäre liegende
11. 8. w. adjectivisch bezeichnen.
Erweisen sich diesem gemäfs die categorien der adver-
bia nnd nomina substantiva, sowie unzweifelhaft die bei
weitem gröfste mehrzahl der adjectiva als derivirte, subor-
dinirte, so sind wir vollständig zunächst zu der frage be-
rechtigt, ob wohl dasselbe auch von den — nach abzug
jener derivirten — verhältnifsmäfsig wenigen übrigen ad-
jectiven behauptet werden kann.
Wir haben schon bemerkt, dafs die adjectiva wesent-
lich auf derselben stufe stehen, wie participia und man kann
mit derselben entschiedenheit, mit welcher man participia
als adjectiva begreift, welche ein verbales moment involvi-
rcn (das temporale), umgekehrt die adjectiva als participia
bezeichnen, welche das verbale (temporale) moment entbeh-
ren, vielleicht eingebüst haben, als ausdrücke, in denen der
begriff aus einem temporell modificirten zu einem inhären-
ten geworden ist.
Diese annähme erhält aber auch sogleich ihre bestä-
tigung durch betrachtung derjenigen substantiva, welche
auf participien ruhen; denn der Übergang aus der partici-
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92 Benfey
pialen in die substantivische bedeutung war nur durch Ver-
mittlung einer adjectivischen möglich; serpens konnte den
gegenständ, in welchem die eigenschaft des kriechens eine
inhärente ist, nur dann erst bezeichnen als in dem particip
serpens ,,ein (in der gegenwärtigen zeit) kriechender^ das
temporelle moment aufgehoben war, sich das particip dem
sprachbewufstsein gegenüber also in ein adjectiv verwan-
delt hatte. Von dem particip aber wird nicht leicht je-
mandem einfallen zu behaupten, dais es eine mit dem ver-
bum coordinirte, aus einem beiden gleichmäisig zu gründe
liegenden lautcomplex gleichzeitig hervorgetretene categorie
sei. Dagegen spricht entscheidend das verhältnifs der al-
lermeisten participia zu den temporell entsprechenden drit-
ten personen des pluralis, wie sich dies am klarsten im
Sanskrit kund giebt, z. b. präs. bödhanti „sie erkennen^
part. bödhant in der schwachen form bödhat, dvishänti „sie
hassen^ part. dvishant, dvishät; dddhati „sie setzen'^, da-
dhat, ndpyanti „sie kommen um^, näpyant nä^yat, cinv4nti
„sie sammeln'^, cinvänt cinvat, tudänti „sie stofsen^ tudant
tudat, yunjänti „sie verbinden*, yunjänt yunjat, tanvanti
„sie strecken^, tanvänt tanvät, grhn4nti „sie nehmen^,
grhnant grhnat,bodhä,yanti„sie machen erkennen^, bodhayant
bödhayat, fut, II bodhishyanti „sie werden erkennen** bo-
dhishyänt bodhishyät, pf. red. iar^xaai iaTi]xwg iaxäat (för
ioraaai) iara-oig^ beide vermittelt durch organisches iarä^
jravTi iarofovTy wo ß in dem einen fall eingebüfst, im an-
dern in X verwandelt ist; im sanskrit würde *tasthav4nti
^tasthävant entsprechen; statt jenes erscheint aber tasthüs
(aus ^tasthä-vant tasthävans tasthävas tasthä-us tasthus);
statt des letzteren in der schwächsten form ebenfalls tasthüs,
in der schwachen tasthivat, in dem repräsentanten der or-
ganischen tasthiväns verstärkt tasthivans (vgl. kurze sans-
kritgramm. §. 358).
Die dritten pers. plur. stehen aber in einem so analo-
gen verhältnifs zu den übrigen — insbesondre, mag auch
das n in ihnen noch keine befriedigende erklärung gefun-
den haben, das ti zu der dritten sing. — dafs die annähme
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ein abschnitt aus meiner Vorlesung über vgl. gramm. der ind. sprachen. 93
einer von der der übrigen personell wesentlich abweichen-
den entstehang (etwa aus einem nom. plur. eines nomens
auf as durch einbufse des s und Schwächung des davor ste-
henden a zu i) schon deswegen gar nicht aufkommen kann.
Wollte man aber trotz dieses Verhältnisses der participia
zu den 3. pers. plur. und dieser zu den übrigen, dennoch
den participialausgang ant für ein nominalsuffix nehmen,
welches unmittelbar an das verbalthema getreten wäre, so
wörde diese annähme von zwei selten gegen diese analogie
verstoXsen. Einmal dadurch, dafs das sufifix so regelmäfsig
an ein präsensthema getreten ist, während sonst — mit
den allerspärlichsten ausnahmen — nominalsufSxe sich an
das generelle verbalthema schlieisen, und zweitens durch
die wechselnde accentuation , die unter eigentlichen nomi-
nalbildungen so gut wie gar keine analogie hat. Dafs diese
accentuation aber nicht etwa eine blofse sanskritische sei,
zeigen auch spuren genug im griechischen z. b. dorisch
3. pl. Ti&ivTi gewöhnlich ri&etai part. thema rt&ivr nom.
u&eig, während alle übrigen formen des präsens den ac-
cent auf der ersten haben; ferner part. aor. 2 z. b. Xmovr
nom. Xmciv^ weil der accent eigentlich in diesen aoristen
auf dem dem personalkennzeichen vorhergehenden vokal
ruhte, und nur durch die ursprünglich lose, später aber
fest gewordene Verbindung mit dem augment, im sanskrit
(in analogie mit der regelmäfsigen accentuation von verbal-
präfixen) stets auf dieses rückte, im griechischen aber
— durch die hier geltend gewordene abhängigkeit des ac-
cents von dem quantitätsverhältnisse des wertes — biswei-
len daran gehindert ward (vgl. skr. äricam = HXmoVy ohne
augment • skr. ric&m plur. 3 rican, welchem sicherlich einst,
vielleicht noch im Homer, nicht Xinov Xinov (för Xinovr)
sondern Xmov Xmov entsprach, vergleiche noch die ac-
centuation des infin. XmBlv (fQr Xmi^iAtvai) Xmia&ai^
Xinwv XinofiBvog, Xmov^ Xmia&cD u. s. w. und der bekannten
filnf imperative act. kX&i u. s. w.). Wollte man aber sagen,
eben um diesem nominalsufSx das verbale moment mitzu-
verleihen, sei es an die entsprechenden verbalthemen ge-
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94 Benfey
treten, also z. b. nicht an das generelle thema ci, sondern
im präsens an cinn, und so mit regelrechtem accent cinv-dt
entstanden, so erhebt sich die frage, warum denn nicht
auch bodha+ant zu bodhänt geworden sei (statt bodbant),
oder endlich — wenn man behaupten will, dafs hier der
suffixaccent vor dem des präsensthemas (bodhämi u. s. w.)
gewichen sei — warum von dadha-hant, weder dadhänt
noch dadhänt formirt sei, sondern in allertreuster sowohl
lautgesetzlicher als accentueller Übereinstimmung mit der
3. plur. dddhati dädhat, was hier um so auffallender ist,
da dieser accent eigentlich ein anomaler ist, indem den or-
ganischen gesetzen gemäfs dadhänti oder dadhänti hätte
formirt werden müssen^). Mit vollem recht kann man dann
auch fragen , warum , wenn das präsensparticip z. b. sich
an die präsensform schliefsen sollte, es nicht den gewöhn-
lich prototypisch dienenden singular z. b. dv^hmi zum mu-
ster nahm und danach dvesh-t-ant formirte? warum, mit
einem worte, in jeder sowohl regelmäfsigen als exceptio-
nellen beziehung das part. präs. z. b. das treuste abbild der
3. pers. plur. ist? Man mag sich demnach drehen und wen-
den wie man will, man kann dem entschiedenen resultat
nicht ausweichen, dafs die participia, mit ausnähme der
part. pf. pass. auf skr. ta, na und deren reflexe, so wie der
part. fut. pass., nicht« weiter sind als in nomina überge-
gangene — metamorphosirte — 3, pers. plur.
Ist aber das particip auf ant eine metamorphose einer
verbalform, so ist man berechtigt, auch dasselbe von allen
nominibus zu sagen, welche auf ant auslauten und ein ver-
wandtes verbum zeigen, also z. b. jagant „beweglich" von
gk vedisch im präsensthema jagä (jedoch noch nicht be-
legt, wohl aber das daraus durch Schwächung des a zu i
hervorgegangene jigä) plur. 3 mit be Währung des organi-
schen n: jäganti abzuleiten. BQerbei macht es absolut kei-
*) Diese organische accentuation ist aber nicht in dorisch it&imiy ge-
wohnlich Tii9>€7<r», bewahrt. An einer weiteren stelle dieser Vorlesung zeige
ich, dafs Tt^flo-* und Ti^irr» ftir T*^i-f- vokal (= skr. a) -|- jt» (in der
nebenform TiO-^ävi, vgl. ta<r* ^ skr. yanti bewahrt) stehen.
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ein abschnitt ans meiner vorlesang tiber vgl. gramm. der ind. sprachen. 95
nen unterschied, ob das präsensthema, an welches sich
diese nominalform schliefst, noch im gebrauch nachweisbar
ist oder nicht, da wir wissen, dafs in den älteren sprach-
zuständen — wie im sanskrit noch vielfach — von einem
und demselben verbum verschiedenartige präsensthemen ge-
bildet wurden. Am wenigsten aber dürfen wir diese an-
nähme scheuen, wo sich formen auf ant an das verbal-
thema ohne jedes präsenscharakteristikum schliefsen, da
sich mit entschiedenheit nachweisen läfst, dafs die conju-
gation ohne präsenscharakteristikum (die sogenannte 2. con-
jugationsclasse des sanskrit) die älteste ist und keinem zwei-
fei zu unterwerfen, dafs die hiehergehörigen nomina zu den
ältesten derivazionen gehören.
Nun aber ist femer schon theilweis erwiesen und voll-
ständig erweisbar, dafs die alten themen auf ant sich zu
at schwächten, zu an und weiter zu a abstumpften, at in
as, an in ar, umlauteten, ferner a zu i verwandelten und
80 it, in, i, is wurden, durch hinzutritt des pronominalen
themas a aber anta, ata, ana, ara, asa, isha erzeugten und
noch vielen anderen entwicklungen und Umwandlungen un-
terworfen waren.
Ueberblickt man die ungeheure anzahl von nominibus,
welche im indogermaniscnen sprachstamm diesen, aus dem
verbum hervorgetretenen, sanskritischen Suffixen und deren
reflexen in den verwandten sprachen angehören, erinnert
man sich, dafs der eben gegebnen auseinandersetzung ge-
mäis, die substantiva und adverbia erst aus den nominibus
hervorgegangen sind, bedenkt man, dafs von den vier noch
übrigen categorien — verba, pronomina, partikeln, Inter-
jektionen — die drei letzteren eine im verhältnifs zu dem
übrigen Sprachschatz überaus geringfügige minorität bil-
den, so erhalten wir schon jetzt als resultat, dafs der un-
endlich gröfste theil des indogermanischen Sprachschatzes
— und zwar fast sämmtliche begrifFswörter — aus verben
hervorgegangen ist, oder bestimmter, dafs die adverbia, die
substantiva, die gröfste anzahl der participia und nachweis-
lich auch der gröfste theil der adjectiva nicht auf eine
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96 Benfey
coordinirtd weise aus einem lautcomplex, den man wurzel
nennen könnte, hervorgetreten ist, sondern auf eine subor-
dinirte weise aus verben.
Sind wir aber so weit gelangt, dann haben wir wohl
unbedenklich das gröfste recht zu bezweifeln, dals die we-
nigen übrigen adjectiva, wo sie nicht auf pronominibus
beruhn wie skr. mad-iya „mein'' von mad, einem casus
des pronomens der ersten person, oder auf partikeln, wie
skr. upartya „darunter gelegen" von upa, oder interjektio-
nen, wie älaXd^w von aXaXri „kriegsgeschrei erheben'' — auf
eine andre weise — nicht ebenfalls aus verben, sondern
aus wurzeln — entstanden sind.
Wenden wir uns zu der hülfe, welche die vergleichung
der verwandten sprachen gewährt, so erhalten wir für die
ansieht, dafs der indogermanische Sprachschatz — mit aus-
nähme der auf pronominibus, partikeln und interjektionen
beruhenden bildungen — sich auf verba reduciren lälst,
im ausgedehntesten mafsstab thatsächliche bestätigungen.
In unzähligen fallen gewährt sie für lautcomplexe, welche
vom Standpunkt einer einzelnen spräche nicht weiter lös-
bar zu sein scheinen, die weitere analyse und weist als
letzte basis ein in der einen oder der andern der verwand-
ten sprachen in wirklichem gebrauch existirendes verbum
nach. Es ist aber eine unbezweifelbare und jetzt allge-
mein von allen urtheilsfähigen anerkannte thatsache, dafs
die indogermanischen sprachen in letzter instanz eine ein-
zige bilden und demgemäfs gesagt werden mufs, dafs wenn
eine derselben unentlehnte bildungen besitzt, die auf einer
grundlage beruhen, die in dem uns bekannten zustand zwar
in ihr nicht erscheint, wohl aber in einer der verwandten,
sie diese grundlage in irgend einer ihrer — um mich so
auszudrücken — früheren ezistenzen ebenfalls besessen ha»
ben mufs. Wenn also irgend eine bildung einer der indo-
germanischen sprachen sich auf ein verbum reduciren läfst,
welches in einer verwandten erscheint, so dürfen wir, auf
die vorhergegangene entwicklung gestützt, unbedenklich
behaupten, dafs dies verbum in letzter instanz auch in der-
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ein abschnitt ans meiner Toilesiing Über vg^ gramm. der ind. apnelNn. 97
jenigen spräche existirte, in welcher es in dem nns be-
kannten sprachzustande zwar nicht selbst erscheint^ wohl
aber bildungen davon vorkommen.
So zeigt z. b. das sanskrit den lantcomplex, anf wel-
chem sich vom speciell griechischen Standpunkt aus vsx-v
redacirte, nämlich vbx in seinem regelrechten reflex nap als
verbum, und wir schliefsen nach allem bisherigen daraus,
dafe Vax auch im griechischen selbst, oder in einer seiner
vorexistenzen als verbum gebraucht ward. Dasselbe ergiebt
sich för ^ig^ Qivog = skr. ghrana ^nase^ von dem hier er-
haltenen verbum ghrä „riechen." Fikr skr. agha adj«
„schlimm % subst. „sünde", sowie angha, anghas, anhas
„Sünde" suchen wir das verbum im sanskrit zwar ver-
gebens ; es ist aber in den verwandten sprachen, lat ango,
griech. aYXff^ Qi^d wie in agha ohne den eingeschobenen
nasal in äx-wfiai bewahrt; die eigentliche bedeutung ist
„beengend, beängstigend", und die sünde ist im sanskrit
schon als das das gewissen beängstigende gefalst. Das
phonetische gesetz, welches wir durch die Prätipäkhya's
kennen gelernt haben, kraft dessen äxw^ skr. *aghnu, anghnu
gesprochen werden mufste (Rigv. Prät. von M. M. 405),
hat die formen angh und (mit der gewöhnlichen Schwächung
von gh zu h) anh herbeigeführt (genauer darüber in einem
andern abschnitt der Vorlesung, welchen ich zunächst mit-
theilen werde). — ^oiS in XoiSogo ist eine regelrecht er-
weiterte form von Xi8 (vgl. ^sfoixa zu ^ifixrov^ ioixa^
i'CxTov) , welchem im sanskrit das als verbum belegte nid
entspricht. Das adverb rigifioi^ r^gificlg „leise, ruhig" er-
giebt sich als casus einer nominalbildung (wahrscheinlich
mit dem suffix skr. as, dessen a hier bewahrt ist, ähnlich
wie in den verben von allgemeinerer bedeutung und daher
häufigerem gebrauch es „sein", fu „werden" im griechischen
und lateinischen das alte a vor nasalen im imperfect be-
wahrt ist, erant ^aav -ebant gegen sunt dorisch xxmxovri und
hvnrov), aus dem intensiv (skr. räram) mit einbufse des q
in der reduplication (in Übereinstimmung mit dem perf.
redupL, vgl. iqqicfa statt Qig^Kpa) von ram „ablassen,
IX. 2. u. 8. 7
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98 Benfey
ruhen^*), welches im sanskrit als verbum erscheint. Eben
dahin gehört vwlefAig mit dem gewöhnlichen Wechsel voa
X und g (vielleicht für dv-ägsfi-eg statt avtigsfdag und Über-
gang des alten ä in dieser bildung in w statt 77, ähnlich
wie skr. täm als endung dual. 3 imperf. mit rj: rtjVy aber
als endung dual. 3 imperativi mit w : twv erscheint).
So führt sich auch pia^ ^üa mit hülfe des Sanskrits
auf ein verbum zurück. Es ist zunächst der so ofl als ad-
verb dienende accus, plur. neutr. (vgl. oben und xaXd im
sinne von aaXäq^ rdxcc für rccxicc^ wo der vortritt des ac-
cents seine analogie im skr. divä als instrumental und divä
als adverb findet; den grund bildet hier speciell der über-
tritt aus einer kategorie — der der adjective — in eine
andere — die adverbiale — im allgemeinen bedeutungs-
wechsel). Das thema, welches im sanskrit entspricht, ist
raghu, vedisch (in der gewöhnlichen spräche nur als eigen-
namen bewahrt) für laghu „schnell, leicht.^ Der accus,
plur. würde, nach analogie von r^dicc, ^aghia lauten; das
gh ist — im allgemeinen in analogie mit lat. levia accus, gen.
neutr. von dem mit raghu gleichen levi — ausgefallen; hier
erklärt sich dieser ausfall aber wohl speciell dadurch, dafs,
nach analogie des so häufigen Überganges von weichen
aspiraten in h, auch dieses gh schon früh zu h geschwächt
ward; dafür spricht, dafs wir neben den zu diesem raghn
gehörigen formen mit gh überaus ofl formen mit h statt
dessen finden, so rangh, langh und ranh „eilen'' als verbum,
ranghas, ranhas „eile", ved. rärahäna „eilend** (Rv. I, 134, 1)
und andere. Liegt dem griech. gia, gsict schon gahia zu
gründe, so ist die einbufee des h in analogie mit z. b. Saiuß
aus Sahiren (skr. dah brennen, wo ebenfalls h für organisch
gh steht, wie unter andern die nomina dägha und nidägha
zeigen) und vielen andern. Das stammhafte a ist in gatwv
= (>^wv, gdiarog von *gav (=*rahu für raghu) nach ana-
♦) Vgl. ahd. räwen, räwon denominativ von r&wa „ruhe", aus ram ge-
bildet nach analogie von skr. kr&van, griech. u^iovT (x^fj-opj) aus kram,
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ein abschnitt aus meiner Vorlesung ttber vgl. gramm. der ind. sprachen. 99
logie von riSiatv^ rjSiaTog von '^Sv bewahrt; im adverb (J^a,
psJa dagegen ist es durch a repräsentirt (vielleicht hier
Schwächung nach analogie von lateinisch bene zu bönu);
nach analogie von rd^a, üxa ist ferner der accent in ihm
vorgezQgen, also ^^ea, und dieses wird regelrecht zusammen-
gezogen zu ^eia und, mit einbuise des € wie in rdxa statt
ta^iccj zu ^ia.
Gegen die gegebene etymologie läTst sich von der
äolischen form ß^ä = ^ia ( Ahrens de Dial. Aeol. §. 5,
8. 34) und dem corrupten eleischen ßgardvBt = gat^u dno
voaov (Ahrens 16, §. 52, s. 226) kein entscheidender ein-
wand entnehmen. Denn wenngleich in diesen formen ß
ein äolisches digamma vertritt, so zeugt dieses doch noch
nicht für ein organisch anlautendes y, da das äolische di-
gamma bekanntlich nicht selten unorganischer anlaut ist
(Ahrens de Dial. Dor. s. 44), vgl. z. b. ßayos (ib. 45) von
ay = lat. ago, skr. aj ohne anlautendes v; ßi^^co (ib. 46)
SS lat. erro, skr. thema arri, eig. „in krümmungen gehen",
intensiv von ri ,, gehen" (vgl. auch diese zeitschr. VIII,
8. 323, mein griech. wurzellex. 11, 186).
Das verbum, auf welchem raghu ruht, ist im Sans-
krit in der gestalt rangh, ranh, langh erhalten, und heifst
„eilen*), springen, überspringen, geringschätzen, verach-
ten**)." An einer weiteren stelle werden wir sehen, dafs
der nasal vor gh, h nicht ursprünglich ist, sondern aus
dem präsensthema *laghnä (s. note *) in das verbum drang,
so dafs wir also ragh „eilen" unbedenklich als eigentliches
verbum ansetzen dürfen.
Es liefsen sich diesen beispielen bekanntlich zwar noch
eine grofse menge hinzufügen, allein es läfst sich dennoch
niemäs für alle fölle die rückföhrung auf verba ermög-
lichen. Ein thatsächlicher beweis ist aber natürlich erst
dann vollständig geführt, wenn man alle zu seiner kate-
♦) Griech. Xayxc^^f» *^ ♦laghnft (IX. conj. kl.), gesprochen laQghnä in
der bedeutung „ereilen.**
♦♦) Griech. iXiyxm aus der bedeutung „überspringen, verachten** für
*ltX^yX'*» 'worüber bei einer andern gelegenheit.
7*
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100 Benfey
gorie gehörigen thatsachen erprobt und richtig befunden
bat. Wer sich demnach nur von einem vollendeten that-
sächlichen beweis überzeugen lassen will, dürfte sich —
selbst wenn auch nur ein adjectiv noch nicht auf sein ver-
bum zurückgeführt ist — noch zu zweifeln berechtigt hal-
ten. Allein will man eine solche übermäfsige strenge bei
sprachlichen Untersuchungen geltend machen, so wird man
vielleicht fast sämmtliche resultate derselben in frage zu
stellen grund finden. Die geschichte aller und insbesondere
der indogermanischen sprachen zeigt, dafs in ihnen eine
aufserordentliche menge primärer verba verloren gegangen
ist, dafs — mit ausnähme des sanskrits — fast alle deri-
virte verba — zu einem grofsen theil denominative — an
die stelle der eingebüfsten primären gesetzt haben. Ist
die einbufse in den spätem fixirten sprachen in einem sol-
chen umfang eingetreten, dann ist es billig zuzugestehen,
dafs sie auch in den uns bekannten ältesten schon in einem
bedeutenden umfang eingetreten sein konnte, nicht trotzdem
das unmögliche zu verlangen, sondern anzuerkennen, dafs wo
die richtigkeit eines princips auf principiellem und thatsäch-
lichem wege für die verhältnifsmäfsig gröfste mehrzahl der
thatsachen nachgewiesen ist, man berechtigt ist, die ver-
hältnifsmäfsig geringe minorität von demselben princip aus
zu beurtheilen, selbst wenn der beweis im einzelnen nicht
zu führen ist.
Ich fiQr meine person glaube daher, dafs wir — in ge-
mäfsheit 1., jener beweisführung, nach welcher die adverbia
und sekundären adjectiva auf nomina basirt sind, die sub-
stantiva auf primäre adjectiva und participia, die participia
zum gröfsten theil, die primären adjectiva wenigstens zu
einem grofsen theil entschieden auf verba, 2., der that-
sache, dafs sich in den indogermanischen sprachen fast alle
erscheinungen derselben schon vermittelst der grammati-
schen analyse auf verba reduciren lassen — vollständig be-
rechtigt sind, alle begriflfswörter — mit ausnähme jener
oben angedeuteten auf pronominibus , partikeln und inter-
jectionen beruhenden — als derivationen zu betrachten,
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ein abschnitt ans meiner Vorlesung Ober vgl. gramm. der ind. sprachen. 101
deren letzterreicfabare basis verba bilden, mit andern Worten
das fCur die gröjGste majorität derselben nachgewiesene
princip auch für die verhältnirsmäfsig geringe anzahl von
adjectiven, für welche ihre entstehung aus participien oder
Verben nicht speciell nachweisbar ist, als gültig zu be-
trachten.
Diese berechtignng wird noch eine weitere stütze durch
die in dieser Vorlesung hervortretende entfaltung des Orga-
nismus des indogermanischen Sprachstamms erhalten. Denn
es wird sich in der that als keim desselben — abgesehen
von den interjectionen — einzig das verbum ergeben und
alle seine erscheinungen werden sich wesentlich als meta-
morphosen dieses keims erkennen lassen.
So glaube ich, dürfen wir unbedenklich zunächst alle
begriffswörter — mit den angedeuteten ausnahmen — als
derivationen von verbis betrachten.
Von diesem resultat darf uns der gedanke nicht zurück-
schrecken, dafs es schwer sei sich vorzustellen, wie eine
spräche, ohne die kategorie der nomina zu besitzen, ihre
aufgäbe habe erfäUen können. In der Wissenschaft sind es
die tbatsachen, auf welche man zunächst seine forschung
zu richten hat. Die erklärung derselben ist zwar ein hoch-
wichtiges, aber den thatsachen gegenüber nur untergeord-
netes moment. Wir sehen, dafs die indogermanischen spra-
chen in einem entschieden deutlich erkennbaren Stadium
ihrer existenz ohne die kategorie der adverbia bestehen
konnten, und in den einzelnen fällen, wo sie modalitäten
auszudrücken hatten, die unter diese kategorie gehören,
sich casus von nominibus bedienten, wir sehen, wie sie so-
gar die kategorie der substantiva entbehrten, und wo sie
Vorstellungen, die dieser kategorie angehören, bezeichnen
wollten, adjectiva und partieipia gebrauchten, warum soll-
ten sie nicht auch ohne die kategorie der nomina überhaupt
in einem noch älteren sprachzustande die damaligen bedürf-
nisse der Verständlichkeit auf ähnliche weise durch benutzung
andrer sprachlicher momente haben befriedigen können? Da-
durch, dafs wir in folge entschiedener spuren in den indo-
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102 Benfey
germanischen sprachen nachzuweisen und demgemäls erklä-
ren und uns vorzustellen vermochten, wie sie den mangel
der adverbia und substantiva compensirten, wird diese that-
Sache nicht um das geringste sichrer, sondern nur glaub-
licher. Ebenso wenig wird, wenn jene oben hervorgehobe-
nen momente berechtigen, auch den einstigen mangel der
adjectiva als thatsache hinzustellen, diese annähme dadurch,
dais wir uns nicht erklären können, wie die spräche ihrer
au%abe in diesem falle habe genügen können, irgendwie
unsichrer; glaublicher natürlich würde sie werden, wenn
wir mit bestimmtheit nachweisen könnten, wie sich die
Sprache bei ergänzung dieses mangels half, und folghch
auch leichter eingang gewinnen. Der glaube ist aber kein
moment der Wissenschaft; dieser ist es gleichgültig, ob je-
mand ihre thatsachen mit seiner subjectivität zu vermitteln
vermag oder nicht.
Uebrigens ist die annähme, dafs man sich gar nicht
vorstellen könne, wie die spräche bei einem solchen mangel
ihre function habe erfüllen können, eine irrige; im gegen-
theil liefsen sich darüber eine ziemliche anzahl von ver-
muthungen aufstellen, aber, da jede spur der compensations-
weise in den sprachen verschwunden ist, keine, welche
auf Sicherheit anspruch machen kann. Ich will nur eine
erwähnen, weil sie mir nicht ganz unwahrscheinlich scheint.
Ich werde weiterhin die vermuthung aussprechen, dafs in
der langen zeit, in welcher die indogermanische grund-
sprache nichts weiter als verbalthemen besafs, sich ein und
das andere von diesen durch herabschwächung seiner be-
deutung zum ausdruck eines pronominalbegriffs befähigte;
war dies der fall, so lag es nahe mit hülfe desselben auch
einem verbalthema ebenso die föhigkeit zu verleihen, einen
gegenständ zur Vorstellung zu bringen, mit andern werten ein
Substantiv zu bezeichnen, als serpens seiner etymologischen
bedeutung gemäfs eigentlich „einer (von denen, die) kriechen"
(nominal gewordene 3. pers. plur.) die fahigkeit besitzt,
den gegenständ „schlänge" auszudrücken. Es sind jedoch
auch andere möglichkeiten denkbar, deren Verfolgung aber
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ein abschnitt ans meiner Vorlesung ttber vgl. gramm. der ind. sprachen. 103
ein mfifsiges spiel sein wQrde, da mit dem eintritt der flexi-
vischen periode alle, vielleicht sehr mannigfaltigen bahnen,
welche in der ihr vorhergegangenen, gewifs sehr langen
zeit eingeschlagen sein mochten, dem nenen, so vollendeten
verfahren gegenüber vollständig aufgegeben sind und bis
jetzt wenigstens keine spur derselben mehr zu erkennen ist.
Doch man kann unserer behauptung einen thatsäch-
iichen einwand entgegenhalten, und diesen müssen wir, be-
vor wir weiter gehen, genauer betrachten.
Es giebt nämlich einerseits mehrere nomina, welche
mit verbis übereinstimmen und kein derivatives elemeut
enthalten, z. b. skr. ud wasser (Kv. V, 41. 14) vom verbum
ud „benetzen^, ush morgenröthe (verbum vas, welches aber
mehrfach sein va in u verwandelt), dvish „hassen^ und als
nomen „hafs^, ksham „tragen* und „erde% und andere, —
und andrerseits existirt im sanskrit eine regel, welche im
allgemeinen so gefafst wird, dafs jedes verbum, ohne weitere
Veränderung, das hintere glied einer composition im sinne
eines nomen agentis bilden kann, z. b. sarvapak ^alles kön-
nend*, vom verbum ^ak „können.* Indem hier der laut-
complex, welcher als verbum erscheint, auch ohne weitres
als nomen auftritt, glaubt man das recht in anspruch neh-
men zu dürfen, ihm eine bedeutung zuzuschreiben, die die
verbale und nominale kategorie zugleich involvire, also etwas
anderes bedeuten müsse als das verbum allein, demgemäis
auch einen andern namen führen mtlsse, zu welchem sich
dann der einer „wurzel* am besten passen würde.
Allein schon Leo Meyer hat in seinem schönen auf-
satz, „die einsylbigen nomina im griechischen und lateini-
schen*, in dieser Zeitschrift V, 366 ff. an einer sehr be-
trächtlichen menge hieher gehöriger Wörter nachgewiesen,
dals sie erst durch Verstümmelung einsylbig geworden sind
und ursprünglich zweisylbig waren. Die zweite sylbe,
welche sie eingebüfst haben, enthielt gröfstentheils das
derivirende dement. Für uns bedarf es des beweises der
mehrsylbigkeit nicht, sondern nur des nachweises eines deri-
vativen Clements. Dieses konnte — zumal bei vokalisch
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104 Benfey
auslautenden verben — sich mit dem verbalen auslaut ver-
binden, so dals das tbema trotz der einsylbigkeit ein deri-
vationselement enthielt, und so bin ich z. b. nicht der an-
sieht, dafs skr. (van die Verstümmelung einer form ist,
welche einen dem lateinischen i in cani entsprechenden vo-
kal enthalten habe, sondern halte es f)ir die organischere —
pach so vielen analogien aus *9vant verstümmelte » form;
diese ist das regelrechte puücip des aorist von skr. pvi,
griech. xt;a), dessen indicativ a^vam lautet. Ebenso weist
die vedische form, welche mäsa „monat^ (in ihrer Ver-
kürzung mas, in der Zusammensetzung mit candra, can-
dramas auch „mond^) vor den mit bh anlautenden casos-
endungen annimmt, mädbhis u. s. w., nach analogie aller
themen auf nt, auf ein starkes einsylbiges thema mänt, wel-
ches, ein particip von mä „messen^, den monat, oder mond
als Zeitmesser xar' k^oxi]v, bezeichnete; auch dieses thema
ist einsylbig, enthält aber ebenfalls ein derivirendes element.
Erst auf dieser form scheint mir lat. mensi, skr. mäsa,
griech. /ii]v för mänsa (vgl. xv^ == skr. hansa, anser) zu be-
ruhen. Wie das suff. des part. perf. red., dessen schwache
form vat entschieden auf eine starke vant deutet, diese
durch Verwandlung des t in s (vgl. ebenso die endung der
3. pers, plur. des imperfects der reduplicirenden verba
und anderer verbalformen im sanskrit : us aus ant) in vans,
verstärkt väns, umgestaltet, so ist mänt zu mäns geworden
und daran das am häufigsten als secundäres suffix dienende
pronominalthema a (kurze skr.-gram. §.415) getreten; da-
durch entstand mit einbufse des nasals vor s mäsa (vgl. Kv.
VI9 66, 5 yäsat von yam für yavi^sat [statt yam-sat], wel-
ches im Sämaveda I, 22 als Variante von yäsat in Rv. VI,
16, 28 erscheint, räsiya Bv. als Variante zu Sämaveda
rav^rsisham I, 310 von ram).
Da überhaupt die sprachen unsers Sprachstamms sich
im lauf ihrer uns bekannten geschichte verstümmelt haben,
so würden uns die von Leo Meyer besprochenen beispiele
schon an und fQr sich das recht geben, auch ia den ver-
ji^tnif s mä f sig so wenigen sogenannten wurzelnominibus.
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ein abschnitt ans meiner vorlesnng ftber vgl. gramm. der ind. sprachen. 105
neben denen keine form mit derivirendem element als ihre
organischere sich nachweisen läfst, die einstige Existenz
einer solchen anzunehmen. Wie also z. b. ud wasser, nach
analogie von panth-an, der neben- und organischeren form
von pathin, die sich in mehreren casus zu path verstümmelt
(=lat. pont mit bewahrung des inlautenden n), als Ver-
stümmelung von ud-an anzusehen ist, aksh 9,auge^ (Athanr.
ved. V, 4, 10, vgl. auch anaksh ,,augenlos, blind^), nach
analogie von ribhukshan neben- und organischerer form
von ribhukshin, welches sich in mehreren casus zu ribhuksh
verstümmelt, als Verstümmelung von akshan der neben- und
organischeren form von akshi, ush (wohl nach analogie von
angir zu angiras) als Verstümmlung von ushas, so trage ich
auch kein bedenken, auch fär die übrigen sogenannten wur-
zelnomina durch Verstümmelung eingetretene einbufse des
derivirenden Clements anzunehmen. Und hierfür finde ich
eine entscheidende bestätigung in der erwähnten benutzung
der verba im sinne von nominibus agentis in der Zusam-
mensetzung.
Die unveränderte benutzung der verba zu diesem
zwecke tritt nicht in allen verbis ein, sondern wenn ein
verbum, welches so benutzt werden soll, auf einen kurzen
vokal auslautet, so mufs t antreten, z. b. von ji siegen
sarva-ji-t „alles besiegend.'* Da dies dynamisch völlig
gleiche bildungen sind, so entsteht die frage, wie so es
komme, dafs hier ein t antrete, in allen übrigen verben
aber — mit den gleich zu besprechenden ausnahmen —
nicht. Es sind nur drei fälle denkbar: entweder ist t ein
phonetischer Zusatz, oder es stand einst auch hinter den
übrigen verben, ist aber eingebüfst, oder die bildung ist
nur dynamisch gleich, formell aber verschieden.
Dafs t ein phonetischer Zusatz sei, dafür spricht ab-
solut nichts; es giebt themen in fülle auf kurze vokale, die
ihre declination allesammt ohne einschiebung eines t voll-
ziehen. In dem verhältnifs von skr. su£P. tvan hinter kur-
zen vokalen zu van hinter langen und consonanten, in dem
gleichen von skr. suff. tya zu ya ist das t auf jeden fall
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106 Benfey
ebenso dunkel "wie hier, aber unendlich wahrscheinlicher,
dafs es organisch sei und hinter consonanten und langen
vokalen eingebüfst als hinter kurzen zugesetzt. So werden
wir auf die betrachtung des zweiten falls geführt, und was
bei tvan tya wahrscheinlich ist, läfst sich hier zur gewifs-
heit erheben, und zwar zunächst dadurch, dafs im griechi-
schen und lateinischen dieses t auch hinter langen vocalen
erscheint, z. b. ayvoit „nicht kennend'^, äxfii^T „nicht ermü-
dend'*, aTiTciT „nicht fallend" ; diejenigen fälle, in welchen die
bedeutung des part. perf. pass. hervortritt, rechne ich nicht
hieher, da in ihnen r wohl als Verstümmelung von ro an-
gesehen werden darf (vgl. Leo Meyer a. a. O. V, 337),
ädfiijT jedoch scheint mir, nach analogie von Sdfiag^ „die
sich unterwerfende, sich fügende, sich ziemende" (vgl. ahd.
zam mansuetus und zeman decere „sich fügen, sich ziemen";
dafiätt) ist dessen causale, und in ädfAPtjfu ist causale be-
deutung eingetreten, weil es altes denominativ, wovon in
einem andern abschnitt) „die sich nicht fügende" zu be-
deuten. Aus dem latein gehört hieher sacer-do-t, „der das
opfer darbringende", super-sti-t für organischeres super-
sta-t (stot), wo die Verkürzung wie in so überaus vielen
ähnlichen fallen erst auf lateinischem boden stattgefunden
haben kann; das mittelgUed zwischen sacerd6t und super-
stit bildet compot vom verbum, welches im skr. pä lautet;
hier ist der vokal zwar auch gekürzt, aber nicht geschwächt,
weiterhin werden wir auch die unverkürzte form pöt ken-
nen lernen. Daraus, dafs sich hier dieses t auch hinter
langen vokalen zeigt, können wir schon vermuthen, dafs es
einst auch im sanskrit wie noch hinter kurzen so auch hinter
langen gestanden habe, und davon werden wir weiterhin auch
noch eine spur finden. Wenn sich keine eines antritts hinter
consonanten zeigt, so erklärt sich dies vollständig aus dem
phonetischen gesetz des sanskrit, wonach keine doppelconso-
nanz am ende eines worts stehen darf, aulser — und zwar nur
in einigen fallen — wo sie radical ist. In folge davon wird
z. b. das t der 3. pers. sing, imperfecti fast ohne ausnähme
spurlos hinter consonanten eingebüfst, und der consonant,
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ein abschnitt ans meiner Vorlesung über vgl. gramm. der ind. sprachen. 107
an welchen es hätte treten müssen, wird — obgleich die
ausnähme bezüglich verbalauslautender D-Iaute und s ent«
schieden zeigt, dafs t wirklich einst angetreten war —
doch so behandelt, als ob nie ein consonant daran getreten
sei. Derselben analogie mulsten nun auch die bildungen
durch dieses t folgen; es kann ebenso wenig wie im S.imp.
antreten und die auslaute mufsten behandelt werden, als
ob ein t nie hätten antreten müssen. War dies der fall,
so mufste durch die grofse überzahl consonantisch auslau-
tender verbalthemen dem Sprachgefühl gegenüber sich die
Vorstellung festsetzen, dafs t überhaupt nicht antreten dürfe,
in folge wovon es auch hinter langen vokalen nicht mehr
gebraucht ward. Dafs es aber wirklich einst auch hinter
consonanten antrat, dafQr entscheiden unwiderleglich die
verba gam, tan, nam, man, yam, vedisch auch han, welche
wenn diese bildung an ihnen vollzogen werden soll, statt
ihres auslauts t haben, z. b. adhva-gat, pari-tat, sunat,
parimat, samyat, vedisch samhat, Rv. III, 1, 7. Es bedarf
wohl keines beweises, dafs m und n hier nicht in t über-
gegangen sind, sondern nur der bemerkung, dafs dieselben
verba auch vor mehreren andern mit t anlautenden Suf-
fixen ihren auslautenden nasal einbüfsen, z. b. im part. perf.
pass. gata, tata, nata, mata, yata, hata, und vor dem ti des
abstracts, z. b. gati, tati u. s. w., sowie vor dem ti des nomen
agentis yati „ein sich bändigender, bezähmender, casteiender.**
Es ist hiemach also keinem zweifei zu unterwerfen,
dafs dieses t einst wirklich auch an consonantisch auslau-
tende themen trat (vgl. weiterhin noch einen rest dieses
antritts im griechischen und lateinischen). Wie im imperf.
sing. 3 die verba auf D-laute und s den einstigen antritt
des personalzeichens t beweisen, so hier diese sechs verba
den des suffixalen t. Dadurch erklärt sich nun auch —
und ist ein weiterer erweis für den einstigen wirklichen
antritt dieses t an consonantisch auslautende verba — dafs
viele derselben in diesem gebrauch dieselben Veränderungen
erleiden, wie vor andern mit t anlautenden Suffixen; so
z. b. wird vyadh in diesem gebrauch vidh, z. b. marmavidh.
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108 Benfisy
gerade wie vor ta des pari. per£ pass., bhrajj ebenso bhij,
z. b. bahubhrij, indb wird idh, z. b. samidh, srans ebenso
zu sras, z. b. avasras (vgl. pari. perf. pass. sras-ta), ^as
ebenso ^is, z. b. ä^is (vgl. pari. perf. pass. ^ishta), svap
wird sup, z. b. prasup (vgl. part. perf. pass. sap-ta), hve
wird bü, z. b. mitrahü (vgl. part perf. pass. hüta); s. vollst
skr.-gram. s. 131, I, 0.
Es ist demnach keinem zweifei zu unterwerfen, dals
diese bedeutung ursprünglich durch ein sufSx gegeben ist,
welches t lautete oder mit t anlautete, aber hinter conso-
nanten und nach deren analogie auch hinter langen vokalen
im Sanskrit fast spurlos eingebüfst ist.
Den dritten denkbaren fall, dafs die bildung durch t
hinter kurz vokalisch auslautenden verben eine formell ver-
schiedene sei, haben wir nach dieser ausführung nicht weiter
nöthig in betracht zu ziehen.
Unserm zwecke — zu beweisen, dafs der gebrauch
consonantisch oder langvokalisch auslautender verba im
sinne eines nomen agentis in der Zusammensetzung nicht
auf einer bedeutung des hier erscheinenden lautcomplexes
beruht, welche die verbale und nominale kategorie als coor-
dinirte involvirte, mit einem worte auf einer „wurzel-
haften'', sondern erst durch ein derivatives dement, nach
analogie aller übrigen aus dem verbum abgeleitet ist — wäre
hiermit vollständig genüge geschehen. Allein da in der
darstellung einiges vorkam, welches einen noch nicht hin-
länglich geübten forscher leicht in eine falsche bahn führen
könnte, erlaube ich mir meine ansieht über die entstehung
dieses t hier noch kurz anzudeuten.
Den weg zu der genaueren erkenntnifs des sufSxes,
aus welchem es verstümmelt ist, bahnt uns das erwähnte
skr. yati von yam, „der sich bezähmende'' u. s. w. Daran
schliefst sich ebenfalls mit einem suffix ti im sinne eines
nomen agentis skr. päti, lat. poti, griech. Tioai^ vom verbum
skr. pä „herrschen", eigentlich „der herrschende, herr u.s. w."
Die Verkürzung hat ihre analogie in der gröfsten mehrzahl
der ableitungen von verben auf ä und beruht darauf^ dals
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ein abselmitt ans meiner ▼orlestmg ttber vgl. gramm. der ind. sprachen. lOd
einst der accent auf dem sufBx stand (vgl. weiterhin na-
kt4n), worüber an einem andern ort (vgl. &st6j skr. ved.
dhit4 von dbä, &f] u. a.).
Dafs in diesem pati die endung ti aus tan hervor-
gegangen ist, nach analogie von akshi ),auge^, asthi „kno-
chen'^ u. aa. aus den neben diesen noch bestehenden und
mit ihnen im declinationssystem verbundenen themen akshan,
asthan u. s. w. beweist das, die grundlage des Femininums
skr. patnt, griech. Ttorvia bildende *patan (nach sanskri-
tischer regel durch ansstofsung des a in der endung —
vgl. z. b. räjan könig, rajn-f königin). Sowohl die ab-
stofsung von auslautendem n eines themas, wie sie noch
in der nebenform von noai, in Sia-noxa (für ^SBanorav)
erscheint, als die Schwächung von a zu i (vgl. z. b. die schwä*
chung von skr. ribhukshan zu ribhukshin, panthan »pfad^ zu
pathin) sind so überaus häufig, daTs der Übergang von
*patan in pati nicht dem geringsten zweifei unterworfen
werden kann. Fraglich kann nur sein, ob man annehmen
soll, dafs patan erst patin (wie panthan, pathin, skr. suff.
van zu vin) und dann pati geworden sei, oder erst pata
(wie skr. suflF. va aus van und so viele andere) und dann
pati; diese frage wird sich wohl nie mit Sicherheit entschei-
den lassen; aus griech. *;iora sowie der fülle der griechi-
schen nomina agentis auf ra, von denen sogleich, möchte
ich jedoch entnehmen, dafs pata die mittelform war.
Durch den von mir mehrfach besprochenen Übergang
von themaauslautendem n in r (vgl. z. b. skr. ahar neben
ahan tag, griech. moi/ und nlag^ beide gleich skr. pivan,
im fem. pivar-i = nluQa und üuQia) ist das suff. tan zu
tar geworden. Dieses geschah selbst in diesem ^ patan;
so entstand *patär (wo der alte accent bewahrt ist), griech.
narkg u. s. w., eigentlich „der herrscher (des hauses)^ und
auch in den Zusammensetzungen, welche im littauischen
und sla vischen dem griech. 56(T;rora für *5€(y;rorai/ entspre-
chen, z. b. serb. gospodar „gebieter**, litt, gaspadorus „wirth*^
beruht das r auf diesem Übergang *).
^) Da ich noch immer griech. Sianota nnmittelbar einem aus dem ved.
dlfipatn! geschlossenen masc. ^dÄsiipati gegenübergestellt finde, obgleich ich
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110 Benfey
Die form auf p *S$anoT6Q statt ^Ssanorav existirte
einst auch im griechisclieD, wie durch die feminina SBono^
schon Sämav. einl. XLIV und Gott gel. anz. 1860, s. 186 auf das näher
liegende jäspati hingemesen habe, so erlaube ich mir hier meine auffassung
genauer mitzutheilen. Däsäpatni heifst nicht M^AUsfrau^, sondern „die Däsas
zu gebietem habend **; das masc. däsdpati würde also nicht „hausherr** heifsen,
sondern das masculinum desselben adjectiv mit analoger bedeutung sein. Das
vordere glied in ötanoTtiq erweist sich dagegen durch vergleichung der ent-
sprechenden skr. slav. litt, formen als organisch dams lautend ; im griech. Sfff
und serb. gos, lit. gas ist der nasal eingebUfst, im sanskrit entspricht zunächst
mit einbufse des s (vgl. z. b. von pums -j- bhis, pumbhis) dämpati fllr organi-
scheres dämspatau, welches ebenso wie diffnora accentuirt (der vocativ hat
den alten accent bewahrt), dessen voller reflex sein würde. Dieses ddmpati
erscheint in den veden entschieden in der bedeutung „hausherr^, Rv. Ma94*
I, 127, 8, V, 28, 4, Vni, 74, 7, vom „feuer** gebraucht; im dual dampad
bedeutet es eigentlich „die beiden hausheiren**, aber, gemäfs dem dem sans-
krit eigenthümlichen gebrauch des duals von einem thema fUr zwei innig
zusammengehörige gegenstände (pitarau eigentl. die beiden väter für „vater
und mutter**, Miträ die beiden Mitra** für „Mitra und yaruna*<, kurze akr,"
gram. s. 252, anm.) bezeichnet es „mann und frau.^ Indem der nasal ein-
gehülst und zum ersatz der vokal gedehnt wird (wie oben in yäsat u. s. w.
statt yam-sat), zugleich aber mit der so häufigen zerquetschung von d zu j
(vgl. auch jampat! neben dampati) das anlautende d zu j ward, entstand aus
*damspatan ved. jÄspati ebenfalls „hausherr", Rv. I, 185, 8, und mit abstract-
sufdx jäspaty^ „hausvaterschafl** (s. Böthl.-Roth skr.-wörterb. u. d. w.). Die-
ser form jäs* entspricht mit g=j lit. gas*, serb. gos*, so jedoch, dafs der
vokal wohl ungedehnt geblieben war, wie im griech. dtff. Griech. Siffjiotva
werden wir unbedenklich für zusammenziehung von Sinnorvia nehmen, gerade
wie im sanskrit das femininum, wenn ein solches existirte, dampatni, jäspatni
für damspatni lauten müfste. Die indischen grammatiker nehmen zur erklä-
rnng von dampati ein wort dam in der bedeutung „frau** an. Diese bedeu-
tung erscheint sonst nirgends, wird auch durch kein analoges wort in den
verwandten sprachen gestützt, und scheint mir blofs aus dieser Zusammensetzung
(dam.pati) geschlossen zu sein; man nahm dam-pati „mann und frau^ für
eine dvandva-composition, und da pati „mann'* heifst, so schlofs man, dafs
dam „frau" heifsen müsse; gegen diese annähme hätte schon die voranstel-
lung des Wortes für „fi-au" warnen sollen. Ebenso wenig als dam in bedeu-
tung „frau** das erste glied dieser Zusammensetzung bildet, scheint mir eine
Identification von dams mit däsa (in däsäpatni) zu passen. Man nimmt bei
dieser Zusammenstellung däsa in bedeutung „sclave^, und erklärt „herr der
sclaven", allein obgleich auch mancher hausherr sclaven besitzen mochte —
zwar sehr zweifelhaft für die uralten zustände, aus denen dieses bei dem
ßanskritvolk , den Griechen, Slaven, Littauern verbreitete wort herrührt —
so konnte diese eigenschaft doch schwerlich bei jedem hausherrn eintreten. Ich
glaube daher auch diese erklärung nicht billigen zu dürfen; ich bin der an-
sieht, dafs das in den veden erhaltene wort dam „haus" (Vajasancyi Samhitä
XXXIII, 1, Rv. I, 184, 4; 141, 4) homerisch da) in dem ersten gliede zu
suchen ist, so dafs *damspatan wörtlich der „hausherr** bedeutet. Die form
dams ist vielleicht noch in griech. Sei zu erkennen, ähnlich wie skr. ksham
im nominativ, statt organisch kshams, zu kshä wird. Der analogielose nomi-
nativ ward dann indeclinabile. *dams stammt von dam in der bedeutung
„bauen** (griech. wurzellex. 11, 201) und ist verstümmelt, vielleicht aus
dam-hta „gebautes**, „gebände.**
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ein abscbnitt aus meiner Vorlesung über vgl. gramm. der Ind. sprachen. 111
T6iQa und SsanoTQia aus * SsaTtor-BQia — zumal wenn man
ihre existenz im slavisch-littauischen berücksichtigt — evi-
dent erwiesen wird.
Dieses tar hat sich fast durchweg als nomen agentis
an die stelle jenes tan gesetzt (skr. tar, lat. ter, tor, griech.
TBQ, T7iQ, toq) uud uur im griech. hat sich das letztere in um-
fassendem gebrauch in seiner abgestumpften form ra (nom.
Ti;^) erhalten. Dieses ta ist demnach wirklich, wie schon
Bopp (vgl. gramm. §. 145) vermuthet, mit tar identisch,
jedoch auf die eben gegebene, zu der Bopp'schen Vermitt-
lung fast in reinem gegensatz stehenden weise zu erklären.
Das an in diesem tan nun, welches in nota {dea-nora)
sein n eingebüfst, im skr. pati (wie jati), lat. poti, das a
zu i geschwächt hat, ist in lat. *pöt in compöt u. a. ganz
eingebüfst*), gerade wie in skr. ud aus udan, aksh aus
akshan u. s. w., so dafs nur, gerade wie im sanskrit hinter
kurzen vokalen, das t blieb.
Wir haben aber gesehen, dafs dieses pot aus dem ver-
bum pä mit langem vokal hervorgegangen ist. In lat. sacer-
do-t sehen wir den langen vocal vor t bewahrt, wie denn
dessen kürzung nur durch einflufs des accents sich erklärt,
welcher — wie bekanntlich alle phonetischen regeln — sich
selten durchweg geltend macht. Wir dürfen also unbedenk-
lich auch formen mit langem vocal auf die angegebene weise
erklären, und da bietet sich unmittelbar lat. nepöt dar;
diesem entspricht im sanskrit und zend napät, und da na,
ne „nicht'' heifst, so bedeutet das wort „nicht vermögend''
„ohnmächtig", und bezeichnet den enkel nach analogie von
infans, VTjmog „nicht sprechen könnend" gewissermafsen
im verhältnifs zum grofsvater als den schwächsten seiner
*) Beiläufig bemerke ich, dafs pati auch im sanskrit einst sich zu pat
akgestumpft zu haben scheint. Wenigstens ist auf jeden fall mit lat. potior
„sich zum herm machen" das skr. patya „herr sein" zu identificiren. Beide
sind alte denominativa ; das sanskrit hat aber ganz den Charakter eines prl-
m&ren verbnm angenommen (vorrückung des accents p^tya statt paty^ und
einbufse des derivirenden ya in den generellen verbalformen). Das hier zu
gründe liegende pat ist auch in possum anzuerkennen. Ein ähnliches altes
denominativ von yati ist skr. yat, welches aber den Charakter eines primäi-en
verbum noch stärker angenommen hat.
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112 Benfey
descendenz. In diesem skr. D&-pät ist das oben verspro-
chene beispiel eines verbum auf langen vokal mit ange-
tretenem t bewahrt. Dem bisherigen gemäfs steht auch
dieses napät für organisch *napätan. Wie in Sea-Ttova^
päti u. s. w. der vocal vor der endung tan kurz erschien,
so konnte diese kürze auch hier eintreten, dadurch entstand
napätan, mit derselben Verstümmelung wie in napät, *napat:
an diese form schliefst sich das fem. skr. und zend. naptt,
lat. nepti (a vor t eingebüfst wie in patni aus patan vor n)
und die form vexfji> für venvi im griech. avs^Jto, sowie noch
weitere zendische abstumpftmgen zu napa und selbst nap
in nafshu locativ plur. (Yapna 46, 12). Zugleich bildete
sich aus napatan mit ausstofsung desselben a wie in naptt
und dem vorwaltend in diesem sufBx eingetretenen Über-
gang von n in r skr. naptar, welches ebenfalls „enkel'*
heifst und sich demnach nur als eine nebenform von napät
erweist, gerade wie oben '*'patar, lat. pater als nebenform
von * patan (in patni) pati erkannt ward.
Wir sehen somit, dafs der scheinbare gebrauch deri-
vationsloser verbalthemen im sanskrit im sinne eines nomen
agentis als hinteres ghed einer Zusammensetzung auf dem
dereinstigen antritt des wirklichen Suffixes des nomen agen-
tis beruht, und haben somit einen jener beiden einwände
vollständig weggeräumt.
Was aber in der Zusammensetzung der fall war, konnte
auch in den wenigen unzusammengesetzten nominibus, welche
hieher gehören, der fall sein; auch hier tritt vorwaltend die
bedeutung eines nomen agentis ein, daneben die des abstracts
und hinter kurzen vocalen erscheint t z. b. von div (wel-
ches dyu wird) dyut. Wie in der Zusammensetzung dürfen
wir unbedenklich auch hier Verstümmelung und einbufse
eines Suffixes — bei nominibus agentis, wie dort, tan, bei
abstractis ti — annehmen. Und für diese annähme erhalten
wir eine bestätigung, die um so schwerer wiegt, wenn man
die geringe anzahl der hieher gehörigen Wörter erwägt*).
"*) Aas dem verzeichnifs bei Regnier sur Tidiome des Vedas p. 98 sind
z. b. kshmäy gmä; jmä, gnä, ja, vi u. a. zu streichen, denen kein verb voll-
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ein abschnitt aus meiner Vorlesung ttber vgl. gramm. der ind. sprachen. 113
Das w(Mrt, welches ich meine, ist lat. noct, griech. wxt
{v hier fQr a wie in oyi;| ssu skr. nakha) u. s* w. Im sanskrit
haben wir statt dessen ssnnftchst eine form, welche noch a
dahinter hat, nakta, welche sich also, unter der voraus*
Setzung, dafs das auslautende t in noc-t identisch sei mit
dem in *pö-t, zu noct genau so verhält wie *noTa zu *pöt;
wie aber nora auf patan ruhte, so erscheint auch skt. na«
ktan, Kv. VII, 104, 18 (im Samav. gl. s. 105 unter naktara
mitgetheilt), und wie als nebenform von jenem *patar nach-
gewiesen ist, so erscheint auch der reflex von *naktar in
griech. vvxtSQ in vvxTiQ^vvog^ WKrig^iog^ vvxrsQ-ogj vvxrep^
iSiog u. s. w., und mit bewahrung des o?, aber der so häufi-
gen Verwandlung von (> in A, i^t^xrcyA in vvKtdk'Wp ^bei
nacht sehend^, und ebenfalls mit € in virnvil-iog. Sowie wir
hier naktan, nÄkta, noct finden, so zeigt uns das vedische
sanskrit aufserdem die form nakti (aus naktan, wie pati, yati
aus * patan, *yatan) im Kv. U, 2, 2 (abhi tvä n4ktir ushaso
vavä^irö 'gne „zu dir, o Agnil rufen die nachte und die
morgenröthen^), endlich auch noch die form mit einbuTse
des t, Rv. Mand. VII, 71, 1 (citirt in meinem Samav. gL
unter naktam s. 105), leider jedoch in einer gestalt, welche
die thematische form nicht mit Sicherheit erkennen läfst.
Allein trotzdem dQrfen wir nach analogie der reihe *pätan,
*pati (?päta), ®pät in napät und endlich pä im gewöhn-
lichen skr. z. b. vipva-pä „alles beherrschend^, annehmen,
dals auch diese folge auf demselben princip beruht und nak,
wie das wort im Padapätha geschrieben wird, der nomi-
nativ eines themas sei, in welchem sich das — bei naktan,
vwctBQ^ wxral, nakta, noct mit suffix versebene — verbum
ohne ein solches repräsentirt, also auch der letzte rest des
Suffixes, des t, eingebüfst ist. Wir dürften uns hierbei be-
ruhigen, da ein entschiedenes beispiel der allmäligen ein-
buise dieses suffixes hinter consonantisch auslautenden ver-
balthemen oder deren repräsentanten hier unzweifelhaft vor-
stSndig entspricht; ebenso bei Aufrecht üjjvaladatta's Commentary on the
ÜDidiafttraa p. 278 ap, äs, go, nakt, nau u. a.
IX. 2. u. 8. 8
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114 Benfey
liegt, also was fbr das verbum, welches hier durch nak
repräs^itirt wird, gilt, unzweifelhaft auch fßr die übrigen
nomina ohne derivationselement von consonantisch auslau-
tenden verben angenommen werden dar£ Allein es läfst
sich nicht verkennen, dafs der beweis vollkommen sein
würde, wenn sich das verbum nachweisen liefse, aus wel-
chem naktan, wxtsq,, nakta, noct, nak abgeleitet ist.
Hülsten wir uns bei aufsuchmig dieses verbum ganz
von den phonetischen regeln leiten lassen, welche im Sans-
krit in seinem uns bekannten zustande herrschen, dann
würde an einer etymologie zp verzweifeln sein. Allein
wäre es nicht möglich, dafs bei diesem wort, welches im
Sanskrit, griechisch -lateinischen, slavischen, germanischen
und celtischen erscheint, also unzweifelhaft zu dem aller
ältesten sprachgut gehört, eine ältere gestalt oder ein älte-
res phonetisches gesetz gewirkt habe und jene gestalt oder
Wirkung von den später geltend gewordenen nicht au%e-
hoben sei? Wir wissen, dafs skr. 9 gröfstentheils aus gut-
turalen hervorgegangen ist, wir wissen femer, dafs das sans-
kritische verbum nap = lat. nee in necare gegen die son-
stige sanskritische regel seinen auslaut, wenn kein deriva-
tives Clement folgt, in k verwandeln darf (Pän. VI, 4, 73,
11,4,80); ein anderer namen für „nacht** ist femer nipä und
nip; sollten diese nicht nicht aus ni-^t „sich niederlegen**
abzuleiten sein, sondern — mit der so häufigen Schwächung
von a zu i — aus nap und für die möglichkeit sprechen,
dafs auch naktin eine ableitung von dem verbum sei, wel-
ches in dem uns bekannten zustande des skr. na^ lautet?
naktän würde danach „der vemichter** bedeuten und die
nacht wäre als die vemichterin des lebens und aller seiner
reguDgen aufgefafst, eine Vorstellung, die mit vielfachen schil-
demngen des morgens, Sonnenaufgangs und der nacht in den
veden in harmonie steht. Für diese vermuthung spricht ein in
den Wurzelverzeichnissen des sanskrit aufgeführtes verbum
nakk nach der X. conjug.-kl. nakkayati, occidere, destruere,
welches, wie so viele andere in diesen Verzeichnissen er-
scheinende, ganz so aussieht, als ob es aus einer der volks-
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ein abschnitt aus meiner Vorlesung über vgl. gramm. der ind. sprachen. 115
sprachen in das sanskrit gedrangen und eine prakritartige
deDominativform von nakta (nach der im prakrit selbst
seltenen rückwirkenden assimilation, vgl. mukka fOr mukta,
^ka fQr ^akta und Lassen inst 1. Pr. 242) in dar bedeu-
tung „vemichter'^ sei.
Ich will diese vermuthung nicht weiter verfolgen, zu-
mal da nach allem bisherigen fär unsere zwecke eine sichere
etymologie von nakt4n kein bedürfnifs ist.
Ehe ich jedoch das über diese nomina ohne sichtbares
derivationselemeut gesagte abschliefse, f&ge ich nur noch
die bemerkuDg hinzu, dafs, wenngleich der gegebenen aus-
fikhrung gemäfs anzuerkennen ist, dafs diese bildungen so-
wohl in einfachen als zusammengesetzten nominibus ur^^
sprünglich auf mit derivationssuffixen versehenen ruhen,
dafe die ältesten wirklich das suffix besafsen, daraus doch
nicht folgt, dals alle in der spräche erscheinenden speciell
diese ganze geschichte durchgemacht haben, also z. b. alle
erst das suff. tan, dann ta oder ti, weiter blofs t gehabt
und endlich auch dies eingebüfst hätten, sondern es ist an-
zunehmen, dafs, nachdem nomina der art, welche alle diese
einbufsen erlitten hatten, in der spräche bestanden, sich des
sprachbewufstseins die Vorstellung bemächtigte, dafs jedes
verbum — aufser denen auf kurze vokale und die sechs
auf nasale — ohne weitere Veränderung in der Zusammen-
setzung, manche auch aufser derselben, die bedeutung eines
nomen agentis annehmen könne; demgemäfs wurden sie —
abgesehen von den f&llen, wo der einstige antritt eines mit
t anlautenden Suffixes sich noch durch Schwächung des
verbalthemas verräth (vidh von vyadh u. s. w.) — so be-
handelt, als ob nie ein suffix hätte antreten müssen, ganz
wie im imperf. sing. 2, 3 in consonantisch auslautenden
verben (vgl. meine kurze skr.-gramm. §. 194).
Nachdem somit dieser, den sogenannten wurzelnomi-
nibns und Verbalzusammensetzungen im sinne eines nomen
agentis entlehnte, thatsächliche einwand hinweggeräumt ist,
sprechen wir zunächst unbedenklich den satz aus, dafs alle
begriffiswörter — mit der bemerkten ausnähme der von
8*
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116 Benfey
formwörtern und int^ectionen abgeleiteten — von verben
derivirt sind.
Da jedoch die grammatische analyse tms nachgewiesen
hat, dafs eine menge verba selbst erst abgeleitet sind ^
intensiva, desiderativa , causalia, denominativa na, — so
können natürlich nicht diese die gesuchten grundlagen bil-
den, sondern die nicht weiter derivirbaren, oder zerlegbaren,
d. h. die primären verba.
Allein der zustand, in welchem uns die indogermani-
schen sprachen bekannt sind, läfst nur noch wenig verba
erkennen, welche wir berechtigt sind, för wirkliche primäre
zu nehmen, wie etwa skr. da, lat. da, griech. Scd „geben%
skr. dhä, &fj „ setzen. ** Bei vielen andern berechtigen die
analytischen Untersuchungen zu der vermuthung, dafs sie
entweder derivirt, oder zusammengesetzt sind. Wo diefs
jedoch nicht nachzuweisen ist, werden wir ein derartiges
verbum als ein solches betrachten, welches den Charakter
eines primären angenommsn hat. So z. b. ist nach ana-
logie von skr. stu-bh aus stu „preisen'' und der in der
analyse gegebenen entwickelung gemäfs höchst wahrschein-
lich, dafs ich in meinem griech. wurzellex. 11, 138 skr. grabh
„ergreifen'' mit recht von dem verbum abgeleitet habe, wel-
ches gri in den Wurzelverzeichnissen geschrieben wird und
„verschlingen" heifst. Die Zwischenstufen waren gar, wel-
ches die organische form ist und in vielen ableitungen er-
scheint, und (mit v für g wie oft) von lat. vöro reflectirt
wird; daraus dann (nach analogie von prä aus pii „füllen",
dhmä aus dham „blasen", mnä aus man „denken" für *parä,
"dhamä, *manä u. v. a.) *grä = griech. /?(mw in ßtß^axta
und sonst; dieses, mit dem verbum bhä „scheinen" zusam-
mengesetzt, wurde *grä-bhä, durch einflufs des einst auf
bha gefallenen accents (darüber in einem andern abschnitt)
gräbhä und mit einbufse des auslautenden ä (worüber eben-
falls an einem andern orte) grabh. Ganz analog ist das
verhältnifs von griech. GTQecp zu skr. stri, griech. wurzellex.
1,666, skr. *star, arog-vv^ ster-no, strä in strärtum, strä
in OTQu-roQ^ argstp. Trotz dieser hohen Wahrscheinlichkeit
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ein abschnitt ans meiner Vorlesung ttber vgl. gramm. der ind. sprachen. 117
mögen wir aber dennoch von diesen verben, in betracht,
dafs dadurch kein principieller nachtheil entsteht und sie
den derivationen völlig im sinne primärer verba zu gründe
liegen, sagen, dafs sie den Charakter -von primären ange-
nommen haben, und zwar um so mehr, da es eine beträcht-
liche anzahl ähnlicher giebt, bei denen ebenfalls eine Zu-
sammensetzung eines primären verbum mit einem andern
wahrscheinlich ist, jenes aber nicht mit derselben wahr-
Bcheinhchkeit, vrie hier gar (gri), star (stri), oder überhaupt
nicht nachzuweisen ist, wie z. b. skr. dambh „verletzen" viel-
leicht von dam „bändigen" stammt, aber skambh „stützen",
obgleich skand „steigen" wahrscheinlich macht, dafs dort
bh hier d einer Zusammensetzung angehört, nicht auf ein
verwandtes verbum ohne bh reducirbar ist.
Femer aber sind wir mehrfach überhaupt nicht mehr
im Stande das verbum nachzuweisen, auf welchem die letzt-
erreichbare wortform beruht, so z. b. ist bis jetzt das ver-
bum nicht nachzuweisen, von welchem skr. kravja, griech.
XQiag^ lat. caro stammt. In diesen und ähnlichen fallen
werden wir uns begnügen müssen, das oder die als deri-
vative demente nachweisbaren laute abzuscheiden und den
Überrest (hier krav, XQff^ carv, vielleicht mit corp-us von
skr. kalp eigentlich causale von kar „machen" zusammen-
hängend) — da das princip der verbalen abstammung für
uns feststeht — als repräsentanten eines verbums an-
zusehen, ohne über das verhältnifs dieser form zu dem
verbum — ob sie umgewandelt, verstümmelt, primär oder
derivirt sei — etwas näheres bestimmen zu können. Nicht
selten beruht die Unmöglichkeit, das wirklich zu gründe
liegende verbum zu erkennen, hier sicherlich auf den man-
cherlei Umwandlungen, denen der verbaltheil, nachdem die
ans ihm derivirten bildungen, in folge begrifflicher und
lautlicher differenz der lautcomplexe, in welchen sie hervor-
treten, sich ganz von ihrer basis abgelöst hatten, ausgesetzt
sein mufste. Diese bildungen konnten in solchen fällen
natürlich den etymologischen Zusammenhang mit ihrem ver-
bum und unter einander dem sprachbewufstsein gegenüber
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118 Benfey
ganz verlieren und waren, auf diese weise isoHrt, verschie-
denartigen phonetischen Umwandlungen ausgesetzt,, wie sie
der allgemeine gang der phonetischen metamorphose und
das specielle verhältnifs ihres lautcomplexes veranlassen
mochten. Dieser grund bewirkte auch die Spaltung von ver-
ben, die in einer spräche erhalten sind, in mehrere formen,
und da auch hier die eine form stets die andere repräsentirt,
so dQrfen wir auch derartige formen ohne nachtheil reprä-
sentanten von verben nennen. Ist eine dieser formen mit
Sicherheit als die organische nachzuweisen, so werden wir
die übrigen ihre repräsentanten nennen, ist das nicht mög-
lich, so werden wir sie als repräsentanten eines verbums
zu betrachten haben, dessen organische form noch nicht
mit Sicherheit nachzuweisen ist. So ist z. b. gewüs, dais
griech. ßQB(f (in ßqicpog u. s. w., vgl. skr. garbha), 8il(f
(in 8il(po in ofiodekcpog u. s. w., skr. garbha), Sgax (in dgäaüw
u. s. w., vgl. skr. verbum grab), ßgccx (in ßQax'i^v^ vgl. skr.
pra-graha), ßgox (in ßgox^og, vgl. wegen der bedeutung
skr. gar [gri], griech. ßißQfa-axa) , vör-o, wegen der form
skr. grab), laq)^ Xaß (in kafißdvwy Xacpvqov^ vgl. das skr.
verbum rabh [f(ir grabh] und labh), 6Q(p (in OQfpog, orbus
v=s6Q(pav6gj skr. arbha, der bedeutung nach aus garbha,
der form nach aus grabha mit einbuise des g wie in rabh
und Umsetzung des ra in ar), yeg {{Qr ysQh = skr. grab in
äydQiu) Umwandlungen des verbum sind, welches im Sans-
krit grabh ^greifen^ lautet, die sich erst in den verschie-
denen bUdungen, zu welchen das verbum verwendet ward,
in folge der etymologischen entfremdung derselben von ein-
ander differentiirt haben. Hier werden wir also sagen, dals
ßQB(p, 8eX(f^ *^«Z> ßQ^Xy ßQ^Xy ^«9» ^Ä opy» Y^Q reprä-
sentanten des skr. grabh sind. Wäre dagegen diese zuröck-
führung auf grabh nicht möglich, dennoch aber die Iden-
tität aller dieser formen nachweisbar, so würden wir sie
als repräsentanten eines verbum betrachten, dessen orga-
nische form noch nicht bestimmbar sei. In letzterem falle
würden sie repräsentanten eines verbum im verhältnifs zu
dem gesammten indogermanischen sprachstamm sein; im
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ein abschnitt ans meiner Vorlesung ttber vgl. gramm. der ind. sprachen. 119
erstem sind sie die reprfisentanten von grabh im grie-
chischen.
So erweist sich eine fest bestimmte kategorie — das
▼erbum — als der aasgangspunkt der indogermanischen
sprachentwickelung für so ziemlich sämmtliche begriffs-
wörter, nnd überhebt uns fQr diese entschieden des viel-
deutigen und unbestimmten Wortes „wurzeln.** Sehen wir
nun, ob in den noch nicht betrachteten formwörtem eine
Döthigung liegt, den ausdruck ^wurzeln** festzuhalten.
Die formwörter umfassen die pronomina, präpositionen,
c<Hijunctionen und pronominaladverbia (z. b. skr. i-tas, ge-
bildet durch das allgemeine adverbial- [ursprünglich ablativ-]
suffiz tas aus dem pronominalthema i). Einige von zu den bei-
den mittleren klassen gehörigen sind nachweislich ursprüng-
liche casus von nominibus, wie z. b. circum, accus, von circus
^ykreis**, Siä (vgl. T(}la von tqi) alter accus, gen. neutr. von Sjri.
jjZwei**, skr. rite, locativ des part. perf. pass. von ri eigentl.
^im weggegangenen = im Weggang = ohne**; andere sind
selbst verbalformen vel, imperativ von volo „wolle = nimm
an**; in den meisten aber bildet den haupttheil ein deutlich
erkennbares pronominalthema > wie z. b. im skr. ava „ab**
das pronominalthema a (welches im sanskrit viele casus zu
dem pronomen idam bildet und aufserdem sowohl hier als
in den verwandten sprachen eine menge pronominalderiva-
tionen erzeugt hat), an welches va wie in i-va „wie** (pro-
nominalthema i), kva „wo** (pronominalthema ka, pron.
interrog.) getreten ist, oder sie sind adverbial gewordene
casus von pronominibus (insofern zu den Pronominaladver-
bien gehörig), so die skr. partikel kam = griech. xev eigentl.
jjwas**, accus, des pron. interrog., ved. gha, gewöhnlich ha
= yi, höchst wahrscheinlich alter instrumental (för ghä)
vom pronominalthema gha, ha == lat. hu, ho (hu-jus, ho-c);
in einigen wenigen ist zwar der haupttheil nicht mit be-
stimmtheit zu ermitteln, es wird aber niemand einfallen,
ihn aulserhalb der bisher erkannten sprachlichen kategorien
— nomina, verba, adverbia oder pronomina — zu suchen,
und eine von diesen verschiedene kategorie — för die wir
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120 Benfey
nicht eiDmal einen namen wü&ten — ausdröckfich f&r diese
wenigen bildungen anzunehmen. Von der entstehung der
adverbia und nomina aus den verben haben wif uns über-
zeugt; aufser diesen rechtfertigt der sprachbestand also
nur noch die vermuthung einer besondren grundlage für
die pronomina; wäre diese vermuthung begründet und
müTsten wir in dieser grundlage eine ihrer categorischen
bedeutung nach unbekannte anzahl von lautcomplexen an-^
erkennen; dann hätten wir in der that wiederum eine ca-
tegorisch unbestimmbare grundlage eines wenn auch nur
überaus kleinen theils des indogermanischen Sprachschatzes^
für den wir den technischen namen wurzel gebrauchen
dürften und wir erhielten also drei grundlagen desselben:
1) primäre verba und ihre repräsentanten, 2) pronominal*
wurzeln, 3) interjektionen.
Wenn man aber nun auch sämmtliche — in allen indo*
germanischen sprachen zerstreute — pronominalthemen sam*
melt, so ist dennoch ihre anzahl der fülle von primären
verben und deren repräsentanten gegenüber eine verhält-
nüsmäfsig so überaus geringfügige, dafs man schon da-
durch gegen die berechtigung, beide classen als coordinirte
ausflüsse des Sprachgeistes zu betrachten, sehr bedenklich
wird. Diese bedenklichkeit wird aber noch gesteigert, wenn
wir berücksichtigen, dafs — wenn unsre Überzeugung über
die subordinirte entstehung der nomina und adverbia rich-
tig ist — wir bei jener Voraussetzung anzunehmen hätten,
dafs die indogermanische spräche zu einer zeit, wo sie
weder nomina substantiva, noch adjectiva, noch adverbia,
besessen hat — also unzweifelhaft höchst wesentliche ca-
tegorien der spräche entbehrte — sie schon eine besondre
categorie von entschieden viel unwesentlicheren dementen
gezeugt gehabt hätte. Ja die bedenklicbkeit wird schon
fast berechtigt zur entschiedenen Verneinung jener annähme
überzugehen, wenn wir berücksichtigen, dafs die prono-
mina ihrem inneren wesen nach repräsentanten von nomi-
nibus sind und dafs es doch jeder logik widerspricht an-
zunehmen, dafs der repräsentant früher existirt habe, als
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ein abschnitt ans meiner Vorlesung ttber vgl. gramm. der ind. sprachen. 121
wenigstens dasjenige, was er repräsentirt, angefangen hat
zxk existiren. Dadurch wird die entstehung der pronomi-
nalthemen auf jeden fall schon in eine zeit hinabgerückt,
wo, die sprachen irgendwie nomina, ja sogar die — nach
obigem erst vermittelst participia und adjektiva wenigstens
zxLxa vollon bewufstsein gekommenen — substantiva bezeich*
nete. Dieser Zusammenhang der pronomina mit den nomini«
bus erhält aber noch seine bestätigung durch das flexivische
und derivative verhältnifs der pronomina zu den nomini«
bus. Denn mit wenigen archaistischen abweichungen ist
sowohl die flexion als derivazion der pronomina wesent*
lieh dieselbe, wie bei den nominibus.
Von der flexion habe ich nicht nöthig zu sprechen«
Was aber die derivazion betriff, so ist z. b. das sanskrit-
Suffix tas, lat. tus, welches skr. a-tas, i-tas, lat. in-tus bil-
det, völlig dasselbe, welches auch ablativ Verhältnisse bei
den nominibus formirt z. b. coelitus; das skr. suff. tra das-
selbe locativsuffix, welches auch in organischerer gestalt
trä hinter nominibus mit derselben bedeutung erscheint,
z. b. a^tra deva-trä u. s. w.
Danach läge der gedanke bei weitem näher, dafs die
pronomina, weit entfernt ausflüsse des sprachgeistes zu sein,
welche auf gldcher stufe mit den verbis stehen, vielmehr
zu pronominalem gebrauch abgeschwächte nomina seien.
Dagegen kann man nicht einwenden, dafs eine so catego-
risch- begriffliche Verschiedenheit zwischen der bedeutung
der pronomina und ihrer derivata einerseits und den voll-
begrifflichen Wörtern andrerseits bestehe, dafs an eine solche
abschwächung nicht zu denken sei. Sowohl persönlichkeit,
als zeit und räum — die eigentliche Sphäre der pronomina
und ihrer derivazionen -— wird auch durch vollbegriffliche
Wörter ausgedrückt, so dafs eine abschwächung derartiger
Wörter zu pronominalem gebrauch nichts weniger als un-
wahrscheinlich wäre. Haben wir doch im sanskrit zwei
ganz entschiedene beispiele der art in atman, eigentlich
„athem, seele'^, dann bezeichnung der reflexivität ganz im
sinn des eigentlichen pronomens lat. se, skr. svayam u.s.w.,
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122 Benfey
und in skr. bhavant, welches, mag man es nun als wirk-
liebes particip Ton bhü im sinn des damit identiscben gr.
(pdv (aus der schwachen form bhavat) „mann, herr* oder
anders erklären, auf jeden fall ganz das gepräge eines po-
mens trägt. Noch viel mehr beispiele der art liefert der
ägyptisch semitische sprachstamm und die vielfachen — aus
höflichkeitswendungen hervorgegangenen — pronominalbe-
zeichnungen insbesondere in den lebenden orientalischen
sprachen. Es liegt auf der band, dafs wir danach eine
ähnliche vermuthung im allgemeinen auch wenigstens flEkr
einige oder mehrere der indogermanischen pronomina he-
gen dürfen. Wenn wir diese vermuthung nicht durch si-
chere etjmologien erhärten und zu hoher Wahrscheinlich-
keit erheben können, so verliert sie dennoch — gestützt
auf die vorherigen betrachtungen — an ihrer berechtigung
nicht viel weniger, als unsere Überzeugung von derentste-
hung des vollbegrifflichen Sprachschatzes aus verben da-
durch verlieren könnte, dafs eine so überaus grofse anzahl
von nominibus und adverbien bis jetzt nicht auf ihre verba
reducirt werden können. Es ist wahr, dais in letzterem
fall der principielle beweis eine aufserordentliche förderung
durch die in der gröfsten majorität eintretende thatsäch-
liche bestätigung erhielt, dafs beide zusammenwirkten, um
uns zu berechtigen, nach dem gesetz, welches principiell
fast ganz erwiesen und thatsächlich im gröfsten umfang
bestätigt ward, auch die verhältnifsmäfsig geringe minori-
tät zu beurtheilen. Allein eben so wenig läfst sich ableug-
nen, dais, wenn es uns dort gelungen wäre, in einem grö-
fseren Verhältnisse den principiellen beweis zu führen, wir
in demselben verhältnifs des thatsächlichen nicht bedurft
hätten. Hier ist es umgekehrt, was uns hier an thatsachen
etwa fehlt, ergänzt die principielle entwicklung, welche,
wenn man ihre momente ihrem ganzen werthe nach er-
wägt — wenigstens nach meiner ansieht — fast noch lau-
ter spricht, als dort die thatsachen.
Uebrigens wird man dem mangel sichrer etymologien
fiür die pronominalthemen um so weniger ein zu hohes ge-
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ein abscbuitt aus meiner Vorlesung ttber vgl. gramm. der Ind. spraclien. 123
wicht beilegen dürfen, wenn man bedenkt, dals sie yiel-
leicht noch nicht den tausendsten theil der themen des in-
dogermanischen Sprachstammes bilden, welche bis jetzt
fast allen etymologischen versuchen höhn sprechen; femer
dals sie durch ihren so viel häufigeren gebrauch — als
voUbegriffUche Wörter — sowie ihre schwache bedeutung
sich leicht phonetisch verändern, verstümmeln konnten, wo-
durch dann die erkenntnüs ihrer etymologischen entstehung
erschwert werden mufs.
Und sind denn, darf man endlich fragen, manche ety-
mologien von pronominalthemen , welche man au&ustellen
vermag, in der that so viel schlechter, als viele andre von
vollbegrifflichen Wörtern, welche fast allgemein als richtig
anerkannt werden? könnte nicht z. b. das pronominalthema,
welches im skr. sa griech. 6 lautet, als eine nach analogie
der unzähligen nomina auf a, welche aus themen auf ant
abgestampft sind (vgl. z. b. aQyo mit aQyijx f&r agyivT in
argen-ta und skr. räjat-a „silber^ ftir räjant-a, worin raj-ant
particip des im sanskrit als verbum bewahrten raj „glän-
zen^ ist, geschwächt räjat = aQyir), entstandne form von
sant (part. präs. von as „sein^) genommen werden, so dafs
^seiend^ zu „dieser ** geschwächt wäre?
Auf ähnliche weise lie&e sich das pronomen relativum
skr. ya mit dem verbum yä „gehen^, „richtung wohin har
ben^, „sich auf etwas beziehen^ in Verbindung bringen;
das pronomen interrc^ativum, dessen organische form nach
meiner ansieht kva ist — wie es im gothischen richtig in
hva, lat. quo, qui reflectirt wird und im sanskrit in ku er-
scheint — mit dem verbum kü „ein geschrei erheben^,
„rufen**.
Doch ich will derartige etymologische versuche nicht
weiter verfolgen, zumal ich keineswegs der ansieht bin,
data die pronomina sämmtlich erst nach der categorischen
ausbildung der nomina entstanden sind.
Ich kann bei dieser gelegenheit nicht umhin, vor einer
Vorstellung zu warnen, welche sich des forschers auf dem
gebiet der indogermanischen sprachen so leicht zu bemäch-
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124 BoDüiy
tigen droht und auch wohl das meiste dazu beitrug der
ansieht, dafs die pronominalthemen auf ganz besonderen,
von den übrigen — nach unsrer Überzeugung: verbalen —
verschiednen grundlagen beruhen, so weit verbreiteten ein-
gang zu verschaffen. Die grofse leichtigkeit und Sicher-
heit, mit welcher wir in den indogermanischen sprachen
die etymologie von so unzählig vielen wortern vollziehen
können, die perspective, welche uns hier fast bis zu den
ersten anfangen der spräche eröffnet wird, führt unwill-
kübrUch auf die Vorstellung, dafs der indogermanische
sprachstamm ein verhältniTsmälsig junger und darum leicht
etymologisirbar sei und, da wir die unendlich gröiste
mehrzahl der begriffswörter mit vollständiger odergröfsrer
Sicherheit auf verba reduciren können, als die pronomina,
zu dem eingewurzelten glauben, daDs wenn diese ebenfalls
aus verba abstammten, sie mit derselben leichtigkeit und
Sicherheit müfsten darauf zurückgeführt werden können*
Jenes ist wohl unzweifelhaft ein irrthum. £s ist ab-
solut nicht wahrscheinlich, dafs irgend ein theil der mensch-
beit der jetzigen erdperiode bedeutend jünger sei als der
andre. Sind aber die Völker des indischen Sprachstammes
im wesentlichen so alt wie die übrige menschheit, so ist
es auch nicht minder wahrscheinlich von ihrer spräche.
Denn der indogermanische sprachstamm hat eine solche
Selbstständigkeit, ermangelt so sehr alles Zusammenhangs
mit irgend einem der uns bekannten Sprachstämme, dafs
man wenigstens mit hestimmtheit behaupten kann, dafs er
aus keinem der uns bekannten hervorgegangen sein kann,
sondern gewifs ebenso alt als diese ist. Der umstand, dafs
er trotzdem so durchsichtig ist, durchsichtiger als irgend ein
andrer, erklärt sich daraus, dafs die sprachen sich bei wei-
tem weniger stetig als sprungweis entwickeln, dafs — wie
in allen geistigen bewegungen — momente rascher Umge-
staltung mit Perioden langer ruh und langsamer Umwand-
lung wechseln. Dafs dieses in dem Charakter der indoger-
manischen sprachen vorzugsweise liegt, zeigen uns die ge-
waltigen gegensätze, die selbst noch in den heutigen re«
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ein abschnitt aofl meiner vorlesncg aber vgl. gramm. der ind. sprachen. 123
Präsentanten dersdben hervortreten; das russisclie z. h.
nimmt eine stofe der entwicklung ein, welche nur wenig
weiter gerückt ist als das altgriechiscbe, während die
aas dem sanskrit hervoi^egangenen sprachen viel weiter
▼orgerückt sind, als die romanisdien.
Dem ältesten uns bekannten niederschlag der indoger*
manischen sprachen, wie er ans im sanskrit im allgemeinen
bewahrt ist, mufs eine dankle periode vorhergegangen sein,
welche eine gewifs lange zeit begreift, in welcher der ge-
gebnen darstdlang gemäfs — abgesehen von interjectio-
nen — die spräche einzig verbalthemen zum ausdruck ih-
rer Vorstellungen benutzte. Aber so gut wie diese dem
obigen gemäfs bei eintretendem bedürfhifs zur darsteUung
Ton gegenständen *- welche später durch nomina ausge-
drückt wurden — mufsten brauchbar gemacht werden kön-
nen, ebenso gut mufsten sie bei eintretendem bedürfnifs
aach fähig sein das zu bezeichnen, was später der catego-
rie der pronomina anheimfällt. Mit einem wort einige und
zwar wohl die unentbehrlichsten der pronomina, die de-
monstrativa, scheinen mir schon in dieser alten periode
durch blofse herabschwächung ihrer bedeutung — ähn-
lich wie sie bei der composition der als hülfsverba benutz-
ten, vrie as „sein'* y& „gehen** dhä „setzen" u. s. w., ein-
trat — aus Verben hervorgegangen zu sein. So mag z. b.
das demonstrativum skr. ta aus demjenigen verbum hervor-
gegangen sein, von welchem uns die primäre form nicht
bewahrt ist, wohl aber ein ursprüngliches präsensthema,
welches sich — wie viele andere — in dem uns bekann-
ten zustand unseres sprachstunmes zu dem allgemeinen
Terbalthema erweitert hat, nämlich tan „strecken** etwa in der
bedeutung „den finger ausstrecken** „auf etwas deuten**
(präsens ta-n6mi wohl aus organischerem *tä, wie man in
ma-nu „denken** aus *märnu von mä „messen** im sinne
von „^messen** (im geiste)).
Dem vorhergehenden gemäfs betrachten wir also den
ganzen indc^ermanischen Sprachschatz, mit ausnähme der
inteijektionen und ihrer derivata, als hervorgegangen aus
Verben.
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126 Benfey
üeber die inteijektioiien haben wir wenig zu bemer-
ken. Es sind ausbrüche des gefthls, welche sich in jedem
gegebnen moment als den der geistigen affection homoge-
nen ausdmck nen erzengen, theils aber dadurch, daTs sie
von selbst oder kraft der Überlieferung in gleicher form
bei gleicher gef&hlsaflfection hervortreten, sich dem sprach-
bewuistsein gegenüber als träger gewisser Vorstellungen
geltend machen und dadurch fÜiig werden, sich daran leh-
nende begriffiswörter zu erzeugen. Diesen stehen sie nicht
im sinne einer primären, sondern sekundären gmndlage ge-
genüber; sie erzeugen adjectiva und denominativa und wer-
den selbst wie nomina substantiva angesehen z. b. aXakij
als inteijection „der aüsdruck der kriegslust^, als nomen,
„das kriegsgeschrei*, davon denominativ aXaXd^o). — Ganz
ähnlich ist es mit den schallnachahmenden Wörtern z. b«
skr. kharata nachahmung eines tons bildet ein denomi-
nativ kharatakharat&ya, ebenso kilakila ton des freudenge-
schreis kilakiläya, deutsch „husch ^, „ton von etwas rasch
durch die luft fahrenden^, bezeichnung solcher Schnellig-
keit, „huschen^ denominativ davon.
31 «•
ava$.
Ich will — als weiteren beleg zu s. 109 f. — hier noch
eine gruppe von bildungen erwähnen, in welcher der identität
der Suffixe toq (ftir organischeres tar aus tan) ra (nomin.
tijg) abgestumpft aus tan, t und (null = gar kein suffix)
entschieden hervortritt. Femer erscheinen diese suffixe hier
hinter einem consonantischen verbalauslaut, so dafs in die-
ser gruppe einerseits nur die grundform tav fehlt (indem
sie nur durch die nebenform mit q< v und durch die abge-
stumpfte ohne V vertreten wird), andrerseits sich noch ein
schlagendes beispiel des Suffixes t und dessen einbufse hin-
ter consonantischem auslaut ergiebt.
Es ist dies die gruppe von bildungen, welche zu ävaxr
„herr, gebieter* gehört.
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ein abschnitt aus meiner voriesung über vgl. gramm. der ind. sprachen. Wl
Die form auf rog erscheint in avdxtfOQ (Euripides)
und bildet die grundlage Yon avaxtoQiog (schon bei Ho-
mer) und andren, so dais kein gmnd vorhanden ist, sie
Ton dem denominativ avdaaw (entweder f&r apanr-jw oder
wahrscheinlicher avcex-jw s. weiteriiin) abzuleiten; sie ist
vielmehr, wie ^SeaTtorsg (in Ssanorpia 8tan6tBiQa s. liOf.)
neben Sianora^ als nebenform von avaxra (beide aus avax^
ravy wie jene aus *8%ö7ioTav) zu betrachten. Die form
aifaxta erscheint nur in der Zusammensetzung, eigentlich
zosammenrückung xntgmväxTfjg (aus ;^£i(>cSy avdxtrig) ^ einer,
welcher (nur) über seine bände gebietet^, in politischem
gegensatz, ganz wie heutzutage ouvrier ^arbeiter^ im gegen«
satz zu d^i arbeitgebem, und weii!er „Proletarier^ zu den
„besitzenden^.
An avaxra schUelst sich — der obigen entwicklung
gemäis (vgL s. 113) — nach einbufse des a, äpaxr. Daran
mit einbuise des r, wie im sanskrit hinter consonanten fast
ausnahmslos, dvax.
Die identität dieser beiden formen wird zwar von nie-
mand bezweifelt, doch bemerke ich der Sicherheit wegen,
dafs sie durch die bedeutungsgldchheit von !Avdxuov und
dvdxTOQOv als bezeichnung des tempels der Dioskuren er-
wiesen wird. Diese gewährt zugleich einen weitren grund
daf&r, dais wir mit recht dvdxxooQ als nebenform von
dvaTtta dvaxT und nicht als ableitung von dvdaaoo nehmen.
In der form dvax hat das griechische höchst wahr-«
scheinlich (s. gleich weiterhin über die etymologie von
dvaxx) in sofern einen Vorzug vor dem sanskrit, als nach
eiubulse des r die lautveränderung, welche es herbeige-
ftlhrt hatte (nämlich x Ült y s. weiterhin), bestehen blieb,
wfthrend im sanskrit, wie wir sahen, in den analogen bil-
dungen, nach einbufse des t, sich die anschanung geltend
machte, als ob überhaupt nie ein t angetreten sei, und in
folge davon der verbalauslaut nicht diejenigen Veränderun-
gen erlitt, welche t herbeigeführt haben würde, sondern
nur diejenigen, welchen ein thema unterworfen ist, wenn
es ohne antritt eines suffixes zum worte wird.
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1^ Beni^
Es ist mir nämlioh kaum einem zwmfel anterworfen,
dafs avaxTop^ avaxta^ avctxr, avax zu demselben verbum
gehören , dessen perfectum II in avmya bewahrt ist und
neue unorganische formen trieb. Dagegen entscheide der
umstand, dafs avaxr mit anlautendem digamma erscheiiit
(Ahrens de Dial. aeoL 35), während ävwya keine spur eines
digamma zeigt, keinesweges. Denn wir wissen einerseits,
dafs — analog dem Spiritus lenis und bisweilen selbst as*
per (z. b. vor i;) — digammas im griechischen unorganisch
hinzugetreten sind, andrerseits, dafs sie nach und nach ein«-
gebüfst sind; es könnte also das erstre eben so gut bei
^avaxT als das letztre bei ävcsya stsU^tgefunden haben. Daus
das to in ävwya ähnlich wie in ogtaga (skr. ar, geschrieben
ri), sico&a (von jreS; afs&^ H&og wesentlich == skr. svadbä
griech. wurzellex. 11, 352 nachtrag zu I, 372, Kuhn in d.
zeitschr. II, 134, Pott ebend. V, 242) und andren nur deh-
nung eines organischen ä sei, dürfen wir wohl unbedenk*
lieh annehmen; damit kommen wir auf ein verbalthema
dvay „befehlen^ von welchem avay -H tccv das organische
nomen agentis mit der bedeutung „befehlender" s^n würde;
y mufs der bekannten phonetischen regel gemäfs vor r za
X werden, wodurch dann avaxxav und daraus, der gegeb«
nen entwicklung gemäfs, die besprochenen formen avaxvog
avaxTa, ätfaxT avax entstanden sind.
So weit glaube ich ist unsre entwicklung un»ifecht*
«bar und ich kann nicht läugnen, dafs ich, aus besorgnils
in das meer zweifelhafter etymologien gelockt zu werden,
hier aufhören möchte. Allein keine etymologische Unter-
suchung ist abgeschlossen, bevor das primäre verbum nach-
gewiesen ist, aus welchem die zu erklärenden formen her-
vorgeta-eten sind. Ich müfste also entweder mit bestimmt-
heit erklären, daüs das primäre verbum nicht erreichbar
ist oder den versuch machen die etymologie zum abschluJb
zu bringen. Das erstre würde in diesem fall gegen meine
Überzeugung sein und so mufs ich denn schon wagen, die
segdi von neuem auszuspannen.
Die zweifelhafbigkeit des im folgenden zu gebenden
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ein absdmitt tau nMuier voriesniig ttbar r^ gnmm. da* ind. spnchen. 1S9
resoltatB bomht übrigens weee&tlich nur darauf ob wir das
j: in ^apctxT a. 8.W. f&r reprasentantoi eines organischen
V oder f&r ^nen unorganisch hinzogetretenen anlaat xa
ndunen haben. Ich entscheide mich ftr das letztre, so
dafe wir also in ävaya ohne jr die organischere gestalt des
anlautes zu erkennen haben; jrccvctxr, ^avaaüta n. s. w. halte
ich fcbr ursprünglich dialektische Wörter, welche sich — ab
würdenamen gewissermaTsen Termini technici — von dem
dialekt aus, in welchem sie das j: unorganisch erhalten
hatten, weiter verbreiteten.
Giebt man dieses zu, so hat die weitere zurückfth-
rong auf ein primäres verbum kaum noch Schwierigkeiten.
"Aviaya hatte uns zunächst auf avay geführt und diese
form konnte zur erklärung von *äpaxTav u. s. w. dienen.
Allein das verhältnifs von ävay zu ävwya ist doch ein
ganz anderes als das von 6q zu 6Qia(}a, ^€«9* zu eita&a (ei-
gentlich jreffü&a). DaJ& auch dv in ävwya eine reduplica-
tion sei, läfst sich zwar mit grofser Wahrscheinlichkeit ver-
muthen; allein es kann nicht die reduplication von äy
sondern nur von ayy sein (eig. *avy), und zwar nach ana-
logie von av in dpdyxij ^zwang", der reduplication von
dyx (^ skr. verbum ac und anc, in ableitungen ank) ^krüm-
men^ {avayx eig. „mit heftigkeit krümmen^, zusammen-
zwingen, „zwingen" überhaupt), von iv in kveyx „tragen**
reduplication von kyx = dyx (in ayxri „arm" vgl. skr. pari
ankhaja „umklammem" in Böbtlingk-Koth Wörterbuch
identisch mit jenem ersterwähnten dyx). So betrachte ich
auch dvayy ids reduplication von dyy (skr. angh und anh
in nominalen ableitungen) lat. ang-o, ang-ustus u. s. w. mit
der bedeutung „engen"; die reduplication hat auch hier
zunächst die intensivbedeutung gegeben „sehr beengen =:
zwingen, befehlen". Sie ist wesentlich identisch mit der
sogenannten attischen reduplication, schliefst sich jedoch
an die der sanskritischen intensiva, wie damdamp intensiv
von damp „beifsen", bambhanj von bbanj „brechen", d. h.
es wird der anfang des primären verbums bis inclusive den
nasal verdoppelt dv-av-y = dvayy.
IX. 2. u. 8. 9
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laO Benfey
Dafs in *iyaxrav, ävctxta u.s. w. aus ctvay-^rav u.s. w.
der in ävayy ^^^ auslaut vorherg^ende nasdi eingebüist
ist, erklärt sich aus der s. 107 gemachten bemerkung, dafs
in diesen bildungen auf tan, ta, t das verbum fistst durch-
weg dieselben Veränderungen erleidet, wie vor der endung
des part. per£ pass. ta. Vor dieser büfsen aber eine menge
sanskritischer verba, welche einen nasal vor ihrem anslaa-
tenden consonanten haben, den nasal ein (die dahin gehörigen
verba sind in meiner vollst, skrgr. §. 154, 2, 2 au%ezählt),
vgl. z. b. von srans „fallen^, srasta und ohne sufiQx (d. h«
nach obigem, nach einbufse des restes des ursprünglichen
Suffixes tan, nämlich t) avasras; ebenso bildet im griechi-
schen xvhvS mit ro xvXiarog und demgemäfs auch avayy
+ %av u. s. w., mit einbufse des nasals, *avaxTav u. s. w.
Indem wir nun als verbalthema nicht apay sondern
avayy erhalten, wird auch die bildung des perf. ävcoya an-
ders erklärt werden müssen, als durch die oben gegebne
Zusammenstellung mit oQcoQa, dua&a angedeutet schien.
Nach analogie des perf. I von kvtyx^ welches, mit aus-
stolsung des nasals, aber nochmaliger reduplication kvijvoxa
lautet, und des perf. II von *dvavd' (intensiv von äv& eig.
„wachsen") nämlich ävrivo&a würde das perf. 11 von avayy
eigentlich dvTjvoya lauten müssen. Allein statt dessen er-
scheint ävtoya und darin ist zunächst eine regel beobach-
tet, welche im sanskrit allgemein gilt und so natürlich ist,
dafs man sie, wenn auch nicht für ursprünglich, doch ftlr
eine sehr frühe entwicklung halten darf, nämlich an for-
men, deren reduplication die spräche sich noch bewulst
ist, nicht nochmals eine reduplication zu vollziehen (vergL
vollst, sanskritgr. §.161). Dieser gemäfs blieb avayy im
perfectum unreduplicirt, verlor aber nach analogie von ji^if-
VQ%a^ avtjvo&a den verbalen nasal; ich würde sagen, die-
ses sei nur der dissimilation halber geschehen ^ wenn die
veden nicht eine form ohne nasal in der reduplication bö-
ten, welche sowohl bezüglich dieser einbufse des nasals,
als der dehnung des vokals in vollständiger harmonie mit
ävwya stände. Es ist dies das schon vollst, gramm. s. 375
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ein abschnitt «ns meiner Verlesung ttber vgl. gramm. der ind. sprachen. 131
n. 3 erwähnte perf, red. von dambfa in Bigr. V, 92, 7 da*
daUia, in welchem der nasal eingeböfst nnd durch ehiflufs
des auf den Stammvokal fallenden accents dieser gedehnt
ist. Dasselbe ist in avtaya aus avayy geschehen; denn
dais auch im griechischen perfectum einst dieselbe aceen-
tuation wie im sanskrit herrschte, speciell in 1. 3. sing. Act.
der accent auf den Stammvokal fiel, läfst sich aus den
Vokalverhältnissen, insbesondere im homerischen perfect (vgl.
z. b. fh^xa htxTov aus org. kdiyta hlxtov mit skr. viv^ca vi-
vicdtns) mit unzweifelhafter entschiedenkeit nachweisen.
Beiläufig bemerke ich noch, dafs ävwya^ abgesehn vom
ausfall des nasals, ganz in analogie mit dem bei kStjSdg
zu gründe liegenden *'iSi^da u. a. a. tritt.
Doch ich darf nicht schliefsen ohne zu bemerken, dafs
auch äyy = skr. angh (in nominalableitungen), welches im
intensiv *avayy das thema zu avooya bildet, keinesweges
die letzterreichbare form des primären verbalthemas ist.
Der nasal darin ist — wie schon nachweislich fast alle
vor verbalauslautenden konsonanten erscheinende nasale —
nicht ursprGnglich, wie auch schon das im sanskrit mit
angh gleichbedeutende agh in ableitungen andeutet. Er
rührt von einem präsensthema her, dessen Charakteristikum
mit n anlautete. Dieses präsensthema hat uns die grie-
chische spräche bewahrt, jedoch mit einem andern reflex
des skr. gh als in ayy. Wie nämlich skr. gh überaus oft
in h übergeht, und zwar gerade in dem hier behandelten
verbalstamm vgl. anhas „angst, bedrängnifs, sünde^ neben
angha, anghas „sünde^, so wird es im griechischen bald
und zwar seltner durch y^ häufiger — durch den vorwal-
tenden reflex von skr. h — / widergespiegelt. So gehört
hieher ax^vv-^ai „sich beengt fühlen" u. s. w. Indem dem
phonetischen gesetz gemäfs, welches die indischen Präti-
^akhya's so klar erkannt haben, vor x^ = g^n sich eine
art nasal erzeugte (ähnlich wie wir statt „Agnes" gewöhn-
lich „Angnes" sprechen, italienisch die ausspräche beninjo
aus benigne entstand), wurde das präsensthema axw ^aghnu
zu ayxw *anghnu und da sich die anschauung geltend
9*
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192 Benfty, ein abtcbnitt tu m. vorlenrng ttber Tgl. gnunm. cU iad. tpr.
machte, dais alles, was nach abzug des prtoeiisoharakteri-
stikum (hier rv, nu) übrig blieb, verbal- und deriyazions-
thema sei, wurde ayx ^^ ^7X^ ^^^ angh zu derivationen
verwandt^ jenes selbst verbum. Doch hat sich auch agh
a% und deren sonstiger reflex noch sonst vielfach erhalten,
z. b. a^oq (griech. wurzellex. I, 244, wo hiernach zu än-
dern), &yoq^ welches einem aus dem verhältniis von skr.
agha zu angha (beide ^sünde'^) aus anghas ^sünde^ er-
sdilielsbaren ^aghas entspricht (vgl. griech. wurzelL I, 149
und nachtrag dazu).
Th. Benfey.
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Consen, zum sabellischen dialekt 133
Zum sabellischen dialekt.
Auch die neusten versuche, die reste altitalischer spra-
chen auf einmal und vollständig deuten zu wollen, indem
man den stier bei den hörnern fafst, haben mich in der
ansieht bestärkt nur stückweise und nach und nach zu ver-
öffentlichen, was mir von derartigen Untersuchungen schon
seit längerer zeit vorliegt, um schritt vor schritt boden zu
gewinnen und die einzelnen ergebnisse, ehe ich auf ihnen
weiter baute, der controle der mitforscher auszusetzen. Ich
beginne diese Untersuchungen über den sabellischen dialekt
mit der erörterung der hierher gehörigen inschriften in latei-
nischer Schrift, weil ihre lesung leichter und zweifelloser
ist, somit hier zunächst stichhaltige ergebnisse zu hoffen
sind, die dann als handhabe dienen können, um auch die
sabellischen inschriften in einheimischer landesschrift mit
einigem erfolg behandeln zu können.
L Sabellische inschriften in lateinischer schrift.
1. Die bronzetafel von Bapino.
Aisos pacris totai
Maroucai lixs.
Asignas ferenter
aviatas toutai
Maroucai Joves
patres ocris Tarin-
cris Jovias agine.
Jafc esuc agine asum
Ba. Bu. Poleenis feret
Kegen[a] pi[a] Cerie Jovia
pacrsi. Eituam amaten-
s venalinam, nitaa nipis pe-
di suam.
Was zunächst die lesung dieser inschrift anbetriffi, so
sind deren schriftzüge mit einer scharfen spitze namentlich
gegen ende der tafel, wo dem Schreiber der räum mangelte,
nur sehr fein und oberflächlich in die bronze eingerissen.
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134 Gonsen
und überdies sowohl durch rostfiecke als durch die über
die tafel hinlaufenden feinen schrammen stellenweis un-
kenntlich geworden. So ist es erklärlich, wenn Mommsens
lesart der inschrift in mehreren punkten von der älteren
abschnft Carabbas abweicht. Vollends aber bringt Huschke
(osk. u. sabell. sprachd. 8.245) namentlich von z. 9 — 13
ganz abweichende lesarten vor und behauptet dieselben aus
einer genauen vergleichung der tafel gewonnen zu haben.
Das bewog mich, obgleich ich dieselbe schon früher aus
eigener anschauung kannte, die jetzt auf dem berliner anti-
quarium befindliche bronzetafel mittelst einer scharfen lupe
von neuem einer sorgfältigen prüfung zu unterwerfen. Aus
dieser hat sich mir die unzweifelhafte gewifsheit ergeben,
dais die lesung von Mommsen und Friedländer, wie sie in
dem facsimile taf. XIY der unteritalischen dialekte vorliegt,
im wesentlichen zuverlässig und richtig ist, dals mithin die
abweichungen Huschke^s zu den gescheiterten versuchen
dieses gelehrten gehören, italische inschrifben selbständig
zu lesen, wie ich solche bereits früher nachgewiesen habe
(zeitschr. VI, 70). Z. 9 ist mir die lesart ba, bu nicht
zweifelhafk erschienen; z. 10 sind von dem zweiten wort
nur die buchstaben p i erkennbar, der folgende wegen meh-
rerer durcheinander laufender schrammen und rostfiecke
ganz unsicher; der dann folgende senkrechte strich ist
picht so lang, wie es auf dem Mommsen'schen stich er-
scheint, und nur am oberen ende etwas tiefer eingedrückt;
ich fasse ihn daher als trennungsstrich, wie sich deren auch
sonst auf der tafel finden. Z. 11 ist paorsi nicht zweifel-
haft, z. 12 habe ich nitaa gelesen, das auch aus den stri-
chen des Mommsen'schen abdruckes zu erkennen ist, wäh-
rend nitam (unt. dial. s. 336) nur auf conjectur beruht.
Die von mir oben angesetzte wortabtheilung wird sich dem
kundigen äuge von vorn herein leicht dadurch empfehlen,
dafs durch dieselbe überall auch sonst bekannte italische
wortformen und endungen hergestellt werden, und wird im
weiteren verlauf dieser Untersuchung ihre rechtfertigung
findep. Noch sind für die Schreibart dieser inschrift zwei
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zum sabelUschen dialekt. 13$
eigenthüinlichkeiten hervorzuheben. Einmal werden die
consonanten nicht doppelt geschrieben. Dies ergiebt sich
aus der Schreibart Maroucai neben lat. Marravium,
Marrucini und Poleenis neben lat. Pollio, wenn die
unten gegebene deutung die richtige ist, zusammengehalten
mit der thatsache, daTs auf der tafel kein einziger doppelt,
geschriebener consonant vorkommt. Dieselbe Schreibweise
zeigt der stein von Chieti in dem namen Alles, lat Al-
lius, und auch in den aufschriflen der steine von Crecchio
und Cupra in einheimischer sabellischer schrift findet sich
k^ beispiel von doppelter Schreibung der consonanten.
Bei den sabellischen Völkern war dieselbe also ebenso wenig
gebräuchlich wie bei den alten Romern, wo sie etwa seit
Ennius tode auf inschriften zuerst auftritt, aber erst seit
der zeit des Cimbemkrieges allgemein gebräuchlich wird.
Auch auf den umbrischen Sprachdenkmälern findet sich, ab-
gesehen von ganz vereinzelten irrthümem des graveurs, die
doppelte Schreibung der consonanten nicht (AK. umbr.
sprachd. I, 70). Hingegen erscheinen auf der bronze von
Kapino vokale doppelt geschrieben in den Wörtern Po-
leenis und nitaa, ohne zweifei zur bezeichnung der vocal-
länge wie auf den oskischen Sprachdenkmälern und in latei-
nischen inschriften zu Attius zeit. Auch auf dem stein von
Cupra mit einheimischem sabellischen aiphabet zeigt die
wortform anaaium dieselbe Schreibweise. Dieselbe wurde
also bei den Sabellem angewandt, aber nicht durchgehends,
ebenso wie bei den Römern. Auch die Umbrer drückten
ja namentlich in späterer zeit vocallänge durch doppelte
Schreibweise des vocalzeichens aus, indem sie zwischen
beiden vocalen ein etymologisch bedeutungsloses h ein-
schoben; oder sie setzten hinter den langen vocal ein h,
um dessen länge anzudeuten.
Die wortdeutung der vorliegenden inschrift beginnt
mit der Überschrift oder eingangsformel des nachfolgenden
gottesdienstlichen Statuts: aisos pacris total Maroucai
lixs, Wörter die bis auf das erste in ihrer etymologischen
bedeutnng leicht kenntlich sind. Subject des Satzes ist
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136 Corssen
lixs, das mö^ober weise nom. sing, sein könnte, so daTs
xs für X geschrieben wäre wie auf zablreicben lateinischen
inschriflen. Wahrscheinlicher ist es indessen, dals das s
als zeichen des pluralis dienen sollte, wenn sich auch nom.
sing, und plun des wortes in der ausspräche nicht mehr
unterschied. Wie in den oskischen formen des nom. piur.
fisdSei^j meddiss und in der volskischen med ix fär me-
dices wäre also im sabellischen lixs nach ausfall des
bindevokales das pluralzeichen s mit dem auslautenden con-
sonanten des Stammes lig- zu x verschmolzen (Earchh.
stadtr. V. Baut. s. 12, verf. de Volscor. ling. s. 5). Der plur.
lixs, während doch nur ein kurzes opferstatut folgt, hat
mohts befremdliches. Auch im römischen Sprachgebrauch
wird ein einziges gesetz nicht selten durch leg es bezeich-
net, in sofern ja dasselbe doch in der regel mehrere be-
stimmungen enthält (vgl. Momms. de coUeg. et sodal. Rom.
p. 43). Ebenso findet sich in lateinischen weiheinschriften
der plural gebraucht, so olleis legibus (Or. 2488), legi-
bus iis (Or. 2489), ceterae leges (Or. a. o.). Auf der
oskischen tafel von Bantia heifst es z. 25: exaiscen ligis
ess in his legibus, während doch das ganze grundgesetz
der Stadt auf einmal gegeben ist, und die eingangsformel der
oskischen weiheinschrifl von Agnone: Status pos set =
constitutiones quae sunt spricht ebenso von einer ur-
kundlich festgestellten Opferbestimmung im plural (Kirchh.
stadtr. V. Baut. s. 11). Somit ist auch der plural lixs in
dem sabellischen opferstatut gerechtfertigt; in bezug auf
den stammvocal entspricht derselbe den oskischen formen
ligis, ligud.
Die formen totai Maroucai könnten locative sein
yfie osk. vial, mefiai, lat. Komai, Asiai, Syriai,
Pertosai u.a.; aber die Verbindung mit lixs erfordert
sie als dative zu fassen wie die osk. aasai, Genetai,
deivai, Herukinal, Fluusai u. a. und die altlateiii.
Caesiai, Dianai, Clodiai, Glycerai, Luciai aman-
tissumai (verf. lat. ausspr. I, 179); es handelt sich um
opferbestimmungen für die gemeinde, die als Marouca be*-
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zum sabelKsc^en dialekt. 137
zeichnet wird. Man ver^eiohe die lateinische construction,
Or. 2489: eademque lex ei dono esto que arae est. Ce-
terae leges huic arae titulisque eaedem sunto quae
sunt arae Dianae in Aventino. Neben totai erscheint
weiter unten die form toutai, so dafs also der sabellische
dialekt sowohl die oskische form des wertes touta als die
umbrische tota besafs (AK. II, 48). So stehen im alt-
lateiniscb^i die forrmen poublicom, nountios, noun-
dinum neben poplicod, nontiata, nondinom, indem
der diphthong ou sich zu o trübte (verf. lat. ausspr. 1, 174).
Die adjectivform Maroucaiist aus Marovicai zusammen-
gezogen und zunächst aus dem sabellischen stamm des Orts-
namens Marovio- mit dem suf&x -co gebildet. Dies
muis auch die ältere lateinische form für die gewöhnliche
Marruvio- gewesen sein, da im altlateinischen weder die
doppelte Schreibung der consonanten, noch die lautfolge uv
üblich war. Von der adjectivform Marouca, Marruca
ist dann durch das suffix -ino der name des volksstammes
Marrucini gebildet. Unzweifelhaft aber ist der name
der marserstadt am Fucinersee Marc vi um oderMarru-
yium aus Marsovium, Marsuvium entstanden wie tor-
reo aus torseo, also vom volksnamen Marsus abgelei-
tet. Dieser selber ist aber in folge der assibilation des t
durch i mit folgendem vokal aus Martins umgebildet, wie
im lat. Terensus (Renier, 3764) für Terentius, idus
Marsas (a. o. 3480, vergl. Hübner, n. jahrb. 79 u. 80,
s. 437) für idus Martias und im osk. Bansa für Ban-
tia. Dafs auch im sabellischen diese assibilation platz ge-
griffen, zeigt die sabinische namensform Clausus fQr
Claudius (vergl. verf. lat. ausspr. I, 22 — 30 c), von der
noch weiter unten die rede sein wird. Der bezirk, wo die
bronzetafel von Kapino sich fand, ist der südlichste theil
des Marrucinerlandes , also unweit von Marruvium Marso-
rum; der fundort mufs zur touta Marouca gehört haben
oder selber für sich allein Marovium gehiefsen haben, zur
touta Marouca gehörten also wo nicht alle Marruciner, so
doch ein theil derselben. Wenn nun bestimmte historische
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ld§ Cornea
aberlieferuDgen berichten, dab sabellische stamme aus dem
hochland der Abmzzen um Amiternum herTorbrechend den
Atemus abwärts zogen bis ans adriatische meer, ebenso
wie andererseits Über die Keatina gegen den unteren lauf
der Tiber hinab, dann ergiebt sich aus dem sprachlichen
verhältnifs der namen Marsus, Marruvium, Marouca, Mar-
rucini, dafs dieser letztere volksstamm ein seitenschölsling
des Marsischen war, und von Marruvium Marsorum aus-
ging wie die sogenannten Aborigines von Reate, die Sa-
biner von Amitemum, die sabinischen Quirites von Cures,
dals sie eine touta Marouca bildeten und daher dann Mar-
rucini genannt wurden, dafs endlich jene alte einheimische
benennung blieb noch lange, nachdem sich die Marruciner
von ihrer mutterstadt Marruvium Marsorum getrennt hat-
ten, etwa wie der in altromischen Urkunden gebräuchliche
titel populus Homanus Quirites noch an die zweifache ab-
stammung erinnerte, als Sabiner und Latiner in der Tiber-
stadt längst zu einem Yolke verschmolzen waren.
Unmittelbar von lixs hängen nun die beiden ersten
Worte der eingangsformel ab, aisos, pacris. Von diesen
ist pacris genetiv eines adjectivstammes pacri-, von
dem im umbrischen der nominativ masc. und fem. pacer
lautet (AK. I, 12), der auch in der weiter unten zu be-
sprechenden enklitischen Wortverbindung pacrsi enthalten
ist. Der nom. accus, sing, neutr. dieses sabellischen adjec-
tivs lautet, wie weiterhin sich ergeben wird, auf dem Cip-
pus von S. Benedetto pacre.
In aisos ist nun die genetivform eines substantivums
enthalten, zu dem pacris als beiwort gehört. Was zu-
nächst die casusform anlangt, so erklärt sich dieselbe durch
vergleichung der umbrischen trifor filr trifos vom stamme
trifu-, das heifst, sie kann, wenn man die verwandten
dialekte zu rathe zieht, nur von einem U- stamme aisu-
bergeleitet werden. Die wurzel des wertes ist dieselbe, die
in dem oskisch-samnitischen stadtnamen Aes-er-nia, in
dem etrurischen werte aes-ar = deus, in dem umbrischen
es-unu = sacrum, divinum (AK. 11,42.316) und in
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zum sabeUisoh^ dialekt. 139
dem volskiBchen es-ar-is-trom enthalteo iet. Ich habe
diese wurzel schon anderen ortes auf skr. ish- ^wünschen,
bitten« zurückgefllhrt (d. Volsoor, ling. p.21). So bedeutet
aisu- im sabellischen eigentlich comprecatio, suppli-
catio, dann allgemeiner sacrum wie die im umbrischen
esu-nu enthaltene grundform esu-, so dals riesuna den
sinn res sacra oder res dirina enthält. Ebendaher ist
flir das volskische es-ar-is-trom auf der bronze von
Velletri die bedeutung hostia oder victima sacra nach-
gewiesen worden (a. o.). Demnach bedeutet also aisos
pacris: sacri paciferi oder pacifici, und die ganze
eingangsformel ist hiemach zu übersetzen : sacri paciferi
civitati Maroucae leges. Es handelt sich also um
ein opfer tfir die marruvische gemeinde, das den firieden,
das heifst die gnade der götter bringen soll, wie dies bei
den Körnern nicht selten erwähnt wird; so Dionys. Hai.
V, 57: ä'vaiag ^txa tovro /aptariy^^iot;^ xal ayihfag
ibcQivsv hiiTskeadijvaL Liv. III, 5 : His avertendis terro-
ribus in triduum feriae indictae, per quas omnia delubra
pacem deum exposcentium virorum mulicrumque turba
implebantur. III, 7: iussi cum coniugibus ac liberis sup-
plicatum ire pacemque exposcere deum. Die obigen
eingangsworte der bronze von Kapino sind also eine Über-
schrift f&r die folgenden Opferbestimmungen wie lateinisch,
Or. 2417: Lex coUegi Aesculapi etHygiae; ähnliche gottes-
dienstliche bestimmungen meint die alte aufschrift auf der
rückseite des von den Juliern dem Vediovis zu Bovillae
geweihten altares, Or. 1287: leege Albaana dicata.
In dem auf die eingangsformel folgenden satze war
zunächst die verbalform fer enter leicht kenntlich als eine
form desjenigen verbum, dessen infinitiv lat. ferre, umbr.
ferom in dem compositum aferum, afero, volsk. ferom
lautet (verf. d. Volscor. ling. p. 9), ebenso wie das z. 9 vor-
kommende fer et. Mommsen vermuthete in beiden conjuno-
tivformen; aber da im umbrischen und oskischen derartige
conjunctivformen, die ein e vor der personalendung zeigten,
wie dies im lateinischen der fall ist, nicht vorkommen, so
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140 Corssen
darf man sie auch flir den sabelliscfaen dialekt nicht vor-
aussetzen. Man könnte ferner in fe renter eine passive
Imperativform yermuthen, wie sie in einer gesettlichen Vor-
schrift allerdings zu erwarten wäre. Bedenkt man indessen,
dafs im oskischen der passive imperativ auf -mur gebildet
erscheint in censamur = censetor (G. Curtius, zeitschr.
f. alterth. 1849. p. 346), im umbrischen auf -mu, z. b. in
persni-mu = precator (AK. 1,143, zeitschr. I, 189,
II, 383), so wird man davon abstehen müssen in f er enter
eine imperativform zu finden; man wird sie vielmehr fär
die 3. pers. sing. ind. präs. vom verbalstamme fer- erklären
müssen. In der flexionsendung -ter stimmt dieselbe über-
ein mit den oskischen passivformen vincter, sacarater,
sakahiter, comparascuster und mit der umbrischen
herter nach Ebel's richtiger erklärung (V, 407). Neben
lat. feruntur steht fer enter hinsichtlich des vokales vor
-nt wie neben lat. sunt, umbr. sent, osk. set. Daraus
folgt, dafs auch fer et auf der bronze von Rapino im sa-
bellischen nicht ferat, sondern fert bedeutet und 3. pers.
sing. ind. präs. act. ist.
Zu ferenter mufs nun also in dem vorliegenden satze
ein pluralisches subject vorhanden sein, welches getragene
dinge bedeutet. Als solche sind die wortformen asignas
aviatas auf den ersten blick zu erkennen. Es sind nomi-
native plur. von A- stammen, die mit den osk. pas = quae,
scriftas = scriptae, mit den umbr. urtas = ortae,
ivengar = iuvencae, motar = multae u. a. (AK.
I, 104) übereinstimmen, also wie diese abweichend vom
lateinischen ein s an den stamm gefQgt haben. Es ist nun
die etymologische geltung jener beiden wortformen zu su-
chen. In a-sig-na-s bietet sich ein compositum dar mit
der Präposition an, lat. in, deren n vor dem folgenden s
geschwunden ist, wie umbrisch in a-stintu und wie das
n des lat. in von i-sculponeae, i-stega (verf. lat. aus-
spr. I, 97). Dafs im sabellischen ein n vor s wegfallen
konnte, wie dies im lateinischen so häufig ist, zeigt der
göttername Novesedo auf dem Cippus von S. Benedetto
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Zürn sabelliflchen dialekt. 141
neben den lateinischen formen Novensides, Noven-
siles. Das grnndwort jenes compositum ist sig-na-, eine
bilduog wie lat lu-na, poe-na, pug-na, pen-na,
ce-na, umbr. ces-na, mars. her-na (Serv, Verg. Aen.
VII, 684), Sabin, stre-na (Lyd. d. mens. IV, 4) von lat.
sig-no nur durch die feminine form des suf&xes unter-
schieden. Die Zusammensetzung a-sig-na verh&It sich zum
einfachen sig-na wieimlat. in-fami-, e-normi zu fama,
norma, nur dafs hier das auslautende a des Stammes zui
geschwächt wurde, während es sich in jenem sabellischen
compositum hielt; dieses gelangte dann von adjectivischer
bedeutung zn substantivischer wie im lateinischen der nom.
plnr. insignia, dem der sabellische plur. asignas wie in
den wortstämmen, so in der bedeutung gleichsteht.
In a-via-ta-s liegt unzweifelhaft der feminine nom.
plnr. vom participium eines zusammengesetzten verbum der
A-conjugation vor. Das anlautende a derselben könnte
aus an-, lat. in- entstanden sein wie in asignas, allein
die vergleichung mit dem osk. am-via-nud und der sich
schlielslich herausstellende sinn der ganzen inschrift spre-
chen daf&r, in jenem a den rest der präposition zu finden,
die griech. äfji(pl lautete, osk. amfi, lat. ambi, in com-
positen abgeschwächt zu amb-, am-, an-, ebenso im
umbr. ambi, in Zusammensetzungen wie amb-oltu, an-
ferener, an-dersafust zu amb- und an- abgeschwächt.
Im umbrischen ist dann auch noch das n geschwunden in
den formen a-ferum, a-ferom = circumferre, a-te-
rafust = circumdederit. Demgemäfs ist anzunehmen,
dals auch in dem sabellischen compositum a-via-tas das
a aus amfi, ambi entstanden ist durch dieselbe stufen-
weise abstumpfung wie im umbrischen. Osk. am-via-nud
verhält sich also, was die form der präposition anbelangt,
zu sabell. a-via-tas wie umbr. co-vertu zu umbr. com-
bifiatu, lat. co-ventionid zu con-ventus für com-
ventus. Im compositum a-via-tas liegt nun ein ein-
facher verbalstamm via- zu gründe. Ob dieser herzuleiten
ist von einem sabellischen nomen via, das dem osk. vio
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142 Conaen
eDtspricht und weg bedeutet, oder dem osk. veia mit der
bedeutung plaustrnm (Fest. s. 368) lälst sich nicht ent-
scheiden. Nimmt man die erste bedeutung an, so ist also
in a-via-tas derselbe Tcrbalstamm der A-conjugation wie
in lat. via-tor, via-ti-cum, die ein verbum via-re vor-
aussetzen. Via-ti-cum ist mit dem su£Sx -co weiter
gebildet von einem participialstamm via-to von via-re
mit der bedeutung „das auf den weg gebrachte oder mit-
genommene.^ So kann im sabellischen a-via-tas auf dem
wege herumgeführte gegenstände bezeichnen. Legt man
hingegen die bedeutung des osk. veia = plaustrum zu
gründe, so bedeutet a-via-tas einfach „herumgefahrene
gegenstände.^ Welche von beiden bedeutungen man nun
auch annehmen mag, da sowohl osk. via als veia auf die
Verbalwurzel des lat. veh-ere zurückweisen, so ist man
berechtigt a-via-tas: circnmvectae zu übersetzen und
asignas aviatas: insignia circumvecta. Die nun
folgenden werte toutai Maroucai fasse ich als dativ
abhängig von der präposition ambi in aviatas; möglich
ist indessen auch, dafs es locative sind. Was unter den
asignas = insignia, die bei dem betfest der auf der
inschnft genannten gottheit herumgeführt werden, für hei-
liges geräth und bildwerk zu verstehen sei, ergiebt sich aus
Dion. Vn, 72: xal fisr avrovg ot r« xa &vfJi(fT'ijQia
xofii^ovteg, i<p wv ägdfiara xal kißavonTog na^ okrjv oSov
i&vfjuäto xal ol rä Ttofineia nagatpigovreg ägyvQlov
xal xpy^iov 7i€7toii]fiiva vd re iBQa xal ra S^fioaia' re-
XevTaioi Sk nctvTünv al rüv &eoSv elxovsg hnofintvov
äfioig in ävSgüv cpBQOfABvai, fioQq>dg rs bfiolag naQkxovaai,
Talg 7ia^ "EkX^ac Ttkarrofjiivaig xal axsvdg xal avjiißola
xal diagsägj (av WQeral xal SoriJQtg av&gciTtoig Jhcaaroi
nagaSiSovrai. In römischen festzügen trug man also zur
schau rauchflsser, goldenes und silbernes geräth, götter-
bilder, Sinnbilder und solche gegenstände, als deren erfinder
und Spender man die betreffenden einzelnen gottheiten an-
sah. Auch auf wagen wurde dieses geräth mitgeföhrt.
Fest. p. 364: tensam ait vooari Sinnius Capito vehiculum.
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zam sabellischen dialekt. 143
quo exuviae deorum ludicris Circensibus in circum ad
pulvinar vehuntur, Ascon. Cic. Verr. I, 59: Tensae
Sacra sunt vehicula pompa ordinnm et hostiarum.
Komische priester ftkbrten bei bitt- und sühnopfem die
opferthiere im festlicben aufzug um den bezirk, für den
sie die gnade der götter erflehen wollten; so die bostiae
ambarvales um die feldmark, die hostiae amburbiales um
die stadtmark, die suovetaurilia auf dem Marsfelde um den
römischen heerbann. Ebenso führten umbrische priester
beim sühn- und bittopfer fQr das volk von Iguvium (po-
pler anferener) opferthiere um die grenzen des Stadtgebietes,
um an drei verschiedenen stellen drei verschiedenen gott-
heiten nach genau bestimmtem ritus zu opfern (AK. II,
1 08 ff.)* ^^^ mufs also aus den bisher erschlossenen wer-
ten der bronze von Rapino folgern, dafs bei dem bitt- und
Sühnopfer fiir die marruvische gemeinde götterbilder und
anderes heiliges geräth im festlichen aufzuge herumgetragen
oder gefahren wurde um die grenzen der feldmark oder
des Stadtgebietes jener gemeinde.
Von den folgenden werten unserer bronzetafel ist der
erste götternamen Joves patres ocres Tarincris be-
reits von Mommsen richtig gedeutet. Der nominalstamm
ocri- bedeutet sowohl altlateinisch (Fest. p. 181, vergl.
unt. dial. p.341) als umbrisch, wo der nominativ ukar
lautet (AK. II, 64), „berg". In den iguvinischen tafeln
wird für einen ocris Fisius, einen dem gotte Fisus
heiligen berg, welcher der tota Ijovina angehört, ein sühn-
opfer gebracht (ocrer pehaner, AK. II, 137). In der
hier in rede stehenden marruvischen Urkunde erscheint ein
heiliger berg Tarincris, der touta Marouca angehörig, wo
ein altar oder ein tempel oder eine opferstätte des Joves
patres gewesen sein mufs. Dafs der italische himmelsvater
Jupiter auf dem gipfel von bergen verehrt wurde, zeigen
unter anderen seine von bergnamen hergenommenen Zu-
namen, wie Jovi Apenino (Or. 1220), Jovi Caelio
(Or. 1559), Jovei Capitolino (Or. 3674), Jovi Vesu-
vio (Or. 1274), der sabinische beinamen Jovi Cacuno
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144 ConMen
(Or. 1209, vergl. 1208), der doch wohl von cacumen ety-
mologisch nicht zu trennen ist, und der altberühmte tempel
des Jopiter Latiaris auf dem Albanerberge. Was die
form der nun hier in betracht zu ziehenden genetive an-
belangt, so entspricht patres von dem consonantischen
stamme pater hinsichtlich des vokales e vor dem genetiv-
zeichen 8 den altlateinischen formen Salutes, Apolones
und den spätlateinischen Caesares, campestres, pa-
ges (für pacis), mare (für maris, verf. lat. ausspr. I,
217) und den umbrischen nomner = nominis, farer
ssfarris (AK. I, 128). Aber auch in den genetiven von
J-stämmen Joves, ocres zeigt sich ein e vor s, während
in demselben Sprachdenkmal die genetive pacris,Tarin-
cris das i erhalten haben. Aus diesem schwanken der
Schreibart in einer und derselben kurzen inschrift darf man
schliefsen, dafs ein mittelton zwischen i und e dem sabel-
lischen dialekt ebenso eigen gewesen ist wie dem lateini-
schen, oskischen und umbrischen. Genetivformen von con-
sonantischen und J-stämmen wie maatreis, carneis,
ioveis finden sich auf sabellischen Sprachdenkmälern nicht,
während doch sonst der diphthong ei diesen nicht fremd
ist, wie die form eituam der vorliegenden inschrift zeigt.
Mit dem marruvischen Jupiter zusammen ist nun eine
Jovia genannt, eine demselben irgend wie verwandte oder
nahestehende göttin. So ward bei den ümbrern eine Tur-
sia Jovia verehrt, an welche in den iguvinischen priester-
urkunden ein gebet gerichtet ist (AE. II, 294). Denselben
Zunamen hatte auch Venus bei den Kömem (Or. 2487),
Venerus Joviae. Die genetivform Jovias entspricht
in ihrer bildung den umbrischen genetiven von A- stammen
wie tutas, Ijuvinas, struh^las, ficlas, famerias,
den oskischen wie eituas, vereias, maimas, moltas,
den altlateinischen wie escas, Monetas, Latonas, ter-
ras, fortunas, vias, devas, Corniscas (lat. ausspr.
II, 139). Was nun das syntaktische verhältnifs der beiden
genetive Joves patres und Jovias anbetriffib, so könnte
man glauben, die namen der beiden gottheiten seien hier
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zun sabellischen dialekt. 145
ohne verbindungspartikel nebeneinander aufgeftihrt. Dar
gegen spricht aber, dafs im weiteren verlauf der inschrift
nur die Jovia um ihre gnade angerufen, Jupiter gamicht
erwähnt wird. Daraus folgt, dafs es sich hier nur um ein
bitt- und sühnopfer der Jovia handelt, dafs mithin der
genetiv Joves patres abhängig ist von Jovias, kurz dafs
von einer Jovia des Jupiter vom berge Tarincris
die rede ist. So wurde in den anruftmgen und gebeten
römischer und umbrischer priester den namen untergeord-
neter weiblicher gottheiten der name derjenigen gröfseren
und bedeutenderen gottheit im genetiv beigesetzt, der sie
angehörig oder verwandt gedacht werden. So stand in den
römischen priesterbüchern geschrieben. Gell. XIII, 22:
Luam Saturni, Salaciam Neptuni, Horam Qui-
rini, Virites Quirini, Maiam Volcani, Heriem
Junonis, Molas Martis, Nerienemque Martis, und
dem entsprechend findet sich auf einer inschrift, Or. 1254:
Fortuna Jovis pueri primigenia. Dieselbe bedeu--
tung haben auf den iguvinischen tafeln die anrufungen:
Prestöta Qerfia Qerfer Martier, Tursa 9®rfia
Qerfer Martier (AK. 11, 266), Vesune Puemunes
Puprikes (11,365). Darausfolgt mit Wahrscheinlichkeit,
dafs die marruvische Jovia zu ihrem Jupiter in ähnlichem
verhältnifs stand wie die römische Juno zum Jupiter, dafs
jene beiden gottheiten auf dem berge Tarincris in ähnlicher
weise verehrt wurden wie diese auf dem capitolinischen
hügel. Dies wird um so einleuchtender, wenn es richtig
ist, was weiter unten zur spräche kommen wird, dals die
sabellische Jovia den beinamen Regen a führte, das heifst
Regina wie die römische Juno.
Noch bleibt das letzte wort des vorliegenden satzes
zu erörtern, agine. Man könnte versucht sein, dasselbe
mit umbr. acnu, osk. akenei etymologisch zusammenzu-
stellen. Da aber in den sabellischen Wörtern unserer tafel
pacris, ocres, Tarincris, Maroucai, eafc, esuc^
Cerie das c überall gewahrt erscheint, wo es in den ent-
sprechenden umbrischen oder oskischen Wörtern steht oder
IX. 2. u. 8. 10
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146 Corssen
stehen würde, so müfste einem umbr. acnu, osk. akenei
ein sabell. acine entsprechen, und der Übergang eines c in
g in agine wäre nicht gerechtfertigt. Demnach ist diese
wortform von jener umbrisch-oskischen zu trennen. Dafs
ag-in-e dem lat. ag-on-ium stammverwandt ist und des-
sen bedeutung theilt, hat Huschke (s. 248) zwar richtig
vermuthet, aber die ganze erklärung wieder dadurch in Ver-
wirrung gebracht, dafs er von dem anfangswort des fol-
genden Satzes eafc das stück «afan agine angeflickt hat,
trotzdem dafs doch nach diesem worte in der schrift der
bronzetafel ersichtlich ein absatz gelassen ist. Ebel ver-
muthet, dafs ag-in-e eine Wortbildung sei wie umbr. nat-
in-e, fer-in-e, tribris-in-e, osk. tang-in-ud, me-
dicat-in-om, deren sufBx -ion durch schwinden des o
zu -in eingeschrumpft ist (V, 420, vgl. Bugge V, 4), und
lautlich würde ja ein sabelUscher ablativ ag-in-e zu den
angefahrten umbrischen vortrefflich passen. Nur ein be-
denken bleibt bei dieser erklärung noch aus dem wege zu
räumen. Während nämlich jene umbrischen abstracta auf
-in für -ion durch zugehörige weibliche adjectiva als femi-
nina gekennzeichnet sind wie die entsprechenden lateini-
schen auf -ion, während dasselbe geschlecht ftir osk. t an-
gin ud aus dem zugehörigen adjectiv moinikad (c. Ab.
z. 50) erhellt, also auch für medicatinom folgerichtig
angenommen werden mufs, wird das sabell. agine durch
das davorstehende esuc im folgenden satz als masculinum
oder neutrum bezeichnet. Da nun schwer zu glauben ist,
dafs im sabellischen abstracta auf -ion abweichend von
den drei Schwesterdialekten masculina oder neutra gewesen
seien, so wird man für agine die EbePsche erklärung des
Suffixes etwas zu modificiren haben. Das suffix, mit dem
ag-in-e gebildet ist, könnte dasselbe -on sein, das in
ag-on-ium durch ein zweites -io weiter gebildet und ein-
fach im griech. äy-dv vorhanden ist. Das o des Suffixes
wäre dann im ablativ ag-in-e zu i gekürzt und erleich-
tert wie in den lateinischen ablativen card-in-e, ord-
in-e, turb-in-e, tud-in-e, marg-in-e u. a. Latei-
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zum sabelliBchen dialekt 147
nisches nnd sabellisohes ag-on- verhielte sieh demnach
zur verbalwurzel ag- „filhren, ziehen", wie lat. tud-on
zur verbalwurzel tud- ^jStofsen." Allein auch gegen diese
erklärungsweise erheben sich bedenken. Das umbrische
erhält das sufiSx -on unversehrt, wo es sich im lateini-
schen zu -in schwächt, wie umbr. hom-on-us neben lat.
hom-in-ibus zeigt. In den namen sabinischen Ursprungs
Per-on-ia, Herd-on-ius, Pomp-on-ius bleibt -on
ebenfalls unverändert. Dasselbe findet statt in den casus
obliqui des sabinischen adjectivs Ner-o = fortis: Ner-
on-is (Suet. Tib. I), veg-wv-ag (Lyd. de mens. 4, 42).
Nach dieser analogie müfste man auch sabell. ag-on-e
erwarten statt ag-in-e, wenn daseinfache -on das suffix
wäre. Wenn hingegen von dem sabinischen abstracten sub-
stantivum ner-io der accus, sing, ner-ien-em, der nom.
plur. ner-ien-es lautete, wie von Anio gen. sing. An-
ien-is (Gell. XIII, 22), so zeigt sich hier eine assimilation
des o vom suffix -ion zu dem i desselben, wie in Alles
==lat.Allius auf dem stein von Chieti. Daneben wird
aber auch noch eine nebenform NriQlvriQ überliefert (Lyd.
de mens. 4,42), die aus Nerienes entstanden ist, indem
das e sich dem vorhergehenden i zu i assimilirte und mit
demselben zu i verschmolz, wie in sin t fQr sient. EUemach
mufs man annehmen, dafs in ag-in-e das suffix -in ebenso
entstanden ist, wie in Ner-in-es, das heifst aus -ion, also
der form nach dasselbe ist wie in den oben erwähnten osk.
und umbr. Wörtern. In bezug auf das geschlecht aber stellt
sich ag-in-e den lateinischen masculinen wie pug-ion-,
8cip-ion-, un-ion-u. a. zur seite. Demnach bedeutet
also Jovias agine ein fest der Jovia, vde von den römi-
schen Pontifices ein festtag des Mars agoniumMartiale
genannt wurde (Macrob. Sat. 1,4, 15). Von dem ablativ
agine, der wie die entsprechenden umbrischen und latei-
nischen sein auslautendes d eingebüfst hat, hängt nun der
genetiv Jovias ab. Dann ist also der sinn dieses ganzen
Satzes: „Heiliges geräth und bildwerk wird rings um den
10*
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148 Corssen
gemeindebezirk von Marruvium gefahren oder getragen bei
dem festzuge der Je via des Jupiter vom berge Tarincris.*^
Es folgt nun der dritte satz der inschrifl: Eafc esuc
agine asum Ba . Bu . Poleenis feret. Um mit den
beiden pronominalformen zu anfang des satzes anzufangen,
so ist esu-c ablat. sing. masc. des pronominalstammes
eso- mit enklitisch augefQgtem -ce, das zu -c abgestumpft
ist, entspricht also genau dem umbrischen abl. sing. masc.
esu-k, eso-k von demselben stamme und dem oskischen
eisu-c in eisu-c-en, eizu-c, vom gleichen stamme
eiso-, eizo-. Auch hier zeigt der sabellische dialekt in
Übereinstimmung mit dem umbrischen wie in den genetiv*
formen Joves, patres, ocres ein e, wo das oskische
ei hat. Da das esuk auf das unmittelbar vorhergehende
agine bezug nimmt, so wird man es wie das umbr. esu-k
durch hoc wiederzugeben haben (AK. I, 135 ff.).
Die pronominalform ia-f-c zu anfang des satzes zer-
gliedert sich in drei bestandtheile. Der erste ia- ist das
femininum des pronominalstammes i, das der umbrische
dialekt in dem accus, sing, ea-m, ea-f, der oskische in
dem nom. sing, lo-c (für la-c) zeigt. Der zweite be-
standtheil, das f-, ist der rest des suffixes -fem, skr.
-bhjam, das mit locativer bedeutung erscheint in umbr.
i-fe = i.bi, tra-f=trans (AK. ü, 352), osk. pu-f
= ubi, stati-f = statim (feststehend). An die locativ-
form ia-f ist dann noch das enklitische -ce getreten und
zu c abgestumpft. Die sabellische form ia-f ist der be-
deutung nach gleich der umbrischen i-fe, nur dafs hier
an den männlichen, dort an den weiblichen pronominal-
stamm das pronominalsuffix getreten ist. Auch casusfor-
men von weiblichen pronominalstämmen werden ja zu orts-
adverbien verwandt; so im lateinischen die ablative ea,
qua, hac, illac, istac, im umbrischen der feminine ab-
lativ erak vom pronominalstamme ero-, der die locative
bedeutung dort hat (AK. II, 369). Also bedeutet ea-f-c
daselbst, dort eben, und weist auf die im vorigen satz
erwähnte örtlichkeit, die touta Marouca hin.
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zum sabelUschen dialekt. 149
Von deo folgenden worten dieses satzes ist feret
schon als fert gedeutet; man sucht also ein subject, das
trägt, und ein object, das getragen wird. Das letztere ist
oiSenbar asum, der accusativ eines U-stammes asu-, der
im umbrischen aso- lautet. Von demselben stamme ist
volsk. asif ftir asuif eine locativform mit der bedeutung
ad aram, wie anderen ortes nachgewiesen worden ist
(verf. d. volsc. ling. p. 10). Die bedeutung der Wortverbin-
dung asum-feret ergiebt sich aus der vergleichung einer
stelle der ignvinischen tafeln Vlb, 50: aso destre onse
fertu, d.h. aram dextra ansa ferto (AK. 11,245);
nach diesen worten soll jemand bei dem umzug des sühn-
opfers einen tragbaren altar an der rechten handhabe tra-
gen; diese person ist der arsfertur, der darbringer, näm-
lich ein priester von Iguvium aus der brüderschaft von
Attidium, an den die ritualvorschriflen der ignvinischen
tafeln gerichtet sind, und der mit ausfbhrung derselben vom
coUegium beauftragt ist (AK. a. o. II, 37 ff.). Die worte
asum-feret der bronze von Rapino zeigen also, dafs in
genauer Übereinstimmung mit dem umbrischen ritual bei
dem festzuge des sühn- und bittopfers der Jovia um die
marruvische mark unter dem anderen heiligen schmuck und
geräth eine person einen tragbaren altar trägt. Dies ge-
schieht in der absieht, um bei dem umzug an verschiede-
nen stellen zu opfern, wie das umbrische priester beim
opfer für die sühnung des volkes (popler anferener,
AK. II, 108 ff.) an drei verschiedenen stellen thun. Wer
ist nun diese person, die den altar trägt? Die tafel nennt
seinen familiennamen Poleenis. Die form dieses nomir
nativs entspricht genau den oskischen nominativen von
fSämiliennamen Viibis, Heirennis, Kalinis, Niumsis,
Pakis, Stenis, Ohtavis, den umbrischen Trutitis,
Koisis, den provinciallateinischen Brutis, Pulvis, Ven-
tinaris, die sämmtlich das auslautende o ihres suffixes -io
vor dem s des nominativs eingebüfst haben (vgl. V, 89).
Der sabellischen namensform Poleenis würde also eine
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150 Conneii
römische Pollenius oder Pollinias entsprechen, die
wie Pollio auf pollere zurdckzuführen wäre.
Nach der auf oskischen, umbrischen und volskischen
Sprachdenkmälern üblichen Schreibweise zu schliefsen, sind
dann die buchstaben Ba die anfangsbuchstaben von dem
Vornamen des genannten Poleenis und Bu von dem Vor-
namen des vaters; wie diese vomamen sabellisch gelautet
haben, läfst sich nicht bestimmen. Dafs dieser Poleenis,
der beim festznge der Jovia ausdrücklich als träger des
altars in dem opferstatut genannt wird, irgend ein priester-
liches amt bekleidete, darf man daraus schliefsen, dals bei
den umbrem der arsfertur, ein hauptpriester es war, der
den altar beim umzug des erwähnten sühnopfers trug«
Auch in den Protokollen der römischen arvalbrüder wird
der priester ausdrücklich genannt, der das hauptgeschäft
bei der gottesdienstlichen handlung hat, Marini Atti d.
fr. Arv. tab. XLI: Postea inde praetextati capite velato
vittis spiceis coronati locum adscenderunt et per Alfe-
num Avitianum promagistrum agnam opimam immo«
laverunt et hostiae litationem inspexerunt. Der eben be-
sprochene Satz in der inschrifk von Rapino ist also zu
übersetzen: Ibi hoc agonio aram Ba . Bu . f. Polle-
nius fert.
In dem nun folgenden satz: Regen [a] pi[a] Cerie
Jovia pacrsi sind zunächst die namen der göttin Jovia
zu besprechen. Ist die ergänzung der beiden ersten Wörter
richtig, so ist regena das sabellische wort für das latei-
nische regina, und es läfst sich daraus der schlufs zie-
hen, dafs bei beiden Völkern das wort ftlr könig dasselbe
war. Wie in Regen[a] zeigt sich sabellisch e vor dem
n des Suffixes in mesene auf dem stein von Aquila, von
dem weiter unten die rede sein wird, in Poleenis und
in den von den grammatikern als sabinisch überlieferten
Wörtern fasena (Vel. Long. p. 2230. P.), terenum (Ma-
crob. Sat. II, 14). So findet sich auch auf oskischen mün-
zen von Uria ürena neben Urina geschrieben. Im alt-
lateinischen zeigen die formen cisalpeina, peregreinos
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zum sabelliaciien dialekt. 151
einen mittellaut zwischen e und i vor dem suffix -no,
-na (verf. lat. ausspr. I, 212). Das zweite beiwort der
marruvischen Jovia: Pi[a] erhält auch die römische Juno,
Ghrut. 25, 1 : Junoni Piae. Der dritte zaname der göttin:
Cerie ist desselben Stammes wie lat. Ceres und Cerus.
Das letztere findet sich sowohl als zuname des Janus in
den gebeten der Salier, wo dieser gott Cerus Manns,
d.h. Creator bonus genannt wurde (Fest. p. 122), wie
als selbstständiger göttorname in der sehr alten lateinischen
gefäfsaufechrift Keri pocolom (Ritschi, fictil. Lat. ant.
p. 17). Im oskischen ist desselben Stammes Kerri =
Cereri und das davon abgeleitete Kerriio-, das vielen
götternamen der weiheinschrift von Agnone beigesellt er-
seheint. Dieser letzteren entspricht eine lateinische Cere-
rio- in der inschrift, Or. 1521: Augustae Bonae Deae
Cererie sacrum. Die ableitung aller dieser namensformen
von skr. wz. kar „machen'^ ist klar; eine schaffende kraft
wird allen gottheiten beigelegt, die solche namen oder zu-
namen führen, also auch der marruvischen Jovia Cerie.
Der nominativ oder vocativ Cerie aber ist aus Ceria
abgeschwächt, indem das i sich das folgende a zu e assi-
milirte. So ist der name der quelle Neminie in der sabi-
nischen Eeatina aus Neminia entstanden (Plin. H. N. II,
230. SilL), ebenso lat. Heriem (Gell. XIII, 22) aus He-
riam. In gleicher weise erklären sich lat. barbaries,
durities, luxuries, moUities u.a. neben barbaria,
duritia, luxuria, mollitia u. a. (verf. lat. ausspr. I,
303), abgesehen von dem neu angetretenen nominativzei-
chen s in jenen formen; ebenso umbr. kvestretie =r
qnaestura, uhtretie = auctoritas, deren suffix -etie
dem lateinischen -itia entspricht. In ähnlicher weise wurde
durch vorhergehendes i folgendes o zu e assimilirt in den
sabellischen namen Nerienem, Alies, wie in den vols-
kischen Cosuties, Tafanies, Pacvies (verf. d. Volsc.
ling. p. 5. 26).
Wie mm auf der bronze von Rapino die benennungen
derselben göttm Regen[a] Pi[a] Cerie Jovia gehäuft
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162 Consen
erscheinen, so findet sich ähnliches anch in lateinischen
Weiheinschriften. Man vergleiche Or. Henz. 5659a: Ju-
none Sispitei Matri Reginae (vergl. Or. 1308. 1309.
4014). Momms. I. N. 5164: Junone Re[gina] Ma-
trona. Or. 1521: Augustae Bonae Deae Cererie
(vergl. Or. 1485. 1541 u. a.).
Das nach dem namen der Jovia folgende pacrsi ist
von Huschke (s. 250) im wesentlichen richtig erkannt wor-
den. Pacr ist die femininform vom stamme pacri-, die
sich auch im umbrischen findet und den lateinischen femi-
ninformen acer, alacer, volncer (Bugge VI, 160) ent-
spricht. Das si ist enklitisch angefügt und in folge dessen
das e von pacer zu einem stummen laut eingeschrumpft,
daher nicht mehr geschrieben. Das si ist entweder sit,
da sich auch weiterhin auf unserer bronzetafel eine dritte
person conj. präs. finden wird, die das personalzeichen t
nach dem moduszeichen i abgeworfen hat, oder die zweite
person sing. conj. präs. für sis. In den umbrischen anru-
fungen pacer sir, pacer si, pacersei ist sir, si, sei
sicher zweite person sing. conj. präs. des verbum erom =
esse (AK. II, 138), so dafs die gottheit selbst in der
gebetformel angeredet wird. In Übereinstimmung mit die-
sen umbrischen anrufiingen möchte man auch auf der vor-
liegenden gottesdienstlichen Urkunde der Sabeller das si als
zweite person fassen und annehmen, dafs eine directe an-
rufung der Jovia in die bestimmungen über die feier ihres
bet- und sühnopfers eingerückt wäre, wie sie bei derselben
üblich war. Dann bedeutet also Regen[a] Pi[a] Cerie
Jovia pacrsi: Regina Pia Ceria Jovia pacifera
(i. e. propitia) sis. Aber freilich kann das si auch, wie
Huschke annimmt, in voller Übereinstimmung mit dem bis-
her gefundenen sinne des ganzen opferstatuts als sit ge-
fafst werden.
In dem letzten satz der inschrift: eituam amatens
venalinam, nitaa nipis pedi suam hat Mommsen in
eituam den accusativ von eitua = pecunia erkannt,
von dem sich im älteren oskischen die formen eitiuvam.
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zum sabeWschen dialekt. 153
eitinvad, im jüngeren der tafel von Bantia eituas, ei-
tuam Yorfindea. Als adjectivum zu dem sabstantivom
erscheint ven-ali-nam, eine Wortbildung, in der der la-
teinische adjectivstamm ven-ali enthalten und durch ein
neues sufiSx -na weiter gebildet ist. Im lateinischen ist
ven-ali- erweitert durch das suffix -icio in ven-ali-
cius. Wenn im lateinischen venali- ,,käuflich^ bedeutet^
so darf man dieselbe bedeutung auch für das ganz gleiche
sabellische wort ansetzen; folglich bezeichnet venalinam
,,ein ding, das zum käuflichen gehört oder in irgend einer
beziehung steht^, und demgemäis eituam venalinam
wie lat. pecuniam venaliciam ein „kaufgeld^ oder
eine kaufsumme.
Schwierigkeiten in form und bedeutung, die ich nicht
vollständig zu lösen vermag, bietet die verbalform ama-
tens. Vergleicht man die oskischen perfectformen tere-
mna-ttens, profa-ttens und berücksichtigt, dafs auf
der bronze von Kapino wie auf den übrigen sabellischen
Sprachdenkmälern die consonanten nicht doppelt geschrie-
ben werden, so liegt der schlufs nahe, dafs ama-tens für
ama-ttens eine dritte person plur. ind. perf. eines ein-
fachen oder zusammengesetzten verbum der A-conjugation
ist. Dann liefse sich der stamm a-ma- derselben zerlegen
in die wurzel ma- und in die präposition a ftlr an = in
wie in a-signas, deren n sich dem anlautenden m des
einfachen verbalstammes assimilirte, dann aber in der schrift,
welche doppelte consonanten überhaupt nicht schrieb, nicht
bezeichnet wurde, so dafs also a-ma-tens fQr am-ma»
ttens geschrieben und aus an-ma-ttens entstanden wäre.
Setzt man nun die wurzel ma „messen" für diese verbal-
form an (vergl, G. Curt. griech. etym. I, n. 461), so würde
also der zusammengesetzte verbalstamm eigentlich bedeuten
einmessen, und könnte mit eituam venalinam ver-
banden entweder den sinn einzahlen oder einnehmen
erhalten. Andrerseits aber kann die oskische perfectform
opsensssoperaverunt zur erklärung herangezogen wer-
den, so dafs a-mat-ens zu theilen wäre. Wie ops-ens
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154 Consen
aus opsa-fens durch vokalausstoisttng und asaimilatiou
zusammeDgescbrumpft scheint, so könnte a-mat-ens aus
an-mata-fens erklärt werden. Das mat- konnte die
durch t aus ma- erweiterte wurzel sein, die sich auch im
lateinischen met-i-ri findet. Aber auch bei dieser an*
nähme bleiben die oben angefahrten verschiedenen aus-
legungen der bedeutung einzahlen oder einnehmen möglich.
Indem ich nun die firage, ob amatens aus an-ma-
ttens oder aus an-mat-ens entstanden sei, offen lasse,
glaube ich doch die bedeutung, sie haben eingezahlt,
aus folgenden sachlichen grQnden darthun zu können. Läge
in amatens der sinn sie haben eingenommen, so
müfste man erwarten, dais ein bestimmtes subject zu ama-
tens genannt wäre, d. h. irgend welche priester oder welt-
liche beamte, die das geld zum festzug und opfer der Jovia
einnehmen. Da sich aber ein solches subject zu amatens
in der inschrift nirgends findet, so muTs das subject des-
selben ein allgemeines, unbestimmtes sein, nämlich „man^
oder „die leute der touta Marouca.** Das sind aber offen-
bar die Zahler, nicht die einnehmer, wenn es sich um
eins Ton beiden handelt. Von diesem einzahlen des geldes
zu gemeinsamen opfern und festen ist bei einsetzung des«
selben vielfach die rede. Von der einsetzung der Paga-
nalien heifst es bei Dionysius IV, 15: elg Si tiJv -ö'VGiav
ravrriV xai tr^v avvoSov kxilBvat tovg ofioTidyovQ xard
xe(pakt]V ojQiafiivov vofiiafiä rv Bla(peQ6iVy tr^ov
fiiv Tt Tovg avSgag iregov di ri rag ywalxag^ akko di ri
Tovg avTjßovg l| ov awa^i&fAti&ivTog vno rüv htpBatrixoraiv
Tolg IsQOig (pavBQog 6 rwv ccv&qwthov ägid-fiog hyivBto xard
yivrj T6 xal xa& Tjhxiav. Hier zahlen also die bezirks-
genossen das geld fär das opfer, gewisse opfer Vorsteher
nehmen es ein und zählen es. An derselben stelle berich-
tet Dionysius, dais eine bestimmte geldsumme eingezahlt
wurde fQr die neugeborenen kinder in den schätz der Juno
Lucina, für die mannbar gewordene Jugend in den schätz
der Juventas, und fQr die gestorbenen in die tempelkasse
der Venus Libitina^ und es heilst an der stelle: Hra^a oaov
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zum sabelliachen dialekt. 155
i8€$ vofiiiSfia xaratpiQBiv vnhg ixdarov tovg ngoatj'
xovrag elg fiiv rov rrjg Eiksi&vlag ß'riaavQov etc. Zu
anderen opfern wurden nicht geld, sondern naturalien von
den betheiligten genossenschaften angebracht, wie zu den
Compitalien (Dion. IV, 14) zu dem gemeinsamen opfer des
Latinerfestes (a. o. IV, 49) und anderen. Auch die umbri-
scben Sprachdenkmäler sind hier in betracht zu ziehen.
Nach der treMichen erklärung von Aufrecht und Kirchhof
ist die zweite lateinisch geschriebene hälfte von der rück-
Seite der fünften iguvinischen tafel das bruchstück eines
priesterlichen heberegisters (II, 353 ff.). In demselben sind
einmal die naturallieferungen oder entsprechenden geldbei-
träge zu den kosten des gemeinsamen bundesopfers ver-
schiedener umbrischer gemeinden aufgezeichnet, die von
zweien derselben, den Claverniem und Casilaten, an das
den gemeinsamen gottesdienst besorgende priestercoUegium
der Attidii abgeführt werden, dann aber sind die gegen-
leistungen ähnlicher art bestimmt, welche dieses coUegium
an je zwei Sendboten dieser gemeinden zu verabfolgen hat.
Dort wiederholen sich formein wie:
Claverniur dirsas herti fratrus Atiersir.
Clavernii dent placet fratribus Attidiis.
Gasilos dirsa herti fratrus Atiersir.
Casilas det placet fratribus Attidiis.
(Ueber herti vergL Ebel V, 408). Nur die handlnng
des gebens, d. h. des lieferns oder zahlens ist in
diesem heberegister wiederholt durch die verbalformen dir-
sas, dirsa bezeichnet; es findet sich kein wort auf dem
genannten stück der tafel, das die handlung des einneh-
mens bezeichnet Ein verbum von jener bedeutung wird
man daher auch in der Urkunde über das sühn- und bet-
opfer der marruvischen Jovia zu suchen haben. Das ein«-
zahlen des geldes in eine kasse oder einen tempelschatz,
das in den obigen griechischen stellen durch tlacpig^iv^
%aTa(piQBiv bezeichnet ist, wird im lateinischen bezeich-
net durch den ausdruck arcae inferre (vergl. Or. 2428.
2417. 2145 u. a.). Diese bedeutung von tlatpigBiv^ in-
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156 Cofseen
ferre hat man also auch (für amatens anzosetzen, uod
zu fibersetzen: sie haben eingezahlt.
Von den folgenden Wörtern unserer bronzetafel nitaa
nipis pedi suam werden zuerst die drei letzten in die
Untersuchung gezogen. Man vergleiche mit diesen folgende
formen der tafel von Bantia:
z. 28: nep censtur fuid.
z. 29: tr[ibunus] pl[ebi8] ni fuid.
z. 8. 14: comono ni hipid.
z. 17: comonom ni hipid.
z. 28: ni pim pruhipid.
So ist einmal klar, dafs sabell. nipis, lat. nequis bedeutet
wie osk. ni pim lat. ne quem; es erhellt femer, dafs
nach dem verbietenden ni eine abhängige conjunctivform
zu erwarten ist wie in den oskischen verbotformeln, und
dafs diese conjunctivform ped-i ist, deren moduszeichen i
ist, wie in dem s-i von pacrsi in dem umbrischen s-i
(vielleicht auch in umbr. her-i, Ebel V, 408), in den os-
kischen formen fu-i-d, hip-i-d, pruhip-i-d wie in den
lateinischen s-i-m, vel-i-m, du-i-m, ed-i-m und aus
der älteren spräche verber-i-nt, temper-i-nt, car-
i-nt, fin-i-nt (vergl. n. jahrb. 78,370). Das personen-
zeichen der dritten person t- ist in ped-i abgefallen wie
in umbr. si för sit, fapia =faciat, portaia = por-
tet, habia = habeat u. a. Da nun die sabellische form
ped-i kein zeichen einer perfectform an sich trägt, da
andere conjunctivformen zur vergleichung auf sabellischen
Sprachdenkmälern sich nicht finden, so mufs man ped-i
wie 8-i in derselben inschrift för einen conjunctiv präsentis
halten. Für denselben conjunctiv präsentis mufs ich gegen
Bugge (VIII, 39) nach wie vor auch das osk. fu-i-d
halten, da ich mich nicht fiberzeugen kann, dafs diese con-
junctivform nach der analogie von osk. deicans == di-
cant und lat. fuat nothwendig fuad lauten mfifste (vergl.
Ebel y, 412). Wenn im lateinischen verschiedene formal
des conj. präs. nebeneinander stehen, wie velim und vo-
lam, duimunddem, carintund careant, temperint
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zum sabellischen dialekt. 157
und temperent, finit und finiat, faciem, recipie-,
dicem, attinge- neben faciam, recipiam, dicam,
attingam, so scheint mir kein genügender grund vor-
handen, dem oskischen Schwesterdialekt die form des con-
junctiv präsentis mit i neben der mit a abzusprechen. Ein
lautlicher grund aber ist sicher nicht vorhanden, weshalb
ursprüngliches moduszeichen -ia nicht im conj. präs. ebenso
zu i verschmelzen konnte wie im conj. perf. Ueberdies
ständen nach Bugge's ansieht im oskischen nebeneinander
die beiden conjunctive perf. fuid und fusid, was doch
mindestens so auffällig wäre wie der oskische präs. conj.
fuid neben lat. fuat, osk. deicans.
Was nun den stamm und die bedeutung der conjunc-
tivform pedi anlangt, so liegt es nahe, den stamm ped-
mit lat. pend- zusammenzustellen, so dafs pedi lat. pen-
dat bedeutet. Wenn in aviatas, asignas, amatens
sabell. n vor folgendem v, s, m ausfiel, so kann der ausfall
des n vor d in pedi ebenso wenig befremden wie in lat.
faciedos, kaledas fär faciendos, kalendas (verf.lat.
ausspr. I, 10). Im umbrischen wird der verbalstamm
pend- durch assimilation zu penn-, wie dies auch die
lateinische form dispennite zeigt, und zu pen-; das n
ist dann ganz geschwunden in ampetu ftkr ampentu ==
impendito (AK. ü, 343. 413). Dafs im sabellischen
-nd nicht zu nn assimilirt werden brauchte, zeigt der als
sabinisch angefahrte göttername Larunda (Yarr. L. L.
V, 74), der form nach mit der endung des sogenannten
gerundivs -unda gebildet, während in oskischen gerundi^n
wie upsannam OXr upsandam = operandam, und in
umbrischen, wie pehaner ftiir pehander = piandi, an-
ferener ftir anferender = circumferendi, jene assi-
milation stattfand. Dafs der sinn pen dat, der für pedi
gefunden ist, in den Zusammenhang pafst, ergiebt sich aus
dem sinn der formel nipis pedi suam. Mit dieser sind
die formein lateinischer inschriften zu vergleichen, wie sua
impensa (Or. 1494), impensa sua (Or. 250b), suo im-
pendio (Or. 2322), suis impendis (Or. 2360). Daraus
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158 Conten
ergiebt sich, dals in dem sabellischen opferstatot wie in
jenen lateinischen inschriften vom aufwenden eigener kosten
die rede ist. Zu suam unserer bronzetafel ist eituam
zu ergänzen. So findet sich osk. suvad eitiv (f&r eitiu-
vad, Bugge 111,25) entsprechend der auf lateinischen de-
dicationsinschrifben häufigen formel sua pecunia oder de
sua pecunia, wof&r auch oft blos de suo steht.
Es bleibt nun noch nitaa zu deuten übrig und es mag
vergönnt sein eine erklärung vermuthungsweise zu
versuchen, die wenigstens lautlich gerechtfertigt ist und
durch analoge entstehung von Wortbedeutungen in den zu-
nächst verwandten sprachen gestützt wird. Dieses nitaa
scheint eine zusammengesetzte negative conjunction. Der
erste theil derselben stimmt zu dem ni des folgenden ni-
pis, man darf ihn daher als lat. ni, nei, ne ansetzen.
Das taa- stellt sich dar als eine casusform des demon-
strativen pronominalstammes ta-, to-, der in lat. tarn,
tum, is-te enthalten ist, und zwar wie die durch aa
bezeichnete vokallänge schliefsen läfst als abl. sing, fem.,
dessen d abgefallen ist, wie dies in dem ablativ agine
geschah. Ein solcher ablativ ist auch in lat. i-ta vorhan-
den, wie aus der messung itäque bei Naevius erhellt (lat.
ausspr. I, 331). Wenn dieses -taa „so" bedeutet, so hat
ni-taa den sinn „so nicht% wie lat. ni-si, osk. nei-suae,
umbr. no-sue „wenn nicht", lat. ni-cum in do-ni-
cum „wann nicht" (lat. ausspr. II, ö5. 285), ebenso wie
umbr. ni-po in ar-ni-po. Für si-ne ward altlat. ne-si
gebraucht (Fest. p. 165); dieses ne-si wie si-ne bedeutet
eigentlich „so nicht", da das si dieselbe locativform des
demonstrativen pronominalstammes so-, sa- ist, die in
si-c sich erhalten hat (vgl. hi-c, illi-c, isti-c von den
Stämmen ho-, illo-, isto-). Der negative sinn von ne-si
und si-ne „so nicht" schlägt aber in den positiven „an-
ders, gesondert" über und so erwächst die präpositio-
neile bedeutung „ohne". In derselben weise kann ni-
taa ursprünglich „so nicht", dann positiv „anders"
bedeuten. Man vergleiche folgende beiden Vordersätze von
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znm sabellischen dialekt. 159
römischen maltbestimmungen , Or. 2417: quod si adversus
ea quid egerint sive quid ita non fecerint ct. und leg.
Num. Fest. p. 5: Si quis aliuta faxit ct. so hat das ita
DOD, ^so nicht % der ersten die bedeutung von aliuta
„anders^ in der zweiten. So darf man vermuthen, dafs
auch ni-taa eigentlich ita non bedeutete und daher den
sinn aliuta erhalten habe.
Die ganze schlufsformel der bronze von Kapino: ei-
tuam amatens venalinam, nitaa nipis pedi suam
wäre also nach der vorstehenden worterklärung zu über-
setzen; pecuniam intulerunt venaliciam, aliuta ne-
quis impendat suam; der sinn der worte wäre dem-
nach : das geld zum ankauf för alles zum opfer und fest-
zuge der Jovia nöthige hat die gemeinde Marouca aufge-
bracht, auiserdem soll kein Privatmann eigenen kostenauf-
wand haben. Bei den Römern wurden beitrage zu den
opfergaben ftkr die götter gelegentlich nach dem vermögen
bestimmt. So Liv. XXII, 1: matronaeque pecunia col-
lata, quantum conferre cuique commodum esset,
donum Junoni Reginae in Aventinum ferrent — libertinae
et ipsae, unde Feroniae donum daretur, pecuniam pro
facultatibus suis conferrent. Ebenso war es zu Rom
nichts seltenes, dafs reiche leute bei öffentlichen opfern
und festzügen auf ihre kosten opferthiere, wein, Weihrauch
oder mahlzeiten fQr priester, beamte oder volk beschafften.
So heifst es, um aus vielen beispielen eines zu wählen Op.
2489 : tres equites Romani a plebe et tres libertini hostias
singulas immolent et colonis et incolis ad supplicandum
numini eins thus et vinum de suo ea die prae-
stent. Diesem de suo praestare wird durch die schlufs-
formel nipis pedi suam bei dem bet- und sühnopfer der
Jovia vorgebeugt, indem die kosten zum ankauf des opfer-
bedarfes von der gemeinde aufgebracht sind.
Folgendes ist also die wörtliche lateinische Überset-
zung der sabellischen inschrifl von Rapino:
Sacri paciferi civitati Marruvicae leges:
Insignia feruntur circumvecta civitati Marru-
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IM Gonsen
Ticae Jovis patris montis Tarincris Joviae
agonio.
Ibi hoc agonio aram Ba. Bu. f. Pollenius fert.
Regina Pia Cerie Jovia pacifera sis (sit?)
Pecuniam venaliciam intulerunt, aliuta (?) ne-
quis impendat suam.
Für die geschiebte italischer gottesdienste stellen sich
hiemach folgende ergebnisse heraus. Auf dem berge Ta-
rincris in der Mark der Marruvischen gemeinde ward Ju-
piter verehrt und mit ihm eine göttin, die durch ihre be-
nennungen Regina Pia Ceria Jovia als die reine (oder
gute) schaffende himmlische königin bezeichnet vnrd und
der römischen Juno Regina entspricht. Ihre gnade zu er-
flehen wird ein betopfer veranstaltet mit feierlichem umzug
um die Mark der gemeinde, bei dem heiliges geräth, bild-
werke und Sinnbilder der gottheit aufgeführt werden. Ins-
besondere wird von einem Pollenius ein tragbarer altar
herumgetragen, auf dem an verschiedenen stellen geopfert
werden soll. Zum ankauf des zu diesem opferfest noth-
wendigen bedarfes hat die gemeinde eine summe eingezahlt,
einzelne privaüeute haben dazu auf eigne kosten nichts
beizutragen.
2. Der Cippus von S. Benedetto.
Novesede
pesco pacre.
Zur erläuterung dieser aufschrift eines im alten Mar-
ruvium Marsorum gefundenen Steines weist Mommsen (unt.
dial. s. 339. 342) die form Novesede in einer sehr alten
Inschrift des haines von Pesaro nach und macht darauf
aufmerksam, dafs die lateinische form des götternamens
Novensiles aus jener älteren Novensides entstellt sei.
Das d ging also in 1 über wie in lacrima, levis, lau-
tia, lingua, olere impelimenta verglichen mit da-
crima, griech. ddxQva^ SafriQ^ dingua, odor und
odefacit, impedimenta (lat. ausspr. I, 81). Daher er-
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zum sabellischen dialekt. 16 t
weist sich die ableitung jenes götternamens von novem
und einem nomen vom stamm von sedere als richtig und
Noven-sides entspricht in seinem zweiten compositions-
Uieile den Zusammensetzungen prae-sides, de-sides, re-
sides. Die Verbindung eines Zahlwortes mit einem nomen
ist wie in duoviri, tresviri, quatuorviri, quinque-
viri, decemviri, centumviri. Neun-safsen ist dem-
nach der sinn jenes namens, mit dem eine sabellische göt-
tergenossenschaft bezeichnet wurde, die auch in etruski-
scher lehre heimisch war und als die blitzdiener des Ju-
piter angesehen wurde (vergl. Arnob. VIII, 38; Varr. L. L.
V, 74; Preller röm. mythol. s. 89 f.).
Ehe die casusform des namens Novesede auf dem
marsischen Cippus bestimmt wird, ist es noth wendig, die
beiden anderen Wörter der inschrift pesco pacre in be-
tracht zu ziehen. Von diesen ist pacre schon oben als
nom. acc. neutr. sing, des adjectivstammes pacri- bezeich-
net worden. In der abschwächung des auslautenden i zu
e steht also das sabellische dem lateinischen gleich, wozu
sich weiterhin noch mehr belege finden werden. Dafs
pesco wirklich mit umbr. persclo-, pesclo- zusammen-
znsteUen ist, kann nicht zweifelhaft sein, seitdem die be-
deutung des umbrischen wertes aufgehellt und etymolo-
gisch begründet worden ist (AIL II, 28). Das umbrische
persc-lo- ist hiernach zurückzufahren auf skr. würz,
prach- (rogare), zu der auch lat. posc-o gehört und
bedeutet eigentlich „gebet^, dann eine mit gebet begleitete
Opferhandlung, ein „bittopfer". Aus persc-lo- wird durch
assimilation des r an das folgende s pesc-lo wie latein.
posco aus porsco, tostum aus torstum, prossum,
russum aus prorsum rursum. Von der italischen ver-
balwurzel per sc-, pesc- ist nun durch das einfache suf&x
-o das marsische nomen pesc-o fär persc-o gebildet und
eine solche grundform setzt auch das mit dem suffix -lo
weiter gebildete umbrische wort persc-lo- voraus. Pesc-o
ist nun neutraler accusativ, der das auslautende -m verlo-
ren hat, wie dieses im umbrischen und altlateinischen, sel-
DL 2.U.8. 11
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162 Corssen
tener im oskischen schwindet. Pesc-o bedeutet also bitt-
opfer^ es steh^i somit im sabellischen dialekt zwei Wör-
ter aisu- und perclo- mit demselben sinne nebeneinan-
der wie im lat. comprecatio und supplicatio für den
begriflf ^anbetung" der götter. Dieselbe italische wurzel
persc- skr. p räch- scheint das oskische mit wahrung des
ursprünglichen a in der gestalt parsc-, parasc- erhalten
zu haben in der merkwürdigen verbalform com-parasc-
ust-er (t. Baut. z. 4). Durch den bekannten oskischen
vokaleinschub wurde aus parsc- parasc- wie aus sa-
krater sakarater. Von einem zusammengesetzten os-
kischen verbum com-parasc-um ist die regelmäfsig ge-
bildete dritte pers. sg. fut, 11 com-parasc-ust wie von
per-tum-um per-tem-ust; an diese trat dann die ge-
wöhnliche oskische und sabellische passiven düng -e-r.
Somit entspricht com-parasc-ust-er den altlateinischen
passivformen des fut. II und conj. perf. faxitur, nancsi-
tor, renancsitur, turbassitur (lat. ausspr. II, 38).
Dem osk. com-parasc-um würde ein lat. com-posc-
ere genau entsprechen. Die worte ioc egmo oompa-
rascuster auf der tafel von Bantia bedeuten demnach:
ea res conquisita fuerit. Da dieser formel Zahlzei-
chen in der inschrift vorhergehn und vorher von einer
strafsumme, moltam, die rede ist, so pafst, so viel sich
bei der beschädigung der tafel erkennen läfst, die f&r com-
parascuster gefundene bedeutung des zusammenfor-
dern s oder eintreibens auch in den Zusammenhang. Nach
dem oben gesagten bedeutet also pesco pacre wie aisos
pacris auf der bronze von Rapino ein betopfer pacis
deum exposcendae gratia, durch welches die gnade
der gottheit erbeten wird.
Es fragt sich nun, welche casusform Novesede ist.
Momms. (unt.dial. s.342) erklärt es f&r den dat. oder accpl.,
der ein s abgeworfen habe. Aber die formen der bronze von
Rapino lixs, nipis, Poleenis, Joves, patres, ocres,
Tarincris, pacris, Jovias, asignas, aviatas, aisos
beweisen, dafs auslautendes s von casusformen im sabelli-*
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zum sabellischen dialekt. 163
sehen erhalten blieb. Novesede kann naeh dem Zusam-
menhang nichts anderes sein als dat. sing., dem lat. No-
vensidi entsprechend, indem das lat. i im auslaut sabel-
lisch sich zu e gestaltet hat wie im acc. neutr. pacre för
pacri.
Ein bedenken gegen diese erklärung kann daraus nicht
erwachsen, dafs im lateinischen, mit ausnähme der oben
erwähnten inschrift von Pesaro, die eben auch die form
Novesede hat, nur der plural Novensides oder No-
vensiles von diesem götternamen vorkommt. Wenn in
der gottesdienstlichen spräche der Kömer neben Lares
auch der sing. Lar, neben Junones Juno, neben Se-
rn ones auch Semo vorkommt, so kann es nicht befrem-
den neben Novensiles auch eine singularform Nove-
sede zu finden. Aehnlich verhält es sich mit der altlatei-
nischen inschrifb, Or. 1850: deivas Corniscas sacrum.
In dieser kann deivas Corniscas weder dat. plur. sein,
da ein solcher weder im lateinischen noch sonst in irgend
einem italischen dialekt zu finden ist noch acc. plur., da
ein solcher mit dem folgenden sacrum in gar keiner syn-
taktischen Verbindung steht.
Wenn sonst nur einmal der pluralis Corniscarum
divarum vorkommt (Fest. p. 64), so schliefst das die er-
wähnung einer diva Comisca keineswegs aus und kann
kein grund sein, deivas Corniscas fQr etwas anderes zu
halten als was es sprachlich allein sein kann, ein genetiv
singularis. Die alte inschrift von Pesaro ist demnach zu
ergänzen Deiv[o] [Nov]esede T. Popaio P.. Auf
dem marsischen steine bedeutet also die aufschrift: No-
vesede pesco pacre : Novensili sacrum pacife-
rum. Zu Marruvium Marsorum wurde also ein betopfer
veranstaltet oder eine opfergabe gegeben, um die gnade
eines gottes aus der genossenschaft der Novensiles anzu-
flehen.
11*
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164 Cotssen
3. Der stein von Aquila.
mesene
flusare
Poimnniei
atrat
aunom
hiretum.
In dieser inschrift bedarf die lesung am ende der drit-
ten zeile eine reebtfertigung. Man würde nicht zweifel-
haft sein, die dort sichtbaren schriftzüge ff als £1 zu
lesen (vgl. Momms. unt. dial. taf. XY, 1), wenn nicht die
beiden oberen querbalken des £ den senkrechten /-slricb
berührten und dieser nicht oben ein nach rechts unten ge-
zogenes häkchen hätte. Da indessen dieser senkrechte
strich doch nicht ganz bedeutungslos sein kann, da er auch
keinen anderen buchstaben bezeichnen kann, so kann man
nicht umhin ihn für den buchstaben I zu halten und jenes
häkchen fikr einen fehler des Steinmetzen oder f&r einen
Sprung im stein anzusehn. Da das obere stück des Stei-
nes weggebrochen ist, so ist namentlich die syntaktische
und sachliche erklärung der inschrift sehr erschwert.
Die beiden ersten worter mesene flusare habe ich
schon früher mit den in der lateinischen inschrift von Furfo
(Or. 2488) vorkommenden mense flusare = mense
florali zusammengestellt. Wenn sich diese erklärung
lautlich rechtfertigen läist und nicht entschiedene grtbide
dagegen sprechen, so vnrd man also in jenen sabellischen
wortformen zwei ablative singularis zu sehen haben. In
flusare hat sich das s zwischen zwei vokalen gehalten,
wie in den oskischen formen Fluusai = Florae und
fluusasiais, wie in asum = aram auf der bronze von
Rapino, in rurasim des Steines von Crecchio und in den
als sabinisch bezeichneten Wörtern Fase na, Aus eli, Le-
basius, Valesius, Volesus, Volusus (unt. dial. 8.
349 f.). Flusare auf dem stein von Aquila erklärt sich
also als ablativ des i- Stammes flus-ari-, der in stamm
und suf&x dem lat. flor-ali entspricht, wie agine das d
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zum sabeUisohen dialekt. 165
des ablotiys abgeworfen hat and wie die formen Nove^
sede, pacre aaslaotendes i bat zu e sinken lassen. Ist
das richtig, so mufs man auch mes-en-e fiEkr eine abla»
tivform halten. Da nnn der ablativ von o- stammen im
sabellischen, wie weiter unten aus den formen orsio und
kiperu des Steines von Crecchio dargethan werden wird,
auf o oder n auslautet, da nach der analogie der verwand^
ten dialekte der ablativ von a-stämmen nach abfall des d
nur auf a auslauten kann, so ist mes-en-e ablativ eines
consonantischen Stammes wie agine oder eines i-stammes
wie flusare. Um diese alternative zu entscheiden, ist die
sufBxlHldung von mes-en-e im verhältnifs zum lateini-
schen mens-i ins äuge zu fassen. Die benennungen für
monat in den indogermanischen sprachen sind zwar der
Wurzel mä- „messen^ entsprossen, aber in den einzdnen
sprachen mit verschiedenen Suffixen gebildet (6. Curtius
griech. etym. I^ n. 471). Aus einer grundform mans- sind
hervorgegangen skr. mäs-a-s, äolisch fi^vv-o-g fbr
fjtTJVö'O-g^ lat. mens-i- s. Bei dieser Verschiedenheit der
suf&xe ist es nicht befremdlich, wenn der sabellische dia-
lekt die grundform mans-, ital. mens-, mes- durch ein
eigenes snffix -en weiter bildete. Oben ist gezeigt, wie
das Suffix -ion sich in ag-in-e Ner-in-e zu -in ab-
schwächte; man mufs daher das suffix -en von mes-en-e
wohl von diesem -in trennen und dem gleichlautenden la-
teinischen suffix -en, -in gleichsetzen, so dafs also mes-
en eine bildung ist wie ungu-en, sangu-en, pect-en,
glut-en. Dann verhält sich also der sabellische stamm
mes-en zu dem lat. mens-i wie lat. sangu-en zu san-
gu-i, von welchem letzteren stamm sich der accusativ
sanguem findet (Marini Atti d. frat. Arval. tab. XLI*^)
und das zusammengesetzte adjectivum exsanguis herzu-
leiten ist.
Auch im oskischen hat sich die spur derselben bil-
dung wie mes-en erhalten. Bugge ergänzt (Y, 23) die
verstümmelte lesart der tafel von Bantia z. 30: ..sin um
VI nesimum zu [mes]inum VI nesimum = men-
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166 CoiMen
sium VI proximorum, eine ergänzung, die sowohl gra«
phisch gerechtfertigt ist als auch in den Zusammenhang
der stelle pafst. Es ist daher im hohen grade wahrschein*
lieh, dafs dem sabellischen mes-en- ein osk. mes-in*
zur Seite stand.
Der nun folgende göttemame Poimuniei ist schon
TonMommsen und den herausgebern der umbrischen Sprach-
denkmäler in Verbindung gebracht mit dem namen des auf
den iguvinischen tafeln mehrfach erwähnten gottes Pue-
muno- (AE. II, 365). Zu diesem stamme, der sabelliscb
Poimuno- lautet, verhält sich Poimun-ie in bezug auf
die Weiterbildung durch ein neues suffix -io, -ia wie zu
dem altlatein. Eero-, Cero- der name der sabellischen
göttin Cer-ie. Es fragt sich aber, was für eine casus-
form Poimuniei ist. Da in dem folgenden atrat das
verbum der vorliegenden dedicationsinschrift und in au-
nom hiretum der objectaccusativ zu jenem verbum zu
suchen ist, so erwartet man, -da ein s des genetivs im sa-
bellischen nicht abfällt, in Poimuniei einen dativ. Es
bleibt nun aber zu entscheiden, ob dieser von einem männ-
lichen stamme Poimunio- oder von einem weiblichen Poi-
munia- herzuleiten ist, ob hier ein gott oder eine göttin
genannt ist. Da in dem sabellischen namen Alies =
Allius auf dem steine von Chieti sich, wie erwähnt, das
suiBx -io durch assimilation zu -ie geschwächt hat, so
könnte man fär Poimuniei einen masculinen nominativ
Poimunies für Poimunios ansetzen und daraus weiter
schlielsen, dafs von diesem ein dativ Poimuniei für Poi-
muniei gebildet wäre. Von dieser erklärungsweise abzu-
stehen, bestimmt mich die vergleichung des oskischen.
Der sabellische dialekt bat die diphthonge au, ou, ai, oi
gewahrt wie das oskische; er wahrt im dativ von a-stäm-
men den diphthongen ai in genauer Übereinstimmung mit
dem oskischen; er bildet wie dieses den locativ von o-
stämmen auf ei, wie das unten zu besprechende komenei
des Steines Von Crecchio neben osk. comenei vom stamme
oomono- zeigt. Aus dieser grofsen Übereinstimmung bei-
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zum sabellischen dialekt. 167
der dialekte darf man folgern, dafs im sabellischen anch
der dativ von o-stämmen auf oi ausging wie im oskischen.
In diesem dialekt gestaltet sich nun ähnlich wie im sabel-
lischen Ali es das sufBx -io durch assimilation vor dem
s des nominativs zu ie, ii, ii in den formen wie Pompties
Siutiis Popidiis u. a. und das ii verschmilzt dann zu
i in den oben erwähnten nominativen wie Viibis, Hei-
renis u. a. Dafs aber der dativ sing, dieser nominativ-
formen von jener assimilation unberührt bleibt und das o
des Stammes unversehrt erhalten hat, also auf oi auslautet,
ergiebt sich aus dem dativ deketasioi neben dem nomina-
tiv degetasis f&r degetasios. Hieraus läist sich schlie-
fsen, dafs auch das sabellische von einem nominativ Poi-
mnnies für Poimunios den dativ Poimunioi gebildet
haben würde. Demnach ergiebt sich, dafs Poimuniei
eine dativform des weiblichen Stammes Poimunie- fiar
Poimunia- ist der den sabellischen femininen Cerie,
Neminie fürCeria, Neminia, dem lateinischen Her ie
f&r Heria entspricht. Die Schwächung des femininen Suf-
fixes -ia zu -ie geht im lateinischen, wo sie einmal ein-
tritt, durch alle casus durch, wie die casusformen He-
riem, barbariem luxuriei, mollitie u. a. zeigen. Da-
her erscheint der dativ Poimuniei vom stamme Poimu-
nie- ebenso gebildet wie der dativ luxuriei vom stamme
luxurie-.
Von den drei letzten werten der vorliegenden inschrifb
wird nun zuerst hiretom in betracht gezogen, eine wort-
form, die sich als accusativ eines mit dem participialsuffix
-to gebildeten wortstammes zu erkennen giebt. Das thema
hire-, an das dieses suffix getreten ist, entspricht dem
umbrisch-oskischen verbalstamm heri-, here-, dessen be-
dentung velle, libere unzweifelhaft erwiesen ist (AK. H,
178. 408. Vgl. Ebel V, 407. Bugge VI, 28). Zu diesem
verbalstamme scheint hire-tom im sabellischen das par-
ticipium perf. pass Da sich in den spärlichen sprachre-
sten dieses dialektes verhältnifsmäfsig häufig i vor r findet,
wie in den formen irim, irkesie auf dem stein von Crec-
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168 Corwen
chio und in den als sabinisch überlieferten wdrtera hir--
pus, Quirinus, Pirtilianus (unterit. dial. 349 £), so
ist das i in hiretom neben e in umbvi-osk. here- heri-
kein grund, die im übrigen augenfällige Zusammengehörig-
keit dieser formen in abrede zu stellen, zumal auch der
sabellische diidekt, wie schon oben bemerkt ist, einen mit-
tellaut zwischen i und e kannte. Die bedeutung von hi-
retum ist hiernach libitum und entspricht dem sinne
nach dem libens oder libentes auf lateinischen weibe-
inschrifben wie z. b. Or. 1394: Mercurio aram voto soluto
lubens merito. Or. 1608: Silvano deo praesenti effigiem,
loci omatum, religionem instituit consecravitque libens
animo.
Das substantivum , zu dem das participium hiretum
gehört, ist aunom, das irgend eine geweihte gäbe oder
eine Opferhandlung bezeichnen mufs, die der Poimunie dar-
gebracht wird. Da ich über die etymologie dieses wertes
zu keiner sicheren Überzeugung habe gelangen können, in-
dem sich mehrere möglichkeiten der erklärung zeigen, so
lasse ich dieselbe dahingestellt. Für die lautlehre des sa-
bellischen dialektes ist jedenfalls zu bemerken, dais der
diphthong au in aunom gewahrt ist, und stellt man die
accusative aunom, pesco, hiretum zusammen, so er-
giebt sich, dafs im sabellischen wie im altlateinischen das
m des accusatives bald geschrieben wurde bald nicht, also
einen dumpfen schwachen laut hatte, und dals vor diesem
laut ein schwanken zwischen o und u statt&nd wie im la-
teinischen zur zeit der beiden ersten punischen kriege.
Nach allem bisher erörterten muls man nun endlich
schliefsen, dafs die verbalform atrat auf dem stein von
Aquila die bedeutung weihen, geben oder darbringen
hat. In seiner bildung scheint a-trat ein compositum mit
der präposition an = in zu sein. Das schwinden des n
von der präposition an in compositen ist schon oben aus
asignas, amatens nachgewiesen; in a-trat ist es auch
vor t weggefallen wie in umbr. a-tentu neben an-tentu
= intendito. Der wurzelbestandtheil dieses verbums
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zum saboUischen dialekt. 169
Ahrt auf die wurzel ter-, skr. tar- „durchdringmi^, die
im griech. r4^-ma, lat. ter-minus, osk. ter-emennio-,
ambr. ter-mno, tat. tra-ns, umbr. tra-f, lat. in-tra,
in-tra-re, ex-tra, ex-tra-re u. a. erhalten ist. In dem
Suffix -tro, griech. 'Tqo hat jene wurzel tar-, ter- den
dnn |,machen, vollbringen^ bekommen, so dals z. b.
ara-trum, ägo^rgov ein „pflügen machendes^ ding oder
Werkzeug bezeichnet. Dies vorausgesetzt entspricht sabell.
a-tra-t dem lat. in-tra-t. Wie nun intrat von der
ursprünglichen bedeutung ,,eindringen, eintreten^ zu dem
sinne „antreten, anfangen^ gelangt, so konnte sabell.
atrat eben diese transitive bedeutung „anfangen, in
angriff nehmen^ erhalten. Nun erhalten aber verba
mit dem sinne des anfaugens im lateinischen die bedeutung
„weihen^; so häufig initiare, seltener incohare, z.b.
Verg. Aen. ¥1,252: Tum Stygio regi noctumas incohat
aras. Entweder konnte also das sabdl. atrat wie diese
verba den sinn „weihen^ erhalten oder blofs das „in
angriff nehmen^ oder „einrichten^ eines opfers be-
zeichnen, wie im lateinischen instituere, Or. 1608: effi-
giem, loci omatum, religionem instituit consecravitque
und instaurare, Liv. Y, 16: sacraque patria-instau-
rata ut adsolet facito. Y, 52: quotiens sacra instau-
rentur. Welche von beiden sich übrigens sehr nahe be-
rührenden bedeutungen atrat zukommt, hängt davon ab,
ob aunom ein ding oder ein ereignifs, eine fromme gäbe
fÄr die göttin Poimunie oder eine heilige handlung bezeich-
net. Das beiwort hiretom = libitum spricht nun aber
dafür, dafs aunom irgend eine opf ergäbe oder ein
weihgeschenk bedeutet, weil nämlich am ende lateini-
scher Weiheinschriften sich so häufig das allgemeine wort
für weihgeschenk donum oder die ausdrücklich genannte
gäbe und libens oder li beut es nebeneinander finden. So
war es auch im Marserlande üblich, nachdem die einhei-
mische spräche bereits von der lateinischen verdrängt war,
wie die im alten provinciellen latein der Marser abgefafste
weiheinschrift auf dem stein von Milionia bezeugt: dono
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170 Corssen, zam sabellischen dialekt.
me [reto] Iib[en]s (Mommsen onterit. dial. 8.345). Ist
aber aunom eine gäbe oder ein weihgeschenk, so be-
deutet atrat ^weihen, darbringen*^ Möglich ist übri-
gens, dafs atrat nicht singularform, sondern pluralis ist
und das n vor t ausfiel, wie in den oskischen pluralformen
set, staiet, censazet. Denn da der obere theil des
Steines von Aquila weggebrochen ist, so läfst sich nicht
entscheiden, ob einer oder mehrere dedicanten auf densel-
ben genannt waren, also auch nicht, ob atrat singularis
oder pluralis ist.
4. Der stein von Chieti.
Die kurze aufschrift dieses Steines :
V. alles . 1
sa . alies . as
ist von Mommsen (s. 342) erklärt V(ibius) Allius
L(ucii) filius Sa(lvius) Allius As(inii) filius.
Sprachlich bemerkenswerthes bietet nur die form Alies
einmal wegen der schon besprochenen assimilation des Suf-
fixes -io zu -ie wie in den volskischen namen Tafanies,
Cosuties, Pakvies und in dem osk. IIofATtTtsg, dann
auch weil die Schreibart mit einem 1 einen beleg dafKr
bot, dafs auch bei den sabellischen Völkern die consonan-
ten nicht doppelt geschrieben wurden.
W. Corssen.
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mytho-etymologica. 171
Mytho-etymologxca.
2- Personennamen auf -avg.
Lange hat mich der name 'Idofievsvg gequält. Man
wird es daher begreiflich finden, wenn ich froh bin, dafs
er in betreff seines etymons endlich, glaube ich, uns rede
stehen mnfs. Man prüfe nur mit mir, ob er nicht „am
Ida weilend, fiivcov^ manens^ bezeichne? Die länge des f,
z. b. IL II, 643 und buch 13, stimmt vortrefflich zu der
in 'ISr^. Weniger sicher fohle ich mich in betreflf der
endung -ev^, von der ich nicht mit gleicher Zuversicht zu
behaupten wage, ob sie ableitungen unmittelbar aus der
Wurzel (verbum) erzeuge, wie entschieden vermittelte aus
dem nomen. Die häufigen umlaute darin, wie cp&oQsvg^
Tgo<pevgy loysvgj cpovevg^ xovQBvg^ X^^'^^f kußoXBvg^ o^^vg,
Buttm., §. 119. 32, vergl. meine etym. forsch. I, 444. 487,
z. b. neben (p&oQcc, tQocpri (rgocpog nährer), },6/og^ q>0V7jy
xovga^ XOog, äfißoXt], Hfißokog und 'iußokov, ziemlich gleich
mit kußolBvg^ machen es einigermafsen zweifelhaft, ob nicht
auch yQacpevg, aycjysvg u. s. w- eigentl. als durch ein ab-
stractes yQcc(pt], ayiayri hindurchgegangen zu betrachten und
als „mit dieser oder jener handlung*) beschäftigt^ zu
erklären sind. Vergl. aber xarafiovTj, hnifioviq u. s. w., wäh-
rend 'ISofiBVBvg^ ich weifs nicht ob aus wohllautsgründen
♦) Z. b. dXtevqt Stinvtvq; akO-tvq arzt (von t6 aXd-oq'i). nXvvivq von
nXvv6q\ nvQBvq'j itQSvq (mit den Itga oder sacra, beschäftigt); ;^aAx«t'q;
oixtvq hausgenosse. Ich habe dies fv-q a. a. o. dem suff. -iu-s in lith.
Wörtern gleichgestellt, -wie stegius decker; d nmcz ins königlicher rath, von
dümti (rathschlagen; goth. doms sinn, urtheil), dessen t vor i zu cz wurde.
Bei erwägung aber, dafs sich im sanskrit viele compp. hinten mit yu oder
ynj (jongo) vorfinden, welche im sinne unsern adjj. mit -haft (daran haf-
tend), z. b. mannhaft, ehrenhaft, zaghaft u. s. w., nahe stehen, bin
ich geneigt, sowohl lith. iu-s, als griech. ev-q (obwohl sonst y in ^svyvvfii.
zu z geworden) aus der gleichen quelle zu leiten. Vgl. 9ravas-yu von
9rava8=: xAio^j, Lassen, Anthol. p. 136, und vadhüyu (feminae appetens),
asmayu (nostri amans), p. 139. Dharma-yu und -yug (eigentl. justitia
praeditus, gerecht, tugendhaft), etym. forsch. II, 472. Sarvagun'airyukta
(mit allen — guten — eigenschaften, Vorzügen versehen), Nal. I, 5, wie
9riyukta, und -yuta Famous, fortunate ; 9raddh&yukta Having faith,
believing. — Die gentilia auf tvq drücken ja auch ein innigeres ver-
banden sein mit dem Wohnorte aus.
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172 Pott
(wegen des schon voraufgehenden o), keinen umlaut zeigt.
Derartige eigennamen: ^raSuvg und Jgofievg (im ägoftog
ausgezeichnet). — TvSevg wohl zu tundo. Vergl. Arma
contudit Tati, Prop. IV, 2, 52. — Nach schiflbtheil^
die Phäak^ 'Egerfuvg^ ÜQwgivg (Proreus, Ov. M. III,
634), JlgvfAVBvg. — Dagegen Kam^vg nicht rnderholz, wie
das appellativ, sondern der böotischen Stadt Künat nach-
gebildet, und deren mythischer gründer. Sein vater hiefs,
man sieht freilich nicht warum, 'AnarriXBvg (ziemlich analog
z. b. Q^oirakiBvg^ mannsname, Lob. Path. 97, herumschwei-
fer, sonst bein. des Bacchus, und UiaXBvg von niaXog fett,
wo nicht weifslich), d. w. betrügerisch, verführerisch (bd
sp&teren: anlockend, anmuthig). Mittelst dessen vater
VyxfiOTog (in Wahrheit Stadt in Böotien am Kopaissee),
welcher zu einem söhne bald des Poseidon (wohl des sees
wegen; vergl. auch Megareus Onchestius, Ov. M. X,
605, oder Macareus), bald des Böotos (ahn der
Böotier) gemacht wird, leitet aber Kopeus seinen Stamm-
baum höher hinauf, und könnte man meinen, die Stadt
KwTiai^ wonach der see benannt worden, solle gleichssun
trüglicherweise durch Onchestos um diesen ihren rühm
gebracht werden. Wenigstens soll, läfet die genealogie
schliefsen, auch Aingtov^ poet. Aingtiov^ im triphylischen
Elis der tochterstadt von JIvQyog (tburm; eben da gelten.
Darum heifst Aengia (das eponymon der ersten Stadt)
tochter des flvQyevg*), wie Amgeog^ angeblicher erbauer
von Leprea, söhn desselben, oder des Kaukon. Kavxwv
nämlich war ein flufs in Elis, und von dem volke der
Kav/.ojveg wohnte ein stamm auch in Elis. Paus. V, 5,
4 u. 5. Daher kommt dann auch ein Asngevg vor als
söhn des Kaukon und der Astydameia (städtebeherrscherin),
Ath. X, 412, a. — Desgleichen wird von VQveai**) ein
♦) Nicht also wie bildlich 7i!>(}yoq (bollwerk) von tapferen männem
z. b. Aias Od. II, 555, murus Grajum (Achilles) Ov. M. XIII, 281. Aaigxriq
d. zeitschr. VII, 831. Pyrgopolynices beim Piautas nach dem Polynikes
von Theben und, wo nicht selber: bürg, gleichsam als erstürmer von bürgen.
**) Vergl. Keyxgea(, ort in Argolis, während KfyxQf'ait stadt in Troas
und hafen in Korinth (danach dann auch wohl Kty/quog oder K(yxQ^<*^
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mytho-etjrmologica. 173
Vgvsvg als xtiattjg (conditor) angegeben. Ist es zuföllig,
dals Orneus, selbst söhn des Erecfatheus, zum vater des
IlBTBwg gemacht wird, welcher name Zusammenhang mit
fUTBf^og wenigstens heuchelt? — MeXaivsvg^ söhn des
Lykaon, erbauer von MtXmvmi in Arkadien, welche Stadt
sonst auch ohne e: Milaivai (erbauer MaXaivsvg) heilst.
Analog xsXaivsvg (der schwarze?). Melaneus (schwarz)
hund Aktäons. — Vgl noch Gentilia, wie IXuvg^ <P(i^
xsvgj jiloX&ugj ol Jwguig^ dessen t wahrscheinlich von der
adjectivform Jdgiog sich herschreibt. jBxtX&üg und z/exe-
i^&üg^ einw.; epon. von /iexiXBia^ JixeXog. 'Ygievg {'Yqbvq) an-
geblicher erbauer von 'Ygia in Böotien, s. Orion d. zeitschr.
VI, 264. Als Gentilia und mannsnamen, Pape s. X : Jw»
gmfg^ 'Eg&cQUvg, öeamBvgj Msyagsvg, Megareus, Ov.
M. X, 605. !äxTevg s= ^äxvdiog (eigentl. litoralis), attisch.
^dp&ivg (zu äv&og) mannsname, allein auch einwohner von
jiv&ua^ zeitschr. VI, 329. Ilv&ievg einwohner von IIv&iov.
TofABvg. fpXeyvag oder ^Xsyvsvg von fpXsyva. XaXxiSwg.
Jiävfievg, einwohner von JiSvfia^ und, sowie /iiSvfiaiog, bein.
des Apollo, welcher daselbst ein orakel hatte, der sage nadi
colonie von Delphi. Vielleicht auch mit besonderem hin-
Uick nach sein^ Schwester als zwilling? *ÄJii8av€ig^ unmög-
lich von !A7iia^ Peloponnes, was nur !Anu.vg gestattet.
Der form nach, wie vom flecken !Ani8av6g in Thessalien^
wie Eridanus; lämäovtjsg^ vom flusse 'JlnMv^ vergl.
MaxBÖm.
NtiQstg von vtiQog, vägog flielsend. ÜQdiyttvg als altes
urwasser, von ngürog^ d. zeitschr. VJi, 115, mit einem
umwandlnngsprocesse, wie ihm die Schöpfung unterli^t
als söhn des Poseidon), sich davon durch den ton unterschied, ilfaxa^cu*
^A(^(aly Stadt Lyciens, allein Keö(jfai oder tXai. in Karien, 0o)xia* in Sici-
lien. Koqaiai, auch KoqaCai oder Kogata^ insel, aber Kvgaefa^ ff, Xb^
aCai, KoQOiait Stadt in Böotien. <Po«T£ea», 0oiTi<u und ^oCtiov^ Stadt in
Akamanien. — Tfyia etwa vom adj. tiytoq, mit einem dach versehen. Ver-
muthlich also von einer eigenen art der bedachung, wie in Spanien Aldea-
tejeda, d. i. Tegulata, meine personennamen, s. 481. — Nifjiia^ i/» ion.
Nefit'fiy poet. auch Nf/ifüj (einwohner Nt/idq) unstreitig als Waldgegend, von
rifioq^ wie *EX4a^ Velia, doch wohl von Itloq^ niedemng, sumpf. — Mmt-
annku, einw. Mtvactn^vq,
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174 Pott
Bei Hes. Th. 116: "Hrov jah Ttgcitiövcc Xäog yivar u. s. w.
Virg. Georg. IV, 387 sqq., z. b. v. 410: (Proteus) — ant in
aquas tenuis dilapsiis abibit (vgl. Gierig, Ov. M» I, 742).
Sed, quanto ille magis formas se vertet in omnis cet. V^.
hiemit in gewissem einklang skr. Qatadhäman, Vischnn
als „hundertleibig^, being multiplied in as manj shapes as
the creation exhibits. Auch Vi9varüpa und Bahurüpa
(all- und vielgestaltig), wovon das zweite indeft auch ^va
(als Zerstörer und wiederauf löser alles geschaffenen) zum
beinamen erhält. Von vielgestaltung s. Weber, Omina p. 391.
— Ilfj/Lsvg von nijlog (s. d. zeitschr. VIII, 174 ff.), wozu viel-
leicht KonQBvg^ söhn des Pelops, herold des EurysUieus, eine
analogie böte, falls auf xoTigog und fruchtbarmachung der
äcker mittelst dünger (vergl. den römischen Stercu-
lius a. a. o. s. 180) bezüglich. Von besonderem interesse
erachte ich die, ausl. 1859, no. 11, s. 253, mitgetheilte
theorie von der Schöpfung der weit, wie sie z. b. der
Vermählung von Uranos und Gaia (oder Peleus mit Thetis)
bei den griechen nicht unähnlich die indianer Califor-
niens sich ausgedacht haben. Es rührt derselben zufolge
die weit von einer begattung des himmels mit der
erde her, unter zutritt der sonne, als licht. Es entstehen
aber zuerst erde und sand; dann felsen und steine;
darauf bäume und sträucher, kräuter und gräser;
sodann (man sieht: in einer ganz vernünftigen Stufenfolge)
thiere mit dem für sie geeigneten unterhalt, und endlich
sechstens der riese Quiot. — Später kommt der gott
Chinnig, Chinnich. Der erschuf den menschen, und zwar
(wie Prometheus) aus thonerde {7tf]X6g) von den ufern
eines sees; die solchergestalt geschaffenen menschen be-
deckten die erde, und die abkömmlinge Quiot's (also die
riesen, welche man nirgends mehr antrifft!) verschwanden,
man weifs nicht, wohin.
uälyiccXavg von alyiaXog^ gestade. Letzteres selber aber
schwerlich von äyvwai rijv äla, weil zu dem diphthong
an stelle von a in äxri] kein triftiger grund vorläge. Mög-
licher weise: von bockähnlich sich geberdenden wellen
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mytho-etymologica. 175
(oiyBg) umspruDgen {älXofiai). Vgl. in betreflF des ^, falls
nicht etwa aus Idlloj (undas mittens?): aly^ßdtrjq. Rück-
sichtlich des zweiten theiles aber Jgvalog (waldspringer,
also activ?), und subst. salientes, Springbrunnen, und z.b.
at habeat lacum, ubi aqua saliat (herabspringt = fliefst;
oder quillt?) Varr. R. R. I, 13, 3, insbesondere vom an-
spülen des Wassers: Innumeris (sc. insulis) quas spumifer
assilit Aegon, i.e. JtyoDv, das ägeische meer. Stat. Theb.
V, 55. Spätere, wie Artem. 11, 12 gebrauchten alysg (eig.
ziegen) auch von grofsen wellen. Ich meine mit dem in-
diehöhespringen als vergleichsdrittem, gerade so wie das
bild sich bäumender rosse gleichfalls auf wogen angewen-
det wurde. Weil inzwischen der ausdruck immer ein poe-
tischer und für die ältesten zeiten fraglicher wäre: zöge
ich herleitung von äiaaeiv unbedingt vor, würde nicht auch
diese durch eine Schwierigkeit getrübt. Nämlich das x als
Charakter in atxrj (etwa zu lat. jacio oder tco?), der
sich zu y herabgesenkt haben müfste, wie etwa in fuywfii
(skr. mi9ra), oySoog. An beziehungen zwischen der
Ziege («i'l*)) und stürm {aiytg, ^naiyl^o)) unter berufung
*) At^ «cbeint von skr. aja m., ajft f., ziege, nicht getrennt werden
zu dürfen. Doch wäre der diphthong dort auffallend; es sei denn, dafs man
ihn vom ende — wenn auch nicht aus einer motion auf -i — durch meta-
base in die wurzel gedrungen betrachten darf. Ich ergreife die gelegenheit,
wenn auch nicht zu recht gelegener zeit (axa»^/a), dem ausdrucke xaigoq^
die rechte zeit, auch personificirt wie Opportunitas (s. Jacobi myth. wtb.),
seme ihm gebührende stelle anzuweisen. Ich zweifle nämlich kaum an Zu-
sammenhang mit skr. käla, ein bestinmiter oder richtiger Zeitpunkt; die zu
etwas bestimmte, geeignete zeit. Petersb. wb. n, 248. Vielleicht mit 1 aus r von
kar (facere), woher auch k&rya (faciendus), im neutrum Obliegenheit, geschäft,
wie lat. (gleichsam faciendum) opus (werk) est, fgyov i<rvC. Kougoq (mit über-
treten des i vor g) ist also wohl die zeit (;^^ovo;), worin etwas ge-
schehen mufs, k&la aber als zeit benannt nach dem, was in ihr ge-
schieht, weil sie sich nur durch das geschehene (vgl. geschiohte) als ihre
erfüllung offenbart. Von käla kommt als adjektivum kälya 1) der zeit
entsprechend, z. b. kälyä eine belegbare kuh, wie vayasi präptS von der
Damayanti, als sie mannbar geworden. 2) Angenehm, erfreulich (von einer
rede), mithin wohl: zeit und ort angemessen. KcUg-ioq, nun mit zweifa-
chem », das letzte wie in x^ovkoq. Den namen Kgovoq, was Plat. Crat.
p. 79 Stallb. nur scherzhaft vom fegen (xoQoq) ableitet, hat man bekannt-
lich immer gern mit xQÖt'oq gleichgesetzt, was aber spracblicherseits , will
man das x ^^^ letzteren nicht als mittelst der aspirirenden kraft von g ent-
standen ausgeben, schwer zu glauben ist, wie bereit auch die mythologie
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176 Pott
auf atöaci) nehmen z. b. Osterwald, Hermes-Odyseus 8.89
flg. und Preller gr. myth. I, 353. 366 kein bedenken. ^1-
yialsifg auch einw. von jilyiäXeia (sc. yij) = ^lyt^aXog, ^das
küstenland (littorale), als alte benennung von Achaja und
Sikyon", s. d. zeitschr. VI, 407. Etwa knMyiaUTYiq. Ngr.
äxQoyia?,6ia, wie axQO&aXaaöia für nagaUa, aiyuxkog. Vgl.
überdem z. b. ^iyisvg, als einw. von ^tyioVy Stadt in Achaja.
— Bemerkenswerther weise war auch Aegialeus ein an-
derer name flör den sonst ÜdxfJVQtog geheifsenen bruder der
Medea (Diod. S.IV, 45. Cic.N.D. 111,19. Justin. XLII, 3).
Die geschichte aber vom Apsyrtus, oder wie man auch
wohl, im richtigen erahnen einer Zusammensetzung mit
anoy ab, schreibt, Absyrtus klärt sich, vermuthe ich,
dadurch auf, dafs man den namen fidr ein wirkliches adj.
verb. nimmt von anoavQco^ hinwegziehen, abreifsen. Als
söhn des Aeetes, königs vom sonnenlande Kolchis, und der
Hypsea (in der höhe befindlich, wie Hypsipyle, gemahn
des Jason) und bruder der „mondheroine^ Medea, scheint
er gleichsam ein beschneiden und zerstücken der vollen
mondscheibe in ihren verschiedenen phasen anzeigen
zu sollen. Es wird dies so dargestellt, als habe Medea
während ihrer flucht mit Jason die glieder des Apsyrtos
dazu sei, im verschlinger seiner eigenen kinder Kronos ohne weiteres tem-
pus edax rerum Ov. M. XV, 234 wiederzufinden. Man mnfs in Kgovoq
wahrscheinlich den nasal als zum snffix gehörig ahtrennen (vgl. z. b. Ura-
voq). Es könnte aber recht wohl als schöpfer und navroxTiatrit; dieses my-
thische urwesen vom schaffen, creare, skr. kar benannt sein (daher z. b.
kärn, der künstler der gÖtter Vi9vakarman, s. d. zeitschr. VI, 87). An
xQalvo) wird man kaum denken dürfen, zumal wenn dies als kttrzung von
xQouthta wirklich xdga enthielte, wie f^anz. a-chever heifst: zu ende (chef,
lat. Caput) führen, ad exitum perducere. — Für zend. zarvan, gewöhnlich
mit a-karana (auch von kar; ursachlos, durch sich entstanden, also ewig)
Brockh. s. 361 verbunden, hatte Bumouf früher an eine durch skr. hrasva
(kurz) vermittelte gemeinschaft mit xQovoq gedacht, wonach z, wie allerdings
oft, einem ursprünglichen h gleich stände. Nachmals jedoch hat er Benfey's
herleitung des Wortes aus skr. jri (mit langem r vokal) tmd suff. -van ge-
billigt, wonach es also: „alt**, ein ftlr die zeit sehr passendes epitheton
wäre, der gerade umgekehrten auffassung als xQovoq aytiQatoq (nie al-
ternd, sich immer von neuem verjüngend) ungeachtet, worüber s. Creuz.
ni, 305. Xgovoq weifs ich mit einiger Wahrscheinlichkeit noch gar nicht
zu deuten, und auch das o in Koovoq würde mich befremden, im fall etwa
:^ skr. kara^ä, kunstftBrtig.
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mytho-etymologica. 177
auf dem wege verstreut, um damit die Verfolgung ihres .
vaters aufzuhalten. Der nächste gedanke bei der letzten •
Wendung war aber wohl der, dafs am morgen es so aus-
sieht, als müsse der mond vor der sonne davon fliehen.
Dann mischte sich aber auch wohl als terrestrische Vor-
stellung der gedanke ein, wonach Apsyrtos gleichwie vom
lande («ta, erde; zugleich aber auch Kolchis) abgeris-
sene und verstreuete inseln, oder vom meere vielfach
durchbrochene ge Stade (daher auch sein zweiter name
Aegialeus) vorstellen sollte. Vgl. Dens absei dit Oceano
terras Hör. Od. I, 3. 21. Ist es doch nichts seltenes, dafs
z. b. auch vereinzelte oder zertrümmerte felsb locke die
sage als durch riesenhand fortgetragen, und dann hin-
geworfen oder verloren, erzählt. Man nehme biemit zu-
sammen die 'AxpvQtideg vijooi an der illyrischen küste, nebst
myjogog insel und Stadt (auch uJ^wQog) gleichfalls an der
küste von lUyrien, und Üäyjog (dagegen Absyrtos Lucan.
III, 190), flüsse in diesem lande. Letztere, ist anders ihr
name griechisch und nicht ülyrisch (albanesischP), könn-
ten zwar ano auch enthalten; allein sie fQgten sich zu
öVQO) nur schwer. Eher vielleicht zu anoöTtOQog {al SStio^
gdSeg vijüoi) und anoxfjdi»), mit Unterdrückung des einen
labials, wie in lat. as-portare das b vor s. Bekannt-
lich übrigens hat auch ^vQxig^ als Verschlammung und an-
sammlung von sand, gleichfalls mit avgrog gleichen Ur-
sprung. Und selbst Tofioi (etwa in Wirklichkeit von loca
abmpta, oder von gleichstämmigen rupes?) sollte ja nicht
minder vom zerhauen (vifjivsiv) den namen haben, weil dort
vom Aeetes, schlofs man erst aus dem namen, die zer-
stückten glieder seines sohnes vereint begraben worden.
Apollod. I, 9. 24. — Der Jiysvg in der sage von Athen
schreibt sich vermuthlich auch daher, weil dies eine See-
stadt war. Uebrigens könnte das agäische meer, jilyalov
niXayogy 6 Alyaiog sc. novrog^ regelrecht zwar nach der
insel Aiyal (anog) benannt sein. Nicht aber, wie man fa-
belte, vom Alytvg^ wovon ja das adjectivum Aiyeiog heifst
(statt iß'iog)^ wie in AlytiSrig, ArQaiörjg, Axt^^ädtjgf IIbq^
IX. 2.U.8. 12
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178 Pott
öeidfjg, mvxslSrjg, nrjUiSrjg, TvSslS^g, 0$VBl8r}g, 0vXbI'
8rjg, das et*) aus der contraction von sjr-idijg entstand.
Alyrtig (fvlrj hiefs eine attische Phyle, nach dem Alyavg,
Oivrjtg eine andere nach Pandions söhne OivBvg (etwa vi-
nitor). Vgl. den Demos Olvorjj worin doch kaum das wort
wßr] verkürzt steckt. 'AvSgritg Stadt und land in Böotien,
von AvÖQBvg (mannhaft?) Paus. IX, 36, 1. — JlavoTir^tg von
UctvoTiBvg patron. oder gent. — 'Yiptfig tochter des 'YipBvg
(Hypseus Ov. M. V, 98). Hypseus, ein söhn des Peneios,
weil die flüsse aus der höhe (desuper) herabkommen. Flumen
LävidaTauro roonte defluens. Sali. Hist. fragm. ap. Prise, p.
680. P. 'YnsQi]tg=^'Y7tig6ta, quelle; vielleicht eme obere,
im gegensatz gegen eine untere, tiefer gelegene. Nrih][tg
d. i. Pero. NyjQtjtg ion. und ep. = JSrjoBtg zu NrjQSvg, wie
KQi]&etg von KQrj&svgy s. d. zeitschr. VIII, 174. Also, wie
z. b. TifiTJ ßaaiX7]lg, und ßaadtjtog ionisch statt ßaaiXuogy
wovon die ersteren sich aus der behandlung des worts in
ßaaiX^-og u. s. w., die anderen aus ßaaiXiwg u. s. w. erklä-
ren. MacareXs Isse Ov. M. VI, 124. Meverrflg !dvTta-
vstQa Apoll. Rh. I, 56 woher? BQvyj^tSsg vrjaoi der form
nach nicht streng richtig von Bgvyoi» Dagegen 'AXarfiSBg
neben dem neutrum äXaog, s-og^ was sich vielleicht mag
wie CTf^eaai von aniog nehmen lassen. Bgiar^tg ist regel-
rechtes patron. von Bgiaevg^ s. d. zeitschr. VI, 328. Aber
XQvar]tg^ mit eig. namen Aarwofit] (stadtbeherrschend),
gleich ihrem vater Xgvatjg eponym mit der Stadt Xgvat]
an der koste von Troas mit einem tempel ApoUon's, und
defshalb vermuthlich nach den „goldigen** strahlen der
sonne sämmtlich so geheifsen. Ilsgafjtg tochter des nag-
Gfjg (auch statt nigorj). — Was ist nun Vgarjtgy gemalin
des Hellen, wenn es mit der lesart ApoUod. I, 7. 3, welche
♦) So auch ist "^Aragi'fiTfiq mit Wegfall von v vor i, contrahirt ^Arag-
vthrjq^ gentile eines einw. von ^Avagviv;; oder, wozu freilich obige form
sich nicht schickt, ^Ardgva, Srngshtiq verdankt das « vermuthlich der form
aiogioq, wogegen amqhriq sich aus aotgoq erklärt. Aehnlich ist i/US^ov aus
dem genitiv ^x^otq (mit wegfall des jota von c» als guna von i) erklärlich,
nicht aber aus ?;fi-oq. Dagegen findet sich nur noXi$ioVy während beides
oq)il6iov nnd oq)i$iov\ ogxi^^^ov und oQ^^Biov neben einander.
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mytho-etymologica. I79
Heyne ohne noth anzweifelt und durch V^eiaSog statt Op-
atitdoQ ersetzen will, seine richtigkeit hat? Jacobi myth.
wtb. 8. 381 erklärt sogar die Vgafjtg fttr „bergbewohnerin **,
was, ungeachtet das schlufs-g von oQog thematisch ist, doch
sprachlich sich nicht yertheidigen läfst. Sonst hätte ich
mythologisch nichts dawider, indem ja auch die römische
königsreihe auf einen albanischen Silvius (der Albaner-
gebirge wegen) zurückläuft. Ich denke: sie soll, weil ihr
und Hellen die Stammhäupter der Hellenen: Doros,
Xu t hos (s. deutsche morgenl. zeitschr. XHI, 414) und
Aiolos entstammen, nichts als das ereignifs des auf-
bruch^ der Hellenen gen süden bezeichnen, welches in
Griechenlands urzeit erfolgte. Es liegt der form, wie man
der analogie nach schliefsen darf, ein masculinum auf -ösvg
zum gründe, welches von einem nom. abstr. auf ^ai (vgl.
Vgai?.oxog, OQclnovg; auch den imper. ogao erhebe dich!
stehe auf!) seinen auslauf nahm. Vergl. als analoga Gri-
öBvg (d. zeitschr. VIII, 176) von einer mit &iaig sich be-
gegnenden form von rid-tifit, jedoch unter beibehaltung
von f], IJeQCBvg anscheinend von nigaig (Verwüstung);
kaum, wenn auch etwa auf einen sonnenhelden bezüglich,
andere form fidr nQrjaig (das anzünden). Kofinaasvg dem
sinne nach ungefähr =5 xofjmaarrg, prahlhans. Nicht noth-
wendig, wie es in den Übersetzungen „prahlhanseat, aus
prahlstadt^ genommen wird, als gentile. Doch s. familienn.
s. 455. Sonst haben für 'Ogarftg Antonin. Lib. 13 et 22
und Schol. Plat. 376 V&grjftg^ was etwa mit "O&gvg^ dem
gebirge in Thessalien {"Oq&tj eine Stadt der Perrhäber
ebenda) in Verbindung stände, weil Hellen, der Stamm-
vater der Hellenen, der mythischen angäbe nach könig
von Thessalien war. üebrigens könnte 'Ogar^tg nur höch-
stens sehr willkürlich aus letzterem durch eintausch von a
statt & und Umstellung des g verdreht sein. — Auch Vtqvv-
revg^ Lyder, II. XX, 384, woher dessen söhn Iphition
XhgwTsiSfjg^ doch wohl als orgvvrrjg (incitator), ermun-
ternd — zum kämpfe; während in der gewöhnlichen form
das nom. ag. z. b. ©Iwriyg, X)<pilTtig. Femer caeso geni-
12*
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180 Pott
tore infamis Agyrtes (eigentl. landstreicher, bettler) Ov.
M. V, 148. Auch vielleicht ^Enuy^vg als „dränger" von
k7iBiy(*).
2fjLiv&hvg beiname ApoUons, nach Aristarch von der
Stadt ^fiivd-rj. Nach anderen „mäusetödter'* von 6filv&og.
Dabei vfäre indefs schwer der grund der benennung ein-
zusehen, indem es doch arg kommen mOfste, wenn jenen
thieren etwa zu starke Sonnenhitze (und in folge davon
mangel an nahrung) den tod bringen sollte. Im sanskrit
heifst die zeit sarvamushika (alles raubend); und da
die maus von mush, stehlen, gleichfalls benannt ist, liefse
sich bei Apollo als Sonnengott und insofern zeifmesser,
vielleicht mit einigem gründe an den „zahn der zeit*^ den-
ken, die alles benagt und, wenn auch etwa nur in unmerk-
licher allmäligkeit, verzehrt (s. eine frühere note). — Kia-
aetg (von xtaßoc;) beiname des Dionysos, allein auch, viel-
leicht als Jünglings, Apollo. Jiovvoia^ nach ärzten bei DC.
fj äfiTteXog^ und Jiovvaiov ap. Interpol. Dioscor. cap. 398
quod Bacchus hedera caput cinxerit. Kiaai^tg Hekabe als
tochter eines Kiaaevg; indefs auch die tochter des Kiaaijg
IL VI, 299. Wenn Bgofiiog und Kiaaevg ApoUod. II, 1. 5
zu söhnen des Aigyptos gemacht werden: so hat das un-
streitig darin seinen grund, dafs man den Osiris mit dem
Dionysos verglich. Aus gleichem gründe, als ihr söhn,
trägt auch Semele reben- oder epheugewinde im haar.
Defshalb ihxdiiTiv^ als beiname von ihr Dion. H. rhet. p.
1 54, was sich mit pampineä redimita vittä oder hederigera
wiedergeben läfst, wie die Mänaden; auch hederatae pom-
pae, d. i. bakchische. Auch nach der binde benannt; Ce-
rerisque sacerdos Ampycus albenti velatus tempora vittä
(äfiTtv^, Ttvxd^io) Ov. M. V, 110. — yy'EleXevj kriegsgeschrei
der Soldaten beim angriff; davon *£?.6levg, beiname des
Apollo, Macrob. 1, 17, und aeA/^w«^ Schneider wtb. Warum
des Apollo? wüfste ich nicht zu sagen. Begreiflicher ist
Eleleusque parens vom Bakchus (pater Liber) Ov. M.
IV, 15 und daraus Eleleides Bacchae Her. IV, 47. Vgl.
Soph. Ant. 154 6 Qrjßccg 3* UsXi^cov Baxxsiog &QXOiy was
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mytho-et3rmologica. 181
Schneider erklärt: Er hebe das Jubelgeschrei (nicht: den
tanz) an. Vergl. imßaxxevoo. — <l>6vg • 6 Jiovvaog, E. M.
189.39, kaum von (pEv^ sondern allerdings wohl falsche
lesung statt ^X^vg s. d. zeitschr. VI, 323. — Zbvq Mulsvg
VII, 247. Cratera — fabricaverat Alcon Myleus Ov. M.
XIII, 685 ; also vielleicht mit hinblick nach dem bildhauer
!l4kx(ov Athen. XI, 469, a. Indefs wird die lesart Myleus
angezweifelt, und möchte kaum andere form sein für den er-
finder der Mühlen Mvlr^g, Schwerlich aber pafste besser zu
den Verhältnissen ein gentile von Mvkai^ was ohnedies Mi;-
kaiog lautet. — Mahaaevg hiefs ein alter könig in Kreta.
Apollod. I, 1,6. Offenbar kommt aber der name „bienen-
wirth" daher, weil die nymphen Adrasteia (gleichsam die
unentfliehbare, d. i. das fatum) und Ida (der so ge-
heilsene kretische berg) den jungen Zeus in der pflege hat-
ten, wovon die sinnesmeinung ist: mit waldhonig nähr-
ten. Creuz. IV, 365. Melirevg^ mit honig ernährter söhn
des Zeus und gr ander des gleichnamigen Melite in
Phthia, s. Jacobi myth. wtb. — uiivsvg söhn des Apoll und
der Stilbe {cTilßi]^ glänz) Orph. Argon. 505. Ich weifs
nicht, ob von alvog^ um damit den Sonnengott in seiner
gestrengen und furchtbaren eigenschaft (bei unmäfsiger son-
nengluth) zu bezeichnen (vergl. alvoTars Kgovidri und von
der Persephone '£7iaiV7], die schreckliche) oder — übrigens
etwas sehr farblos — von aU)], alvog? Doch s. d. zeitschr.
VII, 99. — 'InTtBvg (als appell. reiter, mit rossen beschäf-
tigt, wie lAQfiatsvg VII, 325 mit wagen) ist söhn des He-
rakles. Man darf glauben : aus demselben gründe, als wenn
das rosseberühmte Thessalien durch seinen eponymos
OacöaXog sich mit jenem heros als vorbilde aller kraft
ebenfalls genealogisch in beziehung setzt. Denn dafs Thes-
salien sonst nach einem anderen Osaaalog^ söhne des Hä-
mon (daher Haemonia) benannt sein soll, hat nicht viel
auf sich. Der unsrige war söhn des Herakles und der
Chalkiope, und könig von Kalydne („dem bespülten'*
bei Kos) und Nisyros (s. später) IL 11,670; Apollod. II, 7.
Damit ist gesagt: er kommt durch seine mutter (»mit eher-
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182 Pott
ner stimme'*), d. h. entweder der vom hufschlage prail-
xonoSeg^ sonipedes, benannten rosse wegen, oder nach
dem donnergebrüll bei eruptionen, in Verbindung mit
vulkanischen inseln, bei welchen it^oseidon als 'Evoai-
X&iov eben so sehr die band im spiele hat als bei entste-
hung des rosses, wovon er den beinamen "Inn^iog führt.
— Nach thieren benannt auch: ^vynsvg (ich führe in Jahn's
jabrb. supplementbd. III, heftS, s. 325 aus: sonne oder
den sonnenhellen tag, im gegensatz zum Argos, vorstel-
lend) aus At;/|, des scharfen blicks wegen. 'Atpag^vg als
anzünder des tageslichtes zu atfn] s. 330. ^aXixcovevg 329.
Femer Aeovrivg^ einer der beiden vor Troja; auch ein
freier der Helena. Von XhiaVy ovvog. Dorceus (rehhund)
hundename bei Ovid. Ob aber auch JoQxevg (JoQvxXevg)^
söhn des Hippokoon, nach dem eine quelle JoQxeia be-
nannt? Oder wie EvdeQxtjg^ was doch wohl dasselbe be-
deutet als o^vdeQXTjg? — fpivevg, (I>i]V6vg s. sp. — KogoovBvg,
dessen tochter Coronis in eine krähe verwandelt wurde.
Desgleichen Kogvdevgf Kogvdaklogy KoqvScov von xogvdog
kuppenlerche. — KoQv&üg^ ol, Demos in Tegea Paus. VIII,
45, 1, von KoQV&og^ Arkadier aus Tegea, zufolge Apollod.
III, 9. 1. Der Wirklichkeit nach etwa als behelmte von
dem gleichbenannten vogel mit einer kuppe (galeata avis
d. i. Alauda cristata). — Kgt&evg Plut. sol. an. 36, und da-
her auch wohl Kqi&ritg tochter des Melampus in Kyme,
Her. Vita Hom. 1. Ich denke in gleichem sinne als ZiTo-
hüXQi&og (besitzer vieler gerste, d. h. wohl: reich, wie cv-
Gbivog) mannsname Plut. Qu. gr. 37. — Olvdg, (weinmann)
B. d. zeitschr. VI, 127 nebst seinem vater IIOQ&wg oder
UoQ&doJVy und söhne fpjjQBvg. Letzterer zu fpijg {=&i^Q?)
und (PiJQBg Kentauren (auch Satyren), wie 'jiygtog (der
wilde, oder zu ayga^ Jagd?) nicht blofs ein bruder des
Oineus heifst, sondern auch ein Kentaur. Ferner Avxta^
nevg (wolfeantlitz) söhn des Agrios, während Aevxoimvg
noch ein bruder des Oineus. — 'ÜTtkBvg^ ein Lapithe Hes.
Sc. 180, und ein söhn des Lykaon Apollod. III, 8, 1. Ver-
muthlich doch als „wohlbewaffnete", V^. Aconteus mit
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mytho-etymologica. IgS
kurzem a Ov. M. V, 201, unstreitig im sinue von axovxi-
mrig. Ferner Toxeus, kaly donischer jäger O 7. VIII, 441,
d.i. bogner, schütz, s. d. zeitschr. VI, 130. MaxcuQBvg von
(Aaxctiija Opfermesser, und defshalb auch söhn des Jaitas
(schmauser), weil er (s. Jacobi wtb.) den Neoptolemos in
einem streite über das opferfleisch erschlug. Hingegen als
söhn des Poseidons und der Kanake („rauschen, geknarr",
was dieser name einer tochter vom windgotte Aeolus be-
sagt) ApoUod. I, 7, 4 (wo indefs mit lenis: 'ÖTiXevg) von
onXov als takelwerk und insbesondere tau werk der
schiffe. Vgl. HavoTiUa (in allen beziehungen gut ausge-
rüstet) als name eines athenischen Schiffes. (PoQjnog, schiffs-
befehlshaber Her. VII, 182, wie ich kaum bezweifle, von
ipoQiJLog — avvrjt^eg xoig vavvaig (poQfjfia, Paus. X, 29. —
'EnuiTiBvgy söhn ebenfalls des Poseidon und der Kanake,
sowie bruder des Opleus, Nereus, Aloeus, Triops. Viel-
leicht aus knioTirig^ und etwa von einem amte, welches dem
des xalevöTTjg gleicht. Vgl. mindestens den Tyrrhener Ov.
M. UI, 619: animorum hortator Epopeus. Auch war
^Enoxfjiog^ aufseher, ein beiname, wie des Zeus und Apollo,
auch des Poseidon Paus. VHI, 13, 1. Wenn Paus. II, 1, 1
den Epopeus nicht zum bruder, sondern zum söhne des
Aloeus und vater des Marathon macht: so ändert das an
dem gedanken nur wenig, weil Epopeus dadurch blofs zum
enkel Poseidons herabgesetzt würde. Aloeus ist dieses
gottes söhn. Als berg auf der insel Pithekusa wäre '£kw-
ntvg aber von kmonri warte (specula) herzuleiten, wie ÜBt-
Qauvg wahrscheinlich von 7tB(}cuog (vgl. nBigag).
Viele beinamen von göttern enden auf ^evg. Z. b.
Apollo ccyQEvg Jäger (vergl. Dionysos Zaygevg et. forsch, I,
740, Pluton Preller myth. I, 499) Preller I, 169; dyvievg,
wie aywofrr/ff (Schützer der strafsen) 167. '0();^t6t;g Lycophr.
562 verm. testiculatus von oQxig, insofern als die sonne das
wachsen der pflanzen befördert. Sonst wurden, allerdings
für Südländer mit mehr grund, regengötter als samenlas-
send vorgestellt. S. d. zeitschr. IV, 426. uisipuvg^ Lycophr.
1454, auch jiixjjiog 1207, nach Jacobi „scharfsinnig, km'
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184 Pott
Toq^. Nicht vielmehr von der dünnen natur des Son-
nenlichts, nnd aus Isnrog mit -<o^, dessen i assibilation
des T bewirkte und nicht von einem nom. abstr. auf -ai?
IIy&6vg Thuc. V, 31 v. 1. Ilv&auvg, wie Uv&ioq. Aufser-
dem üv&aevg^ als erbauer des vaog üv&astg Paus. II,
35, 2. — Zeus IloXuvg^ wie Athene IloXidg in Athen.
Zevg TBQfÄievg beschützer der grenzen, Terminus, Zsvg
oQiog. — Asklepios KorvXBvg Paus. III, 19, 7, angeblich vom
heilen der hOfte (xorvAi;), an Herakles vollzogen. Oder etwa
von fl äschchen mit heilsalben oder arzneitränken? —
Jiovvaog 'Elsvd-sQSvg Preller I, 417. 439. — ügofii^&evg nvQ-
xa^vgOß. — Mit adjectiven: fpilBvg, OQaaevg. ^/AAcvg, va-
ter des Apollonius Rhodius , doch wohl nebst "Illog statt
ilXog. Uavvevg in allem (vorzüglich)? Vgl. IlQioTBvg. Von
superl. MfjTciatsvg. 'AgiatBvg^ und vielleicht, als von dem
dazu vorgestellten positiv (vgl. auch den 'Agkrag) ausge-
hend gedacht, *Aowg. Oder Agrjg? Kgauevg vermuthlich
von einem noch regelrechteren comparativ statt xgeiaacav
{xQccT'iaTog). Ilgofievgf Jlgofiiog von ngofiog? — Kaivevg^
der Lapithe, früher Caenis Ov. M. XII, 172 und 479 flg.,
wonach ElateXa proles (auch Atracides, Peneiaque arva
pererrat 209 , weil "Atqcc^ nebenflufs des Peneios in Thes-
salien) giebt sich das ansehen aus xaivog, neu, entsprun-
gen zu sein. Wenn Kaivsvg zufolge Apollod. I, 9, 16 söhn,
anderwärts vater des Kogiovog (dieser defshalb Katveid^g)^
heifst, so mag er, weil könig der Lapithen zu Gyrton in
Thessalien, durch die genannte Verwandtschaft haben mit
der Stadt KoQcivsia in Thessalia Phthiotis IL II, 746; Ap.
Bh. I, 57 in beziehung kommen sollen. Kaum als krähe
von langer dauer, siehe d. zeitschr. VI, 407. Caenis war
weiblich gebildet, secretaque litora carpens Aequorei vim
passa Dei est, ward indefs durch den meeresgott auf
ihren wünsch zum manne und von daabCaeneus gehei-
fsen. Vgl. Benfey Panchat. I, 42. In der Kentaurenschlacht,
weil unverwundbar, kam er nach einer erzählung da-,
durch um, dafs er unter der last auf ihn geworfener baum-
stämme aufrecht hinab in die erde sank. Zufolge Hjgin
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mjtho-etymologica. 185
tödtet er sich selbst. Ovid läfst ihn Verwandlung in einen
Togel [etwa als in der luft schwebender mond?] erfah-
ren, während bei Virg. Aen. VI, 448:
et juvenis quondam, nunc femina, Caenis,
Kursus et in veterem fato revoluta figuram.
Weist nicht dies alles, namentlich der geschlechtswechsel,
mit deutlichem finger auf Ebbe (weib) und Fluth (mann,
weil sich dann das meer gewaltiger zeigt) und etwa den
androgynen mond (neumond) hin, welchen man als die
Ursache bezeichnen mufs von deren mit unaufhörlicher und
demnach gleichsam ungeschädigter Stetigkeit sich erneuen-
der reihenfolge? Ich weifs nicht, in wie weit der versuch-
ten erklärung der umstand entgegentritt, als habe das mit-
telländische meer keine ebbe und fluth oder nur schwach.
Ein gegenstück, so scheint es, giebt zu der vorigen
geschichte die vom Iphis ab Ov, M. IX, 666 fgg- ^I<pig,
log und i8og ist frauenname. Indefs heifst ^Icpig, cog (kraft-
voll? vgl. einen Lykier 'I(pevg II. XVI, 417) auch z. b. ein
söhn des 'AXixtcoQ, was etwa als schlafloser „hahn'^ auch
auf den namen seiner tochter ein licht fallen läfst, und
wahrscheinlich „mit kraft (und voll Wachsamkeit) im hin-
terhalte auflauernd" bedeutet. Iphis, weiblich geboren,
wird durch der lo (als ägyptischer Isis), das will sagen:
des mondes, gunst, zum jQngling umgewandelt, und als
solchem wird ihm dann lanthe als frau zu theil. Da
'Iäp&7] gewöhnlich tochter des Okeanos heifst, womit sich
ihr name, die Violette (vergl. novtog loeiSijg Od. V, 56)
aufs trefflichste verträgt, pafste auch das nicht übel zu der
vorhin berührten naturerscheinung. Desgleichen bei Gierig
ad V. 666: „Haec ex Nicandro refert Anton. Lib. c. 17.
Iphis ibi vocatur Leucippos", also: mit weifsen rossen
versehen, was sich auf we\fse schaumwellen beziehen läfst.
Femer zu 669: „Ligdus ap. Ant. Lampros (also: leuch-
tend, hell) vocatur, et uxor, quae Nostro Telethusa est,
Galatea^. Die zuletzt genannte nymphe gewährt, auch
etymologisch, die Vorstellung einer ruhigen, heiteren see
(yaXfjvtj)^ vermälung des kraftvollen C^cpig) mit der
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186 Pott
violetten kann nun aber kanm etwas anderes besagen
wollen, als: abwechselang zwischen stürmisch aufge-
regter und stiller see, und der Wechsel wird ja eben
durch den mondeslauf geregelt. Telestes {TsXiavtjg
Vollender, einweiher), vater der lanthe, wie Telethusa
(part. von rekeä-ot)^ werden), mutter der Iphis, gesellen sich
gewifs auch nicht willkürlich zusammen, und haben wohl
eben so die bedeutung, auf den wandel von meer und mond
hinzuweisen. Für den Ligdus, als vater der und des Iphis,
wüfste ich in XiySog^ mörser (oder hjySog, weifse steinart)
keinen anhält zu finden. Indem aber Phästos auf Kreta
ihm zum Wohnorte gegeben wird: möchte ich fragen, ob
nicht die Variante des namens, Lyctus, einige berücksich-
tigung verdiene. Diese wäre dann eponym mit der Stadt
AvxToq auch auf Kreta. II. II, 647.
Die anknüpfung der genealogie des Kaineus, um auf
diesen zurückzukommen, an "EXatog^ auch einen forsten
der Lapithen in Thessalien, läfst sich auf zweierlei weise
(es fallt dazwischen aber die wähl schwer) begründen. Ein-
mal ist 'EldtBLu^ wie Steph. B. angiebt, eine Stadt in ob-
erwähntem lande auch am Peneios (vgl. oben Atracides und
selbst von der heimath auch Phylleius mit Gierig zu
Ov. 1. 1. V. 139); und von denen namens "jE'Aaroff wird einer
als gründer vom phokischen 'Ekdreia aufgeführt. Dann
aber ist kXccTrj bei Homer bezeichnung der aus fichtenholz
gearbeiteten rüder von Seeschiffen, ja später des ganzen
Schiffes (bei Virg. abies, Ovid pinus), woraus sich ohne
zweifei der schiffername 'Ekaxitov Alciphr. I, 25 erklärt,
will man nicht zu kXdrrig (vgl. impellit aequora Ov. M.
111,667) greifen. Auch z. b. Hör. Od. I, 14: Non tibi
sunt integra lintea [Schicksal des Ikaros, s. d. zeitschr. VI,
38, welcher zufolge Schol. Ap, Rh. I, 104 ebenfalls einen
''Elatog zum söhne hatte] — — Quamvis Pontica pinus
Silvae filia nobilis u. s. w. Es ist aber „dem Poseidon
unter den düsteren erdsymbolen die fichte als küstenge-
wächs und als schiffsholz zugeeignet^ Gerh. M. I, 217.
Gesetzt nun, es liege dem Elatos als vater des Kaineus
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mytho-etymologica. 187
dieser zweite gesiehtspuokt zum gründe: dann ginge meine
yermuthung dahin, die schifffahrt solle hiedurch als mit
dem fluthenwechsel in gar nicht unwichtiger beziehung
stehend vor äugen gebracht werden.
Mehrere des namens 'Ikiovevs haben diesen offenbar
^on "Ihov^ wozu auch die quantität stimmt; jedoch unter
voraufgehen eines intermediären sufQzes vor tvg. So drei
Trojaner 1) II. XIV, 489: Ihov^a 'Yiov (Pogßavtoq no-
XvfAtlkov (also sicherlich aus (pogßij mit suff. cyr, im sinne
von herbosus, pabulosus), tov qo fidhara 'EgfAtiaq (als hir-
tengott) Tqwcdv ^(pikBi xai xtrjGiv otnaacBV. 2) im gefolge
des Aeneas, Virg. Aen. I, 521. 3) ein Troer, von Dio-
medes erlegt, Quint. Smyrn. XIII, 180. Aufserdem 4) ein
anderer Uioneus als jüngster unter den söhnen der Niobe.
Vielleicht weil letztere aus Kleinasien, freilich einem theile
(Lydien, Sipylos), stammte, worin Troja nicht belegen.
Inzwischen heilst sie als tochter des Tantalos auch Phry-
gierin. Gleichen Ursprungs femer ist Iliona als älteste toch-
ter des Priamus und gemahlin des Polymestor, königs in
Thrakien. Vfpiovevg^ blinder seher Messeniens, Paus. IV,
10 ff., IV, 12. 10; aber auch Vtpulg und Vq^i^oveig^ volk
in Aetolien. Etwa Schlangenzauberer? — Jij'iovevg, d. z.
Vn, äl. — 'HCovBvg strandmann, nach Preller 11, 302, wie
jedenfalls die Nereide 'H'Covri von rjmv. — rrjQvovevg =ä
r7]Qv6vr}g und FriQvmv^ ovog^ d. h. brüller, weil er das ge-
witter vorstellen soll. — BvovBvg^ Eleer, söhn des Menede-
mos, Zeitgenossen des Herakles. Etwa ähnlich wie Blanv
und zu ßia. — Alcioneus, im. meer getödtet vxmi Perseus,
Qv. M. V, fab. 4, wie Lempri^re bibl. class. citirt, würde
zu ähcl gehören. Zuverlässig ist damit aber nur Bactrius
Halcioneus v. 135 gemeint. Folglich !AXxu)VBvgj name von
mythischen männem, indefe auch von einem giganten und
riesen. S. Jacobi myth. WB. Der namensurspmng, ob-
schon gewiis mit dem des eisvogels in Verbindung, bleibt
mir unklar. Uebrigens sind die meisten derer, welche a.
a. o. mit dem Perseus im kämpfe befindlich dargestellt
worden, ihrer abkunft nach Asiaten oder Afrikaner,
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188 Pott
und sollen, insofern Perseus der sonnenheld ist, wohl kämpfe
der sonne mit den dunklen mächten vorstellen bei ihrem
aufgange. Defshalb vermuthe ich, unser Halcyoneus, wel-
cher dem fernen ostlande entstammt, sei nicht willkürlich
gewählt, indem seine namensvetterin !äkxv6v}]v (alcedo) S^
Krjv^ (möwe) 'iyrifiBV 'Eiagcpogov Ttatg Apollod. I, 7, 4. Vor
der sonne selbst schwindet Lucifer, aber noch vor ihm
alle Sterne. Man beachte aufserdem Alcyone als eine der
Plejaden, welche mit ihren Schwestern in das gestim ver-
wandelt wurde. — Ferner Astreus (wie Astraeus von
äavQov?) Matre Palaestina, dubio genitore creatus 145.
Choanius (ex conj. statt Chaönius) Mol peus (anscheinend
von fAoXnri) 163. Menäleus 128, was zxi MtvdXinnog {^=z
Meldvi7i7iog\ //, erinnert. — Oertlich v. 187: AtNileus,
qui se genitum septemplice Nilo Ementitus erat. — In
solcher weise auch (Ihjyevg^ könig zu Psophis in Arkadien
als eponymus der arkadischen Stadt 0i^yeicc^ welche später
Waxpig hiefs. fth^yeta könnte nach Buchen, (prjyol, fagi
benannt sein, wie z. b. bei Grandgagnage Vocab. des an-
ciens noms de lieux de la Belgique Orientale p. 6: Beal-
fais (Beaufays, wohl eigentlich plur., wie Bealriw, jetzt
Beaurieu, s. v. a. Schönebeck, aus lat. rivus, vgl. Bellus-
rivus); p. 43 Lonfait (Longfaye) und wahrscheinlich
auch Longfait; p. 53 01fait (Haut-fays? aus altus); und
p. 85 Bernunfait vermuthlich mit einem mannsnamen,
wie Bavonis-quercus. Das t wohl nicht aus einer,
dem lat querc-etum analogen form, etwa wie Fagutal
von fagus pl. nach IV. Virg. Cul. 139. Wenn aber ein
Phegeus II. V, 1 1 (und daher auch wohl ein Troer Vi|g.
A. XII, 371 und eine Phegea, tochter des PriamusHyg.
f. 90) priester des Hephaistos in Troja auch nach (pt]yoi
benannt wäre: fände ich dies nur etwa dann einleuchtend,
wenn man die erwähnte baumart zu brennholz beim schmie-
den verwendete. — IlaXsvg^ ein söhn des Kephalus, war,
so erzählte man, erbauer der Stadt IIccXi] in Kephallenia,
deren einw. selbst IlaXsig, ion. Uakisg^ att. Uakijg hiefsen.
Es unterliegt keinem zweifei, dais man durch obige genea-
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mytho-etymologica. 189
logie den namen der kephallenischen inseln (wefshalb
aach zuweilen, obschon miisbräuchlich mit nur einem X)
zu erklären gedachte, wo von Kephalos, gleichwie frei-
lich überdem in vielen gegenden, erzählt wurde. Preller
GM. II, 96. — ^BTQBvg, söhn des Pelops, nach welchem
ABTQivoi^ die Stadt im nördlichen Elis, benannt sein sollte.
Paus. VI, 22, 5. — 'Hgaievg^ söhn Lykaons, als eponym
der Stadt 'Hgaia in Arkadien, deren einw. ebenso heifst.
Einer der zahlreichen föUe, wovon sich die Unmöglichkeit
erweist, als ob die Stadt von dem ihr angedichteten xW-
ötriQ den namen habe. Ist doch 'Hgaia augenscheinlich
lunonia. — <I)vffX6vg, Delphier, etwa gentile von <lH!>axa,
(pvaxog. Von letzterem, als stadt in Lokris, heifsen die
einwohner (pvaxBig und <bvaxoi. Nach Eustath. ad Hom,
p. 277. 19 ward (Dvaxog^ vater des Lokros von Amphi-
ktyon mit seiner gemalin Chthonopatra erzeugt. Nach
Steph. B. V. <l>v6xog war Aetolos (völkername) der söhn
und Physkos der enkel Amphiktyons. Also nicht, wie der
Spottname fpvaxoov, dickbauch? — <DvXXsvg mannsname
Mnasalc. 3 (VI, 264) könnte gentile sein von der Stadt ^vX-
Xog^ von welcher ^vXXaiog als beiname des Apollo herrüh-
ren soll. Oder von (pvXXov, wie der mythischen erzählung
nach <DvXXig, welche, in einen mandelbaum verwandelt, der
blätter trieb, als Demophon, am früheren kommen gehin-
dert, sie wiederfand. — <l>vXevg 1) = (l>vXag s. d. zeitschr.
VII, 257 fg. 2) söhn des Augeas in Elis. Missus ab Elide
Phyleus Ov. M. VIII, 308.
JTQOfif]&Bvg und *Emfi7]&Bvg, und ngofia&Bvg Aesch.
Suppl. 703, wenigstens im sinne der griechischen sprä-
che, meine ich noch immer, von einer mit fxa&t] (jwa-
^fjaig) Hesych., fiä&og parallel gehenden form, die je-
doch ihren vokal, wie Xiqß^i^, Srjy^a u. s. w., verlängerte.
Auch hervorgehen von fiav&ävw „als ein an sich reifsen,
sich aneignen fremden wissens^ aus sanskr. math (con-
cutere, quassare) läugne ich fortwährend, indem math
den sinn des abreifsens, ansichreiisens, als simplez gewifs
nicht hat, imd höchstens in der comp, pra-math, d.i.
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190 Pott
eigentlich excutere (pra im sinne des fort; z. b. ignem
de crinibus, abschütteln Ov. M. XII, 281 ; de manibus ex-
cutere, aus den bänden winden, reifsen Cic. Mur. XIV, 30).
Im Nalas I, 15 von der Damayanti citta-pramäthini,
herzenserschütterin , wie Manmatha als intensivform redu-
plicirt (nicht zu manas geist), Amor. Vgl. Kühnes schöne ^
abhandlung „die mythen von der herabholung des feuers
bei den Germanen'', wo der Prometheus als feuerbringer
mit dem indischen pramantha, einem zur hervorbringung
von feuer durch reibung von hölzern ( — eine weithin ver-
breitete sitte. Waitz, Anthropol. I, 294 — ) s. 8 fg. in
Verbindung gebracht wird. Hat aber nicht eine umdeutung
zu IlQOfirid'&Ljg erst auf griechischem boden stattgefunden:
so scheint mir die vergleichung mit pramantha u. s. w.
von Seiten der spräche dennoch unmöglich, wie verführe-
risch sie im übrigen sei. Entschieden falsch wird auch
das mangelholz ins interesse gezogen. Das ist ital. man-
gano, fiäyyavov. — 'Ogsad-Biig als angeblicher erbauer von
'Ogsa&daiov in Arkadien. Dagegen ein zweiter mit glei-
chem namen, könig der ozolischen Lokrer, in Aetolien, va-
ter des Phytios (zeugend, schaffend; als zuname mehrerer
götter), grofsvater des (weinmannes) Oineus. Aus einem
holze, das sein hund gebar, O. aber begrub, wuchs der
weinstock hervor, von dessen spröfslingen {o^oi) O. sein
Volk zubenannte. Paus. X, 38. 1. Athen. 11, p. 35. b. Etwa
auch eigentlich „bergeskraft'', weil der weinstock am be-
sten auf sonnigen bügeln gedeiht, diese hügel aber früher
waldbewachsen waren und wild enthielten, was man mit
hunden jagte? Vergl. d. zeitschr. VI, 128. — Bei Paus.
V, 17. 4: Ol S* kg auiXXav Sgofiov xa&eari^xorsg , Meka^
vliMiV karl (schwarze), xai Nso^svg, xal 0alaQ6vg^ r^-
Tagrog dh lägynog, xal "I(pixlog nifiTcvog^ welcher letzte
(dem namen nach „durch seine kraft rühm erlangend'') den
sieg davon trägt. Der SgofAog könnte in betreff von Nbo-
ß-Bvg auf &i(ü, t^Bvaofiai rathen lassen. Indefs ich ver-
stände dann das erste glied eben so wenig, als suchte man
hinten in ihm &evg statt ^sog. Da Hesych. o&t] hat ftlr
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mytho-etymologica. 191
(pQOvHg, digoty (poßog, koyog und o&evsi d.i. «yw, (ppovri-
^Bi (s. Sehn. V. 6&ouai\ würde ich glauben, es lasse sich
mit Neoßovlijj NeofiijSi]g ungefähr auf gleiche linie stellen.
Etwa: den eitern neue sorgen bereitend? <l>aXaQivg kann
mit dem gentile von fpakaga gleich sein, oder, wenn cc
lang ist, auch s. v. a. (pdXäpog, <Pdl^Qog, glänzend, blank.
— Etwa auch dazu Ov&svg mannsname. Stob. 105, 55? —
Entsprechend dem Verhältnisse von Msvea&avg (auch etwa
Msvsv&Bvg aus versehen, sowie Msvia&rjg, ovg) und dem
ungekürzten Mtvtc&ivrig, ovg Ath. IX, 494, b., d. h. wohl:
ausharrend mit kraft (nicht lafs werdend), wie Msvexgccvt^g^
MeveaiXQdTrjg, — scheint auch Evgva&tvg zu EvQva&ivfjg
(Stammvater der Ägiden in Sparta; desgleichen ein Ägide
EvQvxQartjg) auf die fernhin reichende kraft (a&ivog*, vgl.
igia&svijg von Zeus) der sonne (Herakles), ob auch nur
gegnerisch, bezug zu haben. Vergl. vom Apollo die epi-
theta ixaigyog (durch ihre strahlen weithin wirkend), ?xa-
Tog (sehr weit entfernt). Eurystheus legte bekanntlich dem
Herkules die 12 arbeiten auf. Dann siehe aber auch über
ihn als nicht voll ausgetragenes monatskind vom ^&ivelog
(also doch gleichfalls von a&ivui) im gegensatze zu dem
zehnmonatlichen (also um einen monat zu viel im mutter-
schoofse verbliebenen) söhne der !AXxfirivri *), und IdXxüSrig^
was gesetzmäfsig wohl einen namen auf -wg (kaum wie
'HQaxkaiSi]g, ion. 'HQaxXri-iStig, von ^H^axle^g, 'xXfjg\ aber
der form nach nicht 'AXxatog (aus dlxiq mit -tog), Preller
n, 121. — Mehrere namen mit anscheinend gleichem aus-
gange sind dunkel. So verstehe ich IIsQea&evg auf kari-
schen münzen nicht, dafern man eine kürzung aus üegi'
G&hrig (sehr stark, übergewaltig) läugnet. — Hingegen
HiT&evg^ da söhn des Pelops, aber auch grofsvater des
Theseus, wohl eher gentile vom attischen demos IHr&og
*) Vgl. aXxtl] allein wahrscheinlich in einer form, wie QO)-fif}, mit siiff.
wie in oififvfjpoq. Daher unstreitig auch der flufs Amananus in Sicilien
Ov. M. XV, 279, ixUinti yotg inl noXXd Iriy xal ndXiv qcI: „kraftlos" oder
„ nicht ausdauernd <*. 'Iff/itivtj vielleicht blofs äufserlich hinten gleich ab-
fallend.
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192 Pott
(ein rd' auch in nXar&ig^ frauenname, und l^v&ig)^ als,
was sonst nicht unmöglich schiene, erklärbar b,us 'Ema&i--
vriQ mit aphärese. Man findet nämlich Verwischung des
Zischlautes vor r durch assimilation zu rr bei Lakonen,
Böotem und Tarentinern (Ahrens Dor. p. 103), z. b. hTTia
statt iötia'^ auch vielleicht rir&ai (als besserung Valke-
naers statt h&ai) im sinne von xa&iaai. — Als schöner
sklavenname IIiaTog (treu, zuverlässig) Hellad. in Phot.
bibl. 279; aber als Spartaner Inscr. 1278 liefse eher Schrei-
bung mit TT erwarten. Sollten sich IUvTaxog (vgl. -SVrap-
Taxog^ Aiaxog u. aa.), ferner üiTTaXog arzt, jedoch in
Athen, auch IJiTTd'kaxog z. b. Athener, sich ebenfalls dar-
aus, oder vielmehr, etwa wegen pechschwarzer haar- oder
gesichtsfarbe , aus mTta, maaa^ erklären? — Vollends
EgBx&^vg^ das wegen mancher bezOge zum 'EQtx&oviog al-
lenfalls hinten kürzung aus x^^^ erlitten hätte, ohne je-
doch mit letzterem (warum sonst sein 6 vor x^ das schwer-
lich in obigem IleQBG&evg entschuldigung fände?) sich zu
decken. Auf Neptun als kQsxäevg, erderschütterer, iXeU-
;^i9^wv Creuz. IV, 350 kommen wir später zurück. Erich-
tho als thessalische zauberin Lucan. VI, 507 und eine an-
dere Ov. Her. XV, 139, vermuthlich doch nach griechischen
Vorbildern. Ich weifs nicht, ob zu 'Egix&oviog^ und als
chthonisch gedacht, oder zu Hx&og? — Wie haben wir end-
lich die Okeaniden Mevsa&ci und Telea&oi Hes. Th. 357 fg.
zu verstehen? Etwa als blofse erweiterungen der verbal-
wurzeln, wie ßißdö&Hv^ oder, in welchem falle vorn die
subst. ixivog und Tilog (aber auch: mit kraft?) stecken
müfsten, als Zusammensetzungen mit ß-oog^ wie die Nereide
'l^Tio&oti u. aa, wesen in der see? Naturgemäfser als diese
bedünkt mich eine dritte möglichkeit, d. h. eine, vermuth-
lich hypokoristische zusammenziehung von a&ivog. Teke-
G&d wäre dann in analogie mit TBkeai^-XQdTrigi „zu
ende ausharrend mit macht", und MevBC&d als ledig-
lich die zu MsvEödevg = Msveö&ivtjg {MevexQdTf]g)^ d. i.
ausharrend in kraft, als fem. hinzugebildete form. (ptXo^ci
(schwerlich sprachrichtig, wo nicht aus (pihogj die var,
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inytho*et3nnologica. 193
men <Piki^(a) Polyaen. 1, 13, gem. des Tlepolemos, kann
unmöglich etwas anderes sein sollen als 0i.ko^ivt], (pilo^e-
vog (Uebe gastfreunde besitzend). Desgleichen ist Ilokv^ci
gewifs auch nur koseform statt lloXv^ivt], als fem. zu
IloXv^svog (reich an gastfreunden). Beide stimmten mit
dem früheren paare darin, dafs auch in ihnen in der schlufs-
silbe ein nasal abgelegt worden, üebrigens scheint mit
den ersteren beiden namen die unermüdlichkeit der
meereswogen {vSarog a&ivog) ausgesprochen in ihrer sel-
ten ganz unterbleibenden beweglichkeit. — Ov fikv vijmog
^aäa, BoYi&oidri 'Etecjviv Od. IV, 31 spricht Menelaos zu
seinem diener. Wird damit ein Wahrheit sprechender (kvvu^
civ-iog) söhn eines helfers und trösters {Bori&og) oder der
form nach: ßoi]i^oog (bellicosus, aQtjid-oog), vgl. Ilav&oiSijg
von ndviJoog^ gemeint? Man darf aber den sonst aUezeit
schlagfertigen leichtsinn der Griechen in namendeutung
wohl nicht als so weit getrieben herbeiziehen, dafs sie mit
diesem 'ExBcaveig auch sollten den 'Eteiavog^ söhn des Boi^cü^
Tog^ in beziehung gedacht haben, um des schwachen und
vollends für das griechische ohr weit abgelegenen anklangs
willen an den vater des ersteren. Es genügt, dafs es eine
böotische Stadt, nämlich 'jE'raöii^og II. II, 497 , Stat. Theb.
VII, 266, gab, um daraus auf einen xiiartig des gleichen
namens zurückzuschliefsen und ihm den eponymus des lan-
des BotojTog zum vater zu geben. Vgl. oben KwTiivg. —
Der ausgang ähnlich wie in 'J'CöcovBvg (Hades) und ^lyeo)-
VBvg, söhn des Priamus, ApoUod. lU, 12, 5. 'EQuwvevg
Pape p. X. Nyseus, Thyoneus, appellationes Bacchi.
Ov. M. IV, 13. — rXtjvog Apollod. II, 7, 8, rkrjvevg D. Sic.
IV, 37, söhn des Herakles. Da ylTjvrj augapfel bedeutet,
und ra ylrjvt] Arat für sterne gebraucht: hege ich keinen
zweifei, es werde unter diesem bilde der sonnenball ge-
meint, als Ȋuge des himmels". Vielleicht skr. gl 6 m.
mond (auch yXavxaimg bei Empedokles beiwort des mon-
des) und, mit beständigem vergl. bei allen benennungen
des mondes, — Kamphor. Vielleicht auch, wenn unterlas-
sen der strengeren lautverschiebung zugegeben wird, ahd.
IX. 2.U.8. 13
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194 Pott
gl 6 Jan glöhen, ags. gl ö van [v möglicherweise aus ö f&r
ursprüngliches k entwickelt], nord. glöa nebst aa. verwand-
ten Worten (glänz, glitzern, glas) Graff IV, 291, brit. gou-
lou (lux; lege gulu, cambr. hod. golau) Zeufe p. 125
sammt yXctvffao)^ ykavxog uqd, ihrer grofsen leuchtenden
äugen halber (vgl. hQiyXYivoq\ die eule yXav^. Indeis auch
ein Kentaur ritjvevg Nonn. XIV, 197 ist weniger deutlich.
Etwa, vermöge der wolkennatur *) der Kentauren, die
wölke, welche von regen trieft und gleichsam thränen ver-
giefst, wie das äuge? Kaum s. v. a. Clanis bei Ovid.
Der frauenname rXijvig als liebkosung. Entweder wie:
mein augapfel. Bene vale, ocule mi! Plaut. Cure. I,
3, 47- Vgl. Pseud. I, 2,46 oder ocelle mi Trin. II, 1, 18.
Passer — Quem plus illa oculis suis amabat — Catull.
111,5. Oder: mein püppcheu, wie Nawagiov^ Ndvviov^
Navv(o ; üXayydvy ovog {IlXdyytav^ (ovog manns-, auch hun-
dename, wohl eher zu nXdyyog adlerart, nach analogie von
lAtTiwv). Ko^Xig^ eigentlich schneckchen, hetärenname.
XQVffdgwv, Xgvaiov goldchen. Desgleichen Oia (qualisl)
um durch solchen ausruf über sie wegen Schönheit, geist
u. 8. w. seine bewunderung auszudrücken. Vgl. olog d()BT7Jv
(qualis quantus) welch' ein mann an trefflichkeit! IL XIII,
%75. Vielleicht gar mit anspielung auf Hesiods 'Hoim
*) Daher z. b. Centanr Chrom is Ov. M. XII, 333 (ein anderer des na-
mens bei der bocbzeit des Perseas V, 103). Zunächst vom wiehern (xt^n/nf}),
weil halb rofs, das aber bestimmter auf das grollen des donners bezogen
scheint. Xoofjtla^ gemalin des schläfers Endymion, Pans. Y, 1. 2 scheint fast
eine „schnarcherin**. Sonst Xqnfiiq^ X^OfAioq etwa wie XQffitjq, der ja
nicht blofs in der komodie vorkommt, Xfj^ftwv u. s. w. — Phaeöcömes,
Kentaur, Ov. M. XII, 481. 439 unstreitig: „schwarzgrauen ((fatnq) haares**,
was auf wölken gut pafst. Im namen des Lapithen, welchen er mit einem
ungeheuren baumstamm umbringt, Phönolßnides, suchte ich gern den
todtenden blitzstrahl, der aus der wölke fährt, also gleichsam selbst söhn
des Phaeokomes ist und daher patronym. Etwa der mit mord- ((povoq) armen
(wX^i'T]) die vom blitz getroffenen umfahend? Oder, wenn das zweite n in t zu
verwandeln erlaubt : durch mord verderbend (mit einem nom. ag. auf Tiy(j =
okex-^Qj allein mit verlängertem vokal, wie in wXea^&vfioq u. s. w.), also
ähnlich wie (jpovoxToioq? — Stiphelumque Bromumque 459, worin
das zweite entschieden (vergl. infifß(jnfioq) auf den donner geht Das erste
vermuthlich aus aTviffkoq dicht, fest, hart, was auch von densae nubes
(anders ariKpiXClIlfiv riiffa II. XI, 305), wo nicht moralisch als: barsch, un-
Ä'eundlich, gemeint sein könnte.
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mytho-etymologica. 195
Bemh. griech. lit. 11, 268. — Morpheus als diener des
sdilafs, Ov. M. XI, 635. 647. 671, führt seinen namen von
^oQtfai^ weil Schöpfer von traumgestalten, Simulator figu-
rae, vgl. 626: Somnia, quae veras aequent imitamine for-
mas. Ebenso ein zweiter: Hunc Iceion [txcAo^, similis,
quia simulat figuras] Superi, mortale Phobetora [schrecker,
bei Lucian : Taga^iaiv verwirrer] vulgus Nominat. Est etiam
diversae artis Phantasus, als beleber der einbildungs-
kraft. *'IxtXog^ Athener, Inscr. 275 spricht wohl ähnlich-
k^ des Sohnes mit den eitern aus. — Panopeusque
Hyleusque Ov. M. VIII, 312, theilnehmer an der kaly-
donischen jagd. Letzterer, TAci/g, natürlich von vXti IIa--
vonevg (allschauer?), als söhn des fpaixog^ in erklärlicher
weise eponym mit Jlccvonevg oder Ilavonri [etwa specula?]
einer Stadt gerade in fl^wxig. — Maxagkai. oder Maxagia,
Stadt in Arkadien, angeblich nach Maxagevg^ einem söhne
Lykaons. Durch die tochter eines zweiten Makareus M>f-
-d^fAva Diod. Sic. St. B. soll die gleichnamige Stadt auf
Lesbos benannt sein. Ein söhn des Krineus und enkel des
Zeus war derjenige MaxagBvg^ der Lesbos bebaute = Ma-
xccQ (söhn des Aeolos und k. in Lesbos IL XXIV, 544) D.
Sic. V, 81. Bruder des Makar, sohnes des Helios, war
auch dem Schol. zu IL L c, D. Sic. V, 56: Tevdytig, da#
ich von xivayog^ seichtes flaches wasser (doch kaum engl,
tank, das gegen die lautverschiebung sich auflehnt, und
aus franz. etang == lat. stagnum herübergenommen sein
mag), insofern leite, als dieser name den abflufs des
Wassers nach der deukalionischen fluth scheint angeben
zu wollen. Mdxag nämlich hiefs (also mit recht „glück-
selig'') ein aus der deukalionischen fluth geretteter mann.
Athen. III, 105 d. Sagt nicht Teväytjg als ausgezeichnet-
ster unter den söhnen des Helios auf Bhodos und defshalb
von ihnen aus neid ermordet (die von der sonne wieder
trocken gelegte erde) dasselbe? Ueber Maxapsvg (wohl des
guten omens wegen sogeheifsen), einen söhn des Aeolos und
bruder der Kanake (des windesrauschens) s. zeitschr. VI,
333. Von der Maxagia^ tochter des Herakles (etwa wegen
13*
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196 Pott
seiner erhebung zum gotte) und der Deianira Paus. 1, 32, 6
leitet Zenob. 11, 61 das sprüchwort ßdXX ig fiaxagiav ab,
da sie sich selbst den tod gegeben. Offenbar unnöthig,
da ßaXV sig olßiav (geh ins land der seligen), Big xoga-
xag gerade so gebraucht wird, Zenobius schwebte aber
vermuthlich die geschieh te von der Kanake vor, welche,
da sie in unkeuscher liebe mit ihrem bruder Makarius
einen söhn gebar, von ihrem vater sich selbst umzubringen
gezwungen ward. Ov. Her. 11 ; Trist. II, 384. Mit die-
sem MaxaQBvg als söhne des windgottes stimmt auch pas-
send der gleichnamige Macareus zusammen, welcher in der
Schlacht mit den Lapithen den Erigdupus {^iySmmog;
das getose bei stürm und sonstigem unwetter) umbringt
Ov. M. XII, 452. üeberdem Neritius Macareus, als ge^
fahrte des Ulysses im trojanischen kriege, allein nachmals
dem Aeneas sich anschlielsend XIV, 159. 318 und 441.
Vielleicht, um eine für die Übersiedelung der Troer in Ita-
lien nach vielen mühsalen doch endlich gelingende glück-
lich e fahrt vorzustellen. — KanavBvg zeitschr. VII, 324,
wie der alte römische historiker Q. Claudius Quadriga-
rius, und l^Qfiarevg neben ccgfiarevo). Auch wie der eigenn.
Wagner, nur in anderem sinne. JJev&evg in d. zeitschr.
JTI, 136. Gryneus und summis exstantem Riphea sil-
vis Ov. M. XII, 325 (s. d. zeitschr. VII, 260). Latreus,
Kentaur, wofern nicht mit &^ was auf die Verborgenheit
des blitzes in der wölke zielen könnte, anscheinend ?,aTQ6vg^
Söldner, knecht, Sklave. Ov. 463. Imbreus310, viell. nach
der insel "Ifißgog. Oder mit O ? — Tvqxjoevg^ Typhoeus Ov.
M. III, 303; V, 321 und 325; V, 348 ff., z. b. mit Sicilien
über sich. Sowohl er als Tvqxog, Tvcfccwv (v kurz), contr.
Tvcpm' (v lang) — vergl. nkovrevg = n'kovriav Mosch.
III, 22; 'ÄQBxdwv II. VI, 31 — aller Wahrscheinlichkeit nach
insbesondere von rauchenden vulkanen und staub auf-
wirbelnden winden. Quantus ubi immenso prospexit ab
aethere Typhon, Igne simul ventisqne rubens. Val. Fl. III,
130. Vgl. xanvov Tvq?eiv, TV(fog rauch, dampf, qualm, ne-
bel. Türkisch „Tufän J^jh A tempest« Davids, Turk.
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mytho-etymologica. 197
gramm. p. 122 durch blofse erborgung aus dem griechi-
schen. Für ägyptischen Ursprungs halte ich den na-
.men Tvcpüv durchaus nicht. Zwar merkt Rosenm. bibl.
alterthumsk. III, 260 zwei dergl. erklärungen an. Nämlich
6HOY^0-^i2N ventus malignus nach Jablonsky, allein
6^TI0SiON dans malum, auctor mali nach ChampoUion.
Beide suchen also darin höou (malus), wie es sich im
koptischen findet, mit männlichem art. (cf) davor; allein
jener als voraufgehendes glied 0i?OY Ventus, Spiritus; sul-
phur*); dieser, wenn anders Rosenmüller recht berichtet,
eine mir nicht verständliche form, welche — wie schön die
bezeichnung an sich, im gegensatz zu den öorijgeg kdo)v,
wäre — zu tä. (dare) unmöglich (eher e^Ä^THT, sahidisch
procella, turbo) gehörte. Schon dieser widerstreit der mei-
nungen zwischen den beiden Aegyptologen verräth, dafs sie
in ermangelung eines wirklichen namens solcher art bei
den alten Aegyptern ihm blofs wechselbälge unterschieben
aus eigener fabrik. Hiezu kommt, dafs wir die vermuth-
lich ächten namen für den begriff ihres Typhon, wie ihn
jenen die Griechen, nach ihrer bekannten sorglosen ma-
nier, unterschoben, doch zugleich von Griechen aufbewahrt
besitzen. Siehe Parthey Lex. Copt. Tvcpwv mit den hin-
weisungen ein£ Bdßvg^ Beßojv, 2ri& und 2fjiv. Creuz. 1,320.
BaaiXsveiv tov Bdßvp, 6g karv Tvcpwv, Hellanicus ap. Ath.
XV, 680. Mave&oog d' avvov rov Tvqxova xai Bißwva xa-
leia&ai. ai]fiaiveL ök rovvo^a xd&e^iv rj xoiXvaiv (also Ver-
hinderung des guten; der geist, der stets verneint!) Plut.
Is. et Os. c. 45 p. 371; c. 62 p. 376. Passendes zur er-
klärung (denn fce ist abominari und fcefee, AeJ^i, &€&07r
EbuUire, eructare, effundere) finde ich nicht. *0 öi Tv-
ifüv . . . 2!ri& xai Beßwv xal ^fiv övojbid^sTai^ ßiaiov
riva xal xujkvnxi^v kniöy^eöiv vjievavTiwaiv 17 cevaoTQO-
(prjv kiAcpalvBiv ßovXofihoüv rüv ovopidtoiv 1. c. (€T07r£ie
♦) Augenscheinlich nebst QHN gr. O^fiovy das aber vielleicht erst die
Kopten aus dem griech. entlehnten. Aus ^i'oc; (räucherwerk) — vergl. auch
lat. Buf-fire, fimus — , wie adtXqiioq zu öeXcfjvq'i Dann mit suff. -tov und
ausfall eines digamraa vor jota. Vgl. nio(; ^ skr. nav-ya.
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198 Pott
Adversarius von tioube Adversari, opponere, oube Ad-
versus auch schwerlich als mutterschoofs für Typhon). End-
lich: Jio tov Tvtpüva ^fj& ael j4iyvm:bOV xakovoi^v^ oTteg
iatl xaraSvvaGTBvov rj xaTaßca^ofiBVov c. 41 p. 367 und:
<fQ(i^H 8h TTJV TloXXdxiQ CCVaGTQOCpYlV Xal ndXlV VTlBQTlrjdti'
oiv c. 49 p. 371; o, 62 p. 376. Wie man sieht, mehr er-
klärungen nach dem allgemeinen sinne, als mit etymologi-
scher schärfe. Mir sind genügende etyma aus dem kopti-
schen unbekannt. Für ^fxv schickte sich etwa sahidisch
8ch-m Debilitare, retardare Parthey p. 204. Esch-m
Exstinguere p. 46. Man wird hiemach besser beurtheilen,
was es mit BosenmüUer's weiterem zusatze auf sich hat,
wonach: Baal-Zephon „der ort Typhons** bezeichnen
soll. Die Identität von Zephon mit Typhon wäre erst zu
erweisen, üebrigens bestreite ich nicht, dafs b^a (herr)
vor geographischen namen den ort bezeichne, wo sich der
zweite gegenständ befindet. So die nach göttern benann-
ten Baal-Gad und Baal-Hamon. Auch übersetzen para-
phrasten jenen ort: „das götzenbild Zephons^ oder
„Sephun der götze^. Wenn man berücksichtigt, dals
MeXixeQTijg (eig. könig der Stadt; vgl. die personennamen
Mdk^og DC« und Melchizedek, könig der gerechtig-
keit) als phönikisches wort einen „könig der Stadt (oder
Städte) ** bezeichnet d. zeitschr. VII, 106: so wird man ge-
neigt, auch das anscheinend griech. TlaXaifKav^ worin er
sich verwandelt, doch wahrhaft ebenfalls für fremdländisch
zuhalten. Also etwa nach dem hebr.: baal (dominus) mit
malm (aquarum), oder noch besser jam (maris)? — Schoe-
neia und Schoeneia virgo Ov. M. X, 609. 660 i. e. Ata-
lanta. So geheiisen von ihrem vater -S/otvet;^, könig in
Böotien, was also offenbar eponym mit der Stadt 2xoivoq
in Böotien am Schönusflusse, welcher auch, ich weifs nicht
ob durch blofse umdeutung 2xovvovq (binsenreich) hiefs.
üebrigens wiederholt sich in Arkadien die geschichte, in-
dem, unzweifelhaft eines fleckens wegen in diesem lande
Paus. VIII, 35. 10, Stat. Th. VIT, 267, man auch von einem
Arkadier ^x^^'^^^S &belte, als vater der arkadischen
Atalante. Steph. B.
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mytho-etjmologica. Id9
NiQBVQj wegen seiner Schönheit berühmt. Hör. Od. III,
20. 15. Ep. XV, 22, nach Hom. IL H, 678: NiQBvg 'AyXcttn^
&' viog, XaQOTiQio t ävaxrog xtX, Die abstammung, wel-
che ihm der dichter giebt, ist nicht ohne absieht gewählt.
Denn der name seiner mutter bedeutet ja als appellativ
„Schönheit, schmuck, herrlichkeit", vgl. ayXaöfiogcpog; und
der des vaters ist, blofs anders betont, /agoTtog, welches
epitheton freilich (s. z. b. Creuzer II, 425) verschieden ge-
deutet wird. Ob die ableitung von x^Q^ richtig sei: steht
dahin. Wenigstens könnte man, indem das adjektivum
sowohl auf Tjcig, aslTjvtj (gelb) als auf Ttekayog, xvfia, &ä'
laaaa (grün, blau) bezogen wird, skr. hari (gelb, grün)
zum vermittler machen. Da Nigevg sich einer sicheren
berleitung bis jetzt entzieht: kann man höchstens eine
schüchterne vermuthung über den mythischen sinn des
mannes wagen. Sollte er vielleicht einen ruhigen Wasser-
spiegel vorstellen, welcher das licht des himmels in heite-
rer klarheit zurückgiebt? Vgl. Narkifs. An ein vei^og statt
VHccQog (jung, jugendlich) läfst sich wohl nicht anknüpfen*
Kann es aber ein adjectivum sein, wie megog^ nur aus der
Wurzel viß (x^QVifiov, viipaadai älogy kx, TiorafAOv) mit con-
traction nach ausfall vor ß (vgl. noch veß-gog mit beibe-
baltung desselben trotz ve-agog; aufserdem igog btatt i£Q6g\
und ähnlichen sinnes als lautus (eigentlich gewaschen, und
demnach rein, blank u. s. w.) ?
Von Nfjkevg (auch Netkevg, als ob zu NeiXog)^ söhn
des Poseidon und der Tyro, sagt Gerh. my th. I, 222 : Un-
ter den „chthonisch'' wilden und unbändigen Poseidons-
söhnen so benannt Neleus {vijksi^g). Wenn dies richtig
(also mit verschluckung des fi in 6 ikaog; dagegen vf]lef]g,
jedoch auch vr^XTjg, der endung nach von dem erst spät
vorkommenden to iksog) — [vgl. auch Nrjld die tochter
des Danaos, etwa in sofern auch sie ihres gemales Mira-
Xog nicht schonte] — : könnte man es in gleichem sinne
deuten, wie die dichter vom meere z. b. Perfida freta.
Senec. Med. sagen, oder improbo iracundior Hadria Hör.
Od. III, 9. 22. nneXiag nach der gewöhnlichen erklärung.
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200 Pott
weil eine stute ihm durch ihren huf das gesicht verstüm-
melte [Ttakiog^ lividus], Ntilevg insi xvcjv xarriletjaSf
Sehol. II. X, 334'*. Preller I, 367, weil eine hündin sieh
des ausgesetzten knaben mitleidig annimmt, und ihn,
wie seinen bruder, eine stute nährt. Soll aber das v in
dem namen nicht gar alberner weise von xvcov herrühren:
wie wäre doch eine fassung von Nt]?^evg als „bemitleidet**
auch nur von ferne möglich? NriXia^ Stadt in Thessalia
Magnesia Strab. IX, 436, ist zu unbedeutend, als daTs man
Nr^X^vg als eponymus von ihm zu betrachten den muth
hätte. Sonst scheint Aiaiov^ Stadt in Magnesia, seinerseits
dem AiöMV, söhne des Kretheus und der Tyro (also des
Nelcus mutter) sowie vater des Jason, den namen d.h.
überhaupt den anlafs zu dieser, nach ihm ersonnenen per-
sönlichkeit, gegeben zu haben. 'YQfiivfj {i lang) als toch-
ter des Neleus, Schol. Ap. Rh. I, 172, allein nach Paus.
V, t, 6 tochter des 'Ensiog^ königs in Elis (E7Teioi\ die al-
ten be wohner von Elis, etwa ritter? — nach ihm benannt)
und der 'Ava^iQQori (beherrscherin von strömen). Vgl. Jahn
Jahrb. suppl.bd.III, heft 3 s. 313. Letzteres augenscheinlich
nach der Wirklichkeit 'Y(>|aii/i?, Stadt am meere(PrellerII,166)
in Elis II. II, 616 mit einem Vorgebirge 'T(>(Mfi/a, auch''0()-
^iva Strabo VIII, 341. Wahrscheinlich gleicher bildung
mit vafiivi], dessen t auch lang (skr. yudhma) — vgl. auch
QYiyfiiv, rekfiig, Zvog neben riliAa; JSakafitg, etwa zu ad'
log — , und zu xvfiarog oq^tj andrang der wogen Od. V,
320, wo nicht OQpiog (statio navalis) mit mundartlichem
vokalwandel. Vielleicht liegt der ersten genealogie eine
vermengung des nestorischen /JvAog („bei Homer das ganze
gebiet des Neleiden Nestor in Elis an beiden ufern des
Alpheios, das sich bis Messenien hin erstreckt** Pape) mit
dem messenischen, wo Neleus herrschte laut Paus. IV,
2,5, zum gründe. Der ^i^eietiilxst 'AfAaQvyxBvg IL XXIII,
630 (vergl. 'JficcQvyxelör^g — x^avegog jLciQ}]gy also i lang
II, 622; IV, 517, JloiQeog XVII, 429; aber kurz Virg.
Aen. V, 297; VII, 509) hat seinen namen etwa von afia-
Qvyn (das leuchten) ; vgl. in betreff des ähnlichen ausgangs
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mytho-etymologica. 201
hvaliyxioq^ etym. forsch. I, 820. Seiner Verbindung mit den
Aktoriden nach (Preller II, 165, 166) könnte er das leuch-
ten des blitzes sein, oder, wenn lieber auf das meer zu
beziehen, dessen phosphorescenz. läfAaQvyxBl fihv Srj
xal ocQxvs ^^ ^HXdcf fjiereSiiüXsv 6 Avyiaq (der glänzende).
Ü/JxTogi Si xal roig naiai (Eurytos und Kleatos) yivog re
TjV imxcigiov, ßaaiXeiccq rs (nsrijp C(piaiv, i/xrwp ytig nd'
TQOQ fiiv ^boQßavTog i]V rov ^ani&ovj (AtiTQog Sh 'YQfxivrjg
trjg 'Entiov. Kai qixi^ev ad avrijg Ü^xtiüq Ttohv 'Ygpiivav
kv rij 'HXEi(f. Paus. V, 1, schlufs. Wie ich fast zu glau-
ben wage: soll "Axtcdq hier nicht das nom. ag. von äyBiv
(dux) sein*), sondern von ayvvfjti (fractor; vgl. z. b. xa-
rdxTrjg^ 1. herunter- oder zurückföhrer, oder auch 2. der
zerbrecher, Creuzer meint: des getreides), und nun den
fragor angeben, sei dieser im besonderen die tosende bran-
dung (vgl. äxvrj^ d. h. wohl äXg^ die am gestade sich bre-
chende See, wo nicht genauer yrj^ woran das geschieht), oder
wahrscheinlicher fulmina et coelestis fragor (s. Freund).
Seine söhne Kriarog und EifQvrog (Creuzer: der wohl-
echützende, von fnjofiat) weisen allerdings auf reichen
besitz hin, der aus genügendem regen (gutströmer) ent-
springt (Preller II, 165). Dafs als dieser Aktorionen vater
aber auch, IL XI, 751, Poseidon genannt wird: hat ohne
zweifei darin seinen grund, dafs man auf den gott des
meeres alle **), auch die meteorische feuchtigkeit und, mit-
telst dieser, fruchbarkeit, deshalb (pvrdkfiiog^ zurückführt.
*) G. Hermann macht „Aktor, gemahl der MoXiovij — die kom-
mende" (als ob von ^oXflv) zu einem waarenbringer (wie könnte das
aber doch äxra)^ bedeuten?) und Eurytos sammt Kteatos zu dem profit,
der dabei abfUllt. Ich denke, Creuzer hat II, 387 vollkommen recht, gegen
diese etwas kühle und kaufmännische art von auslegung des mythus sich zu
setzen. Läfst Ibykus diese innigst mit einander verschlungenen doppelmen-
schen (d. h. den vom regen unzertrennlichen fruchtsegen) — daher di,(pvfiq —
in einem silbernen eie (4tf wiw a(jyv(jioj) entstehen: so ist damit natürlich
keine kammer (vorrathskammer) im oberen stock (vneQ^ov) gemeint, wohl aber
der (eiförmige) gewölbte himmel, welcher eben das befruchtende nafs herab-
sendet zur erde. „Silbern", weil er von gestimen leuchtet, indefs auch etwa
als Variation von dem glauben, dafs der himmel aus erz, krystall sei.
**) Z. b. 'jiiT<an6q flufs und söhn des Okeanns; desgleiehen "Ivaxoq.
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302 Pott
Wenn den Aktorionen aber Herakles weichen mufste,
80 heifst das schwerlich etwas anderes, als dafs zur regen-
zeit die sonne ihre alleinherrschaft beschränkt sieht. Td
MoXiovs (i lang, was aber darum doch nicht zur annähme
einer comp, räth, vgl. fieta fiaiXov latv^ Hom. Batr. 43),
oder auch, wie die Dioskuren, in pluralf. ol Mokioveg^ können,
im fall man nicht zu einer bedeutenden kürzung seine Zuflucht
nimmt, kaum als Mohoviöai^ mit patr. -lov von Mohovtj^
Aktor's gemahlin, ausgehen. Es scheint mir Creuzer recht
zu haben in seiner meinung, es liegt ihnen, so gut wie dem
Troer MoUmv, 11. XI, 322, das bald patronym oder me-
tronym, bald appellativ als blofses beiwort im sinne von
ficcxrJTTjg steht, sämmtlich ein, freilich blo& angenomme-
nes*) fÄokog statt fidiXog (kriegsarbeit; vielleicht hier bild-
lich: der mühselige kämpf um das liebe brod, wie in Tqi^
nroXsfAog?) zum gründe, (vgl. den Spartaner ügarofioXog^
der erste im kämpfe, nicht gleich aviofiokog von fjuh-
Xstv); und sollen sie, wie in feindlichem aufeinanderrennen
kämpfendes getümmel, den aufruhr der natur, vorstellen,
bei stürmischem regenwetter, (vgl. KXovirjj d. zeitschr. VI,
268). — IleQixXvfjtsvogj 1) söhn des Neleus, bruder des
Nestor. Od. XI, 286; Ap. Rh. I, 156, 2) söhn des Po-
seidon. Eur. Phoen. 1151, ApoUod. II, 6, 8, 3) vater des
ÜBv&iXog^ Paus. II, 18, 8, wenigstens unter den beiden
ersten nummern, scheint mir nicht wie IIsQixXvrog aus
xXva) entstanden, sondern aus tibqixXv^cd im sinne eines
nBQixXvafAog^ allein unter wegfall des 8 als charakterbuch-
staben der wurzel {xXvdwv). — MiXav&og bei Lykophron,
767, bein. des Poseidon, und vermuthlich daher auch ein
♦) Indefs aus fioXt^ statt /loyiq und fiox^oq zu erschliefsen. Wegfall
eines gutt., indem X und y uie wechseln, ist beinahe eine nothwendige an-
nähme für das erste wort. Ja umkoqi möles (wohl ab mühselig zu be-
wegende masse), möliri {jioxXam'^) und trotz seiner kürze mÖlestus (vgl.
onustus) gehören wahrscheinlich zu ahd. möjan (oder mohjan?), Graff II,
600, woher mit h: möhi, mühe, und durch abl. mödi, müde. Russ.
maja-t', abmatten, ermüden. Aber lett. mahkt, plagen (verschieden von
mahkt, können, lith. moketi), apmahzis laiks, kühles wetter, mah-
IculiSy regenwolke; litb. muke, poln. m^ka, pein, qiuU, marter.
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mjtho-etymologica. 2d5
Schiffer Melant hu 8, Ov. M. III, 617; sowie Melanthe %
tochter des Proteus, vom Neptun in gestalt eines delphin
geliebt, sind unstreitig von der dunkeln färbe des meeres
(vgl, fzelav&i^g und xviaa fAekav^ (xiXav vdwg) hergenommem
we&halb nicht nur xvavoxccirrjg ^ bein. des Poseidon, son-
dern auch xvavwmg, bein. der Amphitrite, Od. XII, 60.
Daraus erklärt sich auch wohl ein anderer MiXav&og als
söhn des Neleus und der Periklymene, könig in Elis,
der, von den Herakliden vertrieben, nach Athen flüchtete,
vater des Kodrus. Auch eine Nereide KXvfAivri^ II. XVIII,
47, sowie eine tochter des Okeanus und der Tethys, Hes.
Th. 351. KXviiivYi als mutter des Homer, Paus. X, 24, 2,
wohl die vielgefeierte, incluta. — Was mich noch an vol-
lem verständnifs des Neleus vorzüglich hindert, sind die zw^
mit ihm in nächste Verbindung gebrachten weiber und deren,
wenigstens für mich, rätbselhafbe namen. Erstens dessen
mutter Tvgd^ Od. XI, 234 ff., die mit der alten Stadt Tvgog
in Verbindung zu bringen, die seefahrenden Phöniker recht
wohl verlocken könnten. Ersterer name aber hat langes,
der zweite kurzes v. Zweitens die wegen ihrer Schönheit
(formosa, Prop. II, 2, 17) berühmte Neleustochter IlriQfi
(auch die mutter des Asopos hiefs so, etwa wie üegofj
als tochter desselben. Paus. IX, 4, vgl. Jahn's Jahrb., suppL^
bd. III, heft 3, s. 319), zu deren etymologischer deutung
mir bis jetzt noch kein sicheres licht aufgegangen. IIi]'
geiaj allerdings eine gegend Thessaliens, II. II, 766, hat als
Variante IIuQiri neben sich, und in^garog (lieblich) ttJv
ndvTBg fivwovTo negixrirai. Od. XI, 287, wäre eine etwas
sehr allgemeine bezeichnung und gar eine analogie zu ani-
gcDTog^ auch wenb Nfßevg aus vriXtjg stammt, in Jltigci noch
unglaublicher. Was soll man aber mit nijga oder nrjgog
anfangen? X?.(tigig als gemahlin des Neleus vielleicht wegen
Xloogov vSwg als grünlich, vgL Paus. X, 29, und dagegen
"*) Oder diese etwa wie Stoxkv/ievoq söhn des Proteus, Eor. Hei. 9, in ver-
bindnng gedacht mit einem zweiten &€OKkv/ievoqt abkömmlinge vom Melampns
(schwarzftirs), mit welchem Piotens nicht nur die kunst des wahrsagens, son-
dern aach beisiehnngen zn Aegypten (Mild/inoätq =» Aegypter) theilt.
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204 Pott
Qvia (d.h. die rasende), beischläferin des Poseidon, d. h.
als vom Sturm erregte see. — 'Yguvg^ d. zeitschr. VI, 265,
Nvxrevg 268, NvxTi^tq. Antiopa Nyctels, Prop. I, 4, 5 er-
klärt sich unschwer, wenn L4vTc67trj der mond ist. (Bei
Homer ist Antiope jedoch tochter des Asopus, Od. XI,
259). Aus gleichem gründe gilt Nvxrevg (nocturnus) als
vater der Ka^hard (ursa major); Kijtsvg dagegen nach
Pherekydes, Apollod. III, 8, 2, etwa dem gestime des wall-
fisches {xiJTog) zu gefallen. — XgvöaoQevg mannsn., Inscr.
2847, auch als appellativ s. w. u. ;^pi;(Töfo()og, möglicher-
weise nach dem XQvadcüQj wie KXaQuvg ebenfalls mannsn.,
Inscr. 1591, doch wohl zum Apollo KkaQvog. Auch (I>o-
Xevg^ mannsn. bei Suidas, hat wenigstens den Kentauren
<l>6log^ als Eponymus des geb. 0ol6r] (einw. <PoXoevg)j
neben sich. Fovevgy mannsn. auf einer kyrenäischen münze,
kaum doch wie unser familienn. Vater, noch auch gentile,
obschon Toveig Stadt in Thrakien. Kvxl^vg^ vater des
dichters Arion, dem benennungsgrunde nach unklar. Kv-
xXog hat eine zu weite bedeutung, als dafs man mit Sicher-
heit darin den schildrand (umbo) suchen könnte, wie in so
vielen ahd. eigennamen mit rant. Wenn zu xvxliog wegen
der xvxXiot x^9^^' vermifste man dort i. — Ebenso wenig
weiüs ich zu erklären: Alyiatbvg^ mannsn. bei Suidas, und
Aiyvatkov nijStj^a^ sprichw. von einem kühnen unternehmen,
der angäbe nach von Alytariag^ einem söhne des Midas,
Arsen, p. 25. Letzteres etwa als gefahrvoller „bocksprung"
(etwas anders ital. Capriccio, franz. caprice, wunder-
licher einfall, laune), den man durch einen aus alysg ge-
bildeten Personennamen (etwa von einem nom. ag. auf -r>;g,
von einem verb. -/^w, wie rgayi^oD?) mit* dem thörichten
Midas in Verbindung brachte? — Vkov&evg^ Lakonier,
Xen. Hell. VI, 5, 33, vielleicht nur mit zufälligem namens-
anklange an die Stadt "OXvvxi'og in Makedonien. —
Woher 'laaevgj welcher dem (pdixog^ Eponymus von
Phokis, obschon Paus. Phoc. in. schon einen ersten Phokos
ihm vorausgehen läfst, zum zeichen der freundschaft einen
ring verehrt, Paus. X, 30, 2, vermag ich nicht zu errathen.
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mjtho-et3rmologica. WS
Liegt der grund etwa darin, dafs des Phokus abstammung
mittelst seines vaters Aeacus zum Zeus hinaufreicht, der
'laaiwv aber, bei Hesiod 'läaiog, (regengott, zu laivw)^
als söhn des Zeus (vgl. /liog ofißgog und Jupiter pluvius,
d. zeitschr. VII, 85) gilt? 'Pvxia^ mutter der Korybanten,
Strabo X, p. 472, möchte vielleicht jemand auf den regen
(vgl. EvQVToq) deuten wollen. Da letztere auf Kreta um
Zeus beschäftigt waren, wird der name besser mit 'Pvtiov^
der Stadt auf dieser insel, IL II, 648, Strabo X, 449, vei>
knüpft. Geschützter ort, zu ^of^ai?
In betreff des jäXa)Bvg scheinen mir Creuzer 11,385
und Prell er I, 66, wo es freilich ungenau „pflanzer" über-
setzt wird, bereits das richtige getroffen zu haben, wenn
sie den namen auf?; aXwä tenne (vgl. alodw^ poet. aXoidta^
z. b. yijv ;^6^iyiV), aber auch Saatfeld, und auf das fest l^Xckc
zurückfuhren. Als äufserst berücksichtungswerth erachte
ich aufserdem aber den ausdruck: IIoaeiSdcDvog dXmi von
der meeresfläche. Nämlich um deswillen, weil Poseidon,
als herr über alle feuchtigkeit, so gut zum vater des 'AKtatvg
als des a^xTa)Q gemacht wird, ja, wenn auch nur in folge von
buhlerei, also subsidiär, gleichsam zum zweiten vater ihrer
beiderseitigen söhne, der Aloiden und (s. oben) der
Aktorionen! Aloeus nimmt sich zum weibe 'Iffi^idsux^
tochter desTriops, welcher durch namen und mythische
geltung gar nicht verkennen läfst, wie dieser „dreigesich-
tige" der griechische Vertumnus ist oder Vertreter der
Jahreszeiten, deren Homer und Hesiod in der that nicht
über drei zu nennen wissen, d. zeitschr. VII, 97. Vgl.
auch noch Tac. G. 26, Mangel des herbstes bei den Ger-
manen. Iphimedeia, sagt nun Preller, d.i. „der frucht-
bare culturboden, welcher kraft und stärke ver-
leiht.^ Auch nur sehr unbestimmt und ohne grammatische
strenge übersetzt; allein doch nicht geradezu falsch, wie „die
sehr kluge **, was Creuzer, 11,386 und 388, will unter
berufung auf die mutter des Jason, die, weil der grofse
held des argonautenzuges für sein unternehmen sowohl li st
als gewalt bedurfte, bald /ZoAi;/47y5?y, d. i. wirklich: „die
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206 Pott
sehr kluge % wie Agamedes 381, bald (s. Ap. Rh. I, 41)
'AkHifiiSr]^ d. h. die mit stärke (akxl) waltende (Creu-
2er schlecht s. 378: «die geistesstarke^), heilst. S. meine
ausführlichen erörterungen, d. zeitsch. VI, 99 ff.
Inzwischen, wollte man wegen Itpi^iSeia an der klng-
heit festhalten, was ich aber nur f&r eine starrsinnige und,
seines e und nicht 17 halber, in der spräche wenig oder gar
nicht begründete marotte erklären könnte, so wäre man
genöthigt, an die Weisheit der natur zu appellir^
oder an die weise Sorgfalt des menschen bei benutzung
des fruchtlandes. Indefs, wie gesagt, nehmen wir doch den
namen, was er in Wahrheit bedeutet, als: die mit macht
(i^t) waltende. Das ist, gleich der Hayxgarlg (allge-
waltig), tochter des Aloeus, die allmacht der natur, welche
sich in dem wachsthume der fQr yieh und menschen
noth wendigen Vegetation (vergl. ganz ähnliche mjlliische
ausdrücke, d. zeitschr. VII, 97), und zwar in gemeinschaft
mit dem saatfelde, d. h. mit ihrem gemahl ]JX(OBvg^ so glän-
zend bewährt. Freilich, fährt Creuzer fort, ist Iphimedeia
weniger dem Aloeus zugethan — ihm, dem ackerbauer
und erdmanne, als dem wassergotte. Sie geht fort und
fort an des meeres ufer, sie buhlt mit dem herrscher des-
selben, sie kühlt ihren heifsen busen mit den kalten wellen
seiner fluth (ApoUod. I, 7, p. 46, Heyne: x^Q^^'^ (XQvofiivfj
td xv^ara toig xoXnoig ävstpogst), bis er sie beschläft, und
sie von ihm die zwei söhne gebiert. Man könnte glauben,
die schöne fühle sich mehr zu dem gotte als zu ihrem
sterblichen gemahle hingezogen. Gewifs sogar, sie wird
letzterem ungetreu; jedoch — wer sähe das nicht? — in
unzweifelhaftem Interesse zum Aloeus. Denn was wäre
das Saatfeld ohne göttliche einmischung überhaupt und
wie könnten die fruchte auf ihm gedeihen ohne den gott
des Wassers insbesondere? Merkt Iphimedeia, die kraft
des Wachsens, dafs ihre macht über den erdboden erlahmt
in folge von Wassermangel: da geht sie selbst zum meere,
ihren busen mit erquickendem nafs zu erfrischen und neu
zu beleben. Das ist alles verständlich genug. Auch wohl
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mytho-etymologica. 207
der umstand, dafs thrakiscbe Seeräuber (ausdörrende nord-
winde?) unter Butes (rinderhirt = Viehzucht) in Achaja
einbrachen und frauen, die gerade den dienst des Dio-
nysos (gottes der fruchtbarkeit, im besonderen des weines)
begingen, und unter diesen Iphimedeia und Pankratis, raub-
ten und sie nach Strongyle oder Naxos entf&hrten. Auf
dieser insel aber eben machte sich ja Dionysos mit der
Ariadne zu thun, und wie wir schon anderwärts einsehen
lernten, dafs die jagdgöttin Artemis fbr den weinbau
nicht günstig gestimmt ist (d. zeitschr. VI, 128 ff.)) zeigt
sieh auch hier eine gewisse feindschaft gegen Urbarmachung
des bodens durch Verringerung des waldgebietes darin, dafs
sie den beiden Aloiaden, welche zur Verfolgung der Thraker
ausgesandt werden, den tod bringt. „Nach Homer tödtete
sie Apollon, nach Apollodor verwandelte sich Artemis
(also dessen Schwester) auf Naxos in eine hirschkuh, und
sprang zwischen ihnen hindurch. Beide warfen ihre Speere,
fehlten das thier und trafen sich gegenseitig. Jacobi wörterb.
8. 79. 699. — Aber, wer sind ihre, der J., söhne, was bedeu-
^Sirog und ^EfftäXrfjQ sowohl nach wort- als sachsinn? Ja,
das bat seine haken, und fast fühlte man sich versucht,
um deren natur willen, die zu der vorhin gewagten aus-
leguDg sich anscheinend schlecht fügt, die richtigkeit jener
selbst wieder in zweifei zu ziehen. Ausgehen des ^qpeofA-
T'tjg von k(fidXl(a (insulto) behauptet ohne Widerrede jeder.
Allein nicht nur geht in betreff seines bruders die namen-
deutung weit auseinander, sondern Creuzer und Prell er
geben auch in betreff des wesens beider unmöglich mit
einander vereinbare erklärungen ab. Ersterer sucht im
^Sirog, sprachlich ohne alles bedenken, die ohreule, wrog^
auch cüTog *), den vogel der nacht, im 'EtpidXri^Q den alp.
*) Otns bubone minor est, noctuis major, anribas plumeis eminentiboa :
nnde et nomen illi: qaidam Latine asionem vocant: imitatrix alias avis ac
parasita, et quodam genere saltatrix. Plin. X, 83, p. 70, Franz. Gesner zur
erklärung von asio: A plumeis auribns, asini modo eminentibus et exsertis.
Hingegen Dalechampius : Mihi potius a voce, quae rudentem asinum aemu-
latur. Erklärungen, die nur baltbar wären, wenn man Wegfall eines n vor o
und kürze des a annähme. Da dem lat. anris lith. ausis mit 8 gegen-
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208 Pott
nacht-mahr, oder incubo, was ja dessen üblichste bedeu-
tung. Etjm. forsch. I, 234, ausg. 2. Hienach zwei nächt-
liche wesen nnd, meint Creuzer: ,,Das sind die wilden
kräfte der urwelt^ und ehe diese gebändigt sind, kann die
tenne [aXdq) nicht gefüllt werden." Liefse sich das nicht
noch fuglicher darauf deuten, dafs es die unterirdischen
mächte sind, welche die saat aus der erde hervortreiben,
sich aber in rasch beendetem kämpfe mit sonne und
mond, d. h. nach wenigen monaten des Wachsens, er-
schöpft zeigen, wenn die reife eingetreten ist? Denn
durch deren band oder doch auf deren anlafs starben die
Aloiden frühzeitig, weil ihr jugendlicher übermuth, so hei&t
es, sie verleitete, gigantische aufthürmungen von berg auf
berg zu beabsichtigen, oder sich gar an den göttern, wie
am ackerbaufeindlichen Ares, den sie lange einsperrten,
oder an den göttinnen Hera und Artemis zu vergreifen.
Ist damit nicht die Staunens werthe Üppigkeit und schnelle
des Wachsens, zumal in südlicheren ländern, gezeichnet, wel-
cher aber bei der Sommerhitze ebenso rasch dürre und ab-
sterben der pflanzen auf dem fufse folgt? Ovtov xav hviav-
TOP tjV^avTO nXdrog (xiv Tttj^vaiov, fATJxog Sh oQyvicciov.
Dann aber, weil man Otos und Ephialtes doch nun einmal
zu personen gemacht hatte, welche gleich perennirenden
gewachsen das jähr überdauern, hvpia Sh kräv ysvofjievoij
xal t6 fikv nXdrog Tttj^c^v iy^ovreg kvvia^ x6 8i fiiya&og
ogyviwv kvvia, ngog &b6v fidyBa&ai Stsvoovvro u. s. w.
ApoUod. I, 7, 4. Der 'Ecpidkvfjg scheint danach das erd-
reich, welches mit schwerer decke, wie ein alp, auf dem
ausgesäeten samen liegt und ihn niederdrückt, während ich
hingegen im ^Sirog^ diesem das dunkel liebenden vogel,
übersteht, und auscultare, leite man es nun aus auricula, oder richtiger
hinten aus einem freq. zu cluo (mit Umstellung des u) nach analogie von
(aTaxovatetaj gleichfalls das s zeigt: halte ich asio als analog mit Capito,
Naso u. 8. w. aus der älteren form für auris entstanden. Das a wäre nur
eine andere art Verengung des diphthongen au, wie sonst viel häufiger 6.
Zwar giebt Freund äsio vom mit kürze; allein einen gewährsmann hiefdr
hat er schwerlich. Bei Suidas: Jlvoqy OQVfOv^ nnfQ inat%'OVfiBvov^ mal
avToqx^v^fvop wq-neg 6 vvxr&HOQa^ dUaxerai. diontg xat Toifq ;^ui'»'Oi/?
xal xsi'oöo^ouq ov%w xalovai,v» •
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niytho-etymologica. 209
einen repräsentanten des unterirdischen reiches finde,
aus welchem das Samenkorn — in stiller heimlichkeit und
über nacht — ans licht der oberweit sich hervordrängt,
gleichwie sein geschlechtsgenosse Askalaphos (d. zeitschr.
VIII, 104), nur in anderer weise, ein söhn und bewohner
des Acheron ist. Warum gerade die ohreule hiezu aus-
erlesen worden, mag, wo nicht in deren vermeintlicher
aufgeblasenheit (dem turgor des Wachsens?), so in einer
Symbolik gegründet sein, welche in ihren, zu beiden selten
des kopfes gleich obren aufgerichteten federn eine etwaige
ähnlichkeit suchte mit den emporstarrenden ähren. Vgl.
Horrida pluma Ov. Am. II, 6, 5, wie caesaries Met. X,
139. Aures immodicis horripilant auctibus. Appul. Met.
III, p. 140, sowie in corpore pili, ut arista in spica hordei,
borrent. Varro L. L..VI, 6, 64. Doch, ich gebe zu, für
einen so künstlichen vergleich giebt es kaum einigen anhält
— Preller meint so: „Auch diese fabel (von den Aloiden)
scheint den natürlichen überm uth der menschli-
chen cultur auszudrücken (gleich der vom Prometheus),
nur in einer beschränkteren bedeutung.** Und von den na-
men der Aloiden hegt er die ansiebt, der eine drücke „das
stampfen des getreides {cj&io))^ der andere das keltern der
trauben {k(pi(i?.kofiai)^ aus. Einen kelterer (auslat. cal-
cator) könnten wir uns im zweiten schon gefallen lassen,
wie ja Calpum. Ecl. IV, 124 gerade auch des ausdrucks
shlire = äkkofjiat sich bedient in den werten: üt nudus
ruptas saliat calcator in uvas. Allein, wo würde denn
cii^cw für pinsere, oder tundere aliquid in farinam, in pol-
linem, wie Plinius sagt, gebraucht? Das fut. laacD neben
dem schwachen (a&rjao)^ und andere starkformige tempora,
worunter ihres syllabischen augments wegen, das ursprüng-
lich consonantischen anlaut verräth, ganz vorzüglich noch
bemerkenswerth aor. iwaa^ perf. 'iwxa (mit Untergang von
& vor ;«, wie 'i^OTieixct von oTiivSwj Plut. Sertor. 14), im
paB8. 'iuiöfjiai {a statt i>), sowie ciaTtjg stofser, und daher
aeicfjiog ücri^g von heftigen stöfsen begleitetes erdbeben
(vgl. mit o: ivoaix^wvj und, wohl weniger durch epische
IX. 2.U. 8. 14
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210 Pott
verlängeruDg als in folge von assimilation des digamma
äwoaiyaiog, hwoaidriq neben kv(a&i(ü) n. s. w., lehren , dafs
die Wurzel wd- sei = skr. vadh, vädh (b&dh) Ferire,
pulsare cet. Curtius*) gr. et. I, 226. Also wäre von die-
ser Seite gegen zusammenbringen von ^Utoq mit di&**)
nicht viel einzuwenden, widerstrebte nicht die kaum bei-
legbare etymologische unversöhnlichkeit der consonanten r
und t^. Mit recht trägt man defsbalb gegen Vereinigung
von^rjTcij Latona, mit Xtj&i] bedenken trotz lat. lateo.
Gemeint ist mit der Latona wahrscheinlich die nacht,
welche aus ihrem schoofse die beiden grofsen hauptlichter
des himmels gebiert. Und das liefse mich fbr den namen
dieser göttin fast auf herleitung von einer parallele zu lat.
lata (die weite) rathen, sei nun die weite öde der nacht
gemeint, die alles ohne begrenzung erscheinen läfst (vergl.
€VQvx6(ü6cc als epitheton von ihr), oder der weite, unend-
liche Weltraum überhaupt. Doch warum stlata?
♦) Vergebens wird daselbst aber lat. odi aus der lange schon festge-
stellten und unzweifelhaften Verbindung mit goth. hatjan, hassen, und ^/O-o^
ftou wieder herausgerissen. Odi hat so gut eine gutturalis eingebüfst als
anser und gelegentlich viele andere Wörter (Corssen ausspr. I, 48 fgg.), ubi
(zu qniS) cui) n. s. w. Apa-vadh bedeutet allerdings: repello; aber ist
darum das unzusammengesetzte odi schon ^ repuli? Gewifs nicht. Höch-
stens: Ich habe ge- (aber nicht: fort-) gestofsen. In ^^S-o[Aav steht der
zweite consonant wahrscheinlich statt d, in betreff des ihm beigemischten
hauches angesteckt vom ersten aspiraten, welcher durch Umstellung den platz
in der mitte bekam. Vielleicht schon, um dem yi'!^(a (xi/oSa) von ^fS =
skr. had (cacare) auszuweichen. — Die form ixO-oÖonoq inzwischen scheint
wirklich noch das alte wohlberechtigte S gerettet zu haben, während das /
sich in dem & eine stütze gab, wie z. b. j^^cüv neben humus. Oder redupl.?
Sollte dies adj., wozu noch ix&oSonita II. I, 618 gehört, unter die analogie von
alkoSartoq et. forsch. I, 446 fallen, warum dann doch sein o statt a vor n?
Ich denke, Buttmann hat vollkommen recht, in dem worte ein comp, mit
6n: »feindselig blickend^ (mit dem blicke des hasses) zu suchen. Dafür
spricht mit dringender anschaulichkeit die Zusammenstellung: ix&oäonolair
Oftfiaav^ Ap. Rh. IV, 1670; Preller gr. myth. I, 524.
**) Von mS-ito als selbst secundärer form könnte eine primitivbildung
naturgemäfs nicht ausgehen, so wenig als z. b. q^CXoq nicht von tfiXim , das
in seiner erweiterung aus q)t.X = skr. pri entsprang in den noch erhaltenen
starkformigen tempora und modi: fqitXdftfiv , imper. triXai. — - Eher noch
V2to? zu dem primitiv von oiVäa», ütjfil'^, als vulnificus? EtymoL forsch.
I, 222, woselbst auch a-ovroq, d-taroq, zu welchen wroq, und, dem accente
nach noch besser mröq^ als simplex (etwa nach dem muster von <rr«paraiTo$
als adj. verb.) gehörig angesehen werden könnte.
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m3rtho-et3rmologica. 211
Viel eher entschlösse ich mich nach diesem allen dazu,
in den Aloiden, d. h. söhnen der fruchtbringenden erde,
unter festhalten am ^Sirog als auritus, den gegensatz von
vorsichtig auf alles (mit beiden obren*)) aufmerkender
klugheit und rasch drein fahrender und darauf losgehen-
der gewalt durchgefÄhrt zu glauben. Sind doch beide
dämonische wesen, welchen der himmel zu hoch dünkt,
und die oft genug in der menschheit sich gegenseitig
aufreiben und verderben, wie vom Otos und Ephialtes er-
zählt wird. Möglich indefs, man habe in diesem brüder-
paare auch den unterschied zwischen dem klugen men-
schen und dem mehr gewaltsamen thiere mit vor äugen
gehabt.
'OtXevg, vfozu 'OihdSrjg nicht so entschieden pafst, als
IlfiXtjiäSrig zu IlijXevg {üriXri-'Cog^ poet. = ni^Xsiog)^ nebst
^Ikevg^ 'IXidSccgj leite ich anderwärts vom digammirten Utj,
dXf] {ßBiXaQfioardg' ßtiXctQ^og, TagavTivoi) nach weise der
eigennamen mit Xo^og. Zwar sucht Curtius in d. zeitschr.
I, 34 in ihm und 'Ax^Xevg, NriXBvg das wort Xaog nach dem
vorbilde von ji^vrvxiStig bei Her. för A^(ütvxiSj]g (dem
Volke glück bringend), allein ohne sonderliches glück. Skr.
av freude haben; begünstigen, helfen, schützen, würde nim-
mermehr die länge des jota in 'OtXevg erklären. — !^X'^X€vg
oder jix'i'XXBvg gilt mir, wie schon homerischen scholien,
als: betrüber der Hier (iXulg^ erstes jota lang, und das
*) Freilich auch mit dem aagenpaar. Der einfall jenes Griechen von dem
gründe, warum die natur dem menschen zwei obren, als doppeltes vom
munde, gegeben, kommt hier schwerlich in ernstlichen betracht. — Bekannt-
lich galt die enlenart yXaili (noctna) als vogel der Athene, welche defshalb
nach einigen selbst eulenäugig (ylav^wniq) hiefs, nach weise der ßoutntt;
"Hgri' D&Cb man aber einen nachtvogel zum symbole der Weisheit und
Wissenschaft erkor, während diese doch ganz eigentlich das licht suchen,
hat ohne zweifei darin seinen grund, dafs die eule mit ihrem scharfen blick
recht eigentlich die dunkelheit zu durchdringen vermag. Demnach wäre dann
V2to? als ohreule etwaiger repräsentant der beiden hauptsinne, des hSrens
und (scharfen) sehens. Vgl. axwtft^ vorausgesetzt dafs es nicht von axotn%o>
herrühre, sondern von axintofion. Nicht ohne bedeutung erachte ich bei
solcher bewandtnifs, dafs die Aloaden „in der Unterwelt, abgewendet von
einander, mit schlangen an eine säule gefesselt zubrachten und da durch eine
eule [nicht also, wie andere, durch einen adler oder geier] gequält wurden*.
Jacobi wtb. s. 79.
14*
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212 Pott
zweite entweder assimiliert, wie in akkog, (fvXkov, oder
ganz absorbirt). Merkwürdig ist die Umsetzung der eo-
dung in Achilles sowie ülyxes statt 'OSvaaevg (Preller RM.
8. 664), weil 'Bvg ganz unrömisch war. Bei weniger be-
rühmten beiden, welche die poesie nach Italien verpflanzte,
behielt man eus mit einigen anbequemungen an das ein-
heimische idiom. Schneider lat. gramm. 2. abth. s. 164.
182. 283 u. s. w. — In betreff des namens 'OSvoevg gieht
Osterwald, Hermes-Odyseus s. 140, wo er jene form der
anderen mit doppelsigma vorzieht, mehrere erklärungeo.
„Die erklärungen, die Homer selbst giebt, sind bekannt
genug: nach der einen (I, 62) ist er der gehafste, ange-
feindete, vom zorn des Poseidon verfolgte*); nach der
zweiten (XIX, 407), die seinem grofsvater Autolykos in
den mund gelegt wird, ist er der zorn- und rache-
übende ^. »Das pafst", meint Osterwald weiter, „aller-
dings auf den schlufs der Odyssee, denn er erscheint in
dem kämpf gegen die freier (von der erdgöttin im winter,
Penelope) als der rächende frühlingsgott [das ist die
Osterw. eigne mythologische deutung des beiden], der seine
feinde im gewaltigen zorne vernichtet, und wir könnten
uns bei dieser etymologie beruhigen, wenn die bedeutung
auch nur auf die übrigen Odysseussagen , wie wir sie nun
kennen gelernt haben, ohne weiteres anwendbar wäre^.
Als deren gemeinsames sei nun die fahrt des frühlingsgot-
tes zu der in der unterweit weilenden erdgöttin zu be-
trachten, und das spreche sich auch in dem namen aus.
Entsprechend nämlich dem Avöbvq (beiname des Dionysos;
wo? Preller I, 439 hat nur Avalog und Avoiog) aus Xvo)
sei *OSvöevg (denn dies gilt ihm — seiner erklärung zu
liebe — als ursprünglicher) aus dvo) gebildet, und bezeichne
*) Dazu kommt in der anm. Script vitae Sophocl.: JJaijfTVLtoXoyfX ^^
(6 Sot^oxXijc;) xaO-* *'0f4fjQ0i' xal to ötofta tov 'Odvaaitaq'
rtOgOwi 6* 'Oövafffüq dfi in(uvvfio(; xaxoii;
noXXol ya^ Mdvtrav^o dvacfßetq f/uoC*^.
Auf dergleichen dichterische namensdeutongen , die den satz von nomen et
omen verdeutlichen helfen sollen, ist an sich wenig «u geben.
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mytho-etymologica. 213
„der untertauchende, der niederfahrende, der in
die unterweit fahrende^. Ja diese deutung gebe sich
auch schon beim Homer selbst kund in der paronomasie
an den namen V, 481 und VI, 127; ja desgleichen, nur
schwächer XVm, 384; VII, 18; XVII, 276; XX, 53. Das
o soll Vorschlag sein wie in oSovg, lat. dens, oßelog {ßk-
Xog)^ oßgifiog {ßgv-, ßgid-vS)^ oSä^ (^a|, ödxvio), odvvrj (dvi]),
ovofia (nomen). In allen diesen fallen, mit ausnähme etwa
des ersten, wo vielmehr iu den kürzeren formen aphä-
rese (skr. ad, lat. edo) stattfand, ist die natur des voka-
les noch nicht genügend aufgehellt. Würde man das o in
'OSvasvg im einverständnifs mit des verf. erklärung als ver-
schlag nehmen: dann ergäbe 6, wenn dem skr. ava (deor-
sum) gleichgesetzt, ein nicht unschickliches herab. Es
ist aber ein umstand übersehen, welcher gegen Osterwaids
anknüpfung des wertes an Svio schon von Seiten der sprä-
che sich auflehnt, wenn er auch nicht übersteiglich sein
sollte. Zunächst hätte man sich an Svaig, d. h. an ein
nom. abstr. (wie bei &f]aevg an eine mit &iatg analoge,
jedoch vorn gelängte form; vielleicht Ilspffavg^ falls etwa
wegen der zerstörenden macht der sonne, von nigaig s. ob,)
zu wenden. Zum Unglück hat diese aber entschieden kur-
zes i;, und wir machten schon aus diesem gründe mit eben
erwähnter deutung von 'Oävaevg oder 'Odvaasvgj dessen
mittelsilbe unter allen umständen lang ist, bankerott, träte
nicht das schwanken der quantität in den verschiedenen
tempora von Svo) und die von Passow behauptete länge in
Svavä'dXaaaog hülfreich auf unsere seite. Das mifsliche
der mythischen geltung, welche überdem dem Odysseus
zugesprochen wird, lasse ich dabei als zu weit abführend
mit absieht aufser acht. Wenn evg — und das scheint
fast so — sich nur durch anheftung an nominalbildungen
mit dem verbum vermittelt, nicht direkt von demselben
selbst Wörter herleitet: dann müfste man sich wohl zu-
nächst an die hesychische form (oSvair/' oQyrj^ fiifi^ig hal-
ten, welche för odvaaofiatj in ermangelung von formen mit
I, auf dentalen Charakter schliefsen läfst. Vielleicht skr.
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214 Pott
dvish (hassen) s. et. forsch. I, 743; Curtios eijm. I. no.
290. Was man aber eigentlich mit der wähl dieses tief-
bedeutsamen namens gewollt habe, bleibt, glaube ich, erst
noch zu ermitteln. Etwa, im gegensatz zum hauptangrei-
fer und „betrüber der Hier'' Achilleus, den yieldulder
(„betrübten'') während des langen kriegs und der no-
sten, sowie !Aya(iifiV(av den standhaft (genugsam) aus-
harrenden und MtviXaoq gleichfalls: den beim volke
▼ erbleibenden? —
KvxQBVQ söhn des Poseidon und der Salamis, und da-
her Salamis nach mythischem namen KvxQÜa^ sc. vfjaogj
vom adj. KvxQsJog (also suflEl -log mit wegfall von v davor)
ist mir seinem Ursprünge nach ganz räthselhaft. Schwer-
lich wegen der lesart KvyxQ^vq zu xoyxti muschel. — Da-
gegen ist KaxQBVQ^ söhn des Minos und der Kreta, augen-
scheinlich erst zu dem namen der Stadt Kargt] auf Kreta,
als deren vermeintlicher gründer, hinzugedichtet. — Kva^
ysvg ein Lakone Paus, in, 18, 3, woher Kvayia als bei-
name der Artemis rühren soll, während dies doch bei wirk-
licher abkunft daher -€ta {tp-ia) erheischte. Auffallend
wenigstens ist, dafs dieselbe göttin zu Tegea (also in Ar-
kadien) Kvaxsäng (Facius indefs hat r statt des zweiten x)
— heifst ib. VIII, 53, sowie Kvaxalrioia (nach analogie
von 'I&axrjmogt TivaQrjaiog u. s. w., ausgehend von gent.
auf i]T7]g) nach dem berge gleichfalls in Arkadien Kvccxa^
log VIII, 23, 3. Dabei verdienen wohl ferner berücksich-
tigung in Lakonien der berg KvaxäSu)V und der flufs Kva-
xiüiv^ die ich von xvijxog saffior, oder xvf]x6g gelb, falb
(s. Sehn. ), abzuleiten geneigt bin. Ist bei Kvayia (etwa
mit y statt x) die gelbe färbe des mondes gemeint, in-
dem der Kvaytvg zur bekämpfung von Aphidna mit den
Dioskuren (auch ja gestime!) gekommen sein soll? Vergl.
z. b. croceis evecta rotis Aurora Ov. M. HI, 150.
üeber einige namen anderwärts, z. b. 'OqtpBvg^ 0oq<o-'
vevg, K()fj&Bvg. Als fremd mit griechischer endung: der
Perser Xgvaevg Aesch. Pers. 312, wie von xQ^^^g, In
Wahrheit aber, glaube ich, verdreht aus zend h-vares
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mytho-etymologica. 215
(bien agissant) Kuhns beitr. I, 289. Desgleichen wahr-
scheinlich eben so, nur mit endung des part. präs. act., Xqv'
öavtag. S. deutsche morgenl. zeitschr. XIII, 383. — Fer-
ner 'AQXtvQ Aesch. Pers. 44, wo nicht 'Aqtctbvq als yariante,
welches letztere jedoch 304 heerflihrer der Aegypter. Als
ob vom griech. aQxrog, — jifxcpiaTQtvg 312. — Kricptvq^
söhn des Belus, und die Kijcp^veg s. et. forsch, bd. I. einl.
8. LXXII. LXXVII. Es scheint mir nicht unmöglich, dafs
darunter das zend. wort kava, kavi (rex) verborgen liege,
welches z. b. auch in dem königsnamen Kava up, pers.
K&fts steckt. Vgl. d. morg. zeitschr. X, 359; XI, 527 fg.
Ausl. 1858. no. 52. s. 1239.
Dunkel sind mir noch mancherlei namen. LäfAoißevg^
athenischer Kitharöde. Möglicherweise vom amöbäischen
gesange, wogegen ich es als beiwort des Poseidon Lycophr.
617 auf das kommen und gehen der wellen; auf fluth
und ebbe; überhaupt auf die wechselvolle gestalt des mee-
res beziehen möchte. AlyiaxBvg. BavxiSevg wohl patron.
Vgl. den mannsnamen Bavxtg und den frauennamen Bav-
xig^ eine nymphe Bavxvo, Sämmtlich wohl, sowie in Phi-
lemon (von (piksiv, vgl. (pvXijfioavvrj) et Baucis, aus ßav'
xog s. V. a. xQvcptQog^ delicatulus, wie jißQoavvtj (ahd.
Zeiz), 'jißQOxkijgy vgl. äßgov xvdogVmdi» ^ißgci. 'Aßqiavog
ßiog im rdip nolvrelwv als sprüchwort. ^^ßQOfia^og wacker
(prachtvoll) kämpfend. — läQTialsvg söhn des Lykaon. —
^kvQBvg und ^Orgevg könig von Phrygien. Bovkavgj söhn
des Herakles. ApoUod. II, 7. 8 p. 228, was nicht nothwen-
dig zu ßovXrj gehört, sondern vielleicht zu ßovg, — 'Evi^
xBvg (?). — Kelaino, die schwarze tochter des Ergeus
(vom mit A?), von Poseidon matter des Lykos (Wolf, oder
repräsentant des lichts?) und Nykteus (nacht) Hyg. f. 157,
oder des Lykos und Eurypylos (weitpfortig, in welchem
sinne? nacht, himmelsraum, meer?); oder von Prometheus
m. des Lykos und XifAatgevg (Chimära?). — Zi^vsvg oder
Zijvig^ vom Zeus. — Qafivevg von &dfivogj gesträuch? —
Kgayalevgj söhn des Dryops. — KMsvg^ vater desAkri-
sios. Schol. II. n, 173. 631, zu dessen erklärung sich, wo
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216 Pott
nicht xikkog (esel), etwa xvXi.6s (gekrünmit) anböte, im fall
ein Wechsel zwischen i und v zulässig ist. Vgl. Kivaid-tav
und Kvvai&og. — MslavO-evg, w. — Mspoixevg. Kaum
doch statt fzsvoeiXTjgj als den göttem wohlgefälliges und
genügendes opfer? Etwa, weil er sich für Theben selbst
opferte, von fxiva) und oixog^ indels auch mit nicht recht
klar hervortretendem sinne: ausharrend daheim, oder: fOr
das (heimathliche) haus? — JlgiavBvg* — Pyreneus Ov.
M. y, 274 der quantität nach nicht zu ftvQijv^ dessen v
lang.
Oertlichkeiten: üsipauvg^ vgl. den hsSen üeigaiov
zu Korinth gehörig. Etwa wie Ttsgaiog zu einem worte
wie TteiQaQ? — KtjQSvg fluls in Euböa Strabo X, 449, wie
KrjQvv&og 445. IL 11, 538 Stadt ebenda. — 'AroQva und
jiraQvivg Stadt und gegend in Aeolis, woher die einwohner
*AraQvdTrig und IdTOQVÜrrig, d. h. mit ausstols von v vor i.
So 2aXyavtirYig von JSaXyavtvg, einem flecken in Böotien.
Auch ein Apollo ^alyavevg, — Kvot^&iÖsvg berg in At-
tika. Sieht so aus, als wäre es von Kvol&og^ Aeginet,
Her. VI, 88 gebildet, wie vid^vg enkel. — Katpt^gsvgj Cä-
phäreus, prom. Euboeae. Ov. M. XIV, 472. 481. — '£vi'
nevg 1) nebenfluTs des Apidanos in Thessalien, 2)nebenfluis
des Alpheus, 3) flufs in Makedonien, vermuthlich von ÜJi"
TOf^ai und iv (oder hi) und irrumpens oder cum impetu
se effundens, d. h. in den hauptflufs? Das appellativ ivmrj
fügte sich des abweichenden sinnes wegen kaum. Wahr-
scheinlich von dem flusse auch: 'Evmd^ sklavin, mutter
des dichters Archilochus, wie Msaatjvicov , sklav in Plaut.
Men. von MaGörjvij. 0eTTakoixiTf]g , thessalischer sklav,
Ath. VI, 264, a., Adxwv bei Theoer. V, 5, sklavenname,
femer Syrus, Geta, Davus u. s. w. — üviyBvg Stadt in Mar-
marika. Strab. XVII, 799, d. h. wahrscheinlich schmor-
ofen, erstickender hitze {nvlyog) wegen.
Pott.
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Förstemann, der ahd. diphthong AO. 217
Der ahd. diphthong AO.
Wie ich es im 1. bände dieser Zeitschrift (s. 234flP.)
unternahm, über den diphthong OA nach seinem vorkom-
men in räum und zeit zu handeln, so stelle ich mir hier
die aufgäbe, das in mancher hinsieht ganz anders sich ver-
haltende A O zu betrachten, indem ich wegen der Wichtig-
keit solcher Untersuchungen einfach auf das dort gesagte
hinweise.
Was wir bisher über die natur des AO wufsten, be-
ruht auf den Untersuchungen von Grimm, gramm. I, (1840),
p. 104 und 121 £P., und ich habe nicht erfahren, dafs jene
Untersuchungen irgendwie weiter geführt worden seien. Es
ist aber die lehre Grimm's wesentlich folgende: Dem
goth. au, wenn es vor h, r, 1, n und den dentalen steht,
entspricht ahd. 6. Doch erfolgte dieser Übergang nicht un-
mittelbar, sondern (wenigstens im bairischen und aleman-
nischen dialect) durch eine übergangsstnfe ao; die zeit die-
ses Überganges scheint dem 8. Jahrhundert anzugehören.
So weit Grimm.
Die inzwischen erfolgte Sammlung der alten deutschen
eigennamen läfst uns einen tieferen blick in dieses Verhält-
nis thun; namentlich wo man die betreffenden formen aus
datirten Urkunden entnehmen kann, wird man klarer über
die zeit eines bestimmten lautverhältnisses; wo man sie
als Ortsnamen findet, erhellt dadurch mehr das geogra-
phische gebiet einer erscheinung. Uebel ist fireilich,
dals so viele Urkunden nur in schlechten abschriften vor-
liegen, andere uns nur in Urkunden Sammlungen in mei-
stens modernisirter gestalt bekannt sind und noch andere
endlich über alle begriffe schlecht abgedruckt wurden. Doch
läfst sich in mancher hinsieht noch immer aus der schale
der kern herausfinden.
Ich verfolge hier die erscheinung des ao nach geo-
graphischen gebieten.
Als Chlodwig das fränkische reich in Gallien grün-
dete, hatten die Franken das gothische au, wie schon der
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218 FSratemann
name seiner eigenen Schwester AudoflSda bezeugt. Zahl-
reiche Urkunden und geschichtsbücher seit sec. 5 thun drei
Jahrhunderte lang dar, dafs dieser laut noch fortdauerte.
Im pol. Irm. (c. 800) herrscht er noch vor, doch findet
sich daneben schon zuweilen ein 6, im pol. Remigii (sec. 9)
herrscht dagegen ein ö vor, doch ist das au noch nicht
ganz untergegangen. Im conc. Suession. a. 853 und im
conc. Tullens. a. 860 kommt noch ein Launus vor. Ein ao
erscheint hier nirgends. Im innern Frankreichs er-
folgte also der Übergang von au zu ö unmittel-
bar ohne Zwischenstufe ao; das ist das erste, nega-
tive resultat dieser Untersuchung.
Wenden wir uns zum gebiete der ripuarischen Fran-
ken, so wird die sache anders. Im jähre 699 begegnet
ein Aodebert (Pardessus n. 450, Hontheim n. 26) in einer
Urkunde SXr Echtemach; die betre£Pende Schenkung liegt
in der gegend von Zülpich, der ausstellungsort ist unbe-
kannt. Ein Nardgaot kommt im jähre 709 vor (Pard. n.
474, Honth. n. 32), ein Verengaot c. 712 (Pard. n. 485,
Honth. n. 35); der ort der ausstellung und der gegenständ
der Schenkung liegt in beiden (allen in der gegend von
Herzogenbusch in Nordbrabant. In späterer zeit mangelt
aus dieser gegend jedes beispiel von ao. Da nun jene
drei Urkunden sich hinsichtlich der richtigkeit der lesart
gegenseitig stützen, so folgt: in Ripuarien hat um das
jähr 700 herum, wahrscheinlich nur kurze zeit
hindurch, der diphthong ao gegolten.
Wir kommen nun zum lande der Mainfranken, dies-
seits und jenseits des Kheins. Zuerst einige beispiele des
alten au. Dronke hat a. 766 ein Autmundisstat, d. h. Um-
stadt in der gegend von Darmstadt. Im cod. Lauresham.
begegnet a. 783 (n. 1860) ein Raureheim, NW. v. Lorsch,
endlich hat Dahl a. 795 (s. 33 flP.) ein Mauresberk im Oden-
walde. In der gegend von Darmstadt galt also in der
zweiten hälfte des 8. Jahrhunderts noch das au, wenig-
stens zuweilen; unzählige andere beispiele haben 6; im
gebiete um den Odenwald finden wir kein ao.
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der ahd. diplithong AO. 219
Dagegen sehen wir westlich vom Rhein: Aonenisheim cod.
Laur. a. 768 (n. 1392), jetzt Oensheim, NW. v. Worms;
Laonold cod. Laur. a. 776 (n. 1322) aus der gegend von
Worms; in derselben urk. Laonisheim, ein ort N. v. Alzey;
Aothmaresheim cod. Laur. a. 792 (n. 16), eine wüstung in
der gegend von Worms. In der umgegend von Worms
zeigte sich das ao also zwischen 760 und 800.
Es ist zu vermuthen, dals der diphthong hier auch vor
760 vorkommt.
Es folgt nun Alamannien, und zwar zunächst die
gegend von Weifsenburg. In den tradd. Wizenburg lesen
wir zahlreiche personennamen mit Aud-, Ann-, Aus-, Ganz-,
Laun- und zwar namentlich in Urkunden aus den jähren
699, 700, 707, 714, 715, 737, 756, 774, 787; später hört
auf diesem gebiete das au auf. Noch in weit frühere zeit,
vielleicht a. 633, föllt der flufsname Raurebacya (trad. Wi-
zenb. I, n. 38), der S. v. Landau hingehört; es ist damit
Raurobacco aus der gegend an der Meurthe (Honth. c. a.
666, n. 20) zu vergleichen. Ein ao finden wir in den tradd.
Wizenb. nur einmal, in Gaosbod a. 716 (n. 196); der mann
war entweder bei Weifsenburg selbst oder in der gegend
westlich davon zu hause. Da diese form ganz vereinzelt
dasteht und überdies noch weit später in dieser gegend,
wie wir eben sahen, das au galt, so ist darauf nicht viel
zu geben. Otfrid hat schon ö.
Im übrigen Alamannien finde ich folgende spuren von
ao: Aottuni Ng. a. 744 (n. 11); die Urkunde ist für St.
Gallen im Thurgau ausgefertigt. Gaozbert Pard. a. 748
(n. 595), ausgefertigt zu Hohenaugia bei Strafsburg. Ma-
gingaoz Pard. a. 748 (n. 596), ausgefertigt zu Strafsburg.
Aotahar und Aoto Kausler a. 769 (n. 11), Maorinzan Neug.
a. 769 (n. 48) ; zwei Urkunden für St. Gallen, ausfertigungs-
ort unbekannt Gaozbert Neug. a. 780 (n. 79); Urkunde
för St. Gallen, ebendaselbst ausgefertigt. Raodhaha Laur.
a. 787 (n. 13), in der nähe des Kochers. Maorlach ebendas.;
er unterzeichnet zu Lorsch und war aus der gegend des
Bretachgaus. Endlich findet sich bei Meichelbeck a. 793
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220 Företemann
(d. 111): Kaozesheim, Caozesprann, Caozeslabhun (so ist
statt -bachin zu lesen nach Roth Kozrohs renner über die
ältesten Urkunden des bistb. Freising heft I, 1854, s. 49);
der erste ort ist Gosheim, O. v. Nördlingen, N. v. Donau-
wörth, die andern unweit davon. In Alamannien fin-
det sich also das ao zwischen 740 und 800. Das
ältere au ist noch unbestritten vor dieser zeit; vgl. z. b.
Raudinleim Neug. a. 670 (n. 3), NO. v. Basel; Maurowiler
Schöpf lin a. 728 (n. 9), im Elsafs. Doch setzt sich das
au auch noch während der oben angeführten zeit bis ende
sec. 8 fort; die formen Audo, Autfrid, Autchar, Cauzpert
begegnen bei Neugart a. 735, 744, 754, 775, 786.
Weiter nach osten gelangen wir zu Baiem. Fälle des
ao habe ich folgende aus der gegend W. vom Inn und S.
von der Donau angemerkt: Scaonheringa Roth sec. 8
(III, 22), Schönering, W. v. Vilshofen, O. v. Landau;
Gaozrich Kr. a. 777 (n. 1), ein abt zu Tegemsee, die Ur-
kunde ist zu Kremsmünster ausgefertigt; Haohunsteti MB.
a. 788 (XXVIII, b, 19), in der gegend von Passau; Raota
MB. a. 788, 795 (XXVIII, b, 8, 16, 17), SW. v. Passau;
Aotingas MB. c. a. 790 (XXVIII, a, 23), Oettingen am
Inn; Hruotaoz (wohl Hruotcaoz) und Caozperht Ried a.791
(n. 8), aus der gegend von Regensburg; Aotuni Meichelb.
a. 784 — 810 (unter bischof Atto, n. 190), wahrscheinlich
zu Gauting, N. vom Würmsee, S W. v. München; Aotingas
Meichelb. a. 811 und c. a. 820 (n. 284, 478), Eiting, O.
V. Freising; Caozrat, Aotker, Caozbirc, Aotmunt, Aotbilt,
Traostilo R. a. 821 (n. 21); Aodalrihc Meichelb. a 835
bis 854 (unter bischof Erchanbert, n. 697), wahrscheinlich
zu Feldgeding an der Ammer, SW. v. Freising. In der-
selben Urkunde Aodalscalh, zu Ehing, SW. v. Preising.
Aodalscald (d. h. -scalh) Meichelb. a. 849 (n. 659), zu Frei-
sing. Daraus folgt: im südlichen Baiern, zwischen
Lech, Donau undinn, begegnet das ao zwischen
770 und 850. Jenes Oettingen am Inn, welches 790 Aotin-
gas heifst, lautete noch 749 (chron. Lun. s. 10) Autinga.
Wir kommen nun in die jetzigen österreichischen
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der ahd. diphthong AO. 221
gegenden O. vom Inn. Ich erwähne hier: AostarmuntiDga
Ried a, 776 (n. 4), Ostermieding im Inn viertel und Rao-
tula Kr. a. 777 (n. 1); dieser bach mündet oberhalb Linz
in die Donaa. Was aber viel wichtiger ist, das sind die
zahlreichen belege £Qr ao aus dem verbrüderungsbuche von
St. Feter zu Salzburg. Diese beispiele sind so viele, dafs
ich hier ganz davon abstehe, sie einzeln aufzuföhren und
mich vielmehr darauf beschränke, sie durch Zahlenangaben
zu veranschaulichen, welche ich mdnem früheren aufsatze
über die diphthonge dieses merkwürdigen buches (zeitschr.
II, 337 £) entnehme. Der von Karajan mit a bezeichnete
Schreiber, welcher die grundlage des ganzen buches um
790 (780 — 800) niederschrieb, bedient sich des ao in
66 faUen. Von den übrigen Schreibern hat r (780) den
diphthong in 5, b (780 — 810) in 12, x (800) in 6, i (820)
in 3, q (820 — 860) in 4, d (820 — 870) in 9, k (830 bis
870) in 8 und o (vor 900) in 2 fällen. Die ihrer zeit nach
unbestimmten, übrigens auch weniger hervortretenden Schrei-
ber p, s, t, y, dd, 11, nn, oo und pp haben das ao in resp.
5, 1, 3, 2, 1, 2, 2, 3 und 2 beispielen. Aus allen diesen
angaben ergiebt sich: in der gegend von Salzburg
hatte das ao in der zeit von 770 bis 870 geltung.
Doch ist hiebei ausdrücklich zu begierken, dals kaum ein
einziger jener Schreiber das ao aussehliefslich verwen-
det > fast jeder hat daneben sowohl das ältere au als das
jüngere 6. Jenes, das au, ist noch bis etwa zum jähre
800 in dieser gegend gebraucht, doch in den letzten jahr-
zehenden schon ganz ausnahmsweise, dieses, das 6, ist
bereits um 780 nicht selten entwickelt und beginnt um 850
regel zu werden (vgl. näheres d. zeitschr. II, 346 flP.). Wenn
schon in der sec. 5 verfafsten vit. S. Severini in der aus-
gäbe von Pez ein Aonolf vorkommt, der in der ausgäbe
der Acta Sanctorum Aonulph heifst, so ist das sicher nur
abschreibern zur last zu legen.
Auch bei den Langobarden mufs das a o nicht ganz
unbekannt gewesen sein. Paul. diac. VI, 51 nennt einen
einsiedler oder mönch, der etwa um 740 in Italien (apud
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222 FSratemann
Forovicum) lebte, Baodolin (im chron. Novalic. bei Pertz
IX, 98 steht Baodelin). Den alten Langobardenwobnsitt
in der Eibgegend (sec. 4) nennt er dagegen Mauringa;
Audoin einen könig seines volkes sec. 6 u. s. w. Ueber-
haupt mufs unter den Langobarden auch noch sec. 9 das
au als regel gegolten haben, ein ao wird bei ihnen aufser
dem oben angeführten beispiele nicht leicht zu finden sein.
Ganz unbekannt ist das ao bei Hessen (seit Fuldas
Stiftung a. 744 wäre gelegenheit genug gewesen es zu ge-
brauchen), bei Thüringern, bei den mit Slaven vermisch-
ten Franken am oberen Maine und bei allen niederdeut-
schen Stämmen. In Thüringen oder Sachsen mufs das
noch dazu verderbte Saochseburg bei P. I, 219 gelegen
haben, doch ist zeit und ort der abfassung der annales
Tiliani, die den namen überliefern, ganz unbekannt. Wo-
hin Aohhusun monast. Laur. sec. 8 (n. 300) zu setzen ist,
wissen vnr nicht.
So weit die übersieht über das vorkommen des regel-
mäfsigen aus au entsprungenen ao. Diese Übersicht lie-
fert uns aber keineswegs, das mufs ausdrücklich hervor-
gehoben werden, eine richtige Vorstellung von der häufig-
keit dieses diphthongs; sicher ist oft schon in älteren
Urkundenabschriften 4^s gemeinhochdeutsche ö an die stelle
des ao getreten, und ich bin namentlich bei dem codex
Lauresham. (die hds. ist aus sec. 13) überzeugt, dafs darin
viele ao gewissermafsen latent enthalten sind; denn das
genannte buch vermischt den unterschied der zeiten und
mundarten gar sehr. Dasselbe gilt von den tradd. Ful-
denses, in denen gelegenheit genug wäre, z. b. ein schwä-
bisches oder fränkisches ao zu zeigen, die aber dasselbe
ganz und gar entbehren.
Nun giebt es aber noch ein anderes, unregelmäfsi-
ges ao, welches vielleicht sogar niemals gesprochen, son-
dern nur in ungenauer schrift niedergelegt ist. Es steht
für das aus altem ö hervorgegangene oa. Das merkwür-
dige bei dieser erscheinung ist, dafs es sich gerade zu
denselben Zeiten und auf denselben gebietep findet vrie das
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der ahd. diphthong AO. 223
regelm&fsige ao. Ich verzeichne aus westfränkischen und
ripuarischen quelleo Raocare Hontheim a« 698 (n. 25) und
Graodobard Pardessus a. 748 (n. ö97); beide formen tra-
gen auch anderweitig den Stempel grofser ungenauigkeit
an sich. Chaonrad Mab. a. 1030 ist vollends ganz ver-
einzelt, schon wegen der späten zeit. Alamannisch sind
Zaozzo bei Neug. a. 766, Kaotah (neben Ruothaus) Kaus-
1er a. 772 (n. 14), Raodpold Kausler a. 809 (n. 64). Reich-
lieber sind die belege aus ßaiern: Hraodpert MB. c.
a. 770 (XI). Aopi Ried a. 791 (n. 8), aus der gegend von
Regensburg. Caofstein Juvavia a. 798 (n. 27), Kufstein
am Inn in Tyrol. Deomaot beim Schreiber i (ca. 820)
des Verbrüderungsbuchs, so wie Hermaot ebendaselbst bei
dem der zeit nach unbestimmten Schreiber 11 und Naot-
haest beim Schreiber d (820 — 870). Die Urkunde bei Ried
a. 821 (n. 21) hat aus der gegend von Regensburg die
formen Raodrud, Deonaot, Heraotpreht und Herimaot. End-
lich findet sich MB. XXVIII, a, 17 — 19 unter den di-
plom. authentica eine zu Frankfurt f&r Würzburg a. 823
ausgestellte Urkunde, worin Chuningashaoba, Gullahaoba,
Ippihaoba und Sunindrinhaoba gelesen wird.
Nach allem gesagten muls sich nun die zeit und mund-
art einiger ahd. quellen, in denen das ao aufserhalb der
eigennamen vorkommt (s. Graff I, 57) , genauer bestimmen
lassen. Die ganze natur dieses ao aber fasst sich nun in
folgendem zusammen:
Das gothische und urdeutsche au y^i* b, r, 1, n und
den dentalen ging durch Verdichtung in allen ahd. mund-
arten in ö über. Naturgemäfs liegt aber zwischen au
und ö eine Zwischenstufe ao, die überall als Übergang
eintreten mufste. Doch ist dieser Übergang ein so leiser,
dafs die schrift ihn in keiner mundart und zu keiner be-
stimmten zeit regelmäfsig bezeichnet hat. Ueberall,
wo das ao auftritt, finden wir zugleich, oft bei demselben
Schreiber, entweder das ältere au oder das jüngere 6. Wo
das ao als schriftzeichen sich zeigt, ist dieses also nicht
der gebräuchlichen Orthographie, sondern dem feineren
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224 Forstemann, der ahd. diphthong AO.
subjectiven gehör und der genaueren Schreibung einzelner
zuzuschreiben. Es findet sich aber unter den ripuarischen
Franken um 700, unter den Ostfranken um Worms zwi-
schen 760 und 800, unter den Alaroannen zwischen 740
und 800, unter den Baiem W. vom Inn zwischen 770 und
850, unter denjenigen um Salzburg zwischen 770 und 870.
Je weiter nach osten, desto später tritt also dies zeichen
f&r den fibergangslaut auf, desto länger bleibt es aber
haften.
Wernigerode. E. Forstemann.
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Corssen, anzeigen. 225
Die igiiyiiiischen tafelii nebst den kleinen umbrischen inschriften mit
hinzufiignng einer grammatik und eines giossars der umbrischen
Sprache. Vollständig übersetzt und erklärt von £. Huschke.
Leipzig. Teubner 1859. 8. 718 s.
Von aufsen ein ansehnliches schön ausgestattetes buch, über
siebenhundert selten und alles vollständig übersetzt und erklärt,
wie der titel versichert An umfang ist es bedeutend stärker als
sein Vorläufer, die oskischen und sabellischen Sprachdenkmäler
von E. Huschke, aber inwendig ist es das ganze ebenbild seines
älteren bruders und mit denselben organischen fehlem, gebrechen
und auswücbsen zur weit gekommen wie jener. Massenhaft auf-
gestaute sachliche gelehrsamkeit , souveraine nichtachtung der
zunftmäfsigen in die fesseln der lautlehre eingezwängten Sprach-
forschung, schwungvolle oft phantastische combinationsgabe und
tiefgrübelnde Symbolik, das sind die gemeinsamen zuge sprechen-
der familienähnlichkeit in beiden druckwerken. Dafs in dem
vorliegenden buche alles vollständig übersetzt und erklärt ist,
wird niemand befremden, der sich erinnert, dafs es dem hm.
verf. sogar gelungen ist, die hebräische abraxasinschrift von Arol-
sen als ein sabellisches sprachstück vollständig zu erklären und
zu fibersetzen. Charakteristisch ist aber, dafs er Aufrecht und
Bjrchhof, deren gediegenes werk er an allen ecken und enden
ausgebeutet hat, was er indessen vielfachweise verschweigt,
„zahlreicher irrthümer'' zeiht, die zum guten theil aus ihrem an-
geblichen Standpunkt entsprungen seien, alles aus dem sanskrit er-
klären zu wollen, und dafs er nun so thut, als hätte er die ar-
beit von grund aus neu unternehmen müssen (s. 531). Statt ge-
gengründe gegen deutungen von A. K. bringt hr. H. gewöhnlich
nur beliebige einfalle, die ihm besser in den kram seiner sach-
lichen Voraussetzungen passen, die er sich zusammengegrübelt
hat, einfalle, die er dann, wie überhaupt seine sprachlichen er-
klärungen, vielfach durch den zusatz „oflFenbar, ohne zweifei,
jedenfalls, unverkennbar'' u. a. dem leser aufzubinden meint. Die
Wahrheit ist aber, dafs fast alles brauchbare in dem buche von
A. K. herrührt, und fast alles, was der verf. eigenes hinzugethan
hat, unbrauchbar ist. Sein verfahren bei der deutung ist meist
so, dafs er sich aus dem, was jene gelehrten an einer stelle er-
klärt haben, ein möglichst lebendiges und concretes bild entwirft
von der in rede stehenden opferhandlung; um nun die Wörter
IX. 2. u. 8. 15
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226 Corssen
der stelle zu enträthsel, die A. K. unerklärt gelassen, wird das
griechische lexicon zur hülfe gezogen, dem' ambrischen wort ein
ähnlich klingendes griechisches gleichgesetzt and hiernach eine
lautlehre und wortbiegungslehre zurecht gemacht Doch ich lasse
das buch selber reden und sich richten, indem ich zuerst eine
blumeniese von etymologien des verf. in möglichster kürze zu-
sammenstelle.
S. 90: Serum part praes. pass. vom stamme von <t«o) = ^8(»,
der auch bei lat. dico zu gründe liegt „und darin nur einen gau-
menlaut hinter dem zugleich producierten e entwickelt hat; denn
das s statt d tritt auch in insece und unserem sagen hervor^.
Auch GsßoiJiai^ Sabini gehören zu demselben stamm; also se-
vum = Q^tQtt^ lex. S. 94: Perca = furca beides wohl von
«X^» wovor dort per = pro, hier for (vergl. forum, foras,
foris) gesetzt ist wie in forceps, forfex. Arsmatia =
aQfiaida^ d. h. eine wagengabel von der form des kreuzes,
die ein priester beim sühnopfer trägt, um das schuldbewufstsein
des Volkes vor den göttern auszudrücken, also eine „ straf ga-
bel'' (vgl. 8. 226). S. 100: Veror nicht = skr. dvära, thor
mit AK. sondern deutsch Wehr, latmoeri, muri „worin das
wort nach Übergang des halbvokales v in einen tiefen vokal mit
dem m bekleidet ist^. S. 122: Mers =: mos aus modus ent-
standen „denn aus modus ehemals mit dem genetiv moderis
wurde durch zusammenziehung modrs, mos^. S. 133: Adeps
zusammengesetzt aus ad und onog (ops) „was an den saftigen
inneren theilen sitzt ^. S. 135: Puni=:mi'oi' trank, aber 8.222:
pone = noiviq^ poena. Da diese nun von TtoifiPi] ^rcat; herzu-
leiten sind, so bedeutet pune opfervieh, das zur sühne ins
feuer geworfen wird. S. 152: Mantraklu = lat mantele,
mantelum, mantelium, zusammengesetzt aus manu- und der
Wurzel von tergo, ^egi^m. Im lat mantele ist r mit Verlänge-
rung des e in 1 übergegangen, S. 157: Vestisia = ßaatayij^
ferculum. Zu derselben wurzel gehört lat vestis, vesti-
gium, auch der nmbrische und lateinische verbalstamm fer-.
S. 165: Seavie = suavis von se und aoo schaden, daher „ohne
nachtheil ". S. 204: furfat = fuscare, furvum reddere
eigentlich „schmutzig machen % dann aber „reinigen^, da
durch rauchwolken von Schwefel die reinigung der schafe voll-
führt wurde. S. 210: tenzitim von raVöo), t«Vi^<ö, nagen,
naschen, daher ^^eine näscherei, niedliche speise% wohl das»
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anzeigen. 227
selbe wort wie lattacetnm, ^eine sehr schmackhafte sulze^,
deutsch Tanke. S. 224: onse nicht mit ansa verwandt (A. K.)
sondern unverkennbar =:humerus, dfiog (von ofdo, schwer
tragen) hindern das m nach ausstofsung des bedeutungslosen e
vor s = r in n überging". S. 244: Surur vom pronominal-
stamme ero ^mit vorschlagendem s". S. 257: ^imu = Oftov^
simul wie latcnmulus = ofiiXog. Im lat simul, simitur,
simitu ist 9 zu s geworden. S. 274: Vesclir nicht = vas-
culis (A. K.) sondern = qjvaxogf q)V(jHfi, darm, blase, wurst
(lat. vesica). S. 275: Vendu = deutsch wende latfendere,
d.h. mit gewalt werfen, schleudern, wovon funda, aqavdovri*
S. 294: Kumne = iumentum. S. 304: Sveso vom stmnme in
cqioCEiv^ aqidyiov. S. 309: Qisti von ^im = coquo, cibus (ei-
gentl. civus, gekocht). S. 325: Vaputu, part. perf. pass. dessel*
ben Stammes wie daps, öaTiroOf Öandpii. S. 325: Sviseve zu-
sammengesetzt aus sev- = ciq^tov (röhre) und svi- = (sßivpvfity
also löschröhre, daher kanne. S. 362: Huntak zusammen-
gesetzt aus hun- vom stamme von xovÖa^, novÖvhj^ xoifdvXog^
üOpdvXi^oOf xvvöaXogy Kovtog, contus, xevtEO} und tak- = tag-
in tango ^womit auch ddxvo), da| zusammenzuhängen scheint";
daher bedeutet huntac „recht eigentlich blitzschlag". S. 366:
Snata von faoi, f£Oi>, vijm, vaaaao^ ursprünglich vom verbalstamm
sa-, se-, bedecken, füllen, welcher (Farroo, satus, sata u.s. w.
zu gründe liegt S. 368: Sufafias zusammengesetzt aus sub,
vnb und afias = ^noQ von amnoy äcpy. S. 370: Berns dessel-
ben Stammes wie q}tQßo)j (fOQßijy noch näher zusammenhängend
mit vesci, ßooHG}^ viscus; „g)e^|9(us) selbst ist die vom etwas
stärker aspirierte wurzel ves- im part. praet pass." S. 371:
Krematruf nicht mit A. E. auf cremare zurückzuführen, son-
dern = xgafjidÜQa von xQefidvwfii also hängemaschine, da-
her das, worin oder woran das untere eingeweide hängt, „wel-
ches auch unsere fleischer das gehänge nennen". S. 375:
Vufiune, göttemame von ßvoD^ mit dem auch voveo zusam-
menhängt, das ja die zusage einer erfüllung bedeutet S. 379:
Spinia verwandt mit spina, von cni^ia, Gmdrjg, cniv^Q „al-
les was in eine längliche spitze ausgedehnt ist"; also bedeutet
spinia den „eingeschlagenen blitz", die „blitzschlags-
stätte". S. 382: Manfe, vergl. fcafooo, fiofoo); das wort geht
auf ein „vorn mit m statt digamma bekleidetes dv (vergl. ai^ev,
dvig) BP' zurück". S. 402: (^i^era = xi/xA/y, „indem das um-
15*
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228 Corsseü
brische y = n ausstiefs, das h-X dem q, dae d dem r entspricht**.
S. 404: Fevehtru = feretrum, das nicht von ferre her-
kommt sondern von ferire, womit fodio, festus, confe-
gtim, manifestus, festaca, fendo verwandt sind. S. 420;
Puprike von poples, das aus post und plicare zusammen-
gesetzt ist, eigentlich ^das hinten gebeugte^. Der gott ist also
der „kniebeugende, die göttliche personification der unter-
würfigen Volksgemeinde ". S. 424: Spanti = cna&rij anaß-igi
Schulterblatt, daher die rippe an der die tuva tefra, d. h. „dop-
pelcarbonade** oder „doppelkarminade^ sitzt. S. 426:
Eskamitu = iaxoiAidij^ aber nicht in der bedeutung von xo-
fii^aiv, sondern von xo/jism, comere, vielleicht ursprünglich von
«jM«, oiAOV (vergl. ya^cßo), ein weih mit sich verbinden, cumulus
u. s. w.) auch camillus gehört dazu wegen casmilus, vergl.
xoGfUG), S. 431: Pnrtupite, göttername, zusammengesetzt ans
purtu- und pit-=:portum petens, daher domum petens,
wie hospes von x(Sg, xoidiov und petere „der eine decke, ein
lager sucht". S. 434: Hule = vaXog; „passender kann die helle
klare mittagsseite wohl nicht bezeichnet werden''.
S. 186: Suru = coDQog^ klofs, womit cogog zusammen-
hängt; davon lat so dal es, eigentlich „die von demselben opfer-
kuchen essen". S. 186: Persuntru, zusammengesetzt aus
persc-, opfer und ov&og, „mist, koth", also ein „opfer-
brei" und zwar von speit; suru persuntru bedeutet also einen
^opferbrei in fester Haufengestalt ", eine art von klofs,
pudding oder kuchen, und kommt das beiwort staflare von
(jtaq)vltj hinzu, so giebt es „kuchen mit rosinen" zum opfer.
S. 433: Persuntru supu bedeutet dann einen „niederliegen-
den klofs" (vgl. supinus), persuntru turse einen „thurm-
artig gebauten, aufrechtstehenden mehlklofs", da turse =:
tursem ist S. 328: Vepesutra zusammengesetzt aus pesutra
und ven- oder vem- vom stamm des lat. vena, gr. Iifeg; ven-
bezeichnet die „muskeln, sehnen, fleischfasern, Hbrae (venari,
sich fleisch verschaffen) und als speise pulpa"; daher vepesu-
tra „ein mit fleisch versehener speltklofs" oder „fleisch-
klofs". S. 385: Vepurato aus ven- und Tivgom eigentlich
„fleischbrand " der aber eben „zwecks der lustration" geschah.
Nach diesen und zahlreichen ähnlichen etymologien hat sich
nun der herr verf. seine lautlehre zurecht gemacht. Da wech-
seln denn nach freistem belieben die labialen v, f, g), b, p, m,
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anzeigen. 229
ebenso k, c, h, s, desg]. k and j im anlant, anslaat. m entsteht
aas n, v wird za p verhärtet, geht aas d hervor, wird digam-
matisch vorgesetzt und zar vermeidang des hiatas eingesetzt, s
entsteht aas r and wird vorgeschlagen and ähnliches mehr. Mit
diesem mannigfachen consonantenspiel und seiner schwangvollen
combinationsgabe wird es dem verf. natürlich leicht, seine „zunft-
mäfsigen^ vorganger zu überflügeln, die in der Zwangsjacke einer
streng gehandhabten lautlehre arbeiteten und forschten, und so
penibel waren lieber grundsteine legen als luftschlösser bauen zu
wollen. Der naturwüchsige noch durch keine zweifei getrübte
Charakter seiner sprachlichen erklärungsversuche zeigt sich in
ungeschminkter Wahrheit auch in seiner flexionslehre. Da ver-
sichert er zum beispiel s. 645, dafs die stamme der hülfsverba
es- und fu- offenbar nur verbal gesetzte pronomina sind, jenes
für das ruhende sein vom pronomen er-, es-, er-, dieses für
den begriff des Werdens von dem ursprünglich vokalischen pro-
nomen q)i. S. 646 findet er in dem auslautenden i von pihafi
die erste person des verbums esum, esse verborgen; auch in
einem oskischen genetiv -im, -i, den er entdeckt hat, ist dieses
schalkhafte esum versteckt. Dabei thut er denn (s. 649) einen
sarkastisch mifsliebigen Seitenblick auf die jetzt herrschende an-
sieht, nach der das perfectum „mit haut und haaren aus dem
perfectum hervorgegangen sein soll**. Freilich diese jetzt herr-
schende ansieht ist bis zu der höhe sprachlicher Intuition noch
nicht gelangt, auf der der verf. selber umbrische sprachformen
schafft, wie er dies s. 649 in den zusammengestellten paradig-
men thut. Da finden sich formen wie pihaiames, pihaiese-
mes, ostelestis, ostelusemes und zahlreiche ähnliche phan-
tasiestücke.
üeberraschend sind endlich auch die sachlichen ergebnisse,
zu denen der verf. durch seine sprachlichen erklärungskünste ge-
langt. Die kochkunst der alten ümbrer läfst er bei den opfer-
gebräuchen eine grofse rolle spielen. Da giebt es: „lendenstük-
ken, doppelcarbonaden oder doppelcarminaden , wurst, ziegen-
tieischklösfe, niederliegende speltklöfse, thurmartige speltklöfse,
rosinenkuchen, eine höchst schmackhafte sülze, ein appetitreizen-
des condiment aus zergangenen marinierten kleinen fischen und
einer scharfen tunke bestehend (ficlaa, lat. faecula s.l32); und
dieser Speisezettel wird mit einer miene von technischer sach-
kenntnifs hergestellt, als kennte der verf. das alles aus eigener
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230 Consen
anschaanng in einer ombrischen garküche. Aach der ambrische
götterkreis mehrt und belebt sich unter des Verfassers hand. Da
tritt ein Spetas auf, ein der auspicien mächtiger gott (von spe-
do 8. 347) ein Purtupes, Jupiter als fremdling aufgefafst (s.
444). Die beiden götter San cius und Spector sind ^ ein himm-
lisches abbild einer irdischen königlichen hofhaltung^, Vesti-
cius S an ci u s ,, der himmlische Truchsefs** (8.352). Poemonis
ist repräsentantin der volksgewalt, Vesune reprSsentantin der
obrigkeitlichen gewalt Insbesondere gern aber grübelt der verf.
der sinnbildlichen bedeutung der opferceremonien nach; dazu
werden denn die judischen ritualien vielfach herbeigezogen und
gelegentlich die Leviten, Abraham und Melchisedech, citiert Wie
stark er in der aufi&nduug von Symbolen ist, davon nur ein paar
proben. Der rippenknochen, an dem die carbonade sitzt, ist ihm
ein bild des blitzes (s. 444). Der dem blitz inwohnenden fort-
bewegungskraft entsprechen im thiere die hinterbeine (s. 445).
Ebendaselbst heifst es: „Das ausgeschöpfte fafs, ein symbol des
reichthumes, befindet sich im innern des Staats und gehört als
volles dem volk, während der besuch des Jupiter (die ausschö-
pfnng) der obrigkeit angezeigt wird ; die keulen müssen dagegen
von hinten (osten) her dargebracht werden, denn von dort kommt
der blitz. Von einem opfer sagt der verf. (s. 445), es bestehe
„für den der freien natur angehörigen fremden in ungeschnitte-
nen, für Pömonis, das in vielen hausständen gegliederte volk in
geschnittenen, für Vesun, in dem sich das volk wieder zur ein-
heit zusammenfafst in tu einem klofs vereinigtem gehacktem
fleisch^. Nach s. 446 drückt der („friedliche*') speltklofs mehr
in moralischer weise aus, dafs die Unterwürfigkeit des Volkes
and die aufrechte stärke und festigkeit der obrigkeit nothwen-
dige bedingung ihrer eintracht sind, und nach s. 433 versinnbild-
licht ein niederliegender mehlklofs die Pömonis Poplex, die un-
terwürfige niederknieende gemeindegottheit, der thurmartige mehl-
klofs den obrigkeitlichen auf der arx wohnenden Vesun. S. 481
keifst es: „Uebrigens möchte bei dieser doppelten gemeinsamen
opferspeise vom speltkuchen und vom Ziegenbock wieder die idee-
zum gründe liegen, dafs da der Völkerbund die beiden factoren
jedes Staates land und volk einige, beide auch in dem opfermahl
religiös repräsentiert werden mufsten, das land in dem speit-
klofis, dessen stoff von ihm genommen war, das volk in dem
fleischklofs von dem lebendigen opferthier**. Diese art vom sym-
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anzeigen. 231
bolik ist das eigentliche Steckenpferd des verf. schon seit langer
zeit. Man erinnere sich nur, dafs er schon in seiner schrift
über die Verfassung des Servias Tullius (s. 253 f ) ein urwelt-
liches thier entdeckt hat, Bovigus genannt, das einst vor sei-
nem Sündenfall mit rüssel und stofszähnen die ochsen vor dem
pflüge antrieb, während es mit seinem starken schwänz („wie
dieser auch bei manchen affenarten die stelle der band vertritt^)
den pflugsterz hielt Sapienti sat
Pforta. W. Corssen.
1) vibrare.
Wie das lat. vivere auf giv zurückgeht (lit. gywas = vivus),
so führe ich die in vibrare steckende wurzel vib auf ein älte-
res giv zurück. Zunächst erkenne ich dieses in unserem be-
ben, altn. bifa, welches man willkürlich mit skr. bhi und cps-
ßeG'&ai, zusammengestellt hat Klarer erscheint jenes giv in dem
ved. adj.jiv-ri schwankend, wackelig, gebrechlich, altersschwach.
Weniger umsieht bedurfte es, um die von den indischen gram-
matikern gegebene ableitung dieses Wortes von der wurzel jar
als eine thörichte Spielerei zu verwerfen.
Vermuthungsweise, und besserer erklärung gewärtig, stelle
ich hieher das gr. yvQOQy das man, ähnlich wie das skr. cakra
von w. cal (car), als „das wankende schwankende^ fassen konnte.
2) histrio.
Histrio soll von einem etruskischen bist er abstammen.
Livius VII, 2: „quia hister tusco verbo ludio vocabatur, nomen
histrionibus inditum**. Dafs dergleichen fremdländischen erklä-
rungen kein glauben beizumessen sei, habe ich bereits früher
nachzuweisen gelegenheit gehabt Nicht nur ist histrio ein echt
lateinischer, sondern auch, wie mir scheint, der älteste römische
ausdruck für einen Schauspieler. Wie ludio auf ludus, sannio
auf sanna zurückleitet, so stelle ich für histrio ein Stammwort
histrum auf, und führe dieses auf die wurzel has, lachen, zu-
rück. Histrio ist demnach der aufführer eines histrum* oder
lachspieles. Häsaka, prahasana sind im sanskrit gattungen
von lustspielen, prahäsin, vaihäsika bezeichnen ebendaselbst
den possenreifser.
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235> Aufrecht
3) mentiri, mendax, mendum.
Dieselbe unkritik, welche eine Zusammenstellung von ruti-
lus mit igv&Qog, pati mit nad', latere mit Xa&y ja sogar von
timor mit skr. b htm a sich erlaubte, hat auch die obigen Wör-
ter als wurzelverwandt bezeichnet. Und doch hat mentiri mit
mendax mit ausnähme des gleichklangs der drei ersten laute
nichts gemein. Sachlich sind beide Wörter von P. Nigidius bei
Gellius XI, 11 vortrefflich erörtert: ^Inter mendacium dicere et
mentiri distat. Qui mentitur, ipse non fallitur, alterum fallere
conatur; qui mendacium dielt, ipse fallitur. — Qui mentitur, fal-
lit, quantum in se est; at qui mendacium dicit, ipse non fallit,
quantum in se est — Vir bonus praestare debet, ne mentia-
tur, prudens, ne mendacium dicat; alterum incidit in homi-
nem, alterum non^. Diese erklärung giebt uns die wahre ablei-
tung an die band. Mentiri als sprofs von mens bezeichnet
das mit selbstbewufstsein und absichtlichkeit vorgenommene er-
sinnen, während mendax einen zu begehen von irrthümern
geneigten ausdrückt. Beides, mendax und mendum, stammen
von der Wurzel mad (wovon eine nebenform mand vorhanden
ist), die in der bedeutung trunkensein vielfach belegt ist, und
von welcher ableitungen mit dem sinne: übermuth, Wahnsinn,
Unüberlegtheit, irrthum (pramäda) nicht wenige vorkommen.
4) mentula, cunnns.
Die Wurzel manth rütteln, schütteln, ist im griechischen
und lateinischen bisher nicht nachgewiesen worden, denn mit der
Zusammenstellung von mathnami nnä fiayd-dveiv, die Kuhn neu-
lich gegeben hat^ kann ich mich nicht befreunden. Ich finde
jene wurzel in mentula, das ich als agitatrix oder Hivovaa
fasse.
Es folge eine vermuthung über die bedeutung von cunnus.
Durch die analogie des gleichbedeutenden avaog, xva&og und des
lit. kuszys oder kuzys wird man auf eine wurzel kus geleitet
Diese findet sich in dem skr. ^ushi spalt, loch (Chan d. Up. III,
13, 1) und dem davon abgeleiteten ^ushira adj. hohl, n. höhle.
Wenig gewicht scheint mir darauf zu legen, dafs diese Wörter
in vedischen Schriften mit dem dentalen s (sushi, sushira) ge-
schrieben werden. Hienach wäre cunnus aus cus-nus hervor-
gegangen, und stimmte im übrigen zu dem gleichverwendeten
rima oder G%iGiia,
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miscellen. *!233
5) inrio, inrltare.
Paulus Diac. Exe. ^hirrire garrire, quod genus vocis est
canis rabiosae*'. Glossar. Labb. ^hirrit, orav xvmv uTieiX'^ via-
xT(Sv\ Nonius Marc. p. 31 ^inritare dictum est proprie pro-
Yocare, tractnm a canibus, qui, cum provocantur, inriunt Luci-
lins Satir. IIb. I. inritata canes u. s. w. Nach diesen glossen
wird inrire von dem anknurren von hunden gebraucht Die
Schreibung inrire scheint mir die richtige, die mit h aus Unver-
stand hervorgegangen zu sein. Ich stelle dieses rire mit der
im Sanskrit ältesten wurzel für bellen zusammen, nämlich rai,
präs. rayati. Bekannt ist der vers:
Stenäm raya, Sarameya, täskaran vä, punahsara;
Stoti'i'n Indrasya rayasi, kim asman duchunayase?
„diebe klaff' an, Sarameya, oder räuber, unheimlicher; Verehrer
Indra's klaffst du an, was sinnst du uns ein leides zu?^ Au-
fserdem erscheint dasselbe verb in Rv. I, 182, 4: jambhäyatam
abhito ra'yatah 9Ünah „schlagt nieder die bellenden hunde rings-
umher*'.
Will man inrltare mit der bedeutung anhetzen von dem
obigen inrire ableiten, und die Wahrscheinlichkeit eines Zusam-
menhanges ist grofs, so kann dieses nur unter der bedingung
geschehen, dafs man dem particip inritus deponentiale bedeu-
tung (vXaxttjamg) zutheilt, oder schon dem einfachen verb die
von aufhetzen zuschreibt.
Th. Aufrecht.
Die indischen grammatiker erklären naga in der bedeutung
schlänge sowohl als elephant für aus naga, berg, gebildet
als „living in mountainous regions^ (Wilson), das wort naga selbst
aber, welches aufser berg auch noch die bedeutung bäum hat,
für entstanden aus na-f-ga „immoveable". Zu der gespreizten
Sonderbarkeit dieser composition und bedeutung tritt der um-
stand, dafs naga in der älteren lebendigen spräche nicht nach-
weisbar ist. Zwar findet es sich bereits im Paraskara grihya
sütra III, 4 (himavantam nage^varam), in den unädisütra ¥,61
(und zwar von würz, dah abgeleitet, mit vertauschung von d in
n und von h in gl) sowie im gana a^man Pauini IV, 2, 80 (wo-
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234 Weber
nach davon nagara, Stadt, gebildet sein soll! s. über dieses wort
das ind. Skizzen p. 87 bemerkte): dies ist indefs kein hindemifs
für unsere vermuthung, dafs es ursprünglich nur eine gramma-
tisch »etymologische fiktion war, zur erklärung des Wortes näga
ersonnen, gerade wie die worter kbagama, khacara (vihamga,
vihanigama) vogel, ihre entstehung der falschen herleitung des
Wortes khaga aus kha + ga» statt aus würz, khaj axd^on (s. Kuhn
in d. zeitschr. lU, 431), oder die, auch bereits im ün^dibuche
sich findenden Wörter sura und sita die ihrige der falschen her-
leitung von asura und asita aus a -f- sura, a -f- sita statt aus
asu-J-ra, würz, as + ita (beworfen, schmutzig, dunkel) verdan-
ken (s. Böhtlingk-Roth unter asita, ind. Studien IV, 416), und wie
auch ambaka äuge, erst aus tryambaka erschlossen ist
naga finden wir mehrfach sowohl in der bedeutung schlänge
(s. Qatap. XI, 2, 7, 12; Qänk. Ghrihya IV, 9) wie in der von ele-
phant (Qatap. XIV, 4, 1, 24; Aitar. Br. Vin, 22; Dhammapada
320 ff.) in der älteren spräche lebendig vor. Das deutsche*)
scheint uns in ags. snican, engl, sneak kriechen die wurzel be-
wahrt zu haben: naga wäre also das „kriechende^, dann das
„schleichende, langsame** thier, und ist in ersterer bedeutung
prägnant als schlänge (resp. Schnecke), wie ags. snaca, engl,
snake , schwed. snok , isländ. snokr , holl. snog bezeugen , bereits
der indogermanischen urzeit angehörig, während sich die bedeu-
tung „elephant^ erst in Indien entwickelt haben kann und zwar
zu einer zeit, wo die wurzel eben noch lebendig war. — Ueber
den abfall des beginnenden s vgl. u. a. das über napita und nau
beitrage I, 505 — 506 bemerkte. — In der bedeutung „zinn** ist
naga dann allerdings wohl aus dem bereits bestehenden naga,
berg, herzuleiten. Dagegen in der bedeutung: „a pin or nail
projecting from a wall to hang any thing upon** (Wilson)
möchte ich nur eine abkürzung aus dem vollständigeren näga-
dantaka „ pflock ** (Schol. Käty. VII, 3, 20) eigentlich elephan-
tenzahn erkennen, wofür ich noch anfuhren will, dafs auch die
namen simhi für die uttaravedi, khara für den „aufwurf um die
opfergefäfse darauf zu setzen ** wohl von der ähnlichkeit mit einer
1 Owen schnauze, resp. einem laste sei entlehnt sind. Eine be-
ziehung zu nakha, resp. unserem „nagel% halte ich wenigstens
für ganz unstatthaft. A. Weber.
*) und irische vgl. Pictet orig. I, 502, dessen zusammenstelltingen ich
die anregoDg zu meiner obigen erklärung verdanke.
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misceUen. 235
hliumunt.
Indem dr. Förstemann im ersten bände d. zeitschr. p. 8 über
das auslautende d oder t mehrerer alt- und neuhochdeutscher
formen spricht und es für einen unorganischen zusatz erklärt,
berührt er auch das wort ^leumund^. Demselben entspricht
das ahd. hliumunt mit der gebräuchlichem nebenform liumnnt
oder linmint (vgL Graff althochdeutscher sprachsch. IV, 1100) und
es ist, wie schon Graff richtig angiebt, von der grundform ^rn
abgeleitet Dafs die bedeutung der letztern „ hören ^ schon in
sehr früher zeit in „nennen hören**, „sich nennen hören" über-
ging, wie es am vollständigsten in den griechischen redensarten
mit Meiv (z. b. Aesch. Prom. 868 ßovXi^aetai — TtXveiv &T(xkxig
ftälkoif ^ fiiaiq)ovog) bewerkstelligt ist, das bezeugt das vielen
indogerm. sprachen gemeinsame ^ravas und auch manche vedi-
sche stelle, in der die anwendnng von ^ru nahezu dieselbe ist,
wie die des griech. x^t;€if. So heifst es Rigv. II, 33,4:
bhishäktamam tvä bhishäj^ ^rinomi
(o Rudra) dich höre ich als der ärzte besten gepriesen. Rk.
IV, 30, 2:
saträ' te änu krishtayo vi9vä cakr^va v&vrituh |
satra mahan asi ^ruta^H
(o Indra) stets folgen dir die menschen wie die Wagenräder alle
nach, stets bist du als ein grofser gepriesen.
Auch das participium ^rntah wird öfter ganz wie idvtog
gebraucht, z. b. Rigv. II, 33, 11:
stuhl ^rutarn gartasädam yiivänam mrigäm na bhimam upahat-
nüm ugräm ||
preise den berühmten (Rudra) den auf dem Streitwagen sitzen-
den, den Jüngling, der furchtbar wie ein reifsendes thier, den
schrecklichen.
Was das suffix munt anbetrifft, so ist es auf jeden fall na-
hezu mit dem skr. man, griech. fiar, lat men identisch. Schon
im gothischen hat sich dieses in verschiedene formen gespalten.
Theils wird es durch ma nach der sogenannten schwachen de-
clination vertreten, wie in hliuman, theils ist es in ma nach der
starken abgestumpft, wie in Stoma; daneben finden wir es mit
antritt anderer suf&xe vollständig erhalten. Das a ist aber in
diesem falle, wie auch sonst oft in u übergegangen, z. b. lauh-
mun-ja = lumen, glitmun-jan. Wir sind demnach nicht berech-
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296 Btthler
tigt, ein hliamont auf das noch vorhandene hliama(n) zarückza-
fuhren, sondern müssen (auch nach analogie von hunds) ein goth.
*hliumund(a) dafür ansetzen. Im althochdeutschen pflegt a nicht
in u überzugehen und auch das unorganische anfügen eines t ist
keineswegs gewöhnlich, vielleicht aber doch in den wörtem auf
oht anzunehmen. Wenn es nun auch nicht geleugnet werden
kann, dafs weiterhin im deutschen häufig ein t oder d unorga-
nisch an mancherlei auch auf n auslautende Wörter (z. b. mond)
getreten ist und noch jetzt die anzahl derselben sich in der Volks-
sprache stets vergröfsert, so darf man dies kaum für das gothi-
sche und althochdeutsche annehmen. Es giebt ja noch sonst eine
ganze anzahl gothischer und althochdeutscher Wörter, die auf nd
resp. nt auslauten und in denen das letztere sicher organisch ist
(vgl. Grimm's deutsche gramm. II, 344). Eben dasselbe gilt auch
von dem einzigen, dem hliumnnt ganz analogen gothischen worte,
sniumundo.
Dem griech. •crcwvai , skr. snu entspricht bekanntlich im go-
thischen ziemlich genau snivan. Neben diesem worte erscheint
in ziemlich gleicher bedeutung ein sniumjan (vgl. z. b. Luc. U, 16;
XIX, 5. 6), welches offenbar durch jan von einem nom. abstr.
*smuma abgeleitet ist (cfr. klismjan-mo). Wir finden jedoch kein
solches wort, aber eine nahe stehende form sniumundo mit der
bedeutung eilig. So heifst es Marc. VI, 25: jah atgaggandei sun-
säiv sniumundo du thamma thiudana bäth u. s. w.; Luc. 1,39:
Usstandandei than Mariam in thaim dagam i'ddja in bairgahein
sniumundo in baurg Judins. An beiden stellen ist es Über-
setzung des griech. fierä onovö^g. Ferner findet sich der com-
parativ sniumundos für griech. onovdaioteQoog im briefe an die
Phil. II, 25 gebraucht. Die dem adverb zu gründe liegende form
wird *sniumunda gelautet haben und höchst wahrscheinlich ad-
jectiv gewesen sein, da die meisten der erklärten adverbialfor-
men auf 6 von solchen abgeleitet sind. Das suffix munda, wel-
ches dem in hliumunt vollständig äufserlich gleichsteht, entspricht,
wenn wir das oben über u bemerkte erwägen und die part. anda
=: ant hinzuziehen, genau dem skr. mant, welches als primäres
adjectivsuffix in dyumänt und dasmant auftritt. Es kann also
keinem zweifei unterliegen, dafs in diesem falle das gothische
eine sehr alte form bewahrt hat Wir werden also um so bedenk-
licher sein müssen, in hliumunt den dental für unorganischen Zu-
satz zu erklären. Man kann nun freilich einwerfen, eine ab-
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miscellen. 237
stracta bildeDde saffixform mant existire nicht. Allein das griecb.
fjiat neben skr. man und lat men weist schon aaf eine solche
hin, ebenso wie die lateinischen bildungen auf mentum und ein-
zelne Wörter wie sementis oder simanta. Noch bestimmter aber
wird die echtheit des t durch eine ziemlich genau entsprechende
vedische form bewiesen.
Dem hliumunt wurde nach dem obigen regeb*echt ein skr.
*9r6man entsprechen, welches zwar nach Ünädi IV, 142 gebildet
werden kann, bis jetzt aber noch nicht belegt ist Dagegen heifst
es in einem liede des Rigveda, welches an die A^vin's gerich-
tet und wo von der rettnng des Bhujyus aus dem oceane die
rede ist I, 182, 7:
ü'd a9vina ühathuh ^ro'matäya kam
(den Bhujyus) führtet ihr wohl heraus zum rühme. Ferner Rigv.
Vn, 24. 5:
Indra tv4yäm arka ^Ite' vasunäm divf va dy4'm ädhi nah sro'-
matam dhah |
O Indra um schätze fleht dieses loblied dich an, wie am tage
den himmel breite rühm über uns aus.
Wir finden also ein wort sro'matam (wohl neutr. gen. da
abstract.) mit der bedeutung rühm. Säyana erklärt es in der er-
sten stelle durch kirttimattväya, in der zweiten durch 9ravaniyam
annam putram va. Die letztere umschreibui^g ist dem sinne nach
entschieden richtig, wenn auch das bild für die Übersetzung
„rühm*' spricht. Man vergleiche dafür den gebrauch von dyumna
und ya^as (Benfey glossar z. Ghrestomath. unter dyumna) und
stellen wie Rigv. I, 92, 8, wo der dichter den rayim ya^asam
ä^vabudhyam nennt«
Was die bildung des Wortes anbetrifift, so scheint es von
einem ^romat durch snfßx a abgeleitet zu sein, welches häufig
von abstrakten adjectiva in der bedeutung „damit versehen" bil-
det (das neutrnm desselben kann natürlich wieder abstract wer-
den). Da aber die existenz desselben neuerdings durch dr. Leo
Meyer in d. zeitschr. VIII, 156 bezweifelt zu werden scheint, so
führe ich einige beispiele an. Aufser den von den indischen
grammatikern so erklärten Worten, unter denen vachasä (Rigv.
I, 112, 2) in der bedeutung „Sänger" ein sehr schlagendes bei-
spiel ist, findet sich z. b. noch arnasä im luftmeer befindlich
(Rigv. V, 54, 6). Das letztere darf nicht, wie Pan IV, 2. 180
will, von arna durch sa abgeleitet werden, da dieses nicht „luft-
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238 Walter
meer^ bedeutet Es schliefet sich vielmehr nnmittelbar an ari.ias
an (der nachweis aas dem Veda fehlt im Böhtl.-Rothschen lex.)*
Ferner gehört hieher noch tavishä von *tavis, welches sich zu
tu wie havis za hu verhalten würde, und auch manusha, welches
im accent mit 9r6'matam stimmt. Andere beispiele sehe man
bei Benfey vollst, graram. unter sufif. anta, ata, mana.
Aus dem griechischen gehört hieher: igvfjivog *iioiv (cfr.fca(T))
fABkavog — «C«')?, luXidtovog — ddvy nikfaqog — XmQ^ xpoQog —
yjdQi noiiivti — iiriVj vdga — öodq, qikByiiovri — *f4>(X)v, von denen
ebenfalls mehrere in bezug auf den accent genau stimmen. Die
so aus ^ro'matam erschlossene grundform ^^romat, welche genau
den griechischen Wörtern auf fjiar entspricht, scheint mir, da auch
die bedeutung vollkommen stimmt, das sanskritische ebenbild von
hliumunt zu sein. Wir hätten alsdann in dem letztern die vollste
form des alten abstractsufQxes mant erhalten, welche sich sonst
theils in man, theils in mat abstumpfte, ganz, wie in sniumund-o,
die vollste form des adjectivsufßxes.
London, 19. nov. 1859. Georg Buhler.
Die lateinischen adverbia auf -tim.
Es ist eine gemeingültige Überlieferung geworden, dafs die
adverbia auf -tim des lateinischen accusative mit dem suf&x -ti
gebildeter weiblicher abstracta seien. Wenn sich nun auch ge-
gen eine derartige Wortbildung nichts einwenden läfet, so befrie-
digt diese erklärung doch von Seiten der bedeutung dieses casus
nicht recht. Es möge daher hier eine andere deutung dieser
formen versucht werden, die meines wissens bis jetzt noch nie-
mandem eingefallen ist, obwohl die sache nicht allzufern liegt. -r-
Man ist darüber einig, dafs adverbien wie istim, illim, olim
locative sind und in ihrer bildung zu dem umbrischen locativ auf
-men, -me stimmen, wenn man auch die endung -im verschie-
den deutet. Das m von -im ist der rest von -smin, des loca-
tivs des an andre pronomina antretenden pronomens sma, wor-
aus zunächst (mit Verlust des s) -min (in ta-men für ta-min
skr. ta-smin), dann -mi (in ta-me und cu-me für ta-mi und
cu-mi) und endlich, mit dem nach lateinischem auslautgesetze
nothwendigen abfall des schliefsenden kurzen vocals, -m wird
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miscellen. 239
(ta-m, cu-m). Das i der endung -im hält Aufrecht (zeitschr.
I, 85, anders Corssen zeitschr. V, 119) für die in der composi-
tion häufige ahschwächung des themavocals o (von isto-, illo-,
olo*)). Ich modificire diese ansieht dahin, dafs ich in -im die
Schwächung des o zu i durch vorwärts wirkende assimilation
des ursprünglich auslautenden locativcharacters -mi entstanden
sein lasse (dieselbe assimilation wie in 2. und 3. pers. des verbum
-is für -isi aus -a-si und -it für -i-ti aus -a-ti). Ein istim
setzt also ein altes *isto-mi voraus, woraus eben durch diese
assimilation *istimi (istime) und schliefslich istim ward.
Solche locative sind aufser den angeführten interim (st. in-
tero-), extrim, intrim, altrim in extrin-secus, intrin-
secus für exterim, interim, alter im (vgl. extra, inträ f.
exterlt, interä), utrim in utrin-que, utrin-de, utrin-secus,
endlich enim (von einem stamme eno, skr. ana, osk. inim,
umbr. enume-k). — Dieser analogie nachgebildete adverbial
gebrauchte locative von participien perfecti passivi (primitiver und
abgeleiteter verben) sind nun meines erachtens die zahlreiche
classe der adverbien auf -tim (-sim) wie carptim, punctim,
raptim, caesim, passim, sensim, acervätim^ cumul4-
tim, gregätim, minütim, tolütim u. s. w. Einem carptim
liegt also ein ursprünglicheres *carpto-mi (woraus *carptimi,
*carpti-me, carptim) und ein ursprüngliches *karptasmin
zu gründe. Bemerkenswerth ist hierbei, dafs in den italischen
sprachen (lat. und umbr.) die pronominale declination (istim,
illim, olim) auf die adjective und Substantive übergegangen
ist, was gerade mit dem pronomen sma auch im pali, prakrit
und lettischen der fall ist (Bopp vergl. accentuationssystem s. 55).
Diese erklärung hat rücksichtlich der form nicht den mindesten
anstofs und beseitigt den unbeachtet gelassenen mangel der bis-
her gangbaren, welcher darin besteht, dafs der accusativ die art
und weise bezeichnen soll, ein verhältnifs, das auszudrücken der
locativ oder auf lateinischem Sprachgebiet der ablativ (vergl. die
adverbien auf o und ^ für ursprünglicheres -od und -^d) viel
geeigneter ist. Eine stütze erhält diese auffassung noch durch
die sanskritlocative kp-te, p-t^ (ptc. pf. pass.), welche präposi-
tionale bedeutung angenommen haben und den wenn auch be-
'^) oder oUo- (Ab oloes dicebant pro ab Ulis Fest. p. 19 M. ollic
illic p. 196).
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240 Walter, miscellen.
schränkten adverbialen gebraach der locative derselben partici-
pien im litauischen und magyarischen (Schleicher beitr. I, 500).
Da der eigentliche nrsprang der endung -tim sich sehr früh
verdunkelte, so gewann sie die geltnng eines selbststandigen ad-
verbialsnffixes und wurde zu bildungen verwandt wie tulltim,
suätim, canätim, bovatim, interduatim, interatim, fol-
litim, propritim, viritim, tribütim u. s. w. Nicht zu über-
sehen ist die Übereinstimmung der nominalen und pronominalen
declination auch in andern casus des lateins wie z. b. nom. plur.
masc.is-ti und equi (skr. te aber a9vas(as)), is-torum und
equorum (skr. te^am und a^v£im, a^vanam); leicht konnte
auch eine andere form der pronominalen declination auf adjectiva
übergehen, wie sich ja in den indogermanischen sprachen be-
kanntlich nicht selten die adjectiva der pronominalen declination
anschliefsen.
Jena, im nov. 1859. K. Walter.
(oxeavog.
Pictet in den origines indo-europeennes I, 116 hat das
griechische (oxeopog auf ein hypothetisches ä^ayana, nach ana-
logte von jalä^aya, mahä^ya, zurückzufahren gesucht und un-
abhängig von ihm hat Benfey in den Göttinger gel. anz. 1860.
22. 23 St. 8.223 dasselbe gethan^ indem er auf vedische stellen
gestützt darin den begriff des die wolkenwasser umlagernden
Vritra oder Abi sucht Die letztere erklärung ist jedenfalls der
Pictetschen vorzuziehen und Benfeys vermuthung findet sich im
ganzen, soweit es die bildung des sanskritwortes betrifft, durch
die veden bestätigt, wo ich mir wegen gleicher vermuthung R. IV,
17. 7 prävata ^^ayänam ähim und R. Y, 30. 6 ähim ohänäm apä
^ylbam verzeichnet habe. Zieht man nun noch den Aegir =
Abi und mit5gar^ ormr herbei, so scheint alles für die richtigkeit
derselben zu sprechen ; dessen ungeachtet wird sie vorläufig noch
eine solche, wie auch immer wahrscheinliche bleiben müssen, so
lange nicht die präposition a durch griech. ca vertreten ander-
weitig nachgewiesen ist.
A. Kuhn.
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die anomalien der mehrstämmigen comparation und tempusbildung.. 241
Die anomalien der mehrstämmigen comparation
und tempusbildung.
Die historische und vergleichende grammatik hat seit
ihrem kurzen bestehen schon manche sprachformen des
Scheines von anomalie, womit sie überliefert waren, entklei-
det, oft fast als regel nachgewiesen, was der früheren zeit
als ausnähme galt. Sie hat damit nur an ihrem orte ge-
leistet, was aufgäbe aller Wissenschaft ist, die bunte man-
nichfaltigkeit und die widerspräche des daseins auf gesetze
zurückzufahren. Noch bleibt aber des räthselhaften genug,
und nachdem die gröbsten mifsverständnisse beseitigt und
die grundlagen far das verständnifs der hauptsachen gelegt
sind, handelt es sich darum, gewisse besonderheiten, die
entweder von jenen gesetzen nicht berührt werden oder
eben dagegen streiten, aufzuspüren und nach vermögen zu
erklären. Hieher gehören möchte weniger das in allen
sprachen vorkommende gebiet der defectiva, welche ent-
weder gar keine weitere erklärung verlangen oder kaum
eine andere finden werden, als: ursprüngliches vermögen,
mifslingen des bildungstriebes aus irgend welchen formel-
len oder begrifflichen gründen, willkürlicheres stehenblei-
ben weniger aus ohnmacht als aus genügen, endlich Ver-
lust von dagewesenen formen und Wörtern im verlauf der
zeit, wie all dergleichen im reich der natur und geschichte
überhaupt vorkommt; auch nicht die entgegengesetzte er-
scheinung des Überflusses, welcher, wo er wirklich auch
der schärferen betrachtung als solcher stehen bleibt, eben-
falls entweder als einfache thatsache hinzunehmen oder
höchstens einem der urzeit in wohnenden übermafs von
schöpfungslust zuzuschreiben sein wird : wohl aber erschei-
nungen, wie die in unserem titel angekündigten, wo die
spräche, gleichsam aus der noth eine tugend machend,
theilweisen mangel durch anderweitigen reichthum ergän-
zend, vereinzelte bruchstücke zu einem ganzen zusammen-
zuschliefsen scheint, wie in; bin, war; fero, tuli; aya&ög^
atistvfov, aQKSTog.
IX. 4. 16
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242 Tobler
Aber ist dabei nicht eben blofs subjeetiver schein,
falscher Standpunkt der betrachtung im spiele? ist diese
anqmalie wirklich eine anomalie der spräche oder blofs
der grammatik, eine natürliche oder eine künstliche, ur-
sprüngliche oder später gewordene? Es läfst sich allerdings
denken, dals einer nachgebornen, durch allerlei Operationen
verwöhnten reflexion als einheit erscheine, was für den le-
bendigen Sprachgebrauch trotz aller zusammenfügung nie
wirklich ein ganzes war, wie umgekehrt es noch häufiger
vorkommen mag, dafs die grammatik abstracte unterschiede
sieht oder setzt, die für geffthl und phantasie der sprach-
schöpfung nicht vorhanden waren und dem populären be-
wufstsein noch jetzt nicht vorschweben.
Eine andere, nicht minder nützliche Vorfrage wird sein :
ist die anomalie der adjectiva mit der verbalen so ohne
weiters zusammen zu halten, dafs was von der einen auch
von der andern gelte? Licht werfen mögen sie wohl aufein-
ander, sie dürfen und müssen verglichen werden; aber die
geschichte der Wissenschaft im grofsen wie im kleinen lehrt
tausendfach, dafs probleme ungelöst blieben, weil man nicht
zum voraus schied was ftir den ersten anblick verwandt
schien, oder das geschiedene voreilig wieder vereinigte.
J. Grimm erklärt (gramm. III, 600 — 1) die anomalie
der comparation für eine gleichsam organische und für ei-
nen Vorzug der altern spräche, den die spätere wieder zu
verwischen bemüht sei. Er vergleicht gewisse ebenso ur-
alte anomalien der declination, besonders der pronomina,
und von der conjugation seine „zweite anomalie'^. Obwohl
bei der letztern keine mehrstämmigkeit stattfindet und auch,
was Grimm sonst zu theilweiser erklärung vorbringt, kaum
erschöpfend und fast ebenso geheimnifsvoll scheint als die
Sache selbst — ( „der genius der spräche scheint hier — bei
diesen Wörtern des häufigsten gebrauchs — das geheimnifs
der form mit ihrer äufsern Schönheit und brauchbarkeit
glücklich zu vereinbaren", und: „es mufs der anomalie
noch ein tieferes bedür&ifs (als vermeiden der abnutzung
eines Stammes) zu gründe liegen, das mit der gröfsern ge-
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die anomalien der mehrstämmigen comparation und tempnsbildimg. 2i8
diegenheit der alten spräche zusammenhängt^}, so gewinnen
wir doch die ahnung, dafs wir an einem f&r philosophie
und geschichte d. h. fQr das wesen nnd den ältesten stand
der ^rache wichtigen gegenstände stehen, der sich nicht
ganz der enthüllung entziehen wird. Das nächste wird
aber sein, dafs wir uns des thatbestandes der anomalie an
beiden wortarten und idtierbalb einer jeden an den einzel-
nen begriffen in möglichst kurzer Übersicht versichern. Es
soll dabei, aufser einigen etymologischen andeutungen,
nichts neues, aber die unerläfsliche grundlage gegeben wer-
den, auf welcher sich die bestimmtere frage nach art und
grund der anomalie und die antwort darauf erheben wird,
soweit nämlich das empirische material dazu berechtigt
nnd hindrängt. Denn auch diese vorsieht soll die philo-
sophie, wo sie sich auf den boden einer speciell^i disciplin
wagt, aus den für beide theile so nachtheilig gewesenen
folgen des entgegengesetzten Verfahrens sich abstrahirt
haben.
I. Anomalie der mehrstämmigen verba.
A. Griechisch.
Wir beginnen mit dem griechischen, weil die ano-
miJie in dieser spräche ihre meisten föUe zählt, schliefsen
jedoch solche wie 'igdw-gi^ta^ welche Curtius (gr. schul-
gramm. 162 — 4) hieher rechnet, darum aus, weil theils die
identität dieser stamme offenbar ist (s. Curt. grundzfige der
griech. etymolog. no. 141), theils dieselben der gewöhnli-
chen spräche weder überhaupt geläufig sind noch sich nur
in verschiedenen Zeitformen zu einem begriff ergänzen.
(Aufser dem präsens stehen auch im futur iol^vn und gi^ia
gleichbedeutend neben einander; nur im aorist {^qb^o) und
im perfect {iogya) scheint der Sprachgebrauch die stamme
bestimmter zu trennen). Immerhin mögen solche „neben-
formen^, bei welchen durch lautliche modification hindurch
die einheit des Stammes noch deutlich erkennbar ist, schon
als Vorstufe und Übergang zu der stärkern anomalie gel-
16*
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244 Tobler
ten, wo zwischen zunächst verschiedenen, zn der einheit
änes verbalbegrifib zusammentretenden stammen eine wei«
tere wazelverwandtschaft zwar noch möglich, aber nicht
sicher nachzuweisen ist. Hierher mögen gehören die drei
nächstfolgenden, während bei 4 — 8 die vollständige ano-
malie vorliegt.
1. Nehmen: algico^ aor. 2^ dlov^ stamm ik == val,
var, wählen, aigua&ai^ während akioxofiai^ ifäXwv pas-
siv in der bestimmten bedeutung ^gefangen werden'', avä-
kiaxca {ä als ersatz fbr^, welcher beim simplex wegblei-
ben konnte, doch auch in iäkwp und 'ccXoptb IL Y , 487
erscheint) begrifiPlich dem lat. con-sumere (sumere, emere
= slav.-lit. imu = v-ipiuv^ n-iman? Vergl. Grimm, g. d.
spr. 107. Lettner, zeitschr. VII, 182). Der ursprüngliche
anlaut v von gr. ik wird durch die unregelmäisigkeit des
augments (ciA-, s. zeitschr. IV, 168) erwiesen; vergl. auch
noch das homer. yivTO^ wahrscheinlich f&r ^iXro. Nun
fragt sich aber, ob nicht auch alQk(ß) sich auf wurzel var
zurückführen lasse, m könnte präsensverstärkung von a
sein, und die ursprüngliche gestalt des Stammes im jon.
perf. aQaigtjxa auftauchen.
2. Gehen, kommen: iQxofiai^ aor. kXd-. Letzteres
liefse sich mit tQx- allenfalls noch vermitteln, aber die vol-
lere form des indic. ijkv&ov^ das perf. slkrjlovi^aj futur ^Acv-
aofxai fähren auf einen stamm ikeväm^ der mit Ikaivw^
ikdo) (die auch intransitiv vorkommen) verwandt sein könnte,
immerhin zuletzt auch in skr. ar wurzeln mag.
3. Leiden: Ttdaxco^ daneben 7ia&^ 7iep&. Die Iden-
tität der beiden letzteren ist unzweifelhaft (s. Zeitschrift I,
34) und ftir ihre weitere identität mit lat patior, passus
(welches doch wenigstens als particip von pati, nicht wie
nach Bopp das subst. passus aus pod == ped zu erklären
sein wird) spricht, auch gegen Curt. a. a. o. p. 54, wo eine
durch & erweiterte wurzel 7ia, nav = tibv angenommen
wird, die auffallende begri£¶llele des deutschen leiden
selbst, welches ursprünglich „gehen" bedeutet, vergl. er-
fahren. Dagegen bleibt das verhältnii's von nad- zu der
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die anomalien der mehrstämmigen comparation und tempusbildung. 245
präsensform Ttaax duokel, obwohl naa^ vor x^ wenn dieses
sich als präsentische Stammerweiterung fassen liefse, aus
Ttad- entstanden sein könnte. — Die lautverschiebung ist
bei dieser wurzel, besonders im auslaut, durch nasalirung
mehrfach gestört, oder vielmehr, es laufen ursprönglich ver-
schiedene gestalten derselben erweiterten wurzel pa- auf
den stufen pa(n)d, pa(n)t, pa(n)th neben und durch einan-
der. Die grundbedeutung wird sein „fassen'^, mit den ar-
men nahrung (s. Curt. no. 350. Und dazu auch 348 vater
als der nährer), mit den beinen (»fufs fassend* zum ste-
hen oder „ausgreifend* zum gehen) den boden; und so
erscheint auch auf deutschem gebiet nicht blofs das im an-
laut unverschobene pfad = ndrog etc. (Curt. 349) sondern
auch das regelrechte altsl. fathi, passus (s. Köne z. Hdl.
1108) neben fatham, arm (a. a. o. 1475), ahd. fendo, pedes,
und die Urbedeutung von fi(n)than bewahrt das altn. prät.
fatt, ibam.
4. Essen: ka9'(l)o)^ wieder eine verstärkte präsens-
form, ka- för kd^ vom einfachen ^8(0 (s. Curt. p. 54 n. 279),
wovon das fut., perf. und der aor. pass.; ganz verschieden,
ist der stamm des activen aor. q)ccy^ s. Curt. no. 408. 160,
auch p. 31. 92.
5. Laufen: tq^x^ (Curt. no. 178). Daneben SgafÄ
(Curt. no. 274) wahrscheinlich = 3qcc in Siögdaxo), HSgäv.
No. 272.
6. Sehen: von den die anomalie dieses begriffs oon-
stituirenden drei stammen ^oq, ^i8^ bn handelt Curtius in
etymologischer hinsieht erschöpfend p. 82 — 83 seiner ein-
leitung.
7. Tragen: qpi^w; daneben für aor. und perf. ^vsx
(/i'c/x, ^i/fAx), nach Curt. 424 = sl. nes^, lit. neszu, trage.
Zu erklären bleibt aber die Verlängerung des prostheti-
schen 6 in den bildungen auf -tjvaxTjg, — Das fut. oiao) ist
wohl mit dem von Curt. 615 unter eifit, gestellten oi in
olfAog^ oitog zusammenzuhalten, denn (piQBa&ai, enthält auch
den begrijBT der bewegung. Der räthselhafbe imperativ oIcb
könnte aber auf wurzelhafles s deuten, und oIcx^q^ pfeil.
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246 Tobler
könnte, nur mit guna und participialer ablettung, von der-
selben Wurzel skr. ish (entsenden) stammen wie das ein-
fachere los (Curt. 616. 'loTtjgy ifAegog 617; wünsch und
Sehnsucht sind beflügelt wie pfeile). Ish selbst aber scheint
fortbildung von wurzel i (Curt. 615) wie it^fAi und jacio
causative formen des erweiterten ja. — Ohio wäre ursprüng-
lich präsens mit futurbedeutung wie elfii.
6. Sagen: an diesem begriff nehmen mit A^p^o), äyo'
gevw und den vollständigeren (ptjfjti und '^fii (Curt. 611)
tbeil; von wurzeH^, jrsg (Curt. 493) das poet. präs. €t(>6))
das fiit. ^Qicoj kgcj^ das medium etgofAai^ bei Homer auch
SS sagen, sonst: sich sagen lassen, d. h. fragen {kQia&at)^
die erweiterte form kgselvcjj ebenfalls in beiden bedeutun-
gen (vielleicht auch kgcDräio^ zunächst von igcog^ wenn die-
ses ursprünglich =ss fragen, suchen, wie span. querer, lat.
quaerere?), das perf. sigtjxa (für i^jrgfjxa)^ k^Qiq&riv etc.;
von Wurzel hn^ jren (in inog, oxfi) ^= skr. vac, lat. voc. Der
reduplicirte aor. änov (für j:ifBnov\ mit augment ^jremov,
während das epische präsens hwinoa^ aor. ^viaTtsiVy imper.
l^ansta von würz. iTtj asn = skr. sac, lat. seq (in-sece), s.
zeitschr.II, 46—48. IV, 162 ff.
B^ Lateiniscli.
1. Tragen: fero, (te)tuli, (t)lätum, letzteres also mit
tuli, daneben noch mit tollo, tolero von der gleichen Wur-
zel tal, tla, Curt. no. 236. 0iga) fanden wir auch im grie-
chischen durch andere stamme ergänzt; im deutschen er-
scheint dieses verbum, freilich bei überhaupt geringerer
tempusbildung, vollständig, und bat schon durch den blo-
fsen ablaut eine menge von sprossen getrieben. Die andere
Wurzel, tal, erscheint ebenfalls, aber nur in schwacher ge-
stalt, goth. thulan, ahd. dultan; neben griech. rokfidia steht
rkijvai^ mit dem begriff des passiven tragens, ohne präsens.
Bemerkenswerth ist das zusammentreffsn beider wurzeln
in ksl. tulu = pharetra.
2. Werden: als theilweise anomalie kann in betracht
kommen fio, factus. — Fac ist nach Ciirt. p. 52 erweite^
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die anomalien der mehrstftmmigen comparation und tempusbildung. 247
rang von fa ss griech. xf-e^ skr. dhä. Fio erklärt derselbe
(zeitschr. I, 25) = dhijämi d. h. dhä+j&mi „ich gehe
than^; „gehen ^ als auxiUar des passivs wie in -tjVj "xf'riv
des aor. pass., wozu aufser lat. in, welches doch eher das
tempus als das genus zu bezeichnen scheint, (deutsch „wer-
den** dient ftlr beides) verglichen werden kann der italie-
nische gebrauch von venire mit participium (churw. mit
Infinitiv fbr das fntur) und das einzelne nhd. „verloren ge-
hen **. Schweizer erklärt sich (zeitschr. IV, 445) sowohl
gegen die Zusammenstellung von facere mit dhä als gegen
die Grimm'sche annähme eines wurzelhaften c in facere =
goth. *bagvan, bauan, und gegen die Kuhn'sche erklärung
von fio aus fioio (Grimm : infit fQr inficit, fio fQr fior =b fi-
cior). Facio ist vielmehr, mit entwicklung des c aus v,
auch nach Benfey = bhavayämi, cansativ von bhü, fti,
also = „ich mache werden^, und fio, auch nach Pott =
fuio, fbeo* Diesen stamm finden wir nachher fQr den
begriff sein, wie schon ahd. sein und werden neben ein-
ander zur Umschreibung des passivs dienen , lat. fieri im
walach. fi = sein, wird, in der altem mailändischen mund-
art auch als hfilfsverbum des passivs =3= werden erscheint
(Diez gramm. IIb, 132), (während dieses selbst nicht nach
Grimm aus wesen sondern =s= vertere); hier kam es dar-
auf an, fio und facio derselben wurzel zuzuweisen.
C. Sanskrit
1. Blicken: Curt. p. 80 erwähnt, dafs skr. pa^ (fiir
epap, s=B lat. spec, deutsch speh, griech. axBn, axoTt) nur im
präsensstamme üblich sei, in den übrigen tempora durch
dr^ (griech. degx) ergänzt werde.
2. Geben: in den temp. imperf. ya<5i?, von w. yam,
sonst w. da.
Des sanskrit kundige werden ohne zweifei noch manche
fälle dieser art anzuführen wissen.
D. Deitsch.
1. Geben: Ags. steht eode neben geong, goth. iddja
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348 Tobl^
neben gaggida; aber eben dieses „neben '^ läfst die ersten
formen als blofse defectiva betrachten (von würz, i mit dem
auxiliaren suffix der schwachen conjugation, wenigstens die
angelsächsische; iddja erklärt Curt. p. 55 zunächst aus der
(ksl.) er Weiterung jd§, Schweizer (Höfers zeitschr. III, 74 ff.)
aus at, it nebenformen von ar). Dagegen ist im englischen
zwischen go — gone aus dem ags. vendan (ire, redire, venire)
went als integrirender bestandttheil eingetreten. — Stärker
noch erscheint die anomalie an demselben begriff
E. Romanisch.
Es concurriren darum mit dem lat. ire, das sich nir*
gends ganz erhalten hat, das ebenfalls defective vadere und
ein aus aditare neugebildetes it. andare, span.-port. andar,
prov. anar, afrz. aner, aler, nfrz. aller. Im spanisch-portu-
giesischen^ auch im französischen mit folgendem Infinitiv,
wird im perfect und den davon abgeleiteten tempora noch
esse (fu-) zugezogen; im churwelschen neben vadere noch
pieare; wal. gilt mearge (emergere?) s. Diez a. a. o. und die
grammatik der einzelnen sprachen. Am buntesten erscheint
das spanische; doch hat sein vollständiges andar nicht den
begriff der orts Veränderung sondern bezeichnet die art der
bewegung. Von vadere wird das ganze präsens gebildet,
mit Wegfall des in den schwestersprachen geltenden Unter-
schiedes von stan^m- und flexionsbetonten personen. Im
imperfect, particip, Infinitiv und futur (in diesen beiden
auch provencaliscb neben anar) gilt ire (im italienischen
und fr^zösischen neben andare und vadere beschränkter,
italienisch besonders, auch in dem altern gire, für weg-
gehen). Für den auffallenden gebrauch von fu „gieng^
lälst sich anfahren der oft ganz aoristische sinn des per-
fects auch im irz. j'eus (ich erhielt), je sus (ich erfuhr),
und die noch merkwürdigere berührung mit dem homer.
ffv X^^Qh ^^ (pvvai nach Curt. no. 417 nur die bewegung,
das eintreten, kommen in den zustand ausdrückt, vielleicht
auch die ebendaselbst vermuthete herkunft von q>oiTda) aus
dieser wurzel,
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die Anomalien der mehrstämmigen comparation und tempnabildong. 249
F. Allgemein.
Ist die anomaUe am verbum sein, doch in versebie«
denem grade und mit verschiedenen stammen in den ein-
zelnen sprachen.
Griechisch wird würz, ig (Curt. no. 564) durch y/-
yvBO&atf cfAJvai^ 7ts<pvxivai^ poetisch auch durch niXo), ni^
iofiai ergänzt, welche aber nicht das abstracte sein sondern
jene das natürliche werden und geworden sein, dieses ei-
gentlich beharrliche bewegung (versari) bezeichnen, und
für das gefühl weniger ein ganzes gebildet zu haben schei-
nen als lat. fu-, fo mit es-, welches seine concrete Urbedeu-
tung theilweise so lebendig erhalten hat, dafs es geradezu
absolut = athmen, leben steht, wozu das prägnante fiiisse
s=; periisse das wirkliche perfectum ist (vgl. Cic. ad div. XI,
2- VI, 1. Tibull.III, 5, 32. Virg. ten. H, 325. Plaut.
Truc. I, 2, 94. Capt. lU, 3, 1). Die ursprüngliche be-
deutung von fu hat sich umgekehrt im lateinischen nur in
anderweitigen bildungen erhalten; zu dem von Curtius
(no. 417) beigebrachten futuo wird auch futilis und effiitio
gehören, von dem grundbegriff: in menge (und daher ohne
werth und bestand) hervorbringen; vergl. das deutsche fa-
seln, prolificum esse (Grimm no. 549), welches freilich in
der bedeutung: irre reden, schwatzen auf ahd. vason, su-
chen, herumspüren zurückgeführt wird.
Im deutschen kommt zu den zwei würz, is (Si) und
bu (bi, goth. und altn. fehlend) noch wis (Curt. 206) fßr
infin. und praeter., ursprünglich = wohnen, bleiben (ahd.
wisu meist mit futurbedeutung, wie ags. beo(m), wie um-
gekehrt „bleiben^ dän. mnl. neben sein, werden und firz.
rester, it. rimaner, span. quedar in gewissen Verbindungen
als auxiliar des passivs. Die von Grimm angenommene
identität von wis mit dem imper. bis ist unwahrscheinlich,
b und w wechseln zwar oft, aber das g von (pvaat das ver-
mitteln soll, ist doch nicht das stammhafte von visan. Bis
konnte leicht, mit anlehnung an wis und bist, als alter im-
perativ oder conjunctiv fortbestehn. Ebenso könnte in bi-
rum r gar wohl aus s entstanden sein, aber die parallelen
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MO Tobler
scrirun, grimmes sind jedenfalls praeterita, sei nun r darin
rest eines alten perfect-sufiSxes s (zeitschr. I, 573. Vgl. 474)
oder rein phonetisch zu erklären: birum für bi-um voa
*bian — bei, das sich zu biuwan — bou verhielte wie schon im
praes. bim : alts. bium, lat fi(o) : fii(o), vgl. Grimm gr. I,
881, wörterb.: bauen, so da(s vielleicht der um weg: bimm
f&r biwum, dieses fbr buwum (Schweizer Hof. Zeitschrift
a. a. o.) nicht einmal nöthig ist, obwohl der übei^ang zwi-
schen i- und u-reihe keine Schwierigkeit hat. Im romani-
schen kommen zu den resten der lateinischen anomalie noch
neue combinationen. Das alte esse dauerte in angeputzter
gestalt it. essere, frz. estre, Stre fort. Span, und port. ser
aber, alt seer, ist sedere, welches schon lateinisch auch:
sich befinden, bleiben, wohnen, von Ortschaften: liegen
(vielleicht mit anklang an situs, obwohl das part. sido eben-
falls aus se(d)ido) bedeutete, dann als intensiveres auxiliar
auch schon mit participien vorkommt, besonders in spani-
schen quellen, und so neben esse, vielleicht theilweise mit
ihm vermischt, den imp., das gerund., part., den infin.,
conj. praes., auch ein altes perf. sövi (neben fiu) und ein
praes. indic. seo, siedes, sieden, imper£ sedie (-a), sedien,
war, -en (später era) lieferte. S. Diez gr. IIb, 162 — 163,
wörtb. 133—134. Auch ital. hat wohl an den mit si- an-
lautenden formen sedere antheil. Femer ist hier zu er-
wähnen das alte fia für sarö, sar4 (vergl. oben B2). Das
part. stato, prov. estat zeigt die weitere hinzunahme von
Stare, welches (im span. estar nie blofse copula) im franzö-
sichen auch das imperfect (afrz. estoie, nfrz. etais = sta-
bam, neben ere) und gerundium ergriff. Altfranzösisch galt
auch ein futur estrai und neben estre bestand der infin.
ester. — Begrifflich schliefst sich dieser gebrauch von se-
dere und Stare am nächsten an den des deutschen wesen
(s. ob.). Walachisch dient neben esse fieri im praes. conj.,
imperf., inf., gerund., südwalachisch auch 1. 2. p. pl. praes.
indic. — s. B2.
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die Anomalien der mehrstämmigen comparation und tempoBbildong. 251
Eridknmg der verbalen anomalie.
Dieselbe erscheint^ wie anfangs bemerkt wurde und
Bun aus der vollendeten Übersicht erhellt, am reichsten im
griechischen, und scheint darum hier nur eine höhere po-
tenz der allgemeinen erscheinung, wonach in dieser spräche
überhaupt fbr die sogenannten „subjectiven und objectiven
tempora^ (man könnte sie auch „absolute und relative^
heifsen) verschiedene modifieationen des Stammes ausge-
prägt werden. Vgl. Heyse syst. d. sprachw., p. 424—426,
460—461 und die auch hier einschlagende abhandlung von
Schldcher über den unterschied der verba „perfecta und
imperfecta** im slavischen (zeitschr. IV, 187 — 197). Jener
unterschied, begrifflich ganz klar, findet sich nun zwar
selbst im griechischen nicht durchgefilhrt, indem wenig-
stens ein aorist des futur nicht besonders gebildet wurde;
aber aoriste des praesens sehen wir in den modi des aor.,
welche freilich durch den gegensatz zu praesens selbst ge-
wissermafsen aus der Sphäre der „ zeitstufen ^ in die der
„zeitarten'* (diese termini nach Curtius, s. unt.) gedrängt
wurden. Gerade daraus erklärt es sich aber, dafs unsere
anomalie bescmders zwischen praesens und aorist, dauern-
der und momentaner handlung (auch der indic. aor. hat
neben seinem allgemeinen präteritalbegriff etwas von dieser
färbung angenommen) stattfindet, während perfect und fiitnr
sich bald dem einen, bald dem andern jener zwei haupt-
stämme anschliefsen (rjveyxov' ivT^vo^a; dSov- olSa; Höga"
fAOV^ deSgccfAfjxay d()afiovfiaiy igw, stgt^xa, kgQi]&rjv\ nur sel-
ten unter sich einen eignen dritten gemein haben (oipo/iaiy
vipifiah, OTtoma; neben oiffo) steht nur oiarog). Dieses
schwanken in der durchfikhrung eines feinsinnigen aber et-
was mühsamen Sprachtriebes zeigt sich auch darin, dals
nicht minder der unterschied zwischen imperfect und aorist
theilweise fliefsend blieb, wenigstens formell nicht inuner
bezeichnet wurde. Sonst aber blickt durch alle diese ano-
malien der anomalie das streben durch, die gedachten un-
terschiede auch formell auszuprägen, und wenn nun diese
modifieationen freilich meist an demselben verbalstamm.
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252 Tobler
durch die bekannten mittel der praesensverstärkung, des
ablautes u. s. w. angebracht wurden , so konnte doch bei
besonders wichtigen und häufig vorkommenden begriffen
jenes streben lebhaft genug werden, um sogar lautlich ganz
verschiedene stamme herbeizuziehn, welche entweder aus
dem reichthum der Ursprache als defectiva sich gleichsam
von selbst zu solcher Verwendung und zur Verbindung mit
andern darboten, oder fast gesucht werden mufsten, wo
aus lautlichen gründen ein vom praesens verschiedener aorist
(zunächst ein sogenannter aorist „secundus^, der ftiglich
mit dem ^^primus^^ den namen tauschen sollte, vielleicht
aber sogar dieser letztere) auf dem gewöhnlichen wege nicht
zu erhalten war.
Bestimmter noch und ausschliefslicher, freilich auch
nur fQr das griechische, macht diese erklärung Curtius gel-
tend (p. 77 ff.). Er geht davon aus, dafs überhaupt für
den anfang der spräche eine mehrheit von synonymen ge-
rade f&r die gangbaren begriffe anzunehmen sei, oder ge-
nauer, dafs die differenzen der Vorstellung früher be-
zeichnet worden seien als die einheit des allgemeinen
begriffs. Er zeigt dies sehr schön an dem des sehens,
wo im griechischen das plötzliche bemerken durch iSsiv^
das fortgesetzte schauen durch oQav bezeichnet wurde,
würz, ojt (6x, lit. akti, aufblicken) wegen der ihr anhaften-
den bedeutung des momentanen vom praesens ausgeschlos-
sen, also, da der aorist schon durch jrid versehen war, ftkr
futur und perfect verwendbar blieb. „Nur in diesem drei-
klang vermochten sie den begriff sehen auszudrücken^,
heifst es p. 79, und p. 85 weiter: „eine als verbum leben-
dige Wurzel tritt uns in den verschiedenen Zeitformen gleich-
sam immer in verschiedenem licht entgegen. Denn unver-
kennbar hängt der unterschied der zeit arten, d.h. der
eintretenden, dauernden und vollendeten handlung (von dem
der zeit stufen zu trennen) mit der grund Vorstellung au&
engste zusammen eben weil gewisse wurzeln ihrer
grundvorstellung nach nur als dauernd oder umgekehrt nur
als eintretend ge&fst werden konnten, finden sich einige
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die anomalien der mehrstämmigen comparation und tempnsbildung. 253
nur im präsensstamm , andere nur in der aoristform und
mufste die spräche verschiedene defective wurzehi und
wortstämme bisweilen verbinden, um zu einem begrifflich
vollständigen verbum zu gelangen.^
Jene ursprünglichen bedeutungsunterschiede der mehr-
fachen Stämme fährt zwar Curtius nur am begriff sehen
in der angegebenen weise durch, und es möchte in der
that schwer halten dieselben an den übrigen etymologisch
nachzuweisen; dennoch wird seine erklärung f&r das grie-
chische die richtige bleiben und es fragt sich blofs, ob sie
auch für die den anderen sprachen eigenen anomalien und
die allen gemeinsame des seins geltung habe. Für die
letztere mufs sie jedenfalls modificirt werden, denn hier
kann doch nicht von einem unterschied der „zeitarten^ in
demselben sinne wie bei den concreten verba, sondern nur
von mehr oder weniger sinnlicher umkleidung des im
gründe immer gleich abstracten begriffs die rede sein; das
reine sein, wenn eine ahnung davon schon dieser sprach-
periode zugeschrieben werden darf, läfst sogar keine zeit-
stufen zu. Curtius versucht zwar auch hier seine theorie
durchzuführen, indem er zu no. 564, nachdem er fär wrz.
ig die ursprüngliche bedeutung: athmen festgestellt hat,
aus der sich die von leben und sein entwickelte, bemerkt:
„eben dazu pafst der in vielen sprachen erkennbare unter-
schied dieser wurzel von der synonymen bhü, (pv. Wrz. as
bezeichnet wie das athmen eine gleichmäfsig fortgesetzte
existenz, bhü dagegen ein werden. Darum ergänzen sich
beide wurzeln in der art, dafs die erstere ausschliefslich (?)
in den durativen formen des präsensstammes, die zweite
vorzugsweise in den Zeitformen angewandt wird, welche
wie der aorist und das perfect ein eintretendes und vollen-
detes werden bezeichnen.^ Hier erscheinen also aorist und
perfect in der schon oben gefundenen weise von derselben
Wurzel gebildet; dazu kommt im lateinischen, wenn wir die
eigentliche bedeutung der würz, fu in den temporal-sufBxen
-ba(m), bo, -vi bei seite lassen, fore (und fieri?), ags. beo(m)
mit futurbedeutung. ^ Wenn wir nun ferner slav.-lit. byti,
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254 Tobler
buti, esse, eben als infinitive neben dem indic. prs. jesmi,
esmi weniger anschlagen wollen, so haben doch lit. buYii,
ahd. pim von demselben stamm präsensbedeutung, nnd die
begri£Pe wachsen, bauen, sogar werden (denn es handelt
sich hier nicht um das abstracte werden aus dem nichts)
lassen sich in der tbat ebenso gut wie athmen mit „gleich-
m&Tsig fortgesetzter existenz^ verMnden. Im deutschen ist
der gebrauch von würz, wis fär das praeteritnm zwar all-
gemein nnd insofern sprechend, aber doch nicht ohne aus-
nähme, denn neben dem infinitiv stehen die imperative,
ags. ves, mhd. wis, da freilich ein imperativ von würz, as
nach dem strengen begri£P nicht denkbar ist. Wenn so
die anomalie die ihr von Curtius gegebene grundlage je-
denfalls nur mehrfach durchbrochen bewahrt, so ist endlich
Oberhaupt zu bedenken, dafs sie sich ja an diesem begriff
nicht blofs im griechischen findet, sondern auch in spra-
chen, welche sonst jenen unterschied der zeitarten an den
Verbalstämmen nicht oder nur in ganz vereinzelten fällen
zeigen (lat. tragen, deutsch gehen) ; es mufs also entweder
angenommen werden, sie sei hier eben nur der letzte rest
eines einst, wie im griechischen, durchgehend gewesenen
princips, oder sie mufs, wenn nicht auf blofsen zufall, auf
andere gründe, lautliche, oder wie bei sein begriffliche,
zurückgeleitet werden. Die dem romanischen eigenen zu-
thaten zu der anomalie von sein und die Zusammensetzung
von gehen könnten einiges licht verbreiten, wenn sie nicht
zum voraus den verdacht erweckten, wie das meiste in der
romanischen formbildung nur ausflufs mechanischer noth-
wendigkeit oder sinnloser Verwechslung zu sein. Die Ro-
manen hatten durch Verschiebung des lateinischen perfects
gewissermafsen den alten aorist wiedergewonnen; aber es
war nicht zu erwarten und zeigt sich in keiner spur, dafs
sie etwa diesen vortheil in griechischem geist zum consti-
tutiven princip einer solchen anomalie verwerthet hätten.
Wir müssen also die frage hier für einmal ruhen las-
sen und abwarten, ob sich vielleicht aus der anomalie der
comparation, zu deren betrachtung wjr nunmehr übergehen,
irgend anderweitige aufklärung ergeben will. —
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die anomalien der mehrstämmigen comparation und tempusbildang. 255
II. Anomalie der mefarstämmigen comparation.
A. Deutsch.
Wir beginnen hier mit dem deutschen, weil die stamme
ebenso zahlreich und dabei etymologisch durchsichtiger
sind als in den verwandten sprachen, und wie wir uns hier
überhaupt an die darstellung von Grimm (gr. III, 600 — 620,
657 — 658) halten, so nehmen wir auch nach seinem vor-
gange zu der anomalie der comparationsstufen des adjec-
tivs hinzu die jedenfalls verwandte, nur nicht so allgemeine
erscheinung der Verschiedenheit des adverbs vom adjectiv
im positiv.
1. Gut: (ablaut zu gaten gr. no. 545b griech. a'ya-
&6g? grundbegriff also: füglich, vgl. jus : jüngere und meh-
rere der folgenden bezeichnungen ). Gothisch steht neben
g6d (xakog) noch thiutheigs für äya&og ;^()i?<Trog (von thi-
van, theihan, also: gedeihlich, erspriefslich) ; gatils, ags. til,
opportunus, utilis, aptus, ahd. zil u. s. w. (gr. no. 562) wird
ursprünglich das „zutreffende, richtige^ bedeuten. Sels (Gr.
DO. 561) mag wie die vorigen von eudämonistischer (nicht
rein moralischer) auffassung des guten, aber vielleicht mehr
von der subjectiven seite ausgehen (vergl. selig). Welche
von diesen bezeichnungen mehr für das abstract gute, schöne,
schickliche, welche für das concret taugliche, nützliche gal-
ten, wird nicht mehr zu ermitteln sein. Von ihnen allen
kommen regelmäfsige comparative (im umfang unserer denk-
mäler) nicht vor, aufser das ags. selra, seiest (adv. sei, me-
lius), welches Grimm (p. 603) noch mit kurzem vokal schrei-
ben und dem goth. sei nur wurzelverwandt sein lassen
wollte, und welchem im angelsächsischen der positiv fehlt
wie dem goth. batizo, besser u. s. w. (Gr. no. 476 und wtb. :
baß) in allen dialecten und dem altn. skärri, skastr, dessen
Wurzel jedenfalls skera (Gr. no. 327); denn von demselben
grundbegriff des scheidens und zutheilens (bescherens)
stammen altn. skil, recht engl, skill, geschicklichkeit. Ahd.
bil-lich, aequus, nhd. un-bill, ags. bilevit, simpIex, mitis u.a.
— Das adverbium dieses begriffs, wiederum mehr nach der
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256 Tobler
pathologischen als nach der streng sittlichen anffassiing, ist
in der älteren spräche im positiv wol, gothisch wahr-
scheinlich Y4ila zu schreiben, aber ohne dais das ahd. wela
aus w^la verkürzt sein müfste: es wäre der zu e gesun-
kene pluralablaut, wie väila der des Singulars, von einem
ursprünglichen *veilan, wovon auch viljan, ahd. wili (will),
infin. w^Uen (wollen), nahe verwandt mit wählen, mhd.
wellen, goth. vaJjan (gr. no. 311, und unt. B 1. C 1). Für
den Wechsel von e und o vgl. mhd. woche : ahd. wShhä,
goth. viko, von wichen. Zeitschr. VII, 127.
2. Uebel (ablaut zu ahd. abuh, eigentlich perversus,
pravus [vgl. schlimm, eig. schief; Schweiz, schlemm ; schräg]
goth. ibuks, rückwärts (s. Grimm wörterb.; ab) aber auch
Sben, das zu guter bedeutung aufsteigt, oder zu goth.
uf , iup , welche sich lautlich und begrifflich verhalten wie
lat. sub : super, und am ende auch mit af, ab in der be-
zeichnung eines abstandes nach dieser oder jener richtung
zusammentreffen). In der altern spräche auch von mora-
lisch persönlicher Schlechtigkeit und ohne comparativ, was
sich zum theil schon aus jener selbst comparativischen ety-
mologie theils aus der noch mehr modificirenden ableitung
-il erklären mag. Von synonymen führen wir blofs die an,
denen nach Grimm der regelmäfsige comparativ fehlt. Altn.
vändr, vondr, malus, nequam (Dietr. schreibt: vandr, schwie-
rig, verwickelt, zweifelhaft), schwed.-dän. ond, dessen von
Grimm vermuthete herkunft von vinda (vindr, obliquus)
auch noch durch die analogien von perversus „verkehrt**,
schlimm eig. schief (s. oben), ags. vräß, alts. wrMh, von
writhan, ahd. ridan, torquere bestätigt wird (die bedeutung:
zornig, grimmig, feindlich konnte sich bei vraö wie bei
nhd. böse aus der inneren Verkehrtheit entwickeln, s, Gr.
no. 167, wenn nicht die grundbedeutung: kraus, struppig,
rauh (s. Köne z. Hei. 633 ) geradezu auf das gemüth über-
tragen wurde). Schwed. elak, malus, vilis = altn. lakr
(wovon aber comp, und superl. vorkommen), von l6ka, stil-
lare (gr. no. 300) vgl. Igkr, rimosus, leck, von schiffen, engl,
lack, mangel. Engl, bad, wovon aber Grimm einen regel-
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die anomalien der mehrstämmigen coroparation und tempusbildung. 257
mäfsigen comparativ ans Chaucer anf&hrt, könnte, wenn
es nicht zunächst celtisch ist, zu wrz. bid, sternere (s. Grimm
wörterb.: bitten und hatten unt. baß) gehören und urspn
niedrig, gemein bedeuten.
Der anomale comparativ dieses begrifFs lautet goth.
vairsiza, ahd. wirsiro. Das ags. vyrsa, alts. wirso scheint
dagegen formeller positiv, aber die adverbien des compa-
rativs goth. vairs, ahd. wirs, ags. vyrs stimmen. Grimm
sieht (gr. III, 589 — 590) keinen andern ausweg, als entwe-
der das adv. vairs durch kürzung für vairsis, vairss zu
nehmen oder das adj. vairsiza als geminirten comp, für
vairiza, vairsa, so dafs in jenem fall die wurzel vairs, in
diesem vair wäre, und er entscheidet sich für die letztere
annähme, besonders weil sonst dem ags. vyrsa das comp.-
suffix mangelte. Es wäre nun zwar an sich wohl möglich
und wir kommen später darauf zurück, dafs eine positiv-
form gerade von diesem begriffe, der die Vorstellung sei-
nes gegensatzes gleichsam mit sich führt (wie recht und
link als solche pole oft in gesteigerter form erscheinen und
metaphorisch mit gut und schlecht wechseln) comparativ-
bedeutung hätte, und dasselbe könnte von den adverbien
gelten, wie denn Grimm selbst die redensart: „mir wird
wirsch'* (übel) anführt, wo wirsch wie in un-wirsch (un —
verstärkend) noch wirklicher positiv zu sein scheint. Aber
die verbalwurzel dieser Wörter ist doch unzweifelhaft Gr.
429: werren, und mit derselben doppelconsonanz findet
sich ein ags. positiv veorr, perversus, malus, vgl. nhd. wirr.
Dieses wurzelhafte rr könnte nun lautlich mit rs wechseln,
wie im griech. &aQa neben &a^Q steht, goth. daürsan =
ahd. turran; goth. thairsan = ahd. derran, wovon auch
durst, griech. ri^aofiai^ ragaog (darre) : lat. torreo tostum,
terra = tersa; erro == goth. airzja. — Ags. vyrsa wäre
also erleichterung für vyrsra, altn. verri für verr-ri.
I*)eben vyrsa erscheint angelsächsisch, ohne positiv,
der comp, soemra, pejor, deterior, dazu schwed. sämre
sämst (deterrimus), nach Grimm = altn. soemri, decentior.
Vgl. samir, soemir, decet, somi, ehre, soemiliga, mit ehren.
IX. 4. 17
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258 Tobler
Ags. semjan, componere, tnoderari. söm, concordia, de-
centia. s^man, reconciliare, alles zu Gr. no. 565, vgl. oben
die etymologie von gut. Die abschwächung, fast verkeh-
rang der bedeutung ist zwar, besonders zwischen so nah
verwandten dialecten, etwas auffallend, aber die schon von
Grimm dafür beigebrachte analogie von „ziemlich^, wozu
wir noch fügen können die von „mäfsig^ (mittelmäfsig)
und die im lauf der zeit eingetretene entfernung zwischen
den urspr. identischen „schlecht^ und „schlicht^ läfst sie
als möglich erscheinen.
3. Grofs: die Steigerung dieses begriffs bietet, wie
im Sanskrit bei sehr vielen der fall, nur lautliche unre-
gelmäfsigkeiten, welche hinlänglich bekannt sind. Goth.
m4iza für magiza von einer unverschobenen form des posi*
tivs mag = fiey-aX^og^ mag-n-us, neben mik-il. Diese er*
Weiterungen, wie vorhin ub-il, nachher leit-il, scheinen die
comparation auszuschliefsen; über die wurzel s. Gr. no. 301.
Gurt. 462. 473. Das altn. stör (statt grÖ5, gre4t) mit ahd.
stur, stiur durch den ablaut au zu vermitteln, hat den re-
gelmäfsigen comp, stoerri. Ahd. mSro vmrde wahrschein-
lich, weil man in dieser kurzen form den wirklichen com-
parativ = goth. m4iza nicht mehr erkannte, noch einmal
gesteigert: meriro. Dagegen ist zu merken, dafs mdro,
meist die bedeutung „gröfser^ an eben dieses wort abge-
treten haben und zum begriff viel übergetreten sind. Neu-
hochdeutsch ist der ursprüngliche sinn nur etwa in „mei-
stentheils^ bewahrt. Von der erweiterten form des posi-
tivs mikil gibt es, wie keinen comparativ, so auch kein
adverb; altn. miök, engl, much (zufallig anklingend an span.
mucho ) sind adverbiale neutra = einem alten goth. ''miku.
Der mangel des eigentlichen adverbs von diesem begriff*
deutet darauf, dafs es streng genommen ein solches nicht
geben kann (s. unt.). Die ersatzwörter daftlr sind wie lat.
valde andern sinnlichen anschauungen entnommen : mhd.
ser (eig. schmerzlich), ahd. harto, alts. tulgo, und bezeich-
nen eben nicht so fast die extensive als die intensive
„gröfse«*.
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die anomalien der mehrstämmigen comparation nnd tempusbildung. 259
4. Klein: gotb. leitils, altn. litill, ahd. luzil luzic, alts.
luttil, luttik (das neutr. liut wie ags. lyt als subst. und
adv.), ags lytel. Diese formen zeigen Übergang zwiscben
i- und u-reibe, wie er aucb in den entspreebenden verbis
ersebeint, von denen Girmm no. 233 nur wenige glieder
anfübrt und obne das adjectivum davon abzuleiten. Gotb.
liutan und litjan, benebeln; liutei und lita, beuebelei. lutön,
betrügen (eig. sieb ducken) liteins, bitte (eig. niederwerfung).
Altn. lüta, sieb bücken, neigen; lütr, cernuus; laut, locus
depressus; lot, curvatura; liotr, deformis; lyti, erniedrigung
(cf. smär, parvus = abd. smähi. — Ags. lütan, inclinari,
procumbere, latere. leät, pronus. lyteg, astutus, callidus.
lot, firaus. — Abd. lüzen, lauern (eig. kauern, gleicbsam
sieb „klein^ macben; loscen wabrscbeinlicb zu blosen, lau-
seben). Nds. lut, locker, lose, lüten, kleinlaut, bescbämt,
verlegen , s. Köne zu Hei. 3565. Aus diesem zusammen-
bang ergibt sieb als grundbedeutung des adj. litil, lutil:
gebückt, gedrückt, sieb duckend, pbysiscb und moraliscb. —
Das neubocbdeutscb an die stelle von lützel getretene klein
biefs abd.: fein, zierlicb (vgl. nocb kleinod). Ags. claene,
engl, clean bedeuten nur: rein, wie dieses scbweiz. (neben
süber): fein, von kömern und faden. Der ursprünglicbe
und vermittelnde begriflF scheint: abgerieben. Mbd. wurde
aucb wenec för „klein'' gebraucbt.
Comp. gotb. minniza, abd. minniro u. s. w., in allen
dialecten aufser angelsäcbsiscb, wo lässa gilt, nacb Grimm
= gotb. lasivöza, infirmior, verwandt mit abd. läri (leer),
von lisan no. 290 mit privativer bedeutung des ablauts. —
Aucb friesisch besteht lessa, lerest neben minnira, minnist.
— wrz. mi(n) Gurt. 475.
5. Viel (Gurt. 375): schon gotbisch ist das adj. filus
selten und wird vertreten durch manags (= altn. margr),
welches neuhochdeutsch mehr das sporadische als das col-
leetive bezeichnet. Etymologisch wird es zu Gurt. 429 ge-
hören; fiivog bedeutet wie mbd. kraft auch: menge. Das
hie und da mit „viel** synonyme »genug** der altern sprä-
che versagt sich naturgemäfs der Steigerung. Die von filu
17*
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260 Tobler
erscheint nur im altn. fleiri, flestr; goth. und ahd. geschieht
sie an manag. Mhd. gilt merre meist, iseit deren eigent-
licher sinn durch groe3er ersetzt ward (s. 3), altnordisch
statt des nur in compos. gebräuchlichen fiöl als adverb
mickit, im comparativ meira neben fleira (ahd. mera neben
mSr) wie plus : magis.
6. Wenig: goth. favs, ahd. fd, ags. fe4v, nur im plu-
ral vorkommend, altn. fär, Curt. 351. Später althochdeutsch
erscheint schon luzil (4), neuhochdeutsch statt dessen we-
nig (kläglich, von weinen, wie winzig (klein) von winsen,
winisön oder zunächst aus winzig von weinazan), mhd. in
diesem sinne nur als subst. und adv. fav kommt regelmä-
fsig gesteigert vor, nur ahd. mhd. galten wohl minniro,
minner auch für paucior, wie neuhochdeutsch zum theil
neben weniger. — Als adverbium dient goth. leitil, ahd.
luzil, ebenso im comp, min; nur altnordisch gilt fatt, pa-
rum; schwed. föga, nd. fege.
7. Alt (eig. erwachsen , grofsgezogen , lat. altus von
alere): goth. aldiza = nQeaßvtsQog^ Luc. XV, 25, wo es
wirklich adjectiv = major natu; das Substantive Ttgstrßv-
regog des N. T. = priester, Vorsteher heifst goth. sinista,
superl. zu sineigs = senex, dem der Superlativ fehlt wie
jenem der compar. Sin, alt, nur im altfränk. siniscalcus,
der älteste hausdiener, s. gramm. II, 555; Curt. 428. Die
andern dialecte steigern alt, nur dafs die nordischen als
positiv das auch ahd. ags. übliche gamal setzen, und das
altn. von fom, das wie goth. faimis, ahd. vimi von Sachen
steht (vgl. ahd. vom, olim; mhd. vSrn, im vorigen jähr),
die grade fymri , fyrnstr bildet. — Die gegensätze zu alt,
jung und neu, steigern regelmäfsig. Bemerkenswerth ist
der gebrauch von jüngst = letzt, novissimus = hinterst.
viavog = unterst. (vgl. vi^Tf] die tiefste saite. valaiga^ in-
fima. vuQov^ ^ö';^aTov Curt. 433.
8. Gern (adv.): nhd. lieber. Altn. giaman, heldr, letz-
teres eigentl. geneigter (holder) vgl. das ahd. comparativi-
sche adv. halt, amplius. Ahd. haldSn, vergere, inclinare.
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die auomalien der mehrstämmigen comparation und tempusbildong. 261
B. Lateinisch.
1. Gut: bonus, alt duonus (hvfiov?)^ melior. Am
nächsten kommt • das gleichbedeutende celt. gwell. Aus dem
lateinischen selbst kann bellus, Teile, aus dem griechischen
ßsl {T'Iwv, Te(Jog, s. unt C, I); /aU (ei\ fiul (ixog), Curt
464—465, verwandt sein, oder fiäka? optimus entweder zu
optare, wrz. oTt^ sehen, also etwa im sinne von auserkoren
vom alten kiesen, oder zur praeposition ob als der vor-
derste?
2. Schlecht: malus, zu fjiikag^ Curt. 551, oder zu
deutsch smal, s. unt. C, 4. D, 4. Pejor, nach zeitschr. III,
200 ff. für pi-ior, wie ejus für ijus, von skr. piyati schädi-
gen, schmähen, hassen, goth. fijan, ahd. viant, feind. Pes-
simus für pejus-simus. Pott verbindet pessimus mit pessum-
do, von nidov, boden, = „zu gründe", so dafs es, zu-
nächst f&r ped-timus stehend, wie pejor für pedior, den
niedrigsten bezeichnete.
3. Klein: parvus, zu parco, anagvog^ sparen (vergl.
noch 67iei(j(it)j sperno; spärlich = zerstreut, verschmähen:
altn. smär, parvus), oder = navgog^ wozu aber näher lat.
paucus, paulus, pauper gehören (Curt. 351).
4. Viel: multus, zu moles?
Das romanische hat den beibehaltenen anomalen com-
parativen des lateinischen zum theil neue positive unterge-
schoben:
Schlecht: ital. cattivo (captivus), von ähnlicher an-
schauung wie gleich nachher griech. x^QVS* ;^€£(>cüv. Frz.
mauvais, (it. malvagio) aus goth. balvavdsi, mit anlehnung
an malus. Wal. r^u (reus).
Klein: frz. petit, it. piccolo, spao. pequeno, sämmtlich
von pit, pic, spitze (also klein = spitz, dünn, fein). Wal.
mic (mica).
Für alt und jung hatte das lateinische von den Sub-
stantiven senex, juvenis, die absoluten comparative senior,
junior; das relative alter wurde durch natus mit zahlan-
gabe oder ohne diese durch major, minor natu bezeichnet.
Jenes natus hat sich erhalten im franz. ainö (ante natus),
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102 Tobler
welches, wie sein gegensatz cadet (capitetum, second ehef
de la famille, vgl. enkel, eigentlich groisväterchen), seinen
gebrauch über den kreis der familie hinaus erstreckt hat,
so dafs jeder einen andern, der älter, jünger ist als er
selbst, kurzweg als sein aine, cadet bezeichnet.
G. GrieGhisch.
1. Gut: aya&og wurde oben fragweise mit gut selbst
verglichen; mit anderer Zerlegung seiner demente könnte
es zu ayafxai gehören. Bei dfieivwv klingt amoenus an,
schon etwas weniger lit. aimesnis, melior. !AQH(av ägiarog
stammen von dem praefix a(>t-, vorzüglich, eigentlich fäg-
lich; vgl. agiaxa), agerrj. Curt. 488. Grimm will agiöTegog,
link, aus einer Verschiebung der ursprünglichen weltansicht
erklären, wobei doch der alte name für recht beibehalten
worden wäre; statt aber für Bvdvvfiog dasselbe anzuneh-
men, scheint es einfacher beides als euphemismus zu er-
klären. — In ßBXriiov scheint t erweiterung des Stammes,
welcher in ßel-tegog, -raro^, rein vorliegend, mit iA, lat.
velle, ßovXoftai, deutsch wel, wol, slav. bolji, besser, nahe
verwandt scheint (s. ob. B, 1 und I. A, 1). Die bedeutung
wäre also: erwünscht, wählenswerth, aigeTog. — Kgeirtwp
xgdtißTog, von xgatvg. S. zeitschr. VII, 113. 251. 352. —
A(puiv entweder zu wurzel las (Curt. 532) oder lav, lau
(536). — Als adverbien dieses begriflfs gelten, neben selt-
nerem dyaäwgf ev (neutr. von ivg für icvg von würz, ig,
also eigentlich seiend, wahrhaft, im Sprachgebrauch doch
mehr subjecüv) und xalaig.
2. Schlecht: xaxog, vielleicht ursprünglich nur „ge-
mein^, zu xdxxT], cacare? 'X^igwVy x^geicDV comp, yon ^igtjgy
unterthan, eigentlich gefangen (mit der band, ;^€/(>), das
passive gegenstück zu den lat. herus, heres als „nehmem^.
Curt. 189. Vergl. oben it. cattivo und villeicht slav. goiji.
Xigtjg ist seinem ursprünglichen begriffe nach selbst schon
comparativ und wird als solcher construirt U. IV, 400; mit
dem förmlichen comparativ verbunden steht es XIV, 382.
"JJaaatVj nur im sinne von „schwächer'^, als gegensatz zu
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die anomalien der mehrstämmigen comparation und tempusbildimg. 263
xQ%itttaVj im neuirum auch „weniger'^, im Superlativ meist
nur als adverb. An Zusammenhang mit TJxiajog, IL XXIII,
531 ; rjxa sachte, langsam, wird, so sehr er von seite des
Begriffes durch die häufige Vermischung von „Schnelligkeit^
und „stärke^ gestützt würde, nicht zu denken sein, denn
^öoov, für rixiov^ entspricht dem lat. secius (für sectius,
zeitschr. IV, 66) oder jon. liaatav^ dem (nach zeitschr. III,
240 ff.) selbst schon för secius stehenden secus, adj. se-
quior, sequius, und die Bedeutung ist eigentlich: folgend;
schwächer, schlechter, weniger; anders. Vergl. noch ital.
sezzo, der letzte.
3. Wenig: oliyog^ nach Curt. 553 mit prosthetischem o
(Uesych. ki^oVy HkaTTov) und Schwächung von x in y, so
dals auch lat. liq, linq-, und von da aus wieder griech.
k€m (vergL keinecd-aij nachstehen, unterliegen) altsl. lef,
krüppel („zurückgeblieben") beigezogen werden konnte.
Der regelmäfsige compar. oki^wv kommt nur im sinne von
„kleiner" vor, neben fAeicov, welches seinem stamme nach
eher zum folgenden gehört.
4. Klein: öfuxQÖg kann von wrz. smi = sma in smal,
smah Verkleinerung durch attrectation bedeuten (vergl. das
oben über klein selbst bemerkte und viele mit sm anlau-
tende Wörter im griechischen und deutschen) s kann aber
ebenso leicht vorgetreten als abgefallen sein und so wäre
fAiXQog unmittelbare fortbildung von würz, mi, min (oben
A, 4), wovon fAeiwv. Das ebenfalls sowohl für „klein" als
für „wenig" geltende kkäaawv ist eigentlich comparativ von
iXa^vg = levis, liht (Curt. 168). An Verwandtschaft mit
dem nord. (e)lak (ob. A, 2) kann dann nicht gedacht wer-
den; dagegen ist zur Vermittlung der begriffe leicht und
klein anzuführen das amhd. ring, leicht (Schweiz, auch
noch b'ring, dünn, schlank): nhd. gering. Vergl. ahd.
taphar, gravis: sl. dobri, gut; das geringfügige, gewichtlose
ist auch das schlechte, s. B, 2. D, 4.
D. SlaviMh.
Das Uthauische kennt nach Grimm III, 459 diese ano-
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264 Tobler
malie nicht; dagegen bringt er p. 657 aus den slavischen
dialecten folgendes bei:
1. Gut: dobri, comp, ounii (altsl.). Lepszy, lepssj
(poln.-böhm.) von lepi, pulcher. serb. bolji, krain. bolshi (s.
B, 1. C, 1). Der Zusammenhang „schön und gut" reicht
über das classische xalog (xaya&og) hinaus.
2. Schlecht: altsl. zoly; comp, gorschii. Serb. zao-
gori. S. ob. C, 2.
3. Grofs: altsl. velikyi, comp, bolii. Ob poln. wielki —
wiekscy; böhm. weliky-wetssj sich nicht etwa blofs wie
magnus — major tioXvc; — Tiksicop verhalten, mögen kundige
entscheiden.
4. Klein: mali (vergl. smal und malus, und 0,4 am
schluis) compar., mnii (altsl.), menschii (russ.), mnicyszy
(poln.), manji (serb.), oflfenbar = min der anverwandten
sprachen.
E. Sanskrit
Auffallender weise stimmt das sankrit, soweit es un-
sere anomalie zeigt, in den stammen gar nicht, und auch
in den begriffen nur zum theil mit den urverwandten spra-
chen überein. Die falle sind folgende (der superl. immer
von gleichem stamme wie der compar.):
1. Nahe: antika. Oomp. nddiyas; würz, nah, nectere,
wovon eben auch das deutsche nahe, nähen etc.
2. Wenig: alpa. Oomp. kaniyas, von kana = xatvog.
3. Preis würdig: prapasya. Oomp. jyayas (eigentlich
der ältere) und ^reyas, excellentior.
4. Viel, fest: vädha. Oomp. sadhiyas.
5. Alt: vrddha. Oomp. varshiyas: von varsha, jähr.
Vgl. vetus: fkxoq.
Erklärung der anomalen comparation.
Vorerst wird es zweckmäfsig sein, die resultate der
vorhergegangenen übersieht noch einmal enger zusammen-
zudrängen.
1. Die anomalie findet in den verschiedenen sprachen
an folgenden begriffen statt:
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die anomalien der mehrstimmigen comparation und temposbildung. %9S
gut: griech. und deutsch mehrfach., lat., slav.
schlecht: griech. und deutsch mehrfach, lat., slav.
grofs: slav.
klein: deutsch, lat., slav., griech. (zum theil).
viel: deutsch (ausgen. altn.), lat., skr. (viel-fest).
wenig: ahd., mhd., nhd. (z. theil), gr. (z. theil), skr.
alt: lat., goth., skr.
gern: altn., nhd.
2. An die stelle alter positive treten andere, zum
theil regelmälsiger Steigerung fähige, bei
schlecht: franz.; grofs: nhd., nnl.; klein: nhd., rom.;
wenig: nhd.; viel: in den altem deutsch, dial. manch;
frz. beaucoup (subst).
3. Besondere adverbia im positiv bestehen bei
gut: deutsch, griech.; grofs: deutsch, lat.; wenig: in
den älteren deutsch, dial.
4. Uebergänge zwischen den begriffen, oder Verschie-
bung, entlehnung der stamme, findet statt zwischen
grofs und viel (mehr); gut und viel; mhd. baz = mehr
(räumlich und zeitlich); gut = grofs: slav. bol-; klein =
schlecht: slav. mali : lat. malus, deutsch smal, ^ttov^ secius
(mittelbegri£P: schwach, wenig); schön = gut: slav. lepszy
(besser) von lapi (schon), griech. xa^o?^, auch nhd. schön
und schon (das richtige alte adverb) ofb = wohl, ßeltiutVy
melior, bolji : bellus (?); klein = wenig : deutsch, griech.,
lat. minus : parum; alt = grofs : lat. major (natu), majo-
res, auch nhd. steht grofs oft = erwachsen, gröfser = alter.
5. Mit diesen bemerkuugen über das thatsächliche ha-
ben wir bereits auch die erklärung desselben angebahnt.
Ein kurzer blick zeigt, dafs es sich auch hier, wie bei den
verben, um „Wörter des häufigsten gebrauchst handelt.
Aber wie anderswo scheint eben auch hier das gemeine
zugleich das hochwichtigste, das handgreifliche etwas un-
nahbares einzuschliefsen: die kategorien gut und schlecht,
viel und wenig sind eben durch ihre „gemeinheit^ auch
das „allgemeinste^, in ihren tausendfachen concreten an-
wendungen die abstractesten principien unserer gesanmiten
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2fi6 Tobler
geistigen und körperiichen weit. Nun haben wir schon bei
den Verben die ansiebt von Curtius berührt, wonach die
spräche die difFerenzen der vorstellungsweisen früher be-
zeichne als die umfassende einheit des begrifis. Wenden
wir dies auf das adjectiv an, welches zwar seiner ganzen
natur nach abstracter ist als verba und substantiva, so wird
sich doch auch hier anfanglich jenes bedürfni& geregt und
befriedigt haben. Wir hätten also als einfachste erklärung
der anomalen comparation eine ursprüngliche mehr-
heit sogenannter synonymen anzusetzen, aus welcher die
Steigerungsformen entnommen werden konnten. Aber nach
welchem princip dies geschah, das ist gerade die haupt-
frage, an der die erklärung ins stocken geräth. Von zufall
redet die Wissenschaft nicht anders als um ihn zu leugnen;
es bleibt nichts anders übrig, als jene allgemeine annähme
dahin zu besondern, dafs ursprünglich zu jedem positiv ein
comparativ (und umgekehrt) in derselben engern bedeutung
im gebrauch gewesen sei und dafs im verlauf der zeit bald
bei den positiven, bald bei den comparativen lücken ein-
getreten seien, welche dann durch zusammenschiebung je-
ner feinem unterschiede ausgefüllt wurden. Aber abgesehen
davon, dafs in jenen Wendungen des Sprachgebrauchs eben
der Zufall sein spiel behält, bleibt es auffallend warum z. b.
bei gut im griechischen gerade die reihe der positive
solchermafsen litt, dafs auch nur ideale formen als verlorne
dafür anzusetzen, formell schwierig sein möchte, und warum
im deutschen nicht mehr fälle wie bei sei sich finden, wo
der defective comparativ des einen dialects in dem defec-
tiven positiv eines andern noch seine ergänzung nachweisen
kann. Und zuletzt erhebt sich immer wieder die frage:
warum kommt von äyctöog^ gut, malus, multus, lützel
selbst die regelmäfsige Steigerung nirgends vor? Hier
kann die antwort wie beim verb sein nur auf das tiefere
wesen des begriffs zurückgreifen. Wir trauen dem sprach-
geist weder metaphysische noch ethische specnlationen zu,
wohl aber etwas von den unmittelbaren ahnungs- und an-
schauungsvermögen, von welchem die kunst werke aller
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die anomalien der mehrstämmigen comparation und tempusbildimg. 267
Zeiten zeogen. Wenn also auch die spräche, was anderswo
nachzuweisen ist, überhaupt mehr mit poetischem als mit
logischem verstand zu werke geht, so konnte ihr doch
schon auf einer frühem stufe nicht verborgen bleiben, dals
sie Wörter fiQr einige begriffe geschaffen hatte, denen eine
ganz besondere prägnanz, fülle sowohl als schärfe, in-
wohnte, begriffe, welche nach der seite der qualität und
Quantität gewissermalsen eine abschliefende Vollständigkeit,
die grenzbestimmungen alles seins und Werdens und eben
damit die Unmöglichkeit einer Steigerung enthiel-
ten. Solche I, absolute positionen^ können in der that
auch nur im „positiv^ gedacht werden, sie versagen sich
der relation, welche eben comparation ist, indem sie eben-
sosehr feststehende als ewig fliefsende unterschiede bezeich-
nen, kurz in ihrer „art^ (wenn sich so sagen lielse — sie
liegen aber über „art" und „gattung" hinaus) unver-
gleichlich sind. Dafs es mit gut und bös, viel und we-
nig diese bewandtnifs hat, diese erkenntnifs scheint der
Volksweisheit übereinstimmend mit der nachkommenden
Wissenschaft wenigstens stellenweise gedämmert zu ha-
ben; denn unsere übersieht zeigt, dafs sie nirgends zum
durchbruch gekommen ist. Nur soviel liegt vor, dals der
neben mehreren synonymen vorzugsweise, wie es scheint,
die totalität des begriffs bezeichnende stamm von der
comparationsbildung meistens angenommen wurde, während
das für alltäglichen gebrauch und oberflächlichere betrach-
tung sich doch aufdrängende bedürfhifs von Steigerungsfor-
men auch für diese begriffe an die schon im positiv con-
creten, für specielle fälle dienenden stamme gewiesen wurde.
Aehnliehen grund haben mag die freilich bei weitem nicht
so ausgesprochene anomalie des adverbiums und der sub-
stantivische gebrauch von vil, lützel in der altem spräche,
wie von frz. pen, beauconp. Streng genommen kann gut,
grofs und ihr gegentheil nur an subjecten (Substantiven),
nicht an handlnngen (verben), vorgenommen werden, und
viel und wenig sind überhaupt keine eigenschaflen, son-
dern eben quanta.
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268 Tobler
6. Wir möchten mit diesen betraohtungen weder der
spräche etwas fremdes angedrungen noch die anomalie ge-
nügend erklärt haben und versuchen darum noch einen
ganz andern weg, der freilich wieder auf philosophisches
zurückgeht, aber durch eine reihe empirischer thatsachen
indicirt ist. Wie, wenn sich zeigen lielse, dafs die ano-
malie überhaupt nicht so grofs ist als sie scheint, in-
dem sich das gesetz selbst, dem sie widersprechen soll,
als keineswegs so fest offenbarte? Verringert ist sie wohl
schon durch ihr nicht in allen sprachen gleichmälsiges auf-
treten, indem, wie die Übersicht zeigt, einige in manchen
sprachen normale begriffe in andern regelmäfsig steigern
(von xaxogj fAiXQog, öUyog kommen wenigstens neben den
anomalen auch die normalen comparative vor. Viel geht
griech. und altn. regelmäfsig*), ebenso grofs in allen al-
tern sprachen; goth. ahd. lat. wenig); aber es handelt sich
nun eben darum, den Widerspruch, der auch so noch ste-
hen bleibt und vom gewöhnlichen Standpunkt aus nie zu
lösen wäre, vor einer allgemeinen be trachtung überhaupt
als solchen verschwinden zu lassen. Es erscheint näm-
lich sehr zweifelhaft, ob die spräche selbst, als sie über-
haupt synthetische comparationsformen schuf, den bestimm-
ten sinn von abgemessenen graden damit verband, den die
heutige grammatik darin findet, so dafs vielleicht derselbe
gesichtspunkt, der oben für die Steigerungsfähigkeit ein-
zelner begriffe geltend gemacht wurde, in modificirter
weise auf die meisten angewandt werden könnte. Dann
würde er zwar seine gültigkeit an jener stelle verlieren,
aber wenn es gelingt, die comparation im gewöhnlichen
sinne selbst als eine anomalie darzustellen, oder wenigstens
auf ein viel engeres gebiet einzuschränken, so erhält un-
sere ganze frage eine andere richtung und sinkt der Wider-
spruch zu einem unwesentlichen unterschied herab. — Wir
stützen unsere schluisbetrachtung auf folgende thatsachen:
*) Zu beiden gehört auch das skr. adv. präyas plerumque, was als alter
comp, zu pum für pam, nokv zu fassen ist Amn. d. red.
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die anomalien der mehrstämmigen comparation und tempusbildimg. 269
a) Nicht alle sprachen kennen synthetische
comparation; sie scheint, wie noch manches andere in
der reichen formenweit unsers Sprachstammes, einem über-
mafs von sinnlicher lebendigkeit und gestaltungstrieb ent-
sprungen. Sie ist ein hineingreifen der Wortbildung in die
Syntax, wie das hebräische zeigt, wo bei gänzlichem man-
gel dieser bildung das comparative verhältnifs durch das
adjectiv im positiv (auch durch ein verbum) mit folgender
praeposition min (= vor, prae) umschrieben wird. Wenn
es in der bekannten stelle genes. I, 3 wörtlich heifst : und
die schlänge war klug vor der gesammtheit der thiere
(klQger als alle thiere, das klügste von, unter allen thie-
ren), so kann ja auch im deutschen (poetisch) gesagt wer-
den: herrlich unter, über, vor allen = herrlicher als, herr-
lichst u. dgl., und der lat. ablativ, gr. genetiv beim com-
parativ entspricht ganz dem begri£P des abstandes, den
jenes min enthält. Da es auch ausschliefsende kraflb
hat (z. b. ps. LH, 5. I. Sam. XXIV, 18), so kann stellen-
weise (z. b. gen. III, 14) die erklärung schwanken, sonst
aber mufs die scheinbare armuth des hebräischen in die-
sem punkte als ein logischer vorzug gelteu; denn die for-
melle Steigerung des adjectivs erweckt die Vorstellung, als
könnte die eigenschaft selbst gesteigert werden, welche
doch, im gründe sich gleich und ganz bleibend, nur zwi-
schen zwei streitenden subjecten schwebend, gleichsam von
jedem zum gröfseren t heile in seinen besitz zu ziehen ge-
sucht wird. — Wenngleich nun die primären sprachen un-
sers Stammes mit „organischer nothwendigkeit^ (doch ge-
wifs nicht mit derselben, die in bezeichnun^ der genera
waltete, wie Grimm gramm. HI, 365 meint) zur bildung
von comparationsformen getrieben wurden, so sind doch
die secundären auch hier bald zur analyse zurückgekehrt.
Die neuslavischen dialecte besitzen für den Superlativ keine
organische form mehr, sondern bezeichnen ihn durch das
praefix naj vor dem comparativ. Die Komanen haben die
zum theil schon im lateinischen übliche Umschreibung des
comparativs durch magis (plus) allgemein gemacht (ausge-
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270 Tobler
noinmen die reste der lat. anomala); den Superlativ aber
nmscbreibeu sie nicbt durcb maxime, sondern er ist ihnen
(abgesehen von den resten lat. superl. mit absoluter be-
deutung = sehr) eben nur der durch den artikel bestimmte
comparativ und das diesen bezeichnende „mehr'^, obschon
selbst comparativ, ist doch dabei blofs exponent jenes syn-
tactischen Verhältnisses oder näher mit dem verbum als
mit dem adjectiv zusammenzufassen. Auch im lithauischen
werden manche adjectiva durch praefigirte adverbien =
melius, optime, potius-potissime, gesteigert; aber jene prae-
fixe selbst sind doch noch lebendige comparationsformen.
Amhd. baz (= mehr) steht nur vor participien, engl, more
most auch vor adjectiven. Die neugriechische Umgangs-
sprache bezeichnet den Superlativ durch vor den organi-
schen comparativ gesetztes 6 Ttliov; altgriechisch wird dem
comparativ etwa noch pleonastisches piäXlov beigefügt
b) Die demente der indogermanischen com-
parationsbildung, wenigstens die formen t-r, t-m (wo-
mit sich die andere skr. i7a(n)s, gr. toi^, lat. ins, deutsch
is, ir; superl. ishtha, gr. goth. ist, lat. is-si (ti-), mehrfach
verbindet) erscheinen in viel weiterem sinne wort-
bildend und es hat besonders Corfsen in dieser zeitschr.
III, 240 ff. (dazu in formeller hinsieht einzelne beitrage
anderer mitarbeiter a.a.O. 161 ff. IV, 66— 67. VI, 413—
416) mit umfassenden und gewifs in der hauptsache rich-
tigen daten die ansieht von Bopp bestritten, der die ver-
gleichungsendungen ursprünglich nur an adjectiva gesetzt
und von diesen erst auf andere Wortarten übertragen glaubte.
Es ergiebt sich aus jenen citaten, zu denen für das deutsche
noch hinzuzunehmen ist Grimm gramm. UI, 199 ff. 620 ff.,
dafs sie umgekehrt schon in ältester zeit gebraucht wur-
den zur bildung von adjectiven und adverbien des ortes,
namen von orten, Aussen, himmelsgegenden, Völkern; ad-
jectiven und adverbien der zeit, namen von tageszeiten;
Ordnungszahlen (und latein. Zahladverbien auf-ies); prono-
mina, possessiva und interrogativa (auch solche wie apupo-
TBQOQy ixdT€(jogf ireQogi vgl. selb-er, selb-st? und den schon
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aie anomalien der raehrstäminii^n comparation und tempusbildnng. 271
voD Humboldt bemerkten, auch im it. ci, vi hervortreten-
den Zusammenhang der jedenfalls ursprünglich demonstra-
tiven pron. personalia mit Ortsbestimmungen); lat. adverbia
der Qualität auf -ter. Besonders wichtig ffir unsern zweck
sind aber adjectiva wie finitimus, maritimus; aygoregog,
ogiaTSQog, vv^tEgog, X^^I^^Q''^^^ rjhgioq^ diurnus, noctumus,
diuturnus, hodiernus, aeternus (vergl. gestern); dexter, si^
nister, (alt auch dextimus, sinistimus) agiarBgog^ winistar;
paluster, terrester, Sequester; ooelestis, agrestis, domesti-
cus; equester, pedester; magister, minister, weil hier der
stufenweise Übergang von orts- und Zeitbestimmungen zu
wirklichen eigenschaftswörtem und die allgemein modifica-
tive kraft der comparationssuffixe klar zu tage treten. Sie
bezeichnen also ursprünglich überhaupt, dafs einem im ver-
gleich zum andern eine räumliche, zeitliche und zuletzt
(davon abhängige) qualitative bestimmung besonders zu-
komme. Nur im reich der quantität d. h. des raumes, der
zeit, der zahl und derjenigen sinnlichen qualitäten^ welche
sich vne töne ^und färben in Scalen ordnen lassen, giebt es
ein wirkliches mehr oder minder, hier ist alles relativ;
dagegen ist es schon blofse analogie und metapher, wenn
auch die reinen qualitäten unter jenes mafs gestellt, es ist
das werk einer spätem mechanisirenden epoche, wenn vol-
lends aus der an sich unendlichen reihe von stufen drei
als wesentlich für jedes adjectiv jßxirt und es ist ein mifs-
verständnifs, wenn diese drei unter sich im verhältnifs ei-
nes steigenden quantums der eigenschaft selbst (statt des
blofsen eigen th ums) gedacht werden, während sie sämmt-
lich positive sind, nur in verschiedener syntactischer Ver-
bindung. Der bessere (von zweien) ist nicht „besser" als
der gute schlechthin; der beste (von mehreren) nicht „bes-
ser** als der gute und der bessere von zweien; vielmehr
kann sich alles sogar umgekehrt verhalten. Um das flie-
fsende dieser bestimmungen noch mehr ins licht zu setzen,
können wir nicht blofs daran erinnern, dafs gewisse adjec-
tive schon im positiv comparativen sinn haben, wie etwa
das griech. x^QV'i (s. ob. II. C, 2) das deutsche wirs, wenn
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272 Tobler
es nicht umgekehrt comparativ mit positivbedeutung ist
(s. II. A, 2), dafs alte comparative und Superlative zu po-
sitiven d. h. zu Substantiven erstarrt sind (fürst, nächste;
herr, jünger, eitern, vordem, after; goth. burgund. sinist,
n{}BGßvtEQOQj senior als titel), sondern
c. auch abgesehen von der ursprünglich lo-
sern bedeutung der comparationsformea zeigt
der Sprachgebrauch der spätem zeit, wo sie wort-
bildend längst in der engem Sphäre fest geworden waren,
syntactisch noch einen ziemlich freien Wechsel
derselben untereinander.
a) Positiv für comparativ im sinne von „zu'^ mit fol-
gendem wQy äaxBy natürlich nur bei Wörtern die ein ge-
vnsses mafs bezeichnen oder in sich schliefsen; z. b«: yk-
Qiov fikv ^xelvog wäre kfAoi ßorjd'BtVy vawtagog dk kyw
noXkfp 7] äare Svvaa&ai hfiavr^ TifA(a(}Biv ixavoSg, — ro
vdwQ ifßvxQov cÜgtb kovaaa&ai (zu kalt zum).
ß) Positiv fär Superlativ: TioXvg mit artikel = meist.
17 TtolX^ tijg x^Q^S (der gröfste theil). Corssen bemerkt,
vne unser ausrufendes „guter grofser gott!^ ebensoviel oder
mehr sage als Zevg ägiarog^ Jupiter maximus.
y) Comparativ für positiv. Hierher gehören alte com-
parativische adverbia mit verkürzter form und gesunkener
bedeutung wie (nach Corssen) satis, potis, secus, vix, mox
u. a. Goth. vielleicht suns, anaks (gramm. IQ, 590). Ahd.
std (= goth. seiths, amplius), halt eigentlich mehr, später
erklärend und bekräftigend, vgL „eben" und ob. 11. A,8.
Ferner der lateinische und griechische gebrauch des comp,
absolut, ohne ausdrückliches mafs = etwas, ziemlich; allzu.
So griech. taxiov, aaaoVy TtBQiaGotiQtagy veoiregov. Corssen
erinnert, dafs auch im deutschen „ein älterer mann" jün-
ger ist als ein alter", und Klopstock z. b. hat diese rede-
weise nur zu oft; die gewöhnliche spräche etwa in „das
schönere geschlecht" (Hom. &tjlvTSQai) neben „das schöne^.
Wir ziehen aber hieher auch die attraction eines zweiten
comparativs an einen ersten bei vergleichung von verschie-
denen eigenschaften an demselben gegenständ. 2otpci-
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die anomalien der mehrst&mmigen comparation und tempusbildung. 273
TSQog '^ aucc&iareQog, flgoO'Vfiog fiallov rj aotpffTviga,
Concio verior quam gratior populo. Bella fortius quam
felicius gerere. Und so mhd.: lieber denne leider; aber
auch mit überbietender Wiederholung desselben wortes:
tumber danne tumber. Mer danne mdr. Baz dan baz, ne-
ben planerem: dicker denne dicke, bezzer denne guot, baz
danne wol, mer danne vil, wirs danne we (minnes. frühl.
p. 226). Besonders deutlich ist noch folgendes griechische
beispiel (nach Krüger aus Euripid.): i^^^i fig, tag ra ;^€«-
Qova nlsia> ßgorolöiv höTi tcqv dfjisivovcov. *Ey(a Si tov-
TOig ävriav yvwfitjv %<», nksita tä xQ^<5xä rHv xaxwv
slvai,
S) Comparativ fär Superlativ. In der niederbairischen
mundart, von der deutsch, mundart von Frommann II, 184
eine probe giebt, steht: allerschönri = allerschönste. Ebenso
oberöstr. (a. a. o. III, 44) : am liebern = am liebsten. Im
erstem falle steht vor dem comparativ das poss. mei(n);
nach Schmell. bair. mundart. p. 303 thut, wie im romani-
schen,, der artikel denselben dienst. Aus dem spätem grie-
chisch ist anzufahren L Cor. XIII, 14, Math. XVIII, 1.
e) Superlativ für positiv. Der absolute Superlativ
(sehr-) = prägnantem positiv, in allen sprachen.
f) Superlativ für comparativ. Hom. Od. II, 482. Ev.
Joh. I, 15. 30. XV, 18: Ttgcotog für Ttgoraoog.
7. Aus dem unter b) und c) beigebrachten, d. h. also
aus der leichtigkeit, womit die alte spräche die compara-
tionselemente der ersten art brauchte (sodafs ebenso leicht
auch das gefühl ihrer ursprünglichen bedeutung sich ver-
lieren und durch die der zweiten art wied<er aufgefrischt
werden konnte, — gemination der Steigerung, Grimm gr.
III, 620 ff.) und aus der sowohl begrifflich als historisch
vorliegenden nähe der sogenannten stufen unt^einander
sollte sich nun endlich erklären, dafs einzeln stehende
comparative und Superlative (und zwar auch von der is-
form) unmittelbar (ohne adjectivischen oder adverbialen
positiv, dessen auch andere griechische bildungen wie (jp^-
rarog, xigSiaxogy fAijxtarog, fivxccrog ermangeln) zn solcher
IX. 4. 18
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274 Tobler
Verwendung gebildet werden und später in eine engere Ver-
bindung mit andern stammen gestellt werden konnten, mit
denen sie doch kein strenges ganzes sondern nur eine
gruppe von synonymen, an einen hauptbegriff deutlicher
als andere sich anlehnenden — „defectiven" ausmachen,
mit mehr qualitativen als quantitativen unterschieden.
8. Somit wären wir auf grofsen umwegen ohne ent-
sprechende resu]tate auf den in der einleitung verschmäh-
ten Standpunkt zurückgekommen. Werfen wir zum schlufs,
um auch nach dieser seite den kreis unser» tbemas zu er-
füllen, einen kurzen blick der vergleichung auf unsere
beiden anomalien zusammen, wenn auch ohne an-
spruch und hoffnung, noch etwas neues oder besseres zu
finden.
A eh n lieh mögen die zwei anomalien darin sein, da&
sie beide
1) Wörter des häufigsten gebrauchs betreffen;
2) auf einen stand der spräche zurückzugehen scheinen,
wo das geftihl noch lebendig genug war, um für ge-
wisse motionen eines begriffs andre Wörter zu erzeu-
gen oder zu verwenden, während die spätere spräche
auf dieselben formen eine fülle von begrifflichen mo-
dificationen zu häufen, oder neubildungen in mehr
mechanischer weise vorzunehmen pflegt;
3) in der gewöhnlich überlieferten gestalt nicht das reine
werk des sprachgeistes sondern einer künstlichen re-
flexion sind.
Unähnlichkeit besteht darin, dafs
1 ) die anomalie bei den adjectiven einen freiem Charak-
ter trägt, mehr der Wortbildung und der syntax als
der formenlehre angehört, theil weise Umgehung ge-
stattet, oder, wo sie mehrfach ist, auswahl zwischen
den mehrern ihrer bedeutung nach noch deutlicher
unterscheidbaren stammen, was alles bei den verben
nicht mehr stattfindet;
2) bei der comparation Übergänge zwischen einigen stam-
men, wechselseitige Vertretung derselben in einer oder
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die anomalien der mehratttmmigen comparation und tempusbildung. 275
mehrem sprachen vorkommen, was freilich in näherer
Verwandtschaft der betreffenden begriffe selbst seinen
grund haben mag;
3) die adjectivische anomalie mehren sprachen eigen
und in den einzelnen zahlreicher und fester erscheint,
wie dem adjectiv Oberhaupt, eben als eigenschafts-
wort, ein weniger flüssiges wesen zukommt.
Nachwort: Erst beim rfickblick auf das ganze zeigt
sich recht klar, dafs die aus äufsern gründen gewählte an-
ordnung und behandlung des Stoffes nach „begriffen'^ feh-
lerhaft und dem hauptresultate unserer Untersuchung wi-
dersprechend ist, wonach eben die anomalen stamme weder
a priori noch a posteriori sich unter höhere „begriffe** zu-
sammenzwängen lassen. Es sollte vielmehr von den ein-
zelnen Stämmen als defectiven ausgegangen werden; die
umgekehrte Ordnung wirft von anfang auf die ganze frage
ein schiefes licht. Da sich indefs dieser fehler, wenn man
ihn kennt und als warnung allenthalben im äuge behält,
practisch ungefährlich machen läfst, so mag er stehen blei-
ben als Warnung vor falscher heuristik, und das verdienst
unserer arbeit zusammensinken auf den ^inen punkt, ein
beitrag zu sein zu der immer mehr tagenden, übrigens
sehr fruchtbaren erkenntnifs von der zwischen spräche und
logik gähnenden kluft. —
Arau, im Juni 1859. L. Tobler.
18*
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276 Förstemanü
Die Wurzel SRU in flufsnamen.
Ehe ich daran gehe, die einzelnen spuren 2u sammeln,
welche die genannte wurzel in namen zurückgelassen hat,
erlaube ich mir einige bemerkungen über die grundform
und die geschiehte dieser wurzel vorauszuschicken. Ich
stelle in diesen bemerkungen eine hypothese auf, die aus-
drücklich als solche angesehen sein will, die sich aber schon
jetzt in einzelnen punkten mit gewissen behauptungen und
vermuthungen namhafter Sprachforscher als übereinstim-
mend erweist.
Eine grundanschauung der spräche ist, dafs die be-
griffe des laufens und des fliefsens sich zu einander ver-
halten wie allgemeines zum besonderen. Daher wird die
Sanskritwurzel dru auch für die bewegung des feuchten
dementes gebraucht (sogar in flufsnamen, z. b. Qatadrus,
der bekannte nebenflufs des Indus) ; so ist das lat. curro
und currus öfters mit fliefsen und flufslauf zu übersetzen;
so schreiben auch wir Deutschen dem flusse, wie eben ge-
sagt, einen lauf zu. Andere beispiele für diese anschauung
lassen sich gewifs leicht finden; vgl. auch zeitschr. V, 392.
Näher betrachtet ist aber das fliefsen nichts anderes
als ein zusammenlaufen, ein vereinigen der wassertropfen
bis zum meere.
Ich nehme daher eine uralte Zusammensetzung sa-dru
in der bedeutung von „fliefsen'^ in unserem sprachstamme
an. Giebt man zu, dafs eine solche äufserst natürlich ist,
so wird man weiter zugestehn müssen, dafs ein synkopir-
tes vorsanskritisches sdru höchst wahrscheinlich bestand.
Eine solche form konnte aber vor den lautgesetzen der ein-
zelnen sprachen nach der Sprachtrennung nicht länger be-
stehn, da das im anlaute scharfe s mit der media d un-
vereinbar ist; vgl. z. b. über das sanskrit zeitschr. III, 321.
In demjenigen theile unseres Sprachstammes, welcher
sich am frühesten von dem asiatischen grundstocke trennte,
erscheint daher unsere wurzel in der form stru. So finden
wir sie (die belege s. unten) in allen slavischen und ger-
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die Wurzel SRU in flufsnamen. 277
manischen sprachen ohne ausnähme, ja sogar im lappischen,
so auch im lettischen und sicher auch im altpreufsischen
(obwohl in letzterem unbelegt), so auch endlich im kymri-
schen. Erst lange nach den einzelnen Sprachtrennungen
scheint in einem theile der keltischen sprachen (im irischen,
vielleicht auch im gälischen) sowie in einem dialekte der
baltischen mundarten,dem litauischen, eine erweichung durch
ausstofsung des t eingetreten zu sein.
Noch war die Sprachtrennung nicht vollendet, da bil-
dete sich dieselbe eben erwähnte weichere form sru in dem
noch in Asien zurückgebliebenen theile unserer sprachen-
familie aus. So ist sie die sanskritische form unserer
Wurzel.
Nun erst gingen die letzten Sprachtrennungen vor sich ;
es sonderte sich das griechische, die iranischen sprachen
und das afghanische. Diesen sprachen aber ist es gemein-
sam, dafs sie anlautendes s öfters durch h ersetzen und
das konnten sie hier auch um so eher, als in ihnen dem
r, welches in diesem falle auf das s folgt, der character
einer aspirata deutlich aufgeprägt ist. Bekannt ist diese
eigenschaft des griech. (>, bekannt dieselbe eigenthümlich-
keit des zend. r (vgl. Pott etym. forsch. 1. ausg. II, 276).
Die griechische, persische und afghanische form unserer
Wurzel lautet demnach hru, ru.
Ich bemerke hier noch, dafs dieser gang der thatsa-
chen der sprachtrennungsgeschichte, wie sie mehrfach in
diesen blättern sowohl als in den beitragen versucht wor-
den ist, im wesentlichen nicht widerspricht. Sie läfst sich
namentlich sowohl mit den ansichten Schleichers als mit
denen Ebels vereinigen.
Nur das lateinische mufste ich hier aus dem spiele
lassen, so anziehend es sein müfste, gerade sein verhalten
zu beobachten, da über die Stellung der italischen sprachen
in unserem sprachstamme die ansichten noch immer am
meisten auseinandergehen. Aller Wahrscheinlichkeit nach
hätte hier die wurzel stru lauten müssen, sie ist aber ver-
schwunden, vielleicht wegen des in dieser spräche ander-
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278 Föratemann
weitig bestehenden verbums stroo. Weniger wahrschein-
lich ist mir, dafs ruo der lateinische repräsentant dieser
Wurzel sei, wie Curtius grundzfige I, 319 annimmt.
Ich bemerke noch, dafs meine ansieht eine bestätigung
von Kuhns vermuthung (d. zeitschr. IV, 27) bildet, dafs
die Sanskritwurzel sru zwischen dem s und r einen dental
eingebfifst hat. Ebenso bietet meine hypothese eine be-
stätigung fftr die in neuester zeit mehrfach anerkannte Wahr-
heit, dafs die sanskritformen gerade oft eine gröfsere ent-
artung zeigen als die entsprechenden der europäischen spra-
chen und dafs es an der zeit ist, gewissermafsen dem ab-
solutismus in der herrschaft des sanskrit über unsern sprach-
stamm ein ende zu machen.
Wohl weifs ich, dafs mit der Zerlegung von wurzeln
mehrfach mifsbrauch getrieben worden ist und dals daher
meine auffassung von sru als zusammengesetzte wurzel hie
und da mifstrauen erregen wird. Doch darf uns jener
mifsbrauch nicht davon abhalten, solche ansichten in den-
jenigen föUen aufzustellen, wo das ganze der erscheinungea
sie bestätigt, und das scheint hier der fall zu sein. Und
allen präfixalen gebrauch der präpositionen in der zeit
vor der Sprachtrennung wird man doch nicht leugnen wollen.
Um nun in die besprechung der folgenden namen (bei
denen es hier übrigens nicht auf die deutung des ganzen
Wortes, sondern nur auf die erkenntnils unserer wurzel an-
kommt) einige Ordnung zu bringen, theile ich sie in meh-
rere gruppen und schicke jeder derselben die wichtigeren
dazu gehörigen appellativa voraus.
I. Die wurzel ohne consonantisches suffix.
Skr. sravämi ich fliefse, sravas ström. Lit. srawju,
srowju ich fliefse, srawa das fliefsen, srawjas fliefsend, srowe
die Strömung im flusse, tiefe. Altsl. und russ. struja flufs,
ostrowü insel Böhm, ostrow insel. Läpp, strawe fluth. Gr.
pio) ich flieise, poii Strömung, ^oia pferdeschwemme. In
den germanischen sprachen nichts hieher gehöriges aufser
den namen.
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die Wurzel SRU in flufsnamen. 279
Geht maa den Dniestr aufwärts bis in die nähe seiner
quelle in Galizien, so trifft man auf den Stry, einen ne-
benflufs dieses Stromes, woran auch die gleichnamige Stadt
liegt. NO von dort finden wir den St er oder Styr, der
aus Volhynien nach Norden fliefst, auf dem halben wege
zwischen dem schwarzen meere und der ostsee, Im jetzi-
gen gebiete der litauischen spräche begegnet uns die
Strawa, ein nebenflufs des Niemens W. v. Wilna, den
schon Pott etym. forsch. (1833) II, 234 zu unserer wurzel
rechnet. In der nähe von Stettin heifsen zwei arme der
Oder Strewe (grofse und kleine). Bekannt ist die Streu,
nebenflufs der fränkischen Saale, ahd. Strowa (namenbuch
II, 1321). Der ort Ströbeck, alt Strobeke (namenb. II,
1320), westlich von Halberstadt, mufs nach dem vorbei-
fliefsenden, jetzt auf den karten namenlosen, beim volke
nur die Beck geheifsenen bache benannt sein. In Süddeutsch-
land finde ich nichts hieher zu bringendes, dagegen einen
Strijbeek in der gegend von Breda in Nordbrabant. Dafs
der vocal dieser letzten form nicht auffallen darf, zeigt
uns das später zu erwähnende niederländische Struona, jetzt
Strijne.
Ich erwähne hier ferner auf griechischem gebiete 'Peag
xolnog (der ambracische meerbusen). Eine andere form
hat ein ß statt eines ^ angenommen, nämlich der flufs 'Ptj'
ßag^ der in Bithynien in den Pontus Euxinus fliefst und
mir aus einem älteren Srawas hervorgegangen zu sein
scheint. Ob die gänzlich unbekannte stadt 'Foßeia bei
Steph. Byz. hieher gehört, müssen wir dahin gestellt sein
lassen. Aber der name JSvgvßia (eine der sporadischen
inseln) darf nicht übergangen werden als eine spur vor-
griechischer bevölkerung, wie wir sie später in Strymon
wiederfinden.
Es liegt in der natur der sache, dafs in fluisnamen
die Wörter, welche flufs, ström, bach u. s. w. bezeichnen,
weniger einfach als in Zusammensetzungen erscheinen, de-
ren zweiten theil sie bilden. Und in der that eröffnet sich
von diesem gesichtspunkte aus ein blick auf eine grofse
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280 Fdrstemaon
interessante namengruppe, die des versacbs einer Zusam-
menstellung entschieden werth ist. Ich folge hier im gan-
zen dem znge der europäischen Völker von Südosten nach
nordwesten.
Die Stadt Lystra in Galatien darf hier kaum schüch-
tern genannt werden, zumal da es nicht sicher ist, ob sie
wirklich ihren namen von einem vorbeifliefsenden gewässer
erhielt; doch möglich ist es immerhin, dais ihre letzte silbe
unsere wurzel enthält, zumal wenn in der ersten die Wur-
zel lu, Xv stecken sollte, die sich gleichfalls für einen flufs-
namen gut schickt. Noch eher gehört hieher der Kai)-
öTQoq^ der sich bei Ephesus ins meer ergiefst. Auch die
Stadt Xaldaxga (bei Herodot XaXiaxQvi) in Macedonien
am Axiosflusse kann diesem flusse oder einem seiner ne-
benflüsse ihren namen verdanken; die erste silbe erinnert
an den KaXovöog bei Ptol. (in Norddeutschland).
Griechische namen wie KakkiQpor}, 'Sixvgorj und an-
dere interessiren uns weniger, da sie erst der ausgebilde-
ten griechischen spräche angehören und überdies fast nur
als mythologische namen idealer gewässer (wassemymphen)
verwandt werden; KaXiggorj war überdies ein Springbrun-
nen zu Athen. Ein XQvaogoag ist ein flufs in Argolis.
Am westufer des schwarzen meeres münden in bedeut-
samer nähe von einander zwei grofse ströme, deren letzte
silbe identisch ist, der Ister und der Dniestr. Den
"largoQy dessen name uns schon durch Hesiods theogonie,
später durch Herodot, Pindar und Sophokles überliefert
wird, stellt schon Pott etym. forsch. (1833) 11, 233 zu un-
serem stamme und hält es für möglich, dafs das anlau-
tende t ein blos prosthetisches sei (um von Adelungs eben-
daselbst angefahrten deutungen zu schweigen). Vielleicht
läfst sich indessen auch dieser vocal als bedeutsames de-
ment des namens retten. Bedenkt man nämlich, dafs ein
stamm IS in flufsnamen überaus häufig ist (vgl. namenb.
11,853) und dais gerade zum Donaugebiete mindestens
zwei flüsse dieses namens gehören, die Isar und die Isen,
ßo m^ die deutung von "lavQog aus 'la-argog wenigstens
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die Wurzel SRU in flafsnamen. 281
einen gewissen grad von Wahrscheinlichkeit haben. We-
niger glaubwürdig ist mir eine andere deutung, wonach
der erste theil des namens nichts anders ist als der name
des Inns, welcher an seiner mündung bei Passau allerdings
breiter ist als die eigentliche Donau und bis dahin eine
ziemlich ebenso grofse strecke durchlaufen hat als der haupt-
strom, also vielleicht von den ersten bewohnern der untern
Donau gerade als hauptstrom angesehen werden konnte.
Diese annähme wird nur dadurch unwahrscheinlich, dafs
die ältesten überlieferten formen des Inns Alvog^ Aenus,
Enus sind, und man deshalb erst den weitläufigen Über-
gang Alv-OTQOQ, "IvoTQog, "löTQOQ annehmen müfste. — Der
name des Dniestr ist uns meines wissens seit dem vier-
ten Jahrhundert unsrer Zeitrechnung überliefert; Ammianus
schreibt ihn Danastus (für -strus), Jemandes Danaster.
Bender die deutschen Ortsnamen s. 43 führt auch eine
griech. form JdvaaxQig an, die ich indessen nicht zu be-
legen weifs. Bei Ovid, Plinius und Mela hat der fiuTs noch
seinen {dten namen Tyras, es mufs also der neuere name
sich zwischen dem 2. und 4. jahrh. gebildet haben, gerade
in der zeit, in welcher die Gothen sich in jenen gegenden
weiter ausbreiteten, was wegen des folgenden wohl zu be-
achten ist.
Eine weit gröfsere gruppe ähnlicher fiufsnamen finden
wir von Litauen an durch das ganze nördliche Deutsch-
land verbreitet bis in die Niederlande hinein, also in ge-
genden, in welchen bis jetzt vor der deutschen bevölke-
rung noch keine andere mit irgend einer Sicherheit nach-
gewiesen ist: in denselben gegenden, aus welchen ich schon
oben die formen Strawa, Strewe, Strowa, Ströbeck nach-
wies. Durch diese geographische Übereinstimmung wird
es in hohem grade wahrscheinlich, dais wir hier in der
that deutsche bildungen aus uralter zeit vor uns haben.
Ich scheue vor der kühnen vermuthung zurück, dafs auch
Ister und Dniestr wenigstens in ihrem letzten theile deutsch
sind, aber höchst wichtig wäre das resultat, wenn sich
diese vermuthung wirklich bestätigte ; wir hätten dann Ger-
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282 Fdntemaan
manen schon f&r die zeit des Hesiod am ufer des schwar-
zen meeres nachgewiesen.
Ich verfolge jetzt die angedeuteten namen im ganzen
in der richtung von osten nach westen. Wiederum müssen
wir hier wie oben von Litauen ausgehen, wo wir die In-
st er, einen nebenflufs des Pregels bei Insterburg finden;
der erste theil des namens ist vielleicht das unten zu er-
wähnende Inda. Im Weichsel- und Odergebiete (wo die
Germanen mehr vorübergehend wohnten) kenne ich nichts
ähnliches, wohl aber in dem der Elbe. Bekannt sind die
namen der schwarzen und weifaen Elster, alt Elistra
(namenb. II, 467 ; auf die nebenform Elstrit gebe ich nichts).
Mit der deutung von Buttmann Ortsnamen s. 65 kann ich
mich nicht einverstanden erklären. Nehmen wir nun Elistra
als Umlaut von Alistra, so sehen wir diesen namen iden-
tisch mit dem der Alster bei Hamburg, alt Alstra (na-
menb. II, 58), ja wir finden auch eine Alster in Schweden,
Oeland gegenüber. Nicht weit von der hamburgischen Al-
ster, in Mecklenburg, fiiefst eine Las trau in die Elbe,
die an deutsche bildung noch die slavische fiufsnamenen-
dung -owa angehängt zu haben scheint Ebenso nahe der
bezeichneten gegend strömt die Wilster, ein nebenflufs
der Stör in Holstein.
Gleich ergiebig ist das ffufsgebiet der Weser. Ein
nebenflufs der Werra ist die Ulster, alt Ulstra (namenb.
II, 1433), ein zweiter die Geister. Gelstrebah namenb.
II, 570, ist wohl ein anderer flufs, doch dem namen nach
identisch. Freilich können Geister und Gelstrebah unmit-
telbar zum mhd. adj. gelster laut tönend gehören und dann
sind sie hier auszuscheiden. Anziehend ist mir der namen
der Innerste, nebenflufs der Leine. Namenb. II, 10 ist
dieser name unvollständig und am falschen orte au%efährt
Die älteste nachweisliche form aus sec. 1 1 ist Indrista. Mir
ist in den sinn gekommen, ob hier nicht eine Umstellung
aus Indi-stra vorliegt, zumal da Inda ein sonst bekannter
flnfsname ist (namenb. H, 834). Merkwürdig ist es in der
tbat, daCs wirklich die origines Guelficae (IV, 433) in
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die Wurzel SBU in fluTsnamen. 283
einer Urkunde von 1013 den namen des flnsses Indistbra
lesen« So kann Inster (s. ob.) und Innerste derselbe name
sein.
Bei Rinteln fliefst von Süden in die Weser ein flöfs-
oben namens Ext er, also etwa alt Agi-stra. Ich mufs
aber von hier aus meinen blick auf eine andere etwa fünf
meilen südlicher liegende gegend richten. Nimmt man die
vierzehnte section der grofsen Le Coq'schen karte von West-
falen zur band, so findet man, dafs bei der Stadt Hörn
von Südwesten her zwei grofse strafsen zusammenlaufen,
von denen die eine die grofse, die andere die kleine Egge
genannt wird. Zur seite jeder von diesen beiden strafsen
strömt ein leider unbenannter bach; beide bäche aber ver-
einigen sich gleichfalls bei der Stadt Hörn. Der südliche
dieser beiden bäche, welcher neben der kleinen Egge her-
läuft, entspringt auf einem berge, der gleichfalls die Egge
heifst. Am ufer des nördlichen baches aber, dem beglei-
ter der grofsen Egge, liegt der berühmte Externstein. Nach
dieser läge (und da auch ein Exterflufs, wie wir sahen,
nördlicher wirklich vorkommt) kann ich nicht anders den-
ken, als dafs diese bäche oder wenigstens der nördlichere
von beiden gleichfalls Agistra, Egistra, d. h. Eggebach
geheifsen haben mufs oder noch so heifst und dafs der
Externstein eine ganz ähnliche Zusammensetzung ist wie
der Rheinstein am Rheine. Der alte name des Externsteins
war Agisterstein sec. 11 (namenbuch II, 17); die deutung
Grimms aus ehgestern (gesch. der deutsch, spr. 657)
will mir nicht zusagen.
Gehen wir weiter westlich in das gebiet des Rheines.
Ein Listerbach, nebenflufs der Bigge in Westfalen, be-
gegnet hier zuerst. Auch mag im vorübergehen an den
ort Haiostron (jetzt Haltern, nordw. von Münster, na-
menb. 11,661) erinnert werden, welcher vielleicht zuerst
name eines gewässers in der nähe war. Ein noch jetzt so
genanntes Haistern liegt im regierungsbezirk Minden, kreis
Herford; ein Halsterbach im kreise Waldbroel, regie-
rungsbezirk Cöln. Weiter südlich, im herzogthum Nassau,
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284 Föratemann
finden wir einen Lasterbach und einen Nisterbach; je-
ner gehört zur Lahn, dieser zur Sieg. Südlich vom Main,
bei Erbach im grofsherzogthum Hessen, liegt ein Hai-
sterbach, worin ebenso gut ein älteres Hagastru waldflufs
liegen kann als das nhd. heister junge buche, frz. hStre; in
letzterem falle gehört der name nicht hieher. Jenseits des
Rheins erscheint ein Kr ust erbach, nebenfluTs der Nette
in der Rheinprovinz.
In den Niederlanden begegnet sec. 8 Suestra, flufs
und ort (namenb. II, 1351), jetzt Susteren, S. v. Stephans-
werd, nordöstl. von Mastricht; femer sec. 11 Bamestra flu-
vius (namenb. II, 178), wovon noch jetzt der ortBeemster
bei Alkmaar benannt ist. Der gau Listrogaugium (sec. 10,
namenb. H, 929) soll von der Lys, nebenflufs der Scheide
in Flandern, den namen haben, doch ist zu bemerken, dafs
dieser fluis alt Legia heifst.
Zugegeben muJGs werden, zumal bei so dunkeln und
schwierigen namen wie die der flüsse sind, dafs manche
der bis hieher genannten formen vielleicht später aus die-
sem Verzeichnisse gestrichen werden müssen, doch bleiben
noch immer genug übrig, um die thatsache festzustellen,
dafs die spuren unserer wurzel in namen am schwarzen
meere in der gegend der Dniestrmündung beginnen, sich
diesen flu& aufwärts längs des äufsern Karpathenrandes
hinziehen, von dort über Volhynien nach norden in das
gebiet des Niemens nach Litauen hinübertreten und dann
in stets westlicher richtung über das ganze nördliche
Deutschland fort bis an die niederländische nordseeküste
sich verbreiten. Wenn flufsnamen in der regel, wie es
scheint, denkmäler des ersten volkes sind, welches die be-
treffenden gegenden betrat, so mag man aus ihrem ver-
breitungskreise Schlüsse ziehen und zusehen, ob diesel-
ben sich anderweitig bestätigen. Nicht verschweigen darf
ich übrigens, dafs etwas aufserhalb des bezeichneten Stri-
ches, doch noch im westlichen Russland, bei Roslawl (östl.
von Mobile w, südl. von Smolensk) eine Wostra fliefst, de-
ren erster theil f&glich zu sl. woda aqua gehören könnte.
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die Wurzel SBU in flufsnamen. 285
Ehe ich zu einer andern klasse unserer namen über-
gehe, bemerke ich noch, dafs sich in unserer wurzel zu-
weilen vor einem folgenden vocal aus dem u ein g als Ver-
treter eines v entwickelt. So im lett. strugga pfiltze, im
altsl. und poln. ctruga und struga flufsbett; fbr welches g
dann das böhmische nach bekanntem lautgesetz ein h for-
dert in strouha rinnsal graben. In den namen finde ich
dieses slav. g in dem kleinen fiusse Sztruga, der in Sla-
vonien unweit der Sau fliefst (Btisching erdbeschr. 8. aufl.
U, 551); eine Struga fliefst auch bei Ostrolenka, nordöstl.
von Warschau, in den Narew. Im königreich Sachsen
flieist die Striegifs bei der Stadt Hainichen (nordöstl. von
Chemnitz) vorbei. Im amte Oschatz ebendaselbst liegt ein
wahrscheinlich nach einem bache benanntes dorf Strieg-
nitz, im kreise Dresden ein dorf Stroga, ferner in Schle-
sien (kreis Strehlen) ein ort Striege. Auffallend ist der
flufsname Strogen im nördlichen Baiern, schon sec. 8
Stroaga (namenb. II, 1320); da er in einer sonst von sla-
vischem einflusse kaum beröhrten gegend fliefst, so wird
er wohl gar nicht hieher gehören.
II. Die wurzel mit suffix M.
Gr. ^€t;,aa, lett. straume ström, kymr. jstrym ström,
poln. strumien bach, ahd. straum stroum, agr. stre&m, mhd.
stroum, altn. straumr, nhd. ström.
Merkwürdig ist, dafs, während gerade die germani-
schen sprachen diese bildungen durchgängig und lebens-
kräftig besitzen, sie in deutschen flufsnamen geradezu un-
erhört sind; Zusammensetzungen wie Eibstrom u. dgl. sind
neueren Ursprungs. Dagegen findet sich das oben ange-
fahrte polnische wort wirklich mehrfach als name; Stru-
mien, bach und daran liegender ort, liegt südl. von Pinsk
in Westrussland; ein anderer Strumien nördl. von Teschen,
unweit der Weichselquelle.
Wie wir schon oben ein ^rgvßia kennen lernten, so
bemerken wir in dieser klasse mehrere spuren einer vor-
griechischen bevölkerung im südöstlichen Europa. Der
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286 FSrstemann
JSvgvfiwv in Macedonien ist schon längst zu unserer Wur-
zel gestellt worden (Pott etym. forsch. 1833 II, 233; Ben-
fey griech. wurzell. II, 8). Auch der Lissos in Thracien
oder ein in ihn hineinströmender flufs scheint ähnlich ge-
heifsen zu haben; eine Stadt der Thasier am Lissos hiefs
^TQVfArj. Bei ApoUodor III, 12. 3 finden wir eine nymphe
JSxQVfAfa als tochter des Skamandros.
in. Die Wurzel mit suffix N.
Lit. sraunis fliefsend, srawinnis das fliefsen betreffend.
Damit könnte leicht wiederum eine vorgriechische form
stimmen; ^TQtjvog wird uns bei Steph. Byz als eine Stadt
auf Kreta überliefert, wahrscheinlich benannt von einem
bache, schwerlich von einer Strömung des meeres. Mit
griechischem anlaute finden wir dagegen 'Pt]vaia, 'PrjvBia^
eine kleine insel bei Delos. Es kann bei beiden namen der
vocal kaum anstofs erregen.
Ich frage hier noch wegen einer form an, die das oben
angefahrte sl. g vielleicht schon im 2. jahrh. aufweist. Es
ist der name der stadt Striegau in Schlesien, welche
urkundlich Stregonia heifst und deshalb nicht ohne einen
schein der Wahrheit in dem JStQayova des Ptolemaeus wie-
dererkannt worden ist (namenb. II, 1317). Wie heifst, das
ist hier wichtig, der vorbeifliefsende flufs urkundlich? Jetzt
hat er offenbar seinen alten namen verloren, da man ihn
nur noch das striegauer wasser nennt.
Auch dem deutschen scheinen diese bildungen mit N
nicht ganz fremd geblieben zu sein. Südöstlich von Dord-
recht finden wir schon sec. 10 einen flu& Struona (na-
menb. II, 1322) und ebendaselbst noch jetzt den ort Stri-
jen, Strien mit zahlreichen Zusammensetzungen des namens
in der umgegend (s. van der Aa aardrijkskundige woorden-
boek der Nederlanden). Ganz ähnlich (vielleicht aber sla-
visch) ist der ort Strien im kreise Wohlan, regierungsbe-
zirk Breslau.
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die Wurzel SRU in flufsnamen. 287
IV. Die Wurzel mit dentalsuffix.
Skr. srötas fluvius, rivus; pers. rüd fluvius; afghan.
rod fluvius (Pott etym. forsch. I, 216); griech. pel&gov al-
veus, flumen, pvrog fliefsend; lett. strauts regenbach; ir.
sroth, sruth fluvius^ srothach fluens. Auch im deutschen
mufs ein wort ströd, struot in der bedeutung von gewässer
vorhanden gewesen sein; man vergleiche meine belege na-
menb. II, 1320, doch scheint daneben ein gleichlautendes
wort in dem sinne von wald bestanden zu haben, was noch
näher zu untersuchen ist; jetzt haben wir noch von jenem
ersten worte die ableitung stnidel.
Dem ir. srothach entspricht in auffallender weise der
flufsname Toitdxi^g, ein nebenflufs des Kur in Albanien
und Iberien, zum gebiete des kaspischen meeres gehörig,
vgl. Kuhn beitrage I, 9S. Deutlicher und häufiger begeg-
nen diese bildungen im griechischen. 'Peivot sind Salzseen
zwischen Athen und Eleusis, 'Psirog ist ein bach bei Soly-
gia im gebiet von Korinth. Der flufs 'Poöiog in Troas ist
unsicherer zu beurtheilen, weniger bedenken dagegen er-
regt der ebendaselbst fliefsende 'PosiTtjg^ sonst auch 'Pfjaog
genannt, von dem auch das Vorgebirge 'Poivsiov seinen na-
men haben mag. Bekannt ist der hafen 'Pel&gov auf Ithaca,
Od. I, 186. In einer Zusammensetzung finden wir dieselbe
bildung in EvQoirag^ in welchem schon Pott etym. forsch.
1833. I, 216 den schön fliefsenden erkannt hat, eine deu-
tung, der auch Benfey wurzell. II, 8 beistimmt Merkwür-
dig ist, dafs die griechische mythologie nicht blofs einfache
formen auf -goog benutzt, wie wir oben sahen, sondern
auch eine erweiterte hieher gehörige; so fasse ich wenig-
stens den namen jiXi^go&i^og ^ ein söhn des Poseidon und
der nymphe Euryte.
Diejenigen formen, welche am meisten anspruch auf
deutschen Ursprung haben, sahen wir von Litauen an durch
das nördliche Deutschland bis nach Holland verbreitet.
Auf dasselbe geographische gebiet werden wir auch bei
der hier besprochenen klasse geführt. Unsicher freilich ist,
so lange wir seine urkundliche form nicht kennen, das
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288 Förstemann
flüfscben Stradik in Ostpreufsen, woran die Stadt Zinten
liegt, südl. von Königsberg, östl. von Braunsberg; es könnte
jenem 'Poiräxrjg vielleicht gut entsprechen. Deutlicher da-
gegen gehört hieher der name der Unstrnt, alt (sec. 6)
Onestrudis, bei welchem wir nicht mit Pott.etym. forsch.
II, 233 an slavischen Ursprung zu denken haben ; namenb.
II, 1438 habe ich mich näher darüber ausgesprochen und
auch den ersten theil des namens zu deuten versucht.
Auch die Niederlande gehen bei dieser bildung nicht leer
aus. In Nordholland liegt auf der insel Wieringen der
ort Stroe, der sec. 10 noch seinen alten deutlicheren na-
men Strude hatte (namenb. II, 1321). In derselben pro-
vinz findet sich noch jetzt ein ort Stroe t in der gemeinde
St. Maartin; ebenso bei Barneveld in Geldern ein Stroo
oder Stroe.
Es drängt sich mir noch schliefslich die frage auf,
ob nicht auch participiale bildungen von unserer wurzel
sich in fiufsnamen erhalten haben, denn dafs dergleichen
participiale bildungen in dieser namenklasse überhaupt vor-
kommen, unterliegt mir keinem zweifei mehr. Einem skr«
fem. drawanti die laufende, fliefsende vergleiche ich z. b.
zunächst die Druentia (jetzt Durance) im südöstl. Frank-
reich; dann aber auch die Drewenz, welche als nebenflufs
der Weichsel die grenze zwischen Westpreufsen und Polen
bildet; sie heifst polnisch nicht etwa Drewnica, was auf
eine ganz andere bildung hinüberfOhren würde, sondern
Dru^ca (mit nasalirtem e) ; abgeleitet davon scheint zu sein
der flufs Tqovbvuvoq in Italien bei StraboV, 241. Was
nun aber unsere wurzel anbetrifft, so fällt mir der bei Pto-
lemaeus angefahrte namen ^TQBovtvra ein, den man in
Mähren oder Oberschlesien gesucht hat (namenb. II, 1320).
Sprachlich (vielleicht auch sachlich?) scheint ihm Strenz
zu entsprechen, welches im kreise Wohlan, nordwestl. von
Breslau liegt. —
Zweierlei wollte ich durch vorstehende bemerkungen
zur anschauung bringen, nämlich erstens, dafs Unterneh-
mungen dieser art auf grofse sprachlich und historisch
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die Wurzel SRÜ in fluTsnamen. 289
wichtige ergebnisse von vielleicht noch ungeahnter trag-
kraft hinausgehn und zweitens, dafs diese ergebnisse für
jetzt nur noch eine unbestimmte unsichere gestalt haben
können. Namentlich können wir flufsnamen zwar häufig
mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit einer bestimmten
Wurzel zuweisen, sind aber dem ungeachtet noch oft
darüber im unklaren, welcher speciellen spräche unseres
Sprachstammes sie angehören, zumal da es sich hier zum
theil um sprachen (vorgriechische, vorgothische) handelt,
deren sich die Wissenschaft für jetzt noch nicht hat be-
mächtigen können. Zum weiterschreiten auf diesem ge-
biete sind vor allem flufsnamenbücher nöthig, in welchen
möglichst die urkundlich und sprachlich ältesten formen
jedes flufsnamens verzeichnet sind; die übrigen formen viel
zu belegen ist nicht nöthig. Ans unmögliche würde übri-
gens die anläge solcher flufsnamenbücher grenzen, wenn
man sie auf bestimmte sprachen beschränken wollte; es
läge darin gewissermafsen eine petitio principii, da gerade
aus diesen Sammlungen die sprachen gefolgert werden
sollen, denen jene namen angehören. Bücher dieser art
müssen vielmehr bis jetzt sich nur über ein bestimmtes
geographisches gebiet verbreiten, immerhin über ein
so künstlich vereinigtes, wie etwa die deutschen bundes-
staaten sind. Ich sollte meinen^ dergleichen Sammlungen
könnten bei den vorhandenen vorarbeiten nicht so ganz
unausführbar sein und will deshalb hiermit angelegentlich
dazu aufgefordert haben.
Wernigerode. E. Förstemann.
DL 4. 19
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390 Schmidt
Der kyprische dialekt und Euklos der chres-
mologe.
Was Gesenius in den monumentis, Engel in seinem
werke über Kypros, Rofs in den griechischen inselreisen
über den kyprischen dialekt beigebracht haben, ist ein ro-
hes ziemlich unverarbeitetes material. Es scheint daher
kein undankbares geschäft, zu untersuchen, was sich mit
den freilich sehr unzulänglichen mittein über diesen gegen-
ständ herausbringen läfst. Da die inschriften uns kein ma-
terial liefern, bleibt Hesychios die hauptquelle, der eine
grofse anzahl glossen als amathusisch, aphrodisiensisch, ke-
rynetisch, kyprisch, paphisch und salaminisch überliefert hat.
Allein man würde sehr irren, wollte man allen seinen ein-
schlägigen artikeln gleichen werth beilegen, d. h. alle für
Überlieferung des Diogenianos, resp. Pamphilos und Zopy-
rion ansehen. Vielmehr ist vor allem eine classificirung
derselben unerlälslich, und diese ergiebt sehr bald, dafs
ein theil der kyprischen glossen seinen Ursprung nur der
häufigen verschreibung aus xÖTtgia verdankt, ein zwei-
ter aus den scholien zum Homer geflossen ist und, wie ge-
zeigt werden wird, den Jüngern Zenodotos zugewiesen wer-
den mufs, ein dritter mehr semitisches als griechisches ge-
präge hat, so dafs nur der rest als grundlage einer Unter-
suchung über den kyprischen dialekt verwendet werden
kann, wobei es jedoch zweifelhaft bleibt, ob die so heraus-
geschälte glossenmasse dem Pamphilos aus altem kyprischen
glossensammlungen zuflofs, oder einzig und allein in der
Orakelpoesie des kyprischen chresmologen Euklos ihre quelle
hatte. Wir vollziehen zunächst die ausscheidung des f&r
unsem gegenwärtigen zweck werthlosen, an sich nicht un-
wichtigen materials.
I. Nicht kyprisch sind folgende glossen:
äka* ß-dXaaaav rj oivog, KvTtgioi. Hier ist o7vog aus
ovvxcc, KvTiQioi jedenfalls aus xotiqm verdebrt, wie aus
Bekk. 374, 5 (vgl. F. Ranke de Hesych. p. 89) und Calli-
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der kyprische dialekt und Eaklos der chresmologe. 291
etratos dem Aristophaneer zu Hom. Od. q, 455 (p. 321 ed,
A. Nauck) hervorgeht.
änkavTa' QvnaQti, ankav^' nokXd. Kvtiqioi, Schon
die nähe von Qvnagä zeigt, dafs hier die eben gehobene
korrupte! stattfand. Heinrich Stephanus corrigirte ganz
treflTend: änXvvTa' QvnaQa, anXvvij \noXXa\ xongia^ V70-
bei Ttolld entweder zu änXrjra gehört oder aus naXaid
verschrieben sein kann.
änoai^QBV aTtoxa&aiQBi, Kvtiqioi, Vielmehr a;roxa-
&aigei xongia, reinigt von schmutz.
ßoQßoQl^ei' — fiolvvei. Kvtiqioi. Offenbar fioXvvst,
xoTiQou Ebenso wenig haben ßgifAce^si' ogy^ eig avvov-
aiav. KvTiQtoi und QoQixog etwas mit den Kypriern zu
schaffen; nur ist schwer zu ermitteln, welche nachbarglosse
das ethnikon eingebüfst hat. Vielleicht &0Qiveva[ai]' 6
^icplag l)^d'vg. Kvtiqioi oder ^^^OQva^' vTionoSiov, Kvtiqioi^
letzteres wegen der metathesis des q wahrscheinlicher.
SItitvov KvTiQiQv fXBTQov. ol 8k 7]ui(jiiSifAVov. Hier
ist xvTtQov zu lesen, über welches maafs Pollux X, 113
berichtet.
Sr]fil7]V' noQVYiv. Kvtiqioi, Die Kyprier mufsten Sa-
fjiiav sagen. Die n achhilf e ist zwar leicht, aber nicht recht
sicher. Sowohl Stipiiriv Kvtiqiv* tioqvijp^ was ein jam-
bograph gesagt haben könnte, wie Sfjfiir^v' tioqvtjv, Kv^
TiQvv ist statthaft. Ueber die Kvtiqiq Tiogvt] vgl. den arti-
kel des Hesychios selbst und Athen. XIH, 572 EF.
"Eyx^i'OQ* !AcpQodlvri. Kvngioi. Die glosse ist schon
durch ihren der streng alphabetischen reihenfolge nicht
entsprechenden platz verdächtig. Da die Aphrodite hv %Xbi,
verehrt würde, scheint ''fAc^og* 'AcpQodlrri. KinQig die
leichteste änderung.
ivevvoi' ^TtivijSeioi roTtoi slg Kvtiqioi (sie). Man hat
eine iQcke nach slg angenommen und Kvtiqioi auf kvsv-
vaxToi bezogen, letzteres historisch unmöglich. Meineke's
verschlag üg Kvtiqiv hat viel für sich, obgleich der aus-
druck etwas gewählt erscheint.
&^la' iySia (sie) KvnQioi. Ich habe in der ausgäbe
19*
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292 Schmidt
ans Cyrillus Vind. 171 gezeigt, dafs Kv7tQ$oi> auf &6ea =»
ö^v7]y &v6a zu beziehen ist.
xXsiSeg' axQaTHQ. Kvtcqioi. Meursius de Cypro I, 27
verbesserte richtig KkeZSsg' äxga rfjg Kvngov; vgl. He-
rod. V, 198; Strab. 682 P Ptolem. §.3; PIin.V,31, 35:
Theodorid. AP. VII, 738. Minder ansprechend ist axoa
Tig. KvnQioi. Derselbe fehler kehrt wieder unter TsyTja--
oog' axQfar^Qiov KvTtQtov, wofür weiterhin TBiyrjaog (sie)
axQot)Ti]Qiov Kvngov sich findet. KwiQiog wQrde doch be-
deuten, dafs bei ihnen nicht ein bestimmtes, sondern jedes
Vorgebirge xXuÖBg hiefs
II. Den homerischen glossen rechne ich folgende bei:
ayXaov yXacpvQov, Kgijrsg xal Kvtiqioi, Nach EM.
34, 10 alla (sie) avTi xov xaXd, Kvtvqlov lielse sich daran
denken Kg^reg. xaXov. Kvtiqioi zu schreiben. Allein da
Bekkers aneed. III, 1096 aylaov als lakonisch bezeichnen,
wird es sicherer sein im Hesychios nichts zu ändern. Ge-
senius monum. p. 385 irrt.
äs IX ig. aTiQBTiig. äxovug. KvfiQiou Der form nach
könnte allerdings, wenn der accent zurückgezogen würde,
äsixeg kyprische 2. pers. sing, sein, wie ignsg, ßoke. Aber
vergleicht man a ex lieg (sie) axoveig im Cyrillus Dresd.
(Mosq. 39) ist wohl klar, dafs AEICHEC gesehrieben werden
muis. Gemeint ist äteig, dessen acht kyprische form ätsg war.
äxBvsi' TTjgeh Kimgiot, Lies AOKEYEI. Gemeint
ist € 274 'Sigitava doxevsi; vgl. ApoUon. lex. Hom. p. 60, 14
Bekk.
ccXovgyd* rä hx rrjg &akdaarjg nogtpvgoL Kvngiou
Vorauf geht akova' xfJTtoi {xiJTiog Alberti). Mit recht zog
Kuhnken Ktmgioi hierher, ohne jedoch dies beginnen irgend
wie zu begründen und die glosse zu corrigiren. Es ist
aber AAOYAKHTTOI wie natürlich der Archetypus hatte
AAOYA: KHTTQI d i. dXovä' x^mp zu lesen, woraus sich
für den kyprischen dialekt zweierlei ergiebt; einmal, dafs
er das jota adscriptum des dativ wegUefs, zum andern, dafs
er das ciJ, wie auch andere dialekte z. b. der thessalische
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der kyprische dialekt und Euklos der chresmologe. 293
(Ahrens dial. 1,221), in öv verwandelte. Möglich also,
dafs auch ^oviov und ^ovov (d. i. C^ov), xovpotmsg kyprisoh
sind. Zur Umstellung des wortes Kimgioi aber berechtigt
uns sattsam die glosse ovd' qpvA?;. Kvtiqioi (d. i. taßd) und
igova* — avanavov (lies kg ovd' dvdnccvaig. KvTtQioi
wovon später. Vgl. 77, 302). Offenbar hatte die kyprische
ausgäbe der homerischen gedichte, wo wir d}.(i07j lesen,
dXovä und hxoXova fllr hxoX(pa. Das jota subscr. fehlt hier
gerade so wie in xova* hvixvga d. i. xücc xoi'ia xoia (s.
Hesych.) und oben in dXovä. Wenigstens wird diese na^
heliegende vermuthung, dafs der dialekt einflufs auf den
text der kyprischen edition hatte, bestätigt durch das eben
erwähnte kgovd, femer durch das recht significante kga-
Tot^iv dfBTtavdaato, wo M. Musurus ganz treffend kgd-
Tod-ev dpsnavaavTo corrigirte, minder probabel, weil die
eigenthümlichkeit des dialects verwischend, Meineke kgd-
Tv&BV vorschlug. Gemeint ist Hom. II. B 99. Aehnlich
urtheile ich über nknoaiAai" dxrjxoct, So mag die kypri-
sche ausgäbe K 504 gelesen haben , daher TiiTtva^ai unter
allen umständen eine vorwitzige correctur des Musurus ist.
Merkwürdig ist auch Hes. tto^iv MogvrjTog jivQvritsaov
{MvvijTog Mus.). Also MovrjTog aus II. T 296. So ist
es mir auch gar nicht unwahrscheinlich , dafs A 302 fdr
iT6Qf]fiSQoi die äolische ausgäbe eben jenes ävegdf^Bgoi hatte,
was von Meineke und mir für hnagdfjiEvoi' oi nag* rjfAi^
gav dnoXXvfiavoi und Indg^BVor oi nagd fioJgccv dnok"
Xvuevoi hergestellt worden ist. Auch xd^sXs dörfte sie ge-
boten haben, wo wir xdßßaXt oder xdfißaXe lesen. Andre
derartige beispiele ein andermal.
dnoXoiq>Biv' dnoTeXeiv KvTtgioi, was ich jetzt am
richtigsten in dnoXovipBlv* aTtoTiXelv (laconisch) ändern
zu dürfen meine, ist ebenfalls nicht kyprisch. Aber kurz
darauf folgt dnoXovaifieplai]* xoX[X]oßoiaeiv, wie So-
pingus richtig statt dnoXavaifievai' xoXXoßüaiv cod.,
dnoXovaifiBvai' xoXoßdasiv Mus. herstellte, aus Hom.
IL 455 und das erklären die alten öfter als kyprisch.
Man 8. Eustath. z. a. o. Lobeck rhemat. p. 22 und meine
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294 Schmidt
aristarch-homerischen excurse 2. th. p. 222. Auch lovaov
xoXoßoVy dnoXovafiavogf dnolovaig und XovfiaTa^ von de-
nen weiter die rede sein wird, ergeben sich daraus als glei-
chen Ursprungs.
aQovga* awQog airov 6vv ä^vgoig, KvTigtoi, verletzt
auch die alphabetische folgeordnung und flois deshalb nicht
aus Diogenian. ägovga ist aber homerische glosse; daher
aus den schollen zum Homer, wo dies wort als ursprüng-
lich kyprisch angemerkt war, auch diese glosse geflossen
sein durile. Sicher stammt daher femer:
ßgovxog' dx^iScuv elSog. *'I(avBg, Kvngioi Sijrjvx^^"
Qav ocxgida ßgovxav. Tagavrivot 8i drriX^ßov, lrs(>(o#
Tijv) agovQcciav fxdv{Tiv), Kypros hatte viel von heu-
schrecken zu leiden. Homer wurde f&r einen Kyprier ge-
halten, weil er durch benutzung der heuschrecke in einen
vergleich kenntnifs dieser thatsache verrathe. Derselbe
scholiast Victor. Hom. p. 567 a 44, der dies anmerkt, sagt
zugleich, dafs ßgovxog (von ßgvxeiv abzuleiten) bei den Ky-
priern dxgiSa bedeute. Hesych.: xilXog' — rärr^J ^pwt-
vog VTio KvTtgicüV aber hing damit nicht zusammen.
yoSäv xXaisiv. Kvngioi erkennt jeder als homerisch
an. Wie oben yavSäv iq yaväv nichts als verschreibung
aus yavdav ist, so würde es kein bedenken haben FOAAN
für rOJAjS zu lesen, ohne den Vorwurf der wiUkür auf
sich zu laden, wenn nicht zu beachten wäre, was unten
unter d. w. axvSd bemerkt wird.
iag* atfia Kvngioi^ nebst slag, rjccg^ lag. Dafs diese
glossen aus den homerischen scholien stammen, ist zu er-
weisen aus Herodianos beim scholiasten zu Hom. II. T87,
wo einige, d. h. doch wohl die kyprische ausgäbe statt
iiBgocpoirig lasen elagoTiö^rig, die blutsaugende Erinys.
&g6Saxa' &gi8axce. KvTtgi^oi. Kurz nachher steht
aber ö'gova' äv&ri xal rd kx ;^()w/iarwv TioixiX^ara, Ich
habe Philol. XIV 1 s. 206 der glosse &g68axa trauen zu
dürfen geglaubt. AUein &g6Saxa ist doch wohl byzanti-
nisch , wie aus Choeroboskos bei Oramer anecd. Oxx, U,
218,22 hervorgeht: x^-giSaxivij' afjfialvei §k xal Xdxccvav
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der kyprische dialekt und Euklos der chresmologe. 295
oTtBQ kv tri övvri&Bi(^ &QoSäxiov liyeTai. KvTtgioi ge-
hört jedenfalls zu d-Qovcc. Der scholiast zum Theocrit II,
59 lehrt, dafs so die av&ivä Ifidna von ihnen genannt
wurden. Die glosse geht auf Hom. IL X, 441, wo der
schol. B der falschen lesart &g6a folgt, welche sich auch
bei Hesychios findet, und ausdrücklich bemerkt: 'inaaöEV
driXot Sh Tiara KvTiQiovg xä tiolxMsiv,
xiQafAog* SsaficoTT^oiov, Hesychios läfst hier sein üTv-
TiQioi^ weg, man sehe aber schol. -£"387 EM. 98, 31 Apoll,
lex. Hom. 98, 4.
iv avrfjv avTov KwtQioi war wohl bei gelegenheit
von fiiv besprochen.
äxoaTT]' XQI&7] Ttaga Kyngloiq geht auf Z, 506. Im
Zusammenhang damit stand die notiz, dafs die Thessaler
die TQO(pTj so nannten. Vgl. yoirrj, xoaat, xo^iörri (lies
xoavT^) xoataL
(A^yaiQttv (f&oveiv aus Schol. Hom. H. iV, 563 fiB-
yatQUV 8i t6 (f&ovsiv ^alajuivioi Kiyovaiv. Auch xaSa^
flog' TV(pk6g 2aXafjLivioi aus xaXaog verdorben scheint mir
homerisch, aus der bekannten stelle xal xaXaog rot, ^sivs^
SiaxQiveis ro aijua.
Aufser den bereits erwähnten stellen Schol. D. E, 87;
JV, 563; T, 87 behaupten die schollen noch von folgenden
glossen kyprische landsmannschafl: a/it;^?^aAo€(r<r«i/* —
xava Kvngiovg eiSai/iova (ß, 753) anoigasie* Kvngicov
fj U^ig (schol. A. 0, 329) ÜTtaaüev öijlot Sk xard Kv-
ngiovg ro noixiXXuv wenn hier nicht eine Verwechslung
mit d-Qova stattfindet (schol. B. X, 441, Hesych. 'inaoaev
knoixMsv) ioficoQOi' — lovg o^etg H^ovreg' fiogov yag ro
o^v Kvngioi, o&bv xal vXaxofiojgoi (schol. BL. ,?, 479) EM.
776,22. Ttgo&vgoio' — KvTtgiot Si naarada äfjKpi&V"
gov (BM. i2, 323) ntokiv : Ttohv. Kvngmv rüv hv JS"«-
lafiivi 7] Ulig (schol. A ^, 1 Hesych. ;rroAt$* — i? no-
Xig) rdcpov : Kvtzqioi Sk rdqjov xov (povov (schol. B. W 29
0) 87) ;^a(>£TOg: MaxeSovsg Ss xal K-ongi^ov ^dgirag Xi-
yovai rag awBargafjifjihag xal oiikag fivgaivag, äg qjafXBV
atB(pavindag. Von diesen glossen hat Hesychios 2,3,4,6
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296 Schmidt
ohne angäbe des ethnos, 1, 7 ohne die angegebene bedeu-
tung, 5, 8 fehlen ihm ganz.
In sofern nun diese zusätze nachtrage des Hesych
selbst sind, haben sie, sobald es eine herstellung Dioge-
nians gilt, keinen gröfsern werth als alle andern interpo-
lationen. Willkommen aber sind sie als crgänzung der
scholien und unsrer kenntnifs zenodoteischer doctrin,
welche Hesych seinem lexicon auf diese weise ahnungslos
einverleibt hat. Bekanntlich besafs das alterthum unter
dem namen des Zenodotos zwei werke, k&vvxal U^sig und
yXwaaai. Welcher Zenodot Verfasser des einen oder des
andern oder beider sei, ist eine alte Streitfrage. Dem Ephe-
sier spreche ich sie mit R. Merkel entschieden ab. Man
kann füglich nur zwischen dem jungem Zenodotos aus
Alexandrien und dem Malloten schwanken. Ich möchte
mich für den Krateteer entscheiden, dem wohl auch das
werk Tragi ^ciwv qxovijg gehörte. Derselben ansieht sind
O. Schneider und Fr. Osann, H. Düntzer sieht den jungem
Alexandriner als Verfasser der lexicalischen arbeiten an.
Jedes der beiden werke wird nur zweimal citirt, das erste
von Galen, lex. Hippocr. p. 540 ed. Franz: ZrjvoSoTog füv
ovv kv ratg i&vixaig ki^söt. Tzi^av cpriol tov n68a xakeJv
!JQxddag xal Jcogieig; p. 542: Zjjvoöorog dh kv xaig k&vir-
xaig Xk^BOi ^Lxvcoviovg (pi^al t6 xiqqov TiiXXov opofid^eiv;
das zweite von schol. Apoll. Rhod. II, 105: arvtpKriV rpiy-
X^iav xal axlijgdv ovTiag KKbitoqioi (vergl. Bekk. Anecd.
111,1096) kiyovöLV, aig cpf]at Zf]v6öoTog kv ykcoaaaig, Kih-
Qijvaioi 8k Ttjp x^Q^^^ ^^^ schol. Ambros. Harlej. Od. y,
444 (Gram. Anecd, Paris. III, 436) Zj^voöorog Si ^v xaig
än.6 TOV J yXiüöCaig rid-fjöi r^v Xi^i^v (ddfiviov); denn so
liest diese stelle vernünftigerweise Pluygers in Tijdschrift
voor classigke litteratur 1852 p. 47 — 49, nach den mitthei«"
lungen G. G. Gobets aus cod. Marc. Venet. 613. Alle an-
deren stellen werden nur vermuthungsweise dem einen oder
dem andern werke zugebcbrieben. Osann Quaest. Hom.
P. I p. 7 ist geneigt, beide Schriften für eine und dieselbe
pur unter zwei titeln citirt zu halten; ich glaube mit recht.
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der kyprische dialekt und Euklos der chresmologe. 297
Auch in den k&vixaig U^sffi ist das terrain homerisch ag-
yvQons^a und noXii^v, Auf tiiXvov (paiov Kvngiov Hes.
kam Zenodot vielleicht bei derselben gelegenheit zu spre-
chen, sowie ich vermuthen möchte, dafs schol. Vict. N. 831
käipai. lAxaQväveg pij^si und Hesych. HXaxpa' SU(p&6iga
KvTtQLoi aus derselben stelle des zenodoteischen lexicons
stammen. Die tendenz des werks war offenbar antiari-
etarchisch. Während der meister Aristarchos die homeri-
schen glossen aus dem Homer selbst zu deuten bemüht
gewesen war, zog Zenodotos die ethnischen glossen als
hilfsmittel der Interpretation mit heran, nicht als ob er,
wie man später thörichterweise glaubte, den homerischen
Sprachschatz för ein Sammelsurium von dialekten und pro-
vincialismen gehalten hätte, sondern weil in der that — noch
bis auf den heutigen tag — einzelne landschaften, Städte
und Stämme diese, andre jene glossematischen ausdrücke
mit gewisser Zähigkeit festgehalten hatten. Die frage,
welche das zenodotische werk zu lösen unternahm, stellte
sich also so: welche homerische ausdrücke haben sich bis-
lang hier und da erhalten und empfangen aus dem begriff,
welchen man gegenwärtig damit verbindet, einiges licht?
Eine der interessantesten glossen ist in dieser beziehung
das nie verschollene ßXta&Qri {N, 390). Was hiefs es aber
bei Homer? Man hörte deshalb die i&vtj und erfuhr ana^
Xiqv xard lAgxdöag, vxprjlrjv xard Boicorovgy (pXoioßagij
xavd MayvTJragy TQa^uav xard Jqvonag, r^v^rifiiprjv xard
TvQQTivovg^ fj cxXrigdv xard Kagvariovg u.s.w. schol. ABL.
Dieser Sachverhalt ist auch klar aus Schol. y^ 444 : nog-
avi^i^og d* 6 'IsQanvvviog nagd 'legaTtvrvioig in ad^B-
örfcci X riv q)(ovriV ai'fAViov. Sehr zur ungebühr scheinen
mir daher von einigen die k&vixai ovof^aaiai des Kalli«
machos mit den hfvixal U^sig des Zenodotos zusammen-
geworfen zu werden. Während dieser zeigte, wie man mit
demselben homerischen worte in verschiedenen distrikten
seiner zeit verschiedene begriffe verband, sammelte Kalli-
machos die verschiedenen bezeichnungen für denselben be-
griff in den verschiedenen gegenden Griechenlands und Jta^
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298 Schmidt
liens. Aus Kallimachos flössen solche hesychiscbe glossen
wie Ixtagcc' ki^vixcog Ix&vg {^gh xrccga, Athen. VII, 329 A
Eustath. 1936, 12; Lobeck Paralip. p. 206) ivovXeovg'
VBßgog, k&vixwg (cod. ivixcSg.) tklixov rov rgayiaxov,
i&vixdig, iTTa' dQVOxoXdnrrjg ä&vixaig, obschon in der
letzten auch Zenodot anerkannt werden könnte. Aus dem
hiermit genugsam charakterisirten werke des Zenodotos
aber hat, glaube ich, der zufall ein kleines excerpt geret-
tet; es müfste denn, was mir ziemlich unwahrscheinlich
vorkommt, ein gelehrter sich das vergnügen gemacht ha-
ben, aus den homerischen scholien einen alphabetisch ge-
ordneten index deijenigen Völkerschaften anzul^en, deren
Sprachschatz homerische ausdrücke beibehalten hatte, und
diese ausdrücke wieder alphabetisch zu ordnen. Indessen
müfste dieser gelehrte weitaus reichere scholien besessen
haben als wir. Wenigstens enthalten unsre scholien zur
Ilias nur folgende ethnische glossen: argivische {alyllmog
TiQoiovBg), arcadische {ßXu)&Q7J, vergl. Hesych.), achäische,
akaranische (Idipsi)^ thessalische {dxoarai, tvt&ov)^ magne-
tische (SifjTat)^ sicilische (tzqo&vqoio) und kyprische. Dem
sei jedoch wie ihm wolle, der kern würde trotzdem zeno-
dotisch sein. Das beregte excerpt findet sich im cod. ür-
binas 157 fol. 276, woher es Bekker Anecd. gr. ITI, 1095 ff.
entnommen hat: Ttotai yXiaaaai xard noXeig, avrai xa-
koivrai yktüaarjuaTixai (1. h&vixcti). Hier werden rein ho-
merische glossen auf Athener, Argiver, Arkader, Aetoler,
Akarnanen, Ambrakioten, Aeoler, Hermionenser, Lakonen,
Magneten, Siculer, Phliasier, Thessaler, Böoter, Kyprier,
Dörfer, lonier, Kleitorier, Kreter, Korinther, Kerkyräer
zurückgeführt. Das gröfste kontingent haben dazu die
auch bei Zenodot ap. schol. Apoll. Rhod. II, 105 citirten
Kleitorier und die Kyprier gestellt. Letzteren werden zu-
gewiesen: KvnQioav: dXaog* rvcplog äkyog' oSvvt] «Ao-
Xog* yvvri Sinag' 71oti]qiov isfiagxpsv' ükaßev r^ßatov
öXiyov t^s' xd&iaov log' ßiXog ß-r^g* Xdrgig tag ß et'
(poßutai 7iid$Xa' imodrjuara (pdtsyavov ^i(pog ;^i9*ftJv
yfj toQyog' yvxp dovnriaBV dniß-avsv, Dafs der ky-
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der kyprische dialekt und Enklos der chresmologe. 299
prische dialekt hier nicht öberall rein erhalten ist, zeigen
u. a. &i]g' IccTQig vgl. mit Hes. d'ärag' S-fjtag rovg Jov-
Kovg KvTiQioi und xogyog' yvxp, ein beweis mehr, dafs
das excerpirte werk nicht sowohl ethnische glossen als
solche sammelte, sondern mit beständiger rücksicht auf die
bei Homer auftretende epische form. Zenodotos wird na-
türlich die dialektisch abweichende form notirt haben.
Urtheile man jedoch über die quellen der ethnischen
glossen in den homerischen schollen und den urheber des
excerpts bei Bekker nach eignem bedünken — , dafs He-
sych eine grofse masse derselben den schollen und nicht
dem Diogenian verdankt, wird nach dem eben gefQhrten
beweise, zumal manche die alphabetische Ordnung stören,
niemand in abrede stellen können. Alsdann kann mir aber
auch die befugniis nicht bestritten werden, die den Ky-
priem noch in späterer zeit geläufigen homerischen worte
bei der Untersuchung über den kyprischen dialekt gänzlich
auszuschliefscn.
III, Ziehen wir diejenigen glossen ab, welche offen-
bar semitisch sind: aß ad', diddaxakog. Kvtiqioi, voraus-
gesetzt dafs KvTiQioi hierher gehört; ayoQ' mxog Kv-
TiQioi (")^1Ä3? Bochart Hieroz. I. 2 c. 10 Ducang. c. 150);
V o
BXaGTa* Blaavi]. KvTiQiot (d. i. Blartd oder vielmehr
BaaXxd* Baakrig, vgl. Laurent. Lyd, p. 24) und die in-
teressante vox hybrida aßagrai' ntfjvai Kirngt^oi, abzu-
leiten von 'n3&^ volare.
Nachdem wir so eine gute anzahl glossen, welche fiir
unsem zweck von keinem belang sind, uns vom halse ge-
schafft haben, fähren wir zunächst den rest echt kyprischer
glossen alphabetisch geordnet auf, wodurch wir zugleich
einem erst neulich von G. Curtius geäufserten wünsche ent-
gegenkommen. Der kürze halber lassen wir Kvtiqioi über-
all weg.
aßaQiardv* yvvaixi^Ofiivtjv, xa&aigofjiivi^v xarafttj^
vioig.
äßla^' XafAnQOjg (sie).
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300 Schmidt
äßQBfAtig' aßlBTtijg. Kvtiqioi xaioL (?) Wahrschein-
lich: KvTiQior aXaol.
äyava* aayTjvtjv. So hat zwar der codex; aber ob-
schon auch Lobeck an der form keinen anstofs zu neh-
men scheint, glaube ich doch dafs sowohl accent wie casus-
endung falsch sind. Der Archetypus hatte gewifs ^'AFANA^
was aydvav zu lesen ist. Indessen liefse sich äyava durch
vafjuva = vöfiivfjp, äXxa = akxi]V, Icjxa = l(03C7jp schüt-
zen; nur wäre dann immer die frage erlaubt, ob nicht
ayäva zu accentuiren und der Spiritus asper das richti-
gere wäre.
aya&oe aicjTiq^, So lautet die glosse vor ayaoig. Mu-
surus corrigirte aufs geradewohl ayaä-^. Ich zweifle jetzt
nicht, dals tyal&og]* aidna zu emendiren ist, wie gar
oft glossen aus 7 unter ä und umgekehrt gerathen sind.
ty a • amna scheint mit a yä* i9'a6g confundirt zu werden.
ayxvQa' — Kvngiob 8h t6 rgioßolov, TgidßoKov
Bekk. I, 209, 28 Jos. Scaliger, rgißoXov Is. Voss.
ayxovQog' og&og 17 oQ&Qog. Dabei wird bemerkt,
dals andre das wort ay^ccvQog geschrieben hätten 6vv T(p
äv, und diese form kann ich allein für richtig halten, da
sie durch avgi^eiv und xivavgov ipixog^ w. m. s., gesichert
ist. üebrigens ist bg&og 7} zu streichen. Hesjchios wufste
nicht, wie die undeutlichen züge seines originale zu lesen
wären. Üdyxavgog ist die zeit um tagesanbruch, um welche
die kühle am empfindlichsten ist, kurz vor Sonnenaufgang*).
äSsiog' (xxd&aQTog. Das ä scheint intensiv zu sein;
andernfalls würde man die erklärung xa&agog erwarten.
äÖQVa (aSgota)' TiXoXa fiovo^vXa.
alnoKog' — xaTtt^log Tiagd KvTigioig.
äXdßri* — vno 8h KvTigicov fiagikt]. Lies dldßa,
ccXBim^giov ygacptlov {dletTiriigiov' yvacptlov
Meineke).
aXBvgov* rdcpog, Wohl aus ä und XBvgog zusam-
mengesetzt.
*) Ich erinnere mich wohl an B-xtqovX[X'\nv y halte aber auch dies für
verdorben aus O-vqavhrw.
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der kyprische dialekt and Eaklos der chresmologe. 301
av8a' avTfj. Kvngioi, Ueber diese schwierige glosse
wünschte ich von andern belehrt zu werden. Hesych fand
auch dv&rjfiSQOV für av&ijfiegov,
äoQov — &vg(0Q6v, Das ist offenbar aus Itogov ver-
dorben.
aovfiata' rä tüv nriffCOfAivcov xgt&cov ä^vga. Mit
recht verbesserte Pearson kovfiara^ was von Xovuv = xo-
Xovuv abzuleiten.
ccniXrixa' ani^^coya. Der codex hat a7t^i,vxa, aber
der stamm ist sicher AAK, wovon Xaxlg u. a.
ctTtoyEfjLt* äifBXxs. Vgl. vyyefiog' avkXaßdj.
otTcokvyfÄarog' aTtoyvfivioffig. Wahrscheinlich sind
zwei glossen in eine verschmolzen, was ja in Hesych nichts
seltenes ist, nämlich anoXovaig und anoXovafAarog, Danach
hat Meineke auch das befremdliche anovotpLov* anoyih
fivioaiv ansprechend in anoXovfjiov verwandelt.
ägi^og' Tdq>og. Ich glaube nicht, dafs das semitische
■pnn hier hilft<
ägfAvXa' vTtoSrjfiaTa. Man wird sich hüten müssen
dgßvXai. zu corrigiren, so leicht dies scheint. Dafs jl für
^ richtig sein kann, beweist wenigstens rgijLU&og, was nach
Steph. Byz. 633, 3. ed. Meinek. kyprisch fiör regißiv&og
ist; und vor der änderung dg^ivlai kann fjiv&a 2= fiv&og,
ßdXkat = ßriloi warnen. Da jedoch vnoSi^fiata bei He-
sych sehr oft aus vTioSfjfxd rt verschrieben ist, würde ich
dgfAvXa (d. i. dgßvi^)* vnoSijfid vi schreiben.
dgficiavog' anaafxog (?).
agnil' elSog dxdv&rjg. In EM. 132, 53 steht dafür
dngiii, wie Salmasius verlangte. In Hesych stört die glosse
die Ordnung, üebrigens theilt Hesych nur hier und u. W.
ßgiv&iv mit dem Et. M. den zusatz KvTtgioi. Das etymo-
logicon hat allein den dialekt angegeben u. d. W. ydvog'
TtagdSetaog 223, 47 x^ogSvktjv 310,51 Ki^^ig 515, 16
gelog (vgl. Hesych. xgowg) 539, 30 aiyvvovg (vielmehr lyv-
vovg) 712, 22 = Schol. Apoll. Rhod. p. 393, 10 ed. Keil.
avyagog' äccorog. Etwa ftir öavxgog^
avexi^si' a(paxeXi^6i.
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302 Schmidt
*d&Qi^6iV ^tyoijVj bald nachher richtig av^i^eiv
^Lyovv, Man vergl. äyx^^Qog' og&Qog und xtvavQov
xpv^og' t6 äfAa ii^iigc^, Mgi^eiv heifst vom scharfen mor-
genfroste leiden.
ßdklai' ßa&fjiol vno KvTtQioov, Man vergl. /?()oi/xa
f&r ßgovxog, fiv&a für f^v&og und a{}fjLvXa für ccQßvXau
ßofißola' 7] xokvf^ßdg kXaia nagä KvTigioig. Jeden-
falls ist ß aus X verdorben. Ich habe xofißdg vermuthet,
allein auch xofißoia ist wohl möglich. Wenigstens kehrt
die endung oTa wieder in Kegßoia oder Kigßoia einem ky-
prischen Örtchen am Vorgebirge Erommyon bei EQerocI.
Synecd. p. 707.
ßoovfjvd' — Tiagd Kwigioig 8k dvoffloog, Meineke
vermuthet sinnig ßovovrjrag — dvoaiog^ da es verboten war
den pflugstier zu verkaufen.
ßovxav^' äv€fiov rj {dpsfioivTj Adrian Heringa) ro
äv&og. Aehnlicher zweifei ist möglich bei Hes. xoxxv-
yia,, dvifi(üv rj KgoTovtätat, (sie). Ob kukkuksblume oder
wind zur zeit des kukkuksrufs.
ßovvog* atißdg. Meineke vermuthete ßvvovg von ßvoa.
ßgiv&i^' »giSaxivri. Kvjtgioi. Das EM. 212, 43 Äv-
ngioh 8k ßgev&KjizTjv {ßgiv&iv tr^v Voss.) &gi8axa kiyovai.
Vgl. Bekk. 223, 12 Nie. Coloph. Fr. 120 p. 203 ed. O.Schn.
Dies ist die einzige stelle aus Pamphilos, wo Hesychios
KvTzgioi beigeschrieben hat. Unter aoovov (Pamphil. Athen.
XI, 783 A), xvhxa (Glauco ap. Athen. XI, 480 P), xvfißa
(XI, 482 E 483 A), xmsUov (Simaristus Ath. 483 A), okTitj
(Klitarch Ath. XI, 495 C), fiayig (XIV, 663 B), ßdruc (sa-
laminisch nach Ath. II, 51 F) verschweigt er den dialekt.
ßgiyxa' t6 fuxgov. Ist wohl accusativ von ßgiy^*
ßgovx^Tog* — ßdiga^ov 8k Kvngioi,
BvßXioi* ol räv rdqxav (pvXaxsg Tiagd Kvngioig.
Wahrscheinlich sind priester aus Byblos am grabe des
Adonis zu verstehn.
yivvov Kimgioi xal kaßi xal xd&i^e,
ygä* (fdye. Hiermit ist xaygäg* xavacpayag SaXo/^
filvMi zu vergleichen, wie Meineke hergestellt hat*
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der kyprische dialekt und Euklos der chresmologe. 303
Safiatgi^siv t6 awäyetv top Jtj/jtfivgiaxov xagnov.
Seiv — aricpsiv. Kann richtig sein, aber auch argi-
(peiv möglich.
Si(p&6Q(iXoi(fog' YQafifiaTÖSiSdcxaXoQ nagä Kv-
ngioig,
ÖQoaovg' axQBiovg. Unbrauchbar, weil schwächlich,
wie die junge brut der thiere, die oft nach dem thau be-
nannt ist.
dvaea' rov Toi^ov rd nigi^.
'Ela&vg, ' EXctiovq. ElXt}Ti, EveliSrjg. ZrjT7]Q sollen bei-
namen des kyprischen Zeus gewesen sein, welche Gerhard
theilweis auf die dodonäischen Heller zurückführen will.
Sicher scheint mir nur, dafs 'Elcciovg (EXccuvg?) der auf
dem kyprischen Vorgebirge 'EXctia (A. Forbiger Geogr. II,
p. 1045) verehrte Zeus hiefs. Auch 'EvSt^tSsgf IIblqv&oi*)
und TafiiQaSai (d. i. die Homeriden) treten als nom. propr.
bei Hesych auf.
iXaxpa' äiicp&BiQct,
'iXcpog' ßovTVQov. Vergl. ailnov cilcpiov,
Hvcevov Hväsg. Gisbert Kon zum Greg. Gorinth. p,
270 sehr gewagt HvavQOV l^co&sv. Meine note lautet
y^ivdvov Üp&eg e. g. TtoSa insere pedem in calceum'^.
Noch ärger verderbt ist die glosse CITAYONOEC. JSala^
(livioi. Dafs darunter ein anderer name der salaminischen
Kyprier stecke, wie Miovsg {Mrjiovsg R. Stichle Philol.
X, 228 vgl. Steph. Byz,)* Kvtiqioi, glaube ich schwerlich.
Wahrscheinlich verbirgt sich darunter ebenfalls ein impe-
rativ, vielleicht ebenfalls ENAYON.
HTti^a' ogvsa. Die Ordnung verlangt Hni^a, ani^ia
vermuthete Salmasius.
igovvTsg' Uyovrsg. Kvtiqioi. Vorauf geht 'igortv
ioQTTjv; das ist aber äolisch; nachfolgt igova' avanavov
und hierauf wird Kvngioi bezogen werden müssen. Die
Kyprier müssen den gesetzen ihres dialekts zufolge für
*) Vergessen von F. A. Pott in seinen Stadien zur griech. mythol. NIB.
tnppl. HI, 811.
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304 Schmidt
igcoTj' ävdnavaig hgovci, f&r kgoisi,' ävanavov hgovBt sa-
gen — 'EQOvvTsg (1. iQsvvveg) müfste durch U^ovvsg er-
klärt sein.
iavt]' axoXri wird mit recht von L. Dindorf Thes. L.
Gr. m col. 2100 A verdächtigt. Es würde iatd lauten
müssen.
&ißa)Vog' xtßoDTog. Die Ordnung verlangt &ißf]vogf
was aus 6IBHN0C = tßrjvog, ßrjvog verdorben ist. Gese-
nius^ monum. p. 390 ableitung von rrnn mifsfällt.
&va* agvcifiava, Gnyat las aQTv/iara. Cyrill. Vindob.
171 schreibt &6tjj was in &66a verändert acht kyprische
form ist.
tya' amTta. Vergl. dydvccv^ Inva, ittcc tcpXrifxa u. a.
Ifiovtd' — KvTiQioi Sh ifiag i]yovv rd axoivia. Eine
dunkle glosse, der ich nicht zu helfen weifs.
naXiSia* ivxBQa, Verwandte worte weist die aus-
gäbe nach.
xdg. KvTtQioi dvrl rov xaL Pearson hat diese glosse
benutzt, um xdöTiös' xal roös zu halten und den Ky-
priem zu vindiziren. Ich glaube jedoch, auch trotz des
Versuchs in dieser Zeitschrift, xdg = xal zu rechtfertigen,
dafs fQr xai xcerd zu lesen ist.
xa^ila* av&f]. Is. Voss corrigirt richtig xdXxcci.
XBVsd' — KvTiQtoi 8h dvadavSgdösg. Nach W. Din-
dorfs ansieht ist die kyprische glosse ausgefallen.
xlßiaig' nriQa. xiXXog' riTxi^ Ttgcotvog, imo Kv-
ngiiav. Es folgt xifiat' x^f^^S TivQivog (so Meineke Philo!.
XIII, 561, ;^i;AAog coh., ;^vAog Mus.). Hierher scheint mir
vno KvTtQtcüv zu gehören. Kifid = x^f^og, wie fiv&a und
ßdXka = fiv&og, ßf]X6g. Auch xi^fid' 6 {cod. xifiaog) x^'
kog fAvgioDV ist dann kyprisch.
xivavQov tpvxog' ro a/ia rjiAkqcf, So der codex,
Musurus verkehrt xivavQa.
x^xriTog* o kfißdnrsrai 6 Xißavwrog (elg d hfißd^lB-
Tai Musurus). Hier mögen andre helfen!
xvvvnLCfia* to dno avefA^vkwv Jtorov, {nUafAa'i)
fioxpog* xt]llg kv tolg l/iavioig.
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der kyprische dialekt und Euklos der chresmologe. 305
fiv&a' (fODVrj,
61 IV Ol XQi&'^g' SeafAol xal Xlvoi nagä Kvitgloiq.
Doch wohl: oXivor XQi&ijg deCfioL
OQTog' ßvDfiog, Steht für avgrogj klingt aber seltsam
an 6qt7]^ ioQTfi an.
ovai' cpvXaL Ich habe Kvngvoi hierher gezogen, im
Codex steht es hinter ovagai' rjfJieig, was aus ov agag
yifiBi psalm. X, 7 verdorben ist. Gemeint sind die (!)ßaL
ovaQOV Sh 'iXaiov Kvjzqioi (?).
ovvov vyUg.
71 iaov — ;^(öp/ov (sie). Es ist wohl niacov = na-
Siov zu setzen.
nginov regag. Scheint am anfang verstümmelt.
IIvyiAaioDV "AStavig naga KvnQioig.
gvBiva' ägva. Mueurus gvfjva; auch dadurch wird
die sJphabetische Ordnung nicht hergestellt.
al ßoXe; tL Mkeig;
IIdq)ioi.
knixogov hmxonov,
'ea7to&' f^gntsg' no&h ijxsig.
svvgoaaaa&ar kmörgicpaö&at. Vgl. kmrgvaaBtv.
^d/iarog' mva^ Ix&vtjgog. Scheint ^(ofiog zu sein.
x^ogdvag* t6 H^co {&ogdv8ig?).
iyyia* slg.
"^ IfÄirgadv v7i6^(oö[t]ov ; d.i. vTtofiivgaaov,
IfiTtdvaov' 'ifißXBifßov.
xdßsLog' vkog gegen die Ordnung. Ich vermuthe xi-
ßog' kvvsog ^= xi7tq)og. Meineke wollte Kdßstgog. &s6g.
xaßXrig' fjidvSccXög r&v &vg(ov.
xog^cc' xagdia (codex hat xog^la).
xaxxscvar xaraxoxfjac.
xaXix^g' xarixsiao. Meineke vermuthet xaXi%BO'
xardxeiao.
xd Tiara' xataxoxpBig. Vermuthlich xanaraig = x a -
Tiard^Big' xavaxvxfjsig.
xdgga^ov nd(pioi xgä^ov (?)
IX. 4. 20
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306 Schmidt
xarigeaL' xa&iaat. Vielleicht xTBQeial* xada-
yiam.
xlßov iveov. Siehe xocßetog.
xiSvov kv&dSB. Kön zum Greg. Cor. p. 367 will
xiSvol.
llfit]V, kvdlCCTQlßt],
^oxoi' HvTog.
aaTii&og* ^vaicti.
adaai' xa&ioai. Vgl. Boeckh. C. I. n. 2430 Lobeck
rhem. 103.
aiq* Uat^sg. Pierso woUlte ^x^^^y auch Lobeck Path.
El. p. 47, 3 und G. Curtius grundz. der griech. etym. s. 169
vergleichen asQog' x^^^' 'H^eiot d.i. heri hesi. Meineke
dagegen vermuthete (eka)a6g' dka&eg.
ciai* TCTvaau Der codex hat Ttrtjaai, Lobeck rhem.
p. 32 schrieb gegen die Ordnung aiaai' nrvaai. Ich habe
damit ylai zusammengehalten, was von ^inrix) kommt.
aodvct' d^iv)]. Vielmehr aodla = ^vrjhj.
öTQonTj' dargaTiT]. Genauer argond.
veatg' atokij. Hier scheint v das digamma zu ver-
treten.
-SaAa^tVtot.
iliS'STwg dvrl tov ikO^i 2a7^a^ivoL G. Curtius in d.
zeitschr. VIII, 4 p. 204 erblickt darin den rest eines alten
imperativs kX&kxMg = hXd^irwr. Uebrigens hatte ich, wenn
ich hX&l rcjg durch tiqq^oV (oöe umschrieb, nicht raig
durch hieher übersetzt, sondern coSs durch sie, so wie
du bist, wie es bekanntlich Aristarch und alle andern
fassen. Im texte steht die lesart des codex; mit dem text
ist also gar nicht gewaltsam umgesprungen, wie Curtius
behauptet.
evxovg' x^^^'
x^edyov ro &etov ^ xa&aiQovoi* Meineke vermu-
thete &ediov.
xd da flog* rvcplog. Vielleicht xdXaogy dkaog.
xaSia' vägiav.
xaygäg' xaratpayctg. Der codex xdyqaxa* tacpv-
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der kyprische dialekt und Euklos der chresmologe. 307
ydg Mus. xdygc^* xcctatpvydg 2aXfAriQoi, was von Meineke
Philol. XII, 631 schön emendirt ist.
xvßog xal ol JSaXafiivioi, Xiyovai xvßov t6 tov ifta-
Ttov atiUBiov^ ndcpioi Sh ro TQvßXiov.
fxoTTO(payla' ß'vaia rig iv 2aka^XvL trjg Kvtzqov
reXovfiivij, Lies piOTTboTocpayla = fiVTTwrocpayia,
vyysfiog' 6vXXaß9]. Vgl. ä^oyefie.
vVTBQaariav xareayiv. öaXccfii^viog (?).
VQiyya* nrvov. Unter Ptyon ist wohl das kyprische
getraidemafs zu verstehen.
[KovQiBlg^
xoOfjLriTrig (sie) xovQUlg. kvrcKfiaoxiqg, Musurus xov-
QBvg. Man lese: xoa/ntjtijg' kwacfiaari^g. KovQisig, d.i.
die einwohner vom kyprischen Kurion. Wahrscheinlich ist
an das begräbnifs des Adonis zu denken. S. BvßXioi.
Kbqvvtjtcci.
KsQVPJJtai 3h Tovg fiix^ovg reTtiyag xala/ÄilvIdag
xaXovai.
xccTtta' t6 axoQoda^ d.i. caepe, porrum capitatum.
Vgl. Lobeck. Path. Proll. 91, 15.
ia&kai* ^vhva naiyvia.
xvßdßSa' alfjLcc, Ich habe xvfißccSa* hXaiav ver-
muthet.
MdXixa' TOV 'HQaxXija. Scheint semitisch Melech.
Die aphrodisiensische glosse oQ^oaradov ist jetzt ver-
schwunden, da Meineke für t6 6q&6v. !äq)QoSiai6ig im
Philol. Xn, 617 t6 6q&6p d(pQoSiaid^eiv hergestellt hat.
(Scbltifs folgt.)
Jena. M. Schmidt.
20*
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308 Legerlotz
Georg Gerland, Der altgriech. datir, zunächst des singular (inau-
guraldiss ). Marburg 1859.
Eine gründliche, ihren gegenständ erschöpfende abhandlung,
deren Verfasser, von v^elchem in dieser Zeitschrift bd. IX heft 1
nun auch eine arbeit über den dat. plur. erschienen ist, mit nicht
unbedeutender detailkenntnifs in einigen sprachen eine lobens-
v^rerthe richtung auf das allgemeine verbindet
Der Verfasser erklärt sich gegen Pott, nach dessen ansieht
der griechische dat. sing, bekanntlich ans dat. und loc. zusam-
mengeflossen ist, und tritt Bopp bei> der in dem griechischen
dat. sing, auch der beiden vocalischen declinationen den skr. loc.
wiederfindet. Für die völlige identität z. b. der formen auf q>
und Ol spreche der umstand, dafs da, wo zu dem anerkannten
loc. oiixoi ein adjectivischer zusatz nöthig werde, der sogenannte
dativ eintrete («V fisocp oJx^), spreche ferner ein ausdruck wie
01X01 evean yoog (ß, 240), da heati sonst immer den dativ bei
sich habe, spreche endlich die anwendung von ayq^ in dem sinne
von ruri und der ganz gleiche gebrauch von xoi und zqp und andrer
formen auf oi und q) bei Simonides undPindar. Dafs nun die formen
auf Ol die älteren, die auf (p erst aus ihnen entstanden seien
(wie? das wird s. 7 besprochen) lehre der böotismus, worin der
dativ in den ältesten denkmälern auf oi (roi Ödfioi) oder auf ein
daraus hervorgegangenes v sich endige, während formen auf Q)
nur selten und nur in zweifelhaften fällen sich fänden; ein glei-
ches ergebnifs erfolge aus dem iv ÜQiavaioi einer kretischen In-
schrift. Vom böotismus lasse sich ein schlufs auf die andern
dialecte und auf die a-declination machen. Der grund, warum
sich hier keine formen auf ai erhalten, wird Seite 6 angegeben.
Formell könnte der dativ der beiden ersten declinationen ebenso
gut locati vischen als dativischen Ursprungs sein; der syntaktische
gebrauch müsse entscheiden. S. 8 f. wird nun aus der ersten
bälfte der Ilias eine lange reihe beispiele des locati vischen ge-
brauchs des dat. sing, der ersten und zweiten declination (z. b.
^(levov dxQordty xoQvcpy A, 499) beigebracht. Anzunehmen, dafs
dieser locativische gebrauch sich aus dem dativ entwickelt habe
sei logisch unmöglich, da in der spräche alles geistigere, ideel-
lere vom sinnlichen ausgehe; und auch im skr. habe der dativ
einen sehr beschränkten gebrauch, indem er häufig durch den ge*
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anzeigen. 309
netiv und besonders durch den locativ vertreten werde, dessen
anwendang eine sehr ausgedehnte sei, indem er aufser für den
dativ auch für den instrum., als casus der beziebung und abhän-
gig von den verschiedensten verben vorkomme (s. 10 f.). Aber
auch die Pottische casnsvermischung sei nicht glaublich: der lo-
cativ, ursprunglich der casus des ^wo^, drücke im sanskrit und
griechischen (z. b. devdilkcov ig Saaatov ^ 'O^vacrn de fiaXiaia
X, 180; s. 8 anmerk.) oft auch das ^wohin^ aus, und da sei es
leicht zu begreifen, wie sich aus diesem gebrauche ^die ethische
bedeutung des zielest der dativ, entwickeln konnte, ja mufete.
Also: der griechische dativ der beiden vocalischen declinationen
sei syntaktisch ursprünglich ein locativ und daher sei er es auch
formell; und dafür spreche in der consonantischen declination
nicht blofs wiederum der gebrauch (beispiele s. 1 1 ), sondern auch
sogar die form des dativ, da t einem skr. ^ nicht entsprechen
könne. — S. 12 — 17 bespricht der Verfasser dann eine reihe zur
Sache gehöriger einzelformen, zunächst mehrere adverbien auf a
und rj {nijf navrq u. 8.W.), die bald mit bald ohne «subscr. ge-
schrieben werden. G., gestützt auf mi^ teiöe und ähnliche for-
men des milderen dorismus und auf navtä^ das in den Inschrif-
ten und bei den grammatikern immer mit dem i erscheint, er-
klärt sie für locative, gegen die gewöhnliche meinung, welche in
ihnen instrumentale sieht, die formen ohne i für die echten hal-
tend. Sodann werden vai^ vfj, dai^ öij ^-d^, xa*, «t, ei, ixei,
ineiy aleif dei^ roi, evtavd'ol, Ivdoi^ s^oif mdoi^ agf^oly rrjXoi
nach form und gebrauch als locative erwiesen. S. 17 — 20 wer-
den darauf die infinitive auf (levMj aaiy a&ai behandelt: formell
könnten sie ebenso gut locative, als wofür Bopp und Leo Meyer
sie halten, dative sein; der gebrauch spreche für das erstere.
Dann (s. 20 — 21) kommen die adverbien auf *, zuerst die den
hauptwörtern am nächsten stehenden auf rc an die reihe, über
die G. sich kurz fafst, da Bopp accentuationssyst. §. 145 sie aus-
führlich besprochen hat; dann die Wörter mit dem suffix &i (^o&h
ifj},6&if oixo&i u. s. w.), worin G. mit Benfey den locativ eines
ans der wrz. dha stammenden substantivischen Suffixes sieht; der
vor dem casusvocal unterdrückte stammvocal erscheine noch in
ivrav'd^ot (s. 21). Ferner werden als locative gedeutet und auf
ihre wurzeln zurückzuführen gesucht ^qi (s. 23), nQiat (s. 24 — 25),
vxpif bei der Sappho ixpoi (s. 25), axQi und tiexQi deren nebenfor-
men auf -^ hierin die praepos. eV enthalten sollen (s. 25 — 26),
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310 Legerlotz
ayxi (s. 26—27), ^-x*> ^^ X^'i <^-^*» ^^^'Ih in deren n oder xi G.
den locativ des relativs sieht (s- 27—28), ferner aQi-^ iqi- (s. 28),
iti (s. 28—29). Endlich (s. 30—56) unterwirft G. noch die prae-
positionen, von denen ja so viele auf « ausgehen, einer scharfen
Prüfung. Die ansieht Bopps, der diese wörterklasse bekanntlich
auf pronomina zurückführt, indem ihre bedeutung nach ihm auf
gegensätzen wie dieser und jener, diesseits und jenseits beruhen
soll, wird verworfen, da die ganze menge der praepositionellen
namenbezeichnnngen aus solchen blofsen gegensätzen nicht ent-
standen sein könne, auch viele von den praepositionen wie dg^
dfAq)if nQOy negi sich auf kein grnndpronomen zurückfuhren lie-
fseu und weil nicht erklärlich sei, wie z. b. aus u upa, npari her-
vorgehe. Denn mit Bopp in dem pa und ri sinnlich bedeutungs-
lose Suffixe zu sehen widerspreche aller Sprachphilosophie, wi-
derspreche den gesetzen der psychologie, wonach keine spräche
ursprüngliche reine formwörter haben könne (s. 31 — 34). Damit
falle auch Potts ansieht, der die eine der von ihm angesetzten
3 klassen von praepositionen für „unabgeleitet und ursprünglich
in nicht minderem grade als die pronominalstämme a, i, ka, ta^
hält. Dagegen erhält Webers ansieht, dafs die praepositionen
auf verbalwurzeln zurückgehen, Gerlands beifall: aus den wur-
zeln hätten sich Substantive, oft durch antritt blofs einzelner ca-
snssuffixe auch wohl nur substantivische Wurzelgebilde formirt,
deren ursprünglich ganz sinnliche bedeutung sich immer mehr
verflüchtigt und so gewissermafsen die reine form zurückgelassen
hätte, eine ansieht, die auch W. v. Humboldt und Jac Grimm
theile, und die von der spräche selbst in geschichtlicher zeit be-
wiesen werde. Verworfen werden aber die von Weber angesetz-
ten wurzeln als zu schwach belegt oder von zu abliegender be-
deutung; auch fehle Weber darin, dafs er nun fast alle praepo-
sitionen auf verbal wurzeln zurückführen wolle; ihr Ursprung sei
vielmehr im gesammten sprachstoff zu suchen (s. 35 — 37). Von
8. 37 an sucht dann G. die aufgäbe zu lösen, in den einzelnen
praepositionen bestimmte casus (in denen auf i locativ) nachzu-
weisen und die jedesmalige wurzel aufzudecken. Hierbei hält er
sich selber aber nicht frei von dem fehler, den er so eben erst
an Weber gerügt; auch er greift öfter zu unbelegten, von indi-
schen grammatikern nach ihrer verfehlten methode erfundenen
wurzeln. Es würde zu weit führen , die nun folgenden einzeln-
heiten anzugeben, die nicht wenig neues, freilich auch nicht
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anzeigen. 311
wenig gewagtes, ja gewaltsames enthalten. Besprochen werden
dno, anaiy Ini nebst «t/; (s. 37 — 39), naqir^ TtOQai, Ttsgi nebst
ncLQog, ndgoi'&e u. s. w. (s. 39 — 41), am nebst apta, avr^p,
dvtiog, ivT-av&a (s. 41—42), iv, in^ elvi, bIp, iV, dvd, nebst oi'oo
und av, sowie das argivisch-kret. «n*, ceV, «V (s. 42— -45), d/jupi
und dfiq^ig (s. 45 — 46), Öid, Öiai (s. 46), xatd, xatai ('ßattjg)^
nebst xdrm (s. 47 — 48), fjietd (s. 48 — 50), ngo nebst ngt^ap,
nQB(6v, nQ(a(üv^ Uqoop und fiQoitjv^ ngmi, ngoitog, nQf]vi]gy nQVfi'
pog^ TiQVfAvtjj TtQvtavig^ und ngoti, noQxi, nori, nqog (s. 50-^54),
vno, vnai, vnf'g, vttbiq^ nebst vxpi (s. 54 — 56). — Nach diesem
abschweif wendet sich G. wieder zu dem dativ singularis zurück,
um nun noch die frage zu beantworten: wie ist seine form ent-
standen? wie sind überhaupt die casussuffixe entstanden? Potts
ansieht, wonach sie verstümmelte präpositionen sind, wird abge-
wiesen, weil die praepositionen dann ursprunglich reine form-
wörter wären, weil sich irgend eine spur von tmesis auch hier
noch erhalten haben würde, weil die praepositionen, da sich viele
erst vor unseren äugen entfalten, sicher jünger seien als die ca-
sus und endlich, weil sie selber schon casus seien (s. 56 — 57).
O. tritt Bopp bei, der die casussuffixe für angetretene pronomina
hält. Ein pronomen sei allerdings auch ein Stoffwort, ein wort
das einen gegenständ bezeichne; während aber die verbal- und
Substantiv- oder reinen stoffwurzeln den gegenständ in sinnlicher
äufserlicbkeit auffafsten, fafsten ihn die pronomina, wenn auch
ebenfalls gegenständlich so doch nicht in einer speciellen sinnli-
chen erscheinnng, sondern in der form seines daseins, in seinen
Verhältnissen im räume auf. Hieraus lasse sich begreifen, wie
die pronomina ganz passend seien an die reinen stoffwurzeln for-
male beziehungen, die läge, die form, die Verhältnisse, welche
der Stoff im räume und dann in. der zeit, also in unsrer an«
schauung haben soll, anzutragen (s. 57 — 58). Die zahl der ca-
sus und ihre bedeutnngen forderten nun freilich eine mehrhcit
der raumbezeichnungen, aber doch nur eine gleichartige, be«
schränkte, wie sie die pronomina zu bieten vermöchten. Das lo-
cativsufüx sei der pronominalstamm i. Dieser bezeichne das für-
wort der dritten person als ruhend, beziehungslos gedacht, so
dafs es, an reine stoffwurzeln antretend, der wurzelbedeutung
eine ruhend räumliche bezeichnung anfüge. Auf analoge weise
wird 8. 59 — 61 das m des accusativ singularis aus dem prono-
minalstamm amu, das t des ablativs und das s des vocativ sior
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312 Kahn
galaris aus dem pronomen ta (sa) gedeutet and das ^ des dativ
siDgalaris als das potenzirte locativsuffix erklärt. — Das ergeb-
nifs der bisherigen untersuchnng, dafs die Griechen gar keine
dativform gehabt, sei nun auch ethnologis<di wichtig; denn dmraas
ergebe sich, dafs, was schon Lottner aus andern thatsachen ge-
folgert, dafs die Griechen noch vor den Italikern, nicht umge-
kehrt, wie Jac. Grimm annehme, ausgewandert seien aus der ur-
heimath, wo sich erst nach ihrem abzöge der dativ entwickelt
habe (s. 62). — Da sich vom Instrumentalis im griechischen und
lateinischen keine spur finde, der locativ aber sehr geeignet sei
auch das räumliche beisammensein — und das sei die sinnliche
grundbedeutung des instrum. — zu bezeichnen und im sanskrit
auch wirklich oft ganz instrumental verwendet werde, sowie sich
auch im griechischen der dativ d. i. locativ so gebraucht finde
(z. b. ;^aji«ai ßäXe divögea fACOiga mit^civ gi^r^ci aal avrotg
av&eai fjiijkmv), so lasse sich daraus schliefsen, dafs sich der In-
strument erst nach abtrennung der Griechen und Lateiner und
zwar aus dem locativ entwickelt habe (s. 63). „Also nicht drei
casus sind im griechischen dativ zusammengeflossen, sondern aus
einem kelch haben sich jene drei blätter nach und nach entfaltet^
(s. 64)-
Da möglichste kürze geboten war, so hab' ich mich dabei
begnügen müssen den blofsen Inhalt der interessanten abhandlung
meines freundes anzugeben. Sonst hätte sie, die ja die tiefsten
fragen der Sprachwissenschaft berührt, reichlich anlafs geboten za
bestätigenden wie widerlegenden bemerkungen.
Magdeburg, d. 10. jan. 1860. G. Legerlotz.
G. £. Geppert über die ausspräche des lateinischen im älteren drama.
Leipzig 1858. IV, 132 ss. 8.
Die vorliegende scbrift stellt sich die aufgäbe die durch Ritschi
und seine schüler bei der kritik des Plautus u. s. w. zu gründe
gelegten gesetze einer erneuten prüfung und zwar vom grammati-
schen Standpunkt aus zu unterwerfen, damit den römischen dich-
tem nicht etwa wortformen untergeschoben werden, die dem
idiom ihrer spräche widerstreben. Zu diesem zwecke werden
namentlich die capitel der lateinischen grammatik über synizese
und Synkope einer nochmaligen prüfung unterzogen und ihnen
eine kurze einleitung über die ausspräche der altrömischen vokale
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anzeigen. 313
und diphthoDgen vorangescbickt So sehr man daher mit dem
zwecke der schrift von vornherein einverstanden sein könnte, so
wenig wird man sich doch mit der aasführang im einzelnen be-
ireanden können, da sie im ganzen sich weder freihält von will-
kübrlichen voraussetzangen noch einen richtigen begrifiP von der
historischen entwicklung der spräche überhaupt zeigt. Nament-
lich sind es die vocale über deren natur zum theil eigenthümli-
che grundsätze aufgestellt werden : der verf. giebt zu, dafs es eine
zeit gegeben habe, wo voster, vorto u. s. w. gesprochen sei, so-
wie dafs mehrfach an der stelle eines späteren e in älterer zeit
ein u gestanden habe, aber er sagt, dafs es hierdurch nicht wahr-
scheinlich werde, dafs man das kurze e und o in allen den fällen,
wo wir es namentlich in den ältesten Urkunden finden, auch ge-
sprochen habe. Wenn nun aber die ältesten inschriften das o
in bestimmten Wörtern aufweisen, jüngere dagegen an seiner stelle
das e zeigen, oder zwischen e und o schwanken, so ist doch in
der that nicht zu begreifen, in wiefern dadurch unwahrscheinlich
werden solle, dafs man in jener älteren zeit, wo sich nur o fin-
det auch immer o gesprochen habe. Ebenso willkührlich ver-
fährt der verf. mit den diphthongen, wenn er sagt (s. 2): man
werde nicht annehmen dürfen, dafs die römische spräche bei ih-
rer sonstigen vorneigung für einfache vocale eine so grofse menge
von diphthongen gehabt habe, wde uns aus den frühsten denkmä-
lern entgegentreten. Die „sonstige vorneigung** kennen wir doch
nur aus der späteren spräche und der einfache scblufs könnte
daher doch nur der sein, dafs die spätere Sprache den früheren
diphthongenreichthum aufgegeben habe. Wenn der verf daher
z. b. das auftreten des diphthongs ou für späteres u als eine von
den Griechen hergenommene bezeichnung hinstellt, so vnrd er
damit wahrscheinlich wenig Zustimmung finden, da ja derselbe
sich entweder als aus früherem ov hervorgegangen herausstellt
oder in solchen Wörtern erscheint, wo auch in den entsprechen-
den Wörtern der verwandten sprachen ein gunirtes u eintritt. —
Nach dieser einleitung über die ausspräche der vokale, die etwa
vier druckseiten füllt, geht der verf. dann zur synizese, apokope
und Synkope über und bringt allerdings hier mehrfach ein brauch-
bares material zusammen, die behandlung desselben leidet aber
im ganzen an demselben grundmangel, nämlich an dem verständ-
nifs sprachlicher entwicklung ; so stimmt der verf. s. 40 dem Pris-
cian bei, der den inf. auf ier als eine poetische zerdehnung aus i
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314 Kuhn
ansieht, so sagt er, indem er eine behauptung von Weil und Ben-
loew, die sich auch auf das umbrische gestutzt hatten, angreift:
„ die flexionssilben zum schlufs der worte seien in demselben
überhaupt noch nicht so ausgebildet gewesen", es ist da aber na-
mentlich von der 3. pl. auf nt die rede, welche bekanntlich fast
alle indogermanischen sprachen älterer zeit bewahrt haben, so
dafs also von einer ausbildung etwa von covortuso zu covortussu,
covortusont nicht die rede sein kann. So wird s. 49 gesagt, dafs
fio „ohne zweifel" aus fieo wie im griech. tgog aus leQog^ fili
ans ülie entstanden seien, während doch die ganze fiexion, na-
mentlich üerem dagegen entschiedenen einsprach einlegt. So soll
s. 49 istic, illic aus iste hie, ille hie entstanden sein, so wird
s. 50 vermuthet, dafs paullus aus parvolos abgeleitet werden
müsse, so wird ebendaselbst das doppelte r in narro „mit recht
aus der synkopirung von gnaruro hergeleitet", während doch Pau-
lus (ed. Lindem, p. 71) statt dessen „gnarigavit apud Livium sig-
nificat narravit" und „gnarivisse, narrasse" hat So wird s. 54
„die ausstofsung des consonantischen i in eicio n. s. w. der ausfall
eines gntturals genannt, das i von maius soll sich (ebend.) aus
dem g von magis erweicht haben u. s. w. Wenn der verf. daher
von diesem aus den angeführten thatsachen hinreichend bezeich-
neten Standpunkt aus, prüft, ob die Ritschrschen gesetze etwa
^em römischen idiom widerstreben, so ergiebt sich, dafs derselbe
schwerlich geeignet ist, sie im richtigen lichte zu sehen. Ob der
weiterbau auf dieser sprachlichen grundlage geeignet sei, bessere
resultate für die metrik der römischen komiker zu gewinnen mufs
referent den sachkundigen zu beurtheilen überlassen.
Ludovici Schwabei philosophiae doctoris de deminutivis graecis et
latinis liber. Gissae, a. 1859. 103 pp. 8.
Der verf. liefert in dieser kleinen schrift einen treiflichen
beitrag zur lateinischen und griechischen wortbildungslehre, indem
er zugleich fruchtbare Seitenblicke auf die in seinen gegenständ
einschlagenden erscheinungen der verwandten sprachen wirft, um
80 seiner arbeit einen nach allen Seiten möglichst erschöpfenden
abschlufs zu geben. Wir können uns sowohl mit seiner methode
als mit den rcsultaten im ganzen nur einverstanden erklären.
Im ersten kapitel handelt derselbe über den gebrauch der demi-
nutiva und spricht zuerst in erschöpfender weise über den um-
fang des begriffs, indem er zugleich zeigt, dafs weder die grie-
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anzeigen. 315
chische noch die lateinische bezeichnung amfassend genug sei;
dann handelt er im zweiten abschnitt desselben über die frage
quae orationis partes deminationem recipiant und geht dann im
zweiten kapitel zur bildung der deminutiva über, indem er die
einzelnen suffixe der reihe nach durchnimmt; in zwei exkursen
behandelt er dann noch zum schlufs die deminutiva in alo und
xillo. Bei behandlung dieser einzelnen abschnitte werden mehr-
fältig auch, wie es nicht anders möglich ist, etymologische Unter-
suchungen eingewebt, deren resnltate zum theil sehr ansprechend
sind, so wird z. b. s. 24 das alterthümliche ningulus aus necuUus,
negullus mit einschiebung der nasalis, die mehrfältig zur Verstär-
kung der wortstamme eintritt, erklärt, der Vorgang zugleich durch
das spanische ninguno, port. nenhun, prov. negun, wal. niciun ge-
stutzt, wobei doch wohl auch der analogia non singulus ein ein-
flufs einzuräumen sein wird. — Gegen Pott und Benfey wird das
a der dem. endung iGxog mit Bopp aus nicht zu verachtenden gi'un-
den als euphonischer einschub genommen und dabei auch auf
ndd. bäuksken, aigesken hingewiesen; dabei ist zu bemerken,
dafs das s hier hauptsächlich nur nach gutturalen und palatalen
eintritt, so z. b. im berliner dialekt sticksken, schlicksken, heks-
ken, steksken, lechsken, knechsken, gegen wippken, lemmken,
flemmken, ermeken, blettken, vegelken, dreppken, messerken,
endeken, hendeken, jingeken (und jingsken), lempken, hindeken,
heiseken u. s. w. — Für die bedeutungsentwicklung der endung
Idy Id zur bildung von deminutiven bringt der verf. treffende ana-
logieen aus dem deutschen und sanskrit bei. — In dem exkurs
über das Suffix alo geht der verf. von dem wichtigen unterschied in
der natur des griechischen und lateinischen 1 aus und weist nach,
dafs deshalb das letztere in der regel den u-laut zur anfügung
an den stamm verwende und wo a eintrete, dieser vokal andre
gründe habe. — Was s. 83 über den persischen Ursprung von
odvdaXov gesagt wird, schliefst wohl die frage über die herkunft
des Wortes ab; ebenso verdient auch die Zusammenstellung von
TieQXi&cxXig • igmöiög Hesych. mit querquedula ungeachtet der Ver-
schiedenheit der vögel Zustimmung, wenn der verf., wie ich glaube,
in betreff der grundbedeutung des Wortes recht hat. — Für die
mit dem suffix xillo gebildeten deminutiva weist der verf. theils
mit Sicherheit, theils mit grofser Wahrscheinlichkeit guttural aus-
lautende wurzeln nach; in betreff des eingetretenen s nimmt er
den euphonischen einschub eines solchen an, was doch einiges
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316 Kuhn
bedenken erregt, da zu einem rein mechanischen einscbab in den
vorliegenden fällen doch kaum Veranlassung war, eine genauere
Untersuchung des Ursprunges des lateinischen x durfte vielleicht
geeignet sein zu befriedigenden resultaten zu fuhren. — Schliefs-
lich die bemerkung, dafs der druck der sanskritwörter und Suf-
fixe sehr fehlerhaft ist, was indefs in sofern von geringerer be-
deutung ist, als die richtige lateinische Umschreibung daneben
gegeben ist. Im übrigen sind spräche und druck correct.
Albertus Schwarz: de praepositionibus graecis et latinis. Annexa
est commentatio de verbis iu —/ii. Regiomonti Pr. 1859. 52 pp. 8.
Ohne eine nur einigermafsen ausreichende kenntnifs der ar-
beiten seiner Vorgänger, denen er den Vorwurf macht einen fal-
schen und verkehrten weg eingeschlagen zu haben, unternimmt
es der verf. über den ursprunglichen gebrauch und die ursprüng-
liche bedeutung der präpositionen zu schreiben, indem er sich
bemüht zu beweisen, dafs der gebrauch derselben in der Zusam-
mensetzung mit verbis älter sei als ihre Verbindung mit nomini-
bus. Wenn wir ihm auch daraus keinen Vorwurf machen wol-
len, dafs er die neue ausgäbe von Pott's etymolog. forschungen (die
übrigens mindestens vier monate vor der ausgäbe dieser disser-
tation erschien) noch nicht kennt, in der alle von ihm behandel-
ten fragen in ganz anders erschöpfender weise behandelt werden,
so hätte er doch, da er sich auf den sprachvergleichenden Stand-
punkt stellt, mindestens die ältere ausgäbe jenes Werkes kennen
sollen, in der Pott an verschiedenen stellen schon seine ansichten
über die präpositionen ausführlich entwickelt hat und namentlich
die stelle etym. forsch. II, 360 „man macht sich — einer noch
verkehrteren meinung schuldig, wenn man sich einbildet, als seien
z. b. pronomina und präpositionen von dem verbnm, wie reife
birnen vom bäume, abgefallen und hätten erst dadurch ein freies,
selbstständiges dasein aufser der Wortverknüpfung erhalten u.s.w.'^
würde ihn in Verbindung mit anderweitigen von Pott u. a. zahl-
reich vorgebrachten gründen wohl von abfassnng seiner schrift
zurückgebracht haben. Wir können daher auch hier von einer
][>rincipiellen Widerlegung des Standpunkts der vorliegenden ab-
bandlung absehen , da alles was für denselben vorgebracht wird
hinlänglich von Pott widerlegt ist und beschränken uns auf ein
paar kurze, die unter einander verglichenen präpositionen betref-
fende, bemerknngen« In der vergleichung von ob mit skr. abhi
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anzeigen. 317
hat der verf. zwar jedenfalls zahlreiche voi^änger, aber dennoch
wird sich dieselbe schwerlich rechtfertigen lassen; ich habe schon
früher ob = npa gesetzt und halte daran fest, indem es mehr-
fach in denselben Verbindungen wie upa erscheint, man verglei-
che z, b. R. VI, 32. 3 upa yantu mrtyum mit mortem obeunto,
ferner upasäd f. die belagernng, berennung mit obsidere, obsidio,
upagam hinzukommen, herankommen an, erreichen, treffen, wi-
derfahren, begegnen (sukham upagatam), verfallen in, theilhaftig
werden mit obvenire in seinen verschiedenen bedeutungen, um
sich zu überzeugen, dafs sanskrit und latein in diesen fällen voll-
ständig parallel laufen. — Von dem praefix re wird gesagt, dafs
es in den andern sprachen keine verwandten habe, während doch
die vergleichung mit prati unzweifelhaft ist, so dafs der verf.,
wenn er sie gekannt hätte, nicht genöthigt gewesen wäre in re-
divivus den antritt eines i ohne irgend welchen grund anzuneh-
men. — dvti soll = ati sein (p. 8), während doch das sanskrit
das vollkommen entsprechende änti und das lateinische ante hat
Kurzum wir vermissen auch in diesem theile der arbeit, die ge-
hörige Vorbereitung des Verfassers, um über dergleichen dinge
zu schreiben. Denselben eindruck macht die im anhang gege-
bene abhandlung über die conjugation in -^t, in welcher sich der
verf. abmüht zu beweisen, dafs diese conjugationsform die ältere
und ursprünglichere sei und ursprünglich die einzige aller grie-
chischen verba gewesen sei. Der verf. scheint keine ahnung da-
von zu haben, dafs Bopp vor 44 jähren mit dieser entdecknng
den grundstein zur vergleichenden grammatik legte!
Scbulgrammatik der griechischen spräche, von Dr. Val. Chr. Fried r.
Rost, herzogl, koburg-goth. oberscholrathe und director des gymn.
ill. zu Gotha. Zweite verm. und verb. aufl. Göttingen 1859.
Wenn gleich die absieht des Verfassers, eine parallelgram ma-
tik der griechischen und lateinischen spräche auf der grundlage
der durch den schüler erlangten grammatischen anschauungen in
der muttersprache zu liefern, vorzugsweise die syntax ins äuge
fafst und die formenlehre zu Veränderungen von diesem gesichts-
punkte aus, nach der vorrede zur ersten aufläge s. 17., weniger
nöthigte, so hat der verf. doch auch hier sowohl diesen Stand-
punkt mehrfach zur geltnng gebracht, als auch hin und wieder
die resultate der neueren vergleichenden Sprachforschung aufge-
nommen, wenn er z. b. in der conjugation der haupttempora die
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318 Kuhn
enduDgen fif, (Ti, ti im sing, als die ursprünglichen ansetzt und
derartiges mehr. Je mehr dies daher anzuerkennen ist, um so
mehr vermifst man ein gleiches verfahren in anderen fällen, wo
ein solches gerade für gewinnung praktischer resultate von nut-
zen gewesen wäre, wie z. b. in der lehre über den eintritt des <T
vor den passivischen mit & und fi beginnenden endungen, wel-
ches §.85, 5 b als blofse Verstärkung gefafst wird, wie auch
§.125, 4 das ca der epischen formen wie Tiooaif xsQaaasvy itd-
Xsaott kurz als Verdopplung erklärt wird, während doch §. 192 b
und §.51, 5 a richtig angenommen wird, dafs das thema der neu-
tra auf og (und von einem solchen, nämlich ttlog stammt ja das
denominativ tEXm) auf a ausgehe. Aber auch wo eine verglei-
chung mit dem lateinischen und deutschen stattfindet, wird man
mehrfach die ansieht des verf. als eine unrichtige und geradezu
in den köpfen der schüler Verwirrung hervorrufende bezeichnen
müssen. Wenn z. b. §. 9 anm. 4, wo vom digamma gesprochen
wird, gesagt ist, dafs videre aus idati', vinum aus ohog^ ovis aus
oi'g entsprungen seien, so kommt man damit auf den längst
als unrichtig aufgegebenen satz eines Ursprungs der lateinischen
Sprache aus der griechischen. Wenn der verf. ferner aus der
deutschen grammatik die bezeichnung umlautung einführt §. 15,
1 und 2 und sagt, dafs sich die laute e und et häufig in die
umlaute a und o umgestalten, als beispiel wird u. a. aneiQtOy ia-
noQfiaif enoQO, angeführt, so tritt er damit einmal, was das si
betrifft, selbst mit seiner eigenen richtigeren annähme §. 85, 8a
in widersprach, wo das ei richtig als blofse Verstärkung des prä-
sensstammes bezeichnet wird, andrerseits kann die bezeichnung
um laut statt ab laut, welche dem schüler aus der deutschen
grammatik geläufig sein mufs, nur Verwirrung anrichten und das
um so mehr, als der verf. in einer anmerkung noch hinzufügt:
„Im deutschen ist die umlautung ungemein viel häufiger und man-
nichfaltiger und kommt nicht blos bei der ableitung und in der
Verbalflexion zur anwendung, sondern auch bei der bildung des
plurals der Substantiven, wie z. b. dächer (von dach), häuser (von
haus), brüder (von bruder) u. dgl.** Gleiche Verwirrung mufs es
in den köpfen der schüler anrichten, wenn in der deklination die
ausdrücke starke und schwache deklination in der weise
verwandt werden, dafs der letzteren die griech. Ite und 2te, der
ersteren die 3te zugewiesen wird, da doch bekanntlich jene Un-
terscheidung im deutschen auf einem ganz anderen gründe beraht
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anzeigen. 319
und die griech. Ite und 2te die vokalischen stamme auf a d, ti,
(also die ursprünglichen a- stamme aller drei genera) umfafst,
während alle übrigen vokalischen und consonantischen stamme
der 3ten deklination zufallen. — Wir wollen mit diesen kurzen
bemerkungen dem anerkannten werthe des viel verbreiteten Schul-
buchs durchaus nicht zu nahe treten, hielten uns aber verpflichtet,
auf diese schwachen selten desselben aufmerksam zu machen, um
den würdigen hrn. verf. vielleicht dadurch zu veranlassen, dafs er
auch der formenlehre bei einer künftigen neuen aufläge eine ein-
gehende Umgestaltung angedeihcn lassen möge, damit sie eine
mit den resultaten der Wissenschaft mehr übereinstimmende form
erhalte als dies in der vorliegenden aufläge der fall ist. Die
grammatiken von Curtius und Ahrens, sowie das buch über die
bildung der tempora und modi von Curtius würden zu einer sol-
chen Umgestaltung hinreichenden Stoff liefern, ohne dafs der verf.
dazu nöthig hätte der vergleichenden Sprachforschung ein eindrin-
genderes Studium zu widmen.
A. Kuhn.
Auge.
Unser germanisches wort äuge goth. augö bietet bekannt-
lich der etymologischen erklärung Schwierigkeiten dar, da die ver-
wandten sprachen dem vollen diphthong AU sämmtlich einfach
ein ä oder dessen euphonischen Vertreter o gegenüberstellen (lith.
akis lat. oculus etc.). Auch das g ist nicht ganz richtige laut-
verschiebung, und jedenfalls wäre eine erklärung wünschenswerth,
die beide Schwierigkeiten zugleich beseitigte.
Es scheint mir, dafs, wie im altnordischen die lautgruppe an
zuweilen durch a vertreten wird (gas = gans), wie im angel-
sächsischen dieselbe gruppe sich in ähnlichen fällen als 6 dar-
stellt (gos), wie im lithauischen an nicht selten zu u wird (wil-
kus = goth. vulfans) im lettischen sehr häufig 6 für dieselbe
gruppe eintritt (lett. rohka „band** = lith. ranka), wie ferner
die altslavischen nasalvocale ^, ^ sich in den meisten jüngeren
dialecten in lange vocale auflösen (sl. r#ka band = russ. rüka),
wie endlich nach Kuhns bemerkung selbst im sanskrit ähnliche
erscheinungen vorkommen (us endung des potential und redupli-
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320 Lottner, miscellen.
cirten praeteritums aus ans für ant), so auch bereits im arger-
manischen die nasalirten grappen AN, AM, AN, AM sich zu-
weilen in au umgestalteten. Die endang des gothischen conjunc-
tiv läfst kaum eine andere erklärung zu als die angegebene (si-
jau aus sijan, sijam = skr. syam), ebenso wird die mediale
imperativendung dau von Bopp dem skr. täm gleichgesetzt.
In der Wurzel ist die erscheinung seltener, aber unläugbar.
So entspricht goth. nau)>s (stamm NAÜDI) = not doch unver-
kennbar dem altsl. n^d-iti für NONDITI „zwingen**, und ebenso
das urdeutsche GRAUTA-S, das aus ahd. gr 6z agls. great mit
Sicherheit folgt, dem lat. grandis.
So könnte denn augo sehr wohl für ango stehen, wenn
die verwandten sprachen nur nicht die Wurzel stets ohne nasal
aufwiesen. Indessen hat wenigstens das lithauische eine form
at-anku „die äugen öflfnen, schauen**.
Unterstützt wird diese erklärung selbst durch das g, da sich
mehrfach beispiele finden, theils von unregelmäfsiger erhaltung der
mediae, theils von eintritt derselben für tenues nach dem nasal,
vergl. die gothische endung der 3. pl. nd mit skr. (a)nti, das
participium praesentis in AND mit skr. (a)nt, hund „ hundert*'
mit centum. Im falle eines ursprünglichen NK ist die sache
um so natürlicher, da die lautgruppe NH ungermanisch ist (da-
her goth. hahan, fahan sich altnordisch bei einschiebung des
nasals sofort in hänga, fänga verwandeln). So steht im go-
thischen comparativ zwar juh-iza dem vedischen juva^a für YQ-
VAQa gegenüber, aber im nasalirten positiv haben wir juggs
d.i. JÜNG(a)S = juvencus.
Der griechische relativstamm.
Nach den von Savelsberg (zeitschr. VIII, 401) vorgetragnen
gründen läfst sich, so weit ich einsehe, kaum noch an der di-
gammirung des griechischen relativstammes zweifeln. Hingegen
ist die von demselben angenommne abkunft vom interrogativ-
stamm EA, KYA unglaublich, insbesondre weil ein anlautendes
E nimmermehr griechisch durch asper vertreten werden kann. —
"Wie in andern fällen weist die Verbindung des asper mit di-
gamma auf ursprüngliches cp zurück, und da nun auch qn^ „si-
cut** existirt, welches Curtius ganz richtig mit goth. sve „wie**
verglichen hat, woraus sich das hochdeutsche (alt und neu) rela-
tive so entwickelt hat, so wird man kein bedenken tragen, das
ganze griechische relativ aus diesem stamme hervorgehen zu las-
sen. Auch altnordisch sem „sicut**, relativ partikel, die zugleich
nominativ und accusativ des pronomens vertreten kann, scheint,
obgleich die nähere art und weise unklar ist, zum stamme SYA
zu gehören.
London, 6. febr. 1860. C. Lottner.
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ftorKn. Mbci 1860.
SitttcAe».
Soll
^TofeffoT an bet i^Sntgftd^en Stealfci^nle )» iQBetlm.
3Dafi erfd^cittm etner neuen „®^^x6^t befl yreufeif^en ©tatttc*"
bebarf too^^l an fi(i[> feiner 0ie(i[>tfertignng. SBenn e« für |ebcn ?)röt^
l^od^wid^ttg ift, fid^ mit ber ®^äfx6)tt feine« 8anbe8 »ertrant gn mculj^ai,
fo ift e8 bieS um fo mel^r bei bem Umf(]^wunge, ben unfer engfteS
aSoterlanb in ber legten 3eit erfolgen i)(df unb mit bem unftreitig ba8
Sntereffe für bie Äenntni^ 9>reu^n8 unb feiner SSergongenl^eit in »ei*
teren Reifen gewai^^fen ift.
9C6er nid^t bIo8 auf bie Sl^efinal^me feiner Sewol^ner, catify a»f
biejenige ber avi^ feinen @ren gen »ol^nenben beutf (i^n ^efer wirb
jnmol gegentodrtig bei ber erl^ol^ten SSebeutung, bie i^ta^m eben \dgt
für ba8 öbrige JDeutfd^lonb gewinnt, eine moglid^ft objettiüe 2)arftcl«
bmg ber yreu§if(]^en @ef(ij>{(i[>te redjinen bfirfcn.
JDer SJerfajfer, bur(]^ feinen in 17 Sluflagen erfd^ienenen ^8eitfaben
beim geogra:t)]^if^en VitAtttl^*\ mie im^ feine t)erfd^iebenett ^Ktlon^
ten bem ge^rerftonbe belonnt, ^at e8 \xä) gur Slufgob^ gemad^l, ein
SBerl ju bearbeiten, ba§ bie 9Ritte jwif^n rein wiffenfd^aftlidj^ mtb
popvi&ttx 3)arfteIIung ^altenb, is>tm madigem Umfange unb borum ju
mäßigem |)reife ju befd^affen fein feilte. 5)ie rei(ä^en gorf(ä^ungcn, »el(|e
in neuerer 3^ auf biefem Gebiete gemad^ morben, gu Derwertl^en, bie
gal^lreiij^en veralteten unb irrt^umlic^en Eingaben, bie, wie ©ad^oerfifin^
bigen belmmt ift, cmS einem S3u(f^ ia bai anbere übergegangen, gu
»ermeiben, mußten i^n feine grünblid^en ©tubien auf biefem ©ebiete
gang befonberS befähigen, »on bereu ©rgebniffen ber mit Sld^tung ge«
nannte ^]^ftorif(i[>e SltlaÄ ber SWarl Sranbenburg" l^ier angeführt fei
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3tt>^t)eft^td^unlte toattn eS Dorguglti]^, bie ben SSerfaffer bei fdtiar
Slrbett leiteten, ©rftenfl fam e« i^>m borouf cm, bie ^rtöetteruttg be8
©taat« gebiete« mit ftefonberer Stit^erffamfeit ju öerfolge« unb il^r
eine geogrctjjl^if^e ©nmbtage ju geben. Dbwol^l l^ierbei bie ?WatI Sron:'
benburg notfirli^ öorgugSweife berudpd^tigt twnrbe, fo ift bo(ä^ twn jebem
©ebiete, ba« on ^reu|en gefaüen, \z naä) feiner 3Bi(i^tigfeit eine JDor*
jtdbmg feiner frfil^ren Setl^oltniffe gegeben »orben. — Sluf ber onbera
©ette war e8 fein Seftreben, mt^ ali eö in ben meiften, felbft tioti^äfx^^
tigenSBerfen gef(i^e]^t, bie inneren^SSerl^dltniffe bargn^eHen. SBie
neben jjenem dn^eriid^en ^roje^ beS'^nttKi^fenfl be« ©taotefl bnr^ neue
©rtoerbnngen ber innere einl^ergel^t, baS Bufammenfd^meljen ber einjel*
nen ganbeöt^eile, bie ®ermaniprung nnb gebenötoeife feiner Bmofyatt,
bie SBerdnbemngen in feiner SSerfaffnng n. f. \o. ^<d ber SSerf. befonberS
einbringlid^ nnb nberfii^tl{(i[> bargeftellt nnb l^offt bamit cmd^ bem weiteren
Äreife ber gefer beö Sttd^eS einen erwünf (ä^ten JDienft erwief en jn l^oben.
SBenn fid^ ber SSerf. tro^ ber geftellten Slnfgaben nnb be« reid^en
SRoteriald^ iad gn bearbeiten war, anf einem ))er^ltni§m&^ig Ino^^en
Siamn einrid^ten feilte, fo fonnte bieö nnr bobnrd^ gefd^e^en, ba§ er
Don aüem Slnefbotenwerl nnb öon längeren ^iaifonnemeniö abfal^. ®r
»erfolgte bie fd^wierigere, aber <iu(S), fattö fie gelingt, nngleid^ bojrf«
barere Slnfgabe, bie Stl^otfad^en felbft fo fyred^en jn laffen, ba| burd^
fie ein moglid^ft flareö Silb »on l^ertorragenben |>erfottlid^feiten, wie
iM)n gangen Seitrdnmen gewonnen werbe.
JDer enge Bufommen^ng ber ^)ren§ifd^en mtt ber bentfd^en @e^
fd^id^te, mit ber fie fo innig üerwad^fen ift, wnrbe »om SSerf. ^rad
feftgel^alten, bod^ nnr infoweit, atö bie allgemeinen aSer^altniffe l^eribei*
gebogen werben mn§tm, nm bie mtterlSnbifd^en gn erlSntem.
JDie Slrbeit fd^lie^t bei bem Solare 1815 mit einer l^iftorifd^^^geogra*
]|)]^fd^en Ueberfld^t ber gnle^t l^gngefommenen äSeftanbt^e htS ptm*
flifd^ ©taate« ah mtb giebt an« ber übrigen afegierungögeit &S>vd%
§riebrid[> SBil^lm« III. nnr bie ^an^tmomente.
5)0« SBerf wirb in 6 giefemngen \>on je 6 bi« 7 aSogen in gro§em
JDda»»gwrmat gnm |)reife »on 10 @gr. erfd^einen; jebenSRonat erfd^cfc»
nen 2 Siefemngen. 5)ie »orliegenbe ^lunbignng giebt ein trene« 33ilb
»on Format, 2)rudt nnb ^a:pier be« SBerle«.
SBir loben hiermit aUe gremibe »aterlfinbifd^er ©efd^id^te nnb ber
SSerbreitnng i^rer ^twütd^ im SSolfe, nomentlid^ ge^rer nnb SSorfte^er
»on SSotÖbibliotl^elen gnr ©nbfcription onf genannte« SBerl ein.
Z>nMf wn 3.9. etat dt iii,8er«ii.
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Oartiiis, das dreisUbengesetB 4n grieoh. und lat betontmg. 321
Das dreisilbengesetz der griechischen und la-
teinischen betonnng.
In meiner bemerkung über eine bisheivnicht beachtete
imperativform (zeitschr. Vm, 294) wies ich auf die Über-
einstimmung der Griechen und Römer in dem die beto-
nung beider sprachen beherrschenden „dreisilbengesetz^ als
auf ein bei der frage nach dem T^wandtscbaftsverhältDtfe
derselben zu einander nicht zu übersehendes moment hin.
Lottner, gegen dessen auffassnng der sache diese bemer-
kung gerichtet war, antwortet darauf s. 77 dieses Jahrgangs
mit wenigen werten, indem er jenen einwand leicht besei-
tigen zu können glaubt, und die erwähnte Übereinstim-
mung theils als unerheblich, theils als spätem Ursprungs
und deshalb zufällig bezeichnet«
Die möglichkeit eines zufälligen Zusammentref-
fens mufs man allerdings bei dieser wie bei vielen andern
sprachlichen erscheinungen zugeben. Aber da sich diese
Übereinstimmung in die grofse kette besondrer analogien
zwischen den beiden südeuropäischen sprachen einreiht,
so ist an und für sich gerade so wenig grund vorhanden
sie ftr zufällig zu halten, wie bei jeder andern Überein-
stimmung und gerade so viel grund die entstehung des
dreisiibengesetzes in die gräcoitalische periode zu verlegen,
wie daf&r, die Übereinstimmung der griechischen betonung
mit der indischen aus der periode vor der trennung des
griechischen vom indischen zu erklären. Die einfache me-
thode unsrer Wissenschaft ist, denke ich, die, wesentliche
analogien zwischen zwei als verwandt erwiesenen sprachen
so lange als gemeinschaftliches erbgut zu betrachten, bis
etwa der gegenbeweis flftr die spätere entstehung und da-
mit für die Zufälligkeit — oder naturnothwendigkeit —
der Übereinstimmung gefEkhrt ist. — Unerheblich kami
aber doch ein bis zu diesem grade die spräche durchdrin-
gendes betonungsgesetz gewifs nicht sein. In allen Wis-
senschaften gilt die regel, dafs ein gesetz, ein prineip mehr
bedeutet als eine, wenn auch grofse reihe ^nzeker durch
IX. 6. 21
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322 Cartius
kein princip verbundener föUe. Insofern hatte ich, glaube
ich, recht, die gemeinschaft in diesem „durchgreifenden"
princip für wichtiger, d, h. eine engere gemeinschaft be-
kundend, zu esklären, als die einzelnen, wenn auch merk-
würdigen punkte, in denen die griechische betonung mit
der isanskritischen zusammentriffi;. Von „subjectivem gut-
dünken'^ kann, meine ich bei einer frage kaum die rede
sein, deren stand sich sogar in zahlen ausdrücken liefse.
Denn dafs die zahl aller mehr als dreisilbigen Wörter — und
in allen diesen gilt jenes gesetz — gröfser ist, als die zahl
der Wörter, die im griechischen und sanskrit gleich betont
sind, glaube ich so lange behaupten zu können, bis einer
die gegenrechnung liefert. Aufserdem aber glaube ich in
meiner anzeige in Jahn's Jahrbüchern bd. 71, s. 337 ff. es
wahrscheinlich gemacht zu haben, dafs mit der beschrän-
kung der betonung eine innere Umwandlung derselben, näm-
Uch eine gröfsere energie eintrat, so dafs also, falls das
dreisilbengesetz gracoitalisch ist, die beiden sprachen ex-
tensiv und intensiv in der betonung sich in ganz besonde-
rem grade gleichen. Auf jeden fall aber bleibt es ein feh-
ler in Lottner's früherem aufsatze, dais er die abweichung
des lateinischen vom griechischem in diesem punkte her-
vorhob, ohne dieses Zusammentreffens auch nur mit einem
Worte zu gedenken.
Freilich aber wäre dies ganze zusammentreffen ohne
bedeutung, wenn sich wirklich der beweis fähren liefse,
dafs das dreisilbengesetz sich nicht in der gräcoitalischen
periode, sondern erst später, ja, wie Lottner mit grolser
Zuversicht behauptet, för das lateinische sogar erst nach
der trennung dieses idioms von seinen nächsten italischen
schwestersprachen gebildet hätte. Lottner stützt sich da-
bei auf die zuerst von Dietrich in dieser Zeitschrift (I, 543
ff.) mit vielem Scharfsinn aufgestellte, seitdem von Weil
und Benlöw und namentlich jetzt von Corssen im zweiten
bände seines vortrefflichen werkes „über die ausspräche
des lateinischen" ausführlich entwickelte ansieht, wonach
das ältere latdn zum theil von abweichenden betonungsge-
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das dreisilbengesetz der griech. und lat. betonimg. ^23
setzen beh^rscht wurde. Natürlich war mir diese ansieht,
als ich jene zeilen schrieb, nicht unbekannt. Aber ich war
nach reiflicher Überlegung schon früher zu der Überzeugung
gelangt, dafs sie unhaltbar sei, und hatte mich in diesem
sinne gelegentlich, namentlich Zeitschrift VI, s. 24, ausge*
sprechen. Da nun die frage an sich nicht unwichtig ist
und da nunmehr so viele achtbare forscher sich fQr die
entgegengesetzte meinung ausgesprochen haben, halte ich
es für eine art pfiicht meine einrede — durch die ich sonst
leicht in den schein hartnäckigen zweifelns gerathen könnte —
wenigstens in der kürze zu begründen. An einer ausführ-
lichem erörterung, welche die frage wohl verdiente, ver-
hindern mich für jetzt andere dringendere arbeiten. Vor-
her aber ein wort mit Lottner allein!
Auch wer annimmt, dafs die vocalschwächung in con-
ficio und ähnlichen formen mit Sicherheit auf die betonung
der drittletzten silbe schliefsen lasse, leugnet damit noch
nicht die geltung des dreisilbengesetzes für das altlateini-
sche überhaupt, er leugnet sie nur für einen verhältnifs-
mäfsig beschränkten kreis von bildungen, namentlich für
componirte und reduplicirte formen, er hebt jenes gesetz
nicht auf, sondern nimmt nur *ausnahmen davon an. Das
ist in der that die ansieht Corssens, der bd. II s. 583 mei-
ner ansieht über den gräcoitalischen Ursprung jenes geset-
zes beistimmt. Freilich, eine erhebliche zahl von ausnah-
men erhalten wir, und an gewicht würde jene Übereinstim-
mung unleugbar verlieren. — Aber ferner, was beweisen
denn jene bemerkungen, die Lottner über die umbrische
und oskische bedeutung beibringt? Welchen accent sollen
wir fttr umbr. Jupater, für osk. fefakust eigentlich anneh-
men? Etwa den acut auf der pänultima, unter dessen schütz
sich das a unversehrt erhalten habe? Ein wunder, dafs doch
die Griechen in nurriQy in irganov das a ohne den accent
zu erhalten vermochten. Aber immerhin, das paroxytonon
bewiese dennoch nichts gegen das dreisilbengesetz. und
ganz dasselbe gilt von allen übrigen fällen. Die Um-
brer und Osker betonten entweder ebenso wie die Römer,
21*
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924 Gurtiiis
was idi mit Corssenll, 338 ff. im allgemdi^n < wahr-
scheinlich halte, wufsten aber die volleren laute besser als
diese zu erhalten — dann beweisen ihre formen nichts in
^ betreff des accents — oder sie erhielten ihre vocale unter
dem schütze eines dem ^de näher stehenden hochtons
— dann beobachteten sie das dreisilbengesetz erst recht —
dann fallen die gründe, um derentwillen Dietrich und Cors-
sen ausnahmen tou diesem gesetze ftkr das latein annah-
men^ fbr das umbrische und oskdsche weg, und wer mit
mir jenes g'esetz schon in die zeit vor der tr^inung der
Italiker von den Griechen verlegt, fibide in diesen sprachen
eine bestätigung, keine Widerlegung seiner ansieht. Uebri-
gens sind einzelne spuren jener vocalschwächung, z. b. in
osk. praefucus von Corssen nachgewiesen , so dafs also der
ganze einwand vollends unhaltbar wird.
Doch nun zur hauptsache. Sollen wir wirklich amieh-
men, dafs das von den grammatikem überlieferte betonui^s-
gesetz, wonach der hauptton im lateinisch^i so gut wie im
griechischen nie über die drittletzte silbe hinausgeht, in der
älteren periode des latdnischen erhebliche aumiahmen ge-
habt habe? Das material zur beantwortung dieser firage
liegt jetzt bei Corssen in ^rofser Vollständigkeit und bester
Ordnung vor. Zunächst also: eine Überlieferung fOr die be-
hauptete Verschiedenheit der betonung ist nicht vorhanden.
Die einzige art eines Zeugnisses, welche man früher in ge-
wissen eigenüiümlichkeiten des Versbaues bei den älteren
dichtem zu gunsten einer hochbetonten viertletzten silbe,
z. b, in t^tulerim gefunden zu haben glaubte, wird von
Corssen, und gewils aus guten gründen, verworfen. Corssen
selbst nimmt jene ausnahmen nur für die aller Überlieferung
voriiergehende vorlitterarische periode der spräche in
anspruch, und spricht sich dahin aus, dals „schon Jahrhun-
derte vor den punischen kriegen die spräche dahin neigte,
die titere betonungsweise zu beseitigen^. Mit andern wer-
ten: die ganze annähme ist eine hypöthese, sie hat keinen
udem grund, als den, dafs sich aus ihr gewisse lautliche
^genüiümlichkeiten am leichtesten scheinen erklären zu
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das dreiflilbengesetz der griech. und lat betonung. 325
lassen. Der hTpotbesen kann keine Wissenschaft, am we-
nigsten unsre Sprachwissenschaft entbehren, aber sie erfor-
dern um so sorgfältigere prüfting, je mehr sie, wie in die-
sem falle, mit der Überlieferung in Widerspruch gerathen.
Im allgemeinen werden wir eine hypothese nur dann ftkr
annehmbar halten, wenn
1) alle in betracht kommenden thatsachen aus ihr er-
klärbar sind,
2) wenn diese erklärung ohne Widersprüche durch-
flifarbar ist,
3) wenn die thatsachen sich nicht auf eine andere weise
leichter erklären lassen.
Sehen wir nun wie es in diesen drei beziehungen mit
dieser hypothese steht, ohne uns im einzelnen ängstlich an
diese reihenfolge zu binden. Die in betracht kommenden
thatsaehen sind die Schwächungen und gelegentlichen aus-
stolsnngen von yocalen und diphthongen im Innern lateini-
scher Wörter, vorzugsweise bei einer Vermehrung des wort-
anfanges durch composition oder reduplication, z. b. in con-
ficio, immineo, exerceo, cecidimus, surpuit. Wenn man ca-
dit mit cecidit und cöncidit vergleicht, so liegt es allerdings
sehr nahe, die herabsenkung des a zu i mit der tieftonig-
keit der silbe in Verbindung zu bringen und es scheint nicht
übermä&ig kühn, danach auch für dieselbe silbe in cecidi-
mus, conciditis tieftonigkeit vorauszusetzen. Aber zunächst
sdion würden wir nicht damit ausreichen in solchen f&llen
der viertletzten silbe den hocfaton zuzusprechen. Denn
wer das i von cecidimus nur aus der betonung cecidimus,
die Synkope von navifragus zu naufragus nur aus der be-
tonung nävifragus glaubt erklären zu können, der muis con-
sequenter weise in n&vifiragium, cecideritis den hochton auf
die fünftletzte, in mägnificentior, antegrediuntur, interfi-
cimini, hominicidium (grundform für h6micidium) auf die
letzte silbe vom ende setzen. Mit einem worte, die frag-
liche hypothese führt — was Corssen nicht ausspricht —
in consequttiter anwendung zu der annähme, dals der hoch-
ton im altlateinischen durch gar keine silbenzahl beschränkt
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326 Cortius
war, einer ausnähme, die an sich gar keinen bedenken un-
terliegt, da wir ja in vielen sprachen, namentlich im Sans-
krit, eine so freie betonung vorfinden, aber doch ein mifs-
liches hat. Je weiter nämlich der hochton sich vom wort-
ende entfernt, desto unvermeidlicher sind för die letzten
Silben des wertes nebentöne, oder wie Corssen 11, 242 ff.
es nennt, mitteltöne, und diese nebentöne müssen nicht blos
die kraft des haupttones schwächen, sondern auch die end-
silben wieder kräftigen. Setzen wir z. b. die betonung hö-
micida, mägnificus voraus, so müssen wir einen nebenton
auf der pänultima annehmen, und völlige tieftonigkeit kann
diesen silben nicht zugesprochen, folglich auch die vocal-
schwächung nicht aus ihr erklärt werden.
Ferner aber. Keineswegs alle tieftonigen silben zeigen
vocalschwächung. Man erwäge nur amicus neben inimtcus,
tacere neben reticere, apiscor neben adipiscor, taberna ne-
ben contubernium. Die anlautende tieftonige silbe bleibt
hier überall ungeschwächt, erst wenn sie inlautend wird,
senkt sie ihren vocal. Wer also in der betonung den grnnd
der Schwächung sieht, mufs seine regel schon weiter dahin
beschränken: tieftonige silben nach vorhergehendem
hoch ton werden geschwächt. Denn dafs der Wechsel des
hochtons unter andern umständen den vocal völlig unange-
fochten läfst, beweisen wie jene beispiele, so zahllose an-
dere, so manemus neben maneo, latfere neben lateo, cadü-
cus neben cado, legebam neben 16go. Aber auch nach vor-
hergehendem hochton ist das gesetz nicht ausnahmslos,
man vergleiche änatis, sögetem, vegetus. Durch diese noth-
wendige beschränkung verliert die annähme schon viel von
dem plausibeln, das sie auf den ersten blick zu haben
scheint. Denn hypothesen sind um so glücklicher, je ein-
facher sie sind und je vollständiger sie die Sache erklären.
Warum übt denn gerade der vorhergehende, nie der
folgende hochton diese schwächende kraft? Im sanskrit,
wo allerdings tieftonigkeit und vocalschwächung sehr oft
zusammenfallen, ist es in der regel der hochton der end-
silben, der eine Verdunkelung der vorhergehenden hervor-»
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das dreisilbengesetz der griech. und lat. betonang.
327
bringt Im griechischen wird es schwerlich jemand gelin-
gen die verschiedenen gestalten des ursprünglichen a-lautes
ans der betonung zu erklären, o ist ein stärkerer vocal
als €, and dennoch heifst es nicht blo& fitjtQoxvovag^ son-
dern auch iiYiTQOXTovog y vofiavg aber vifito^ ja, wie zum
höhn, haben die oxytonirten neutralen adjectiva auf -eg im-
mer den schwächeren laut (xfJBvSig)^ die barytonischen sub-
stantiva den stärkeren in der endsilbe (yjevdog) und die al-
lerstärkste Schwächung des a-lautes, die zu i, findet sogar
vorzugsweise in hochbetonten silben statt: ta&i (w, ^g), &r-
Aber auch im lateinischen giebt es unzählige falle, in
denen hochbetonte silben gerade dieselben Schwächungen
erleiden, aus deren eintritt Corss^ unter andern umstän-
den auf tieftonigkeit schlie&t. Man vergleiche nur
fero neben skr. bharämi mit perpetior neben patior
equos
-
dpvas
- descendo
scando
quinque
-
pancan
- confiteor
- fateor
hümi
- gr-
Xdficc'^
- aucupium
- capio
vlcus
-
jroixog
- existumo
aestumo
mihi
skr.
mahjam
- contineo
teneo
(umbr. mehe
Es sind augenscheinlich dieselben vocalschwächungen,
welche im simplex ohne anlafs der betonung, im compositum
nur in folge des tiefen tons emtreten soll. Natürlich lassen
sich diese beispide bis ins unendliche vermehren, denn jene
Schwächungen sind nichts anders, als beispiele des allge-
meinen entartungs- und verwitterungsprocesses, der in allen
sprachen mit der zeit sowohl in betonten wie in unbeton-
ten silben vollere laute zu schwächeren herabsenkt. Auch
vor kürzung und gänzlichem wegfall schützt der hochton
eine silbe nicht unbedingt. Man vergleiche g^nu mit yovv
und skr. gänu, dens aus edens mit odovg (aeol. st. hdovr).
Niemand wird in seinem bestreben den alleinigen grund
solcher Umwandlungen in der betonung nachzuweisen so
weit gehen, zu behaupten, dafs alle jene geschwächten sil-
ben in einer früheren sprachperiode einmal tieftonig ge-
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328 CarÜQi
sprochen wftren. Weil und Benloew allerdings wollen aus
cUesem grande selbst oxytona fQr das lateinische ansetzen,
z. b. oben (p. 130) ein edens, um daraus die aphärese zu
erklären, aber gewils hat Corssen recht gethan ihnen nicht
zu folgen. Denn mit consequenz lie&e sich auch dieser
yersuch nicht durchftkhren , ohne das wildeste umhersiuriii-
gen des tons zu behaupten. So ist z. b. im lat. ferimini
(o: griech. (ptgofievoi = skr. bh&ramanas) jede silbe ge-
schwächt« Wer also um das i der zweiten silbe zu erklä-
ren etwa ein f(§rimini voraussetzte, würde es wieder uner-
klärt lassen, warum es nicht £&rimini heilst, und warum
die pänultima, obgleich nicht unmittelbar hinter dem
hochton gelegen, dennoch von ä zu i herabsank. Sollen
wir hier etwa fQr eine gewisse sprachperiode ferömend an-
setzen, um das e der Stammsilbe, fQr räie spätere förimini
um das i der zweiten zu erklären? So würde der accent
zu einem wahren Zugvogel, der überall dahin zöge, wo man
ihn brauchen kann. Und warum heifst es denn vertümnus
d. i. vertömenos gegenüber von skr. värtamänas? Will man
ftr beide augenscheinlich gleichen bildungen einen ver-
schiedenen accent voraussetzen? Das negative präfix lautet
noch im oskischen so gut wie im griechischen und sans-
krit an-, im lateinischen ist es zu in- herabgesunken.
Etwa in folge des tieftons? Aber gerade das präfix soll ja
nach der fraglichen hypothese nicht etwa blofs in inte-
ger, improbus, sondern selbst in Ins&nus, insipidus den
hochton an sich ziehen. Der stamm tempos bewahrt sein
o in der tieftonigen mittelsilbe von t^poris, schwächt es
ZU e in der hochbetonten von temp^tas. Sollen wir gar
ein älteres tempöris und t^mpestas voraussetzen? Mit ei-
nem Worte, es ist unleugbar, wenigstens ohne die alier-
kühnsten und willkürlichsten annahmen unleugbar, dafs der
hochton die silben keineswegs immer vor jenen bezeichne-
ten entstellungen und Schwächungen schützt. Auch Cors-
sen mufs gelegentlich solche föUe zugeben. So erkennt er
n, 160 an, dais d^us aus ursprün^chem daivas, dafs plüo
aus plövo geschwächt sei, II, 176, dafs die erste silbe von
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das dreiflilbengesetz der giiech. und lat betonüng. 329
duäs, diös, trotz des hoohtons mit der zwdten yeroebl^ft
werde, l&fst I, 192 — worin ich ihm freilich nicht folgen
k£um — prius ans prai-ius hervorgehen.
Wenn uns diese offenbaren thatsachen, dafs weder der
tieflon die schwfichung nothwendig hervorbringt, noch der
hochton sie nothwendig hindert, schon sehr gegen die ganze
hypothese einnehmen und zu der ansieht filhren, dafs ein
so unbedingter einflufs der betonüng gar nicht stattfindet,
so kommt dazu noch ein anderes bedenken, das der ge«
schichte der lateinischen laute entnommen ist. Eine der
lautsenkungen, um die es sich handelt, ist die von e zu i,
z. b. in contineo neben teneo. Nun hat bekanntlich die
ältere lateinische q)rache noch vielfach e, wo die spätere
das dünnere i eintreten lä&t, sowohl in Stammsilben: Me-
nerva, semol, als in bildungssylben: mereto, sineto (Cors-
sen I, 290). Die erhaltung des e reicht theilweise bis in
das 6., ja 7. jahrhund. der Stadt (Ritschi de titulo Sorano
p. 15); die form op-pedu-m ist sogar noch länger erhalten.
Dies wort ist ohne zweifei im compositum aus pedu-m as
Ttidopj über das ich hier wohl auf meine grundzüge (1,210)
verweisen darf. Wir können daraus sehen, dais die alter-
thümliche spräche auch in compositis trotz des tieftons das
e nicht in i verwandelte, wie ja denn auch später das e,
z. b. in den compositis von tego, peto, sequor u. a. m. er-
halten bleibt. Für jene Sprachperiode, welcher Menerva,
semol angehören, dürfen wir also wohl keine andere for-
men als me-men-i, me-menerim, conteneo voraussetzen.
Aber dadurch gerathen wir bei Corssens auffassung in ei-
nen widersprach, denn nach Corssen ezistirte im 6. und
7. jahrh. der Stadt die betonüng gar nicht mehr, aus wel-
cher er das i von meminerim, contineo erklärt, oder mit
andern werten, die Ursache der Umwandlung von e in i
— der hochton der viertletzten silbe — war schon nicht
mehr vorhanden, als deren Wirkung, die Umwandlung des
vocals, eintrat.
Ich glaube, diese ausf&hrangen genügen als beweis,
da& meine zweifei in betreff der abweichenden betonüng
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330 Cnriias
des altlateiaischen wenigstens keine leichtfertig^i waren.
Es ist keine geringe küfanheit die betonungsgesetze einer
entschwundenen Sprachperiode constmiren zu wollen, ja ich
bezweifle, ob menschlicher Scharfsinn dies überhaupt ver-
mag. Auf jeden fall bedürfen wir aber sehr zwingender
gründe, um einer älteren Sprachperiode ein Ton dem spä-
teren, überlieferten betonungsgesetz abweichendes zuzuspre-
chen. Ist das nicht möglich ohne in Widersprüche zu ge-
rathen und ohne dafs dessen ungeachtet viele der erschei-
nungen, auf die man sich stützt, unerklärt bleiben, so wird
es gerathen sein eine solche hypothese fallen zu lassen und
sich nach anderweitiger erklärung umzusehn. Selbst wenn
diese nicht völlig und überall gelingen, wenn sie nicht
durchweg befriedigen sollte, scheint es mir methodischer
auf der überlieferten grundlage zu bleiben, und lieber un-
ser nichtwissen über manche lautgestaltungen zu bekennen,
als uns eine neue grundlage zu construiren, deren haltbar-
keit gegründeten bedenken unterliegt. Ueber die möglich-
keit einer andern erklärung mögen daher hier einige an-
deutungen genügen.
Die vertheidiger der allgewalt des hochtons stützen
sich auf die unverkennbare Wirkung, die derselbe so viel-
fach übt. „Ein hochbetonter vocal^, sagt Gossen II, 322,
„ist vermöge seiner klanghöhe und klangstärke am wenig-
sten geeignet zu verklingen^ und führt dann in einer reihe
von bildern weiter aus, wie wenig ein solches verklingen
zu erwarten sei. Wir können das zugeben, ohne es so un-
bedingt auszusprechen. Die oben angeführten, leicht zu
vermehrenden, thatsachen zeigen, dafs hochbetonte voe^le
dennoch bisweilen verklingen. Wir werden, glaube ich,
nur so viel zugeben können, dafs hochbetonte vocale we-
niger, tief betonte mehr zum verklingen neigen, oder mit
andern werten, dafs der alle Sprachgeschichte durchdrin-
gende hang zur Verwitterung der laute die tief betonten Sil-
ben vor den hochbetonten trifft, ohne jedoch von den letz-
teren ganz ausgeschlossen zu sein. Bei dieser Auffassung
ist man weder zu hypothesen genöthigt, die ihre schwie-
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das dreisilbengeBetz der j^cli. und lat. betonung. 3S1
rigkdten haben, noch yerfilli man in die schlimme alter-
native, welche Corssen a. a. o. denen stellt, die solche hy-
pothese verwerfen. Diesen nämlich, meint er, bliebe nichts
übrig als den hochton „filr einen zufälligen oder gleichgül-
tigen zierrath eines wertes zu halten^. Man kann den hoch-
ton als einen sehr wichtigen, wohl zu beachtenden factor
bei der lautgestaltung betrachten, ohne ihm darum die al-
leinherrschaft zuzusprechen. Es giebt auTser ihm noch eine
ganze reihe von sprachlichen machten, welche wir bei die-
ser frage nicht übersehen dürfen. Vor allem durchdringt
das ganze sprachleben die macht der analogie. Die sprä-
che hat ein gefühl für die Zusammengehörigkeit der ver-
wandten formen; eine jede von diesen wirkt auf die andre
ein und es giebt ein unverkennbares streben sie einander
ähnlich, ja gleich zu machen, kleine aus den individuellen
bedingungen hervorgegangene Verschiedenheiten auszuglei-
chen. Dies bestreben wird im laufe der Sprachgeschichte
immer lebendiger, es wirkt dahin, dafs die anomalien im-
mer mehr schwinden und im laufe der zeit eine immer
monotonere analogie herrschend wird. Man denke nur an
den allmähiigen verfall der bindevocallosen conjugation im
griechischen, an die immer kleiner werdende zahl starker
verba im deutschen. Eben deshalb darf man auch bei den
fragen der lautgestaltung nicht jede einzelne form für sich
in betracht ziehen, sondern mu& daneben ihr verhältnifs zu
andern, und zwar einerseits zu andern demselben stamm
angehörigen und andrerseits zu den der form nach ähnli-
chen bildungen berücksichtigen. Im lateinischen, wo im
unterschied vom griechischen der hang zur uniformirung
sehr weit reicht, dürfen wir diesen gesichtspunkt am we-
nigsten aus den äugen lassen. Die alten grammatiker ha-
ben für die art der aualogie, welche eine minderzahl von
formen dahin bringt, der mehrzahl verwandter formen zu
folgen, den treffenden namen övvexSgofXTj. Man kann da-
mit leicht mifsbrauch treiben, aber nichts desto weniger ist
die erscheinung selbst auch vom Standpunkt uns r er Sprach-
forschung aus unleugbar. Hier ein paar beispiele. Wie
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3S2 Corthis
lange bieh sicfa noob die ftke form der 1. und 3. tiiig. im
deutschen präteritum was, bis durcb den einflnls der übri-
gen formen, wo zwischen zwei vocalen das s schon Ifti^st
in r übergegangen war, auch hier d^ zitterlaui den Zisch-
laut yerdrängtel Ebenso ist bonos noch lange im regelrech-
ten gebrauch neben honoris, bis endUcb das s auch im
vereinzelten nom. sing, mit in r überging. Eine ganz ähn-
liche erscheinung ist die monotonie des yocalismus io un-
serem stand — standen, gegenüber dem alten stand -^stun-
den. Kein mensch wird hier auf den gedanken kommen
das a von standen durch einen lautlichen Vorgang aus u
abzuleiten. Ganz so fasse ich auch einen Vorgang beim
syllabischen augment der Griechen, dem man bkher wenig
beachtung zugewandt hat. Wenn ^oi skr. sarp-a-mi ent-
spricht, so doch gewifs slgnov dem prät. a-sarp-a-m. Für
letzteres erwarten wir aber nach griechischen lautgesetzen
ä-egn-o-v und contrahirt signov. Der Spiritus a^er stdlte
sich offenbar erst in folge der analogie der übrigen verbal-
formen ein, die spräche brachte es nicht tfber sich die aHg-
mentirte form durch einen verschiedenen anlaut, der doch
kein erheblich verschiedener war, von den übrigen formen
des Stammes auszusondern. Dafs auch die betonung von
der GvvBxÖQOfnq berührt wird, davon giebt es im griechi-
schen sehr deutliche beispiele. Der acc. sing, tiu&w , ob-
wohl aus nu&oa entstanden, artet dem nominativ nach,
der gen. plur« des fem. von dtxalmv^ obwohl aus diMZidtaw
hervorgegangen, wird von der entsprechenden form des
mascul. nicht unterschieden. Diese kraft der synekdrome
müssen wir nun, glaube ich, auch bei den in rede stylen-
den lateinischen Spracherscheinungen nicht aufser acht las-
sen. Gelegentlich ist dies auch Weil und Benloew nicht
entgangen, welche z. b. p. 123 die möglichkeit einräumen,
dafs sürgere, p6rgere, sürpere sich nach sürgit, porgit, sür-
pit gebildet hätten. Auch Corssenl, 327 greift zu einem
solchen ausweg, um den verlust der unstreitig hochbetonten
reduplicationssilbe von t^tuli zu erklären. Er meint, zuerst
hätte sich in compositis, wie rettulit, das obr gewöhnt,
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das dreisilbengesetz der griecfa. nnd lat betonnng. 333
formen wie tuli za hören, spftter aber sei hinzugekommen,
da& in formen wie tetnlisti, retuUstis die erste silbe ti^
temig geworden sei. ,,Dem beispiel dieser formen
folgten dann auch die dreisilbigen formen mit kurzer pän-
ultima und so gewöhnte man sich statt tetuli tuli zu spre-
chen^. Wie, wenn wir dieser erklärungsweise einen wei-
teren Spielraum gestatteten? So würden viele formen ver-
ständlich, ohne dafs wir fbr das ältere latein eine abwei-
chende betonnng und doch auch ohne dais wir f&r den
accent die stelle eines „bloisen zierraths^ annähmen. Soll-
ten z. b. nicht andi displices, displicet, disj^cemus, dispK-
cetis, displicent die vereinzelte erste person displiceo haben
nach sich ziehen ktonen, in der art, dafs in ihnen zuerst
das tiefbetonte, nach ihr^ analogie später jkuch das hoch-
betonte a sich abschwächte? Oft stehen, wie in diesem
beispiel, die formen, in denen der hochbetonte vocal die
schwädiung erleidet, sehr vereinzelt da. So traf in allen
casus des schon oben erwähnten vorauszusetzenden Stam-
mes edent der hochton die zweite silbe: ed^ntis, ed^nti,
pL edäites u. s. w., mit einziger ausnähme des nom. sing.
Es ist gewÜB nicht zu kühn, den verlust des anlautenden
vocals als in j^ien formen zuerst, später auch nach ihrer
analogie im nom. sing, eingetreten zu betrachten; jedenfeüls
ist es nicht kühner, als mit Weil und B^eew deswegen
ein lateinisches oxytonon zu statuiren. Der hochton trifft
von vwben wie confiteri die zu i geschwächte silbe nur
in der 1. sing, .des präs. md. und conj. Nidit vid gröfser
ist die zahl der hochbetonten silben mit dem schwächsten
vocal in der flexion von continere, imminere, reticare, prae-
hibere, dehibere, vnr dürfen also sicher einen contines, re
ticent, pra^hibet, d^hibet und contrahirt präebet, d^bet ei-
nigen einflufs auf jene viel weniger zahlreichen formen zu-
schreiben. Wer formen wie tetulisti, tetuUstis einen einflufs
auf tetuli beimüst, wird sich wohl auch nicht weigern dür-
fen dehibuisti und contr« debuisti einen einfluis auf dehi-
bui, debui einzuräomea. Noch leichter erklären sich con-
ddere, c<mclderem ans oöncido, cöncidam, condklSbam,
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334 Cnrtint
aber auch f&r inficio, constitao iet inficiSbam, constitütus
und ähnliches zur hand. Mit einem worte^ wenn wir nä-
her nachsehen, so finden wir kaum eine einzige lautschwä-
chung, welche bei festhaltung des überlieferten lateinischen
betonungsgesetzes in allen formen eines wortstammes vom
hochton getroffen wird. Doch soll nicht geleugnet werden,
dafs es bisweilen eine minorität von formen ist, in denen
die geschwächte oder ausgestolsene silbe im tiefton stand.
Freilich müssen wir dabei nicht hloSk die flexion sondern
auch die deriration berücksichtigen. Nach adcupis, aücu-
pem konnte sich leicht aucüptum, nach aüspices aüspicor,
auspicium bilden. Nicht immer ist uns die nächste Vor-
stufe eines wortes erhalten, aber man darf fär navigium
wohl ein nävigurs veraussetz^, aus dem auch navigare ent-
sprang, ebenso fdr aedificium, aedificare im aedificus oder
aedifex. Zur erklärung von pöplircu-s neben populu-s ist
es nicht übertrieben kühn ein altes pöplu-s nach der ana-
logie des umbr. puplu, för t^nuius ein zweisilbiges t^uis,
anzunehmen. So finden sich noch vielfach besondere aus-
wege. Auf ähnliche weise kann man auch den ausfall man-
cher betonten silbe im griechischen erklären, um dessen
willen Corssen auch dieser spräche eine ältere abweichende
betonung beimifst. Das augment z. b., das so gewifs als
ein wesentlicher und ursprünglicher bestandtheil des Präte-
ritums betrachtet werden mufs, als es das einzige ur-
spröngliche zeichen der Vergangenheit ist, wurde im grie-
chischen zwar in vielen, aber keineswegs in allen formen
durch den hochton geschützt, also z. b. wohl in ißatvov
aber nicht in ißaivofisVy wohl in ilq)BQs aber nicht in kq>i'
QBTo^ wie überhaupt nicht in der grofsen mehrzahl der me-
dialformen. Ein einflufs von formen der letzteren art auf
die erstere ist nicht unwahrscheinlich. Zur mobilmachung
des augments hat überdies die epische poesie sicherlich viel
beigetragen, fQr welche manche augmentirte formen, z. b.
kyivsro des metrums wegen unanw^idbar, andre wenigstens
unbequem und doppelformen immer sehr willkommen wa-
ren, so dafs wir wohl vermuthen clürfen, dals die home-
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das dreisilbengesetz der griecb. und lat betonuDg. 835
rischen dichter ein hier und da vorkommendes schwanken
der volksmundart weiter ausdehnten, weshalb denn das aug-
ment nach ihnen eigentlich nur in der griechischen poesie
beweglich blieb. Man erhebe dagegen keinen einwand aus
dem Sanskrit. Hier wird dem augment zwar dadurch, dals
der hochton durch keine silbenzahl gebunden ist in ausge-
dehnterem maafse geschützt, aber da alle verbalformen in
der regel fiir tonlos gelten — doch wohl, weil sie sich
dem vorhergehenden wort anschliefsen — so kann der ge-
legentliche Verlust des augments von der Ungeheuern mehr-
zahl solcher tonloser verbalformen aus sich auch über die
wenigen betonten verbreitet haben. Sicherlich aber ver-
danken beide sprachen es wesentlich ihren betonungsgeset-
zen, welche wenigstens in nicht unbeträchtlichem maafse
dem augment den schütz des hochtons zukommen liefsen,
dafs diese bedeutungsvolle silbe von so winzigem umfange
dem Verwitterungsgesetz widerstand. Dem lateinischen ging
das augment und mit ihm das einfache Präteritum gewifs
hauptsächlich dadurch verloren, dafs es eines solchen Schut-
zes entbehrte. Auf ähnliche weise werden wir auch die
übrigen griechischen formen, für welche Corssen ein beson-
deres betonungsgesetz postulirt, zu erklären vermögen, so-
bald wir uns entschliefsen die einzelnen formen nicht los-
gelöst für sich aufzufassen. So kann das a der wurzel Tiek
zuerst in formen wie TtsgmXofdivojv kviavtüv^ das von yBv
in y$yv6f^e&af yiyvoptevog beweglich geworden sein. Uebri-
gens kommt dabei auch manche andre lauteigenthümlich-
keit des griechischen in betracht, so namentlich die unver-
kennbare abneigung gegen gehäufte kurze silben, welche
bald deren dehnung {aocpdxtQog)^ bald ihre ausstofsung (xe-
xXeto) zur folge hatte, und der wir es auch wohl zutrauen
dürfen den hochton, diesen im griech. überhaupt ziemlich
beweglichen gesellen, versetzt zu haben; femer bei formen
mit i dessen für eine frühe Sprachperiode mit entschieden-
heit anzunehmendes schwanken zwischen vocalischem und
consonantischem klänge, worauf auch Leo Meyer in sei-
ner recension des Corssen'schen buches (gött. anz. I86O9
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336 Cortiiis
8. 88) in bezug auf &aaöa}v =» Tax^fwv u. a. hinweist, und
von wo ans sich noch über viele andere von CiMrssen an-
gefikhrte bildungen licht verbreitet.
Dies wird genügen um im allgemeinen klar zu machen
wie ich mir den gang der spräche vorstelle, ohne einerseits
die bedeutung des hochtons zu verkennen und andererseits
nicht überlieferte betonungsgesetze anzunehmen. Im latei-
nischen mu&te sich aus einer grofsen anzahl von formen
wie concidit neben cadit, recipis neben capis, abstinet ne-
ben tenet, denen sich bald ihre genossen anschlössen, für
das Sprachgefühl die gewohnheit und ans dieser die nei-
gung ergeben, den zweiten bestandtheil reduplicirter und
componirter Wörter durch schwächere vocale von d^i Stamm-
wörtern zu unterscheiden. Dieser auf dem streben nach
anidogie beruhenden neigung verdanken wir die weite aus-
dehnung der vocalschwächung. Entwickeln sich doch hy-
sterogene bildungen in der r^el auf solche weise. Man
denke nur an den deutschen umlaut, der ursprüngUch ein
rein lautlicher Vorgang von beschränkter ausdehnung, f&r
unsere neuhochdeutsche spräche zu einer viel weiter rei-
chenden gewohnheit, ja zu einem flexionsmittel geworden
ist. Und mit unserm ablaut hat es doch auch eine ähn-
liche bewandtnifs, wie überhaupt mit den meisten erschei-
nungen der Innern Umbildung in den indogermanischen
sprachen. Wie der deutsche ablaut jetzt dem ausdruck
der bedeutung dient, so werden wir auch die lateinische
vocalschwächung f&r die blüthezeit der lateinischen spräche
nicht dne gewisse feine bedeutsamkeit, ihr nicht die fähig-
keit absprechen können das compositum^ vom simplex zu
unterscheiden. Pott's sinnreiche, an Bof^ sich anschlie-
fsende bemerkung darüber, etymol. forsch. (1. aufl.) 1,65,
scheint mir immer noch sehr zutreffend. Dietrich (zeitschr.
I, 551) nennt diese erklärung freilich unbestimmt. Aber
was helfen bestimmte erklärungen, wenn sie auf kühnen,
nicht zu erweisenden Voraussetzungen ruhen? Die wege des
Sprachgeistes sind oft nicht so gerade, wie man wünschen
möchte.
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dms dreisilbengesetz der griech. und lat. betonung. 337
Endlich aber noch eins. Wir hielten die analogie fbr
ein sehr wesentliches dement auch für die lautgestaltung.
Warum, kann man einwenden, schützte denn nicht das ge-
f&hl der Zugehörigkeit yon concidit zu cadere, von conti-
nes zu teuere den vocal vor Schwächung? Man kann zu-
nächst antworten, weil das sprachgeftlhl die composita nicht
auf eine linie mit den flexionsformen und einfachen Wort-
bildungen stellte. Aber vielleicht kam dabei allerdings auch
die betonung in betracht, nur in andrer^ weniger entschie-
dener weise als die von uns bekämpfte ansieht fordert.
Mit recht nimmt Corssen II, 243 ff. ftir das lateinische die
existenz eines mitteltons an, welcher namentlich den er-
sten bestandtheil zusammengesetzter Wörter in dem falle
traf, dafs der hauptton auf dem zweiten ruhte, z. b. in
circumsisto, consanguineus. Nun schwächen zwar, wie ich
Jahn^s Jahrb. a. a. o. s. 342 ausgeführt habe, die vor töne
den hoch ton weniger als die nach töne. Aber dennoch
wird man zugeben können, dafs der hauptton die Stamm-
silbe von f4cio mit gröfserer energie traf, als die von con-
ficio, interficio, die von annus als die von biennium. Ebenso
ist der zwischen einem mittelton und hauptton stehende
vocal inimicus noch schwächer betont, als der von amtcus.
Dies verhältnüs mochte die absenkung der vocale begünsti-
gen. Es genügt wohl um neben allem übrigen die auf den
ersten blick so auffallende Verschiedenheit des vocals erklär-
lich zu mach^i. Vielleicht findet gerade diese letzte betrach-
tung bei unsem gegnem am ehesten eingang, zumal da sie
auch formen wie inimicus umfafst, welche Corssen nnbe-
sprochen und unerklärt läfst.
Begnügt man sich aber mit mir damit, von dem bo-
den der Überlieferung aus die hier erörterten spracherschei-
nungen zu recht zu legen, hält man daran fest, das drei-
silbengesetz als ein gräcoitalisches , mithin als ein för die
lateinische spräche constitutives lautgesetz anzuerkennen,
so findet sich denn fQr manche einzelne Spracherscheinung,
die Corssen von seinem Standpunkt aus ansprechend deu-
tet, ungesucht eine andre auffassung. So kann animäle sehr
IX. 5. 22
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338 Ctirtiufl, das dreisilbengesetz der griecb. und lat betonung.
gut erst zu animäl geworden sein, das in dem bezeugten
Arpinäs (s. 217) seine analogie hat, dann, indem das wort
der überwiegenden analogie der lateinischen betonung folgte,
zu änimal; und denselben gang dürfen wir wohl fQr ani-
m&i annehmen, das erst zu animäi, dann zu &nimai, toimae
ward. Denn einige sprungkrafl dürfen wir auch dem la-
teinischen accent wohl zutrauen, wenn gleich keine so aus-
gedehnte wie dem griechischen, der namentlich bei der eli-
sion jene kraft bewährt und uns warnen kann seines gleichen
f&r einen ganz unbeweglichen auf seinem einmal eingenom-
menen sitze wie einem throne unerschütterlich beharrenden
herrscher zu betrachten.
Ich habe in diesen erörterungen nur die vorausgesetz-
ten ausnahmen von dem dreisilbengesetze in betracht
gezogen. Anderweitige ausnahmen nimmt Corssen von dem
gesetz der paenultima an (6scendit u. s. w.). Da dies spe-
cifisch lateinische lautgesetz offenbar späteren Ursprungs
ist, als das dreisilbengesetz, so würde ich mich gegen ein-
zelne ausnahmen davon weniger sträuben. Für erwiesen
halte ich diese aber auch nicht und es bedarf kaum der
ausftüirung, dais meine art der erklärung sich auf einen
greisen theil auch dieser fälle anwenden läTst. Allerdings
bleiben aber andre übrig, welche sich nicht ohne ausführ-
liches . angehen auf die lateinische verbalbildung erörtern
lassen und das liegt meinem jetzigen zwecke fem. Ich wiU
daher nur bemerken, dafs ich domui nicht mehr aus do-
mävi, döceo nicht aus doc^vi ableite, sondern direct aus
den wurzeln dom und doc.
Kiel, 1. februar 1860. Georg Curtius.
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Pott, mytho-etyroologica. 339
Mytho-etymologica.
3. PersoDennamen nach dem berge Ida. Phineus.
Pandion. EigeoDamen mit 6\p.
Kuhn, herabholung des feuers s. 28 bemerkt: ^jLäfst
sich aber auf diese weise wahrscheinlich machen, dafs skr.
bhuranyu einst ein langes ä besessen habe: so stimmt
zu diesem ^ogmvevg aufs genauste, und dafs auch da« grie-
chische gleichgebildete namen, die von participialstämmen
mittels des suff. evg =: skr. y u abgeleitet waren, besafs, zeigen
'^iÖMvevg und *ISofievevg^ von denen namentlich das erste
sich genau an (poQCJvevg anschliefst, indem es von einem
alten particip Idcovog, welches dem skr. vidäna entspricht,
ausgeht, und also den, der nicht gesehen zu werden pflegt,
bezeichnet.** Gegen diese argumentation kann ich nicht
umhin mancherlei einwendungen zu machen. Dafs in jenen
drei namen part. nach weise der skr. auf — &na in med.
und pass. zu suchen : dürfte sich schwer rechtfertigen lassen.
ElSofjisvBvg = 'ISofisvBvg, Inscr. 2184 ändert an unserer in
der früheren nummer gegebenen erklärung des namens aus
'7dr] schwerlich etwas, indem sich ebenso EixagiBvg = Txa-
giBvg Inscr. 117 und sonst öfter h neben langem /, z. b. in
NeixayoQag u. s. w., findet. Es folgt daraus nichtausgehen
von dem part. eldofievog^ wofür ich ohnehin keinen passen-
den sinn in dem namen wüfste. Man müfste es mit dem
mannesnamen Eixoviog Inscr. 942 in vergleich stellen, das
von bIx(üv ausgehend, wo nicht: bildschön, dann etwa:
ebenbild (der altem) bezeichnet. ElSoiuvog mit dativ, z. b.
Od. 11,269, ist nämlich: gleich sehend, ähnlich. Idousvaij
die Stadt in Makedonien, St. B., welche, zum mindesten
im namen, von EiSofievi^ (etwa ihrer läge wegen, weithin
sichtbar?), stadt in Emathia Makedoniens Thuc. II, 100,
kaum verschieden ist, sowie EiSouevi]^ tochter des Pheres,
gemahlin des Amythaon, Apollod. I, 9, 11, hat man aber
wohl aufser allem vergleich zu lassen, obschon ich von de-
ren etymologischer bildung keine ahnung habe. So langes
nun nicht natürliches entstehen von 'Idofisvetg (vom mit
22*
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340 Pott
langem i) aus einem particip auch dem sinne nach wahr-
scheinlich gemacht worden: mufs ich bei meiner erkl&rung
des namens vom berge Ida, wovon sogleich mehr, verharr
ren. — ]Ji8(avBifg^ auch !ä'i8oPBigy scheint nicht direkt von
ISaiv auszugehen, sondern, wo nicht von jiiStig^ erst von
dem hesychischen lätSoav *) und also nominal, wie mehrere,
bereits früher aufgeftkhrte eigennamen, ein AlyBouvtvgj !£r€-
wvsvg^ der Phokäer Cöroneus, Ov. M. II, 569, u. s. w.,
und vioivog^ Curt. I, no. 596. Mir will daher auch eine
völlige gleichstellung von fl^ogwvevg mit skr. bhuranyu
nur schwer ein. Das vordere u in letzterem ist durch as-
similirenden einflufs des lippenconsonanten aus a entstan-
den, während im griechischen u für gewöhnlich mit v und
keineswes o wiedergegeben wird; und unser o in fpogtapeug
folgt gewifs nur dem allgemeinen gesetze des ablauts in
(fOQBtv u. s. w. Bhuraiayu als qui cum impetu {(pogä)
fertur, schnell, rapidus (von schnell verzehrender gluth;
auch wegen der Schnelligkeit rapidus ignis Jovis Virg. Aen.
I, 42), sowie als Epitheton vom feuergotte Agnis und in
gestalt eiixes goldgeflOgelten vogels (vgl. liquidi color au-
reus ignis Lucr. VI, 205 und flamm iger ales Stat. Theb.
VIII, 675). Dieser selbst hat, sonstiger beachtenswerther be-
Ziehungen ungeachtet, mit (DogwvBvg^ wie mich bedünken
will, doch keinen unmittelbaren bezug, trotzdem dafs zu-
folge Paus. II, 1 9. 5 die peloponnesische sage statt Pirome-
theus (daher auch Trvgtfögog) dem Phoroneus das verdienst
zuschrieb, dem menschen das feuer gebracht zu haben.
Diese that hängt mit seinem namen, soviel ich einsehe,
ebenso wenig zusammen, als die gleiche des ^ vorbe-
dacht igen ^ Prometheus (s. oben) mit dem des letzteren.
Phoroneus hat sich um die menschheit und deren versitt-
lichung überhaupt grofse Verdienste erworben, was denn
auch leicht den so noth wendigen gebrauch des feuers im
besonderen einschliefst. Als einen beschützer des acker-
♦) Kf vaSoq (fuchs, verschlagen) Steuermann des Menelaos: Paus. IIT, 22.
10. Daher nun unstreitig Kti'ci(füiv, wioQy Spartaner, Xen. Hell. III, 8, 6;
Arist. Pol. V, 6. 2; in erinnerung an den alten könig von Sparta.
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mytho-etymologica. 341
baaes und des ans diesem entspringenden fruchtsegens
{(foqd^ proventus annonae) giebt er sich vielleicht allein
schon durch seinen söhn ^ndgrcov (mit dem ausgesäeten,
önaQTov beschäftigt), Paus. II, 16, 4, kund. Vielleicht
ebenso durch einen zweiten namen Eigwifj^ ib. 34, 4, was
ich nicht mit evQODTtog statt evgvg (ggs. GTevcDTtog) — wenn
etwa weite erde, doch gewifs tochterl — vereinige, sondern
för componirt halte mit gcixp (virgultum) als einer, der
schönes gesträuch wachsen läfst. Wenn EvQ(a\p dagegen
bei Paus. U, 5, 6 zum söhne des ufergottes Aigialeus, der
bei Apollod. 11, 1. 1 bruder des Phoroneus ist, gemacht
wird: so erklärt sich das etwa auch von dichtem weiden-
oder erlengebüsch, von hinsieht u. s. w. an den uferrändern,
obgleich auch zend urv-äpa (breitwasserig), wenn diesem
gleich, beitr. s. 257, einen schonen sinn gäbe. Vgl. übrigens
auch EvQianag^ söhn des 'YquIoq^ enkel des Aegeus, Paus.
III, 15, 8, d. zeitschr. VI, 407. — (pogojvevc; ök 6 Jvdxov
rovg ctv&QoiTtovg GWijyaye TtQOJTog lg xoivov, anogdöag ricog
xal iavTCüV ixdaroTe olxovvrag' xai ro ;^a'()iov, äg o ngoHrov
ij&Qoia&ri(5av y darv (avoiidad-r^ ^ogcovixov. Phoroneus
machte also die menschen sesshaft in dörfem, Städten
n. s. w., weshalb er in dem streite zwischen Hera und Po-
seidon um Argos sich — begreiflicher weise — gegen die
aiAnafsungen des wassers ftlr das land und dessen schutz-
gottin entschied. In natürlicher folge ist Kegäd II, 21, 1
die gemalin des Phoroneus, als repräsentantin höherer ver-
menschlichung. KegSoi als zu xigSog gehörig, bedeutet
klugheit und die fähigkeit, sich mittelst derselben ge-
winn zu verschaffen. Apollod. II, 1,1 giebt ihm dagegen
zur frau AaoSixYi^ mit welcher er Apis und Niobe zeugte.
Damit wird denn auch dem Verhältnisse ein neues moment
abgewonnen. Laodike bedeutet ja: dem volke (den men-
schen) recht verleihend, und vvill demnach gründung eines
auf geordnetem rechtszustande beruhenden, gesellschaft-
lichen lebens, fi'eilich in genealogischer form, zur anschau-
ung bringen. Vgl. d. zeitschr. VII, 330. Gewifs aus glei-
chem gründe hiefs eine tochter des Inachus, also schwe-
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342 Pott
8ter des Phoroueus, (pdoSixfj^ was doch schwerlich hier:
procefssüchtig (s. Schn.)^ sondern : das recht liebend , wie
z. b. fpdoSo^iog ehrliebend, vgl. (piXoSo^ia. Unstreitig aber
auch TfjXoSixi] (als: weithm das recht verbreitend), tochter
des Xuthus (als eines der ahnen von den hellenischen stam-
men), wieder gemalin des Phoroneus, mutter der Niobe.
Schol. Plat.Tim.Xn,3. So AXxch£vQv8ui], EvgvSixog, Ev&v-
dixog, riy vgl. i&urjGi. Sixyai^ Hes. Th. 86 mit voraufgehen-
dem SiaxQivovia t^ifAiavag (vgl. namen wie QsfucvoxXijg)
und Opp. 225. 230. Hätte Apollod. 11, 1, 1 die lesung rov-
Tot; (d. i. Jvdxov) xal MeXlGGijg (Heyne dafür, allerdings
glaublicher, MeXiag^ was „einer melischen nymphe^ sein soll,
nicht eigenname!) tijg *S2xeavov Q>OQ(i)vevg r« xal Alyia'-
Xevg Ttaidsg kyivovro einigen bestand: so lieise sich die
biene im gründe auch nicht übel deuten als Vorbild von
ansiedluDgen und des menschlichen Staates. Vgl. Creuz.
IV, 383. — Ferönia, göttin der gewächse (daher av&ti"
(fOQogy q)iXoaTi(favogy wie bei den Griechen die Köre),
Preller ßM. 375 sq., lieise man sich etwa beigehen, als
göttin der fruchtbarkeit von ferre (fertilis) herzuleiten,
woran, zufolge der herleitung äno rijg TteXayiov (pogiq-'
CBvng^ wenn auch in anderem sinne, schon im alterthum
gedacht sein mufs. So sehr aber der name auch an un-
sem (poQCDVBvg erinnern möchte: die länge des e empört
sich gegen derlei ableitung aufs entschiedenste.
Noch ein wort aber über bhuranyu und dessen ver-
meintliches ausgehn von einem particip auf -äna, dessen
&, so behauptet Kuhn, gekürzt wäre. Ich will nicht darauf
bestehen, dafs Benfey dasselbe aus dem verb. bhuran-
yäti mittelst des suff. u (und nicht yu) hervorgehen läfst,
indem dann doch nach entstehungsweise des verbums ge-
fragt werden müfste. Es ist durchaus nicht wahrschein-
lich, als habe das volle bhuramäna =? (fBQopLByog auch
noch eine gekürzte form auf -äna neben sich gehabt, und
bhur-ana nebst vadanya, Cyavana trotz vadänya und
Cyaväna zum suff. äna statt ana zu ziehen, entschlösse ich
mich nur schwer. Bhuraiäa ist gebildet wie nart-ana
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mytho-etymologica. 313
tSnzer, griecb. iQyavt] neben oQyavov n.^ janani (genitrix)
n. 8. w. Auch hinten mit i, z. b. säraini f. (a smiJl river;
a canal or water pipe). Yartani f. (aroad). A^ani mf.,
Indra's donnerkeil. Angeblich von ap (essen), mithin der
verzehrer, auch mithin, wenigstens dem buchstaben nach,
nicht von as, werfen. Xipanim. a missile weapon ; auch
xipaöi und xepani f., das rüder, welches man in das
wasser einschlägt, und das — ausgeworfene — fischer-
netz (vergL SIktvov von Sixeip). Ferner ebenfalls von xip
(werfen): xipanu air, wind, und xipanyu fragrant, difiii-
sive, vergl. odorem spargens, und gandhavaha (gerOche
mit sich fahrend) smelling, fragrant, und als m. der wind.
Dies xipanyu nehme ich aber keinen anstand von dem
n. xip an a (auch xepana) sending, throwing, casting her-
zuleiten, wozu sich dann passend yu (gleichsam mit wer-
fen, entsenden, verbunden) gesellt, dafem ich recht habe,
dies Suffix (s. ob.) auf das verb. yu zurückzufahren. Ver-
balableitung z. b. janyu thier, neben janya was geboren
oder erzeugt werden soll. Will man demnach -ana als nom.
ag. nicht überhaupt als kürzung des suff. äna betrachten,
wozu, aufser dem umstände, dafs -ana in dieser eigenschaft
meist von verben der X. classe ableitet, Bopp gr. crit.
p. 259, und part. auf -äna (r. 598) auch nicht schran-
kenlos von jedem verbum in gebrauch sind, gar kein
grund vorläge: dann scheint es also mit der annähme ei-
ner kürzung des vocals a in bhura^yu (gleichsam mit
dem bharana, — worin freilich noch das ursprüngliche
a vom, — d.h. mit dem vehementer fern, verbunden)
auch nichts. Vergl. Benfey gramm. p. 147. üebrigens
scheint mir äna nicht sowohl eine aus mäna (-fisvog)
erst durch kürzung entstandene, vielmehr mäna nur
eine durch composition etwa mit dem, ja fQr substantiva
wirklich vorhandenen ma reichere form. Indem participia
auf -mäna und -ana beide die classenunterschiede des
präsens beibehalten, (weshalb regelrecht z. b. bibhräna
statt bhuramäna): wundere ich mich jedoch nicht darü-
ber, wenn in cl. V und der ihr oonformen VIII, ferner in
VII und IX die form äna vorgezogen wird. Wäre statt
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344 Pott
dessen hier aneh -mäna gesetzt worden, so wiren drei
nasale in etwas miisfällige nähe znsammengerQekt. Da-
her z. b. yunj-&na, yun-äna, tanv-äna {ravvftevog
falls im griechischen nachweisbar, wie dBixvvfXBVog). Auch
ft&r die wähl von äna in cl. III liefse sich etwa derselbe
grund geltend machen, als im part. des reduplicirten prät.
atm. r. 602 (griech. trotzdem auch hier retv^ifiivog, jedoch
mit Unterscheidung des accents wie SiSofASvog). Beide sind
schon durch die reduplication um eine silbe gewachsen und
dürfen daher froh sein, die bedrohliche aussieht auf den
Zuwachs einer zweiten gegen das ende hin yermeiden zu
können. In umgekehrter weise scheinen sich das partic.
praes. pass. und das part. des sigmatischen fut. im atm.
zu der cl. IV zu halten, indem sie alle, vielleicht woil sämmt-
lich die silbe ya enthaltend, ihr particip auf -m&na aus*
gehen lassen. Cl. X dagegen schwankt, z. b. coray-
äiua, seltener coraya^mäöa. In classe II wüiste ich
dagegen keinen recht einleuchtenden grund för ihre äna,
z. b« dwish-äna, wo nicht deren innigeres anschlie«
fsen an III durch den mangel des bindevokals. Möglich
übrigens, dafs m&na und äna eigentlich das passiv->8uffix
-na seien^ ursprünglich mit einem abstractnomen auf -mä
(vergl. z. b. lat. fä-ma; im sanskrit nachweisbar nur -ma
m. oder n.) oder -ä, und demnach von der oder jener thä-
tigkeit beeinflufst. — Analoga zu skr. -äna als partici-
pialsufHx glaube ich für die classischen sprachen leugnen
zu müssen. Lat. colönus z. b. ist nicht medial: qui co-
lit, wie alumnus =3b qui alitur, sondern ist blofse erweite-
rung des üblichen suff. -ön durch yerpflanzung in die vo-
kalische 11. Vgl. Düntzer lat. wortbild. s. 92 fg.
Nach allen diesen vorausgegangenen Untersuchungen
ist nun wohl die Übersetzung von 'IdofABvevg: „am Ida sei*
neu aufenthalt (f^ovTJ) habend^, so ziemlich als gesichert
zu betrachten. Anderer art ist der häufige ausgang -fiivfig
(von fiivog, wie 'Xgcctt^g -a&ivTjg)^ der auf tapfer ausdauern-
den geist hinweist. So z. b. üykcufAivr^g^ bundesgenosse des
Priamus, wahrscheinlich wenn nicht vom adj. TwXcuog^ vom
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mytho-etymologicm. 345
mit weiblichem lokativ (vgl. x^f^^i''^^'^^9 u. s. w. ; dagegen
Uvloi^yBwrjg in Pylo8 geboren, IL II, 54, aber auch FlvXti^
yBvriQ^ wie nerQijyBinjg 0T)ftccyBV7Jg und QrißaiyBV^q)^ und:
„vor dem thore (Troja's) seine kraft und ausdauer (in der
▼ertheidigung) zeigend, wie Athena Jlvkalfiaxog^ diethor-
beschirmerin, Ar. Eq. 1172, aber als adj. nvXäfxdxog^ die
(feindlichen) thore (also hier angriffsweise) erstürmend. Ein
anderer bundesgenofs der Troer üvkaiog, söhn des Ati&og^
II. II, 842, welcher zweite name fast auf eine Verbindung
mit dem fiusse der unterweit jirj&r} schliefsen lä&t, den
man spftterhin, vermuthlich weil die inseln der seligen im
Westen liegen, in Spanien suchte. Sonderbar übrigens, dafs
sogar 77vA«eri?§*) ein Trojaner heifst, IL XVI, 696, wäh*
rend dies doch sonst bei Homer ein epitheton ist vom Ha*
des, als versohlielser seiner (unterirdischen) pforten, wie
wir ja auch schon d. zeitschr.Yin, 104 Askalaphos (tod*
tenvogel) als söhn von Ares und einer Astyoche kennen
krnteo« Eine „stadtschirmeriri^ in solcher Verbindung könnte
aber, andere dort versuchte erklärungen hier nicht zu wie-
derholen, die schützende seite des sonst menschenleben
kostenden kriegsgottes hervorheben sollen. Vielleicht wur-
den obige namen auf der Tro^ seite, wo man sich zu ver-
theidigen hatte, auch gewählt, den heftigen widerstand
gegen die Achäer von ihren thoren damit hervorzuheben.
Höllenpförtner nvXoDQog soll auch wohl Ilvkaog sein, söhn
des KXvfiBVoq^ Paus. IX, 37, 1 , letzteren im sinne des Ha-
des, wofbr er oft vorkommt (d. zeitschr. VIH, 105), genom-
men. — KQaraifiivtjg aus xgccrmog^ und dem grieehischen
*) Heifst 'AUagroq, die Stadt am Kopalssee in Böotien, etwa so als:
angeschmiegt dem see {aXi st. Ufivij7)7 Athamas machte durch Adoption ea
seinen söhnen 'AUcnitov nai KoQiavd^ toi/q GtQirardgov (ermnthigend di«
männer, oder: mathvoUe männer besitzend?) toi/ ^ioi/^ov (des listigen); und
diese 'AXtagrov xai Ko()0)vt{aq iy4vov%o oixtarai (Paus. IX, 84, 6) d. h. na-
türlich nichts weiter, als: genannte beide Städte Böotiens erhielten nach der
üblichen sitte jene, ihrem namen selbst nachgedichteten, beiden heroen en
vermeintlichen Stiftern. Qi^aav^QOQ mufs aber in Böotien ein recht be-
liebter name gewesen sein. So, ai^r dem unsrigen und dem hypokoristi-
kum BiQffuräifixoii Inaor. 1598, ein Orchomenier, Her. IX, 16, imd ein söhn
des Polynikes in Theben. Vergl. noch in dieser weise *Anair}Xtv<;, den be-
trttgerisehen ob. s. 172.
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346 Pott
angepafst auch !dxaifiivijg. Wie ist ^dkd-ainivijQ oder /ik-
&i]fiivt}g^ söhn des kretischen königs KavQevg (s. ob.) Diod.
S. V, 59, Apoll, m, 2, 1, oder HerakUde Strab. X, 479,
Conon 47 «u verstehen? Zu aXö-aivm^ — Nur durch mUs-
verstand scheint die doppelform !äkakxofiivf}g, ovg und lAXah'
xofABVBvg fbr einen böotischen heros entstanden. S. Pape
und Schneider im Wörterbuch, letzteren auch unter axaxfjg
(nichts schlimmes zulassend). !äXaJLxo^Bvai (d. h. wehrhaft)
war der name zweier Städte, der einen in Böotien, der an-
deren auf Ithaka. Das scheint nun ein, allerdings wohl
aulserdem nicht mehr nachweisbares medialpart. zu akaX'
xelVj doch wohl im sinne des med. äUiea&ai riva (pari,
im aor. akB^dfispog)^ was mithin (gewifs nicht Qbel) bedeu-
ten würde: eine Stadt, die sich gehörig zu Terthddigen
und feindliche anfalle von sich abzuwehren versteht.
Das Böotische *AXahcofAtvai besafs einen alten tempel dw
Athene (läXahcouiviov sciL Isgov)^ die davon den namen
'AXahcofABvrilg^ ISog haben soll, SchoL XI, 4, 8« Nach ei-
nigen bedeutete das: aXakxovaa fisra (livovg^ tapfare hel-
ferin. Doch Aristarch verwarf die herleitung, weil es dann
dXaXxt]tg heilsen müfste, und leitet ea v(m dem vorhin ge-
nannten heros. Der homerische kritiker ging aber wohl
bei jener Verwerfung von dem, ich glaube, richlj^^en ge-
danken aus, ein mediales particip schicke sich nicht ft&r
die Athene, indem dieselbe nicht sowohl sich, als hülfe-
bedürftige menschen zu beschützen habe, was mithin ab-
leitung vom activ erheischte. Das neutrum fiivog liefs er
also aber gleichfalls auiser dem spiele, und nahm uiXal--
xofiBvrfig vermuthlich als motion, wenn auch nicht patro-
nyme , von dem namen des heros ausgehend, während an-
dere als gentile von dem stadtnamen. Die endung rfig je-
doch liefse des i? wegen, soviel ich einsehe, regelrecht nur
herkunft von einem masculin. auf rig, ovg (vgl. 'HQaxXrjftgy
aber von Qnßri^ Ofjßai: Otjßatg)^ oder evg (s. deren viele
früher) zu, und damit wäre die aristarchische anknüpfung
an den doppelnamen des heros — nach beiden Seiten —
grammatisch vollkommen gerechtfertigt. lAkaXxofiivtjg^ ovg
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m3rtho-et7mologica. 347
scheint blois durch einen mifsgriff in die bahn der häufi-
gen eigennamen auf -f^ivijs aus fiivog geworfen. Es gilt
mir, so gut wie an seiner statt lälakxofisvevg E. M., erst
aus dem namen der Stadt entstanden, wennschon ein ein-
wohner davon, aufser !äXahcofi6vaiog (cf-w>g, wie 'A&r]va7og:
/ä&ijvai)^ auch !AlaXxofAevu-Bvg (vergl. das adj. !dXakxofjiiv'
log), also noch mit überflüssigem jota, heifst VgL ebenso
Orjßauvg^ Thebaner, als beiname des Zeus in Aegypten,
Her. I, 182, aus Qrißaiog {a-iog) einwohner von Theben.
Dagegen mag x6 MalxofdivBiov = !äXaXxofÄBval^ Plut.
Qu. gr. 43, umgekehrt wirkUch von dem heros ausgehen,
wie z. b. AläxBiov, Demnach wird auch läkahcofjtevavg kaum
zur befestigung der meinung Kuhn's dienen, als gehe ISo-
fuvevg von einem participium oder medium (etwa der sich
durch thaten — bemerklich, sichtbar macht?) aus.
Der eine des namens 'ISofisvevgy könig von Kreta, war
söhn des Deukalion uud enkel des Minos, und zog mit sei-
nem ge&hrten MtjQvovtjg, ov (Ov. M. XIII, 359, Hör. od.
I, 6, 15), söhne des Mokog und enkel des Deukalion, den
Griechen zur hülfe gen Troja. Der name des letzteren
stamme (analog mit rijQVovtjgy wenn nominal von yiJQvg
und nicht von yt3^(f>?)j meint Schneider, aus fJ^r^gog^ ohne
sich jedoch nun über den höchst nothwendigen sinn zu er-
klären. Soll es z. b. eigentlich einen gescbenkelten {eifiri"
Qog, evöxeki]g), d.h. schnellen, bezeichnen? Dannmüfstees
ein Simplex und ov ein ziemlich müfsiger einschub zu fiij"
giov (woher sonst das jota?) sein, wie etwa in 'Ocpiovevg,
wenn mit 'Oqp/wi/, cov {Kkewvtj und KXecüvogj söhn des Pe-
lops, vielleicht nur der festung KXscovai in Argolis zu ge-
fallen) im allgemeinen gleichen Ursprungs. Man vgl. z. b.
lith. kiszkis „der geschenkelte^ st. hase, aus kiszkä, die
starke sehne von der wade nach der kniekehle hin, auch
der Unterschenkel, was, mit lat coxa^), hüfle, ver-
^) Coxendix trotz der kürze des i etwa hinten mit abd. dioh, ags.
dheoh, engl, t high, GraffV, 118, mhd. diech, auch bei Dief. gloss. lat.-
germ. die (femur). VieUeicht „die hüfte am (en statt in?) schenke!"? —
Ueber frz. hanche, engl, haunch, ital. anca s. Diez etym. wtb. s. 16. —
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318 Pott
wandt, bei Curtius gr. etym. no. 70 übersehen ist. Wenn
indefs im Schlüsse ein derivat steckt von ovivrifiii dann
wäre der name vielleicht erklärlich, als „mit )i^}Qia sich
(bei den göttem) beliebt machend^ wo nicht, in einklang
mit SaiToq 6vtj<To Od. 19. 68 (geniefse des mahles), „opfer-
stücke geniefsend^. Im ersten fall müfste es einen opfer-
freudigen Verehrer der götter anzeigen, während das letz-
tere doch kaum damit erklärt werden könnte, dafs Merio-
nes nach seinem tode bei den Koretern göttliche ehre
genofs.
Idalis als DactylusLucan 3,204, für die umgegend des
Ida, scheint ein analogen zu *A(}yoXiq^ und in beiden: möchte
ich das X als Verstümmelung von Xaoq betrachten: das land
(?) yrj)^ was in dem suff. -lg angedeutet wird, der umwohr
ner vom Ida, von Argos. Vgl. ^Agyalag = 'AQy€iog Eur.
Rhes.41. — Idalis bezieht sich auf den asiatischen, d. h. troi-
schen Ida. Denn aufserdem gab es ja noch einen zweiten,
nämlich den auf Kreta. Zufolge Virgil wäre es eine kre-
tische nymphe Ida gewesen, die, nach Phrygien gekom-
men, ihren namen dem dortigen gebirge geliehen hätte,
welches sich nach Mysien hineinstreckt. Vergl. die vor-
gebliche einwanderung der Teukrer aus Kreta nach Troja.
Strabo XIII, 604. Nisus erat portae custos, acerrhnus ar-
mis, Hyrtacides; comitem Aeneae quem miserat Ida Vena-
trix sqq. Virg. Aen. IX, 177. Dabei kommt nämlich in
betracht, dafs 'Ygraxog eine Stadt in Kreta heilst, und
Lith. kinka die hesse, das hessengelenk bei thieren (mhd. hechse, ags.
höh, poples, nnd daher ahd. hahsanon, subnervare. Graff IV, SOO), bei
menschen das kniegelenk, mag verwandt sein mit dem, um einen Zischlaut rei-
cheren ahd. scinca f., scinho m. 89hinkeu (bohm. fAinka), schenke!, aber
mit a: ags. sc an ca (tibia, crus), engl, shank, Schenkel; stiel, stengel, aber
auch röhre (vgl. lat. tibia, tubus), weshalb Grimm schenk (pincema) ^eich
sam als den, mit dem abzapfen beschäftigten damit verbunden glaubt. IlL
kük, ka m. bedeutet hüfte und Schinken. BShm. kycel m., kjclaf. httfte.
Kaum s. kikasä f. brustbein, n. knochen (ill. kost bein, knochen, was viel-
leicht ebenso wenig hiezu gehört als zu s. asthi), obschon äuTserlich zu
lith. kiszkk stimmend unter der nicht unglaublichen Voraussetzung, dafs sich
der Zischlaut (skr. k-s gäbe ksz) umgestellt habe. — Ist aber in dieser wort-
reihe a ursprünglich und jeder andere vokal verderbnifs daraus, oder liegt ei-
nigen formen etwa i zum gründe?
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mytho-etymologica. 349
flberdem ein Troer, jedoch nach ApolL III, 12. 5 vater des
Asios, woher letzterer 'YQraxiStjs II. /S', 837, f«', 110, den-
selben namen führt. Also ist vermuthlich die Persönlichkeit,
weil es der dichtung um Stammesbezüge zwischen den be-
wohnern der beiden Ida zu thun war, nach dem namen
der Stadt erfunden, ähnlich wie z. b. KilXay der Stadt in
Troas, sammt dem Flusse KiXXog neben ihr, unstreitig die
gleichnamige tochter des Laomedon und Schwester der He-
kuba ihr eingebildetes dasein verdankt. Vielleicht noch
unter hinblick nach KiXXdviov niSioVy einer ebene in Phry-
gien, welcher, so wollte man, des Phrygiers Pelops wagen-
lei^er den namen gegeben hätte. — Natürlich soll Idome-
neus von Kreta, ist die meinung, nach dem berge seiner
heimath benannt sein, während klar ist, dafs der andere
Idomeneus, Priamus söhn, Apoll. III, 12, sowie der ge-
schichtschreiber dieses namens aus Lampsakus (in Elein-
Mysien), und noch zwei Asiaten mit gleichem namen viel-
mehr dem asiatischen berge ihres namens Ursprung ver-
danken. Uebrigens versteht sich von selbst, dafs Ida als
mutter des sogenannten zweiten Minos, ihren namen dem
kretischen Ida entlehnte. — Ferner unterliegt keinem zwei-
fei, wie der bei Paus. V, 7. 6, XIV, 7 unter den kureten
oder idäi sehen dactylen vorkommende '7Jor^ auch nur ein
blofser eponym ist von eben jenem berge, wo der neuge-
bome Jupiter verborgen und von jenem geschlecht bewacht
wurde. Deshalb dann Idaeus Jupiter und Idaei Dactyli,
oder (übersetzt) Digiti. Zufolge ApoUod. I, 2 ward Zeus
KovQYial T6 y,ctl raig MeXiaaicog (bienenwirth) natai Nv^i-
(fatg, 'ASgaardct *) re xai "Idy zur erziehung übergeben. —
Hingegen erhielt vom „phrygischen" Ida die asiatische
göttermutter Kybele den beinamen 'löaia oder Idae pa-
rens deum. Vgl. Lucr. 11, 611. — Desgleichen würde ich,
wenn es mit der lesung "ISog [nur wäre ^I8og^ der länge
*) Fülle? Welcker zu Schwenk 802 ff. Gerh. myth. I, 184. Erklärung
aus a(S(i6q aber verstiefse gegen alle regeln der Wortbildung und scheint dem-
nach nur die Nemesis, wie sonst, d. h. hier rermuthMch das ,,unent flieh-
bare** fatum, darunter gemeint, s. bd. V, 278.
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350 Pott
vorn in ''Idri wegen, zu accentulren] als mannsname auf ei-
ner phrygischen münze, Mion. IV, 271, seine richtigkeit
hat, denselben mit dem Ida in Verbindung setzen. — Von
selbst versteht sich herleitung von 'ISaiog^ als eigentlich
adjective, ausTJi^, dor/'ISa mittelst des hinzutretenden suff.
-/og, woher durch zusammenziehung mit cc (t;), gleich-
wie z. b. Ttr^yctiog von ntjyTj, entspringt. ' Man berücksich-
tige nur die genealogischen Verhältnisse der meisten des
namens 'ISaiog^ oder weiblich: *Idaia, *tSaiog Trojaner:
1) ein herold, II. VII, 276, 2) söhn des Dares, II. V, 11,
mit welchem letztern gleichnamig zu sein wohl der verfas«
ser von der historia de excidio Trojae den schein erwecken
wollte: Dares Phrygius. Bernh. röm. lit. s. 571. 3) Wa-
genlenker des Priamus. D. XXIV, 325, Virg. Aen. VI,
485. 4) Nach spätem, wie Tzetz. Hom. 441, söhn der He-
lena und des Paris. Ausserdem noch 5) einer von den be-
gleitem des Ascanius (s. d. zeitschr. VIII, 97), Virg. IX,
500. — Warum aber ein sechster 'ISaiog^ von Geburt Ky-
renäer, als person von historischer Wirklichkeit, diesen sei-
nen namen empfing: vermöchte freilich kaum jemand an-
deres als seine eitern uns zu sagen. Indefs sollte auch er,
glaublich genug, an eine alte erinnerung anknüpfen. Zu-
letzt verweist Pape wegen eines *ISaiog Xen. Hell. IV, 1,
39 auf *ASaiog^ worüber s. oben unter I.
Aufserdem begegnen uns auch zwei weiber mit namen
'ISaia^ deren beziehung zum Ida kein sehender verkennen
wird. Nämlich 1) eine nymphe, mutter des Teukros vom
Skamander, d. h. also von dem troischen flusse, welcher
auf dem Ida entspringt. Apoll. HI, 12, 1. Jocgdavog aber,
lasions bruder, von Samothrake eingewandert, ward des
Teukros eidam, indem er sich mit dessen tochter Bditia
vermalte. Ein name (auch von einer Najade III, 10, 4),
welcher, allem vermuthen nach, mit Barieiaj hügel bei
Troja II. II, 813, Strab. XII, 573; Barla Schol. II. XXI,
236 zusammenhängt, was, von ßdrog, ßaria (irisch uath
the white thorn tree) ausgehend, augenscheinlich sentice-
tum bezeichnet. Es heilst aber weiter: JagSapov Hxtice
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mjrtho-etymologica. 351
noXiVy teXevTf^aai^og 8i Tevxgov, rriv x^Q^^ &7taaav Jag-
Savlav ixccXsas. Demnach ist Dardanus, wie man fast
glauben mufs, nichts als der Eponymas von der gleichna-
migen Stadt, d. h. freilich unter Voraussetzung von de-
ren Vorhandensein im bereiche der Wirklichkeit und nicht
blofs der poesie, wie ja nicht minder in dem weiteren
genealogischen verlauf ^Ilog und Tgcig als eponyme von
Ilion und Troja. Belegen soll Dardanus gewesen sein auf
dem Vorgebirge Dardanium von Troja, welchem sie, wie
später unter Mahomet lY. den Dardanellen, ihren na-
men lieh. Da nicht nur die bewohner Dardaniens in
Troas Dardani heifsen, sondern es auch in Mösien ein
der benachbarten macht Makedoniens feindlich gesinntes
volk mit gleichem namen gab Liv. XXVI, 25, XXVII, 33,
XXXI, 28, XL, 37, Plin.IV, 1 und Dardania, auch eine
gegend in der nähe von Illyrikum, zuweilen auf Samothrake
angewendet wird: so erhellt aus diesen umständen zur ge-
nüge, dafs mit der Wanderung des Dardanus von Samo-
thrake nach der gegenüberliegenden kleinasiatischen küste
eine Verwandtschaft zwischen Völkerstämmen in Asien
und Europa gemeint wird, wie man sie schon im alter-
thume von mehreren anderen, z. b. den Bgtyoi oder Bgi-
ysg in Thrakien mit den fpgvysg in Asien Her. VII, 73;
femer den Bi&vvoi als aus Thrakien nach Bithynien ein-
gewandert (ebenda 75), behauptete.
2) War einer der Phiüeus, der könig in Thrakien,
zuerst vermählt mit Cleopatra, des Boreas tochter, welche
ihm nXril^mnog xai Tlaväimv gebar. Später jedoch nahm
er *I8aiav r^v JagSccvov zur frau, und, indem auch die
ersterwähnte Idäa durch ihren söhn Teukros mit dem Dar-
danus als eidam des letzteren in verwandtschaftlicher be-
ziehung steht, läuft das im ganzen so ziemlich auf eins
hinaus. Wohl möglich, dais auch fptvtvg, dessen i lang ist,
eigentlich von cptvig Dioscor. II, 58 s. v. a. y^/Viy, bei Plin.
ossifraga, eine art adler, stamme, was sich gut mit Ov. M.
VII, 399 vertrüge. Daselbst ist nämlich von einem Peri-
phas („ringsum leuchtend^ oder ,»rings mordend^?), einem
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352 Pott
alten könige von Attika vor Eekrops zeiten, die rede, den
Jupiter in einen adler verwandelte und seine gattin in ei-
nen oQvida avwofwv. Deshalb hat Gierig wohl mit recht
die conj. Schraders zu Anton. Lib. 6 justissimaPhini im Vo-
kativ statt justissime Phineu in den text au%enommen. Man
müfste indefs wohl den accent in (pivig^ im fall nicht dessen
beide jota lang »nd, in circumflex umändern, weil Phini
an der ovidischcn stelle vom länge erforderte. V^. auch
0tjv6vg^ söhn des Melas (schwarzen) Apoll. I, 8. 5, wo man
— wegen tpijPfj — vielleicht ohne noth 0tv€vg vermuthet.
Auch fprjvw KXmlov Paus. II, 6, 2 Athenerin, welche ^a-
fiiSiov Tov KoQOivov (auch etwa: rabe?) heim&hrte, wo-
bei vielleicht noch bemerkenswerth, dafs einer des na-
mens Kkvriogj nämlich IL XX, 238, söhn des Laomedon
(also ein sonst mit Lamedon gleichkommender name) war.
Eine friedliche taube leitet die argonauten durch die ge-
fahrvollen symplegaden hindurch. Wie nun, wenn im ge-
gensatz damit ein „raubvogel^ das wilde dement ver-
tritt? Phineus steht mit Boreas und Harpyien als „geflü-
gelten genien des sturms^ (wie Preller gr. m. II, 226 sie
erklärt) in Verbindung. Deshalb wäre „adler^, zumal wenn
es der meeradler (Falco ossifragus) sein sollte, gar keine
üble bezeichnung für jenen meer- und schifiahrtkundigen
pförtner des Pontos Euxeinos. Vergl. etwaAquilo, aquila.
Wenn z. b. *A&rivä als beschützerin der Schiffahrt Paus.
II, 34. 8, vielleicht zugleich ein wenig mit dem namen spie-
lend, Ai&via hiefs, so erklärt sich das aus dem sonstigen
werthe dieses Wortes als appellativ, wo es ein „taucher-
huhn^ bezeichnet. Es ist dabei nämlich nicht etwa in ge-
mä&heit mit dem deutschen namen des vogek auf das, mit
bezug auf schiffe etwas ominös klingende: taucher gewicht
zu legen. Vielmehr nur auf dessen vollendete geschicklich-
keit im schwimmen (vgl. „schwimmen wie eine ente") und
Vertrautheit mit dem wasser. Von den vavrm Hom. ep.
IX, 2: ÜTODicäGip ai&viTjai^ ßiov Svg^tjlop Hx^VTBg. Frei-
lich als name andrer persönlichkeiten, so desjenigen, wel-
cher um Andromeda freite und deshalb von Perseus in
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mytho-etymologica. 353
einen stein verwandelt wurde, wäre 0ivsvg damit nicht ohne
weiteres (yergl. Hiriog könig von Trözene, doch wohl aus
ciiTog) erklärt Die blindheit jenes ersten Phineus wird
s^r verschiedenen gründen zugeschrieben. Einige messen
sie seinem kühnen streben, die zukunft zu enthüllen, bei^
Blind war auch der berühmte seher ( geistige I) Teiresias,
womit wohl angedeutet sein soll : entweder, dals mit abge-
schlossensein gegen das äufsere (störende) licht, der innere
dnn desto heller aufleuchte. Oder, wie, blicke in das dun«
kel der zukunft zu werfen, für den sterblichen im gründe
einem frevel gleichkomme, würdig, dafs, wer ihn verübe,
körperlich mit blindheit geschlagen sei. Nach anderen war
des Phineus blendung, gleichsam nach dem rechte der wie-
dervargdtung, folge seiner grausamkeit, die er an seinen
kindem aus erster ehe, von der Idäa dazu durch allerhand
einflüi^rungen an%estachelt, sich zu schulden kommen lieis.
Er hatte sie nämlich selber geblendet.
„Des Phineus erste bedeutung war vielleicht, meint
PreUer 11, 225, die allegorische personification eines ragen-
den f eisen s [also wie der andere, mit dem Gorgonen-
baupte in stein verwandelte?] dieser küste, der wie ein
könig am eingang dieses meeres thronte, dessen wege ihm
bekannt sind, und gegen den die sturmgeister der fluth
(Harpyien) den gischt der aufgeregten wogen spritzen,
dafs dem greisen meereskönige seine äugen geblendet, sein
mahl immer von neuem besudelt wird.'' Etwa also „blind''
als „ungesehen", dem lichte entzogen, weil unter dem was-
ser befindlich und deshalb den Schiffern um so gefahrlicher,
wie lat. caecus (zeitschr. II, 111)? Was mich betrifit: so
ahne ich im Phineus vielmehr einen, dem Athamas in sei-
ner bald wilden bald besänftigenden doppelnatur entspre-
chenden windgenius, der, was sich auch erklärte, durch
Herakles, also durch die wieder über unwetter obsie-
gende sonne, den tod empfangt. Seines sitzes in Thrakien
wegen vielleicht specieller der &Qaaxiag, Als Schwieger-
sohn des Boreas oder nordsturms, und seines kampfes
mit den Harpyien (also anderen entgegengesetzten, viel-
XI. 6. 23
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354 Pott
leicht heftigem winden als er selbst) halber, ist, sollte man
glauben, auch sein wesen verwandter art. Evgvvtau yocat
(Idaeam) Schol. Od. ^', 70 (Heyne obss. p. 336), d. h. nun
entweder regen (wofür wir zum öfteren den Euryto» oder
„ wohlfliefsenden " erklärten) als häufiger begleiter vom
winde, oder der wogenschlag des meeres. Denn frei-
lich war Phineus, gewöhnlich Agenors söhn, doch zufolge
Apollod. I, 9, 21 vielmehr dem Poseidon entsprossen. „Me-
morat haeQ quoque Schol. Soph. Antig. 991, qui etiam no-
mina et filiorum et Idae^e apponit, pro qua alios EiSo^
&iav rrjv KdSuov aÖBlrpi^v nominare ait", d. h. die tocbter
des meeresgottes Proteus, welche von der vielgestaltigkeit
{eidrj) ihrer selbst und der wogen den namen führt. Hieza
kommt, dafs nach einer abermaligen angäbe (s. Lempriere,
bibl. class. v. Phineus) Poseidon blindheit über (seinen
söhn?) Phineus brachte aus Unwillen darüber, dais er die
söhne des Phrixos (der stürm wölke) angeleitet habe,
wie sie von Kolchis nach Griechenland entfliehen möch-
ten. Namentlich dieser zug, aufser den Verfolgungen ihrer
Stiefkinder, bringt Idaea mit der Ino, welche dem Phri-
xos selbst und seiner Schwester Helle nachstellte, als
eben so schlimme Stiefmutter in die ernstlichste parallele. Man
vergleiche, was von uns über den mythus vom Athamas
d. zeitschr. VH, 103 ff. auseinandergesetzt worden. 'Ivci*)
*) Bei Theokr. XXVI, 1: *Ji«, x' Avtovoa^ ^a ^(aXoTrdgtjoq ^Ayava
errichten, ihrer selber drei, gleich der zahl der alten Jahreszeiten, der Se*
mele 3 und dem Dionysos 9 (also 3 mal 3) altäre, mithin zusammen 12,
als zahl der monate. Demnach wäre Ino wohl die zeit der winterlichen
stürme; und die apfelwangige Agaue („glorreich, erlaucht") der herbst
mit seinen reifen äpfeln, sowie endlich drittens Auto noe, die sinnig schaf-
fende („eigenen sinnes", oder: „ganz verstand"?), die Jahreszeit
zwischen beiden. Es begreift sich damit jene trias, welche dem gotte des
Jahressegens Dionysos, und natürlich in geringerem maafse seiner mutter, hul-
digt. Uebrigens kann es nicht befremden, dafs Agaue (sonst auch beiname
der schöpferischen unterirdischen macht Persephone) als mutter des Pen-
theus gilt, welcher seinerseits auch den rebenfeindlichen winter (d. zeitschr.
VI, 137) vorstellt. Auf den herbst folgt ja eben der winter. Uebrigens
unter Autonom dort ist wahrscheinlich die Kadmostochter gemeint, und somit
Schwester der Ino und Agaue. Hes. Th. 977, vergl. mit 976. Merkwürdig
genug ist übrigens, dafs ''Ayavri und Auroiot] noch zweimal eine gemeinschaft-
liche herkunft zeigen. 1) jene als tochter des Nereus (wasser) und der Do-
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mytho-etymologica. 355
WÄT uns die gewaltige, die starke (von ig), wie 2&$vw^
eine der Gorgonen, und zwar aus ähnlichen physischen
gründen. Die Gorgone darf man als schreckliches bild
von donner und blitz betrachten, das auch z. b. durch
Lucr. VI, 145: ubi e nube in nubem vis incidit ardens
fulminis eine gewisse begrflndung erhält. Unter Ino
können alle grausen naturerscheinungen, insbesondere stürm
und wogendrang, verstanden werden, welche auf dem
meere dem schiffer gefahr drohen. Vgl. dvif^wv fjtivog
IL V, 524. Od. V, 478 und vSarog o&ivog Find. Ol. IX,
55; aqua! vim subitam. Lucr. I, 286. Jloasi'daov fAsya-
?j)a&Bvig Hom. epigr. YI^ i. Ferner: venti vis verbe-
rat (man beachte die alliteration, wie VI, 115: Verberi-
bus ventei vorsant) incita pontum. Lucr. I, 272 mit der
weiteren ausmalung: ita perfurit acri cum firemitu, sae-
vitque minaci murmure pontus. (Saeva ventorum rabies
Ov. M. y, 6, gleich der raserei des Athamas, welche das-
selbe bedeutet.) Sunt igitur ventei nimirum corpora caeca
(d. h« unsichtbar; aber so etwa auch des Phineus „blind-
beit^ zu verstehen?), Quae mare, quae terras, quae deni-
que nubila coeli Verrunt, ac subito vexantia turbine ra-
ptant(!^(»ci;mi als „fortrafferinnen^ et. forsch. 1, 870
damit verwandt? d. zeitschr. VI, 334. 'lan'a d' k^i^QTca^'
dvifiov fjiivog. Ap. Rh« U, 1109. Vgl. auch venti — vortice
torto Corripiunt, rapideique rotanti turbine portant.
Lucr. 1,295, wie auch venti vis — rapide percurrens
turbine 275). Validi vis incita venti VI, 137, vgl. 281.
Was werden wir uns nun unter blendung des Ple-
xi ppos und Pandion, söhnen des Phineus aus erster
ehe, und enkeln des nordsturmes Boreas, vorzustellen ha-
ben, welche Idäa*) ihren Stiefkindern bereitete? Ich denke,
ris (segenspenderin, eben mittelst des fruchtbaren nasses) U. XVIII, 42, wie
diese Hes. Th. 258. Femer 2) als tochter des Danaus, Apoll. II, 1, 4. —
Der vers 23 bei Theokr.: Aal f^i yaatiga ßaaa' xal j4vtov6^ gv&fioq
wvToq, wonach Ino auf dem bauche des Pentheus ein tripudium hält und
Autonoe nach gleichem rythmus tanzt, soll allem vermuthen nach eine andeu-
tung geben von den Askolien.
*) Einer, namens Pandion, geführte des Tenkros, H. SU, 872 kommt
in diese gesellschaft vermuthl. durch die nymphe *Ida£a als mutter des letzteren.
23*
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3!^ Pott
es ist damit nngeföhr eine ähnliche gegenüberstellung ans-*
gesprochen, als Ovid M. XIV, 471 in dem aasdrucke: iram
coelique marisque perpetimur zusammenfafst. Wenn
der Sturm (Phineus) seine schwarzen adlerfittige (als
(pivig) schüttelt und in blinder wuth daher f&hrt: dann
entzieht sich dem Seefahrer der anblick nicht nur von
meer und land, sondern auch vom ganzen himmel mit
allen seinen lichtem, oder „äugen". "Ofifiara^ skr. na-
bhap-caxus (himmelsauge), mundi ocnlus, die sonne« Ov.
M. IV, 277, sowie tot stellarum collucentium illos ooulos
Plin. 11,5,4, und daneben occaecatus nicht nur von
den äugen Geis. VIII, 4, sondern auch von der sonne. Plaut.
"Men. I, 2, 66 und: Densa caligo occaecaverat diem. Liv.
XXXIII, 7. Vgl. aufserdem die allmälige einschläiPerung der
äugen des Argos, d. h. gestirnten nachthimmels, durch
Hermes. Die sonne als rad (cakra), Scheibe (Sloxog)^ schild
(clupeus Dei. Ov.) und äuge des Varuna (himmlischen
Wassers) Kuhn herabholung des feuers s. 21.
nXtqlmnoQ (instigans equos) liefse vielleicht an sich
auf den Sonnengott rathen, der seine rosse antrabt (was
indefs, weil de zu feurig sind, nicht nöthig). Da indefs
Ilavdicov*)^ wie mich bedünkt, auf den ganzen umkreis des
himmels (horizont, im skr. diganta d. h. der gegend
ende) geht: würde als gegensatz zu ihm, läfst sich ver-
muthen, zur see nichts besser als das meer selber pas-
sen; und so wäre Plexippos in unserem zusanunenhange
wohl ein beherrscher dieses fiirchtbaren dementes, welcher
die meeresrosse spornt, d.h. die wogen peitscht. Vgl.
auch z. b. Tloasidaiv — irtkrj^ag ry TQiaivrf, ApoUod. III,
14, 1. — Bei der von Pandion angenommenen bedeutung
bietet im gründe nur eine Schwierigkeit die frage, ob und
*) Vgl., aufser divalia und feriae divales Angeroniae, twi' IJava^
d-fivaioiv rijv hQXTjt'^ welches Erichthonios (Gutland, erde?), Pandions
(allhimmels?) vater, stiftete. Apollod. III, 14, 16. Ueyne obss. p. 330. D.h.
aber, obschon zu ehren der Athene, wahrscheinlich nach analogie von t«
IJaviXX'^tifiaj das fest aller Athener insgesammt, wefshalb es auch auf
Theseus als dessen Stifter zurückgefiihrt wird, siquidem ille XII pagos in
unum aarv contraxit. Aehnlicher endung IJav-ela.
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mytho-etjrmologica. 357
in wiefern dieselbe auf alle des gleichen namens (es un-
terscheidet aber Pape, aufser einem indischen könige, de-
ren fünf) anwendung erleide. Ob das athenische fest der
ndv'dicCf rä, sclegd, zu ehren des Zeus, Dem. XXI, 9,
danach benannt sei, weil es etwa ganz, d. h. ausschliels-
lich, dem obersten der götter geweiht gewesen, bleibe da-
bin gestellt. Eben so möglieh, dafs es etymologisch hiefse:
geweiht dem gesammten himmel*), wasjaZet;^, gen.Jiog^
woran heutzutage niemand mehr zweifelt, ohnehin als =
skr. dyäu-s**), gen. div-as (et. forsch. I, 747) recht ei-
gentlich und seinem Ursprung nach besagen will. Die länge
des jota beruht auf einer contraction, wie Slog (vgl. Xiog)
als zusammengezogen aus der, jed(>ch nicht mehr in der
appellativen bedeutung von „himmlisch'^ = skr. div-yas,
sondern als adjectivum von dem gottesnamen vorhandenen:
Jitog „vom Zeus". Indefs unaufgelöst auch JZov, Stadt in
Makedonien am thermäischen meerbusen, von einem tem-
pel des Zeus so benannt. Thuc. IV, 78. Paus. X, 13, 5.
Als schon, weil gegen die grammatik schnurstracks anlau-
fend, falsch sind natürlich die beiden erklärungen zu ver-
werfen, welche sich bei Lempridre finden. Es soll näm-
lich das fest entweder so heifsen, weil Zeus ra Ttdvra öc"
vnveiv könne, moee and tum all tkings as he pleases. Oder,
als den mond angehend, weil er sich zu allen zeiten zeige:
TtdvTore Uvai, move incessantly by shewing itself day and
night, rather than the sun, which never appears but in
the day time. Merkwürdig genug indefs ist flavdh], we-
niger als name eines athenischen scfaiffes, was etwa zur
♦) Sonne, mond und steme? Udv&ftoq ist ganz göttlich, oder, wie in
UarB-tiov, allen göttern gemein.
**) Was die alten in abgeschmacktheit an etymologieen zu leisten ver-
mochten, beweisen die zwei, welche sie von Zeus {Zrjv) ausklügelten. „Jta
ffaai Si o^ [man denke nur!] %d Tidvia^ Z^ra irao* oanv tov t.ijv
oTiTioq laxiv (Diog. L. VII, 147). Vergl. Plat. Crat. 396: öi ov t^v [also
etwa beides mit einem schlage] au ndiTi rolq t'^xTiv vitdo/jv (Cr. Symb.
in, 94)«. Gerb. mytb. I, 169. Grenz. II, 644. Müfste doch, da Zeus nicht
etwa den „lebendigen*' gott bedeuten soll, vielmehr den beleb er, leben-
di gm acher (vivificator), ihm eine causativform zum gründe liegen, wie z.b.
^WOTIOlOq!
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358 Pott
zeit obigen festes von Stapel gelaufen daher seinen namen
bekam, denn vielmehr in der persönlichen geltnng von ei-
ner tochter der Selene vom Zeus. Hom. h. XXXIl, 9:
'H y imoxva^aiAkvri Ilavdsirjv (so hat die Alter'sche
ausgäbe) yelvaro tcovqyiv. Bedeutet das etwa (nicht: nav-
diog, ganz göttlich, sondern) ,,den ganzen Sternenhim-
mel umfassend?^ Dann wäre die bdderseitige abstammung
von selbst einleuchtend. Man nehme hinzu Hvdiog (in der
mittelsilbe seltener lang als kurz) mit seiner doppelbedeu-
tung 1) mittäglich, was ich etymologisch als: „(mit-»
ten) am himmel (skr. div) befindlich^ auslege von der
zeit, wo die sonne ihren Scheitelpunkt erreicht hat. Make-
donisch lv8ia, h. e. fiearjfißQia (v. Hes. et Phau.) pro ivdia
Sturz, dial. Maced. p. 32 als angebliches beispiel einer Um-
stellung von i und e, während doch iv mundartlich statt
^1^ vorkommt. 2) im freien, unter freiem himmel
(sub divo, sub dio, auch sub Jove), überhaupt himm-
lisch. Ja davon nun kvSidfa eigentlich unter freien him-
mel sein, dann überhaupt wo zubringen, verweilen, und
nicht etwa: seine tage (dies) verbringen, wie frz. söjour-
ner, faire sejour, aus subjurnare morari, diem ducere
DC, lat. diurnare, lange dauern; noch auch aus der
präp. 8id wegen Suviavri^o) u. s. w. Etymol. forsch. I, 739.
Was aber Siaita hinten mit kürze? Allgemeiner fbr inesse
in demselben hom. hymnus v. 6: dxtlves kvS$aovTaiy wie
Paul. Silent. Anth. VII, 594 ofAfiaaiv fjiovpoig QiXystai olg
iXnlg fieiXixog hvSictH. Stellen, die vermuthen lassen könn-
ten, es schimmere darin noch der sinn des verbums div
(glänzen) durch, als: drin leuchten. Das licht der Se-
lene dachte man sich „mit ganz besonderem glänze strah-
lend, wenn sie — um die zeit der frühlingsnachtgleiche
als abendlicher vollmond aus dem Okeanos emporsteigt.
Hom. h. 32. So hat sie einst vom Kroniden die schöne
Pandia geboren, die man in Athen um die frühlingsnacht-
gleiche feierte." Preller M. I, 297 f., was, verstehe ich den
autor recht, fast so herauskommt, als sei Pandia selbst
nur gewissermafsen das fest ra Ildväia zur person erho-
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mytho-et^Biologica. 359
ben. Mir doeh, ohne nähere begründang, nicht ganz ein-
ieocbtend. Uebrigens hat es nichts wunderbares, wenn
man auf den genannten Zeitpunkt, wo himmel und wetter
einen bedeutenden Umschwung erfahren, ein ganz besonde*
res gewicht legte. Und wenn Philomele (nachtigall)
und Prokne (schwalbe) mit dem attischen könige Pan-
dion als dessen töchter (daher letztere patronym IlavSio^
vlg Hes, werke 568) in Verbindung gedacht werden: so er-
klärt sich das von ihnen leicht. Sie sind ja frühlings-
boten. Preller I, 94: »Der name IIccvSia)v scheint mit dem
frühlingsfeste der ndvSia zusammenzuhängen, welches dem
Zeus (Jct/ff) und der Pandia, seiner tochter von der Se-
lene, d. h. dem frühlingsmonde gilt^. Von Selene hängt
der unterschied der monate und damit der zeit überhaupt
ab. Ihrer tochter name Pandia aber vom Zeus (d. h.
himmel, an welchem ja auch der mond steht) scheint ana-
log gebildet mit Tiäfifir^vi^g i/t;|, eine voUmondnacht, wo der
mond sich ganz zeigt, und gerade das glanzvollste pleni-
lunium — im frühling — zu bezeichnen. Uavdiwv, ovog
enthält, seines nasals ungeachtet, kaum schon aus der ur-
zeit überkommenes skr. div-an m. tag, ungeachtet dieses
die doppelbedeutung von himmel und tag leicht ebenso
gut möchte gehabt haben, als diva n. Der nasal scheint
erst znthat auf griechischem boden. Ich möchte es indefs
kaum för patronymisch halten trotz des genitivs Kqovio^
vog II. XIV, 247, von Kgovitav, wvog^ noch in engerem
sinne vergleichbar mit J/cwj/, wvog (also w), wie^HQav,
QicDVt "Egficov. Es scheint aber der name auf alle himm-
lische erscheinungen zu gehen, wo nicht auf alle
himmlischen (coelites). Denn Pandions vater vrsLv'Egi-
X&oviog (d. h. gutes fruchtland), welcher Uceai^&eav NijtSa
vviA<pijv HytjfiBV, i| "^g naig Ilccvöicov kyevvij&r]. Apollod.
III, 14, 7, wo Heyne lieber JJga^i&iap schreiben möchte.
Etwa letzteres als eine vielbeschäftigte „arbeits-", hin-
gegen ersteres als eine „erwerbs- (;ra(yig) göttin"? Vgl.
Apollod. III, 15, 1: IlavSiovog di äno&avovrog y ol TiaiSeg
ta naxQ^a kueQiaavto. Kai rriv ßacCküav 'Egaxäevg lafi-
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360 Pott, mytho-etjrmologica.
fxov xal Jioyeveiag rrjg KritpiaWy Iföjf« naiSag Kix^OTUx,
nävSiOQov, MijTlova xrX. Zu der ^arbeit^ bedar&, soll sie
gelingen, „verständiger Überlegung^, (pqa^ta&cu
fisrä (pQBGiv. Daher der ^gdcifiogy was ungef&hr s. v. a.
(pQovifiog. Vgl. ^QaaifjglSijg ^ worin ich eine d^n adjecti-
vum (pQtv/iQfig nahekommende bildung erkenne, oHne dals
jedoch darin der dativ tpgaai statt (pgtai enthalten zu
sein brauchte. Cephissi filiam, non neptem Praxitheam
edit Lycurg. c. Leoer. c. 24 (Heyne obss. p, 333). Der
Kephissos kommt, als fluGs in Attika, s^ naturg^n&&
in die obige geschlechtstafel.
Pott
(SchluTs folgt)
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Schmidt, der kyprische dlalekt nnd Euklos der chresmologe. 391
Der kyprische dialekt und Euklos der chres-
mologe.
(Schlufs.)
Zu diesen glossen, fast ebenso vieien rätbseln, deren
recht viele zn lösen den mitarbeitem dieser Zeitschrift bald
gelingen möge, kommen nun noch die bru eh stücke, welche
aus der orakelpoesie des chreemologcn Euklos übrig sind.
Wenn freilich die vcrmuthung Göttliogs de Bacide fatilo-
quo Jen- 1859. 4. p. 7 richtig wäre, dafs die orakel des
Bakis sowohl als des Euklos von Onomakritoa fingirt wor-
den seien, könuteo wir ihn hier fallen lassen. Allein ich
fürchte sehr, mein gelehrter College hat sein urtheil weni-
ger auf die teste des Euklos bei Hesycbius, als auf das
längere allerdings etwas verdächtige bruchetück bei Pausa-
nias X, 24, 3 allein gegründet-
Dals die person dieses chresmologen sich, wie Cbar-
don de la Rochette Notices des ecoliee grecquea sur Pia-
ton p. 36 (p- 394 = 135, Suid. a a p< 3) behauptet, der
aufmerksanikeit früherer philologen ganz entzogen habe ist
nicht richtig. Schon Lilius Gjraldus erwähnte ihn als
muthmafsUchen Verfasser der kyprischen gedichte, J. A, Fa-
bricius berührt ihn bibl gr. I c. VIII, 6 p- 38; II c. II, 16
p- 282 5 nur Vossius erwähnt seiner uicht. Auch was XQy}C-
fioXoyo^ bedeutet, weifs jetzt jeder. S. Lobeck, Aglaoph.
p* 299- Länger blieb die Schreibung des namens zweifel-
haft> Zwischen EvkXt^q und EvxXog läfst noch Meioeke
PhiloL Xn, 602 die wahh EvxliJQ nennt ihn Is, Voss, zu
Hesycb. cxvSä* ^mdy hält sogar EvxKog nicht für grie-
chisch. Aber Bast, Comm. Palaeogr. s, 717 bewies das ge-
geutheih Die spuren der Codices flihren mit groiser Sicher-
heit überall auf EvxKog. Freilich wird er, abgerechnet die
schon erwähnten autoren, nur noch bei Euseb. PE. p. 495
ed GnLaL und Tatian. adv. gent. c. 41 p. 275 C (p, 173 C)
erwähnt; an letzterer stelle steht EvfiiisXov tüv KvnQtov
oder EvfivxXov (d, i. Evxkov)^ Er galt nach Tatian für
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302 Schmidt
jüDger als Moses, aber <er als Homeros. Bnicbstücke
liefern nur Pausanias und Hesychios.
Pausan. X, 12, 6: /pj^iTfeoÄoVcwff dk ävSgag Kungiov r«
EvxXov xal /i&fjväiov Movaaiov töv *AvTt>q>ijfiov xai Av-
xov Tov Tlavdiovos rovtovq re ytvi<5&ai xal kx Boi4or&ag
Bdxiv (paal xardax^ov ävSga ix Nvfjupwv rovxiav nkrjv
Avxov iTislB^dfjirpf rovg x&Vf^H'O^S* I^i® codd. haben hier
EixXovg^ die ausgaben JEiixXoov, Bekker falsch EvxXovv.
^ ovq
Der hauptcodex hatte offenbar EvxXov ji&tjvaTov, woraus
irrig EvxXovg A&rjvaiov statt EvxXov A&tjvalovg gemacht
wurde. Klemens Alezandrinus Strom. 1, p. 333 führt statt
des Euklos den Kinyras aus Kypros auf.
Paus. X, 14, 3: argarelav dh ti}v im r^v'EXXdSa aTio
TOV ßagßdgov iotlv tvQBlv nQO^Qti&ttoav fiiv iv roig Ba-
xidog XßV^f^oig. ngoregov Sk in EvxXq) rd ig avtrjv ns-
TtoitjfAiva iativ (codd. EvxX^).
Paus.X, 24, 3: Kingiot Si {olxuovvrtn ydg 8i xal
ovToi *'Ofif]Qov) OsfucToi TB avT^ fAfjviga tivai toSv riva
inixcogtotiv yvvaixdiv Xiyovaiv xal vno EvxXov ngo&Bam&ii-
va$ rd Big tr^v yivBOiv xr^v 'O^i^gov q>aalv iv roigSB'
xal TOT iv BlvaXcy Kv7tg<p fiiyag HaaeT* doiSog,
ov TB 0B(AiGT(a Ti^Bi in dygov 8ta yvvaixäv
v6a(p$ noXvxTBdvoio tioXvxXbitov JSaXauivog.
Kvngov Si ngoXmch, äugog &' vno xvfiaaiv dgd-Big,
'EXXddog Bvgvxogov fiovvog xaxd ngwTog aBlaag
tta^BTat dd-dvaxog xal dyrjgaog ijfiaTa ndvxa.
Tavra rjfiBtg dxovaavTig tb xal imXB^dfiBVOi Tovg XQfi(ff^ovgf
iSlcf 8i ovdiva avtcSv Xoyov, ovtb ig naxgiSa ovtb nBgl
fjhxiag 'OfirjgoVf ygdtpofiBV*
Dieses fragment schmeckt nun freilich sehr wenig nadi
dem hohen alterthum. Anders aber steht es mit den kur-
zen excerpten aus Euklos beim Hesych. Das wichtigste
derselben ist:
ÜBXdva* Ti JSaXafAlg, iv Toig EvxXov XQ^^f^^^S' So
habe ich längst hergestellt. Der codex hat bvxb^ was Mu-
surus als ihm völlig unverständlich gestrichen hatte. Wir
sehen daraus, dafe alle citate bei Hesych, welche den na-
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der kyprische dialekt und Btddos der chresmologe. 363
men EvxXog tragen, aus den XQtjfffiolg sind. Hier ist un-
ter Salamis jedoch Mrahrschanlich die insel gemeint, nicht
das kyprische. Die insel nannte auch Aeschylus mXeio-
^QkfjLfAwv^ auf dessen Perser v. 269 ot 8' afitpl vijaov t^v
nsUio&gifAfAova wohl Hesychs glossar neXeto&pififMva vrj-
aov und neXeavo&gfiv vijaov (sie) gehen. Schol. ri^v -5a-
kafuva. noVütQTjQtüv yag avttj. Es war also die schlacht
bei Salamis vorher verkündigt.
Nach Hesych gl. c, 2531 vol. H, p. 82 hätte Euklos
'EpLnvQißriTfiQ geheifsen: 'EfjLTtvQißyTtjg' ovreog EvxXog
(sie cod.) 6 xQ^^f^^^^yog ixaletro. Allein es wird wohl
ixdXu t6{v) .... zu lesen sein. Die erklärung fehlt.
Hes. aveovkXar äeXkai, naga äxl cod., aijskXai'
äeXla^ nctgä to avo) xal mXkav Musurus, der später die
wortß avfü xal wieder strich. AvBXXai,' atXXai naga
!dhcai(p MiVQus Dial. I, 37; 11, 503 unter beistimmung von
Th. Bergk Ale. fr. 126 p. 731. Die alphabetische folge
verlangt avi&vXXav* atXXai naga ExfxXcp, wie ich zeitschr.
f. alterth.-wiss. 1856 no. 30 p. 236 und Hes. I, p. 319 no.
8249 hergestellt habe. Mir stimmte bei G. W(olff) im li-
ter. centr. bl. 1857 no. 31 p. 492.
Hes. vol. I, p. 413 n. 83: ydXag' yijg nagä EvxXtp
(EvxXlrq) cod. 'HgaxXeiKp Pearso, em. Salmas.). Ygl. ydva
und yiyaXia.
Hes. xandrag* xa&agov. nagd EvrjXüv (so der co-
dex; tJt Mus. EvxX<p Salmasius). Die glosse selbst schrieb
Gustav WoMF a. a. o. xan arag. Vielmehr war xa&ogoSv
zu schreiben, wie aus der voraufgehenden glosse xd nara
(cod., xandxa Mus.) klar wird, wo wohl xccnaxdig* xa-
raxvipBig deorsum aspicies =* xarancttdaBig von xarana--
tdü) zu schreiben ist, xanardl^Bvg' xccraxoifjsig eine un-*
richtige änderung sein würde. Vgl. Philol. XH, p. 589*
Wie die glosse selbst lautet, ist nicht völlig sicher, xa-
nctrdwv wäre richtig = xa&oguiv^ möglich aber auch dafs
xanardg (von xandrafii) partic. praes. wäre. Da indessen
in xanavä der circumflez als compendium der silbe läv zu
deuten sein dürfte, scheint es beinahe, als müisten die glos-
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364 Sehmiik
8en (wie oft im Hesycb) ihre stellen tauseh^i, und in der
tbat würden wir nicht anstolsen, wenn die stellen laateten:
xaTtardig* xccvcuanpuq, IIä(pto$
xanatawv* xa&oQÜv. nagd Huxltp
Hesjch. xaxogag* xatcmoxfßag. naga Evt^hp (so cod.
Aid., xaxogag Mus.) da ein Terbum xaTaxoQfio£,tw nicht
existirt, sondern xcctaxoQfJii^uv ist xaxoQfjUag zu schreib^i.
Vgl. xataxoQfAaaai^ (l. laai)* xaraxoifjai, xogfid^Biv
TifAvaiv nsQi^etv {ngi^uv Meineke). EvxXtp corrigirte Salm-
sius. Die so gewonnene form fügt sich aber nur dann
dem hexameter, wenn ag kurz ist. Es folgt daraus, da&
die Eyprier die dorische eigenthümlichkeit der correptio
syllab. final, zulieisen. Aus dem dorismus ist ngd^ag Stjoag
Tivd^ag bekannt.
Hes. axvdd' axid. EvxXog {EvxXog cod., em. Salma-
sius). Vgl. axoiSiov axidSiov. axoid' axoxHvd, axoiov
— avaxiov und G. Curtius grundz. s. 137. Nicht unähn-
lich ist auch QvSia* god rj goid formirt. Da es scheint,
dafs S berechtigt und sicher ist, ist vielleicht auch anyo-
8äv' xXaluv KvTigcoi^ nicht zu rütteln, und ydXag' yij
könnte ydSag* yiig geschrieben werden. Aufser diesen
ganz sichern stellen ftihrt Meineke im PhiloL Xu, s. 602
noch zwei auf Euklos zurück, den er auch uralt nennt:
ElnaxaL nriyti 7t tcSg xleiTcSg. Er liest hier, über
die glosse selbst von andern bdehrung erwartend, nagd
Tip Eifxhp und verweist wegen der verschreibung auf Ja-
kag. Hat Meineke recht, so ist vielleicht Ilrjyai zu lesen.
Steph. Byz. p. 520, 10 Ilijyal' Ttolig iv KsQWÜif vijg
KvnQov,
dvv^iov aßgiarov. EifxXeiStjg, Er liest mit Verwei-
sung auf seine Exx. ad Ath. fasc. 2 p. 27 avQCJTov. EvxXog.
— Oder steckt der titel eines drama 'HQaxkeiSaigj Evvü--
8aig darin?
Ich selbst habe den namen zu finden g^laubt u. d. w.
!ägfi6&6Tg' oi natgiSai kv xvxXtp (Sopingus kv Äv-
nQ(p)^ wobei ungewifs bleibt, ob al Ttargtal oder EvnavQi^
Sm zu lesen ist.
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der kyprisch« dialekt und Enklos der chresmologe. 365
Gl. tf, 5409'' CTQoyyvXoVj öTQayyaXmSri hv xv-
7iX(^y wodurch avrl^uQov erklärt sein könnte, was sammt
der erklärung der glosse avuCv^ov ausgefaUen wäre. Al-
lein die Sache ist ganz unsicher.
Aus diesen resten nun läfst sich f&r den kyprischen
dialekt zwar nur weniges, aber doch einiges sichere fol-
gern. Von digamma finden sich zwei spuren in j:tal'
oSvvfjaai und vBüig' croXrj IId(pioi, woneben aber tSüttj*
öTohj Kvngioi, wegen accent und endung mit recht verdäch-
tig, überliefert ist. Ovd (ovßd?) = dfß^ läfst kein klares
urtbeil zu, 'da hier der w-laut ohnedies im diphthonge steckt.
Man beachte aber noch das heutige Famagusta s=s '4^jx6^
}(aHJTog, — Langes cc in kurzes ä verwandelt zeigt viel-
leicht nur dem verse zu liebe, aber nach dorischer analo-
gie das participium xaxoQfiiäg beim Euklos. — ä fCtr rj
erscheint nach dorischem und äolischem brauche in der
ersten declination in nominibus und adjectivis: äyxvga
ctXovd kgovd agfAvXcc dydva xo/Aßoia Tcog^a ovßd aodXa
GxvSd ÜBldvci ävSa (?) äßagiardv (?), wonach atgonijy
dkdßfj 'iarrj zu corrigiren sein werden. Auch sonst im in-
laute, wo die Joner tj bieten, erscheint a: aydva, aodXa,
dafictrgi^uv &atag ^sdiov igdto&BV. Die frage könnte
nur sein, ob äydva und IleXdva richtig überliefert sind,
oder mit doppelter liquida zu schreiben sind. Auf der einen
Seite stützt noch Qodva = Tk)dva die Überlieferung, an-
drerseits aber wissen wir, dafs ßdXXai* ßa&fiol kyprisch
war, was doch offenbar ßTjlol gleichsteht. Der eigenname
Ki^gig und KZgig schwankt; derselbe gehört aber vielleicht
nicht hierher, da Adonis Kiggig als der bleiche, erblichene
heifsen konnte, von xi^^og. — Kurzes a ist in o verwan-
delt in xog^a und argond. — 7 flttr ¥ bieten Iv = kv, ig
und mXvov. — Ebenso 7 für v in xifiai' x^f^^^y femer
in ciai (aber auch andre alaXog) und der präposition vno
(vgl. Ifiitgaov und Ifpäriv = vTtofjtlrgaüov und v^oqp^Tir).
— € f&r I in U(pog. — Sehr durchgreifend ist die Ver-
wandlung des V ins o, über welche ich im Pbilol. XIII, 1
p. 219; XIV, 1 p. 205 zu sprechen angefangen habe. Es
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366 Schmidt
gehören hierher ßog^a^' fiV(jfi92^. fio^oZ' kvTog üafpiot.
iS-ogavag (&ogdväig) ro H^od nd(pioi, lyxatpoTevs' kyxa-
TafpvTBve, aoäXa' a^ivfj (lies ^v^lfj) JJdq>ioi, xopißoitt' ^
xoiv^ßdg kXaia nagd Kvngio^f aber daneben xvjußdSa'
kkaiav !^fia&ovüU)i; TtinoCfAai,* dxrjxoa, kgdTO&av* dva-
9tavaavro, &6ea {&6tj Cyrill. 171) &vaiai^ loipvig {Xoqjvag
= Ivx^og) XccfAndg, Xoipvidia' XafATtdSva' [cy];^o5a7a'
d&goa (^yx^^^^ cod., was kyprisch nur lyxoSta heilsen
könnte, daher ey = tv schlofs des voraofgehenden wortes
war). M6[g\v^Tog = Mvvijtog^ Qodva^=^ Tvdva (Thes.),
26q' TvQog {QO^tx oooq' Ti;(>og) vielleicht richtiger .2^^,
wie denn auch richtig bei Appian Zaigog der gründer Kar-
thagers heifst; yoQog* xvQTog {wohl ytogog = yvgog), hmo^
xaCB was um so sicherer kyprisch heüsen darf, als auch
nr sss Tt kyprisch oder salaminisch genannt wird, €vtq6c'
as6&ai (vgl. k7iiT()V(Jaeiv) XQOöTaXkog^ xoSdvea, rokv^ u. a.
Dagegen dyxvga^ was aber ancöra wird, so dafsauch^op
und yoQog und hnicxogog richtig sein können. — Aus d
dagegen wird kyprisch öv, in ovai (= ovßai) die Phylen,
dXovd' x^Ttog, {=dlw7J) igova' ai^a;7ai;ot^ (Hesych., was
entweder kgovd'^ dvdnavaig oder hgov^li]' dvanavov zu
schreiben sein dürfte), fiovgaivsiv, womit oben schon andres
zusammengestellt ist. Diese eigenthümlichkeit hat sich lange
im lande erhalten. IdfAfioxoxSTog an der mOndung desPediäus
hiefs Famagusta oder Famaugusta und selbst das spater
entstandene ABvxwöia (Nikosia) nennt Hierocl. Synecd. p.
707 ^svxovaia. — Für öv dagegen haben wir 5 in ßoXe
= ßovXet (vgl. Hom. irigiog hßolovro d-eoi), okivoi' xgi^
ß-fig Seofioi (offenbar von okai, was auch attisch {Hr ovXai
steht). — Vereinzelt steht das oben besprochene axvSd für
cxid^ was durch axoux vermittelt ist« — Ferner erscheint
e für il in ßoXe, Ügnsg = fignug, rjxeigy so dafs über xa-
Tiardig* xaraxvrfjugi disg' dxoveig von dieser seite kein
zweifei obwalten kann. Wenn aber dxBvsi. avBxi^u xakr^^
^etv (EM.) ^dsi dägi^eiv Saficcrgi^uv richtig überliefert sind,
würde diese Verkürzung nur die zweite person singularis
im activ und passiv des verbi getroffen haben. — iä für
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der kjpnache dialekt nnd Enklos der chresmologe. M7
ij im pluralis 3. decUn. neutr. faDden wir in övcia und
Durcfagreifend ist die eigenthümlichkeit, welche die
Kyprier mit den Lakonen gemein haben, das o sowohl im
anlaut wie im inlaut wegzuwerfen, also wohl in den Spiri-
tus asper zu verwandeln. Hier zeigt sich, glaube ich, se-
mitischer einflnfs. Wie wenig aufmerksam man auf diese
erscheinnng gewesen ist, zeigt das bedenken, was der Thes.
zuweilen gegen ganz richtige worte äuisert; z.B. xgaaQa*
xoexivoQ hat im Thes. ein (?)• Man schreibe xQaäga =s:
x^aiga und aller zweifei ist gehoben; vgl. ca&fAa s=s cfi?-
GOLiAti. Am stärksten werden im kyprischen dadurch worte
affizirt, welche mit aä und läi beginnen, seltner die mit gv\
aber auch futur- und aoristformen. Hierhergehören: äydva
iya iyyia Itra iTtva lifXiifAa varag vyyeinog iv axgiictv; da-
nach wohl auch iyvvt]g (der speer) und äSSag (zinober, was
mit tpadSag gewifs ebenso durch adSSag vermittelt war,
wie ^lal mit ^Itpai durch jrJaai und äfjta&og mit tpdfia&ag
durch sabulum oder durch das digamma). Femer beachte
man xanardig xaxoQfiiig hSvov {hSvov? doch Svaeal)
Ifiitgabv Ifxndraov ifiaov Ivxandzabv üTtavov (?) ytal aial
xxzodod (cod. xaTBQim) worüber Philol. XII, p. 589. 590.
Ich habe hier überall den asper gesetzt, was wohl richtig
sein wird. Dagegen streiten nur adaai, und ftvldaacif-ai. Ei*
genthümlich ist^m^a=<Tm'^a^, wenn es nicht daraus verdor-
ben ist, da E und C wenig sich unterscheiden. — Faphiscb
scheint a fär | in aodXi^ und ä für r in al = ri, womit man
das megarische ads=iTivd vergleichen kann. — Sicher scheint
ß für Ji in ßoQfjLccl^y ß für ß in dq^ivXa oder dgpivhx^ in rgk'
pti&og =3s reQißiv&og^ wo auch die ekthiipse des v zu be-
achten ist — Sr för Ä in titoXiv und iTtroxaaa; ^ für äi^
in xoQ^a und ^dsi. Vielleicht ist daher auch ^ctxoQBia'
&vaia Litf'QoSirijg = SiaxoQBia (prostratae virginitatis sa-
crificium** Meineke) kyprisch*). — cd für & in niaaov
♦) Die glosse aJ/ac* ßtffioq iaxaqa und aSla' ßv/ioq (worin 6. Cnr-
tiuB aedes sieht) mochte ich als asa, ara fassen. YergL QeU. N.A.IV, 8.
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398 Sdunidt
(niaov cod.)? — v &it g in der präposition Iv =«= ig*);
i7 f&r t; in äväa* avTfj (?) — Grade nicht unmöglich er-
scheint y far I m ß-iayov fllr &idtap &bijiov &^iov. —
X für ^ in xakiSuc (intestina)« — yv = ^ in Xoq^ig
Xo<pvi8ia. Versetzung der buchstaben bemericen wir in
ß-oQva^' vnoTtoSiov Kvtiqioi, für ß'QOva^ = ß-govoq wie
ßüjAa^, ßäka^ = /9a;Xog ß^ofiog u. a« Diese Versetzung hat
so wenig etwas aufi&lliges, wie in vd&^a^ = vdp&ij^y axv^
&pa^ = axvQ&a^f ß-iSga^ = &q18(Z^; dagegen ist otTt^
wohl das richtige und ägni^ cormptel, wenn anders eine
gewisse dornenart a^f| hiels, weil bm die kleider des be-
rührenden festhielt. — In der flexion der nomina ist nichts
bemerkenswerthes überliefert. Die frage, ob die Eyprier
nominative in jUarög statt ^üö^ bildeten, oder ob daftLr da-
tive in (Aaroig (maus) anzunehmen seien, läfst sich, da ne-
ben dnokovfiaTOQ = dnoXovfiov (Verstümmelung) und ^a-
ficcTog = ^o^fjtog nur das unklare ägfiaiaTog' enaofiog
überliefert ist, kaum entscheiden. Das 1 adscr. des dativ«
scheint weggeblieben zu sein, wie in andern dialekten auch»
Vgl. aXovä' XYiTKp. Unter die anomale gehört ^vuva =
a(W«, worüber ich belehrung erwarte; ßgly^a* ro fuxgov
scheint accus, von ßgiy^* Eine merkwürdige erscheinung
aber ist der Wechsel des geschlechts in einigen Wörtern.
Da iAv9a' qxoprj = fiv&og feststeht, hat es kein beden-
ken aQfAvXa' vTtoSijuaTa anzuerkennen, obschon an sich
etQfAvXa' VTtodrjfid ri eine ganz leichte änderung wäre.
Es kommen hinzu ßdXXar ßa&fjioi d.i. ßrjloi, ini^^a*
OQVsa = anil^ai oder üm^la, xifjiai* ;^i;|eiol' = Xf feo/. Von
zahlworten ist i'yyi^a' etg, von pronominibus sind <yt = t/,
iv airvtiv avrov und das sehr fragliche dfi/ da* crvny über-
liefert; von ad verbiis ^o;^o7 &OQdvag ^ano&e. MitxLÖvop'
Daher aq>aStoq* fx&Qoii^ wie i^iariov' j^j^^Mrroy; der feind wird vom
heerde fern gehalten, ddfa verhält sich zu asa, wie Fisus za Fidius, Clau-
sus zu Claudius, Bansae zu Bantiae, medius zu fiiaot;, niSiov zu niaor.
Vgl. Preller röm. myth. s. 684.
*) Ist doch wohl so zu erklären, dafs das q der ja als besonders do-
risch überlieferten form ^j'^, also hier ipq, abfiel und kein wandel von q in
p statt£uid. die red.
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Schmidt, der kyprische dialekt und Euklos der chresmologe. 369
^p&dSe {xiSvoZ Koen. Gr. Cor, p. 367) weifs ich nichts ai>-
zufangen, wenn x zur glosse gehört; die durch iv&dSs er-
klärte glosse ist wohl ausgefallen. Zweifelhaft bleibt auch
aig' kx&ig. Präpositionen finden sich ä^o knl kx {kq'i in
iano&E =3» Mxtno&svf) Iv för iv und Big, lito. Es findet
sich die angäbe, xal habe xdg gelautet. Gemdnt ist wohl
X€r(r- fär xaxa in gewissen ftUen, oder xäg as xatä wie
TtQoq = ngoTL Pearso glaubte dieses xdg s±} xal m xd--
cti> Js* xal toSe Hesjch. zu finden; aber das ist wohl
xäeti' di zu schreiben. Besonders erlitt xara in zusam«
niensetzungen apokope, und dabei wurde der folgende con-
sonant beliebig verdoppelt oder auch nicht: xanardig xoc-
juxrdtop xaxo0fjiidg xaki^so xaxxeivai xd^pa^ov (?) xaygag
xaßhjg. Die stärkste apokope erlitten Iptlrgaov und iyer-
Tiv für imofiitQOöov und tmocpijnv. 'Iv erscheint assimi-
lirt in hyxoipoTSvs und Ifindradv^ üicht so in Ivxaxdnabv,
Verbal formen: Erst^ personen: dniXrixa 'iXatpa itino^
fffiaiy zweite dUg xa^tardsg ßoXe (xali^sg? aig?) dritte ^dei
dnoigauB kgdro&sp; participe: xa7iatd<av xaxoQfiidg; infi-
nitiye: Safiargl^uv avgi^siv xalij^si^v (<=» xaXeiv) xaxxttvai
adaai, fivXdaaa&ai, xvegetal und das homerische dnolovai"
jtißv; imperative: anoysfis ykvvov yqä kgovei (?) fya IfiTtd--
raov IfjiiTQaov xdgpa^ov xaki^eo (?) kX&srwg,
Hauptsächlich sind, wie wir sehen, infinitive und im-
perative überliefert. Fast mochte ich daraus schlielsen,
dals auch die infinitive an den betreffenden stellen die gel-
tung des imperativs hatten und alle aus einem autor ent-
nommen sind; — also wohl aus den xQV^f^otg des Euklos.
So viel habe ich über den gegenständ als philologe
ermitteln können. Kann die vergleichende Sprachforschung
hier und da noch bessern oder helfen, werden ihre ermit-
telungen für die noch unerledigten glossen des Hesych be-
sonders willkommen sein.
Jena. M. Schmidt.
K. 6. 24
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370 Walter
Zur declination der u- stamme im lateinischen.
Die vergleichuQg des sanskrit, griechischen und gothi-
schen berechtigen zu der frage, ob nicht das besonders mit
dem griechischen sich nahe berührende lateinische rück*
sichtlich der caansbildung von a-stftmmen zu den gaiann*
ten sprachen in einem durchgängig genauen yerbftltnisse
stehe. E^n niUieres zuschauen übenseugt uns, da(s dem in
der that so ist, dafs aber im lateinischen das ursprüngliche
Terhältnifs in folge verschiedener lautgesetze sich sehr ver-
dunkelt hat. Das sanskrit, griechische und gothische ha-
ben nämlich das gemeinsam, dafe sie vor dem antritt ge-
wisser casussuffixe den stammlaut -u st^ern; die so ent-
standenen diphthongen skr. ö (nur phonetisch verschieden
von ursprünglichem au), griech. et;, got. au lösen sich
aber vor vocalisch anlautenden endungen in skr. av-, gr.
€/-, got. av (beziehungsweise iv-) auf. Nehmen wir f&r
das lateinische dieselbe Steigerung des stammvocids u zu
ou (ov) *) in anspruch, so ergibt sich für die betreffenden
casus der lateinischen u -declination folgende ursprüngliche
gestalt:
Bg.gen. -ov-OB gr.-tf'oq goi -an-s skr. -ö-s
dat. -ov-ei gr.loc. -«^-* gotloo. -aaf. skr. -av-^ (d. i.
abL -ov-ot *ayi ->a¥-ai).
(-ov-od, -ov-o) gr.(gen.)-t^-05 — 8kr.(gen.) -6-8 (wohl
(wohl f. urspr. •*/'-ot) (f. urspr. -A-t).
*
plQom. - o v-Ss gr. *^^iq got -ja« (für «kr. -ar-a«.
*-iv-a8)
gen. oy*um gr. -^-wf got. -iy-6 (für -*iy-6m).
Das griechische und lateinische unterscheiden sich von
dem sanskrit und gothischen zunächst dadurch, dafs das
*) Man sollte entsprechend dem griech. «^ (#v) hn lateinischen nicht
CT (ou) sondern ev (eu) als erste steigernngsstofe von n erwarten; allein
das y hat sich in fast allen fUlen der art das e zn o assimilirt und so fid-
len im lateinischen regelm&fsig erste und zweite Steigerung yon u zusammen
d.h. OY (on) hat die geltong sowohl Yon ursprOngUchem ay (au) als auch
von nrsprttngUohem &y (&u).
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zur declination der u-stämme im lateinischen. 371
Suffix des gen. sg. *os (gleich iirsprQnglichem as) ist, wäh-
rend das Sanskrit und gothische blofses -s als genetivzei^
chen an den gesteigerten stammauslaut (ö, au) antreten
lassen. Der dat. sing, wird im griechischen und gothischen
durch den locativ vertreten; das lateinische hat mit dem
Sanskrit den echten dativ gemein (suffix lat. -ei gleich
skr. -S d.i. -ai). Der ablat. sing, fallt im sanskrit und
griechischen formell mit dem genetiv dadurch zusammen,
dals sich der auslautende ursprüngliche ablativcharacter -t,
wie man mit vieler Wahrscheinlichkeit vermuthet, zu -s
abgeschwächt hat; im lateinischen ist er als frühzeitig ab-
gefallen zu denken. Im nom. plur. stehen sich alle vier
sprachen gleich, nur werden die grundformen dieses casus
nach den in jeder einzelnen spräche herrschenden lautge-
setzen umgestaltet. Im gen. plur. hat das sanskrit einen
speciellen bildungsweg eingeschlagen. — Das griechische
verfuhr nun mit dem vor vocalen inj: aufgelösten zweiten
bestandtheil des diphthongen -sv, so, dafs es das/- der
älteren formen *-6/:-o^, *-€^-*, *-«/:-€§, "-sjr-wv, wie
in allen andern fUUen dieser art, ausstiefs;^ später, da so-
wohl die Verschmelzung qualitativ gleicher als ungleicher
vocale ein weites feld gewann, wurden überdiefs die for-
men *-6jr-t, *-6jr-«s in -ßt, 'Sig zusammengezogen.
Denselben weg schlug auch das lateinische mit seinen
grundformen *ov-os, *-ov-ei, *-ov-o (för *-ov-ot,
*-ov-od), *-ov-es, *-ov-um ein; dann aber ward der
vor dem vollen doppellaute -ou (ov) übrig bleibende vo-
cal o, wie häufig, noch zu u geschwächt, durch welchen
Vorgang die nun entstehenden casusformen -u-os (belegt),
-u-ei (bei.), -u-o (bei.), *-u-es, -u-um das von den
verwandten sprachen abweichende ansehen bekommen. Aus
-u-os ward weiterhin -u-is und durch vocalverschmel-
zung -ü-s,* der diphthong ei von -u-ei sank zu i herab
und dieses verschmolz gleichfalls mit u öfter zu -ü, ebenso
ging -u-o durch die Zwischenstufe -*u-e) in -ü über,
dagegen ward -u-um nur ausnahmsweise und spät erst
(wie griech. -B-covin -wv) zusammengezogen, und am firüh-
24*
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372 Schleicher, ou = eu im lateimschen.
sten ging wohl der kurze vocal des plaralnominaÜTS -ea
in dem vorhergehenden -u auf.
Jena. Walter.
ou = eu im lateimschen.
Der Bemerkung meines Schülers Walter, dafs im latei-
nischen ov (ou) häufig = griech. ej: {bv) zu fassen sei,
füge ich folgendes bei.
Ursprünglich ward im lateinischen u zu 1) eu, 2) ou
gesteigert, wie v im griechischen zu 1) et;, 2) ov. Wie
klv& {i]Xv&ov), kXBv& {klsv{&)aofiai)y hXovd- {bIXyiXov&o);
QV'Tog^ Qif-oa ^sv-fiay ^of^iq QOjr^og u. s.f., so lat. lüc-
erna, *leuc-o (ergiebt sich aus Leucesie), *louc-em,
Louc-ina. Nun kam aber im lateinischen das lautge-
setz in anwendung, vermöge welches bei u, v nicht e,
sondern o zu stehen hat (vom-o, voc-o, novos u. s.w.
flir *vemo, *veco, *nevos, Corssen I, 238) und nun
heifst es doueo (düco) far älteres *deuco (würz, duc
wie (pevyct) von (pvy), flovont (fluont) für *flevonti {nXi"
jrovTi) u. s. f Jons, jouris steht doch wohl für *jovos
*joveris (wie genos, generis) und diefs für älteres
*jevos *jevesos von würz, ju wie xXhfog, *xX€feaog von
wrz. xXv; Jü-piter ftir *Djeu-piter vgl, Z6t;-g= Jjev-g
würz, dju U.S. f. Das lateinische rückt so abermals dem
griechischen einen schritt näher.
Aug. Schleicher.
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Leo Meyer, die homer. formen des zeitworts tJpcu. 873
Die homerischen formen des zeitworts elvai..
Eine ^isammenstellung bestimmter homerischer formen
beansprucht f&r die Sprachgeschichte schon deshalb immar
einen besondern werth, weil die homerische spräche im all-
gemeinen dnrchaus den ältesten zustand griechischer spra*
che bezeichnet, den wir kennen. Einzelne lautliche er-
scheinungen zeigen allerdings in den andern mundarten
einen alterthümlicheren Charakter. Ganz ähnlich bezeich-
net im aUgemeinen das gothische den ältesten zustand des
deutschen, obwohl einzdnes althochdeutsche und altnordi-
sche z. b. in frühere zeit hineinreicht.
Mit der neuen ausgäbe der homerischen gedichte von
Immanuel Bekker (Bonn 1858) ist fbr die folgende dar-
stellung eine bestinmite gränze gezogen.
Man hat nicht nöthig die form Blfii, die häufig ge-
nug york(knmt und keine andre stellvertreterin hat, erst
auf das äolische ÜfjifAt zurückzuführen; beiden liegt ein zu
folgerndes ia^l zu gründe, das dem altind. äsmi noch sehr
ähnlich sieht, worin das personalzeichen mi sich nodi ganz
deutlich ablöst von der wurzel as, die im griechischen also
ig zu nennen ist. Die zweite person lautet bei Homer ge-
wöhnlich kaci^ worin im gegensatz zum altind. &si beide
ursprünglich ihr gebührenden Zischlaute bewahrt wurden.
Sie begegnet mehr als dreifsig mal in der Uias und etwa
ebenso oft in der Odyssee, wo auch TitgUaüv XVIII, 248
g^nden wird. Gleichwie üfu {äfi VSvcBvg Odyssee IX,
19) und auch iatl {jAtiinQ Si jroi aar läfpooSirrj Ilias V,
248) vor folgenden vocalen ihr auslautendes i einbülsen, so
gestaltet sich auch kaai vor folgendem vocal zu iaa\ So
lesen wir knel ovSk rd r äXXa nig ioa' ävoijfjKtiV Odyssee
XVII, 273. Sechsmal aber in der Ilias und funfzehnmal
in der Odyssee wird statt dessen gelesen eig und wir ha-
ben hier ein beispiel jener auiserordentlichen formenbunt-
scbeckigkeit, durch die sich, wenn auch vielleicht nicht in
so hohem mafse die homerische spräche, so doch unsre
homerischen ausgaben auszeichnen. Da nun aber an fast
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374 Leo liey«r
allen jenen einundzwanzig (oder elf, wenn wir die wieder-
holten nicht mitzählen) steÜen anf das äs ein vocal folgt,
so wird man überall kaa herstellen dürfen, om so mehr
als jenes €2^ in der altgriecluschen schrift natürlich keinen
bestimmten haltpunkt finden kann. Also lesen wir tlaa r}
kvl TQoifj n. XVI, 515; Hoa* fortxot^piöv D. XVI, 538; tfßev-
öTfjg iaa ov8' II. XIX, 107; xgsiacwv iaa' ifii&Bv II. XIX,
217; Hg 7t6&6v iaö avSgäv II. XXI, 150; Od. I, 170;
Vn, 238; X, 325; XIV, 187; XV, 264; XIX, 105; XXIV,
298 (ähnlich heifsts Odyssee XIV, 47: j^einr/g onno&tiß
iaai); iaa\ ayz II. XXIV, 407; ioa 'Odwijog (besser '0&;-
anfog) Od. I, 207; VTjniog kaa w ^bivb Od. IV, 371 ; IX,
273, Xin, 237, atfiarog kaa' aya9dio Od. IV, 611 ; ir/cr-
Xiog kao 'OSvcw Od. XII, 279; reC Siuig kaa* awSgäw
Od. XXIV, 257. Nur eine stelle widerstrebt, aXX* alü
XaXenog tibqI ndvrwv Btg fivrjaTijQwv Od. XVII, 388, aber
schweriidi, ohne einen alten fehler zu enthalten. Die bei
weitem am häufigsten, in Ilias und Odyssee zusammen ge-
gen yierhundertmal, yorkommende form des Zeitwerts dvai
ist kari^ altind. &sti, die oft mit nachklingendem y, für
das hier ein etymologischer grund durchaus nicht zu erse-
hen ist, als iarlv erscheint, mehrfach auch innerhalb des
▼erses Tor folgendem Tokal, wie kariv doiSov (besser ofoi-
Sov) Od. I, 370, wo sonst, wie wir schon oben sahen, das
auslautende i abfiült.
Im dual ist nur die zweite person iarov belegt, dem
altind. sthäs gegenüber, das das ursprünglich anlautende a
einbüfste, das alte s aber bewahrte, an dessen stelle im
griechischen ganz ähnlich wie in fiBV für mas der nasal
trat. Wir haben jene form in djucpco Si VBiatigta (besser vb-
jiotiQfa) kaxov ifiBto H. I, 259; (pikratoi karov II. XI, 198;
ü... vÜBg koxdv D. XI, 138; v^iBlg 8' katov D. XVII, 444;
qZ TiPBg katov Od. IV, 61.
Von den ersten beiden personen des plurals ist nicht
viel zu sagen. Wie Bi^i tdr kafä und z. b. jrBifiavuj Uei-
der (II. II, 261) ftkr ^ia^ata, so steht Blfiiv f&r ka§Aiv^
welche letztere form mit dem zischlaut im attischen neben
Bifil bestehen blieb; im dor. kofiig wurde auch das alte aus-
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die homerischen formen des Zeitworts tifcu, 375
lautende g bewahrt. Im Althidischen fehlt wieder im gan-
zen plural, wie wir es auch in der bereits genannten daal-
(onn sahen, das ursprfinglich anlautende a, daher sm&s,
wir sind, stbi, ihr seid, s&nti, sie sind. Dem sth& ent-
spricht die gemeingriechische form kari, die auch die ho-
merische ist, so in negl 8* iatk fidxea&ai II. I, 258; iari
8i fftdvreg IL II, 203; w ^Bivoij rivBg iari Od. III, 71 nnd
sonst« FQr die dritte person ist die gewöhnliche form
elffl^ die auch vor folgenden vokalen ihr auslautendes i
einbüfst, wie in oaoi &Boi Bla iv 'OXv^nqt IL I, 566, oder
auch den nachklingend^i nasal aufweist, wie in ßgorol
tlaiv imx&ovioi IL I, 272. Mit bewahrtem altem te-laut
cmd deshalb auch davor ungestörtem nasal entspricht dem
homeris(äien üal im dorischen hvti. Bopp deutet in der
vergleichenden grammatik (zweite ausgäbe II, s. 299) dieses
kvrl als dem altind. s&nti genau entsprechend mit verlust
des anlautenden zischlauts aus cbvtI und ist der ansieht
(s. 229), ohne sie indefs mit voller bestimmtheit auszuspre-
chen, dafs der alte anlautende wiirzelvocal in dieser dritten
{4uralperson schon vor der Sprachtrennung unterdrückt
worden sei, weil hierin mehrere der verwandten sprachen
Qbereinstimmen; lat. sunt, altsl. suntif, send henti. Dafs
dieses aber f&r das griechische nicht richtig ist, erweist
schon die auch von Bopp (s. 300) angeführte ionische form
iäoi^ die ungefähr halb so oft als Blai bei Homer begeg-
net, und deutlich auf ein asänti mit dem anlautenden vo-
cal, der im altind. sänti bereits fehlt, zurückweist; ganz
ähnlich sieht diesem 'iciai, die form taai^ sie gehen, in äyB-
kijdov Ictaiv ccno XQtjvijg lAtXavvSqov IL XVI, 160. In der
zeitschr. Vn, s. 1 bis 11 ist der dritten pluralperson des
sogenannten verbum substantivum bereits ein eingehender
au£satz gewidmet von hm. Oberlehrer Stier, der auch (s. 2)
das dor. 'iovri^ das böot, iav&i (Ahrens I, 208, auf den
verwiesen wird, giebt aber icov&i) und das äol. cvrt, die
sämmtlich den alten anlautenden vocal noch haben, anführt
und mit recht betont, dafs kwi-elai-iaai neben einan-
der stehen wie ri&ivTi'Ti&eiai'Tid-iaai und sidi dar-
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376 ^o lliiy«r
aus ergiebt, da& ivrl mit verdräoguag des ö wegen im«*
bequemer coasonantenhäufung aus kcvti entstand. Jones
homerische 'iaai. zeigt sehr oft den nachklingenden naaal,
wie in ocaoi faaiv vn rjü (besser rifii^ wabrscheiDlioh:
ii/oa) II. V, 267; den auslautenden vocal verlor es nur in
kyyvg fe<y'. aÄA* oTiki^ai^sd-a Od. XXIV, 495-
Optativformen sind für alle drei personen des Singu-
lars und auTserdem auch f&r die zweite und drUte des {Ma-
rals belegt. Die genau entS{Hrechenden formen des altindi-
seben sogenannten potentials entbehren wieder sammtlich
den ursprünglich anlautenden vocal, während in den grie-
chischen der Zischlaut zwischen den vocalen ausfiel, ganz
wie in iccai (aus Haaat) im verh<ni& zum altind. santi
(aus a santi). So entspricht etrjv (aus kaifjv) dem altind.
s^am (aus asyäm), und eifjg dem sy&s, eit], das sehr
oft im Homer begegnet, dem sjat. Neben diesen eitjg
und üti nun aber treten im Homer, wenn auch weit selte-
ner, auch noch die formen ioi^ und (oi auf, an folgenden
stellen: ya^ißgog xiv joi Hoig II. IX, 284; yapißQog xiv j:o&
&^ II. IX, 142; näg xep hi räSe ßhqya H. XI, 838; nGtg
%' Koi ä Tig H. XIV, 333; xol^ onotog hi Od. XVII, 421,
XIX, 77, Während in si7jv(axi8 iaitiv) %irig^ eiij das alte
zeichen des optativs hj (altind. ya), weil es unmittelbar
an die wurzel trat, voll bewahrt wurde, traten Ho ig und
ioi ganz in die reihe derjenigen Zeitwörter, die ihre prä-
sensformen ursprünglich durch zutritt eines a bilden und
nach diesem vocal das optativzeichen zu i zusammenschmel-
zen lassen, wie z, b. tpägoig und q>iQoi^ die im alündi-.
sehen bh^rais^) und bhärait*) (nicht mehr bh4r-a<-
yä-s und bbär*a-yät) lauten. Jene Hoig und Hoi wür-
den im altindischen ge wände sich als *äsais * und ^asait*)
darstellen. Die zweite pluralperson etrc, die aus älterem
eifjTs verkürzt wurde, wie die nämliche Verkürzung in den
*) Die dorehans unempfehlenswerthe bezeichnmig der beiden altindischfin
difthonge durch 6 (statt ai) und 6 (statt au), wird, obwohl sie fast überall
eingerissen ist, hoffentlich noch einmal ganz wieder aufgegeben; ihre weitem
^epitiirkungen sind als $i und äu deutlich genug davon unterschieden.
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die homerischen fonnen des zeitworts e»yoM. ST3
plaral- tmd dualformen des optativs überhaupt sdir häufig
ist, findet sich nur in no^i % €&' 'OSvafji (besser *0Sv6rjßi)
ctfivvi^iP Od. XXI, 195; ihr steht das altind. sjäta (aus
asyäta) gegenüber. Die dritte person lautet im altindi-
schen, mit der eigenthümlichen lautveränderung, syüs, £ür
sy&nt, (aus asyant), in der homerischen sf^ache sibv
(waa liai&f)j in welcher form cUe entstehung des letzten e
aus ursprün^chem ri nicht so leichthin behauptet werden
kann. Wir haben diese form in toiovrot Shca fioi^ cvfA-
tpQaäfiov^g eUv 'Axctiäv II. II, 372; oi riveg äpigeg %hv
Od. IX, 89 und öfter.
Nur wenige formen des conjunctivs sind belegt, die
wir sämmtlich anf&hren wollen. Die erste person iia fin-
det sich im 6(pga /ut^ .. . "AQydwv äyiQaaxog ioa II. I, 119;
WfQa • • . vpCiv ^eivog iw Od. IX, 18 und 6(pQ' av kypi y%
f^oiaiv fier-io) II. XXH, 388. Im altindischen, wo ^e
entsprechende modusbUdung nicht häufig ist und nur noch
in der ältesten dichtimg vorkömmt, würde dem iw ein
Äsämi entsprechen, das ich nicht aufgeführt finde. .S^r
auffallend ist die form etoi in otpga ^(adiai^ fisrsiw II. XXTIT,
47, da eine rein lautliche dehnung des k in ^a» hier nicht wdbl
denkbar ist und ebenso wenig eine conjunctivbildung (terch
i(a (ya); man möchte yermuthen oq)Qa ^(ooig fievicDfu oder
etwa auch otpga ^coolai fierwutj da die homerische spracbe
noch sehr oft in der ersten singularperson des coajunctivs
das alte fu zeigt. Die dritte person lautet Üfj^i^ (nicht
^27<7^), minder häufig verengt Htj; im altindisohen würde ein
asäti genau entsprechen, wenn as zu denjenigen Zeitwör-
tern gdiörte, die ihre präsensformen durch zutretendes a
bilden; da as aber die conjugationsendungen unmittelbar
anschliefst, ist in Wahrheit ein &sati zu mutbmafsen, das
ich indd's auch nicht angegeben finde; vom imperfect führt
Benfey (vollst, gramm* d. sanskritsprache s. 365) eine c<m-
junctivform 4s at an neben der zw^ten person asas. Jene
homerischen formen haben wir in 6g nC kG&'kQg Mgci (viel-
mehr: ütjai) II. U, 366; oy^ga x 'iyai,v (Üfiai^v) Od. II, 434;
XV, 422; XXIV, 202; dg d' 6 yiga^v f4$t'6yoiv {-hjaiff)
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378 Leo Mejer
II. in, 109; ofmoTB näT^g^ijg an^patv {^fidivj Od. XIX,
169; ferner in onnrng xi^Sog % II. X, 225; og t kTuSBtnjg
dfiQOV Hy IL XXII, 300; IVa fiij r« . . . Stj^ov äairog Üri
D. XIV,' 484; og fdv omrjvfjg avtog 'iri Od. XIX, 329 und
og S' av afiVfAOiV cnrrog hi Od. XIX, 332. Die dritte per-
fion des plarak Sfoaij die zunftchst aus lUavri hervorging,
was wieder m dorischen denkmälem noch vorkömmt, fin-
det sich in at x€ . . • xalharm Üioatv IL IX, 140; 282;
Ol XBV agiöToi Hwai H. X, 306; ^ fi^ akloi qfoaarjt^gsg
Hwaiv Od. IV, 165 und ^ firj noXlol Hooaiv Od. XXIII,
119. Als entsprechende altindische form darf man neben
dem oben angenommenen 4säti fär ütaai wohl ein&santi
muthmalsen. Ndben den besprochenen formen Htjat und
1^(001 begegnen nun auch ein paar mal mit zusammenzie-
hung des itj zu ij und des ito zu c5 die formen "^ai (nicht
gut yai) und äai und zwar sind dieis (von den verengten
£Mrmen des imperfects hier ganz abgesehen) in der home-
rischen dichtung von dem Zeitwert shai die dnzigen for-
men, die das anlautende 6 der wurzel nicht mehr zeigen,
das z. b. im attischen auch durchaus im partic. äv (home-
risch nur kciv) fehlt. Während unsre Homerausgaben sonst
noch manche 97, die aus itj entstanden sind und viele o»,
die aus ew hervorgegangen, nach als etj und sia zu geben
pflegen, findet sich doch in unserm fall ebensowohl yai
(nicht mehr Htjai) als wai (nicht mehr Jlcooi). Wir finden
die genannten formen in onnore . . . xal fiivog ov tocov
fjoiv (vielmehr riaiv) IL XIX, 202 tva rjai (vielmehr ^ai)
xal iaaofiivousiv aoiSri (besser ofoiSri) Od. VIII, 580;
Iva . . . fidgvvQOi ma oi Hvbq&s {^eoi II. XIV, 274; fiti ^i)
aX^Sov wai xiovrsg Od. XXIV. Es ist sehr wahrscheinlich,
dafs die formen '^ai und ^ai gar nicht in den Homer
hineingehören; die letztangegebene stelle kann, als dem letz-
ten gesange der Odyssee angehörig, fQr sie nicht schwer
in's gewicht fallen; statt 'dva t^cv ist möglich tv Hrjai, da
tva auch sonst sein auslautendes a einbüfst, wie in eV og-
xia mard TdfAtjTi IL HI, 252 ; in roaov rjaiv steckt mögli-
cher weise ein altes roaaov hici/v.
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die homerischen fbnnen des Zeitworts drcu» 879
Sehen wir die imperatiyformeii durch, so ergdb^n si^
auch hier einige lüdien. Im singnlar vermiesen wir die
zweite person, wenigstens die, die dem att. ia&i^ entspre-
chen würde und dem altind. aidhi, aus asdhi; statt des-
sen aber haben wir in 'daa\ iva rig ae xai otpiyovwv kv
jränti Od. I, 302 (und III, 200; diesen vers aber verwirft
Bekker) ein vereinzeHes imperativisches ^^<r*, das nicht
wohl anders als fQr Üoaoj das wir auch in der schluis-
zeile der einzigen vollständigen Saffischen ode haben: avfi-
ficcxog Hüffo (Ahrens I, 257), stehen kann und so also in
das medium weist; im altindischen würde *4s6va ent-
sprechen, wie z. b. von bhar, wagen, die entsprechende
medialform bhärasva lautet, die homerisch (pigeo sein
würde. Htafig begegnet die dritte person HaTw^ wie in
tlg xoiQavog Havio II. II, 204. Die gewöhnliche altindis^e
bildung &s tu entspricht nicht genau, wohl aber ein astat
nach einer minder häufigen und nur noch unter bestimm-
ten bedingungen üblichen bildungsweise, die auch noch deut-
lich im osk. estud vorliegt, durdi welche form auch die
«itstehung des lat. estö aus estöd sich erweist; das plu-
rale Hare findet sich nur in der Ilias, meist in der Verbin-
dung avigeg äare V, 529; VI, 112; VIH, 174; XI, 287;
XV, 487; 561; 661; 734; XVI, 270; XVH, 185; im alt-
indischen entspricht st 4, das also wieder das anlautende a
einbüfste. Aufserdem haben wir die form Harwv in tat
ä' avT<a ficcQTVQOV Uffratv IL I, 338 und in &6oi d' i^tl fAcig"
TVQoi HöTtav Od. I, 273. An der ersteren stelle kann es
möglicher weise dual sein und würde dann genau mit dem
altind. stäm (aus astäm) übereinstimmen, an der letztem
stelle ist es natürlich plural und steht also für havTcav
mit Verlust des nasals in der unbequemen lautgruppe avt;
in formen wie q>€Q6vTwv (altind. bh4rantu) lavävKav und
andern zeigt sich nach dem vocal deutlich die volle en-
dung VTcov. Dem pluralen Üattov steht im altindischen,
wieder mit verlust des ursprünglich anlautenden a, säntu
gegenüber, das lautlich nicht genau entspricht. Benfey
(kurze sanskrit-gramm., s; 91) vermuthet das vorbild dieser
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aSO Leo Mejer
imperativbildaDg ditfch ^rmv and der latetnisohen durch
ntö (ferunto, amantö) in einein Yediscben haya-ntat,
dessen aaslautendes t also im griechischen fthnlich darch
nasal mülste yertrdien sein, wie in e<p€^BV (HfpsQB) im Ter-
hältnüs zum altind. abharat Bopp (vei^L gramm. II,
& 315 d. zweiten aosg.) vermuthet identität des vrwv mit
der altindiscben medialendnng ntäm (bhärantäm), was
lautlich natürlich unbedenklich sein würde.
Eis lassen sich fünf verschiedene gestalten des infini-
tiys zusammenstellen, deren zurückkommen auf eine ge-
meinsame grundform nicht woU zu bezweifeln ist Am
häufigsten erscheint elva$y die auch als attisch bekannte
form, und darnach ififievat^j das mehr als halb so oft
vorkömmt. Das letztere ging deutlich hervor durdi die
nämliche assimilation, die wir schon oben im äolischen
äfif4.$ (aus kafjii) h^ten, aus der unmittdbar^i Verbindung
von fievuL mit der wurzel isi p^vat aber ist das su£Sx fiir
alle griechischen activinfinitive, abgesehen von dem des so-
genannten ersten aorists, wie aus der homerischen spräche
noch deutlich zu erkennen ist (s. meinen infinitiv der ho-
merischen spräche s. 5). Das allindische hat die entspre-
chende infinitivbildung nicht. Ein paar mal erscheint ne-
ben HfifiBvai, da das infinitivische fisvai bei Homer über-
haupt häufig sein auslautendes ai. einbüfst, auch äfiftsvj
in der Uias nur in i] (pf]fu ß-Baoav Hfjifiev ägiarri XVIII, 364
(verworfene* stelle), in der Odyssee in ina^iag Üfif^sv irai--
Qovq XIV, 332 ; XIX, 289 ; ^ci?*' ofAiqXixaq ififitv agustov
XVI, 419, und iiA^iBV '^&7jvfjv XXII, 210- Während in
ilifiavai das q durch die assimilirende kraft des (jl ganz
besiegt wurde, sehen wir es ganz verschwunden in der da-
neben bestehenden form Hfisvcci.^ die etwa zwanzig mal
vorkömmt, so in eid'' o<peXBs äyovog t 'dfisvai U. III, 40;
'^ ovTOi Xwßfjv T 'dfievai 11.111,42; vxfßayoQtiV z if4,evai
Od. I, 385 und sonst. Auch neben Hfievm geht eine des
auslautenden a$ beraubte form H/xev^ die öfter begegnet
als 'df^f^ev; so in f^xog dfiev TioXifioM II. lU, 299; }tVfiaTog
ilXag dfjuv Od. V, 257 und andern versen. Da das infini-*
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die homerischen formen des zeitworts tlvcu* 381
tiysuffix /isvm schon m der luMiierisohen spräche auf mehr-
fache art (audi so dafs das ^ ganz verdrängt wird, wie
in qpnvai. Od. DI, 183 neben ajrrjfiavat Od. III, 176) und
gar nicht selten yerstümmelt wird, da es im attischen über-
haupt nirgend mehr unyerstOmmelt erscheint, da ein infi-
nitivsuffix vav^ von dem man wohl gesprochen hat, durch
nichts bestimmt erweislich ist, so darf man an der ansieht
festhalten, dais slvat auch aus altem Hcfisvai entstanden
ist, obwohl hier der ausfall des ö und dann auch noch des
fi f^erdings einiges bedenken erregen könnte.
Es wird passend neben dem infinitiv auch sogleich
das partidp zur betrachtung gezogen. Bei ihm ist beach-
tenswerth, da6 es in der homerischen spräche durchaus
sein anlautendes k geschützt hat, also in der grundform
^ovT- lautet, während im attischen nur noch oi/r- übrig
Uieb. Die altindische grundform s4nt- zeigt auch wie-
der den schon mehrfach bemerkten abfall des ursprünglich
anlautenden a: denn zu gründe mufs die form as4nt- lie-
gen, von der sich das homerische ^ovr- durch verlust des
Zischlauts unterscheidet, übrigens aber nur durch die Ver-
änderung der vocale. Das particip kovr- ist in der home-
rischen spräche aulserordentlich beliebt, weshalb sich auch
fast alle seine casusformen belegen lassen, die auch hier,
so weit sie wirklich vorkommen, sämmtlich aufzuführen
nicht überflüssig ist. Wir stellen ihnen die altindischen
formen zur zeite. Die männlichen formen sind imv s=
s4n (letzteres ohne ersatzdehnung fQr die abgefallenen con-
sonanten; a-s&nts hätte die form ursprünglich lauten müs-
sen): aya&og tibq kciv II. I, 131; ovts n fiavrig hm Od.
I, 202, und sonst sehr oft; hovra = säntam : fÄiwv&ä-
8i6v mQ kovra II. I, 352; auch sonst sehr häufig vorkom-
mend; ioPTi^ SB sati (locativform; der nasal fiel aus, wie
in den meisten hier noch zu nennenden altindisohen for-
men) in T(ß 8i T ävBv&6v kovri H. IV, 277 und sonst;
koVTog SB sat&s, in "Exrogog ovxH' kowog S. XXU, 384
und sonst; äovng = s&ntas, in &aol aÜv kovreg H. I,
290 und sonst oft; iovrag =s sat&s, in oyxovg hcrog
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382 I««o Iffeyer
kovrag IL IV, 151 und mehrfach; ioikn (aas kovrai) s^
8 4t SU, nur in xXiaitjg ivtoa&tv hovöiv Od. XIV, 194;
hovrwv = satam, in noXXwv neg iovrcav IL VIJJ, 253,
und sonst. Die stellen mit der duabform, als wdche nur
kovTs = s&nt&u (alt sÄnt&) begegnet, f&r den nomina-
tiv sowohl als den accusativ, wollen wir sämmtlich ange-
ben: üv ivl 8iq>Q^ kovrs (acc.) IL V, 609; nalS' ir kovt^
(nom.), ov rna H. XI, 710; noinwov naQ-sovtB (nom.) II.
XXIV, 475; Soni neg iovr (nom.) ano II. XXIV, 609
und XQaTBQci tibq kovvB (nom.) Od. XI, 265. Die neutral-
formen sind: kov (aus hovr- entstanden durch abfall des r)
=s s4t (aus sant durch verlust des nasals entstanden),
das nur als accusativ auftritt in vygov hov IL VI, 903 und
nXüov kov U. XI, 637; im plnral iovra = santi (im aus-
lautenden vocal abweichend), nur als accusativ in og ^pSf]
(vielmehr ^€1^17: das 77 im attischen '^Ssiv oder pStj^ ich
wulste, entstand erst durch zusammenziehung mit dem aug-
ment, das ein paar mal in der homerischen spräche in un-
serer form auch bewahrt ist, wie in rj^tiSi^ dueiwv Od. IV,
206; ^jjSfj wfirde aussehen, als könne das augment auch
hinter anlautende consonanten treten, eine anschauung, die
auch noch einige andre formen der Bekkerschen ausgäbe
verderbt hat, wie kfijvdavBV II. XXIV, 25, das ebenso ver-
kehrt ist, als ein hXrj^ßavov sein würde) rd t' kovta rd t*
haaofXBva ngo r kovra TL. I, 70. Der genetiv ioi/rcüv =35
satKm ist neutral in Sognov 8i ^dv(p tafiit] Sotw hfSov
k6vx(av Od. VII, 166 und sonst. Auch die dudform hovTB
begegnet neutral, in xvv^coao) Si rot oeöt ndgog negixalXi*
iovTB Od. Xni, 401 und xvv^ioaav 8i ^ot oaae ndgog ne*
gixaXXi^ iovre Od. XIII, 433, während das altindische von
der bereits angef&hrten männlichen dualform s&nt&u (alt
s&nt&) die sächliche satf deutlich unterscheidet. Noch
stehn die weiblichen formen zurück , die nur ftkr «den Sin-
gular belegt sind: der nominativ kov 6a begegnet öfters,
wie in ;^pv<r€ii; ntg kovaa H. XVIII, 549 ; er entspricht
dem altind. satf, das aus a-santl' hervorging, während
kov6a zunächst auf ein altes kovria zurückweist. Die übri-
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die homerischen formen des Zeitworts tlvat, 383
gen casos einä iovaav &= satyäm, in €piXriv mg kovaav
11.1,587 und sonst; iot/crj/ssaty&'i, nur in aiox^p ^^9
iovöfj II. 1,546, Toiotpogqi neg kovay U. XXI, 483 und
mvwy Tteg howsri Od. XXTII, 361; kovatjg = satytf s,
nur in 'I&dxtjg xgapoijg tibq iovarjg H. HI, 201 und rtjlod''
kovatig U. XXI, 154. Man pflegte früher meistens anzu-
nehmen, dals in den angeführten und ähnlich gebildeten
weiblichen formen das t das alte femirnnzeich^i sei und
das a erst später, gleichsam ganz mtkssig, hinzutrat; man
kann indels nicht wohl zweifeln, dafs das a ursprünglich
dem Suffix mit angehört und im nominatiT auf t erst durch
eine alte y^kürzung verloren ging«.
Bunter noch als die conjugatioi»£Mrmen des präsens,
in dem ja sitjg und Hoig^ eitj und Hol und andere neben
einander liegen, erscheinen die des imperfects. Gleich für
die erste person des Singulars zeigen sich, auch wenn wir
Yon Sffxov vorläufig absehen, drei verschiedene gestalten.
Am häufigsten begegnet ^a, das mit dem altind. £sam,
in dessen anlautendem & das augment a mit dem gleicht!
vocal der Wurzel (4«asam) zusammengeschmolzen ist, ge-
nau übereinstimmt. Wir finden es in der Ilias nur in toifj
^ot ky^v kmrdggo&og r^a V, 808, einem verworfenen verse,
in der Odyssee in kyta S' ht vijTuog ija II, 313 und mehr-
fach. Wie im Homer Überhaupt häufig, wenn auch ge-*
wifSs nicht vdlHg willkührlich, das augment abf&llt, so er-
scheint auch die form tja, die mit deutlich abgelöstem
augment ha lauten würde, einige male ohne dieses kleine
kennzeichen der vergangenen zeit; an folgenden stellen: al
rote xovgog tia, vvv avvs II. IV, 321 ; ^' X6 C^g dfievtjvog
Ha x^^oXo Ttmfjffiv IL V, 887; rolog Ha iv (ist vieUeicfat
zu streichen) TtoUfdtp Od. XIY, 222 und fiäla 3' aixa t9i;-
Qf3&* Sa d(i(plg hcslvtav Od. XIV, 352. Wie schon in den
optativformen ioig und Hoi bildnngen vorlagen, nach denen
die Wurzel ig^ die sonst ihre flexionsendungen unmittelbar
anzufügen pfl^t, in die reihe derjenigen bei weitem zahl-
reichsten Zeitwörter trat, die ursprünglich mittels eines a
die präseosformen bilden, so finden wir dasselbe in der
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384 Leo Mey«r
auch hier noch zu nenneDden, luich nicht augmeiitirteD,
form iov^ die nur ein paar mal in der Ilias mis entgegen-
tritt, nämlich in wg HoVf ci nor hv ye^ fisv* avdQaaiv XI,
762 und <5^ nor Üov' vvv aitt vmttQoi (h^&B/er vtfioxBQoi)
XXII, 643. Offenbar stimmt ^ov in aeiner bildung genau
fiberein mit iq>BQOVy das altind. ibharam lautet und in
s^em letzten a das kennzeichen der präsentischen oder
besser gesagt dauerform^i enthält. Während im altindi-
schen das schon genannte Its&m, ich war, ganz so aus-
lautet wie ibharam, obwohl hier das a eine ganz be-
stimmte bedeutung hat, dort aber ohne zweifei nur rein
lautlich zutrat, um das m nach dem s sprechbar zu ma^
chen, macht das griechische in bezug auf den letzten vo-
cal einen feinen unterschied zwischen ^o, 'ia und '4ovy
es ist ganz ähnlich wie z. b. in aygov und TtoSa, denen
im altindiechen &jram entspridbit und ein padam entspre-
chen würde, wieder mit ganz gldchem auslaut, während
das griechische in jenen formen die grundform auf o-
{dygo') und die consonantisch auslautende grundform {TtoS-)
deutlich unterscheidet. Die altindische zweite und dritte
person unsers imp^feots lautet äeis und äsit, zwei jün«
g^re bildung^i mittels des Tocides i, die f&r die verglei-
chung der verwandten sprachen wenig oder gar nicht in
betracht kommen können. Neben £sit aber begegnet auch
noch ein altes §ks, das das m'sprüngUch unmittelbar ange-
fögte personalzeichen t (äst) nach dem s im auslaut nicht
schützen konnte, wie jener laut denn auch im genau ent-
sprechenden dorischen ^g (f&r ^ar)^ er war, natürlich ab-
fallen mufste. Die gebräuchlichere homerische form f&r
die zweite person stimmt mit der attischen überein; sie
lautet Tja&a und findet sich in TiciXai. tja&a kvi^BQog
OvQceviciviav II. VI, 898, ov iat^v vi^ni^g Tja&a Od. IV, 31
und sonst öfters. Bopp (vergl. gramm. II, 292, auch 498)
hält ria&a ftlr eine dem altind. £sitha entsprechende per^
fectform, in der das ö der wurzel angehöre wie in dem
aus €ll8&a entstwdenen ohäa, du weifst, das sicher eine
perfectform ist. Die angeführte ansieht aber wird wider-
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die homerischen formen des Zeitworts ilrat. 3S5
legt durch die nur in folgenden stellen vorkommende ne-
benform von rja&a: fidka fiiya xväog l^t^a&a IL XXII5435;
öv 8* ovx aga roiog Hrja&a Od. XVI, 420 und ^aAa ö' ev
^oiö* olog hia»a Od. XXIII, 175. Dieses itiod'a kann
in dem h ebenso wenig den wiederholten vocal der wurzel
hq^ als das augment vor dieser wurzel enthalten, da ur-
sprünglich ungetrennt nebeneinander tretende vocale zu-
sammengezogen werden, vielmehr mufs in Hrja&a zwischen
dem € und t] ein früherer consonant ausgestofsen sein, und
so kommen wir zu einer zu gründe liegenden form ia^
0&a^ deren ersteres a der wurzel angehdrt, während das
zweite mit dem &a zusammen die zweite person bezeich-
net, wie in Htftja&a II. I, 397; h&a^ö&a IL I, 554; IV,
353; mi?<yi?a IL VI, 260; ßovUvri<5&a IL IX, 99; irifsd-a
IL X, 67; ü(S»a IL X, 450; xlaiou59a IL XXIV, 619;
xi»n<5»a Od. XXIV, 476; SiSwo&a II. XIX, 270 und
manchen andern homerischen formen, die auch keine per-
fecta sind. Wenn aber Bopp am letztangefahrten orte
(s. 292) ausspricht, es möge die endung &a wohl ton ^a&a
und dla&a ausgegangen sein und dann auch „ihrer vor-
bestimmung unbewufsf^ auf andre als perfectformen über-
gegangen, so kann das durch das altind. tha in der zwei-
ten Singularperson des perfects durchaus noch nicht als
bestimmt erwiesen angesehen werden. Man darf gewifs
am wenigsten bei den personalsuffixen von einer ursprüng-
lichen bestimmung fftr bestimmte tempora oder modi spre-
chen. Bopp (s. 292 und 535) will auch die schon von
uns besprochene form ^a, ich war, dem perfect zuweisen
und mit dem altind. äsa identificiren; zu dieser ansieht
aber kann das auslautende a in ^a durchaus nicht zwin-
gen; riet ist ebensowohl imperfect als das ganz ebenso aus-
gehende ri^ct, ich ging, Od. IV, 427; 433; 572, 10, 309,
das genau übereinstimmt mit dem altind. §[7 am, worin die
alte volle augmentform & bewahrt blieb, wie im altindi-
schen in allen mit i oder u anlautenden verben. Beach-
tenswerth ist noch, dafs alle homerischen formen, die das
Suffix ada enthalten, vor diesem einen von natur langen
IX. 6. 25
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386 Leo Meyer
vocal haben, wie schon die oben angegebenen beispiele
zeigen, das schon seinen grond in der bildung der jedes-
maligtti form selbst hat, durchaus nicht etwa in dem an-
tritt des a&a. Nun aber ist nicht wohl abzusehen, warum
in flfja&a^ das man etwa in ein altind. äsastha oder mit
augment asastha umschreiben könnte, der vorletzte vocal
gedehnt sdn soll. Vielleicht hat diese dehnung ihren grund
nur in dem zusammenwerfen mit den übrigen formen auf
e&a und beruht auf einem alten irrthum, der auch in der
Überlieferung wieder keinen bestinmiten Stützpunkt haben
kann, da die ältere griechische schrifb ja für e und ij das-
selbe zeichen verwendet. Wahrscheinlich lautet die form
Haa^a (mit augment, wie sie nicht belegt ist, 'iiead-a) und
daraus entstand durch dieselbe zusammenziehung, die z. b.
das attische ^ oder rjv^ ich war, aus dem alten ia und
einem zu vermuthenden älteren Hav entstehen liefs und
die wir auch noch in mehreren andern homerischen formen
des imperfects antreffen werden, das obige r^o&a^ eine
reine imperfectform. Die dritte person zeigt, abgesehen
wieder von der form mit <rx : ^(Txs, vier verschiedene ge-
stalten in unserm Homer, nämlich ^v, JltjVy ririv und 17 £y.
Die letztere stellen wir voran. Sie ist die häu%st vor-
kommende und findet sich, wenn ich recht zähle, in Blas
und Odyssee zusammen genau hundertmal. Sie erklärt
sich einfach aus einem alten äsat, von dem das wirklich
altindische astt durch seinen langen i- vocal sich unter-
scheidet und das ältere as (für äst) durch das unmittel-
bare anfügen des personenzeichens. Nicht viel seltener
aber als 17 c )/ begegnen 'iriv sowohl, als ^v, welches letz-
tere noch um ein weniges überwiegt. Jenes itiv erwägen
wir zunächst. Im höchsten grade auffallend ist das ^ an
der zweiten vocalstelle, das man früher vielleicht gradezu
durch Umstellung der quantität aus rjei/ mag erklärt ha-
ben, eine erklärung, die durchaus nicht bestehen kann. Es
ist klar, dafs iriv in vergleich mit ^€v das augment ent-
behrt, dabei aber bleibt das 17 noch völlig dunkel; es gißbt
kein einziges sicheres beispiel, wo das nachklingende v^
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die homerischen foimen des Zeitworts drcu, 9^
mag es nun rein lautlich hinter ur8in*Qnglich auslantende
Yocale getreten sein oder an die stelle eines früheren con«
sonanten (wie es doch z. b. deutlich in iq>eQBv im verh<*
nils zum altind. &bharat der £Etll war), sich an einem lan»
gen vocal anschlösse: und doch würde in einer dritten
Singularperson des imperfects, wie es ^i^v ist, das v nicht
wohl anders stehen können, als nachklingend statt des al-
ten t Nehmen wir nun aber die form ijsv und entklei-
den sie, wie eben Ürjv deutlich eine augmentlose form ist
und eb^iso die schon besprochenen ia, Hov und Heaä-a
es sind, ihres augments, so erhalten wir iev^ eine form,
die in unsem Homerau^aben durchaus nicht sn finden
ist, aber ganz und gar nicht auffallen könnte, ebenso we-
nig als das kurze tsVj er ging, 11.11,872; Od. ZVI, 41
neben dem augmentirten iji^av IL XIII, 214; XVIII, 147,
welches letztere genau mit dem altindischen ayat über-
einstimmt. Da nun Hfjv achtundsiebzig mal vorkömmt und
(von nur zehn fällen abgesehen) überall vor folgenden con-
sonanteu steht, also seine schlufssilbe hier auch ohne na-
türlich langen vocal immer positionslang ist, so liegt auf
der hand, dals HtjVj welches in altgriechischer schrift ja
auch nur wie Hev aussehen konnte, nur auf einem alten
irrthnm beruht und wir an allen stellen dafbr Hev herstel-
len müssen« So erhalten wir (poXxog hv^ x^^^ ^* ^' ^
217; (po^og Hbv XBq>ak7Jv 11.11,219; oliyog fjUv Hsv^ Aivo-
&€iQfi^ n. n, 529; ägiarog fev, noXv 8i D. U, 580 (ver-
worfener vers); ovS' ÄQ h' airrog fSeif, &dve JiILn,642;
aXanaSvog &v, navgog di D. U, 675; &Qi6Tog fev, cv IL
11,761; ägiCTog hv TBkafuiviog Mag (besser J^fccg) II.
II, 768; €if noT hv ys IL HI, 180; XXIV, 426; Od. XIX,
315; XXIV, 289; xv(p6g Hav xai fiv^a jryStj (viehndir
^BiStj) Od. II, 16; ^g kxBtvog if«v reUaca^ Od. II, 272;
noi Mevilaog (besser MapiXa^og) i9v; tiwt Od. III, 249.
Volktändig geben wir nur die stellen, wo üp an der stelle
von fli]v den vers zu stören scheint; es sind: ov yag hv
6g Tig IL n, 687; äXX' ora 8n Q cin-i^v otfcrov II. X, 351;
T<p 8i fidXiöT aQ hv kvaXlyxiov IL XXII, 410; oacog
25*
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388 Leo Meyer
hv olog T6 U. XXIV, 630; ritgarov tificcg hv 6t Od.
ni, 180; SixTf), og ovdiv ro7og hv im Od. IV, 248 (ver-
worfene stelle); oq)Qa ^tiv ovv Srj xelvfj Hbv^ a^iovaa Od.
XV, 361; 7t€ug 5* ifiog ^(og pikv hv ht vi^niog Od. XIX,
530; oi)Sk ny aOTiig hv, ovS*' Od. XXII, 25; ^eipog yag
^01 hv l&dxT] Od. XXIV, 104. Theils können hier alte
fehler vorliegen, theils aber ist ja auch zu erwägen, dafs
die homerische dichtnng mehrfach auch an und fQr sich
kurze silben in die hebung des verses stellt und sie so
gleichsam zu langen macht. Was aber diese Verdrängung
des alten kurzen vocals durch die ungehörige länge be-
trifft, wie wir sie in Htjv erkannten, so bemerken wir hier
noch nebenbei, dalb sie in nnsem homerausgaben gar nicht
ganz vereinzelt ist. So finden wir neben elog^ das dem
altindischen yavat, während, entspricht, in slog o Tav&'
äQfAaive II. I, 193; X, 507; XVH, 106; XVIH, 15; elog
knijk&ov Od. Vn, 280 und sonst, die ganz verkehrte form
Bt<og in den folgenden versen, in denen wir indefs gleich
die richtige form herstellen werden: Biog xe Tilog noU-
fioio xix^lü) IL III, 291; dog (pilov äXsas &vfi6v H. XI,
342; XX, 412; elog &BQdntav axeSov rikaatv innovg II.
XI, 488; €?a5 /ili/ IL XII, 141; XIII, 143; XV, 390;
XVn, 730; XX, 41 ; tlog xb &odg im vfjag (besser &qfdg
hni vnfccg) Xx^ai II. XVH, 622; elog xbv H. XXIV, 154;
183; elog fiiv Od. III, 126; XH, 327; elog ni^velomiav
Od. IV, 800; tlog fiiya xvpia TtagtjX&ev Od. V, 429; elog
Xyrldüaixo Od. VI, 80; üog &eQfialvoiro Od. IX, 376;
€i6g fis Od, XIII, 321 (verworfene stelle); elog fiot Od.
XVn, 390; XXn, 106; elog ivl Tgoirj Od.Xm, 315 und
XV, 153, an welchen beiden letzteren stellen schlecht einug
kv Tgolfi gelesen wird. Ebenso ist durch ein ungehöriges
telwg das dem altind. tävat, indessen, da, entsprechende
relog, das wir nirgend mehr antreffen, verdrängt in den
folgenden versen, wo wir die richtige form auch gleich
bestellen: reiog ^kv bfjtiXadov aUv i^ovto IL XV, 277;
teiog fioi dSeXfpeov äkXog inetpvev Od. IV, 91; relog di
(patf naget fifjTQi Od. XV, 127 und relog fiev Od. XVI,
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Leo Meyer, die homerischen formen des zeiiworts dva*. 389
139. Höchst wahrscheinlich ist statt des alten (pd^og^
licht, das z. b. in kafiTigov cpdog rjBXloio (besser cpctjroq
tlfeXioio) IL I, 605; V, 120; VIII, 485 begegnet, auch das
oft gelesene (pocog eine ganz falsche form, das aufser II.
XVI, 741 vor folgendem ov und Od. XIX, 64 vor llfiev
auch nur vor folgenden consonanten auftritt, so H. XXIII,
226 vor ^BQicüv und IL II, 49 vor ^egiovaa. Die unrich-
tige form Seiovg vor folgendem consonanten II. X, 376
und XV, 4 ist schon früher in dieser Zeitschrift (VII, 204)
von uns gerügt und das richtige 8^ieog daf&r hergestellt.
Göttingen, den 3. november 1859.
Leo Meyer.
(Schlufs folgt.)
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390 DitfenlNidi
Y/Örterbaeh der •ItmSrkisdi-plattdeatiobeii mimdart, Ton J. Fr. Dan-
neil. X ond 29988. gr.8. Salzwedel^ Schmidt (in commiesion)
1859.
Das neuerdings so vielfach besprochene ^nationalitfitsprincip^
macht sich glücklicher weise auch auf sprachlichem gebiete gel-
tend. Freilich geht die grofse thätigkeit für die Verzeichnung und
durchforschung der deutschen mundarten vielmehr von der erwä-
gung aus: dafs die eilfte stunde zur erfüll ung dieser hochwichti-
gen pflicht geschlagen habe, bevor die neuhochdeutsche trägerin
der allgemeinen deutschen bildung alle mundarten, und irgend
eine politische trägerin der tausendstimmig herbeigerufenen deut-
schen einheit alle Deutschlande sich nicht blofs „annectiere^, son-
dern völlig einverleibe. Referent hat in diesen blättern bereits
mehrmals gelegenheit gefunden, sich über diesen gegenständ aus-
zusprechen, insbesondere auch bei der anzeige der beiden nie-
derdeutschen Wörterbücher von Stürenburg und von Schambach,
zu welchen denn nun auch das oben rubricierte werk eines wür-
digen greises kommt, der mit jugendlichem eifer und mit kind-
lichem sinne und Verständnisse für das wahrhaft volksthümliche
seiner heimischen mundart ein schönes denkmal gesetzt hat Er
hat sich nicht begnügt, Wörter zu sammeln, sondern er gibt auch
häufig ganze Sprüche, räthsel, spielformen, sammt beschreibung
der kinderspiele selbst, auch viele launige und sinnige Überset-
zungen aus der spräche der vögel in die der menschen; er öffnet
uns häufig einen blick in sitte und glauben des Volkes; be§on-
ders verpflichtet er uns auch durch viele pflanzennamen. Diesen
Vorzügen gegenüber sind die mängel des buches nur gering; der
empfindlichste ist der der geschlechtsangabe bei den hauptwör-
tem. Folgende aphoristische bemerkungen zu einzelnen artikeln
mögen zugleich als ein scherflein zur deutschen lexikographie
überhaupt nachsichtig angenommen werden; wir fassen uns mög-
ligst kurz.
acheln, achseln sich abquälen, von mhd. nhd. und. (Scham-
bach) achen id. (v. ach interj.). — ad er-, aor-kaun rumi-
nare, mnd. aderkouwen nnd. (Oroth) edderkauen mnl. eer-
kauwen. — affblut sehen (des pulvers von der flintenpfanne),
nhd. abblitzen; gleiches Stammes? — afflagens bisweilen;
nicht von alt8.1ag, vergl. vielmehr flägswise (Brem.wtb.). —
alldn in der bed. selbst, wie ngr. f«oroff. — ranzen, an-r. in-
crepare ist auch, oder eigentlich, hd. (z. b. bei Grimm wib. vgl.
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391
o. a. Frisch and Sehmeller v. rancea); Stalder nntersch^det
r&nsen, an-r&nsezi) -grfinzen, (anknarren) von jenem ran-
sen (tomoltoari, Tolntari a.8. w.)* Sodann findet sieh aach nhd.
anrannsen, aUg&o. anraun fsen (Schmeller in, 128), vergL
rannzen (ebds. 98, HöferU, 19, Dief. goth. wtb. v. rnna)?
dann ganz von ranzen zn trennen. Storenborg gibt anran-
zein (onversch&mt ansprechen) neben anranden, vergL Brem.
wtb. V. randen, das ganz verschieden sein könnte; nL anran-
den bedeutet schon beiEilian nur aggredi, wie heute; randen,
randten bei Eil. delirare, nugari, (ungeföbr i. q. hd. ranzen);
&nrander rSuber, vne schott. ranter, von rant tumultuari, das
auch nach dear dentalstufe dem hd. ranzen ent^richt Nun aber
stellt sich anranzen der bedeutung nach zu dem (möglicherweise
spfiter zn rant entarteten) stamme wrant mussitare, litigare, der
durch die ndd. mundarten in die friesischen und selbst in die
dfinischen hineinreicht; das nfihere s. bei Kilian, Outzen, Dfih-
n^rt> Brem. wtb., wie wir denn überhaupt hier nur umrisse und
andeatungen für ausführliche forschung geben dürfen. — äpel-
dfiörn acer campestre, bei Schambach ep-, ei-peltere, bei
Nemnich appeldören, tappeldorn, rappelhain u. dgL, nL
dial. effendorn, aber ags. mapnldur, maefuldur u. dergL,
engl, maple, vgl. deutsch maveller neben maseller bei Nem-
nich; kymr. masarn schliefet sich an das gleichbedeutende Island,
mausnr, mosor bei Nemnich, das indessen zu schwed. masur
deutsdi maser (nodus in ligno, doch anch für bestimmte baum-
arten in Dief. gloss. lat germ. w. mnrra, acer) gehört, wäh.
rend ahd. mazziltra u. dgl. acer auf einen stamm mat deutet
Danneil gibt auch äp, vgl. ebbich acer in einem niederrhein.
wtb. des 15. jahrh.; fip bedeutet in der Altmark auch ulmus ef-
fiisa, vgl dafür bei Nemnich epen, iper u.s. w., nl. yp, dan.
yppern. — Der spottruf der kindersprache ätsch nebst zw. üt-,
aus -fit sehen ist vielen hochdeutschen und sfichsischen mundar-
ten gemein, vgL die idiotiken und Grimm wtb. I, 595. 826. Der
quetschlaut ist sonst dem norden nicht angenehm , der wenigstens
die interj. autsch landschaftlich auz ausspricht — bibot arte-
misia vulgaris ist vielmehr die (schon in einer glosse der ^Su-
merlaten^ belegte) älteste, der ahd. biboz entsprechende form. —
blömrant, in Mitteldeutschland blümmeränt, entstand aus
franz. bleu mourant, mit anlehnung an blume. — dalwern
tändeln = dalmern bei Schambach, auch hd, dalmen bei Stieler
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892 Di^lMibadi
aod Stalder; Grimm vermothet verwandtscbaft mit dahlen; wei-
teres s. bei Dief. Goth. wtb. II, 648. Auch das synonyme dam-
mein, dameln (bei Sebambach auch deimeln^ demein) ist
hd. wie ndd., vgl. Grimm v. dämelen. kalwern, auch bei
Schambacb, kommt von kalf, vgl. hd. kälbern vitulari (Kirsch).
— deffen tundere, ferire, bei Dähnert besonders mit fausten
schlagen, nach Schambach auch d offen; dazu wohl das bair.
freqn. deffeln, teffeln (Schmeller), obgleich die labialstufe nicht
ganz stimmt Jedoch findet sich die gleiche erscheinung bei dem
bruderstamme dub, duf (dof, wozu auch ob. döffen, im nnl.
mit dof gekreuzt). Vergl. die reihen in m. Goth. vtrtb. 11, 614,
wo noch engl, (devon.) d uff schlagen, schlag hinzuzufügen ist. —
Der Altmärker unterscheidet dim acervus für körn, stroh, heu,
fim für holz, dim ist auch hamb.; pommer. dimen (Dähnert),
bei Weber (terminolog. lex.) diem, diemen, dimmen, grund-
bedeatung wahrscheinlich zehenthaufe, vgl. Grimm w. diemen,
dehme (Goth. wtb. v. taihun). fim, im Brem. wtb. viem, bei
Dähnert fim m., aber ostfries. hildesh. fimme fallersleb. fymi^
f., gilt anderweitig nicht blofs für holz. Weitere formen und ci-
täte s. in dieser zeitschr. VIII, 394. Das sehr alte und vielleicht
identische fin acervus, holzhaufen, mufs über das ganze germa-
nische gebiet verbreitet gewesen sein, da es sowohl angelsächsisch
und althochdeutsch ist, als auch in läpp, fino, finn. piuno, estn.
pinno die nord. form erhalten hat. — draschäökeln durch-
prügeln; vgl. Schambach v. draschaken, Brem. wtb. v. tre-
schaken, Grimm v. drischaken. — Der verf. unterscheidet
genau dräötschen klatschen des regens von träotschen id.
figürlich (confabulari), für beide gilt die allgemeine deutsche form
tretschen, z. b. in der Wetterati; beachtenswerth ist bei Sebam-
bach neben tratschen (klatschen) das ungf. glbd. tratjen; wei-
terer forschung empfehlen wir u. a. das wett frequ. tratteln,
das das geräusch des abgeschüttelten obstes bedeutet, schwerlich
bair. treden Schm. I, 476, wogegen ebds. 503 tratschen wie
oben niederdeutsch. Schmidt unterscheidet westerw. tratschen
und tratschen und gibt viele vergleichungen ; siebe auch Höfer v.
träschtig, Goth. wtb. II, 644. — drufseln schlummern, schlaf-
wachen, in-dr. einschlummern, aber fallersl. neben op-dr. aus
dem Schlummer erwachen; auch das einfkche drufsen, drusen
kommt vor, z. b. bei Müllenhoff-Groth und bei Dähnert, der auch
im druse im Schlummer angibt; sodann die nebenform drün-
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ansagen. 393
sen, drfinseln, vgl. die synon. duseln und dansen. Nieder-
deutsche formen s. in Frommanns z. III, 288, V, 54. Däbnert an-
terscheidet (von drufseln und drünsen) drüseln zögern, vgL
dän. drose (aber schwed. dröja) id. idtn. drösla haesitanter
progredi. Zu drafseln gehört formell bei Schambach drufsel-ig
adj. -ke f. lebensfrisch, vgl. vielleicht drüfs erlin Grimm wtb.
II, 1463 und ähnliche schmeichelnamen. — drüs, drüst moro*
SOS hat sonst nnsers Wissens nar Richey (dranß). — dank werg>
Wickel ist vidleicht nebenform von docke (vgl. Orimm h« v.)*
Das eacjcl. wtb. II, 170 (Zdz 1800) hat dank die sfimmtliche
von einem schaafe abges^orene wolle. Die glosse des 15. jahrh.
pensam danck (aoch gedanck) bezieht sich aaf die synonyme
cogitatio. Aaffidlend entspricht altn. dyngia sowohl dem mhd.
dank (gynaeceam), als dem dfin. dynge acervas. Ich bitte um
rath! — eck Stern vexare, bei Schambach und bei Schmidt
( wester w.) audi exern, ist wiederum beiden deutsdien haupt-
stämmen gemeinsam, jedoch wohl zu neu, um zu goth. agis und
genossen (aber auch nicht mit Orimm zu lat. extra) gestellt zu
werden. Synonymen, vielleicht nebenformen, innd zahlreich (vgl.
Schmidt west idiot., Frommann z. V, 473), wie z. b. bann, und
lausitz. ängstern nd. äspern. — ^ngod enthält eine auffetllende
form des nnd. nnl. mhd. nhd. verstärkenden in. — f in sei aas
fäll sei ist auch wetteraoisch. — Synonym und sehr läutähnlich
sind die zww.flömern, glömern, lömern trfiben. Vgl. mnd.
wlom, vlom turbidus, nnd. flöm Br. wtb. (psn.\ flöm, vlaam
(westf. und bei Schambach), flömig (Dähnert, vgl. flömrig bei
Danneil). Sodann glanm bei Scfaambach, vergl. Brem. wtb. w.
glüm, glummen Goth. wtb. II, 412. Das zw. flömen, af*,
ut-fl. bedeutet (bei Danneil, Br. wtb., Dähnert, Richey) sowohl
traben, als fett ab- und aus-nehmen, auch fische abschuppen; das
subst. (meist pl.) flom, flomen pl., bei Schfunbach flümen
plur. fett, besonders im thierbauche, dän. flomme hd. flaumen
m. (Weber a.a.O., Nemnich, Goth. wtb. I, 387), niederdeutsch auch
schuppen u. flofsen der fische. Aber auch mit a Schweiz, flamme
für schmälzseite, nhd. (wett. weöterw.) fläme f., gewöhnlich -en
plur. fettiger und hautiger theil zvrischen bauch und hintersehen-
keln des Schlachtviehs und wildprets (Weber a. a. o.), spät mhd.
f lerne f., vgl. Schmidt 58, Weigand D. wtb. I, 346. Bereits Ki-
lian hat vlome sax. abdomen, squama vlomen desquamare^
Indessen scheint vi, fl in vlom turbidus nur aus wl entstdlt;
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394 HttlknlMff
Tgl. ob. die Ütoren formen und in der mitte des 17. jh. in be^
f<nrder mondart widmet getrübt (Bftdlof nmstersaal U, 274); auch
hü obigem Idmern kann altes w, nidrt v» abgefallen sein. —
fraod'n ^der Inrod^i^» fradem, fr&m Br. wtb., fraten Dfihn*
ist yielleioht nur eine jüngere entstellmig aas bradem and hfiogt
dann nicht mit nord. fraadh engL froth a.s.w. spama (formen
s. Goth. wtb. I, 103. 427, ü, 596. 734) lasammen. — gimen
keichen sonst nnr bei Dfihnert. — gösflirra vibamom opaliM,
hd. gfinseflieder Nemn. — grade, bei Falda bd. grande,
bedeutet eigentlieh die glotasche selbst. — haorn, d.i. baren
dengeln (die sense), ist auch £rieaiscfa und nordisch s. Goth. wtb.
II, 504; die merkwürdige westerw. form hfirbe deotet auf hary-
jan als grandform. In harbolten (dengelambofe) bei Dähnert
stockt die zweite h&lfte von ambolt ambofo. — kaod'r, kfiödr
(nnttfkinn, palear), bei Ghytraeas and Dfihnert kader, bei Bi-
chey und Brem. wtb. kodder, bei Schambach koden, kon m.,
hd. goder (seit 15. jahrfa.), koder (Schmeller). — knfiter-,
gnfiter-swart tief- (eigentL glftnsend-) schwars, ygl. Müllenboff
suGroth s»292; bei Starenbai|( glitt-, gnitt-, bei Schambaeh
glinster-swart — Innke, lank f., yertieftmg, aach holst
and oldenb. — mir ig geizig, aas (ostfries.) mitrig, eigentlich
milbig (von mite). — noll (federbüscbel anf vogeUcopfen), das
alte hnol Graff IV, 1131, vgl Frommann c UI, 19, IV, 38. —
ok*l (dachsparren Winkel) ist nicht blos niederdentsch; weiteres
s. Goth. wtb. I, 105. — pfitsch breites roderholz, gehört zu den in
dieser zeitschr.VIU, 391 besprochenen wortem. — 'r (no. 2) ist
das nL er (aas d4r? s. Goth. wtb. I, 90), — sarp acerbas, aach
bei Dfihnert and Kilian, nL auch serp, entspricht dem filtesten
hd. sarf. — Za schanne wassertrage, sensenschleife, bei Scham-
baeh tri^joch, vgL diese zeitschr.VIU, 395.
Bornheim bei Frlmkfort a. M. Lorenz Diefenbach.
G. L. yan den Helm Proeven yan woordgronding. Eerste Stukje. Te
Utrecht by A. J. yan Huffei. 1859. VIII. 124. 55. 8®-
Die „Froeven^ geben ein^i ganz erfrenlichen beweis von
der aafoahme die das stadiom der mattersprache jetzt aach in
den Niederlanden gefanden hat Bilderdgksche verklaringen wer-
den einem nicht mehr geboten. Der verf. steht aaf dem stand-
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asz«igen. 38S
poidtt der heutigen wissensdiaft nod ist im besits einer guten
grammatisdien bildong« Seine bekanntschaft mit der lexikalischen
litterator der deutschen mnndarten, und nicht blofs der deutschen,
ist sehr ausgebreitet, so dafs seine Sammlungen, weil sie das in
betracht kommende material in erwünschter fülle übersehen las-
sen und oft noch ein übriges thun, immer einen werth und ihr
Interesse behalten werden. Auch die bisherigen erkl&rungsver-
Sttdie werden meist richtig beurthdlt Ob aber seine eigenen
neuen vorschlfige, wenn auch nur der mehrzahl nach, sich die
allgemeine Zustimmung erwerben werden, möchten wir bezweifeln.
Es fehlt ihnen in der regel das unmittelbar überzeugende, was
doch soldie worteridärungen ebenso gut wie conjecturen und ver-
bessorongen alter texte haben müssen. Zur begrnndung dieses
ur&efls und wdl nicht allen lesem dieser Zeitschrift das bfichlein
selbrt in die hfinde gekommen sein wird, werde ich es hier kurz
dordmehmen.
I. Hr. van den Helm erklärt niederl. erpel anas mas durch
ahd. erpf, ags. eorp, altn. iarpr rothbraun. Heifist auch ein roth-
brannes pf»d altn. iarpr und das haselhuhn iarpi, so begreift man
doch wahriidi nicht warum der enterich gerade nach dieser
üahe benannt sein soll.
n. Steift hr. van den Helm das ahd. alts. nesso mit mnL
nette (Mon. anz-YI, 439} zusammen. Wer steht dafür ein, dafs
netle nidit ebenso wie nnl. nete = ags. hnitn ein anlautendes h
▼eritnren hat? Der anlaut yon nesso steht fest durch die alHt-
teration.
ni. Wdst hr. van den Helm richtig nach, dafe beut oder
beute die dem hochd.binse entsprechende, niederländische wort-
form kt und „dat biendse bindse binze gedrochten zijn^. Auf
das gleichbedeutende bies (Wh. Grimm bei Haupt VI, 332; vgL
zu Athis A 44, Hoffim. fimdgr. I, 360) geht er nicht weiter ein.
lY. Wird nl. huim mucor mit altn. hum crepusculum zu-
sammengebradit nach analogie von schimmel und schemering.
V. Das mundartlich niederl. und niederrh. germ ovis map
trix, agna wird gedeutet durch schw. girm zwist, schw&b. girm-
sen, Schweiz, gurmsen brummen, murren; sehr unwahrscheinlich.
So wie Schweiz, gurmsen bei Stalder I, 470 nur eine nebenform
▼on grumsen und gramsen ist, so hat auch das schwfib. girmsen
die formen grumsen und gramsen neben sich (Schmid 245. 241),
und dies weist auf ahd. gremizon, also auf gram.
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396 MttUenhoff
VI. Soll nnl. daauwdistel, mhd. dädislel?, nhd. thaagras
gleichbedeutend sein mit saudiestel und nnl. varkensgras.
Vn. Wird nachgewiesen, dafs nnl. koon dasselbe ist mit
mhd. kiuwe kewe koawe; dafs das auslautende n nur ein unor-
ganischer Zusatz ist, wie nnl. leen falx = altn. liar (nicht le) dan.
lee (auch niederd. ditm. le), nnl. teen toon = ahd. zeha, ags. ta
(auch oberd. zewen zehen, niederd« toon, s. gloss. seum Quickborn
8. V.*). Daran schlielst sich eine erörterung über ags. eanian
nnl. onen.
YIII. Nnl. keest wird durch ahd.chist g^men semen (keist
bei Stalder U, 94) gedeutet, aber mit unrecht der herleitung die-
ser Wörter und des ahd. kimo von dem verbum got keian (od^
kijan) widersprochen; vgl. trost got trausti bundnifs von trauaa.
IX. erk wird als eine niederländische nebenform zu ahd.
antrecho, niederd. drake nachgewiesen: „vrj zeker ontleent L.
Erk, in Mannhardt germ. mythen 254 noot 5 vermeld, aan dit
woord zijnen geslachtsnaam ''. Im anhang s. 103 £Fg. werden
die mundartlichen namen der ente und des entrichs aufgeführt
X. Das malia mala des malberg. gloss. soll nach Grimm
kuh bedeuten. Zur Unterstützung wird aus dem gelderschen dia-
lect das allerdings sehr übereinstimmende maal möl beigebracht
und ferner mnl. watermael (Reinert 5220 Willems) gleich mnl.
watervar (Reinaert 1863) d. i. varre gedeutet
XI. Mnl. und mnd. espink boot wird mit wahrscheinlidikeit
erklärt als boot von espenholz, wie nnd. eke, altn. eilga =r schi£^
boot von eichenholz, mlat ascus, ags. äse = schifiF von eschenholz.
XII. priker im mnd. doctrinal IQ, 148 bedeutet nach hrn.
van den Helm „lofisanger''*
Xni. Das erst nnl. vorkommende, aus dem hochdeutschen
ohne zweifei entlehnte sidderen, ehemals zitteren tzitteren ge-
schrieben, gibt veranlassung zu einer Zusammenstellung aller übri-
gen mit ts tz anlautenden niederländischen Wörter.
XIV. Nnl. buis ein kleidungsstück soll identisch sein mit
mhd. phose, nnd. pase beutel, tasche und mit welsch pais, com.
peis Jacke. Die vergleichung dieses Wortes mit got paida, ahd.
pfeit cet wird abgelehnt
*") Ich sehe, daDs herr van. den Helm das glossar zum Qoickhozn nach
der siebenten aufläge von 1857 citiert; aber nur die dritte, vierte und die
sechste von 1856 — die am meisten zu empfehlen sein wird — enthalten
es in unverkürzter gestalt.
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anzeigen. 397
XV. Die zahlreichen formen and gestalten in denen das
wort lerche in den deutschen sprachen and mundarten erscheint,
werden aufgeführt und die bisherigen erkifirangen zurückgewie-
sen, bis auf die von Egilsson, gegen die sich grammatisch aller-
dings kaum etwas einwenden läfst Aber wer wird darum glau-
ben, dafs die lerche je „de kwaad werkende" benannt sei? Hr.
van den Helm meint, aus dem 21. cap. von Grimms mythologie
ergebe sich, dafs nach dem Volksglauben die vögel, mit ausnähme
des Zaunkönigs, feindselig zu dem menschen stünden, und damit
glaubt er (s. 42} die richtigkeit jener erklärung gegen alle Zwei-
fel sicher gestellt zu haben. Die unschuldige lerche! — Was
8. 46 aus Frommanns mundarten IV, 31 angeführt wird, stimmt
mit den andeutungen zum Quickborn (ßste aufläge s. 344) und
wird wohl daher abgeleitet sein, da hier meines wissens zuerst
angegeben ist, dafs in Süderditmarschen, meiner heimat, die
lerche löwink heifst. Die länge des stammvocals (kurzes o würde
nnd. a oder aj sein) beweifst, dafs mnd. lovinke zu schreiben ist
Von s. 47 — 56 gibt hr. van den Helm eine aufzählung von namen
der lerche in andern europäischen sprachen.
XVI. Das drentsche meeheer wird als medeherder mithirte,
unterhirte erklärt, und das einbeksche mShere meehere bei Scham-
bach 132 mit recht davon getrennt.
XVII. Die erklärung von mhd. veme wird durch die weit-
abliegenden vergleichungen des hm. van den Helm nicht gefor-
dert. Es wird wohl zu der wurzel von got. fijan gehören , ob-
gleich aus dem reim (Grimms RA. 681) in der Susanne (bei
Schmeller I, 532)
daz ich mich der schände scheme
und lide ane schalt die veme
eher auf einen umlaut von a als auf den Ursprung des e aus i
geschlossen werden müfste, wenn das gedieht streng hochdeutsch
wäre. Im Helj. 9, 29 ist femea (Cotton. fehmea) und 174, 21
das verschriebene fadmia des Cotton. ohne allen zweifei dasselbe
mit ags. fa^mne, altfr. famne, altn. feima; Schmellers gedanke, es
könnte an der ersten stelle auch wohl Judicium sententia bedeu-
ten, war nicht eben glücklich.
XVIU. Gibt hr. van den Helm nachtrage zu einem mir nicht
gleich zugänglichen aufsatz in Dr. Te Winkels Taalmagazijn IV,
65. Die meinung ist, dafs die erklärung von got. idreigon, altn.
iSraz poenitere und ahd. itruchan, ags. edrocjan, edorcan cet. ru-
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896 MfUknboff
minare wegen ederkaawen nicht vom einf^ben id, sondern von
idor (oder idr) aosgeken mfisse. Dies wird far das got und akn.
wort richtig sein. Die s. 60 beigebrachten vwgleichangen aas
dem keltischen lassen fast eine entlehnong vermuthen und bewei-
sen jedesfalls, dafs die abstracte bedeatang poenitere nicht etwa
erst ans d^ sinnlichen von mminare entwickelt ist: die worter
dieser and jener bedeatang sind darnach entschieden zu tsrennen.
Non kann man aber ahd. itrachan, ags. edrocjan a.B. w, anm^-
lich für blofse ableitangen von idar oder idr halten. E^erkao-
wen beweist für hm. van den Helm nichts. Es steht, wie schon
zum Qaickbom (6. anfl. s. 323 = 3. aafl. s. 288 fg.) bemerkt and
nachgewiesen wurde für ederk-, edork-, edrok-kauwen: aas dem
glossar zum Quickborn hfitte auch schon Kosegarten seinen schlim-
men artikel aderkauwen im niederd. Wörterbuch berichtigen
können. Es wird also bei der bisherigen Zerlegung it-ruchan,
ed-rocjan bleiben müssen und für den zweiten theil, wie auch
schon von andern geschehen, die wurzel rag anzunehmen sein,
8. Curtius gr. etymol. no. 143. — Auf s. 62 fg. stellt hr. van den
Helm eine reihe von ausdrücken für wiederkäuen zusammen.
XIX. Das sehr seltene ags. maSoh (oder matSol?) tumol-
tuosus, das Ettmüller mit meSel sermo concilium zusammenge-
bracht, wird passend mit slavischen Wörtern verglichen.
XX. biest Colostrum wird von bisen abgeleitet und erkl&rt
als de melk die geloopen heeft (vloeibar geweest is), doch tot
staan is gebragt, sachlich und grammatisch gleich unglaubtich,
weil bisen in keiner mundart schlechthin laufen, rennen bedeutet
und weil der Übergang von i in io sich nicht beweisen läTst, am
wenigsten auf die art wie br. van den Helm s. 66 es versucht
Die formen briest briester, ncM^engl. bresting? lassen an den ans-
fall eines r denken , wie in ahd. spioz. — S. 68 fg. gibt hr. van
den Helm wieder eine sammlang von andern ausdrücken für Uest
aus deutschen mundarten und fremden sprachen.
XXI. Es wird der erste theil von ahd. waltowafas mhd. wal-
tewahs cet durch gael. falt, welsch gwallt the hair of the head
gedeutet und s. 120 noch das slav.wlas verglichen.
XXII. Die vermuthang, dafs in guckfihni (Haupt I, 23. 24)
der erste theil ^reeds op zieh zeiven eeuige verwantschapsgraad
beteekende^, läfst sich durch nichts stützen; was s. 72 dafür aus
der Admonter glosse beigebracht wird, wird durch die Linden-
brogsche s. 121 hinfallig. — Auch hier folgen s. 73. fg., 121 ffg.
nog eenige namen van verwantschapsgraden.
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anzeigen. 399
Wir koDnen nach alledem die worterklänmgen des hro. raa
den Helm im ganzen genommen nicht glücklich nennen, doch wol-
len wir die baldige fortoetzong seiner anregenden and lehrreichen
arbeiten anf diesem felde hoffen, and nar noch die frage, aof die
das vorliegende schriftchen selbst hinfahrt, zur erwägang anheim-
geben, ob es nicht besser gethan and vcnrtheilhafter sein würde
die artikel nach ihrem sachlichen inhalt (also z. b. die thiema-
men) zasammenzaordnen and es überhanpt mehr aaf eine syste-
matische, einigermafsen voUständige sammlang der aasdrücke and
wortformen anzalegen.
Berlin, den 21. Mfirz 1860. Mullenhoff.
AttVQOV. .
Hr. prof. 6. Cnrtius hat neulich vitram and attvgov zasam-
mengestellt and in dem a des griechischen Wortes einen Stellver-
treter des digamma finden zn dürfen geglaubt. Da die sache
sehr täuschend aussieht und hm. O's autoritat leicht zu weitern
irrthnmern mifsbraucht werden könnte, wird eine berichtigung bei
Zeiten am platze sein. Allerdings sagt Hesychius dtTVQOV va-
Xov {yaXkov ist fehler der Aldiua) und schon Guyetus, dem wir
zum Hesjchios des guten viel, des unnützen und läppischen mehr
verdanken, hat sich nicht enthalten können auf die lautähnlichkeit
mit vitrum aufmerksam zu machen. Die glosse ist aber leicht
verderbt und mufs AIFTPON geschrieben werden. Es scheint,
dafs eine stelle im Theophrast, der dem lexikon viele glossen
geliefert hat schon im alterthum zweifelhafte lesart hatte und
zwar nicht weniger als vier Varianten aufwies. Indefs ist diese
zahl so grofs nicht, wenn man erwägt wie schwankend z. b.
Theophr. H. PI. HI, 17 die lesart statt Holonea war (vgl. Hesjch.
vol. U, p. 400 zu *HaXkiT8ai) und wie unsicher die lesart bei
Hippocrat de victu 2 p. 357, 46 (iXsnoxeg iXe(pirig Xelengig).
Kurzum — in jener stelle des Theophrast, welche Hesychios'
quelle vor äugen hatte, war es ungewifs, ob XiyvQOv Xoyiovgiov
XoyxovQiov oder XuytovQyov gestand^i habe, wenn nicht was He-
sychius fand sehr glaublicher weise wieder verschrieben wurde.
Denn für XoyiovQiov veXog, uddxonveg^ was die alphabetische
reihefolge verlangt, bietet der codex Xoyovgiov^ und dasselbe mon-
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400 miscelle.
Strom XoywQiof steht da, wo die folgeordirang XoynovQiov'
mlov verlangt Aus XvyiovQyov to ^lextov hat Masnras rieh«
tig ijXeHtQOv gemacht y allein da die Ordnung nicht gestört wird,
wenn wir XvyxovQtov to i^Ibxtqop schreiben, ist kein grund
anzunehmen, dafs Hesychios in seinem Theophrast XvyiovQyop
gefanden habe, sondern glaublicher, dafs Xvyxovgiop vom Schrei-
ber in XvyiovQyov verderbt worden sei. Gut bezeugte formen des
seiner etymologie nach sehr dunklen Wortes sind nämlich vor al-
lem XvptovQiov (DioscU, 100; schol. Oallim. Dian. 88; Plin. HN.
Vm, 38; XXXVn, 2) demnächst XiyyovQiov (Strab, IV, 202;
PselL ap. Creuzer ad Plot III, p. 305) XvyyovQiov (Sext £mp. I,
119, p. 31; Solin. p. 11, 6 al.) woraus wohl Xvyyovga bei Timo-
theas ap. Gram. Anecd. lY, 276, 27 nur verschrieben ist, lan-
gurium (bei Plin. XXXVII, 2 Epiphan.) und lagurium, endlich
dem hellenismus angehörig ^tip^ioi' (Epiphan., LXX Exod. XXVIII
19; XXXIX, 10) wofür auch Xiyvgig gesagt zu sein scheint, und
XiyvQog (Joseph. Antt. Judaic. III, 7, 6). Welche von diesen formen
nun unter Xoyiovgiov und Xoyxovgiov stecke, ist schwer zu sagen.
Aoy^ovgiov ist vielleicht ans Xvynovgiov verschrieben, Xoyiovgiov
könnte Xoyovgiov d. i. Xiyovgiov sein (denn auch ligurium er-
kennt Isidorus an), aber wer weifs ob die Laconen nicht yto^'/ov-
giov für Xayyovgiov sagten, wie xod^agog = y^a&ctgog u. s. w.? Si-
cher aber ist, dafs AlTTPON aus AlFTPON entstanden ist,
und mit vitrum nichts zu schaffen hat.
Jena, den 22. März 1860.
M. Schmidt.
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Pott, mytho-etymologica. 401
Mytho-etymologica.
(SchluTs.)
Es ist ziemlich klar noch aus der reihenfolge der at^
tischen könige in der urzeit zu erkennen, dafs ihnen,
wie meist die namen verrathen, eine gewisse, die ursprüng-
lichen zustände des ländchens durch ahnung finden wol-
lende Spekulation zum gründe liegt.
Ueber KixQoxfj^ als söhn des 'Egix^oviog (Ereohtheus)
s. 6. Curtius gr. etym. I, 114. Er denkt sich den namen
als aus der wurzel (carpo) von xagfiog frucht, xgcimov
sichel, reduplicirt und mit der bedeutung „Schnitter^, wäh^
rend, sdner beziehung zur Athene wegen (ApoUod. III,
14, 1 ), vielleicht nicht minder gut an einen „abpfiOcker^
von obst, namentlich aber von oliven, gedacht würde. Ich
weifs vor der band nichts besseres. Es wäre dann -ot/;
keine blofse endung und das wort keineswegs, was aber
auch noch niemand dargethan hat, ägyptisch. IlL kre-
pak, kripak stark, fest, kräftig, und, trotz der abbeugung
vom lautverschiebungsgesetze, etwa unser kraft (vis, ro-
bur); ags. craeft, vis, potentia; und als — geistiges —
können, vermögen (savoir und nicht blofs pouvoir) Inge-
nium, ars, artificium. Bouterw. Scread. Ind.; engl, craft
kunst, gewerbe, handwerk; geräth, fischerzeug; dann be-
trug, list (vgl. ^77;^av9;, machina maschine, macbination;
Ingenieur und engl, engine von ingenium) — böten einen
zwar möglichen, allein durch nichts bestätigten auknü-
pfungspunkt. Für den älteren Kekrops, der aus Aegyp-
ten eingewandert und gründer der bürg von Athen gewe-
sen sein sollte, pauste übrigens — ist man nicht zur an-
nähme einer genealogischen Umstellung beider oder blo-
iser nachschöpfung jenes sogenannten ersten Kekrops aus
dem zweiten, bereit, — der von Curtius hingestellte begriff
gleichfalls nicht. Denn ihm wäre Kgccvaog^ unter welchem
die deukalionische fluth stattgefunden haben soll, erst ge-
folgt, was sich mit der kaum abläugbaren bedeutung von
des Kranaos namen nur schwer vertrüge. Dieser name
XI. 6. 26
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4«2 Pott
fiült nämlich gewifs mit dem gleichlautenden adjectivom
(hart, rauh, unfruchtbar, vom lande) Arist. Lys. 480 zu-
sammen, und mülste demnach Unfruchtbarkeit Attika^s
anzeigen wollen in der urzdt. Oirrog yiiiAaq kx Aax^dai^
fAOVog HeSiaSa tijv Miiwrog fyivpfiai Kgccvcti^ (d. i. das
vormals unfruchtbar gedachte Attika selbst) xal Kgavai-
Xiit^v xal jir&lSa* ^g ano&avovafjg h$ nag&ivov (vielleicht
der schirmherrin von Athen, der jungfräulichen Athene,
wegen, woher auch das Parthenon), Ttjv x^Q^^ Kgavaog
!AT&lSa [das ist nun der wirkliche, nicht mehr blols my-
thische name des landesl] TtQoorjyogevöt. Vergl. III, 14, 1:
Kai Tfjv yijv^ ngongov XByofiivrjv 'Axtr^v [i. e. Uttus], ay'
iavtov KiXQonlctv [natürlich blofs mythisch] moftaa^v.
Kgavaov 8i kxßaXiav /äfA<piXTV(av kßaaiXtvoB, tovrov evsoi
fßiv JevxaXlanfog, *dvioi> 8k ccvtox^wa liyovöi* Kein zwei-
fei: es verband sich mit solcherlei Verflechtung eines Am-
phiktyon in obige reihe die absieht, dem amphiktyonen-
gerichte die weihe des höchsten alterthumes zu sichern.
Wenn !A(iq>ixTvovug eigentlich ^die herumwohnenden* be-
deutet und also nur mundartlich von aficpixtioveg, mgiKtio-
veg, neQixtirai verschieden sein sollte: dann wäre mit dem
Amphiktyon hier zunächst wohl Attika als nunmehr ur-
bar gemacht und von menschen bewohnt (vgL o2«01^
fiivtj y^y orbis terrarum) vorgestellt. Es möchte dies zum
theil aber mit dahin zielen, dafs, ward erzählt, das atti-
sche land durch Athene, also Athens Schutzgottheit, gleich-
sam dem Poseidon (also dem meere) entrissen worden.
ApoUod. III, 14, 1. Möglich, dafs sich v in jiptq>i7ctv(av
aus lat. civis und goth. heiva-frauja oixoS^ßnorrig Die£
wtb. II, 548 vergl. etym, forsch. I, 203 no. 25 rechtfertigen
lie&e, Oder gehörte v (mit verlust von t davor) vidmehr
dem Suffixe an? Vgl. skr. kru^-van (eig. schreier) Scha-
kal; pivan {nXov) fett; ^akvan (dbr starke) elephant;
padvan, padva weg u. s. w.
Ilaäiag als gemalin des Kranaos wäre erklärlich durch
den gleichen namen einer Phyle von Attika nach Steph. B.,
oder eines demos nach Plut. Themist. 14. Nur, warum &r
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mytho-elymologica. 403
810 sieh aus Lakedimon gebolt haben soll, liegt nicht so
auf der haod. Ohne zweifei ist es kein anderes wort als
das gleichlautende appellatir, welches, ein derivat von ne*
SioVj ebene, „flachland^ bedeutet, und darunter, wenn
auch yielleicht, eben weil an dieser stelle der genealogie
erst vom „unfruchtbaren^ (Kranaos) die rede ist, noch
nicht diu urbares, doch ein zum aabau fähiges feld zu
suchen. HsSidaioi^ auch TuSuig^ TieStaZot (s. Schi^ider
wtb.), waren die bewohner vom ntSiov nach Megara zu.
Sollte Yielleicht eine gleichbenannte örtlichk^t in Lako-
nien zu der yerbündung mit einem attischen könige den
anlafs gegeben haben? Noch schicklicher hätte eine solche
ehe in dem gegensatze der zwei wichtigsten und
mit einander um den vorrang kämpfenden haupt-
staaten Griechenlands, Athen und Sparta, ihren
grund. Freilich vorausgesetzt, dals der glaube an sie, was
ich nicht zu verbürgen wüfste, erst in eine zeit fiele, wo
bereits jener Wettstreit und die eifersucht auf einander be-
gann. Zum vater von des Kranaos gemahn wird Mrjvvq^
wog gemacht. Das kann nicht ftiglich etwas anderes sein
als derivat von pn^vvco mittelst des suff. r (gew. ?;r), und
zwar im sinne von fiffVPVTJg oder -tijq anzeiger, verräther.
Ako eine anklage? aber, warum nur? Etwa weil man von
Seiten der Athener, einer gewissen historischen beziehung
zum trotz, auf die Spartaner als nebenbuhler wollte ein
für diese nicht gerade schmeichelhaftes Streiflicht fallen
lassen? Oder zielt der name auf den durch Paris am
Menelaos, auch ja herrscher von Sparta, begangenen ver-
rath? Wenigstens verdient einige aufmerksamkeit, dafs
freilich nicht JlsSidg, allein Kqavdri die insel hiefs, auf
welche Paris zuerst die geraubte Helena brachte. Es sollte
dieselbe aber entweder die auch Helena genannte insel bei
Attika sein, oder nach Paus. HI, 22,1 im lakonischen
meerbusen bei Gythion liegen. — Mit einem hinblicke
nach der n^Smg loyxn Soph. Trach. 1058 statt ns^oficexog
wüfste ich übrigens auch nicht viel anzufangen, wenn auch
die Kgavai^irri dazu verlocken möchte. Wie letztere un-
26*
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404 Pott
ter ihre obigen Schwestern gerftth, yennag ich auch nicht
eben mit grofser Zuversicht zu sagen, ward sie nicht der
Kgavaij in folge paronomastischer ausschmückung beige-
sellt. Dem sinne des worts nach ist sie eine ,,mit einem
Speere, wovon der schaft aus hartriegel gemacht^; und
möchte demnach eine lanzengeübte kriegerische Streit-
macht damit gemeint sein« Man vgl. auch xgavsia (eig.
adj. Cornea) ßgotoxxovog Analecta 1 p. 197 und lat« eben-
falls cornus meton. f. wurfspiels (s. Freund) und Cornea
hastilia, venabula. Wegen Athene als speerschwingerin?
Nicht ohne bedeutung erachte ich aber den umstand,
dafs Eranaos durch Amphiktyon seiner herrschafb ge-
waltsam {kxßaXmv) beraubt wird: die barbarei und un-
cultur (Eranaos) mufs gezwungen dem ackerbau und hö-
herer, durch feste Wohnsitze und durch das recht (Völ-
kerrecht) geregelter gesittung (Amphiktyon) weichen. Doch
kehrt, was gegen diese unsere auslegung spricht, dieselbe
ausdrucksweise alsbald mit bezug auf Verdrängung auch
des Amphiktyon wieder: BaadBvaavra 3h avrov htj dai-
Ssxa 'Eqlx&ovioq kxßdXkBu Man übersehe . indefs dabei
nicht die bedeutsamkeit gerade einer zwölf zahl von Am-
phiktyons vermeintlichen regierungsjahren. Die bundes-
versammlung der Amphiktyonen ward ursprünglich von
zwölf griechischen volkschaften durch je einen gesandten
beschickt, und nach der mythischen art, sich über derlei
Verhältnisse auszudrücken, kann man nicht zweifeln, dafs
darauf jene Zahlenangabe anspielen soll.
Wer ist nun und was bedeutet Amphiktyons verdrän-
ger 'Egix&ovi^og? Darauf wird mir die antwort leichter,
als wenn man nach 'EQBx&^svg fragt, welcher, obschoh oft
mit jenem vermengt, eine etymologisch, so muthmaise ich,
damit gar nicht oder schwer vereinbaren namen f&hrt. Vgl.
die erklärungen bei Heyne Obss. Apolld. p. 328.
Besprechen wir zuerst den namen Erechtheus. Die-
sen etwa als kürzung von Erichthonius anzusehen, wie Ev^
Qva&Bvg^ MevBa&avg koseformen sein möchten statt Evqv^
adivjjg, Msv66&ivt]g hindert das a in zweiter silbe, was ge-
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mytho-etymologica. 405
wifs nicht völlig grundlos sich statt des regelmäfsigen i
eingedrängt hätte. Eine der erklärungen bei Heyne denkt
an ^(>a, was yij bedeuten soll. Wohl gemerkt aber, dies
vermeintliche (ga, welches einige auch — mit unrecht —
im namen der Here suchen, ist vielleicht eine fiction, die
weder aus nolvtjgogj reich an land (etwa arva und dem-*
nach zu ccQoa)?) noch aus f^ga^s* x^f^^^^ ^^^ '^V^ 7^^' X^'
fial Hesych., am wenigsten aus dem comparativischen hs-
Qoi (nicht subterraneus), mit Sicherheit folgt, indem das
adv. redit wohl auch eine mit dent. schliefsende und etwa
unserm erde, ahd. erda, erada, goth. airtha sich nä-
hernde form enthalt^i könnte« Sonst hat Hesychius frei-
lich auch l^ag' yijg^ und auch in hganiSa (es steht aber
kganiSa da) sucht man ein anologon zu yrjnsSov. Ed.
Schmidt p. 182. Angeblich daher auch Ügid-oi p. 189, al-
lein ohne Wahrscheinlichkeit. Nach einer andern deutung
stammte 'Eqsx&bvq von kgix&sif&ai^ was soviel sei als ig^X'
&i^eü&ai. Also diesem nach etwa zu verstehen von der
durch erdbeben und meeresfluth zerrissenen küste, wie
man (vielleicht geologisch wie etymologisch gar nicht so
Abel) das Vorgebirge 'Prjyiov aus gi]yvvfAi entstanden sein
lälst, weil dort einst das meer durchgebrochen sei und Si-
kdien vom festlande abgerissen habe. Vergl. Apoll. HE,
14, 1j ^xav ovv ngärog Jloaeidciv inl x^v ^Arxtx^v xal
nJiTj^ag t^ TQtaivtf (durch erdbeben), xaxä fxia^v xrjv ccxqo-
nohv avicprjVB d-ctXaacav^ ^V vvv 'EQBx&tjtSa xakovöir. fiBxd
xovxov r^xBv 'J&fjvä. Also Athene nahm durch pflanzen
eines ihr heiligen Ölbaums (daher auch x6 kv axQOTtoUt
^oavov x^g'A&fivag aus ölbaumholze Heyne Obss. p.329)
von Attika erst besitz, nachdem zuvor dort das meer ge-
herrscht; — so will die, in sich gar nicht so widersinnige
erzäblung. Man vgl. för diesen fall ein schiff kQBx&ofiivi^
avifioiai IL XXHI, 317, woraus folgte, dafs jener „zerrei-
fser** Poseidon selbst sei. Nach Creuz. IV, 350: „Er-
schütterer, der am ufer nagte**, ein kvoalxO-cov, kkBXlx&(ov,
Und das bestätigt sich wenigstens durch die ansieht eini*
ger (Heyne Obss. p. 333): Pro perpetuo nomine Neptuni
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496 Pott
▼idetur habiium esse ab aliis nomen Erechtbei: nam Ly-
cophroni v. t58. 'EQBxä-Bvg nude pomtus, est pro Neptuno.
Bei Hesychius: ^EgexO'evg. IloüeiScSv kv ^Aß-rivcag^ und au-
fserdem, unstreitig auch Homer, igex&ofdvrj' aaXsvofsivrj.
{k) htfjtßavofiivi^* ßa^vofxivtj, tffio rwif avifimf ragaüath-
ptivYi. Ferner kQix&c$v' Siaxontu/v, wobei indefs Schmidt
auf iQi.&(av p. 185 varweist. Oder soIHe man unter her-
vorkehren des Erechtheus als beschützer des ackerbaues
(etwa eine erst später ihm aufgedrungene rolle), die obige,
kgix&anf beigegebene erklärung dahin benutzen dürfen, dafs
man ihn zu einem „erdaufreifser^ ^^^^X^^'^^ mittelst
pfiuges machte, und etwa gar so, dafs sich hinter dem x^
des verbums aus wohllautsgründen x^^ verknren hätte?
Dagegen nun 'EQhx&owog ist eine vollkommen regel-
rechte bildung. Allerdings nicht ano rov kQtov *) nal x^o-
voq. Etym. M. in 'Egtxd'tvQ, was sinnlos wäre, sondern aus
dem präf. kgtr- mit x^^'^^ ^i^ z* l>* ^^^b die eigennam^i
'Egiavd'og {lÄQUtv&iSrig^ Evdv&tjg). 'EQiavyri (sehr glanz-
voll). 'Egiaönldag (von danig). 'Egißova wie Uokvßoiay
Evßoiog und ^Egi^ßtitTjg wie IloXvßwrrjg^ d. h. viele rinder-
hirten (der grofsen zahl von heerden wegen) brauchend.
*EQiyv$og (grofs-, starkgliederig, von yvtov), 'Egi&aQatjg
wie naXv&iQCfjg. 'EQi&ijXag^ trotzdem dafs doch wahr-
scheinlich der 1. decl. angehörend, wesentlich gleich mit
kQi&7]X7Jg, ovg, was in vollem wüchse steht. ^EgifiTjdr] wie
JIokvf^TJSTj (voll klugen rathes). 'Egi^vacxog und W^ifi-
vaatog (dessen man gern und oft gedenkt) auf mün-
wn, *EQf>a&ivBia (sehr stark). 'Egitifiog (hochgeehrt).
'Egicpdvrig (sehr glänzend), fA^Xonoiog^ aus Athen. XIV,
619. c, aUein 'Hgupavlg (in der morgenfrübe -^ also gleich
der Eos — glänzend?), 17 fieXoTioiog' ebenda. 'Eglipvkog
Quint. X, 7, falls v darin lang, und demnach das maso.
*) EqtmXai' aviftnp axHfrqoqial <, aiqcu^ nvocU natUriioh nur albern
erklärt als verdürben (oXXvfn) sie die wolle (l'ßto»'). Auch unstreitig igi-^
und ein entweder mit «Uw, volvo, ioXtiTo verwandtes oder von atifii ausge-
{lendes subst., verbunden. Im letzteren falle riethe ich aber nicht sowohl auf
dtkXai als auf ein, dem ctt/^ct QitfiotQoq'^) näher kommendes wort mit ^,
nur dafs sich dieser buchstab, in umgekehrter weise von iKntoqtii dissimila-
tions halber in X verwandelt hätte.
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mytho-et3rmologica. 407
ZU ^EffupvXt] und nicht deminutiv von "E^upog. 'EguSnig* jue-
yakoip&aXfjiog, Kai ^ ^Ayx^^ov yvprj Hesycb., aber auch
gemalin des Oileus U. XIII, 697 und tochter des Jason
und der Medea Paus. U, 3, 9. In dieser letzten Stellung
palste die ^X)£9äugigkeit auf den mond, während sonst
etwa wie ßoüfug. Allein nicht, wie üaXaix&a^v {rov yt]-
yaifovg yaQ üfi hyw üaXaij^&avog 'Ivig ÜBkaayog xri.
Aesch. Suppl. 253. Schütz), sondern überdies mit dem suff.
"t^f welches die Böoter auch patronymisch verwendeten.
Also: „gutlandig^ oder auch „guten landes sohn^, was
sich im bescHideren nur auf fruchtbares, namentlich ak-*
kerland (vgl. äQirßaila^) beziehen wird. Daher dann auch
&c zuweilen /»lyBVTjg, d.h. als söhn der erde, diese als
ganzes gedacht, ist und mit schlangen, als dem thiere der
erde, in Verbindung gebracht wird. — Die geburt unseres
Erichthonius aber, trotz der mit ihr verbundenen umstände
allerdings seltsamer, ja höchst anstölsiger art, so dafs Heyne
sie mit gröfserem rechte roher böotischer, als feiner atti*
scher sitte würdig schilt, hielte ich nichts desto weniger,
vielleicht gerade de&halb für ein mythologema von hohem
alterthum. Wer wüfste nämlich nicht, wie dieses sich mit
gro&er Unbefangenheit noch über manches, namentlich in
betreff geschlechtlicher beziehungen zwischen göttern
und sterblichen, hinwegsetzte, weil es in ihnen Symbole der
gro&en, in der natur auf die verschiedenartigste weise wirk-
samen und thätigen zeugungskräfte erkannte. Leider
aber merkt man in unserem falle eine gewisse — etymo-
logische — absieht, welche nicht verfehlen kann uns
dahin umzustimmen, als sei die geschichte lediglich einer
freilich geradewegs abgeschmackten etymologie zu liebe er-
dacht und somit eine überlegte klügelei. Hephaistos,
so wird erzählt, entbrennt in heftiger liebe zur Athene.
Das bild letzterer als keuscher Jungfrau war zu fest aus-
geprägt, als dafs man in solcher hinsieht auf sie einen
flecken durfte fallen lassen. Sie entflieht demnach, aber
dennoch — 6 ^ä aneönigfAtjVBV Big ro axiXog r^g xf-eäg,
^xeivtj Sk (Avoax&üaa, i()/(p [natürlich! wo bliebe sonst die
etymologie?] änoiAal^aaa tov yovov üg yijv [im sinne der
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408 Pott
herleituDg vielmehr x^ova] iQQixpt. 0ivyovatjg 8k avrijg
xal rfjg yovfg elg yijv nBCovarig^ *i?pt;|fd'ov^og yivtvat,
(Eine andere deutnng von gleichem unwerthe a^o r^g ^^r-
dog xal x^ovog ist in d. zeitschr. VI, 358 zurückgewie-
sen). Der junge knabe, — einfacher bei anderen ein söhn
der Erde und des Hephaistos*), d. h. wohl des lich-
tes und der wärme, deren das gesäete zu seinem gedeihen
bedarf, — wird trotzdem von der Athene ganz besonders
bevorzugt, in dem maafse, dals sie ihm selbst Unsterblich-
keit zu verleihen wünscht, gleichwie Demeter dem Demo-
phon (d. i., meine ich , dem menschen als gattung genom-
men). In eine xlüTfj versteckt übergiebt sie ihn üavSQooqf
(allthau) ry KixQonog zur Verwahrung, mit dem geböte, die
kiste nicht zu offnen. Die schwestem der Pandrosos han-
deln dem zuwider aus neugierde, und sie sehen um das
kind geschlungen einen drachen (eine thierart, welche
auch als gespann des gleichfalls auf ackerbau bezüglichen
Triptolemos vorkommt) und werden entweder von dem dra-
chen getödtet, oder stürzen, von Athene aus zom zur ra-
serei gebracht, sich von der Akropolis hinab. Man ziehe
von diesem berichte das mythische gewand weg und über-
setze ihn aus der spräche der imagination in die nüchterne
des Verstandes: so wird er nicht viel anderes besagen, als:
das getraide auf göttliches anstiften in d^ erde schoofse
(das soll hier die xiatri von xsifiai^ bedeuten) verborgen,
wird den herrinnen des befruchtenden thaues zur behü-
tung übergeben. Allein den thau verzehrt entweder die
schlangenartig sich um den aufgegangenen samenkeim
*) Doch kommt dieser vor allen göttem mit der Athene wohl um defs-
willen hier zusammen, weil ihm die Athener, als nicht blofe ackerbauendes,
sondern gewerb e aller art betreibend^ und kUnstleriscl^ hochgebildetes
Volk, mit ganz vorzüglicher achtung begegnen mufsten, gleichwie ihrer Athene.
(Aphrodite als gemalin des häfslichen Hephaistos wahrscheinl. in dem
sinne, dafs auch die erzeugnisse des hand^^erks verdienen vom Schön-
heitssinne veredelt zu werden.) — Ist aber zufall oder absieht darin, wenn
ApoUod. n, 1, 5 unter den söhnen des Aigyptos auch einen namen [JayöCtav
kennt, welchen er nebst "AgßijXoq (?), 'Ynigß^oq, 'InTtoHogvat^q (rosse zum
kämpf anschirrend) mit der "Hquifftivti zeugt? Vgl. "SlxtarCvri, Alfi^lvn Me-
dea als tochter des Aeetes, fjoortvtj.
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mytho-etymologica. 409
im boden herumlegende bewurzelung, oder (dies jedoch
durch Verlegung an einen bestimmten ort anders gewendet)
er verzehrt sich selbst (durch Verdunstung in der sonne).
Jetzt, nachdem Erichthonios (denn sterben mufs audi
er) zu leben aufgehört, folgt ihm in der herrschaft TLav-
Siwv, — kq>' ov /lt]fA7jTt]Q xal Jiovvaog (die götter för brot
und wein) Big ttJv jirrixriv ijl&öv. Der sache angemes-
sener könnte man ebenso gut erwarten: Pandion sei dem
Erichthonios gleichzeitig. Allein man weifs, in der
mythologie mufs von strenger folgerichtigkeit des gedan-
kens zum öfteren ein gut theil nachgelassen werden. Manch-
mal, weil man schon ursprünglich nicht scharf genug nach
den gesetzen der logik ihn sich klar machte, viel öfter
aber noch, weil sich der von vom herein gemeinte her-
nach entweder ganz verlor oder verdunkelte, — nament-
lich wenn, und das geschah nicht selten, verschiedene my-
thologische gedankenreihen sich bildeten bei aufkommen
neuer gesichtspunkte, und in folge davon anreihungen und
anbequenmngen auch vielleicht der sonst widersprechend-
sten Stoffe. Wir kennen bereits Pandion als ein zusam^
menfassen aller, namentlich der meteorologisch bedeutsam
men erscheinungen am himmel. Und will jemand es un-
vernünftig finden, wenn der griechische mythus bei den
Attikern verlangt, dafs, weil zum Wohlergehen der saat
nicht blofs ein geeignetes fruchtland (Egix^oviog) ge-
nügt, der segen eines günstigen himmels {Tlavöitav) hin-
zukommen mufs? In weiterer consequenz IlavStcov 8^ yri^
fjiag Zev^i7t7tt]V rijg fitjTQog (Pasitheae) rr^ir ccSeXtp^v^ t^v-
yarigag (liv kTixvcoae Jlgoxvrjv xal (piXofA'tj^av, d. h.
die Verkünderinnen des frühlings. Vgl. Bergk, De Phoe-
nicis Colophonii iambo (Index schol. Hai. für den sommer
1858), z. b. aus Sappho Fr. 87: Ti fis üavSiovig ägawa
Xtkldoav. Aufserdem: nalSag Sk diävfiovg 'Egsxd-ia xal Bov-
rr^. Heyne Obss. p. 330: „De his inventis Erichthonii
cf. Eratosth. c. 13. Praeterit Apollodorus nobilissimum ejus
inventum jungendorum equorum et aurigationis: v.
Virg. Ge. HI, 113, 4, quo meruit ut inter astra receptus
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410 Pott
Aurigfte locmm obtineret^. Das liegt jedoch, wemi scfaoD
in anderer Wendung, klar genug angedeutet in der Z<t/-
^Imiti als tochter des Erichthonius, wenn man diese „rofs-
anschirrerin ^ als eine irdische nimmt Denn sonst lielse
sich, da zum wachstbum der saaten ganz insbesondere
auch Sonnenschein von nöthen, der name nicht unpas-
send von einer anschirrerin der sonnenrosse verstehen,
indem Zeuxippen Phoebo amatam memorat Clemens Alex.
p. 27, 30; ja eine Zev^imttj als gemalin des Sikyon Paus,
n, 6, 5 kennt neben einem Z&i^mnoq als sdbne Apollons
und könige in Sikyon ib. 7. Pandions zwillingssöbne
Erechtheus und Butes müssen in dieser Verbindung Mif
ackerbau und Viehzucht gehen. Etwa jenes, wenn das
der sinn der würze! gestattet, wie Ov. M. V, 341 Kallu^
singt: Prima Ceres unco glebas dimovit aratro, als —
pflüger, qui terram proscindit pressis aratris. Lucr. V,
210 oder validis juvencis Virg. Ge. 11, 237. Also vde die
römischen feldgötter Obarator umpflüger, und Occator
egger. Serv. Virg. Ge. I, 21. Bovrtig aber wird zum Stamm-
vater der Eteobutaden gemacht, und bezieht sich auf
reidiiere, die sich im besitze von hornvieh, nicht etwa
von Uolsem klein vieh, befinden. Butes heirathet aber die
X&oviay eine von Erechtheus töchtern, d. h. verm. aus kei-
nem anderen gründe, als weil stier und der ihn besitzende
mensch von der erde (x^wv) leben, zuvor sie aber durch
pflügen und durch einstreuen des samens (gleichsam
heirath und fleischliche Vermischung, vgl. aQovgay eigentl.
ackerbau, zugleich mutterschoofs) zur wiedergäbe von frucht
ätng machen müssen. Tyiqbvq vielleicht von xYigog (be-
wachend, hütend — die wintervorräthe?), und, wie ich
glauben möchte als winter, den frQhlingsboten schwalbe
und nachtigall nicht sehr gewogen. Delshalb etwa gar
durch aphärese und zwar aus euphemistischen gründed^ge-
kürzt von drtjQog schädlich, unheilbringend?
Ein zweiter Pandion, söhn von Kekrops II. und der
Metiadusa, von welchem die Pandioniden Aegeus, Pal-
las, Nisos und Lykos stammen, sieht ganz wie eine
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mytho-etymologica. 411
blofse wiederauflage vom ersten aus, jedoch ofane dessen
bestimmte naturbedentang. Preller U, 102 fg. Es erkl&rt
dieser aber ^lysvg als lediglich andere (und wohl ver^
menschlichte) form f&r den Poseidon (I, 353; 11, 291). Als
zweite gattin heirathete er zofolge ApoUod. III, 15, 6.
XaXxi6nt]v ttJv 'Pj^^voQog, oder (Heyne Nott. p. 372) n^v
XakxeiSoVTog. Kein zweifei, dafs unter dieser Chalkiope,
d.h. erzstimme {Tergh xccXxsocfcnvog , ;^a>lxo/9oag, und in
betreff des t: ;^aAx/vero^, ;^aAxiOiXo$) das wog engebrüll
der brandung zu verstehen sei. Wir können mit dieser
eridärung nicht wohl fehl gehen, da ihres vaters name hi^
kaum anders übersetzt werden kann, als der (die wogen)
brechende mann. Vgl. ^riyvvxo xvfia H. XVIII, 67 mit
IV, 425, und ^Yjyfxiv &aXdaaf]g oder älog, meeresufer, al-
lein auch von den brandenden wogen selbst, z. b. Od.
Xn, 214. Dazu auch wohl das deutsche wrak. Zwar
ist prj^i^vtaQf als beiwort des Achill, unstreitig abhängig-
keits-comp. (und nicht karmadharaya, wie das vorige) mit
dem sinne von: durchbrechend die (feindlichen) man-
ne rschaaren. Offenbar indefs macht schon die Odyssee
VI, 63 in dem eigenn. 'Ptj^i^vcdq, söhn des Naval&oog („mit
schifien schnell dahin fahrend^) und bruder des Alkinoos,
von dem comp, eine völlig verschiedene anwendung, indem
sie es als einen mann nimmt, der (die wogen mit rüder und
schiff) durchbricht (sulcans). S. Jahn's jahrb. suppl.
bd. m, heft 3 s. 309. Eine mit eherner stimme, als
tochter des wogenschwalles , welcher an das gestade an-
schlägt, bereitet dem erkl&rer keine Schwierigkeit. Die
zweite Genealogie vom XaXxcidoov (erzzsLhn) her, welche
ohne zweifei an die XakxioTtrj anklingen soll, ist nicht ganz
so willig. Von der pflugschaar kann hier kaum die
rede sein. Der name f&hrt aber vielleicht entweder auf
eherne schnäbel vawv x^^^^f*ßoXaS(av Eur. Iph. in Aul.
1320, oder auch gleichsam auf die ehernen zahne, womit
die brandung das gestade und meeresklippen benagt (mor-
det Hör. Od. I, 31, 7) und unterwühlt. Sonst wiese der
Chalkodon (durch anspielung an Xahcig in Euböa) nach
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412 Pott
dieser insel hin. Preller 11, 102. Indefs gab es aach einen
XalxciSufV (I)ei Theokrit XdXxfav) als könig der iirael Kos.
Apollod. n, 7, 1 9 was man mit der XaXxwnti lUs tochter
des königs Emypylos, mutier des Thessalos vom Herakles,
scheint in Verbindung bringen zu mfissen. Callim. Dd. 161
und Apollod. U, 7. 8. Heyne obss. p. 199. Evgvnvlog ^weit-
pfortig^ II. U, 676 läfst verschiedene anwendung zu, auf
den weiten himmel (als insel), auf das weite meer, oder
auf einen weit geöffiieten vulkanischen Schlund. Vgl.
das vulkanische Nisyros (Humb. Kosmos lY, 372), das
von Kos abgerissen sein sollte. Merkwürdig dieser um-
stände wegen ist auch wohl der name des Koers jiXxio-
nog Plut. Quaest. gr. 58, der doch gewifs auch „starkstim-
mig ^ bedeutet. — Obschon gleichnamig, röhrt doch die
benennung Xahtionri*)^ von der tochter des Aeetes in
Kolchis und gemalin des Phrixos gebraucht (Apoll. Rh.
HI, 428; Apollod. IX, 1 ) von einer anderen naturerschei-
nung her. Ist nämlich (s. d. zeitschr. YII, 108) Phrixos
die regen wölke (in betreff ihrer ähnlichkeit mit einem
vliefse s. z.b. Ov. M. VI, 22; Virg. Ge. 1,397), so folgt:
seine gemalin ist der weithin schallende, „erzstimmige'^ —
donner, gleich dem wgvona Zevg^ was auch würdevoller
„donnerer*, als ,, weitschauer ^ ausgelegt wird. Ilavon^
(paZog wird, trotz der stelle Ov. M. XI, 198, wo: Ära
Panomphaeo vetus est sacrata Tonanti auf die ringsumher
erschallende donnerstimme fähren könnte, doch in gemäfs-
heit mit dem gewöhnlichen sinne von dfKfatog und ofitfnj
glaublicher auf den grundurheber aller orakel (Apollo
war nur mund des Zeus Preller I, 92) bezogen. — Kgo-
Tconog neffe und nachfolger des lasos (regen?) ist auch
wahrscheinlich „schallender stimme^, obwohl, wenn man
auf den verein von blitz mit donner gezielt hätte, sich
auch zur noth.die deutung: gleichsam „ein mit schall be-
*) Sie hiefs auch *Ioq>ia<Kfa s. Jacobi handwtb. Die qnantität müTste
entscheiden, ob aas ioq (i lang) oder Xo¥ (* kurz)? Und demnach, ob etwa:
mit pfeilen leuchtend (todtend?), als blitz; oder, wenn von dunkler wölke:
Ton violenfarbenem glänze (purpurn, schwarz?).
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mytho-etymolo^ca. 413
gleitetes antlitz zeigend^ vertheidigen liefse. — An die-
ser stelle wollen wir noch den KvriaaioQog (anch mit nur
einfachem a) besprechen, einen söhn des Phrixos und der
ChaUdope. Wenn man daraus sogar einen KvtfoQog als
erbauer der stadt KvrtoQog machte: so liegt die absieht der
Verdrehung zu offen am tage, um befremden erregen zu
können. Des Eytissoros geschieht erwähnnng Her. VII, 197
und ApolL Bh. 11, 1155 (v kurz), sowie ApoUod. 1,9,1
zugleich mit seinen brQdem:
T(pSB KvriöaeoQog niXei ovvofia, t^öb 5i, fPgovtig'
T^ Si, Milag' kfjii 8' airtov kTuxksioiri xev ÜdQyov.
Also ein, mit bezug auf Phrixos (regenwolke) und Chat-
kiope (donner) sehr erklärliches paar die beiden letzten:
Schwarze und W e i fs e , gemäfs der verschiedenen färbe
von wölken. Auch ^^govrig f&rsorge, nämlich in betreff
der nahrung fEbr menschen und vieh, welche dem himmel
verdankt wird, wenn er zu rechter zeit regnen läfst. Was
bleibt nun fElr den Kytisoros übrig? Kann darin xvtiaog
(i wie V kurz) gesucht werden, welchen wenigstens die
ziegen Theokr. V, 128 (der bock des Phrixos jedoch war
ein Widder) gern fressen? !ävTlloxog hv np thqI xvriisov
cpvTOV q>t]Oiv d)(fihfiov elvai rdig ß'Qifx^iaaiv , ori nXfi&og
yäkcexTog Ttoiet. Schol. Nicandr. Ther. 617. Also schon ein
motiv, wefshalb ein söhn des gewitters könnte cytisi curam
{cjQaf vgl. 6kiyct)Qogj nvXwQog u. s. w.) habens, d. h. durch
regen den wachsthum einer dem gedeihen der heerden
äu&ersi zuträglichen stände fordernd, genannt sein. Es
käme aber darauf an, ob wir nicht das compositum anders
zerlegen und darin atagog (häufe, bes. getraidehaufen, vor-
rath, fälle) suchen müssen. Sachlich spräche zu gunsten
dieser meinung gar sehr aoDQitig^ beiname der Demeter, in-
sofern sie häufen von ähren und getraide schenkt. Femer
KvajAoawQog^ flufs in Sicilien im gebiete der Centüripiner,
PoL I, 9, 4, welcher unstreitig davon den namen fährt, dafs
die anliegende länderei grofse häufen von höhnen lie*
ferte. Auch Euawgog^ den vater der ^ivtjrtj^ mutter des
Kv^ixog (eponymus der so geheifsenen insel) s. d. zeitschr.
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414 Pott
VII, 99, wü&te ich mir nicht goi anders zu denken, als:
,idarch getraidesegen reich^, nach dem yorbil<fe yon etHÜ-
nvog. KvviaatoQog (das doppd-a vielleicht bloft rhyth-
misch und nicht etwa durch ein sn£ wie xvriS-eg kästen,
kisten, oder ein verbales, wie -<7^ yeranla&t) enthielte vid-
leidit Tom einen dativ von einem feminalsubst. auf «-g.
Etwa nach analogie von kyxvti Tt^xa^piipog glatt an der
haut (in cute) — w^^eschoren. Also, wenn auf die wölke
und zwar als vliefii des Phrizos bezogen: in der haut
bergend getraidehaufen? Es palste aber, wenigstens
begrifflich, xt>T€i, der dativ von to xvrogy bauch, noch bes-
ser. Jedenfifldls wird man gestehen müssen: dals von sel-
ten der Sache dieser unser zweite deutungsversuch sich
weitaus besser empföhle als der erste, wobei es sich nur
um ein untergeordnetes nahrungsobject handehe, welches
dem menschen nur mittelbar zu gute käme. Das anUin-
g^i an Kvra (stadt in Kblchis und geburtsort der Medea)
mag zu&llig sein. Dagegen 6 Kvrog^ ein söhn des Zeus
und der Himalia (^nahrung^ s. d. zeitschr. VII, 85) Diod.
S. V, 55 verdient insofern beröcksichtigung, als damit nicht
unwahrscheinlicher weise volle kästen (z. b. mehlkast^i)
gemeint würden.
Gl^chwie BVQvoTta Zsvg einer doppelten auslegnng fä-
hig ist, bliebe auch für Ilavom], tochter des Nereus und
der Doris, IL XVIII, 45; Hes. Th. 250, eine solche zum
mindesten denkbar. Entweder nämlich kdnnte sie nach
dem un^idlichen blicke benannt sein, welchen das meer
nach allen seiten hin frei läfst, oder: überall rau-
schend, ertönend, bedeuten. Val. Flacc I, 134: Hanc
Pändpe Dotoque soror, laetataque fluctu Prosequitur eta
Als tochter des Thespios und zumal als sonstiger firauen-
name, wie wohl nicht gezweifelt werden d^: von allen,
weil schdn und anmuthig, gern gesehen oder angeschaut
( Omnibus spectanda). Auch QsoTtf} wahrscheinlich: gött-
lichen aotlitzes. — Ob die Stadt Ilavont] oder IIctvoTtavq
(später (pavotevg^ als ob vom adj. verbale zu (pavecoj schei-
nen, sichtbar sein) etwa als hoch gelegene warte (specula)?
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mjtho-etymologica. 415
Eben weil sie in Phokis lag, wird zu ihrem namengebm*
UccvoTuvgj ein söhn des Phokos, und, wovon der grund
nicht so klar (kaum doch einem etwas weit hergeholten
namensanklange zu gefallen) vater des Epeios, erbauers des
trojanischen pferdes, gemacht. — ©eX^äTieia^ Sirene, und
Thelxiope Cic. N. D. durch gesang, durch die stimme
Zauber übend (mulcens cantu, voce). — Desgleichen na-
törUcfa von der Schönheit ihrer stimme KakhoTirj oder
KakXioTtua als Muse des epischen gesanges. — Bei dieser
gelegenheit, und ich gestehe sie mit vergnügen zu ergrei-
fen, will ich einen namen aufklären, der lange meinen be-
mühungen um ihn widerstand. Ich spreche vom 'IfAfiaga-
Sog, einem söhne des Eumolpos Paus. I, 5, 2; XXXyiII,3;
SchoL IL XVin, 483. Pape bezeichnet, mir ist freilich
unbekannt, auf welche autorität hin, allein wahrscheinlich
mit vollem rechte, die vorletzte silbe ds lang. Das erste
der beiden ju, wäre schon aus analogieen, wie iififAsgy äf^i-
(iBg (vedisch yushme, asme), zu schliefsen erlaubt ge-
wesen, verdankt einem, vom nachfolgenden ^u assimilirten
Zischlaut den Ursprung. Es bestätigt sich diese vermuthung
durch "lofiaQog als andere, freilich auch von einem The-
baner, söhne des Astakos, geltende form des namens bei
Apollod. m, 15, 4, welche freilich sichtbar dixi^Iafiagog^
die Stadt der Eikonen in Thrakien, um defswillen sich an-
lehnt, weil nicht nur Eumolpos als Thraker gilt, sondern man
griechischer seits die älteste dichtung überhaupt als jenem
nordlande entstammt hinstellte. 'I^fidgaSog leite ich hinten
aus aeidiOy ^Sia, so dafs vielleicht (doch vgl. atjSfov^ aSdv)
ein untergeschriebenes jota wieder herzustellen wäre, wie
in TQCi^q)ä6g (dies jedoch mit dem subst. (pSij)^ q)ikaoiS6g^
und fände es dem namen seines vaters EvfAoXjiog (schönen
gesang ertönen lassend) der hauptsache nach sinngldch.
"IfABQog vergleicht sich z. b. dem indischen liebesgotte, der
unter vielen anderen namen auch den von ishma, tshma
(eig. wie Uod-og^ Sehnsucht, liebes verlangen; aber auch der
frühling als wonnezeit) führt (vgl. d. zeitschr. I, 569). Viel-
leicht nach analogie von skr. adj., wie admara, ghas-
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416 Pott
mara (vorax), sr-mara (going), und zwar von ish (pe-
tersb. wtb* I, 823 fg.: zu gewinnen, sich zu yersohaff^i Su-
eben; erwünschen; verlangen; ish-t'a gesucht, erwünscht,
gern gesehen, beliebt, genehm). Das lange ^ in tfiegog und
der aaper neben 'IfAfuigaSog könnte nicht leicht gröüseres be-
fremden erregen als etwa VfABig (v lang) neben äoL vfifjug
u. s. f. Zu übersetzen aber w&re der name etwa mit: ^lieb-
lich singend^, ri8vmriQ. Vgl. ifiegotpwvog auf die Chariten
angewendet Theoer. XXVIU, 7; und Vm, 82: 'Jldv ri. ro
atofjia TOI, xal kcpi^gog^ cJ Jdtpvi, (p(üvd* sowie 1,61: Aixa
fioi öi (piXog tov ktpiiAtQov vfxvov delafjgt was indefs
sein soll entweder Carmen pastoribus amabile oderhymnus
amatorius. Auch gebraucht schon Homer l/^egoBig vom
lieblichen gesang und chortanz. "lafAugog aber vergliche
sich etwa mit "Ifiegog^ tyrann von Babylon und Seleukia
Ath. XI, 466 c. Vgl. noch "Ifiagrog (erwünscht, angenehm)
und 'Ifiig-iog in adjectivform, was jedoch eher: Deside-
rius (von den altem ersehnt) besagen will.
Wir wenden uns zu der zweiten gruppe von compo-
siten, worin oifj auf antlitz und aussehen geht. Ich
nenne zuerst 'Jlgyionri, eine nymphe, mutter des Thamyris,
des alten thrakischen Sängers, welcher, gleich dem Eumol-
pos (ft^iXafjifjiovidag) Theokr. XXIV, 108, <I>ddfifia)v zum
vater hatte. Aulser dem gleichfalls thrdkischen Sänger Phi-
lammon gab es noch zwei des namens. Einen söhn der
flhXcDvlg Con. 7, was fem. zu fpikcDV, vielleicht durch pro-
nomasie. Aufserdem einen faustkämpfer Dem. XVIU,319;
Aesch. III, 189 Suid. Etwa letzteres s. v. a. als: sich gern
auf dem ringplatze (arena) zu schaffen machend; oder auch
nach dem rothen sande {ag)iji)y womit sich die ringer (!)
bestreueten, um faisbar zu werden. Was soll aber ein
,,1jiebesand ^ (denn ein freund des ägyptischen Ammon
wäre doch gewifs ein zu arger anachronismus) im Thraker-
lande? Hatte es etwa sandebenen? lägywmj (mit weifsem
antlitz), wie aQyißouogy mit wei&en rindern, als beiw. des
(schönrinderigen) Euböa; agyMegcovag — ;^iovaSJ€a^ alyccg
Diodor. Exe. Vat. VII, 4 in einem orakel u.s«w. — soll
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m3rtho-etymologica. 417
Thrakien ebenso ak vom schneo weife aussehendes
nordland kennzeichnen, wie Xwvtj (die schneeige) als mat-
ter des Eumolpos. S. d. zeitschr. VI, 333. üebrigens auch
Xiovi3f]g^ ein dichte der alten comödie. Vergl. Ov. M,
V, 313:
Vel nos Emathiis ad Paeonas usque nivosos
Cedemus campis. 'Hfjia&la landschaft in Makedonien* Vgl.
JliBQog als alter könig von Emathia, nach einigen vater
der mus&i (IIisQiSig)] auch musenberg in Thessalien. Nach
anderer erzählung ( ApoUod. I, 3, 3 ) war IUsqoq Thraker,
söhn des Md/vtjg (d. h. eponj^os von Mctyvricia in Thes*
salien) von der muse Klio. Darum ist auch Alpiog^ könig
von Thrakien, Luc salt. 57 als oflFenbar eponym dem Ha-
rn usgebirge nördlich von Thrakien — sehr begreiflich — *^
söhn des Boreas, d. h. iJso des nordsturms.
Ein anderer mythischer Sänger und leiblicher bruder
von Eumolpos ^a^ut;^!^, idog und log^ auch OafAVQag, fin-
det meines erachtens in dem appellativ ^a^ivgig^ 77, bei
Hesychius nvxvott^g nvmv^ avvoSog^ navi^yvQig seine über-
aus schickliche erklärung. Der Sänger (Eumolpos) und die
um ihn sich wifsbegierig drängende Zuhörerschaft (corona)
gehören, gleichsam wie innig verbundene brüder, zu ein-
ander. Versetzen eines weiblichen Substantivs in einen
männlichen eigennamen erregte hiebei wohl ebensowenig
anstolb, als z. b. Qioyvigy log und i8og (frauenn. zum un-
terschiede ©eoyvig, iSog)^ eigentlich doch wohl: „götterge-
burt* (aus wurzel yBV, v^. veoyvog neben vBoyovog; privi-
gnus) ; oder Xiovig (etwa dem. „schneechen" wegen weifse
der haut oder des haares?) als häufiger mannsname. Eine
* Einig, indefs auch ein 6 ^EXmg^ hoflEnung — der altem, oder
auf das glttck ihrer selbst gerichtet? Jri'C&7tr}^ tochter des
Triptolemos und mutter des Eumolpos Paus. 1, 14, 1. Doch
unstreitig naturgemäfser: kriegerisch, furchtbar blickend,
als: rufend. Oder gar, dem 1^ zum trotz, wie Jctlga^ zu
ddiog^ kundig, weil Eumolpos als Stifter der eleusinischen
mysterien galt? — 'Ay^ionri (also verschieden von der i^ß-
yionri oben) war nach Hermesianax bei Atii. XIII, 597, 6
IX. 6. 27
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418 Pott
die gattin des Orpheus, und dürfte ,, wilden anblicke" be-
deuten. Ich wüfste freilich den sachgrund daför nicht mit
Zuversicht zu nennen. Etwa weil, trotz der Verlegung der
alten sangeskunst nach Thrakien, dieses land doch später
in der bildung gegen Griechenland weit zurückstand, oder
weil Orpheus mit seinen Mysterien, so scheint es, an ernste
todesgedanken anstreift«? Heifst doch sogar 'ÜQcpBvg ein
söhn des thrakischen königs OiayQog, d.h. wildes schaf
(ovifer), wie allerdings (etwa danach) zu Aristophanes zeit,
wofern es Vesp. 599 nicht falschname, ein tragischer Schau-
spieler hiefs. Der gesang des Orpheus ist also, wird das
ausdrücken sollen, mitten im unbetretenen gebirg zu hause,
wenn auch des Orpheus mutter die „schonstimmige^ Kai-
liope selber soll gewesen sein, wie man nicht minder des
apokryphen Movaaiog namen auf die musen zurückftihrte.
Uebrigens machte man auch Alvog^ einen alten sänger und
tonkünstler aus Theben, söhn des Apollo (mithin sogar
musengottes) und der Urania (himmlische Schönheit) oder
der Kalliope, zum lehrer des Orpheus und Herakles.
Der combination zwischen *0()(pBVQ und den ind. Kbhu-s,
welche Kuhn IV, 114 unterstützt, vermag ich mich nicht
hinzugeben. Züge von der macht des gesanges, ausgespro-
chen z. b. darin, dafs alle thiere dem sänger aufmerksam
lauschen, können ohne jeglichen gegenseitigen einfluls auf-
einander entstehen, wie ja auch Wainämoinen, der finni-
sche sangesgott, allerhand thiere zu dankbaren zuhörem
hat. Ich meinerseits nehme gar keinen anstand, den na-
men *OQ(ptvg nebst "Egtßog (ß wie z. b. laß = skr. labh)
und oQfpvog^ dunkel, Orphne, eine unterirdische nymphe
(s. d. zeitschr. VIII, 104), ogoqnj (decke, dach) u. s. w. auf
iQiq)(o (überdecken) zu beziehen. Also celator (kaum die
erde mit schnee), und nur den eingeweiheten {'OQq>eoTBX$''
iSTtig) seine geheimnisse offenbarend. Orpheus erlag dem
gleichen Schicksale wie Pentheus, von bachantinnen zer-
rissen zu werden, und wäre ich geneigt ihm auch dieselbe
grundbedeutung als winter, welchen die Griechen als
besonders streng nur in Thrakien kannten, und dessen eben-
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mytho-etymologica. 419
bild tod unterzulegen, wie von uns in d, zeitschr. VI, 136
mit dem Pentheus gesobehen. Als mann der trauer be-
zeichnet letzteren sebr dentlicb das Wortspiel beim Tbeokr.
XXVI, 26:
'£*! 6(}6og niv&Tjfjia, xal ov U^v&ija, (pigoiaai.
Es stehen sich aber in dem mythus von ihm sehr er*
kennbar folgende gegensätze einander gegenüber:
Dionysos — Pentheus
Freude — Trauer
Sommer — Winter
Leben — Tod
Weinstock — Fichte*
Vinetaque laeta Lucr. V, 1371, aber Pitys, eine nym-
phe, welche Boreas (also der nordsturm), als sie seinen
bewerbungen sich fliehend entzog, in eine ficht e (gleich-
wie Daphne durch Apollo zum lorbeer ward) verwandelte.
In d. zeitschr. VI, 334. „Cypresse, ficht e und pappel als
dQstere bäume^* Gerb. myth. I, 17. Die „düstere flehte"
der göttermutter auf dem Ida ib. s. 108 (vgl. Hom. epigr.
10). Sonst ist die flehte heilig dem Pan, welcher die Pithys
liebte und auch mit einem flchtenkranz dargestellt wird;
dem Faunus; auch der Diana, also hirten und der jagd-
göttin. Aufserdem der Kybele. Der "Ynvog auf einer hXciTij
D. ^, 286 hat wohl keinen besonderen grund. Beim Theo-
krit XXVI, 11 ist es nicht eine winterliche flehte, worin
verborgen der feind des Dionysos den orgien zuschaut, son-
dern 2xivov kg ccQxaiav TtaraSvg (vetusta lentisco abditus),
imxcigiov 'dgvog, wobei zu bemerken, dafs auch lentiscus
semper viridis Cic. pogt. Divin. I, 9, vgl. PHn. XVT, 40. In
der sage vom Orpheus und seiner gemalin, welche er bei-
nahe wieder dem Hades entführt hätte durch die klänge
seiner lyra, scheint mir aber das verborgene Schicksal
Torbedeutet, welches des menschen (vielleicht gegenständ
der orphischen mysterien) nach seinem jetzigen leben har-
ren mag. EvQvSixt]^ dryade und gemalin des Orpheus,
denke ich mir rücksichtlich ihres namens (,,weithin
des rechtes waltend ^)alsgewissermaf8en den durch eine
27*
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4^ Pott
einzige Persönlichkeit verlebendigten ausdrudc des ge-
rieht 8, welches sich auf alle verstorbene ohne ausnähme
erstreckt mit dem einschlufs dessatzes: von dort ist nie-
mandem rückkehr möglich, und wäre es der tre£Flichste
mensch. Vgl. die in manchen punkten ähnliche geschichte
von Alkesüs und Admet (der unbezwingliche tod).
„Weithin waltend", JSvQvSixtj^ können übrigens auch,
und das ist der fall, hochgestellte frauen, z. b. mehrere
fQrstinnen, heifsen. Als Danaide aber könnte es, wie eine
tochter des Danaos: EvQV&or} (weithin mit Schnelligkeit
ziehend) heifst, recht gut von wölken (wofür ich die Da-
naiden halte) gesagt sein, welche weithin ihren segens-
reichen einflufs erstrecken. Wird unter der Eurydike
als Nestors gemalin Od. III, 452 noch etwas besonderes zu
suchen sein, weil sie tochter des Kkv^Bvoq war? Das wäre
nur dann so, im fall dieser letzte name hier, wie öfkers
und worauf des Orpheus Eurydike rathen lassen könnte,
auf den Hades zielte als locus celeber et frequentatus,
und nicht schlechtweg ,,beröhmt'^ ganz im allgemeinen be-
sagte. Auch möchte ich fragen, ob wieder eine andere
Eurydike, gem. des Lykurgos und mutter des Archemoros
ApoUod. I, 9, 14 eine spezialbedeutung habe. War doch
der thrakische ^vxovgyog auch ein feind des Dionysosdien-
stes, wie Pentheus, und wiese Vermählung einer „weithin
herrschenden" mit ihm (ich denke: winter) wohl auf
die unerbittliche strenge dieses regenten über viele lande
hin« — Im gegensatz zu Orpheus, „dem verberger",
war JaiQa^ „die wissende", name einer göttin in den
eleusinischen mysterien. Nach Paus. I, 38, 7 tochter
des Okeanos, sei es nun, dafs dieser als uranf&ngliches
galt, oder wegen der meeresgöttern eigenen Sehergabe.
Da/s sie mutter des herösEleusis war: erklärt sich ein-
fach daraus, dafs dies ja der eponymus von Eleusis ist,
wo man eben die mysterien beging. Wenn Jäi(}a nach
anderen, wie Apoll, Rh. III, 847, alsPersephone genom-
men wird, so bezöge sich auch sie auf etwaige geheim*
nisse, welche ein leben nach dem tode beträfen. S. Creuz.
IV, 276.
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mjTtho-eiymologiea. 421
PerBepbone alȣore tot ihrem raube durch den gott
der Unterwelt stellt die jungfräuliche, mit blumen tän-
delnde und in ihrer gespielinnen mitte an bhunen sich er-
götzende göttin des jungen lenzes, wie ihre ernstere mut-
ier den Sommer, vor. In d. zeitschr. VI, 330. Gleichsam
Flora praeposita veri Dea, gleichwie aestati Ceres,
auctumno Bacchus (der auch unvermählte und meist, wie
die stets sich wieder veijüngende naturkraft, jung blei-
bend gedacht) et Pomona, hiemi Aeolus. Jani A. P.
p. 689. Kuhn herabholung des feuers p. 1 1 nimmt die Köre
Bidit, wie ich, als ,,erstgeborne^ gleichsam unter den
Jahreszeiten. — Daher eine von Persephones Spielgenossinnen
'Podonti (,,rosenantlitz^) H. h. Cer. 423, wie 420. *£Ixvq6i}
(auch eine KaXkiQori^ ohne zweifei als lustig plätschernde
bäche gemeint) mit dem epitheton TcaXvüiaTtig (mit äugen,
die Uumenhelchen gleichen) wegen der blumenfölle auf den
auen zur seite von gewässem, — demselben, welches sie
V* 8 selbst bekommt: Nd^xiaaov &* ov q)vas doXov xaAv-
xcimät Kov^ Ttqonoyovri rata. Narkissos als blume des
truges, wodurch Persephone bei ihrer entf&hrung berückt
wurde (Paus. IX, 31 zu ende), weil to des blume s. Creuz.
III, 548 fg. Zum theil wohl ihrer narkotisch betäuben-
den kraft {vcLQXciv und spielend mit vexQoi) und ihrer weifse
(gleichsam todesblässe) halber, wefshalb auch Liriope
(lili^antlltz) s. d. zeitschr. VI, 252 als mutter des Narkis-
sos. — In diesem zusammenhange erklärt sich nun auch,
warum es eine „goldblume, X^vaav&ig^ geheüsene Argi-
verin war, welche der Demeter den raub ihrer tochter ver-
rieth Paus. I, 14, 2.
Alxh>nia (brennenden, feurigen antlitzes) als beiname
der Artemis (Sappho 1). Wahrscheinlich, ivenn auch „wet-
tergebräunt" nicht gerade schlecht von ihr als jagdgöttin
gedacht wäre, vom erglühen des mondes (Face brillante.
Bergmann, Amazones p. 11). So bezieht man auch !Av'
Tionri auf den mond. Vergl. oXov XQ^^^Qf^^^^S (g^ldge-
schirrt, der färbe wegen) 'Eankgctq 6cp&aX(i6v awicple^e
Mnvci Pind. O. III, 30, wo dem Herakles als Stifter der
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422 Pott, myiho-etTinologiea.
olymptechen spiele der vollmoDd, um wetohen sie statt-
hatten, entgegenleuchtend yorgestellt wird. Etwa im
allgemeinen als nachtsonne mit dem tagesgestim {avri)
wetteifernd? — Al&ioxp^ beiname des Zeus Lycophr. 537,
schwerlich als der schwarze (sonnenverbrannt), sondern, wo
nicht als Über der luft [cci^q) befindlicher al&riQ -(dieser als
über der luft II. I', 288), activ: durch recht sonnige tage
die gesiebter verbrennend. Sonst weilt ja auch Zeus gern
bei den Aethiopen. — MsXecvotp und Mekdvumog (schwar-
zen, d. h. dunklen gesichts) als mannsn* •p— ro^ytonag (furcht*-
baren aussehens, gorgonenmäfsig blickend) war der name
eines Spartaners. Vgl. Avxdkaq (tjg) vom blicke des wol-
&s (vgl. xvvcoTti^g), name eines hirten und Lakedämoniers. — *
IdhQonog^ ion. 'HkQonog z. b. söhn des Ares und der ^A^Qonti
Paus. Vlll, 44, 8. Doch vergl. JSrsQOTtfj ApoUod. II, 7, 3.
Sonst beides noch ^er gebrauchte eigennamen. Etwa gar
nicht hieher, sondern von rjsQOxp ion. statt diQoyj^ der vogel
fii^oxfj? S. d. zeitschr. VI, 348, Dief. gloss. lat.-germ. apia-
ster (bienenwolf), merops (grünspecht). Picus martiua?
Bei Antonin. lib. 18. Verwandlung des Botgrig in den bienen-»
fresser, welcher in einem unterirdischen neste (so sagte
man) brütet und immer flattert. Vgl. Ab^lxov rtjg xa&'
rjjAag^EkXijvixt^g StaL vno ^xa^Xatov v. MeXiaffovgyog^ fiSy
Xiacoffdyog in verschiedenen arten : Croque-abeille, guSpier.
jÜQOTiBg hiefs nach Hesychius ein volksstamm in Trozene,
auch eine femilie in Makedonien; gleichwie MiQOTisg auf
Kos. S. d. zeitschr. VI, 335. Damit hängt wohl zusam-^
men, dafs ^«(»oi^ri;, enkelin des Minos, bei Eur. Or. 1006
und öfter eine gemalin des Atreus ist, welcher, ein söhn
des Pelops, den Tqoi^'^v^ erbauer der stadt Troizen in
ArgoUs, zum bruder hatte,
Pott.
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Leo Meyer, die bomer. formen des Zeitworts (iVcw. 423
Die homerischen formen des Zeitworts elvat.
(Schlafs.)
Auch Qber 17V, . das unter den verschiedenen formen
der dritten singularperson des imperfects am wenigsten be-
denklich schdnen könnte, ist noch einiges zu bemerken.
Es begegnet in der Ilias und Odyssee zusammen achtzig
mal, hiervon aber nur sechsundzwanzig mal in derhebung
des verses. Wir wollen die letzteren stellen wieder sämmt-
anführen: ßXrjfABvog rjv, negi II. IV, 211; 'tjp, kTtsl a&avd"
Toimv I1.VI, 140; vv di ug IL X, 314; XIII, 663; XVH,
575; Od. XX, 287; 6g)Qa (ihv r^atg (besser: ripatg) rjv xal
II. Vm, 66; Od. IX, 56; xal »tigrix* o yccQ rjv ßoi II.
XVIII, 460; aW ors toaaov a7i-r}v oaaov Od. V, 400;
IX, 473; aha yaQ nv anoXia&ai Od.Vm, 511; aXX ov
yccQ ^01 h* rjv fig 'ifAnidog Od. XI, 393; rfv oSog kg Od.
XXII, 128 und yvfarov 3' vv 6 ^a Od. XXIV, 182 sind
lauter versanfange. Aus der zweiten vershälfte sind kni--
CTQOtpog fjv av&Qcincüv Od. I, 177; knl axinag r^v avifioio
Od. V, 443; Vn,282; XII, 336; nd^ Si jroi nv kTtl fiaC^
Od. XI, 448; o&i. rs Sgtog rjv noXvav&kog vXrjg Od. XIV,
353 ; ov8e j:qv rjv ^ig Od. XVIII, 3 ; (xiyag rjv ogaacß-at
Od. XVin, 4. Daran schlieüst sich noch IL XV, 699: toia
äi fiaQvafAivotaiv od' r^v voog' ^ tov lA^aioif worin wohl
zu schreiben ist fiagvafiivoig 6ä' hv voog^ wie vielleicht
auch noch in einigen andern der oben angeführten stellen
ähnliche änderungen berechtigt sind. Unter den bei wei-
tem zahlreicheren fallen, in denen ^1^ in der Senkung des
verses steht, bildet es den schlufs des verses überhaupt in
ovd' äga nüg rjv 11. XVI, 60 und XXIII, 670; aufserdem
findet es sich in ;^ai()6r*, knei iiiya x^QI^^ ^^^^ r' i?r Tiavri
TB SijfMp II. XXIV, 706 und og fioi xijSiarog irdgctiv (wohl
^iiaQüiv) rjv XBÖvotatog rs Od. X, 225 vor folgenden con-
sonanten, in welchen beiden versen wahrscheinlich alte feh-
ler stecken. Denn es kann nicht wohl blofser zufall sein,
dafs rjv, das überhaupt vierundfun£sig mal in der Senkung
des v&cses steht, hier unter fünfzig malen vor folgenden vo-
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424 L«o Hey«r
calen seine stelle hat, xmdy was auch wieder besonders her-
vorgehoben werden darf, darunter allein vierzigmal im vier-
ten ftifse des verses. Nach dem ein&chen grundsatz aber
(der in unsem ausgaben allerdings oft unrechter weise auf
den köpf gestellt erscheint), dafs von denjenigen wortem,
die die homerische spräche sowohl mit alterthümlioh neben
einanderstehenden, als mit zusammengezogenen vocalen auf-
weist, die zusammengezogene form nur da berechtigt ist,
wo der vers dazu zwingt, müssen wir (von den genannteD
vier ausnahmsfallen vorläufig abgesehen) überall, wo ^v in
der Senkung des verßes steht, das alterthümlichere ley, das
wir schon oben ans licht zogen, daf&r herstellen. Einige
(aus dem zweiten gesange der Sias sämmtliche) der in
frage kommenden verse wollen wir mit den nöthigen in-
derungen herstellen; Niatiog, 6g pa Ilvkow jFava^ Uv TJfia-'
&6evTog (besser rjfia&q^avTog) D. II, 77; laüp (besser Jla-
^£v) i^6vru)Vf ofictSog ö* hv. ivvia Si atp^ag (besser ly*
vifa Si acpag) II. II, 96; i^ö-^crrog 3* !^;^iA^* fMÜMSt hp
ijd* 'OSvailfi IL II, 220; oxrd' atag M'V^VQ ^^d^fj ^«•'t V
rixe rixva II, II, 313; 327; töqw av TtevTrjxovra vtfäv ikv
oQxog 'Axi^^vg U. II, 685 ; Ev(prifAQg 8' agxog Kixqwojv hv
fxlXfiTjrdü/v Jl. II, 846 ; nXriaiov ccKXiqhav^ oUytj 8* hv afi-
<f\g ägovQa IL III, 115; ^ roi, !d&ijvcUij axkcav hv ovii
u jreiTtsv D. IV, 22 ; og joi h* ril&Bog 7tat8wv hv iv ^f-
yccQoiatv Od. IJI, 401; xkij&Qtj r afysiQog t\ ikättj r
hv ovQavofjitjxf^g Od. V, 239; äfjKpi 8* äg' al/eigtav v8oto-
TQBffimv hv alaog Od. XVJI, 208; rwg fiiv Kev fialaxog,
lafingog 8' hv npiliog ßiig Od, XIX, 234. Einige we*
]i%e male nur findet sich die form firiv^ die ebenso wenig
richtig sein kann, als iriv^ und stets zu anfang des verses
steht In der Ilias findet sie sich nur XI, 808 ^'i?y, rjf,
woftr das richtige ritVy ry leicht herzustellen ist Auffal*
lend aber ist, dais alle die drei male, wo jene form in der
Odjssee auftritt, ein vocal darauf folgt: ^'i?v all* agc$
XIX, 283; ^V, akka fuv XXTTT, 316 und vv^- Hv&a
XXrV, 343. Da der schlufsgesang der Odyssee nicht
schwer ins gewicht £^eii kann, würden eigentlich nur zwei
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die homerischen formeii des Zeitworts tlpcu, 425
stellea übrig bleiben, die aieht wohl anareidieD, um der
gaiuseB ob%ctt auseinaBdersettmg g^enüber diese imdenk-
bare form zu schützen und nicht vielmehr den glauben
aufkoaunen zu lassen, daf» in den wenigen anscheinend
störenden verseo auch alte irrthümer stecken. Eben so
wenig aber, als dritte singularperson, kann ^i^r erste sein,,
filr die es anderwärts wobl gesetzt ist, nicht in der Bek-
berschen ausgäbe* Noch ist zu bemerken, dals fQr die erste
nngularperson des imperfects in ysviy Si psairntvog (besser
wafwTOTog) 'iaxov ccTtavvtaV IL VII, 153 auch die nebenlorm.
iaxov vorkömmt, häufiger icm für die dritte, wie in Scnig
mfj kftog Hoxe xvmmSog U. HI, 180; &0Qg (besser ß-qfog)
Hexe fterd nQ^rote^ fieexBa&at IL V, 536; ooi; (vielmehr oo)
x^Tog iaxB fiixtarov Od. I, 70, und sonst. Bopp (vergl.
gramm» II, 445) sagt, dals dem zischlaut des verbum sub^
stantivum in Üaxov, Haxe ein x zur seite getreten sei, da
aber diese bildung in ihrem Ursprung durchaus nicht ganz
klar ist, so muD» man noch die mögliehkeit bestehen las*
seil, dafs Hcxov aus Hü^öxqv, Haxe aus ia-oxe entstand
«nd also beide auch schon durch ax gebildet wurden, wie
avaxBV IL VIII, 271, Hipaaxov IL XIII, 100 und andre for-
men. Vom dual des imperfects findet sich nur die dritte
person ijcrtiv in Sv(o Si j:qi viieg riaxiiv IL V, 10, Äe
genau übereinstimmt mit dem altind. äst am. Im plural
sind die formen für alle drei personen belegt. Die erste
lautet ^(ABv und stimmt genau überein mit dem altind.
äsma, dessen zischlaut also vor dem m wieder verdrängt
wurde, wie in mehreren d^ bereits besprochenen formen;
wir finden sie in wg rjfielg navQOt xtxaxwfiivoi, iv Ilvha
•^fiBV II. XI, 689 ; doiäexa yaQ Nijkijog (besser Sj:4ß38xa yag
NijXij^og) ufivfAOVog vUag rifiev IL XI, 692; Ttolkov d* biir'
äevieg rjfitv Od. XXIV, 171, und auiserdem in aXX* ore
Sri Slg (besser Sflg) roeoov aXa nQiqaaovreg an-^fiev Od.
IX, 491 und akX' ota rooaov än-rJiiBV aaov tb yiycove /?o-
'^oag (besser ßofiqaag) Od. XTT, 181. Die zweite person
findet sich nur in oloi neg nagog ^ts (abt avdgdetv IL
XVI, 557; Gottfried Hermann und Wilhelm Dindorf lesen
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426 Leo ICeyer
ebenso. Neb^i jener doalform ^<m;y ist das ^re aber so
sehr auffallend, dais wir anch ^«rrs dafikr herstdlen dOr-
fen, das mit dem altind. Ssta genau übereinstimmt. In
späterer zdt beg^nen allerdings neben den daalformen
^arov und tjartjv auch ohne zischlant tJTOv und TJTtjv
und ebenso neben dem pluralen '^ctb ein kürzeres ^rs.
Im Homer selbst aber neben '^attjv ein ^rs ohne zischlaut
zu stellen, kann nicht wohl anders ab auf einer späteren
grammatischen grille beruhen. Für die genannten formen
ohne das c müssen wir mittelformen ijsrov, tjinjVy ijsTB
annehmen, die zunächst den zischlaut zwischen den yoca-
len ausstieisen und dann diese zusammenzogen; der ausfall
des c unmittelbar vor dem r ist hier nicht wohl denkbar.
Die dritte person begegnet in der Ilias und Odyssee zu-
sammen siebenzig mal als ^ er ay und genau ebenso oft ohne
augment als Haav^ wie in xagtiaroi, fiiv Haav B. I, 267
und Tiai jro^ iaav xiq^vxB 11.1,321. Jenes ^aav stimmt
ganz genau mit dem altind. £san, sie waren. Auffallen
könnte nur etwa die bewahrung des Zischlauts in jener
form, da in allen übrigen bisher besprochenen zur wurzd
kg gehörigen formen der zischlaut zwischen vocalen aus-
fiel, wie dies überhaupt ja im griechischen regel ist und
wie denn auch im dorischen wirklich ein zusammengezo-
genes Tiv ohne zischlaut als dritte pluralperson begegnet
(Ahrens s. 326). Aber gerade für die dritte pluralperson
des imperfects sowohl als des sogenannten zweiten aorist
hat sich im griechischen die endung öav festgesetzt, die
eben selbst aus der wurzel ig und gewifs mit recht erklärt
zu werden pflegt. So steht riaav gewissermafsen fQr ^c-
aavy in einem brucfastück des Alkäos begegnet auch wirk-
lich die form iaaav mit atr; wir haben denselben aus-
gang in ioav^ sie gingen (von der wurzel i-) U. II, 780;
III, 2; IV, 429 und sonst, 86g av^ sie gaben (von der
wurzel ^0-), U. I, 276; XXIV, 534 und anderen formen.
Charakteristisch fQr das futurum der wurzel hg^ das
zu betrachten uns noch allein übrig ist, ist die mediale
form, die auch noch manches andre griechische verbum
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die homerifichen formen des zeitworts « Ji'a». 427
in fiitur aufweist neben übrigens aotiven formen; so zeigt
schon in der homerischen spräche yiyvaiaxeiv, erkennen?
das futur yvdaea&ai^ TtiTtrscv, fallen, das futur neaeca&a^,
ndox^ip, leiden, das futur Ttelaeo&cci,, q)&ävetv, zuvorkom-
men, das futur cp&iqötöd'ai, Q. XXIU, 444 ; und ähnlich
andre verben. Im übrigen stimmt die bildung mit der des
lat. ero, ich werde sein, obwohl sie daraus nicht so ganz
deutlich mehr hervorleuchtet. Im altindischen ist das fu-
tur von as nicht mehr selbstständig gebräuchlich, es ist
indeis, zuerst von Bopp, in der bildung des sogenannten
zweiten fiiturs, das mit der bildung des gewöhnlichen grie-
chischen futurs auf ata (aus ursprünglichem aju)) überein-
stimmt, wieder erkannt, das z. b. von da, geben ^ da-
syami lautet, und von budh, wissen, baudhishyämi
(für baudhisySmi), im medium baudhishyai (für
baudhisyal). Aus dieser medialform wollen wir, um
das griechische vergleichen zu können, das altindische fii-
tur von as ablösen, auch mit wiederhinzufügung des alten
a der wurzel as, obwohl dieser vocal, wie in so vielen
andern oben bereits angefahrten formen wie smas (aus
asmas), wir sind, vielleicht auch in dem fiitur von as
schon abgefallen war, als dieses noch selbstständig ge-
braucht wurde. Wir erhalten *asyai, *asyasai, *asya-
tai, dual: *asyävahai, *asyaithai, *asyaitai, plu-
ral: ^asyamahai, *asyadhvai, ^asyantai. Das fu-
tur ist deutlich gebildet durch den zusatz ya, den Benfey
(kurze sanskritgr. s. 187) für die wurzel yä, gehn, hält,
indem er den begriffsübergang erklärt „in das sein (z. b.
„des erkennens") gehn", gewissermafsen „beginnen zu er-
kennen". Auch die formen unsers futurs von ig^ um nun
zu ihm überzugehn, sind bei Homer nicht ganz gleichmä-
fsig; die hauptverschiedenheit der formen besteht darin,
dafs diese theüs durch assimilation des anlautenden halb-
vocals jen^s Zusatzes ya an das vorausgehende 6 doppel-
tes 6 zeigen, theils aber mit gänzlicher Unterdrückung des
j, ganz wie im lat. ero (aus eso, esjo), nur einfaches a
aufweisen. Vielleicht indefs mufs das verhältnifs so dar-
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42S Leo MeTer
gestdlt werden, dofs zaerrt dardi aseiinilatioQ die form
nrit M entstand und daraus erst die andre mit verlust des
emen er; so entstand ftiaog ans (Akaaog und dies erst
aus fii&fog; wie fiiaog neben fjUaaog^ so sind auch 6(fog
neben ocifog und racro^ neben roccog homerisch; ebenso
'OSv0Bvg neben 'OSvaaavg^ die mehrmals einander ganz
nahe stehen, wie in olog 'OSvcowg Haxsv.. €l S* *Odwfevg
a&o$ Od. XVn, 53a 539 und öugy ßm}X *OSva^i (besser
'O3v0^^i) fji$} (Aoi 'OSvccw öaitBv Od- XXIII, 208. 209;
hier scheint überall die form mit as die äkere zu sein.
Schon in der ersten person unseres futurs zeigt sich diese
doppelheit der form, wir finden Haofiai und nicht yiel
häufiger Haaofiai^ das also dem angesetzten altind. 'asyai
entspricht, das selbst aus ursprün^ichem '^asyamai ent-
standen sein mufis. Die form Üöaofjiat beginnt den vers
IL IV, 267; XVI, 499; 'iaofmi findet sich inj^iypjy av Ikfo-
(Mti IL VI, 409 und sonst Die zwdte person Mff(Tea&,
das dem altiod« ^asjasai, deren zweites s im griechischen
zwisehen den yocalen ausfallen mufste, goiau entspricht,
hi^>en wir in ovxir 'isiuva av nfifid not Hffota^ Üd^ysloi^
aiv D. X, 453 ; wxviiOQog Sr^ fioi rixog 'daosm, oT ayoQsvstg
U. XVni, 95; itrasai beginnt IL XIX, 182 und XXII, 486;
ov8* oni&BV Tcaxog Jiaüiat ovä' avorjfjiwv Od. II, 270 und
278; Od. VI, 33 im letzten fufse ist Haari zu lesen und
zu schreiben, welches letztere zu unterlassen nur in einer
seltsamen auffassnng von synizese seinen grund hat. Ein
paar mal nur begegnet die form mit einem (7, Haeai^ näm-
lich in fiällov ifjLol Haeai, U. 1,563; ovxi&* ofiäg rifi^g
Hasai IL IX, 605; mit vocalzusammenziehung in kv fitycc-
Qoiaiv ifioio^ <plkog r Ha^ (hier finden wird auch so ge-
druckt) eclSotog te Od. XIX, 254. Die form Hatfsrai =
^asyatai begegnet in der Uias und Odyssee zusammen
gegen siebenzig mal, dj^^en nur ein paar mal Haera&y
nämlich in dem versscblurs ndvog r Üa&vat xai oi^vg H.
XIV, 480 und dann in der Verbindung tag Haerai tcbq Od.
XXI^ 212, IL I, 211 und Od. XIX, 312, die an den beiden
letztgenannten stellen auch den schluüs des verses bildet.
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die homerischen formen des Zeitworts eJvai* 429
Viel h&ufiger und fast ebenso häufig als die form iaaerai
ist die durch ausdrängnng des mittleren yocals ac» HaeTcct
entstandene form Marai. Anfserdem aber begegnet auch
nodi ^e längere form hocetTai in Äqxmp ieaürav tfv^
yiuv n. U, 3d3; alnv fw. eaceirai, fidka U. XUI, 317 und
SrjQov (besser Sft^gov) aneaoBtrai' äfiTt^g Od. XIX, 302«
Während in ^asjatai s= ^{Tdcrat das ftitnr allein durch
den Zusatz ja bezeichnet ist, diese ganze fidrm nun aber
(doch mit dem verlust des anlautenden a) wieder an an*
dre Verbalthemen antrat zur bezetchnung des futnrs wie in
dä«syätai s=s Sniasrai (aus Sciajercu)^ so ist in kaa^itai
audi das ganze ^sjatai, das nun einmal seines Ursprungs
nicht mehr eingedenk überhaupt futurbezeichnung gewor*
den war, angetreten; es steckt also das g der wurzel ig
in kaatirai zweimal und jener halbvocal j ist nach dem a
in € übergegangen, oder wohl richtiger ausgedrückt, es
drängte sich ein vocal davor und nun fiel das Jod zwi*-
schen vocalen aus; es würde also iaasiTai für *assaya-
tai stehen» Die dualform Hasa&ov ist nur in der Odys-
see belegt und zwar als zweite person nur in des Odys-
seus Worten Ttilsfiax^^ ird^ (besser jrBTägoi) re xaaiyv^tM
re Haeo&ov XXI, 216, als dritte nur in ov fit^v toi xhvü)
ye noXvv XQOVov afAiftg iöiüß-ov XVI, 267, womit Odys-
seus auf Athene und Zeus hinweist. Es liegt auf der
band, dafs ioBaO'ov weder dem altind. '^'asyaithai, ftkr
die zweite person, nach dem ^asyaitai, für die dritte,
genau entspricht. Das altindische suffix, das man dem
c&ov fiir entsprechend halten möchte, dhvam, das für
älteres sdhvam steht (Benfey kurze skr. gramm. s. 76;
auch sonst pflegt s im altindischen vor d h auszufallen, wie
in aidhi aus asdhl = ia&i und z. b. in der aoristform
dnaidhvam, ihr führtet, für anaishdham), erscheint nur
als zeichen der zweiten pluralperson im imperativ (bhä-
radhvam von bhar, tragen), potential(bh4raidhvam)^
imperfect (&bharadhvam) und sonst. Auch die erste
person des plurals, die dem altind. 'asy&mahai gegen-
übersteht, haben wir nur in der Odyssee, als kcao^e&a
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490 Leo Meyer
in fj xal ÜTtBira xaTfjq)esg iisa6nB&* aUl XXIV, 432, als
kaofiic&a in XBv/alio$ r haofAsad-a xal ov SeSatjxoreg
ahtiqv II, 61 , die yollste form würde also kaffofiBad-a laxi*
ten. Es ist nicht zu bezweifeln, da& das altindisehe sufiBx
mahai, in dem anfserdem h fi&r dh steht, vor diesem
Laute den zischlaut einbfilste, die vollste form des sufiBxes
also, die wir erreichen können, masdhai lautet, deren
auslautendes i im griech. fAsa&a, fied-a doch wohl ein^
gehülst ist. Die zweite pluralperson Haea&s^ die im ver«
hältnifs zum altind. ^asyadhvai (aus ^asyasdhvai)
doch in der Vertretung des ai durch € etwas auffallendes
hat, erscheint nur in der Uias, in älanaSvorsgoi yäg Uas-
a&e 111,305 und ptj^tBpoi {hesser jrQfjlreQoi) yctg fiälXov
'Axcnoiaiv Sri ^^tad-B XXIV, 243. Für die dritte person
liegen wieder die formen mit einfachem a und die mit aa^
welche letztere um ein paar mal häufiger vorkömmt, neben
einander. Dem altind. 'asjantai entspricht Hacovra^
genau, iaovrat, findet sich in der Uias nur in x^^^^oi
TOI *iö0VT al6x(p TtBQ kovatj I, 546, in der Odyssee ein paar
mal mehr. Auch für den Infinitiv kömmt sowohl die form
ioöBG&ai vor, als, und zwar etwas häufiger, die form
iaBcß'ai, Die entsprechende altindische form können wir
wieder nur rein theoretisch ansetzen als ^asyadhyäi, da
das dem griechischen infinitivsuf&x Bö&ai entsprechende
altind. adhyäi (ans as-dhyäi) nur in vereinzelten alten
formen bewahrt ist. Das particip erscheint nur in der
form mit aa aus dem einfachen gründe, weil sonst för den
hexameter zu viele kurze silben nebeneinander gerathen
wären. Seiner grundform iaao^Bvo- würde im altindischen
^asy&mäna- genau entsprechen, wie die entsprechende
form z. b. von budh, wissen, baudhishyämäna lautet,
von da, geben, däsyämäna = äcaaofABVO'. Das par-
ticip begegnet nur in wenigen casusformen, am häufigsten
im männlichen pluraldativ, meist in der versschlieisenden
Verbindung kaaof^ivoiai^ nv&ka&ai H. 11, 119; XXII, 305;
Od. m, 204; XI, 76; XXI, 255; XXIV, 433; anfserdem
in ri TB xal kaaofxivoiai fiBT av&QoiTtoiai niktjTai IL III,
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die homerischen formen des Zeitworts tircu, 431
287 und 460; in tv hjot xal eaaofAivoiaiv ofoiSri Od.
Vin,580, welcher vers schon oben in frage kam, und
noch in av&gomoiai neXcifjii&* aoiSifio^ (besser c{folSi.fioi)
hcaofiivoiaiv H. VI, 358. Einmal b^egnet auch die weib-
liche form in iaaofiivrj6$v oTilaöm &fjXvTiQi^6i yvvat^L Od*
XI, 433. Aufser diesen eaaofiivoKn und iaaofjtivritn
begegnet sonst von unserm particip nur noch einmal der
sachliche plural kaaofieva in dem bereits oben angeführ-
ten verse og ^elSt] rä r* iovra vd t iaaofjieva nqo t
iovta II. 1, 70.
Göttingen, den 3« november 1859.
Leo Meyer.
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498 L^o Meyer
ii, M-
Herr prof. Benfej sagt in dem aoftatz (in d. zeitscfar.
VIII, 323), in dem er seine neoe erUärong des griecb.
txaxBQog und heaatog ans einer vereioigong der pronomi-
nalstämme ya und ka za begründen sucht, dals der nach-
weis des digamma im griediiscfaen 8prachgd>rauch noch
nicht fhr „seine oi^aniscfae berechtigung^ entscheidend Bei
und fthrt dann fort: „Denn es ist bekannt, dafs er sich
auch unorganisch an die stelle andrer laute gesetzt bat,
so in ^e^ (Ahrens de DiaL Dor. 43) f&r ^ sex, in ßaXi-
xißitfjg von ^Xi^ (Ahr* ib. 45) skr. yädrksha und gewifs
auch in andren^*
Es ist mir immer bedenklich zu muthe, wo in sprach«
wissenschaftlichen erörterungen von „unorganisch'^ die rede
ist und ich habe, glaube ich, schon einmal bemerkt, dals
der ausdruck oft in Wahrheit nichts anderes besagt, als
„noch unerklärt, noch nicht genügend erwogen^. Für die-
ses mal wollen wir auf das eine, das letztere der oben ge-
gebenen beispiele nicht näher eingehen, nur im vorbeige-
hen die vermuthung aussprechen, ob nicht ßaXixidTrjg, das
nach Ahrens (dorischer dialekt s. 45) Hesychios als kre-
tisch angiebt für cvvkfprißog^ jüso „Jugendgenosse % vielleicht
ein altes sva ab ersten theil enUiält und es sich somit
neben das goth. sva-leika-, ein solcher, tmovrog^ rtjXi-
xoiJTog, unser solch stellt. Denn was Über das griechi-
sche relativ, auch in bezug auf die eben besprochene form
neulich herr Oberlehrer Savelsberg vermuthet hat, möchte
ich durchaus noch nicht als erwiesen ansehen.
Noch einiges aber möchte ich über jenes ?| und ^6|
hinzufügen. Die letztere form nehst jre^tjxovra , ^e^axcerioi
und ^ixTog bringt Ahrens in seinem dorischen dialekt (s. 43)
aus herakleensischen inschriften; allerdings mit der ganz
und gar unrichtigen bemerkung „recens accessit digamma
in numerali ^i^ ff., nam neque apud alios Graecos, neque
in cognatis linguis (skr. schasch, lat. sex, goth. saihs)
digammi vestigium aliquod apparet^: denn es ist hier we-
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n. Mt 483
der ein neues waa zugetreten, noch erscheint die form/-^!
nur bei den herakleensichen Griechen, noch fehlt jede spur
des V in unserm zahlwort in den verwandten sprachen«
Becht lange kennt man schon das altbaktrische csvas^
wornach, wenn ich nicht irre, irgendwo hr. dr. Aufrecht
als ursprüngliche form fär unser zahlwort überhaupt ein
xyax ansetzt, das gewiis viel Wahrscheinlichkeit hat. Als
afghanische form nennt Ewald im zweiten bände der
Zeitschrift fQr die künde des morgenlandes spash^ womit
in bezug auf die anlautende consonantenverbindung noch
spü, hund, neben dem entsprechenden altind. ^v&li- und
sptn, weils, neben dem altind. ^veta- zu vergleichen
sind. Die ossetische form , die Georg Rosen in den ab«-
handlungen der berliner akademie vom jähre 1845 bei-
bringt, achsaz, sieht jenem altbaktrischen csvas noch
sehr ähnlich, wenn wir auch das v nicht mehr finden*
Im armenischen weths haben wir noch ein sehr treues
ebenbild des griecLz-il; aber Petermann in seiner arme-
nischen grammatik (s. 18) macht darnach die ganz ver-
kehrte regel, dafs das armenische w an die stelle eines al-
ten sh oder s treten könne. Auch die keltischen spra-
chen sind noch wichtig für uns; während das altir. se,
das zunächst för ses (Zeufs 1,64) steht, unserm sechs
und dem lat. sex noch sehr ähnlich sieht, haben wir das
w noch deutlich im altkambrischen chwech (Zenis I, 145),
fQr das in Zusammensetzungen chwe- eintritt (Zeufs I,
325). In bezug auf die anlautende consonantenverbindung
bieten sich die altkambrischen (Zeufs I, 145) chwjs,
schweiis, neben altind. s vi d, schwitzen, chwechach, sü-
fser, neben altind. svädü-, süfs, und chwior, Schwester,
neben dem entsprechenden altind. sv&sar zu passendem
vergleich. Pott in seiner, quinaren und vigesimalen zähl-
meüiode (s. 140) glaubt das w auch noch zu sehen im alt-
preuisischen Ordinalzahl wort uschts, der sechste, für das
einmal wuschts stehe; im lit. szeszi, sechs, ist keine
spur mehr vom w, ebenso wenig im altbulgarischen shesti,
sechs«
IX. 6. 28
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4M Leo Meyer
Es ist uns nun nooh fiOr dms griechische besondors
wichtig, unser zablwort in der homerischen spräche ge-
nauer zu betrachten. Immanuel Bekker schr^bt in seiner
neuen ausgäbe (Bonn 1858) überall ^, me ^i^. IrrthOm-
lieh, denn die homerische form lautet deutlich >rl|. Wir
wollen die stellen, an denen es vorkömmt, yoUst&ndig an-
geben, um so mehr, als in dem von Rost neu herausgege-
benen homer-pindarischen Wörterbuch wieder mehrere stel-
len ausgelassen dnd. Voran stellen wir, wo jri^ sich ganz
deutlich zeigt: ^i^ (Ah OvyaviQBq ^i^ S' vlhg rißdiovrsg
n. XXIV, 604; Od. X, 6; xovqoi 7uxQifiivo$ jrh^ 3i d^ti-
arijfteg hwitveu Od. XVI, 248; täv ßoi >ri| iykwmßzo hu
/AeydQOta$ yevi&Xij D. V, 270 und älX' ayi&* ol ^i| «p«-
TQV axovTiaaT\ st xi 9to&t Zsvs Od. XXII, 252. Ein paar
mal scheint das wau zu stören; nftmlieh in riaaagBs afitp
'0Sv6n\ «S 5* vUeg Ol JoUou) Od. XXIV, 497 (so schreibt
Bekker), aber ohne jenes häkdien ist vielmehr zu schrei-
ben xiaaaQsg aiAfp *08va^ jri^ 3' vliag ol Jokioio^ es er^
giebt sich also Faesi's bemerkung (einleitung zur Odyssee
s. XUV), dafs der accusatiy *0$vöfj in aiX ^Oävöij na-
&iov0a Od. XIX, 136 „vereinzelt^ stehe, als unrichtig;
ganz ähnlich b^^pet auch die form TvS^ in ayysXlfiv
^i TySfj atüXav 'Axaiol IL IV, 384. In ot Si TQ$tix6auU
T6 xai jrB^ijxovTa TtiXovro Od. XIV, 20 ist das ti zu strei-
chen, wie auch ixarov xai ifsixotr^ Q. U, 510 und hunov
Tuii Tuvxnxovra II. XI, 680 einfach durch xai ohne jenes
T8 yerbunden sind; in ovS %i ytivrofirig yt xai jn^ccfsreg
na^ofiifivmv Od. III, 115 ist das /a zu entfernen. Nur in
zwei Tersen bietet sich die nöthige änderung nicht sogleich,
in a^yvQiov XQtit^Qa rsrvyfikvov' jrk^ 8' aga fiHfa II.
XX 1 TT, 741 und roZai 3* Ihteiß-* ^ixxog UualaTQatog rilv^
9tv tJQiog Od. III, 415. Uebrigens steht das zablwort in
d^i homerischen gedichten fär unsre frage metrisch gleich-
gültig, in Tov xiga ix xtfpaK^g jrsxxaidBxaS^Qa TtstpvxHP
IL IV, 109; aufserdem nur yersbegmnend, so das ein£M$he
jri| IL V, 641; Vn, 247; XXIV, 399; Od. IX, 60; XII,
90; 110 und 246; ^ixTov in jrixrov 3' avv '03vafifa Jifi
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n, fÜ. 435
fufftiv ArceXartait D. 11, 407; ^s^iptovra II. II, 587 und 610,
beide male vor VBjräv; jrs^ijfiaQ Od. X, 80 aas Od. XV, 476
und Od. XU, 397 = Od. XIV, 249; ^exfer^' (denn so
wird man üOr Bekk^s i^tti* schreiben müssen, wie er
doch auch kxfSQia schreibt II. I, 212) vor aSjAijttjv U.
XXIII, 266 und 655.
Täuschen mufste allerdings der unmittelbare vergleich
des ^teren ^| mit dem lat. sex, worin scheinbar ganz
das nämliche lautverbältnif» waltete wie in inrd und sep«
tem, sieben; das unantastbare altgriech.^^1 aber gestaltet
die saohe anders. Stellen wir diese form mit dem lat. sejc
zusammen, so ergiebt sich, und darauf leiten auch die oben
aus weiter verwandten sprachen herbeigezogenen formen,
eine alte griech.-lat. form sveks, woraus das lat. sex eat»
stand durch ausdrängung des v neben dem s, während im
griechischen zunädhst durch abfall des anlautenden s ein
^^1 entstand und später der hauch an die stelle des aliea
wau trat. Ganz das nämliche lautverhältnifs haben wir
in denjenigen bekannten pronominalfbrmen, die insbeson-
dere zurQckbeziehend gebraucht werden. Im Homer be-
g^neo die noch mit wau anlautenden formen sehr oft, wie
z. b. d«r accusativ jri in q>iX€Z 8i jra fitjtUTa Z$vg II. U,
197; aXXd ^e fiolga ^ye II. V, 613; ^i^q>a /b yovpa figu
iL VI, 511; äiA(pl ^k Ttamiivag II. IV, 497, der später »
lautet, während das lat. sS, sich, und auch das goth. sik,
sich, das auch wieder mit dem zahl wort sechs dieselbe
erscheinung theilt, nur anlautendes s zeigen. Wir haben
aber die alte anlautende consonanten Verbindung sv noch
im altindischen pronominalstamm svä-, der adjectivisch
dem lat. suus entsprechend „sein, eigen^ bedeutet, sonst
aber auch in Zusammensetzungen mehrfach begegnet, wie
im adverbiellen sva-gatara, zu sich selbst (gehend), f&r
sich. Im altind. sh&sh, sechs, ist das consonanten ver^
hältnifs früh gestört, darauf deutet schon das anlautende
sh, das sonst fast nie im anlaut seht, nur durch unmittel-
bar nebenstehende oder vorausgehende laute bedingt für
ursprüngliches s einzutreten pflegt.
28*
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436 Leo Meyer, f|, fi^.
Theilweise hftb^ wir dieselbe yerftnderuiig des ur-
sprüDglichen sv im griechischen, lateinischen und gothi-
sehen, die bei dem sechsten Kahlwort und dem zurückbe-
ziehenden ffirwort so wunderbar übereinstimmt, auch sonst
noch mehrfach« So entspricht dem altind. sv&dü-, süfs,
griech. 7j8v', bei Homer noch ^tiSv- (o jrtiSifi li^stai vTtvtp
D. IV, 131), lesbisoh ^äSv (Ahrens I, 32), elisch ßadv-
(Ahrens I, 226), dessen halbvocal auch im lat. svd^yis er-
halten blieb, sowie auch das u im gotb. sutja-, süTs, noch
darauf zurückweist. Im lat. so c er o-, Schwiegervater^ aber
fiel z. b. das y aus*), das im altind. ^v&^ura- noch be-
steht und auch im homerischen ^€xt;(»o- {(piXB ^mcvg^ II*
IV, 172) im gegensatz zum spätem ixvgo^ bewahrt blieb,
sowie auch im entsprechenden goth. svaihran-. Dage-
gen haben wir wieder denselben lautverlnst im goth. sidu-,
m. sitte, ^^ogj im verhältnifs zum altind. syadhä-, sitte,
gewohnheit (zeitschr. II, 134 und 135), während die dazu
gehörige griechische form bei Homer noch das wau hat:
QlfAfpa /-« yovva (pigu fiera ^ffjd-Ba L. VI, 511.
Es ist nicht unsere absieht, etwa auch noch über den
Ursprung des sechsten zahlworts irgend eine vermuthung
zu wagen. Für dieses mal genügte uns das altgriech.jri|
als wohlbegründete form nachzuweisen neben dem lat sex
und somit beide zunächst auf eine griech.-lateinische grund-
form sveks zurückzuführen.
*) ffier findet doch wohl kein eigentlicher aasfall des y statt, sondern
ist ans va hervorgegangen, ebenso wie in somnns =s syapna; ursprünglich
wird langes ö an der stelle des kurzen gestanden haben. Wirklichen aasfall
des y finden wir dagegen im lateinischen bei si = osk. svae bei dem aas
Paulos exe. bdcannten sos s: suos (Fest. ed. Lindem, p. 141 ) n. a., yergl.
auch Corfsen lat. ausspr. I, 135. d. red.
Göttingen, den 23. noyember 1859.
Leo Meyer.
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Westphal, zur vergl. metrik der indogerm. Völker. 437
Zur vergleichenden metrik der indogermani-
schen Völker.
Es ist jetzt eine wohl allgemein bekannte thatsache,
dafs den indogermanischen Völkern ihre ältesten mythen
und sagenstoflfe identisch sind, dieselben sagenstofPe, welche
den inhalt ihrer firühesten poesieen bilden. Namentlich
sind es die kämpfe der lichtgottheiten mit riesen und dra-
chen, die in alten religiös-epischen liedem der Inder, Ira*
nier, Germanen und Griechen gefeiert werden. Wie ver-
schieden sich auch die namen bei den Völkern des ostens,
nordens und westens gestaltet haben, wie unkenntlich auch
die göttergestalten durch den fibergang zu menschlichen
beiden geworden sind, so ist es doch der Wissenschaft der
letzten drei decennien gelungen, die historische einheit zu
erkennen. Wenn lange vor der zeit des ausgebildeten
epos die alten vouoi des Chrjsothemis und des Pamphos
den kämpf des Apollo mit Pytho, des Zeus mit den Tita-
nen und Giganten verherrlichten, so sind dies stofflich die-
selben dichtungen wie die altindischen vom kämpf des In-
dra mit Abi, Bala und Yritra, wie die altiranischen vom
kämpfe des Thraetaono mit Azhis dahäko und des Ke-
re^a^po mit Azhis ^ravaro, wie die altgermanischen vom
kämpfe des Donar gegen die riesen, des Siegfried mit den
niflungen und den drachen. Auch die Indogermanen Ita-
liens kennen denselben sagenstoff, der sich hier in dem
kämpf des Herkules -Sancus mit Cacus, dem kuhräuber,
versteckt hat. Es ist kein zweifei, da& alle diese, später-
hin getrennten Völker jene sagenstoffe ihrer ältesten lieder
aus den ursitzen in Asien mitgebracht haben.
Nicht fem liegt nun die frage: Wenn die Indogerma-
nen den inhalt ihrer ältesten poesie gemeinsam haben, ha*
ben sie nicht vielleicht auch eine gemeinsame form ihrer
ältesten poesie gehabt, die sich in der urheimath entwik-
kelt und in den neuen sitzen dann modificirt hat, doch so,
dafs der gemeinsame ausgangspunkt noch zu erkennen ist?
Es würde diese frage, im fall sie sich mit ja beantworten
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438 Wefttphftl
liefse, zu einem der vergleichenden historischen grammatik
analogen gebiete führen, zu einer vergleichenden metrik
der indogermanischen Völker. Die metrik ist zwar eine
ungleich beschränktere disciplin als die grammatik und so
würde auch eine vergleichende indogermanische metrik im
besten falle nur zu einer kleinen zahl von metrischen for-
men, nämlich zu den ursprünglichsten und somit unent-
wickeltsten f&hren können, aber es würde sich nicht läog-
nen lassen, dafs wir hiermit eine höchst bedeutungsvolle
grundlage för die erkenntnifs des weiteren fortsdirittes er-
halten, den die metrische kunst auf den späteren stufen
der poesie gemacht hat.
Wir haben uns hierbei zunächst über das wort „me-
trum* zu verständigen. Gar oft wird der satz gdtend ge-
macht, dafs es poesieen gibt, welche kein metrum, sondern
nur einen rhythmus haben, aber dergleichen behauptungen
beruhen auf den unklaren vorstdlungen, die man mit beiden
Wörtern verbindet Rhythmus und metrum ist auf dem
gebiete der poesie völlig dasselbe, denn metrum ist nichts
anderes als rhythmus, insofern dieser nicht in blofsen td-
pen oder in der bewegimg des körpers, sondern in den
Worten disr spräche, in der Xi^ig seinen ausdruck findet,
^um begriffe des rhythmus gehört ein zweifaches, einmal
die gleichheit auf einander folgender Zeitabschnitte, zwd-
tens die bervorhebung dieser einzelnen Zeitabschnitte als
selbstständiger gruppen durch den ictus. Beides mnfs
auch in der spräche zur erscheinnng kommen, wenn diese
der träger des rhythmus, wenn sie metrum sein soll. Beide
momente suchen sich nun an die bereits in der spräche
vorhandenen eigenthümlichkeiten anzuschlielsen ; die Ord-
nung in den aufeinander folgenden Zeitabschnitten schliefst
sich an die in der spräche bestehende verschiedene zeit«
dauer der einzelnen silben, der ictus an den in der sprä-
che gegebenen wortaccent. Aber keine poesie lälst gleich-
zeitig der Silbenquantität und dem wortaccent dieselbe be«
recbtigung zu theil werden. Die griechische metrik unter«
wirft lediglich die prosodische silbenbeschafifonheit dem
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zur yergleichenden rnttrik der indogerm. Völker. 439
rfaythmi» uad vertheilt den ictus ttnabhängig von dem
wortacoente nach einem freieren künstlerischen principe,
während die altgermanische poesie ohne berflcksichtigong
der silbenqnantit&t an dem wortaccente als dem träger des
rhythmischen ictus festhält. Mw kann defshalb wohl von
einer {»rosodirenden und einer accentuirenden metrik reden.
Es lä&t sich aber auch denkai, dafs dne poesie die spra^
che nach einem völlig freien principe dem rhythmus un»
terwirfi, blos auf die zahl der silben rücksicht nimmt und
sich weder in der Zeitdauer der rhythmischen abschnitte an die
silbenquantität^ noch im ictus an den wortaccent bindet,
und somit würde zu der quantitirenden und der accentui-
renden noch eine blos silbenzählende metrik hinzutreten.
Am klarsten liegen uns die metrischen Verhältnisse der
poeäe der Griechen vor. Von anfang an stehen zwei
rhythmeogeschlechter neben einander, das vierzeitige dakty*
lische und das dreizeilige jambische, denn wenn auch in
der poetischen gattung, die uns am frühesten überliefert
ist, lediglich der daktylische rhythmus herrscht und wenn
der jambische rhythmus erst durch Ärchilochus sich zu
gleichen kunstansprüchen, wie jener, erhebt, so haben wir
doch anzeichen genug, dafs der jambische rhythmus im
freien volk^esange schon Jahrhunderte vor Ärchilochus im
gebrauch war. Wir werfen nunmehr die frage auf: haben
die Griechen jene frühesten rhythmischen formen in ihren
gmndzügen selbststän<^g in ihrer neuen heimath entwickelt
oder haben sie dieselben, gleich ihrer spräche, ihren alte*
sten familien- und gesellschafUicben Instituten, ihren alte«
sten religiösen anschauungen und mythen aus ihrer urhei-^
math mitgebracht? Vielleicht wird die vergleichung mit
der frühesten metrik der verwandten Völker jenen Ursprung
aufhellen können.
Auch die Inder kennen ein daktylisches und ein jam-»
bisches rhythmengeschlecht, doch steht das auftreten die-*
ser beiden formen in der litteratur gerade in dem umge-
kehrte verh<niä wie bei den Griechen. Daktylisches
metrum finden wir zuerst in der lyrischen und in der dra-
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440 Wes^hal
matisohen poesie der Inder. Hier erscheint es aber bereits
in einer solchen ausbildung, dafs es uns nicht in seinen
ersten anfangen, sondern im abschlusse seiner entwickelang
vorliegt Die Freiheit der auflösung und zusammenziehung
ist eine unbeschränkte; die vulgärste form des fuTses ist
der in den griechischen daktylen fast unerhörte proceleos-
maticus, in welchem jede mora des vierzeiligen fufses durch
eine kurze silbe ausgedrückt ist. Es können aber bei den
Indern je zwei benachbarte kQrzen des fuises zu einer
länge contrahirt werden und so entsteht der spondeus, der
daktylus, der daktylisch zu betonende anapäst und der
amphibrachys, d. h. ein proceleusmaticus, in weldiem die
beiden mittleren kürzen zusammengezogen sind. In der
metrik aller übrigen Völker ist ein rhythmischer fiifs der
letzten art etwas völlig unerhörtes, nur im rhythmus der
melodie finden wir eine analogie hierfür, wenn nämlich von
den 4 achteln eines | tactes das zweite und dritte aohtd
zu einer Viertelnote combinirt sind. Das alles deutet dar*
auf hin, dafs wir hier eine sehr späte entwicklungsstufe
vor uns haben. Einfachere ausgangspunkte sind voraus-
zusetzen, aber keineswegs nachzuweisen.
Um so früher zeigen sich die anfange des jambischen
metrums. Die ganze heilige Hindupoesie, die mantras
des veda folgen jambischem rhythmus. Aber noch steht hier
das quantitirende metrum mit der spräche im kämpf, die
vedenmetrik befindet sich erst auf einem übergange von der
silbenzählenden ?ur quantitirenden poesie. Diese erschei-
nung ist höchst eigenthümlicher art, aber sie findet auch
im griechischen einige analogieen. Wie nämlich hier der
anfang der rhythmischen reihe noch vielfach ein prosodisch
freier ist, wie namentlich die äolischen dichter im anfange
des logaödischen metrums einen jeden zweisilbigen fofs,
trochäus, Jambus, spondeus, pyrrhichius gebrauchen kön-
nen, wie dann weiter auch in der jambischen dipodie nur
die zweite hälfte eine rein jambische ist, während die erste
auch als spondeus erscheinen kann, so gilt es auch f&r
die vedeninetra als oberstes gesetz, dafs nur det ausgang
ip der prosodie den jambischen rhythmus zeigt, während
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zur vergleichenden metrik der iudogerm. Völker. 441
der anfang durch nichts anderes als Mos darch eine feste
silbenxahl ohne rücksicht auf quantitftt bestimmt ist. Das-
sdbe princip tritt bei den westlichen Indogermanen nach
ablauf der quantitirenden metrik in den mittelalterlichen
poesien auf, freilich in einer anderen weise. Der politische
▼ers, der trimeter, das anakreonteum bei den Byzantinern
und ebenso die verse der romanischen Völker sind silben-
zählende geworden und nur der ausgang zeigt noch eine
weitere sprachliche bestimmtheit, indem jedesmal die letzte
ii^ussilbe des verses den sprachlichen wortacoent trägt;
wir haben hier also eine im anlaute und inlaute blos sil-
benzählende und erst im auslaute aceentuirende metrik.
Die feste sprachliche bestimmtheit des ausganges zeigt,
welchem rhythmus der an- und inlaut unterworfen werden
9cil. Ebenso genügt in den yedenmetren der durch ge-
naue prosodie bestimmte schlieisende dijambns, um auch
den ersten theil der reihe und des verses demselben rhyth-
mus zu unterwerfen.
Die zahl der reiben, deren sich die vedenpoesie be-
dient, ist beschränkt auf den dimeter, trimeter und kata-
lektischen trimeter, die sich sämmtlich als ein im anfange
blos silbenzlAlendes, im auslaute dij ambisches oktosyllabon,
dodekasyllabon und hendekasyllabon darstellen.
. . , , w-w- Dimeter
w-w_ Trimeter
w-3 catalech. trimeter.
Eine jede reihe ist durch eine strenge wortcäsur von
der vorausgehenden und der folgenden abgeschlossen. Wo
möglich bilden auch die in ihr enthaltenen worte einen
selbstständigen satz oder einen zusammengehörigen theil
des Satzes. Ein ferneres gesetz ist die strophische gliede-
rung. Die vedenpoesie kennt keine stichischen metra, wie
sie im epos und dem dramatischen dialoge der Griechen
vorliegen, sondern nur Strophen. Wir haben zwei klassen
von Strophen zu unterscheiden. Die einen sind die isome-
trischen: drei, vier oder fQnf gleiche reihen werden zu
einer einheitlichen, durch strenge interpunction gesonderten
Strophe vereint. Die zweite strophenclasse sind diejenigen,
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442
Westplua
in welchen Terachiedene reihen, dimeier und trimeter, zu
einer Strophe verbunden werden. — Wie sich bei den Grrie-
chen im hezameter, pentameter und im trochftischen, jam-
bischen, anapSstischen tetrameter je swei reihen ohne Zu-
lassung des hiatus zu der höheren einheit des verses zu-
sammenschliefsen , so steht auch in den vedemnetren der
begrifp des verses als höhere einheit über den reihen. In-
nerhalb der tetrakolischen strophe* schlie&en sich je zwei
und zwei reihen näher aneinander und bilden einen vers;
am ende desselben ist jeder hiatus gestattet, aber nicht im
inlaute*), mit dem ende tritt ein völliger abschlnfs des Satzes
ein und endlich nur am ende des verses, also nur am ende
der zweiten reihe, aber nicht am ende der ersten, ist die
dijambische prosodie eine stets nothwendige. Indessen ist,
wie mir hr. prof. Stenzler mittheilt, auch fiQr die erste reihe
des verses der dijambische auslaut die normalform.
Die doctrin der einheimischen indischen grammatiker
geht vom begriffe der strophe aus; nur f&r diese hat sie
dne feste terminologie gewonnen, während sie die einzelne
reihe und den einzelnen vers ohne bezeichnung gelass^i
hat. Wir geben nunmehr nach Kolebrooke eine übersieht
der Strophen, die wir nach den oben angegebenen grund-
sätzen classificiren.
L Einfache Strophen.
Dimeter: Trimeter:
Gäyatri - ^ - Jagati
Anushfubh
Pankti
Viräj
Trishtubh
— w —
Catalect. Trimeter:
• •.. •••* W — s^
.... • •• • W.W
• •.. .••. w-w
•••• ••.. W.W
• ••. ••.. w— w
• .*• .... w.w
.••• ••.• w — w
*) Ist doch unzweifslhaft gegen die später geltenden gesetze oft deriUL
anm. d. recU
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zur vergleichenden metrik der indogerm. Völker. 413
IL Zasammeogesetzte sirophen, Dimeier und
Trimeter,
Ushnih - w - BribatI - ^ -
SatobrihatI
Die weiteren entwickelungsstufen liegen ans nicht vor,
uns ist blos das letzte resultat bekannt Mit ausnähme ei*
ner dnsdgen form, die man ans der yedenmetrik f&r das
epos beibehielt, sind die metra in der späteren poesie zu
völlig qnantitirenden geworden. Contraction und auflösung,
sowie die Synkope der thesis hat sieh geltend gemacht,
die beliebtesten formen sind logaödische, ja aufser den dak»
tylischen metren, von denen wir oben sprachen, scheint
auch noch d^ päonische rhythmus eingang gefunden zu
haben, wenn sich gleich über dem letzteren wenig sicheres
sagen Mst, was uns nicht wundem kann, da ja auch im
griechischen die päonischen metren noch immer am wenig-
sten klarheit zeigen. In der uns vorliegenden poesie sind
die eben cbarakterisirten reihen meist zu isometrischen
Strophen verbunden, welche oft ganz den eindruck der stro»
phenbildung bei Alexandrinern und Römern gewähren, aber
es darf wobl angenommen werden, da& dieser poesie, die
nicht tiefer als die letzten Jahrhunderte vor Christus zu-
rückgeht, eine weit reichere und künstlerische gestaltung
des Strophenbaues in den dichtungen der lyriker und dra-
matiker vorausging. Wir können blos den ausgangs- und
den endpunkt der entwickelung zusammenfassen: im an-
fange noch ein kämpf zwischen silbenzählender und accen-
tuirender metrik; am ende ein völliger sieg des quantiti**
renden principes und eine prosodische metrik wie bei den
Griechen. Und wenn in dieser späteren zeit das anushtubh-
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444 Wortphml
melnim der veden ids epischer ^loka s^ne geltnng behal-
ten hat, so hat sich aach dieses von den )axen normen
der vedenmetrik zu ganz bestimmten, wenn auch mannig-
faltigen formen herausgebildet. Der ^lokavers ist nicht
lyrischer, sondern erzählender, ftkr die lectüre und recita-
tion bestimmter vers und so würde ein aus blos jambischen
f&fsen bestehender ^loka zu monoton sein, deshalb wird
auch der dijambus am Schlüsse der ersten reihe vermie-
den und statt dessen der unrhythmische antispast ange-
nommen; es ist das derselbe trieb, welcher in der poesie
der griechischen choliambendichter dem jambischen trime-
ter einen antispastiscben schlufs yeriieh. Indessen fehlt
den indischen epikem nicht das bewufstsein, dafs der
rhythmus des ^loka ein wesentlich jambischer sein soll
und so findet sich nach prof. Stenzlers mittheilung im Ma-
habharata ei^e längere partie, wo die ^loka^s rein jambisch
ohne Zulassung irgend eines anderen fufses gebildet sind;
das sind willkflrlichkeiten, wie sie sich bei den Römern
Catull in seinen jambischen trimetern erlaubt hat.
So yid zur vorläufigen orientirung über die metrik
der Inder. Wir schreiten weiter fort zu dem nächsten nach-
barvolke, den Iraniern. Die heilige avestalitteratur der-
selben ist zwar viel späteren Ursprunges als die vedenlitte-
ratur, aber wir wissen, dafs auch in späterer zeit oft noch
das alte in ursprünglicher reinheit bewahrt sein kann; ein
satz, von dem namentlich die vergleichende grammatik so
mannigfaltige beweise gibt. Der gröfste theil des avesta
ist in prosa geschrieben ; zuerst hat Westergaard in seiner
ausgäbe (1852) einen nicht gerade kleinen theil des Ya^na
nach angäbe der handsehriften als verse und Strophen druk-
ken lassen. Schon vorher hat der Verfasser dieses auf-
Satzes gesehen, dafs einzelne partien metrisch waren; ich
erkannte namentlich ein dem indischen {^loka analoges me-
irum in dem 9. ha des Ya^na, einer partie, die sich durch
ihren Inhalt von dem übrigen wesentlich unterscheidet und
die reste iJtepischer poesie enthält, die alten sagen von
Yima und den draohen tödtenden beiden, freilich in bezie-
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zor vergleichenden metrik der indogerm. v51ker. 44S
hung gesetzt zu den neuen dognien der Zarathustra-reli-
gkm. Und obwohl die darauf erscheinende ausgäbe von
Westergaard gerade diese stelle als prosa gab und nur im
zweiten theile des Ya^na, in den sogenannten fünf Gktha's
nach versen und Strophen abtheilte, so bin ich doch der
Überzeugung geblieben, dafs jene epische stelle die ur-
sprünglichsten und ältesten metren hat. Doch worin be-
steht die metrik des avesta? Hierüber hat meines Wissens
noch keiner der zendphilologen gehandelt und so wird es
wohl zu entschuldigen sein, wenn ein unberufener von kei-
nem anderen als vom metrischen Standpunkte einen ersten
versuch unternimmt, jenen gegenständ zu erläutern und
hierdurch wenigstens die frage anzuregen. Für die rich-
tigkeit meiner bemerkungen will ich nicht einstehen, doch
möchte ich den blick der fachmänner auf dieses höchst
interessante thema hinlenken und sie zu einem weiteren
eingehen in diese Untersuchung auffordern; nonam post
denique messem quam coepta est nonamque edita post hie-
mem, mithin habe ich die legitime frist innegehalten. Die
zendmetra stehen zu den vedischen in derselb^i innigen
beziehung, wie die sprachen der beiden Völker zu einan-
der. Dieselben reihen, dieselbe combination der Strophen,
wie sie im veda vorliegen, finden sich auch im avesta wie-
dei*, nur mit dem eigenthümlichen unterschiede, dafs, wäh-
rend die silbenzählenden metra der veden im ausgange der
reihen und des verses eine prosodische bestimmtheit haben,
die entsprechenden metra des avesta auch im auslaute noch
von einer prosodischen bestimmtheit frei sind. Ich wenig-
stens habe sie nicht entdecken können, ebenso scheint auch
nichts auf einen Zusammenhang des verses mit einem be-
stimmten wortaccente hinzudeuten. Ich mufs freilich solche
möglichkeiten hier offen lassen und hierdurch wird ein theil
der weiter unten folgenden bemerkungen bis auf weitere
forschnngen fraglich bleiben. Das einzige mir vorliegende
princip ist die bestimmte anzahl von silben in den fort-
während durch cäsur von einander abgeschlossenen reihen.
Ueber dies princip der silbenzählung haben sich mir fol-
gende gesetze herausgestellt:
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446 Westphia
1 ) Em jeder diphthong, mag er durch gana oder durch
epentbese des i oder u entstandeD sein, gilt als eine
silbe mit ausnähme der combinatioD 6S. Der triph-
tboDg, wie aoi, wird zweisilbig gelesen, au&er wenn
der dritte vocal durch epenthese entstanden ist, wie
paoiijo. In diesem falle Ulden die vocale eine silbe»
Der diphthon>]r in armaiti scheint sweisilbig zu sein.
2 ) Das kurze e gilt nur dann als eine eigene sähe, wenn
es auch im indischen einem vocale entspricht, mcht
aber in formen wie kacetbw&m, huaredare^o, wo es
ein dem avesta eigenthümlicher hülfsvocal ist. Das
dem r-Yocale entsprechende ere ist einsilbig»
3) Die halb vocale j und v können wiUkdriich, wie in
den veden, als vocale gelesen werden und dann eine
besondre silbe bilden; w aber wird niemals voca«
lisirt.
4) Die dem indischen sva entsprechende eombination
nuha ist dnsilbig und demnach nvha zu sprechen.
Ich gebe in dem folgenden zunächst die metrische partie
aus dem erst^i theile des Yapna, abgetheilt nach reihen,
versen und Strophen.
1. 3at me aem paiti aokhta | Haomo ashava döraosho:
azem ahmi, Zarathustra, | Haomo ascliava diüraosho ||
2. ämam jä^anvha 9pitama, | främam hunvanvha hvar^t^
aolmam ^taomaine ^tQidhi | jatha mä *) ^aoshjanto
9tavan ||
3. Ea^ethwäm paoiijo Haoma makrjo | a^tvaithjäi hu'-
nüta gaethjäi**)
kä ahmäi ashis erSnävi | öit ahmäi g'apat äjaptem H
4 Vivanvhäo mäm paoiijo maskjo | a^tvaithjäi hunüta
gaeliijäi
hä ahmäi ashis erenävi, | tat ahmäi g'a^at äjaptem H
5. jat he puthro upzajata***) | jo Jimo xaeto huäthwo
hvarSnanvha^temo zätanam | huar^darepo maskiä«-
näm y
*) Hb. add. aparadt. **) lib. gaethajii. *^) Üb. osasajatA.
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znr vergleichenden metrik der indogerm. vSlker. 447
6. jat akfirteoit *) anhe xathrSt | amSreshanta papavlra
anhusbamane i^^aurvare | hvaiijäii hYar£them agjama^
nem ||
7. Jinabe zathrät**) uryahe | noit aokhtem äonha noit
garemem
noit zaurva äonha noit meretbjus | noit ara^ko dae-
Yodäto II
8. panöada^a fra45aroitbe | pita potbra^da raodbaeshva***)
javata xajoit buatbwo j Jimo Viyanvbato putbro jj
9. Ea^Stbwäm bitjo Haoma maskjo | a^vaitbjäi hunOta
gaetbjäi
Kä abmäi asbia erenävi | dit abmäi g'a^at äjaptem ||
10. Atbwio mäm bitjo maskjo | a^tyaitbjäi biinöta gaetbjäi
bä abmäi asbis crenävi | tat abmäi ja^at äjaptem ||
11. jat be putbro apzajata | yi^o pürajäo Tbraetaono
jo zanat azbim dabäkem | tbrigafhem tbrikamere-
dbemda****)||
12. kbsyas asbim bazanbra jaokb^tlm j asbaojanbem dae-
vim drujem
aghem gaetb&byo drnantem || jäm asbaog'a^temäm
drug em y
13. frada kerentat anromainyas | aol j&m a^tvaitim gae-
tbäm I
mabrkäi ashabi gaetiianam ||
14. Ea^etbwftm tbritjo Haoma maskjo j a^yaitbjäi hnnftta
gaetbjäi
kä abmäi asbis erenäyi j dt abmäi g'a^at äjaptem jj
15. thrito Qämanäm {^^yisto [tbritjo m&m masyo] | a^tyai-
tbjäi bunüta gaetbjäi
bä ähmäi asbis erenäyi | tat abmäi g'apat äjaptem ||
16. jat be putbra u^zajoitbe | üryäxajo E^re^ä^pa^ifa
tbaesbo anjo dato räzo [äat] | anjo nparo Eairio |
jaya g^us n^ gadayaro ||
♦) lib. kerenoit **) lib. xathrahS.
***) lib. add. katartfcit
***) öa om. lib.
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448 Wettphal
17. jo janat azhlm ^ravarem | jim a^pogarem neregarem
Jim visbayantem zairitem | jim upairi*) vis araodhat |
ärstio bereza zairitem ||
Die handschriften wiederholen zwischen den einzehieD Stro-
phen den vers 1 oder ähnliches, wie
äat aokhta Zarathustro. nemo Haomai.
Die Berechtigung, diese Sätze auszulassen, wird mir gewifs
ein jeder gern zugestehen. Strophe 2 ist aparaoit und stro*
phe 8 katara^cit der libb. zu tilgen, wodurch auch der
»nn dieser verse gewinnt; Strophe 3 und sonst ist gaethajäi
in gaethjäi zu verändern; Strophe 5 mufste in uzazajata
der libb. das augment entfernt werden, während Strophe 6
das handschriftliche kerenoit ein augment erhalten mufste,
ebenso Strophe 17 vis araodhat statt vis raodhat; endlich
mufste Strophe 7 der genitiv xathrahe in den ablat. xathrät
verändert werden. Die Verbindung xatbrät urvahe, wo das
Substantiv im ablativ, das adjectiv im genitiv steht, ist ja
im avesta legitim; am ende der Strophe habe ich öa hin-
zugesetzt. Dunkel bleibt vers 15.
In dem ganzen gedichte besteht jede reihe aus acht
Silben mit streng gewahrter cäsur. Zwei reihen bilden ei-
nen vers, mit dem zugleich ein vollständiger satz abschliefst.
Die reihen und verse sind überall zu Strophen verbunden.
Die meisten Strophen, aus vier reihen be^hend, entspre-
chen dem vedischen anushtubh:
die dreireihige Strophe 13 entspricht derGayatri; die zwei
letzten Strophen 16 und 17, je aus 5 reihen bestehend, der
Pankti. Wir finden also sämmtliche, aus oktasyllaben oder
dimetren bestehenden Strophen des veda im avesta wieder,
wie gesagt mit dem einzigen unterschiede, dafs auch der
schlufs der reihe, wie der anfang nicht quantitirend, son-
dern blos silbenzählend ist. Es konnte auffallend sein, dafs
hier die verschiedenen, aus dimetern gebildeten Strophen
in einem und demselben gedichte neben einander erschei-
nen, aber auch dieses ist in den veden keine Seltenheit.
*) lib. vis raodhat.
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zur vergleichenden metrik der indogerm. volker. 449
Vermuthlich ist diese iaconsequenz auf rechnung der ver-
hältnifsmälsig erst spät erfolgten Sammlung zu schreiben.
Gehen wir nunmdir zu den metrischen bestandtheilen
des zweiten theiles des Ya9na über. Diese partie filhrt
den namen Gäthäs d. h. lobgesänge. Es werden im gan-
zen fünf 6äth4's unterschieden. Gatha ahunavaiti (28 — 34),
Gatha u^tavaiti (43 — 46), Gatha ^pentamainju (47 — 50),
Gatha vohuxatbra (51), Gatha vahi^toi^ti (53). Die zu
demselben Gatha gehörenden gedichte haben alle ein und
dasselbe metrum; — natürlich hat der sammler nicht ver-
meiden können, dafs sich oftmals in ein lied ein zu einem
alloiometrischen liede gehörender vers eingedrängt hat.
Dem Ordner ist also die alte zendmetrik nicht unbekannt,
und wir werden jene benennungen der Gathas, welche zum
gröfsten theile von dem anfangsworte des ersten liedes der
einzelnen Gathas entlehnt sind, wohl schwerlich von etwas
anderem als von dem metrum verstehen können. Wir ge*
winnen somit ein stück von der metrischen terminologie
des avesta. Während die oben besprochenen metra des
ha 9 mit den aus dimetern gebildeten vedenstrophen iden-
tisch waren, so zeigt sich im metrum 9pentamainju eine
tristichische Strophe aus hendekasyllaben oder katalektischen
trimetern, entsprechend der vedischen strophe viräj:
. . . ., . . . , ... 1
— , — , ... I
............. II
Das metrum u^tavaiti wiederholt dieselbe reihe viermal
(diese form fehlt meines wissens in den veden, wo neben
der tristichischen Verbindung von katalektischen trimetem
nur noch eine tetrastichische strophe ausgebildet ist). Aka-
talektische trimeter, deren viermalige Wiederholung das ve-
dische metrum jagatt bildet, habe ich nicht aufzufinden
vermocht, vielleicht werden sie sich in dem metrisch mir
ganz unklaren vahi^toipti entdecken lassen.
Ohne ein vedisches gegenbild erscheinen die metra des
Gatha vohuxathra und ahunavaiti. Die verse des ersten
sind vierzehnsilbig, mit einer strengen cäsur in der mitte,
IX. 6. 29
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460 WeHphaX
I.......II
die des zweitgenanDten sechzehnsilbig, aber nicht mit einer
Cäsar in der mitte, sondern regelm&feig nach d^ siebenten
Silbe:
I I
I I
I ;.|I
Wie sind diese verse aufzufassen? Wir müssen auf das
grundgesetz zurückgehen. Die avestametrik zählt blos die
silben und gibt ihnen den rhythmus unabhängig von der
sprachlichen prosodie und unabhängig von dem wortaccent,
wie dies bei den vedenmetra wenigstens für den anfang
und bei längeren versen auch für den inlaut der reihe der
fall ist. Betrachtet man von diesem Standpunkte aus die
metra ahunavaiti und vohuxathra, so ergibt sich, dafs das
erste in der silbenzahl genau der ältesten form des hexa-
meters (xav ivonXiov mit spondeus am ende der beiden tri-
podieen)*), das zweite dem rein daktylischen pentameter ent-
spricht. Dazu kommt, dafs auch die cäsur der beiden
avestametren mit der 7tBvd't]fiifieQ7]g des hexameters und
pentameters genau übereinkommt.
Ahunavaiti ...,...,. | .,...,...,. .
dactyl. hexam. -o^, -w^, - | _, -ww-^w__
Vohuxathra ...,...,.[ ...,...,.
dact. pentam. -w., -ww, - j -w^, -ww, -
Die früheste poesie der Inder zeigt zwar nur jambischen,
keinen daktylischen rhythmus, aber der eigenthümliche ge-
brauch der daktylen in der späteren indischen litteratnr,
wo sie gerade das eigentliche tanzmetrum sind^ entspre-
chend den hyporchematischen daktylen der Griechen, scheint
darauf hinzudeuten, dafs bei den Indem der daktylische
rhythmus dieselbe Stellung hatte, wie bei den Griedien der
jambische, dafs er ein altes, dem volksgesange nnd dem
Volkstänze angehörendes metrum war und eben dieses pro-
fanen gebrauches wegen in der litteratur erst späterhin
eingang finden konnte. Und so dürften wir auch wohl den
Iraniern schon für die frühere zeit di^tylisch^i rhythmus
♦) Griechische metrik nach den einzelnen strophengathmgen s. 13 o. 22.
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zur Vergleichenden metrik der indogerm. Völker. 461
vindiciren. Die drei verwandten Völker würden sieh dann
in den beiden rhythmei^escUechtem so von einand^ ge-
sohieden haben: die Iranier haben beide metren im ernsten
coltnsliede zugelassen, die Inder den jambus, die Griechen
den daktylos, während der poesie des volksgesanges bei
den Indem der daktylus, bei den Griechen der jambus
überlassen blieb.
Es ist aber auch noch eine andere auffassung der bei^
den genannten avestametra möglich. Die beiden reihen des
vohuzathra können als katalektische dimeter gefafst werden
und die Verbindung beider würde alsdann dem altrömischen
Satumius und dem nibelungenverse entsprechen.
o — u — w — w I w — u — w — v^
Das ahunavaiti würde alsdann dieselbe katalektische reihe
mit einem hypercatalectischen dimeter vereinigt haben:
........ I ....,....,•
w— U— ,w — vj I V— V — ,w — w — , V
Gegen diese zweite auffassung spricht aber, dafs die an-^
nähme einer vnBQxataXri^ig etwas sehr befremdliches hat.
Der ältesten metrik ist femer die gleiche anzahl von takten
in einer jeden der beiden zu einem verse vereinigten rei-
ben etwas durchaus nothwendiges. Sie geht durch alle
verse der Griechen hindurch und nur die complicirte me*
trik der späteren chorischen poesie hebt diese gleichheit
der aufeinander folgenden reihen in eine höhere eurhyth«>
mie der künstlichen reihenresponsion auf. Auch dieser for-
dertmg trägt das genannte avestametrum bei der zweiten
auffassung keine rechnung und so dürfte wohl die zuerst
aufgestellte ansieht die richtige sein. Eine genaue ent-
scheidung ist freilich erst dann möglich, wenn die zend«>
metra von den fachmännem genauer durchforscht sind, als
das von mir geschehen konnte.
Ziehen wir nunmehr die resultate aus den angegebenen
thatsachen. Die identität zwischen den metren der
veden und des av.esta ist eine so durchgreifende, dafs
wir sie nur auf histCHrischem wege erklären können. Inder und
29*
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452 Westphia
Iranier sind die beiden indogermanischen yölker, die am
längsten den alten gemeinsamen wobnsitz bewahrt haben.
Als sieb bereits die übrigen stamme nach westen hin ab-
gezweigt hatten, bildeten Iranier und Inder noch immer
eine einheit Nur so ist es zu erklären, dafs die Überein-
stimmung nicht blos in flexionsformen, ableitungssilben und
wurzeln, sondern auch in der bezeichnung ganz individuel-
ler und specieller Verhältnisse und gegenstände viel gröfser
ist, als im gebiete der übrigen indogermanischen Völker.
Selbst den namen zur bezeichnung der eigenen nationalität,
den namen Arya, haben beide gemeinsam, ja was noch auf-
fallender ist, die benennungen iranischer flüsse kehren in
den flufsnamen Indiens wieder. Und so können wir denn
nicht umhin, auch die Identität der metra auf dieselbe hi-
storische weise zu erklären. Sie hatten sich bereits aus-
gebildet zu einer zeit, wo die Inder noch nicht in das Pend-
jab eingewandert waren, wo die beiden, später getrennten
zweige des Aryavolkes noch dieselben gottheiten verehrten
und in denselben hymnen besangen, wo noch kein religiö-
ser fortschritt zum monotheismus die Iranier von den In-
dern entzweit hatte. Aus dieser zeit stammen die gemein-
samen mythen von Jama, Vivasvat, Trita, Aptin, Ahi,
welche die spätere religionsanschauung der Iranier der
lehre des Zarathustra unterordnet: dieselben mythen wa-
ren zusammen von beiden Völkern gemeinsam in dem-
selben metrum besungen worden. Erst nach der trennung
kann von den Indern der fortschritt von einem blos silben-
zählenden metrum zum quantitirenden gemacht sein. Die-
ser fortschritt stellt sich aber in den vedenhymnen noch
auf seiner ersten stufe dar. Er hat blos das ende der
rhythmischen reihe oder des verses aus alter silbenunbe-
stimmtheit zur dijambischen messung veredelt, der anfang
der reibe zeigt noch die stufe der avestametrik.
Wenden wir uns den Griechen zu. Drei reihen sind
es, zu welchen das jambische metrum sich vereint; der
dimeter, der akatalektische und der katalektische trimeter.
Auf diese reihen sind die Jamben des Archilochus beschränkt :
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zur vergleichenden metrik der indogerm. Völker. 453
^Si Zev ndxBQ Z%v, adv fiiv ovgavov xQarog^
av S* igy' kn av&gdnfav oQ^g,
und nolXTjfV xar ax^-vv dfifiarcov ix^vev.
Das sind genau dieselben reihen, die uns in den ve-
denhymnen entgegentreten, keine mehr und keine weniger.
Die freiheit, mit welcher Archilochus die drei jambischen
formen mit metren anderer art zu Strophen verbindet, mit
daktylen, mit anapästen, mit trochäen, ist ein entschiedener
beweis, dais sie nicht erst in seiner zeit entstanden sind;
sie muTsten sich bereits vor ihm zu festen formen heraus-
gebildet haben, ehe sie heterometrische Verbindungen ein-
gehen konnten. Zu diesem inneren gründe kommt ein fe-
stes äufseres zeugnifs. In der zweiten generation vor Ar-
chilochus lebt der nomosdichter Terpander, wie ich an ei-
nem anderen orte aus den Zeugnissen der alten, insbeson-
dere des Glaukus von Bhegium festgestellt habe. Damals
war noch der daktylus und spondeus das einzige metrum,
welches in der säcralen poesie der tempellieder vorkam,
nicht einmal der pentameter war zugelassen, der erst in
der zeit zwischen Terpander und Archilochus durch Elenas
in die vofioi aufnähme fand. Nun wird durch vollkommen
glaubwürdige Zeugnisse bestätigt, dafs Terpander auch in
einem aus lauter vierzeitig gedehnten längen bestehenden
metrum v6f4oi gedichtet hat. Diesen längen gab er die-
selbe rhythmische Gliederung, wie sie in dem dreizeitigen
trochäischen und jambischen fu&e besteht. Hieraus ent-
stand der TQOxaZog arj^iavTog 'A^^ und der OQ&iog Lriy
wo wie im einfachen trochäus und jambus die arsis das
doppelte der thesis ist; nach dem rhythmus hiefsen die no-
men, die in ihm gehalten waren, vofiog TQOxctJog und OQ&iog.
Wenn hier nun Terpander die vulgären diplasischen tact-
formen auf vierzeitige längen überträgt und daraus eine
erweiterte und complicirtere form bildet, so geht daraus
hervor, dafs ihm bereits die vulgären jamben und trochäen
als ein geläufiger rhythmus vorlagen. Sie waren das maafs
auf demselben poetischen gebiete, aus welchem sie zwei ge-
nerationen später Archilochus fQr seine skeptischen gedichte
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454 Westphol
aufnahm, nämlich in den liedem der Volksdichtung, die zar
emtezeit und an anderen festen gesungen wurden. Als profa-
ner metren mulste sich ihrer der strenge tempelgesang ent-
halten, aber ohne zweifei waren sie schon Jahrhunderte
lang der rhythmus der volksgesänge gewesen, und wir ha-
ben keinen äufseren grund anzunehmen, dafs sie ^äter s^n
als der daktylische rhythmus. Die üb^einstimmnng der
drei alten jambischen reihen der Griechen mit d^i drei
reihen der vedenlieder und weiterhin ndi den rhythmischen
reihen der Iranier führt nun femer darauf, wenigstens die
demente des jambischen dimeters und des akatalektischen
und katalektischen trimeters in die urzeit hinaufeurOcken
und sie ebenso gut, wie die sprachlichen formen, als ein
altes erbgut des hellenischen Stammes anzusehen, das er
aus Asien nach Europa mit herüber brachte. Die grund-
Züge sind dieselben geblieben, aber der griechische geist
hat die formen vollendet. Die Iranier sind gleichgültig ge-
gen die prosodie geblieben, die Inder machten den ersten
fortschritt zum quantitirenden verse, indeöi sie dem aus-
gange eine prosodische bestimmtheit gaben, bei den Grie-
chen ist diese letztere völlig herausgebildet und zum ober-
sten princip der metrik erhoben. Aber in einem punkte
zeigt sich auch bei den Griechen noch ein rest aus jener
der vollendeten prosodischen metrik vorausgehenden stufe,
auf welcher sie in der vorzeit zusammen mit den Indem
gestanden haben. Bei den Indern ist die erste hälfte des
dimeters prosodisch unbestimmt, bei den Griechen die er-
ste hälfte der dipodie, in welcher der trochäua mit dem
spondeus wechseln kann. Auch die freie basis der Aeolier
dürfen wir hieher ziehn. Wir stellen die behandlung der
drei gemeinsamen reihen bei den indogermanischen Völkern
übersichtlich zusammen:
1) d imeter:
a) Iranier ......... (Ya9na 9)
b) Inder ....,.- ^ - (Anushtubh und Gäyatri)
c) Griechen .-w-,.-^_
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zur vergleichenden metrik der indogerm. Völker. 455
2) acataL trimeter:
a) Iranier . . . ., . . . ., .... (?)
b) Inder ....,...., .-u- (JagatI)
o) Griechen .-^-., .-w-, .-w- "^
3) catal. trimeter:
a) Iranier • • . ., . • • ., ... (SpentamainjuairUptavaiti)
b) Inder . . . ., . . . ., ^-^ (VirSj und Trishtubb)
c) Griechen .-u-, .-,^-, s^-v^
In der nachvedischen zeit treten auch die Inder auf
die völlig prosodirte stufe der griechischen metrik, vor-
nehmlich jedoch in logaodischen bildungen, zu welchen
sie die vedenverse umformen. Es wird der acatalectische
trimeter zum Vanpastha:
. . • ., . . . •, ....
der catalektische zum Indravajra:
Auf dieser stufe ist die prosodische freiheit der Inder
dieselbe wie bei den Griechen, nur die anfangssilbe der
anlautenden dipodieen ist unbestimmt. Die syllaba anceps
im auslaut des verses versteht sich von selbst. Wenn die
mittlere dlt>odie zum choriiunbus geworden ist, so ist auch
hierfür der anfang in den vedischen versen gegeben, in
denen, wie mir hr. prof. Stenzler mittheilt, die choriambi-
sche form SXt die zweite dipodie vor allen übrigen vier-
silbigen fäfsen entschieden vorwiegt.
Auf eine vergleichung des griechischen hexameters und
Pentameters mit den ahunavaiti- und vohuxathraformen kön-
nen wir nicht eingehen, so lange nicht weitere forschun-
gen über die avestametrik angestellt sind. So viel aber,
glaub' ich, kann festgehalten werden:
1) die demente des jambischen dimeters, des akatalek-
tischen und katalektischen trimeters der Griechen finden
sich bei den verwandten Völkern Asiens wieder. Ein fort-
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456 Westphal
schreitender entwickelungagang von der gleichgQltigkeit des
rhythmus gegen die sprachliche prosodie bis zu einer fe-
sten quantitirenden metrik wird durch die Inder vermittelt
2) Die längere reihe bildet einen selbstständigen vers,
die kürzere reihe tritt mit einer zweiten zu einer versein-
heit zusammen, aber die cäsur sondert beide innerhalb des
verses von einander.
3) Am ende des verses findet wo möglich ein abschlofs
des Sinnes statt, ein vers ist ein satz. So bei Indem und
Iraniern. Die Griechen haben diese strenge gemildert, aber
ein rest davon zeigt sich noch darin, dafs keine wortbre-
chung verstattet wird : eig raXelav TiBgarovrai Xi^iv,
4) Die früheste art der metrischen composition ist die
strophische: sie wird bedingt durch den gesang, denn die
älteste poesie war überall eine melische. Mit abschlufs
der Strophe begann dieselbe melodie von neuem. Obenan
steht die distichische form, sie waltet vor in den veden,
erscheint in derselben weise in den episch -lyrischen par-
tieen des avesta, die ältesten Strophen der Griechen bis
auf Archilochus erscheinen ebenfalls als disticha. Zu ihr
tritt bei den alten Indern und Iraniern die tristichische,
tetrastichische und pentastichische hinzu; das griechische
Volkslied mufs selbst für den hexameter dieselben Strophen-
combinationen gekannt haben, denn sicherlich sind die hier-
her gehörenden Strophen der äolischen lyrik utfd der bu-
koliker keine neuerung. Die Strophe ist entweder eine iso-
metrische , aus gleichen versen bestehende oder es .traten
verschiedene reihen zu einer Strophe zusammen. Die letz-
teren sind im veda schon zahlreich vertreten und es ist
interessant, wie sich die satobrihatistrophe
unmittelbar mit dem sogenannten jambischen nevvd/neTQov
des Archilochus berührt:
.— «^ — I . — w-/ . — \j^
. — -' — / • — >-' ü
^Si ZsVj ndrsg Zcv, oov (ikv ovgavov XQaxog^
av ö* 'igy kn dv&Qamoav og^g.
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zur veigl^i^nden metrik der indogemi. Völker. 457
Hiermit haben sich ans die frühesten prineipien der
griechischen metrik dargeboten, die der zeit der specifisch
hellenischen entwickelung voransliegen, die von den Grie-
chcm gleich ihrer spräche, gleich den fundamenten ihrer
religion und mythologie, ihren geselligen und politischen
einrichtungen aus Asien mitgebracht sind und welche in
derselben weise die historischen grundlagen für die später
zu reicher kunstform ausgebildete griechische metrik ge-
worden sind, wie die allen Indogermanen gemeinsame £a-
milien- und geschleobterverfassung dem entwickelten Staate
als grundlage diente.
Nachschrift.
Nachdem dieser aufsatz schon längere zeit niederge-
schrieben ist, kommen mir die Gatha^s des Zarathustra
von dr. Martin Hang zu banden. Ich ersehe aus der vor-^
rede, dafs eine besondere abhandlung, die dem zweiten
hefte beigegeben werden soll, sich unter anderem audi
über das metrum der avestalieder verbreiten wird. In einer
selbstanzeige seiner schrifl, die hr. Hang im „auslände^ ge-
geben hat, bringt er vorläufig die notiz, dafs das sech-
zehnsilbige met um der Gatha ahunavaiti mit dem 9loken-
metrum, dem sechzehnsilbigen Anushtub, identisch sei. Die-
ser vergleich ist nicht richtig. Mit dem Anushtub kommt
vielmehr das metrum von Yapna cap. 9 überein, einem
stücke, bei dem man freilich noch nicht erkannt hat, dafs
es verse enthält. Der cardinalpunkt, auf welchen es an-
kommt, ist die cäsur; sie ist neben der silbenzahl das ein-
zig feste regulativ der zendmetrik und, wie man aus dem
s. 446 von mir gegebenen abdruck dieser stelle gesehen
haben wird, föllt hier die cäsur des sechzehnsilbigen ver-
ses gerade in die mitte, während der sechzehnsilbige ahu-
navaitivers durch die cäsur in zwei ungleiche theile getheilt
wird, ein siebensilbiges und ein neunsilbiges hemistichion.
Hr. Mart. Hang sagt p. 13 des Vorwortes seiner Gatha-
ausgabe: „Das metrum der verse ist öfter gestört und bie-
tet zu einer kritischen textesconstitution nur geringe hülfe^.
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466 Westphal, znr vergL metrik der inctogerm. rSlker.
So wahr der erste tbeil dieses Satzes ist, so imwahr ist
der zweite: ist einmal das wesen des metrums erkannt,
dann ist es geradezu ein unschätzbares mittel, den Ursprung*
Kchen Wortlaut des textes wieder herzustellen. Steht es
z. b. fest, dafs Yapna 9 aus hekkudekasyllaben mit einer
cftsur in der mitte besteht, so hat man hierin ein festes
— natürlich nicht das emzige — regulativ f&r die textes-
critik« Den tou mir bei dem abdruck dieser stelle s. 446
nach jenem regnlatir vorgenommenen Veränderungen wird
man wohl ihre berechtigung nicht versagen können.
Schliefslich wiederhole ich noch einmal, dafs ich das
über den unbestimmten schlufs des avestaverses gesagte
nur als eine vorläufige ansieht hingestellt habe, die ich sehr
gern aufgeben werde, sobald die eingehende forschung der
fachmänner hier bestimmte gesetze ^kannt haben wird.
In Ya^na 9 scheinen die meisten verse trochäisch zu scUie*
isen. Hätten wir vielleicht trochäischen grundriiythmus an-
zanehmen? Ich konnte nicht näher darauf eingehen.
B. WestphaL
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L Sachregister.
Accentnation, die lateinische im ver-
hältnifs zur griechischen 77 sqq.
321 sqq.
Accnsativ, homerischer auf ij von
worteni auf evq 484.
Adjectiva, lateinische auf timus, ur-
nuS) ernuSi ster, stis und griechi-
sche auf Tf^o?, QMq 271. Vergl.
comparation.
AdTerbia, lateinische auf tim 66.
236 sqq.; dorische auf oic 67.
Analogie, ihre macht und Wirkung
in der spräche 881 sqq. Ihre Wir-
kung in beziehung auf die accen-
tuation 382.
Apocope des xaToi und vno im ky-
prischen dialekt 869.
Assimilation. Assimilirende kraft des
i a) auf den f<4genden vocal (a),
den es zu e yerwandelt, im latei-
nischen, sabellischen , umbrischen
151. 166. 167. 170; b) auf den
vorangehenden voeal im sabelli-
schen 161.
Augment, sein abfUl in der griech.
poesie 834 sf. sqq.
Ausfall a) von buchstaben, seil, sabell.
n vor folgendem v, s, m, d 157;
b) von (betonten) silben im grie-
chischen 884 pm. sqq.
Beinamen s. „eigennamen^.
Buchstabenversetzung im kyprischen
868.
Casus s. die einzelnen casus (accus,
u. 8. w.).
Comparation, die mehrstämmige der
adjj. und adw. 241 sqq., bes. 255
sqq. (im deutschen 255 sqq., lat
261 sqq., romanischen 261 m.,
slavischen 264 sqq., griechischen
262 sqq., sanskrit 264).
Mangel von formen ftlr comp.
und superl. in einigen sprachen 269.
Comparativbildende snifixe 270
sqq*
Substantivische Verwendung von
compp. und supeiU. 272.
Syntactische Verwendung derfltei-
gerungsformen, besonderer gebrauch
des einen grades statt des andern
272 sqq.
Consonanten , consonantenverbindun-
gen imd -Wandlungen. (Die oon-
sonantenverhältnisse des kyprischen
im vergl. zum attischen 865 sqq.)
(Tgl. auch „assimilation*].
1) Griechisch:
a statt aa 428.
TT aus o-T 192.
2 ) Latein, qu = skr. c (aus kv)
11—25 (pass.).
3) Goth. hv = skr. c (aus kv)
11 — 25 (passim).
4 ) Sanskrit (im vergleich mit den
verwandten sprachen):
c aus kv 15 sqq. 81 sqq. aus k
mit einwirkung vor y 88. c im
auslaut 83 f.
j , jv aus gv, ghv 26 sqq. (pass.).
V in seiner Verbindung mit vor-
angehenden stummen consonan-
ten (sv 1 sqq. daraus su 2, sü 3 ;
dv, dhv, tv 4 sqq.; kv 11 sqq.
daraus c r= lat. qu, goth. hv
15 sqq.; gv, ghv 26 sqq. dar-
aus j, jv 26 sqq.).
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460
Sachregister.
y und sein flbergang in r, 1 in den
verwandten sprachen 4. 7 nr* 6.
Dativ, griech. des sing. 808 — 312,
des plnr. 86 sqq. Die datt auf
o*?, aii; sind immer aus o.f<r«^
oHT» gekürzt 86 sf. sqq. 63 f. Die
dat endg. fffft 51. Dat. auf omt*
56 pm. auf atr* statt aun 57, auf
ffffh ffihS sqq. Nach langen vo
calen steht nur «rt, nie aai, 68
pm., <r* singularisch 64. Entste-
hung des m aus skr. sva 64.
Declination der u-stämme im latein.
870 sqq. Vgl. übrigens: « casus,
flexion«.
Deutsche mundarten 69 sqq. 890 sqq.
Digamma im kjprischcn 865.
Diphthonge s. «vocale'*.
Eigennamen (und beinamen). Flufs-
namen von wrz. sm 276 sqq. Per-
sonennamen auf cv; 171 sqq. Gen-
tilia auf «i^ 178. Namen auf fii«,
von abstractis gebildet 179. Na-
men auf crg, von thieren abgelei-
tet 162. Namen auf titq^ von
Ortsnamen hergeleitet 188. Namen
auf ci'iq, von adjectiven hergelei-
tet 184. Grötterbeinamen auf evq
168 sf. sqq. Ortsnamen auf evq
216. Namen auf ffiq 178, Mtf tiq
178. Städtenamen auf ca, tat
172 anm.**).
Euklos der chresmologe 861 sqq.
Flexion im kyprischen 868. 869. Vgl.
„Declination, tempusbildung, ca-
sus** u. s. w.
Flufsnamen s. »eigennamen**.
Gentilia auf (vq 178.
Grenus. Wechsel desselben im kypri-
schen 368.
Interjectionen, ihre entstehung 126.
Kyprischer dialekt 290 sqq. 361 sqq.
Lautgesetze des kyprischen 865—368.
Locativ des skr. auf sva, su, shu
54 sqq.
Metrik, vergleichende der indogerma-
nischen sprachen (sanskrit, zend,
griechisch) 487 sqq.
Niederdeutsche mundart 69 sqq. 890
sqq.
Nomina agentis auf -t von kurzvo-
calisch auslautenden wurzeln im
skr. 105 sqq. Dieses t trat frü-
her auch hinter langen vocalen
(106) und hinter consonanten (106
sqq.) an. Entstehung dieses t 108.
Nomm. ag. auf ti, tar 109.
Nomina propria s. „eigennamen".
Ortsnamen s. „eigennamen**.
ParticipialsufQx Ana, mftna des skr.
848.
Personennamen s. „eigennamen**.
Pronomen. Entstehung der prono-
mina 120 sqq. Pron. relat. des
griech. 820.
Belativ-pronomen s. „pronomen^.
Sabellischer dialect 188 sqq.
Stiidtenamen s. „eigennamen**.
Substantive s. „casus, declination,
flexion**.
Suffixe. Ueber die casussuflf. s. „Sub-
stantive**.
1) Sanskrit:
Ana, m&na 848.
t, tar, ti s. „nondna ag.**
2) Griechisch:
tlSfiq aus </r^^<j 177. 178.
tidtov, iSiOv 178.
ivq 171. Seine entstehung 171
(übrigens vgl. „eigennamen**).
«?, »y, iiffi 200.
OK (dorisch) 67.
TC^o^, »o<; 271.
Tiy^ 111.
8) Lateinisch:
tim 288 sqq.
timus, umus, emus, ster, stis
271.
4) Litauisch:
ins = tvq 171 anm.
Tempusbildung , die mehrstilmmige
241 sqq. bes. 248 sqq. Im griech.
* 248 sqq., lat. 246 sqq., skr. 247
deutsch 247.
Verben, als grundlage der indoger-
manischen sprachen 81 sqq. Vei^
ben, in der Zusammensetzung
(scheinbar) als nomm. agent. ge-
braucht 103 sqq.
Vocale (die voce, des Icyprischen in
ihrem verhältnifs zu den attischen
365—367).
1) Einfache .
2) Diphthonge:
ahd. ao, au 217 sqq., ao un-
orgimisch statt oa 222 sqq.
griech. ti neben i 889.
lat. on statt en 872.
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Wortregister.
461
VocalschwUchimg im latein bei ge-
legenheit der composition (und in
ähnlichen fällen) (z. b. facio, con-
ficio) oder in folge von redupli-
cfttion (z. b. cado, cecidi) 880 sqq.
bes. 888 sqq. und 887.
Wurzeln. Die annähme von wur-
zeln als über den verben stehend
ist unberechtigt 81 sqq.
n. Wortregister.
Anm. Die flufsnamen siehe besonders im „anhang**.
A. Deutsche sprachen.
1) Gofhisdi.
aglaitei 76.
aldiza 260.
augd 319 sqq.
balvavdsi 261.
batizo 255.
faumis 260.
favs 260.
filus 259.
gaggida 247.
gatils 255.
gdds 255.
hneiva 28.
ibuks 256.
iddja 247.
iup 256.
kalds 29.
kaurs 28. 29.
leitils 259. 260.
maiza 258.
managr 259.
minniza 259.
nauths 820.
qvaimus 29.
qvithrs 29.
qvithus 74.
qvius 26.
riqyis 28.
seins 4 nr. 4.
sgls 255.
sinista 260.
slSpan 4.
snaivs 17.
sniumjan 286.
sniumundd 286.
snivan 286.
sutis 2.
sv^rs 26.
tfaeina 5.
thiutheigo 255.
thuk 5.
thulan 246.
uf 256.
vaila 256.
vairs 257.
vairsiza 257.
2) Althoclideiitscli.
alahsan 74.
Aodalrihc 220.
Aodalscald 220.
Aodalscalh 220.
Aodebert 218.
Aohhusun 222.
Aonenisheim 219.
Aonolf 221.
Aonulph 221.
Aopi 228.
Aostarmuntiga 221.
Aotahar 219.
Aothild 220.
Aothmaresheim 219.
Aotingas 220 (bis).
Aotker 220.
Aotmunt 220.
Aoto 219.
Aottuni 219.
Aotuni 220.
Audo 220.
AudoflSda 216.
Autchar 220.
Autfrid 220.
Autinga 220.
Autmundisstat 218.
Baodolin 222.
billich 255.
Caofstein 228.
Caozbirc 220.
Caozeslahhun 220.
Caozespnmn 220.
Caozperht 220.
Caozrat 220.
Cauzpert 220.
Chaonrad 223.
Chuningashaoba 228.
Deomaot 223.
Deonaot 228.
dultan 246.
fö 260.
Gaosbod 219.
Gaozbert 219 (bis).
Gaozrich 220.
gldjan 194.
Graodobard 223.
gröz 320.
GuUahaoba 228.
halt 260.
Hachuusteti 220.
harto 256.
Heraotpreht 223.
Herimaot 228.
Hermaot 223.
Hraodpret 223.
hliumunt 285.
Hruotaoz 220.
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4e2
Wertregister.
Hnio4caoz 220.
vinii 260.
luttU 259.
Ippihaoba 238.
wäla 256.
nön 78.
Kaozesheim 220.
wirs 257.
tolgo 268.
Laoniaheim 219.
wirsiro 257.
wrSth 256.
Laonold 219.
Lamms 216.
limnint 285.
3) Mittelhochdeiitscli.
6) Hiederdeatsch.
liumunt 285.
merre 260.
luztc 259.
qnellen 28.
luzU 259. 260.
s§r 258.
Magingaoz 219.
wrz. speh 247.
7) Angelsächsisch.
liaorinzaD 219.
vem 260.
anfilto 75.
Maorlach 219.
wdnec 259.
bUevit 255.
Bfauresberc 218.
claene259.
MauriDga 222.
cviö 74.
MaurowUer 220.
4) Henhoclideiitscli
eode 247.
m^j mSra 260.
mdriro 258.
(auch einige stftdenamen).
feiv 260.
geöng 247.
minniro 259.
äuge 319 sqq.
glovan 194.
mSro 258.
beben 231.
greät 220.
möd! 202.
drehen 20.
lässa 259.
mohi 202.
Eiting 220.
lytel 259.
möjan 202.
elster 75.
seiest 265.
Naothaest 228.
Gosheim 220.
selra 255.
Nardgaot 218.
gross 820.
snaca 234.
neiga 28.
gut 255.
snäs 72.
qualm 28.
hassen 210.
snican 234.
Raocare 223.
kiel 78.
soemra 257.
Raodhaha 219.
klein 259.
svete 2.
Raodpold 223.
kufstein 223.
thravan 20.
Raodrud 223.
leumund 235.
til 256.
Raota 220.
mangelholz 190.
vendan 248.
Raotah 223.
müde 202.
vßorr 257.
Raotnla 221.
mühe 202.
vr&8 256.
Raudinleim 220.
nein 73.
vyrs 257.
Raurebacya 219.
Oensheim219.
vyrsa 257.
Ranreheim 218.
Oettingen 220.
wedel 73.
Raurobacco 219.
Ostermieding 221.
Saochsebnrg 222.
Schnecke 234.
8) EngUsch.
Scaonherlnga 220.
Schönering 220.
siniscalcus 260.
Übel 256.
bad 266.
stiiir 258.
unbill 255.
clean 259.
stur 258.
unwirsch 257.
much 255.
snela 28.
wenig 2€0.
skiU 255.
Snnindrinhaoba 228.
winzig 260.
snake 234.
sw&ri 28.
wirr 267.
sneak 234.
Traostilo 280.
wirsch 257.
tank 195.
trübo 72.
wol 266.
went 248.
wankon 17.
widillo 74.
Zaozzo 223.
5) Altsächsisch.
Zeiz 215.
gnwald 76.
9) HoUändisch.
zil 255.
fiwar 5.
alsins 75.
Verengast 218.
luttik 259.
snog 284.
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Woftregttter.
10) Altnordisch.
lakr 256.
litiU 259.
v&ndr 256.
vondr 256.
(kt 260.
margr 259.
wirso 257.
fätt 260.
meira 260.
fiöl 260.
mickit 360.
fleira 260.
Aeiri 260.
miök 258.
skäri 255.
11) Schwedisch,
nisch.
A^tr 260.
8k&str 265.
fom 260.
Rkil 255.
s. elak 256.
fyniri260.
BDÖkr 234.
s. fSga 260.
fymstr 260.
soemri 255.
d. 8. ond 266.
giarnan 260.
stör 258.
s. saemre 257.
glöa 194.
stoerri 268.
s. SDok 284.
heldr 260,
svaf 2.
d. tvetuUe 74.
hveiha 14.
svalr 29.
hvSa 14.
hvina 14.
svefja 2.
svefti 2.
12) Friesisch.
kvik 26.
sveita 2.
lerest 259.
kvikvendi 26.
sveiti 2.
lessa 259.
kvikvir 26.
tv! 4.
miDüira 259.
kvöld 29.
tvisvar 6.
minnist 259.
46$
B« Griechische sprachen.
aßa& 299.
aßaguTTOP 299.
aßaQTal 299.
aßXal 299.
aßgt/iriq ^^^'
^jißQoxXfjq 215.
^Aßgo/iaxoi; 215.
'Aßgoavrij 215.
ljißQ»21b.
"Aßgavoq 215.
nya&oq 262. 800.
'AyafiifAvwf 214.
aydva 800. 365. 367.
'Ayavri 854 a.
wrz. ayy ^^1-
dyiitct^ 64. 65.
dyitdot 65.
uY%vQa 800.
""AyXatfi 199.
ayXa6/iOQ(poq 199.
dyXa6v 292.
dyog 299.
dygtvq 188.
'AyQMTtfi 416. 417. 418.
"Aygioq 182.
dyvtdrfiq 188.
dyvHXfq 183.
ayxovQoq 800.
ddSuq 867.
dSnoq 800.
"Aidijq 340.
aS/iijT 106.
^AdgaffTtCa 849 a.
ctdgva 300.
a€M/c 292.
'AigontQ 422.
u4£^oflfij 422 (bis).
'A^Qonoq 422.
u4iT*o« «53.
*AiTt(av 194.
'-.4^i'ij<r» 57.
a^^^«»v 802.
AtoHoq 192.
./ilyai 177.
AiyaUp niXctyoq 177.
Alyaioq 177.
Aiytioq 177.
aft/cc 175.
^^^€1^5 177. 410. 411.
-^^^yfwyfv« 198. 840.
Alytfiq (pvXri 178.
^^«cUcia 176.
AlytaXtvq 174.
a^^^MnAo« 174 f. 199.
AlyiaXoq 176.
aiyißriTffq 176.
^^/»evc 176.
Jlyunktq 204.
Aiytaxtvq 216.
^»y 176.
'AiSovevq 340.
'u4Waiy 840.
'Ai^tavtvq 193. 339. 340.
atc; 866. 367.
u4i*^0V/ 422.
Al&onla 421.
AX&via 862.
atxi} 176.
aifS 175 a*).
yif^O? 417,
^iy«v? 181.
Alvrjftfiq 418.
u4teA€iJ« 178.
a2;r6Ao? 800.
af^/oi 244.
^atav 200.
atxv^oy 899.
ax£v«t 292.
dxoarfi 295.
ax^aav 367.
'Axfoioq 178.
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464
W<Hrtregi0teir.
lixTtvq 178.
"AnTWQ 201. 202.
uXa 290.
dXdßfi 300.
dXaXnt^u» 126.
aAoAr 126.
IdXaXxo/itpai 846.
>^aAxo/i€i'aTo? 347.
y^AttAxo^ffct'^ 846. 847.
^AXaXKOfjiivrf:^ 346.
!^AaXxo^/»'ij5 846. 847.
'AXaXxofttvitvq 847.
a>l««7rij^(0i' 300.
'u^/ixio»^ 186.
dXtvQOv 800.
L^A^cw^i.iys 846.
jiXO^fz^vij:: 846.
'^A^a^To? 845a.
dXJaxofiai 244.
J^Axalo« 191.
*u4Ax€Mi7(;191.
AXxifirjSfj 206.
4Xxtovivq 187.
l4Ax^;io? 412.
AXxfifiVfi 191.
*AXxv6vfi 188.
aloi;ce 292. 866.
aAoi'^;^a 292.
'u^Affi/ti^K 178.
!.4A»a 205.
L4Aai€v« 205. 206.
dfiaS-oq 867.
*A/iaQvyxfV(; 200.
dfttlviav 262.
dfikxO-aXotaffa 295.
Afifioxotarnq 366.
*Afiot,ßfvq 215.
ce^t'C 67.
'A/ifpixTvtav 402 sqq.
dfnplq 66.
'AiiquGTQfvq 216.
am/ 126. 129.
L^rocxnoy 127.
oti'axTO^to; 127.
acaxTo^^of 127.
ayaxTW^ 127.
at'öAiffxo) 244.
avaf 126 sqq.
'u4mS*ilpoiy 200.
af(^a 801. 368.
ai'i^^axa? 64. 65.
^AvÖQtvq 178.
'AvSgtftq 178.
ävcxa^ 64. 65.
"^f^fia 173.
'A^&fvq 178.
avK 66.
*Aini6nfi 204. 421.
ai'v£*o>' 864.
ai'oi/a 128.
doqov 801.
aouieara 801.
*AnaxfiX(vq 172.845«.
d/tüfjxa 801.
ani^füTO? 208.
*AniSttV(lq 173.
'AntSavoq 178.
'A/tidov^tq 178.
'AnMv 173.
cBTiAai*^ 291.
dnXavxa 291.
dnXvvta 291.
anocKfr^cX 291.
dnoyifti 301.
dTio^Qfffu 295.
dnoXoCrptiv 293.
<x7EoAot;^aTo; 368.
aTroAiy^/aTOc; 801.
ati^i^ 368.
'Agysioq 848.
*-<4^yoAa5 348.
"AgyoXCq 348.
"Agyoq 418.
a^f/wf 262.
'^^^Ta? 184.
'AgtTdcDv 196.
Agevq 184.
"Agfjq 184.
a^t^o? 801.
^AgCfivaaxoq 406.
a^tO'Tf^o? 262.
'Agnmvq 184.
a^iO'To^ 262.
'^^xfi'5 215.
'^^xT*i»5 216.
"AgfiaTfvq 181. 196.
'Ag/ie&flq 364.
a^/<uAa 301. 367. 868.
a^^itfaro? 301.
'^^rm/ 178.
a^ot/^a 294.
!^^7raA«v? 216.
a^TTtS 301.
"^4^7«'*« 358. 856.
'Aaiitvo^fl 178.
vtfo'cu^roc 201.
"A%dgva 178a. 216.
^AragrtlT'tiq 178 a.
'^ra^yfus 178 a. 216.
:^T^^5 t92.
u^T^al 184.
*-^T^»€l'? 216.
ar/a^o^ 801.
Avyfaq 201.
aui^t/AAa* 8684
oei^cx/^«( 801.
arcAAa» 363.
avtovXXat 868.
ai'tO-»^ 66.
ainöfioXoq 202.
Avvovoij 354 a.
a(pot/^xa 244.
*A(pagivq 182.
wrz. a/ 182.
*Axaifiivfiq 346.
'Ax^Xfvq 211.
'y<;f«U€i}s211.
dxgiq 66.
"Axpogoq 177.
'AiffvgrlSiq »^(TO» 177.
"Aipvgvoq 176.
'Aiftwgoq 177.
BaaAxa 299.
Ba/9us 197.
/9a/o? 99.
/9al*xftcuTi/? 482.
/?aAA(u 302. 365. 868.
/Jaßi'5 28.
BaTfca 355.
BccT/a 350.
BaTina 350.
BavxiSivq 215.
Baüx»; 215.
Bat'Xig 215.
Bavx(u 215.
Bi/9a»i' 197.
ßiXtfgoq 262.
/JflT^wy 261. 262.
/7e(>pw 99.
ß,ßda&Hv 192.
Biovfvq 187.
/9tos 29.
B^aiy 187.
BAaffra 299.
BofjO^oiSfiq 198.
Bofi&oq 198.
Bo»a)To? 198.
/JoA« 366 (bis).
ßofißola 302.
ßoovrpcd 302.
ßogßogt^n 291.
/ffo^/<a£ 866. 867.
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B6%^ 42ii.
ßovxavij 802.
BovUiq 216.
ßovpoq 302.
BovTif« 410.
ßga 90.
^^^^»1 802.
^^fyxa 802. 368.
ßQt/*dUi' 291.
B^iaci'? 178i
BQUtffiq 178.
B^o/oo« 180.
ßqov»o(i 294.
ßgovxfToq 802.
Bgvyifidtq 178.
Bgvyoi 178.
Bi//9Jl(Oi 302.
;^(x^<K 864.
;^aXas 868. 364.
^^aoTi;^ 29.
^'^f^o« 802.
yirro 244.
yiguv 29.
J^i^^i/owiJc 187*
rfigvovfiq 187.
rij^vwv 187«
yiai 867.
fiffyov 2.
^'Xavxo« 194.
yXavxuTtkq 198.
ylavl 194.
;^ilavo'<r«» 194
rXfivtvQ 198« 194.
r^/s 194.
rkfivoq 198.
^'o^ay 294. 864.
rovtlq 204.
rbv^v? 204.
rogyatTtaq 422.
^o^oc 866.
;^^a 302.
yvgoq 231.
^ot^a 417. 420.
dalm 96.
^a/iaT^/^€tfr 308.
dajid» 106.
dauvfifih 106.
Jagdavoq 850. 861.
^c^^oixci^ 7 Er. 6.
^fT«r 803.
dc^ot;; 889.
JixeUfifq 178.
//exiXcia 173.
JtxtXevq 173»
IX. 6.
Wortregistar.
i#»clo« 178.
^/dTTKOftfra 110 a.
ditmora 109 a*)
dtanoTttga 110. 111.
*d€itn9%ig HO.
dinr/soT^ca 111*
Jifiqvevq 187.
JffioTifi 417.
d^va 27.
did^<new 246.
AidvfMOß 173.
Jkövfiaioq 178.
Jtivfitvq 173.
i^/ib? 367.
/l»oy 367.
i^MHTi/a^a 180i
<^^;rTt;Ov 291.
Jiovwnov ISOi
dup&tgaXoKpoq 803.
/liw^coc 200.
doeiS 6.
Jogxela 182.
Jogxevq 182.
Jogvxhvq 182i
döüav 426.
WTZ. d^ 246<
wiz. <^^a/u 245.
Jgofievq 172.
d^6<rov^ 803.
JgvaXoq nhi
du 110a.
Jmg^ftq 173.
Jmgttvq 173.
^' 435.
ra 383.
lalaiv 244.
ra^ 294.
räffj 376.
fyyi»5 66.
^;^x()K 64. 65.
l^xcuTi 65.
'fiy/«os 291.
fyxoSala ,866.
r<^fti 246.
r«;ro.' 246.
rey 428. 424.
*Uo&a 386.
i:,; 377. 878.
p!^ 886. 387. 424 sqq.
hia&a 885. 386.
¥fia, 377. 878.
Eido/itpevq 889.
ElSo/i€vr 839 (bis).
465
l&i» 877.
B^xot^i;« 339.
Elxw$oq 839.
«Uifilov^a 244.
(Uoi' 244.
ti/iAf 874.
(2ii^ 378.
381;
fUcu 880.
cIo? 887.
einop 246«
ct^xa 246.
^l^o^o« 246.
slgnov 882.
c^« 246.
iXq 878.
e.V^ 375.
€«T€ 876. 877
cf» 877.
«r«« 888.
^x 869.
hdtgyoq 191.
fxdq 64. 65.
^xaToc 191.
^xvgoq 486.
'ß'Aa^« 808.
^ila<r<ra»v 268.
"Elä%Ha 186.
"EkaUtiP 186.
"fAttTog 186 (ter).
aauy« 244.
flail/a 303.
^Aa« 244.
'£:Aia 173.
iXfyx<^ ^^<^
'JEltA«!/? 180.
^EXtv&tgevq 184.
a«v^ai 244.
iXcmofiai 244.
IX^- 244.
^l^CTOic 306.
tXfiwq 20.
"EU»*« 417.
"ßAÄ^C 417.
tXffoq 803. 865.
r/««y 380. 881.
r^«»a» 880. 881.
r^^£V 880. 881.
ffi/i€vai 380» 381.
?^iu* 878.
^E/iiivgiß'i'rfiq 863.
^ 365.
rmvov 308.
h^Mw 858«
30
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466
Wortregister.
fpStoq 868.
Mvov 867.
♦Myx 246.
♦Miie 246.
*ipex' 246.
Jfvtwo» 291.
*Eptxevq 216.
"Ew^rfv« 216.
'^•»•i 216.
ipvinm 246.
irri 876. 876.
?5 482 sqq.
ro« 876.
}lo$q 876.
fov 884 in.
Ion:» 876.
wrz. in 246.
*En€uvfi 181.
%n€uraiP 296.
'ÄÄffyfv? 180.
'Eticm)^ 200.
'^«cmJs 200.
infiQa%o% 208.
lnr«C<< 868.
I^rftt«*^^ ^8.
inUoQOP 806.
!£7i«f«^vc 189 sqq.
fjiiSa 808.
*Emif&iPfi<: 192.
*En6%ptoq 188.
'£7it»7r€vc 188.
wrz. ^^ 246.
I^a 406 in.
igaTO&ep 866.
l^€/?09 28.
igetCptt 246.
'EqiXfiiiq 172.
*EQ(t^uvi 178.
'JS^fjt^ci;« 192. 404 f. sqq.
410.
i^^ 246.
'EQtüurnCdaq 406.
'EgCapO^oq 406.
!£^^Mii;>^ 406.
'EQißoM 406.
^Egißi»Tfiq 406.
^^?7^ili7Vo? 194.
'E^^^'i'K)? 406.
'EQt&dgaiiq 406.
*ß^*^i7Aac 406.
'EQi/i'tj9fi 406.
'Egi/iPcunoq 406.
^Egur&ipiM 406.
igta&ipfiq ^^^'
'EQh$/M<: 406.
'^^ft9>avi7;406.
'Egiipvltl 407.
"EgCtpvXoq 406.
^Eg^x^opioq 192. 869.
404 sqq. 406 sqq.
^^MfXo/ 406 a*)
'^^^«»yeii; 198.
^^ot/a 866.
/^ovrre? 808.
^^ff€$ 866.
igvfipoq 288.
fgXOfiou 244.
^^w 246.
^^•rrcutf 246.
wrz. i« 249.
^C 866.
ftraf 426.
la^/fl» 246.
^<r^Aa/ 807.
faxe 426.
raxoy 426.
^cr^^« 874.
ItaofAüu 428.
I^cro 879.
iaatlrai 429.
Är<r£<r ^cM 481.
ia<r^ 878.
^(TffOfieu 428 sqq.
^a<ri»y263.
r<rri7 804. 866.
r<rTft> 879.
r<rT«y 879. 880.
'ETtnpivq 198. 840.
'Ertatpoq 198.
^TTto 192.
ev 262.
Evßoioq 406.
Evdioxfiq 162.
£vW>^txo9 842.
Ev/ioXnoq 416.
EvQvSUfi 842. 419. 420.
EvgvSuioq 842.
EvQV&ofi 420.
Ev^üx^aTi/g 191.
^t'^VTivilo^ 412.
Evgvff&iPfiq 191.
Evgva&ivq 191.
Evgmta 364.
EvQVToq 201.
Evgünaq 841.
Evgtatff 841.
€^<r^7rt;oc 182.
Evtrngoq 418.
«VT» 876.
EvTKTxcU 864.
evT^o(ro'f(r&eM 806.
«u/ov? 306.
*^(P»cUti2? 207. 208.
^/£/«rtoy 178 a*).
iX^oSonoq 210.
fx^o/icu 210.
I«i 877.
la^ 881.
r«a» 878.
Zaygtvq 188.
£a«» 867.
£oMO^£(a 867.
£a/iaTO$ 806. 868.
•Jot^v? 28.
gm«» 28.
£aai 27.
Zivllnnn 409. 410.
Ztv^mnoq 410.
Zi/ffus 216.
Z^y»C 216.
«a 863. 386.
9;(^i} 862 med.
«<^i; 486.
t]cy 886. 887.
'Higonoq 422.
r*jr 424 sq.
^»oq 486.
«ilo» 886.
ji«»' 887.
'Hioptvq 187.
'fli:oyi7 1^7-
fjxa 268.
i7xiirro? 268.
Y;;tt;^oy 244.
'Hfia&ia 417.
^^«v 426.
^p 366. 428 sqq. 425 pm.
*Houu 194.
]Hpa/a 189.
^Hgouevq 189.
Hgiq)apfiq 406.
«« 384.
^<raf 426.
«<r^a 884—886.
i|<r» 878.
mrifnp 262.
^ffTc 426.
ffa'Ti7v426.
^Tc 426 f. 426.
WT1JV 426.
t7T^a»192.
^TOf 426.
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Wortregitter.
467
BaiA¥svq 216.
SafivQiq 417.
&edytoP 806.
S-idyop 86&.
&eta 291.
eeX^Untia 415.
eeo/y^C 417.
eiOHlvfitPoq 203.
Sionti 414.
OtgffapSgtxoq 846 n.
6€(r)r«€v? 178.
BtaactXoq 181»
OeTTOMtoMirf/? 216.
Offßäyh'fiq 845.
Brißatyiffiq 846.
Öijcr«^? 179.
Oonva 866.
^o^ayal 806.
^^«ra? 866.
^o^oeS 868.
0ga{T(vg 184.
^godaua 294.
^va 804.
et/ia 204.
&vqcufvp 67.
•Jav^ 186.
^Tafffv? 204.
*/a(r*09 206.
Tcur/oiy 205.
2^a 804. 867.
Sy^ia ^05. 867. 368.
lyxcu^OTtvt 866.
£;^W47C 867.
"Ida 846. 849.
*I<raAs 849. 861.
'UüOoq 360.
"Wa« 849.
'iao|t«eycvcl71.839. 344.
847. 349.
"1^05, ^doq 849. 860.
rey 887.
'IxciQUvq 889.
"IxeXo« 196.
•lX€iic 211.
'IXtddaq 211.
*EU€v? 178.
"IXiovivq 187.
•liULfvs 184.
7Uo? 184.
t/ia6p 867.
"I/M/S^o« 196.
'IfAiquiq 416.
SJtccooc 246.
•V^« 416. 416.
"Ifuq^oq 416.
ifiCrgaov 306. 365. 367.
i/ifidgaSoq 416.
//MoWa 804.
ifimzraov 867. 305.
|*r 367. 368. 369.
ry 296. 868.
"Ivaxoq 201.
Iv^ia 368.
ivnanäraov 867.
'/yfli 864 f. 855.
iofifaqoh 295.
^0X1/? 246.
^loaütaa 412.
i«o 869.
'Inntvq 181.
^Inno&ofi 192.
f;rua 867.
"Iff/iOQoq 416. 416.
'Iff/i'^vf] 191.
ify^a» 192.
?rTa 867.
t<paT»y 866.
'lipevq 186.
7(p«xXoc 190.
'I(pifiidtia 206. 206.
'/<p«5 186 sqq.
Ttpifj^a 867.
rwi'^i 376.
xdßBioq 306.
xa/ffA^? 306.
xaygaq 306.
xdda/ioq 806.
xadtei 306.
xaxo^ 262.
xaXa/Alvdtq 807.
xaX/^«a 804.
xdnia 807.
Kavxwi' 172.
KcuvMnq 184.
Kcwrev? 184 sq. 186 m.
xo^^fo? 176 a*).
xcugSq 175 a*).
xaxxetya* 306.
xoMco^cK 864.
xaxoQftidq 867.
xcUi/e; 806.
nciXidia 368.
KaiUiOTreta 416.
KcOXiOTrfr 416.
KaXhgoti 421.
KceU»(TTo» 204.
Kakvdpfi 181.
xdiMiim 17.
xavo^tt» 18.
Kicei'axi} 188.
KaTia^eu? 196.
xdnaTa 806.
xairaTal; 863. 364. 366.
xandxaq 363.
xaTrarooiy 863. 364.
xd^qa^ov 866.
xa^ 804. 369.
xaTwxoqiid^rat 364.
xaT/j^eat 806.
KaTQtvq 214. 346.
XaT^ 214.
KcKpflQtvq 216.
xajf/Aa 804.
KtyxQiai 172 a**).
KiyxQ^iOq 172a**).
K^yxqtaq 172 a**).
jr*<I^^a* 173.
Ke^^CMx* 173.
Kix^ov/ 320.
KtXa^Pivq 173.
x€V€a 804.
Kiqa/ioq 296.
JTf^d« 841.
K«^€i55 216.
Kiiq^&oq 216.
Kirrev? 204.
Ä^7u€188.
Kritpivq 216.
l&/(jp^i^C 216.
x^/9«ffK 804.
x^/?ov 806.
xitfyoy 806. 868.
KlXXa 849.
JOUoc 849.
K^XXdvMV 349.
£«Ucv$ 216.
x«Uoc 804.
xfr^ce/ 804. 366. 368.
Kivaöoe 840 a.
£«yctdaiy 840 a.
xlva&qoq 804.
Ki/pa^m 216.
xft(^K 866.
£/^^K 866.
Ki<ra€^5 180 (bis).
Kurfffftq 180.
iC«r<r^« 180.
x*x^o5 804.
KXo^wv« 204.
KAo^ws 204.
xUZd€q 292.
lOetf^a^ 847.
30*
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Wortn^stop.
KUiivfi 847.
KXttnfoq 847.
KXovCfi 202.
ElviOmi 208.
KXvfiivoq 420.
Kvc^ytvf; 214 (bie).
Xm//a 214 (bis),
Xfaxa^My 214.
XfaxobAi/cr/a 214.
ICraxoUo? 214.
XyaxcaTft? 214.
KvctKmv 214.
J&aieaTK 214.
KKIJXOf 214.
Kvfinoq 214.
Krai&idtvq 216.
Molvfißoq 20.
MOfißoia 866.
JKo/ineurtvq 179.
xovaßoq 18.
IToTT^cv^ 174.
»o^(a 806. 866. 3^7.
Kö^ 421.
ico^/«agoy 864.
iro^(FicM 178 (bis).
Koqata 178.
KogaicU 173.
iTo^v^aJUlos 182.
KoQvdivq 182.
Ko^v^oHT 182.
Ko^t/^c»? 182.
Xo^t/^o$ 182.
Kogioptvq 182j
ITo^cJvcia 184.
dKo^wpo? 184.
xoff/i'^Tijq 807.
JfiCoTvAei;?184.
JCojtA^« 194.
x^otql^a 867.
£i^a/aXft;? 216.
ji^mi} 402.
K^avaCxfAti 403. 404.
JK^afoeo« 401. 402 sqq.
K^^aTawivfiq 846 f.
KgaTifvq 184.
x^4'>^MrT0$ 262.
XQtCTXtiV 26^.
K^ij^et? 178.
£^i7^fii^C 178. 214.
KQid-evq lß2.
Ei^i&rftq 182.
JK^oKo? 176 a*).
Ki^OTOfno« 41!^.
kv^anoq 201.
xTf^<tcx{ 867.
JCt/a^oirw^o; 418,
xvßaßSa 807.
xi^ipoc 807.
JCv^Mcoc 418.
KvyxQfici 214.
KvyxQfvq 214 (bis).
JCvxAev? 204.
xvfißada 307. 866.
JTi^mv^o? 216.
xvrvnur/ia 304.
KvqaUa 178.
xv^o; 14. 16.
Kvao? 232.
Mwr&oq 232.
KwCaaoiQoq 418. 414.
KvToq 414.
JTuTtf^o? 413.
KwTttvti 172. 198.
Xayx^vu 99 a.
Xax4wy216.
laodixfi 34}.
Aacrxtt» 20.
^coyTCvc 182.
Aiitgia 172.
^^n^€»of 1 72.
Ainqtov 172.
Ainqtoq 172.
Atnqivq 172.
Attgevq 189.
XfT^it'Oe Jl89.
A«i/x4W7rcv$ 182.
XtvxovaCa 366.
XtvxoDffCa 366.
IfVTvxCSfiq 211.
A^/^K 86.
Xeiffnvq 183.
A/i|/tos 188.
AtfOTVxlSfiq 211.
A»i^ij 210.
A^^o? 34^.
^ijTO)210.
XiyyovQiOV 400.
At;/i;^f'OV 400.
X/^'i/^oi' 399.
Atyi^^^Q 400.
Xfyvgoe 400.
At^^y 806.
A/i'O? 418.
Xoifvidta 366.
Ao(pW$ 866. 868.
Avalox 212.
XvyyovQiov 400.
Avyx^vq 182.
Ai»yxov^oir 400.
At/xTO? 186.
^vxwTKa« 422.
Avxmneifq 182.
Avaivq 212.
Avffioq 212.
A^a»!» 262.
ftayyavov 190.
Mayvfiq 417.
Äfaia 80.
Moxoc^ 196.
jlfaxa^ia» 178. 195.
Maxo^ev? 196 (pass.).
196 (bis).
ilfaxo^^a 196 (bis),
jteaAa 261.
lUoAixa 807.
MoA/oc 198.
fM/ffB-avm 189.
Jlfa;ifai^£v? 188.
fityalqtiv 296.
Mtyotqfvq 173.
/itlXäxoq 261.
iu<^a»9' 263 (bis).
MiAeuya*173.
ilf«Aa«y€ai 178.
JUcAaiVcvg 178.
JlfcAa^Tio^e« 208.
M*Aa»'^£vg 216.
M^ay^o« 202. 208.
MfAawÄWO? 188. 482.
fiiXavoq 288.
McAccfOt/; 422,
M/Aa? 418.
fitXeSfovoq 238.
^/;i6t 261.
ilf^Atx/i^Ti;? 198.
Ma*(r<ra 342.
Jlf*A*<r<r€i's 181.
MfA«T«i;« 181.
MirdXinnoq 188,
üffVfx^aTi;^ 191.
J»f«>'^Aao? 214.
Mivta6-irfiq 191,
MfVfaO^tvq 191.
Äf«W<r^ijS 191.
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469
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ilai'dii} 857.859.
nap9M0tq 859.
Jlapdimv 855 sqq. bes.
856 m. sqq. 409. 410 f.
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Uapvivq 184.
Ucuri&ia 859. 860.
jraffjf« 244. 245.
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Ilididq 402. 403.
i7cd»cMr«o* 408.
UnQcMvq 188. 216.
Utlqcuop 216.
ileUm 862. 865.
iI«XA»« 199. 200.
7r/l«0^o« 288.
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47d
Wortregister.
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Ilv&uvq. 178.
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üvXfiyivtiq 845.
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^€a 98.
^CM» 98.
'Ptla 80.
'P^yiOf 405.
'Pi/Stivi»^ 411.
'Po66nri 421.
^i;d/ad64.
Qvnva 805.
'PvWa 205.
'PifTiOi' 205.
(Tce 867.
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^aX/iwPivq 182.
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wrz. <rc7c 246.
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(r^a{ 306. 866. 867.
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wrz. «TTio« 247.
(Txt/da 864.
(TXtlV/ 211.
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Sfup&evq 180.
S/jUpO^ 180.
2/ii; 197. 198.
«rocUa 366. 867.
^6^ 866.
^Tra^Taxo? 192.
Snagrup 841.
(TJiavoy 867.
(nrijcfrcr» 62.
^radftci'Q 172.
STtQOTIfl 422.
(TT^O» 29.
(TT^OTEo 806. 865*
(Tt/XOf 8.
^v^TK 177.
Ofpoq 4 nr. 6.
(Tj^^ff^a 232.
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.Z'jlfotrot)? 198.
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trwgCtfjq 178 a.
ffwgoq 178 a.
Ta/t/cur» 67.
To^aS^ttr 196.
Ta4]poir 295.
T<y^a 173.
TC*oc 388.
T«A»5 888.
T«X««r^ftJ 192.
7eAc(r*x^aT97C 192.
TtXeffTfjq 186.
Ttmyij«; 195.
Ttg/n^vq 184.
TfiXodUfi 342.
Ti/oeiJ« 410.
TAaw 246.
To»9^c(r(r» 48.
Towrt^c 48.
Ttfl/iooi 246.
To^cv« 178.
xgi 7 nr. 6).
rgi/u&oq 867.
T^^jlfft) 246.
Tgoit,^ 422.
IVdfV5 172.
Tvgoq 203.
7v^ 208.
Tvtpamp 196.
Tv(pw{vq 196.
Tt/^wy 196. 197.
rw9)#5 196.
TÜpSeop 48.
VYytfioq 807. 867.
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Wortregisicr.
471
vSga 288.
vtaiq 306. S65.
'YXivq 196.
vvTtqaariav 807.
^Yniqua 178.
'FÄ«^i/te 178.
'r^alo? 341.
'Fß«^5 173.
'r^^ce 173.
VQiyya 807.
'F^^i/S 173. 204.
'YqfMva 200.
'r^/tfi^ 200 (bis).
'YgvaxCSfiq 349.
'r^Taxos 348. 849.
vqH/ii> 68.
vir/iivfi 200.
^CTct? 367.
'rv;«v« 178.
'F^/i/ts 178.
v%pCßQOfioq 194.
WTZ. ^a/ 245.
0dXaQa 190.
<PaZa^ev9 190. 191.
0akäQoq 191.
<I>aA.i7^og 191.
0avoTevq 414.
^ao? 389.
9/1^01 245.
Otsvq 181.
<P^/<»a 188.
0riytvq 188.
«Pijyci;? 182. 352.
^rivm 852.
tf»i79€i'? 182.
0*Xdft/*fov 416.
^»Acv« 184.
^iXfifiuiv 215.
<P»A»|oi 193.
^»Ao^ö^o? 342.
<2>ao/«^Aa 409.
Oilolhfi 198.
^aoferog 198.
a>«AoSai 192. 198.
OiXwvlq 416.
4>»yci;$ 182. 851 ftqq.bes.
858 m. sqq.
(pley/iop'^ 238.
0Uyva 178.
4>JLf/i;a? 178.
0Xtyvsvq 178.
4>AtiJ5 181.
^oiTaXisvq 172.
(Z^o^Tfccu 178.
^üixiai, 172.
^ohiov 178.
(PoActr; 204.
4>oloci;« 204.
4>oAoi7 204.
4>oAo? 204.
(povoxTOVoq 194.
Ooqßaq 187.
06qfioq 183.
0oQmevq 214. 839.840.
841 sqq.
<pooi$ 389.
OqotGMTiQlihiq 860.
0gdai/ioq 360.
CP^^Ioi; 412.
0ßoi^K 413.
<l>vAa« 189.
<l>iJA«v? 189.
<{>vUaM>Q 189.
<I>yXA€v? 189.
0vXXCq 189.
<l>i»Uo? 189.
4>u(rxa 189.
0vaxelq 189.
^t;(rx£vc 189.
^vanot 189.
(l>i/(rxo» 189.
^vaxoQ 189 (bis).
^virxwp 189.
4>vTio? 190.
^wxiee* 178.
^«xcv? 178.
^taxlq 195.
C^iiixo^ 195. 204.
XaXxiSevq 178.
XaAxiOJ«7l81. 182.411.
412 (bis).
j^cUxw^oiy 411. 412.
jlfaAxoiy 412.
xdQifoq 295.
jlfa^OTio? 199.
XiCqap 262.
;i;e»^a>yai'ax'ri|g 127.
XfQiCfov 262.
X^ov/a 410.
XifiatQivq 215.
Xioi'i} 417.
Xiovldriq 417.
X»on5 417.
XA«^»? 208.
X^^/tij« 194.
Xqifiutv 194.
Xgofila 194.
Xqofiioq 194.
XßO/«#? 194.
X^dyo? 176.
X^t/<ray^/9 421.
X^t/aat^a? 215.
Xqvtraoqtvq 204.
X^t/aa^ioy 194.
X^vaaw^ 204.
Xqvaivq 214.
X^vaif(^9 178.
X^vffi/ 178.
Xqvfffiq 178.
Xqvaiop 194.
xffaqoq 238.
2Fa»9/<; ^^^-
«avcr^ 213.
(u^^oi 209. 210.
cSxfayo? 240.
^Slxvqofi 421.
aXeai&v/Aoq 194.
wqcuFk 57.
(3<r» 878.
VZtos 207—211.
0. Italische qprachezL
1) Lateinisch.
Absyrtus 176. 177.
accipiter 78.
acervatim 289.
AchiUes 212.
Aconteus 182 f. 188.
Aegialeus 176.
Aegon 175.
Alcioneus 187.
alterim 289.
Amanaatis 191.
Apsyrtos 176.
Artemis 207.
asio 208.
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472
Wortregister.
Afltraeus 188.
Afltrens 188.
aiisciiltare*208.
bellns 261.
b§nS 87.
bonus 261.
bovätim 240.
Bromus 194.
Bates 207.
Caenis 184 sq.
caesim 239.
canätim 240.
cano 13.
Caphäreas 216.
carptim 289.
cavema 80.
Choanius 188.
Chrömis 194.
Clanis 194.
columba 20.
compos 111.
connipsi 81.
conniveo 28.
Coröneus 840.
coxa 347.
coxendia 347.
creta 13.
cumulatim 289.
cunnus 232.
curvus 14. 15.
Davus 216.
Dionysos 207.
Dorceas 182.
daonus 6. 261.
eff^tio 249.
Eleleus 180.
enim 239.
Epopeus 183.
Ergeus 216.
Erichtho 192.
Erigdapus 196.
Euiypylos 215. .
extrinsecns 239.
wrz. fa 247.
fac 246. 247.
Ferönia 342.
ficus 8.
fio 247.
flare 8.
foUitim 240.
foras, fores 7 nr. 7.
formns 29.
fomax 31.
fumus 31.
fhtUis 249.
fiituo 249.
Galaihea 185.
gelu 29.
Geta 216.
Gorgona 355.
gränuin 29.
gravis 28.
gregatim 239.
Halcyoneus 188.
heres 262.
hems 362.
hirrio 233.
histrio 231.
Hyleus 195.
Hypsea 176.
Hypsens 178.
Hypsipyle 176.
Iceion 195.
Idalis 348.
niona 187,
Imbreus 196.
inquiunt 15.
inrio 238.
innto 233.
interatim 240.
interduatim 240.
interim 239.
intrincecns 239.
Iphis 185 sqq.
istim 239.
lateo 210.
Latona 210.
Latreus 196.
lätum 246.
Leucippos 185.
Ligdos 186.
loquor 20.
lucema 80.
Lyctns 186.
Lykos 215.
Macarels 178.
malos 261.
Marovinm 137.
Marravium 137.
Marsas 137.
Melanthe 203.
Melinifaiis 208.
melior 261.
mendax 282.
mendum 232.
mentiri 232.
mentnla 232.
MSnäleus 188.
mensis 104.
minütim 289.
möles 202.
mdlestos 202.
mdliri 202.
Molpeus 188.
Morpheus 195.
multus 261.
NUei^ 188.
ninguo 27.
nix 27.
Nyseus 198.
Novonsiles 160.
odi 210.
optimus 261.
palombes 20. .
Pa^opeus 195.
parvus 261.
passim 239.
paucns 261.
paulns 261.
pauper 261.
pejor 261.
Periphas 351. 352.
pessimus 261.
PhaeScömes 194.
Phantasns 195.
Phobetor 195.
PhdndlSnides 194.
Pitys 419.
popina 17.
propritim 240,
pnnctim 239,
Pyreneus 216.
raptim 239.
rima 232.
I^pheus 196.
♦rire 233.
ninco 17.
sacerdos 106.
salientes 175.
Schoeneia 198.
secius 263.
sensim 239.
Silvios 179.
wrz. spec 247.
stingao 29.
Sdphelns 194.
snätim 240.
südo 2 vgl. 3 nr. 2.
superstes 106.
Syms 216.
Telestes 186.
Telethusa 186.
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Woftf^^stflr»
473
Terensns 187.
Thelziope 416.
Thyoncus 198.
tolütim- 239.
torqaeo 20.
Toxeus 183.
tribatim 240.
tuätim 240.
taU 246.
Typhoeus 196.
ülyxes 212.
utrinde 239.
utrinque 239.
utrinsecas 239.
vaciUo 17.
venter 29.
vibrare 281.
vigeo 26.
viritim 240.
vitrum 899.
VIVO 27.
2) Oskisch.
comparascaster 162.
faid 156 sf.
mes-in- 165 f. 166.
3) Sabellisch.
agine 145 f. sqq.
aisos 138. 139.
AUes 170.
amatens 153 sqq.
asignas 140 pm. sqq. 142.
asam 149.
atrat 168. 169. 170.
aunom 168. 169 sf.
aviatas 141 sqq.
Cerie 151.
eitoam 152 t
esuc 148.
ferenter 189 f. sqq.
feret 149 •
flosare 164. 165.
hiretom 167. 168.
iafc 148.
Joves 144.
Jovia 144.
lixs 185 f. 186.
Maroucai 137.
mesene 164. 165.
nipis 156.
nitaa 158.
Novesede 160. 162 f. sqq.
ocres 144.
ocri- 148.
pacr 162.
pacre 161.
pacris 138. 189.
pacrsi 162.
patres 144.
pedi 156. 157.
pesco 161.
pia 151.
Poimuniei 166. 167.
Poleenis 149.
regena 150.
si 152.
total 136 f. 137.
toutai 136 f. 137.
venalinam 153.
D. Sanskritsprachen.
1) Sanskrit
ax 105.
antika 264^
ambaka 234.
ar^asä 237.
alpa 264.
a9aiii 343.
asita 284.
asura 234.
asmayu 171.
äfapatvan 78.
itvan 80.
wrz. ish 246.
ud 105.
tavi 80.
ka 128.
kaiika^a 18.
kafika^i 18.
wrz. kac 34.
wrz. kanc 34.
wrz. ka^ 13.
kaniyas 264.
käcas 34.
käncanam 34.'
kädamba 20.
k&rya 175 a.
käla 175 a.
kdlya 175 a.
k%& 175 a.
kä9 34.
kifikipt 13.
kntmala 17.
wrz. kim 13.
wrz. kas 232.
koti9a 17.
wrz. kmar 14.
wrz. kvel 9.
wrz. xid 9.
xipa^a 343.
xipa^i 343.
xipa^u 343.
xipanyu 343.
xepa^a 343.
xepa^i 843.
w^. xvid 9.
wrz. xvel 9.
khaga 234.
khagama 234.
khacara 234.
khy& 15.
gandhavaha 343.
wrz. gal 28.
gard 28»
wrz, giv, giv 231.
0d 193.
cakra 231.
oä(&mi 17.
wrz. ca^ 13.
ca^a 13.
cür9a 84.
wrz. cyn 33.
wrz, cyut 33.
jathiras 29^
janani 343.
janyn 348.
jv^ämi 28.
jaran 29.
jlüam 29.
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474
Wortregister.
jlUpati 110 a.
jivri 231.
wrz. ja 88.
jy& 29.
jykyas 264,
wrz. jyu 88.
wrz. jvar 29.
wrz. jval 29.
wrz. jyut 88.
jhal& 29.
ta 125.
taralä 5.
tiras ö.
tavisbä 288.
türyö 6 nr. 2.
dam 110a.
dampati 110 a.
diganta 856.
wrz. dyu 88.
dharmayn 171.
dharmayuj 171.
wrz. dh& 247.
dhm& 8.
wrz. dhva^ 9.
wrz. dhyan 10.
dhvra^ 9.
wrz. nakk 114.
nakta 118. 114.
naktin 118.
naga 288.
nagara 234.
naptar 112.
nabhafcaxns 850.
nartana 842.
n&ga 288 sq.
n&gadantaka 284.
ni9 114.
nifä 114.
nediyas 2^4.
pa9 247.
pä^yämi 17.
prc 8S f.
pramantha 190.
pra^asya 264.
prasphattäyftmi 18.
prahasana 281.
prahäsin 281.
Bahurüpa 174.
Bhnranya 839. 840. 842
sqq.
wrz. math 189.
wrz. mad 282.
männsha 288.
Manmatha 190.
mahi 80.
mäsa 104.
ya 123.
yUf yi^ (in oompp.) 171a.
raghu 98.
rajas 28.
wrz. mo 88.
Hi 283.
laghu 98.
vachasd 237.
▼adhüyn 171.
vartani 348.
varshtyaa 264. 267 sqq.
yä4ha 264.
Vi9yarüpa 174.
vihafiga 284.
▼ihafigama 284.
v^ddha 264.
yäihftsika 281.
Patadhäman 174.
fushi 282.
fushira 2S2.
wrz. qcjnt 38.
^raddh&yukta 171.
9rayasya 171.
frizukta 171.
frtynta 171.
freyas 264.
9romata 237.
wrz. 9vid 9.
wrz. shthiy 38.
wrz. sh^hyu 88.
sa 123.
sanramushika 180.
s&dh!yas 264.
s&ra^i 848.
Sita 284.
snra 284.
sdraa 8.
sürüs 8.
sphafika 18.
sphiCye 18. ^
sphat&ni 18.
sphotäyämi 18.
wrz. sm 276 — 278.
wrz. syan 10.
hftsaka 231.
hnras 14.
hnrcch 14.
hydras 14.
wrz. hyal 14.
wrz. hvy 14.
wrz. hve 14.
2) PrUarit
sd 4 nr. 8.
E. IräDische sprachezL
Zend.
aiwithüra 5. 6 or. 2.
SrSdhya 5.
hg 4 nr. 8.
tum 6 nr. 2.
nryäpa 841.
zaryan 176.
F. Lettisch- aLavisehe sprachen.
1) UUvisch («ad
lettl8€h).
aim^snis 262.
(lett) api
dumczius 171
dümtil71.
dydse 8.
202.
dyesti 8.
kampas 17.
kümpas 17.
(lett) mahkt 202.
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Wortregister.
476
(lett.) makulis 202.
moketi 202.
muke 202.
qvi^sti 14.
saldüs 4 nr. 6.
sniegas 28.
siiigti 28.
Bvkras 28.
svarbüs 28.
svferti 28.
stegius 171.
wrz. zvan 10.
2) Altslavisch
(russisch, polnisch).
bolü 264.
dobri 264.
gorschii 264.
niss. majat* 262.
mali 264.
poln. m§ka 202.
mnii 264.
ounii 264.
sladdk 4 nr. 6.
tulu 246.
smokya 8.
zivot 27.
zoly 264.
wrz. zvan 10.
Anhang.
Flafsnamen und einige nach Aussen benannte stadte.
a) In griechischer
Schrift.
A7vo<; 281.
"Ah4Q6&u>q 287.
JdvfxaTQoq 261.
EvQanaq 287.
"IffTQoq 280. 281.
KaXh^QOfi 280.
KdvOTQoq 280.
'Pdaq xoXnoq 279.
'Pn&gov 287.
'Peiroi 287.
'PeUoi 287.
'P^ßaq 279.
'PrivttCa 286.
"Pripua 286.
'Priaoq 287.
'Pößeia 279.
'PoSioq 287.
'Podzfiq 287.
'Potrdxfiq 287.
'Pohe^ov 287.
Srgayova 286.
STg(oi4vra 288.
STQ^voq 286.
STQvßla 279.
TgovsviXvoq 288.
Srgv/ifj 286.
Sxgvfivi 286.
Stgvumv 286.
XakoiCTga 280.
XaXfdT^ 280.
XäXovaoq 280.
X^vffo^oa? 280.
^Slxvgoti 280.
b) In lateinischer
Schrift.
Aenns 281.
Alster 282 (bis).
Alstra 282.
Bamestra 284.
Beemster 284.
Danaster 280.
Danastos 280.
Dniestr 280. 281.
Drewenz 288.
Dm§ca 288.
Durentia 288.
Durance 288.
Elistra 282.
Elster 282.
Enus 281.
Exter 283.
Extemstein 283.
Geister 282.
Haister 284.
Haiostron 283.
Haister 283.
Halstem 283.
Haltern 288.
Inda 282.
Indrista 282.
Inn 281.
Innerste 282.
Inster 282.
Ister 280. 281.
Ernster 284.
Laster 284.
Lastrau 282.
Lissos 286.
Lister 283.
Listrogaugium 284.
Lystra 280.
Nister 284.
Onestrudis 288.
Ster 279.
Stradik 288.
Strawa 279.
Stregonia 286.
Strenz 288.
Streu 279.
Striegau 286.
Striege 285.
Striegiss 285.
Striegnitz 285.
Strien 286 (bis).
Strijbeck 279.
Strijen 286.
Strobeke 279.
Ströbeck 279.
Stroe 288.
Stroet 288.
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476
Wortregister.
Stroga 285.
Strogen 285.
StTOo 288.
Strowa 279.
Stmde 288.
Stmga 285.
Strumien 285.
Straona 286.
Stiy 279.
Styr 279.
Saestra 284.
Susteren 284.
Sztmga 285.
Tyraa 281.
Ulster 282.
Ulstra 282.
Unstrut 288.
Wilster 282.
Wostra 284.
J
/
W
Gedrackt bei A. W. Schade in Berlin, Grttnstr. 18.
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MAR 9 - 1961
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